Revox A78 - Bluetooth einbauen

Hallo Forum-Nutzerinnen,

nachdem ich vor kurzem einen Revox A78 defekt gekauft habe, wollte ich euch hier über meine Erfahrung beim Einbau einer Bluetooth-Schnittstelle berichten, bei der ich auf durchaus überraschende Probleme gestoßen bin, die ich aber erfolgreich lösen konnte.

Ziel: Bluetooth einbauen, ohne den Verstärker äußerlich oder bezüglich seines Klangs zu verändern.

Lösung:
1. Ich verwende eine Bluetooth-Modul mit einem Relais und schalte mich in den Aux-Kanal ein, wenn die Bluetooth Schnittstelle mit dem Gerät verbunden ist.
2. Ich baue LEDs hinter die Plexiglasscheibe des Eingangswahlschalters ein, die ebenfalls nur dann aufleuchten, wenn ein Gerät verbunden ist.

Um möglichst gute Qualität zu erhalten habe ich ein Bluetooth-Modul mit dem Chip CSR6875 eingesetzt, welches die aktuell besten Übertragungscodierungen nutzt, wie APT-X, APT-XLL, APT-XHD und LDAC (lossless). Das Modul hat einen separaten AD-Wandler und einen hochwertigen Audio-Treiber.

Herausforderung:
Die größte Herausforderung war allerdings die Stromversorgung des Bluetooth Moduls das ich an die Versorgungsspannung der Vorstufe des A78 (24V) anschließen wollte. Nachdem ich das Modul bereits eingebaut hatte, habe ich aber feststellen müssen, dass die 24V-Versorgung schnell zusammenbricht, wenn zusätzliche Lasten angeschlossen werden. Der Grund liegt in dem ungewöhnlichen Soft-Start Verhalten der 24V Versorgung. Den Verlauf bein Einschalten sieht man auf dem Oszilloskop-Bild unten:


Schließt man zusätzliche Lasten an, bleibt die Versorgung bei ~5V (lastabhängig) hängen.

Naheliegend wäre alternativ, an die Sekundärwicklung des Trafos (oder den Siebelko) einfach eine weitere Versorgung für die neuen Komponenten dranzuhängen. Leider funktioniert das aber nicht, weil bei der 24V-Versorgung nicht, wie heute üblich, der positive Zweig geregelt wird sondern die 0V-Seite (Signalmasse). Deshalb kann die Masseseite einer neuen Versorgungsspannung nicht mit der Signalmasse des Gerätes verbunden werden, ohne die Ströme durch den Regeltransistor der 24V-Versorgung zu schicken. Damit hätte man dann wieder das oben genannte Problem.

Hier ist der Ausschnitt aus dem Schaltplan des A78 der das Problem zeigt:


Ursache für diese ungewöhnliche Schaltung ist, dass in den frühen 70er Jahren PNP Transistoren deutlich teurer waren als NPN Transistoren. Daher auch die Quasi-Komplementären Endstufen des A78, die nur mit NPN-Leistungstransistoren bestückt sind.

Nachdem ich viele Varianten in Betracht gezogen hatte, die alle einen nicht so einfach einzuschätzenden Einfluß auf das Verhalten der 24V Versorgung gehabt hätten, habe ich mich entschieden die Versorgungsspannung einfach "umzupolen". Das heißt, ich habe alle NPN-Transistoren durch PNP-Typen ersetzt (und umgekehrt), sowie alle Dioden und Elkos umgedreht. Das Ergebnis ist das gleiche Verhalten der Stromversorgung aber bei umgekehrter Polarität. Da die Versorgungsspannung mit Steckern angeschlossen wird, braucht man dann nur noch Plus- und Minus-Anschlüsse umzuklemmen. Hier ist der resultierende Schaltplan:


Und hier noch ein Blick auf die modifizierte Versorgung mit bereits umgesteckten Anschlüssen:


Da jetzt die Signalmasse direkt am negativen Pol des Siebelkos liegt kann man die Versorgungsspannung des Bluetooth-Moduls direkt mit zwei Dioden aus der Wechselspannung des Trafos erzeugen, ohne die alte 24V-Versorgung zu beeinflussen. Die Wechselspannung liegt praktischerweise auch an dem Birnchen für die Betriebsanzeige, was für den Einbau der neuen Elektronik praktisch ist, wie Ihr bald sehen werdet.

Damit erst mal genug für den ersten Teil meiner kleinen Reihe. Ihr könnt gespannt sein, wie es weiter geht.

Bis bald!