Raumnadelmodifikation AT-95e (oder: Frankensteins Monster.)

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vroma
Neuling
#1 erstellt: 08. Okt 2018, 10:15
Hallo liebe Gemeinde,

ich möchte Euch gerne meine Erfahrungen mit dem im Titel genannten TA und der entsprechenden Technik von Hr. Soppa mitteilen.
Ich selbst bin was Schallplatten angeht, ein Anfänger. Vom Alter her ein Kind der MC und CD. Ich führe HiFi-technisch keine Glaubenskriege und bin prinzipiell für alles offen.
Mein Einstieg war ein DUAL CS-604 welcher zunächst ein AT-95e spendiert bekommen hat, da die DN-242 bereits verschlissen war. Später stieg ich auf ein Nagaoka MP-110 um. Wirkliches tolles System ab Werk. In Japan sehr günstig zu bekommen (System ca. 85 Euro / Ersatznadel 35 Euro).
Bei der Recherche nach Informationen zum Thema Vinyl bin ich dann auf die Seite schiller-phono.de gestoßen, welche wirklich sehr gute Grundlagen zum Thema hergibt. In diesem Zug bin ich auf Hr. Soppas Raumnadelkonzept gestoßen. Wirklich interessant. Theoretisch fundiert und mir absolut einleuchtend. Den klanglichen Vorteilen bin ich natürlich skeptisch gegenüber gestanden, aber:

Versuch macht kluch! Ich hatte ja noch ein arbeitsloses AT-95e herumliegen…

Zunächst einmal mein Setup:
-Dreher: DUAL CS-604 (niederkapazitiver Kabelumbau)
-Vorverstärker: NAD 1020 (MM@100pF)
-Verstärker: Dynavox VR70e2 (Tesla VV bzw. Splitter-Röhren / JJ EL34)
-Lautsprecher: Spectrum Audio DIY Tuby6 mit Tang Band W6-2144

Die Testreihe:
1.AT-95e im Originalzustand: Damit kann man schon Musik hören ohne sich schämen zu müssen. Aber das MP-110 ist deutlich überlegen. Bessere Auflösung, strafferer Bass, tolle Mitten. Vorteil AT: Dynamik. Die Ausgangsbasis ist leider relativ schlecht. Der VTA passt überhaupt nicht. Somit kommen wir zu Punkt 2.
2.AT-95e mit angepasstem VTA: Mit meiner Windel auf Anschlag gezogen, habe ich den Nadelträger zwischen den Zeigefingern angepasst. Optisch nach Gefühl gebogen bis der Winkel dem Nagaoka entsprach. Ergebnis optisch: AT-95eB. Das B steht für Bananenform. Ob das überhaupt noch tut? Oha! Auflösung deutlich besser geworden. Bin jetzt hin und her gerissen. Strafferer Bass MP vs. Dynamik/Spielfreude AT. Der Sound für 35 Euro ist schon genial! Denke 80% der Hörer brauchen nicht mehr als das, mMn. Aber Hr. Soppa hatte ja noch so eine Idee: Dies bringt uns zu Punkt 3.
3.AT-95e mit Modifikation nach Soppa: Eine Weile habe ich Material und Werkzeuge zusammengetragen. Dann in einer ruhigen Minute den Nadelträger gestrippt und auf wirklich einfachste Art 0,28mm Streben angebracht. Kein entfetten oder anschleifen. Darufkleben, trocknen und fertig. Das Ergebnis? Wow! Das MP-110 ist deklassiert. Straffer Bass, sauber in Mitten und Höhen und eine super Dynamik. Der Sound ist plastischer/echter. Das ganze getestet an einfachen Rockplatten (Dire Straits). TA + Carbonmaterial + Kleber = Ca. 50 Euro. Nobelpreisverdächtig. Ich nenne den TA liebevoll Frankenstein…

Nun dachte ich mir, dass wenn das Ergebnis schon so gut an meiner bescheidenen Anlage klingt, dann muss ich das mal an der "Referenzanlage", Vaters Anlage, getestet werden. Heute würde man dazu Vintage-HiFi-Anlage sagen. Kostete mal über 30.000 DM (Nach heutiger Kaufkraft wohl so ca 30.000 Euro ). T+A Komponenten mit Isophon Indigo Lautsprechern. Vorverstärker umgebaut mit 47pF im MM-Vorverstärker. Neuer Onkyo CP-1050, welchen ich überragend schlecht finde, mit einem Sumiko Pearl TA.

Vater war gegenüber meines Billig-Biege-Basteltonabnehmers sehr skeptisch. Das Sumiko stand auf einem sehr hohen Thron bei ihm. Man muss bedenken, dass ich meinen Vater mit dem Thema Schallplatten erst wieder angefixt habe und das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher.

Zunächst einmal das Sumiko mit seinen audiophilen Blues/Rock Scheiben getestet. Eine hatte sogar eine Clearaudio-Zertifizierung. Muss noch mal schauen welche Platte das war. Dann auf den Frankenstein gewechselt. Neue Platte gehört und dann wieder zurück auf das Sumiko mit der gleichen Platte.

Wie soll ich den Vergleich nun unschwülstig beschreiben? BAMM! Tritt in die Eier des Sumiko Pearl! Und zwar auf ganzer Linie! Auflösung, Präsenz der Instrumente und Stimmen, Dynamikgewalt, Lebhaftigkeit von Becken und Saxophon. Das Schlagzeug im Hintergrund war im Gegensatz zum Sumiko einfach da. Phänomenal auf den Indigo war noch: Es waren genau die Unterschiede in den Tritten der Basedrum zu hören. Den Fuß konnte man fast schon "sehen". Der Erzeuger war baff.
Unglaublich was dieser Tonabnehmer kann. Dann habe ich ihm meinen Frankenstein erstmal wieder, unter seinem Protest, weggenommen. (O-Ton: So macht jetzt das Hören aber keinen Spaß mehr!...)

Herr Soppa meinte, dass ein Holzgehäuse noch einen weiteren Sprung macht. Das werde ich testen. Zu diesem Zweck werde ich einen weiteren TA auf Basis des AT-95eX bauen mit Ebenholzgehäuse bauen. Nun habe ich ein Weihnachtsgeschenk für meine Eltern. Selbstgebastelt - fast wie früher. Hehe.

Der Frankenstein wird nun noch mit Epoxy gefüllt, der Kunststoffhalter und der restliche Nadeleinschub wieder angeklebt um einen tollen TA, super günstigen und maximal Alltagstauglichen TA zu kreieren.
In Zukunft wird dieser dann gegen den eX im Holzgehäuse antreten. Ich werde berichten

Hoffe Euch hilft der Bericht weiter.
Happy listening.

Mario
.JC.
Inventar
#2 erstellt: 08. Okt 2018, 11:22
Hi Mario,


vroma (Beitrag #1) schrieb:
Hallo liebe Gemeinde, ..
...
.. In Zukunft wird dieser dann gegen den eX im Holzgehäuse antreten. Ich werde berichten
Mario


willkommen im Forum, war ja gleich ein langer Beitrag und so euphorisch
...
Wir sind gespannt.
Tywin
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 08. Okt 2018, 13:50
Hallo,


In diesem Zug bin ich auf Hr. Soppas Raumnadelkonzept gestoßen. Wirklich interessant. Theoretisch fundiert und mir absolut einleuchtend


mir leuchtet in diesem Zusammenhang ein, dass eine möglichst geringe bewegte Masse eine hohe Relevanz für eine möglichst gute Abtastung/Wandlung hat und dem widerspricht das Raumnadelkonzept.

Beste Erfahrungen habe ich mit SAS-Abtastern gemacht die z.B. einen Nadelträger aus Bor (alternativ Rubin oder Saphir/Safir) haben und deswegen auch ohne "ominöse schwere Verstrebungen" für eine gute Wandlung der Bewegungsenergie in elektrische Energie sorgen können.

VG Tywin


[Beitrag von Tywin am 08. Okt 2018, 13:56 bearbeitet]
vroma
Neuling
#4 erstellt: 08. Okt 2018, 15:24
@JC: Hehe danke. Ich bin bereits seit Jahren Leser des Forums und habe gedacht ich kann damit an die Community etwas zurückgeben. Es war ja auch ein gewisser Aufwand dies zu testen, und so haben dann auch alle was davon

Zumindest kam ich zur Erkenntnis, dass auch Leute welche nicht so viel Geld auf der hohe Kante haben, schon sehr sehr gut Musik hören können.


@Tywin: Das ist absolut korrekt. Der ideale Nadelträger ist masselos und gleichzeitig 100% biege-/torsionssteif. Ich erhöhe definitiv die Masse und gewinne dadurch aber Steifigkeit des Nadelträgers. Deshalb war ich auch skeptisch was das Ergebnis angeht. Aber einer gewissen Masse muss die Abtastfähigkeit akustisch leiden - das ist Fakt. Diese Grenze scheint aber mit den Carbonverstrebungen noch nicht erreicht zu sein.
SAS-Abtaster mit Nadelträgern aus Bor/Saphir sind der etablierte Weg dieses Klangniveau zu erreichen. Praktisch tausendfach belegt und unumstößlich. Nur hat diese Technik Ihren Preis.


Deshalb Achtung. Ich möchte diese Technik nicht als schlecht darstellen! Wie bereits oben beschrieben habe ich lediglich gegen die zwei o.g Tonabnehmer getestet. Beide natürlich nicht das Ausgefeilteste was auf dem Markt erhältlich ist.

Denke aber, dass diese 150 Euro für viele Leute eine Grenze darstellt was sie bereit sind für einen TA maximal auszugeben.

Wenn jemand im Raum HN einen mittelschweren Tonarm, MM Vorverstärker mit AT-gerechter Eingangskapazität und ein nettes hochpreisiges MC zum Vergleich hat, könnte ich Frankenstein bzw. eine Holzversion vorbei bringen. Mal Probehören und dabei die Grenzen dieser Konstruktion ausloten
Tywin
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 08. Okt 2018, 15:34
Hallo,


Denke aber, dass diese 150 Euro für viele Leute eine Grenze darstellt was sie bereit sind für einen TA maximal auszugeben.


der genannte Betrag ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Die meisten Menschen die überhaupt Phonotechnik nutzen werden ein AT91 für knappe 30 Euro teuer genug finden. Anderen Menschen ist ein Tonabnehmer für 1000 Euro viel zu billig und haben Angst ihre Platten damit zu zerstören.

Des Weiteren habe ich für meine drei SAS-Einschübe jeweils nicht mehr als etwa den von Dir genannten Betrag gezahlt.

Dass das von Dir beschriebene Basteln bei genügend Fingerfertigkeit und Glück Spaß macht, glaube ich aber gerne.

Viel Spaß noch bei Deinen Experimenten.

LG Michael


[Beitrag von Tywin am 08. Okt 2018, 16:03 bearbeitet]
vroma
Neuling
#6 erstellt: 08. Okt 2018, 17:16
Hi Michael,

denke auch, dass der größte Teil der Hörer sich mit einem AT91 begnügt. Die 150 Euro sind ein Wert, welcher durch Gespräche im Freundes-/Bekanntenkreis ermittelt wurde. Sicherlich gibt es auch Leute die vor TAs unter 1000 Euro Angst haben. Jupp die Einschübe gibt es zu dem Preis. Ein Vergleich wäre sehr interessant.

Aber für den Rest: Mit ein bisschen Vorbereitung und Ruhe brauchts kein Glück

Wie gesagt, ich bleibe dran und aktualisiere meine Erfahrungen.

Grüße an die Community
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