Dayton RS225 & Peerless FR2.5

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kristallkind
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Dez 2010, 20:24
Hallo,

Ich möchte diese kleine Box vorstellen:



Dayton RS225-8 (datasheet)

Peerless FR2.5 (Datenblatt?!??)

Die anfängliche Idee war, ein fast fertiges Gehäuse zu verwenden, weil das übrig war, und beim Aufräumen störte. Ebenso lagen die beiden Treiber noch rum - gekauft, weil auf jeweilige Weise etwas besonderes. Der Dayton ist einer der Verzerrungsärmsten überhaupt, und der Peerless-Breitbänder zeigt bislang ungesehene Breitbandigkeit.

Kompromisse:

Der RS225 taugt leider kaum für richtiges Bassreflex. Ausserdem braucht er ab 1kHz einen angemessenen Hochtöner. Peerless' FR2.5 zeigt oberhalb 14kHz abschreckende Interferenzen.

Gehäuse:

Das Gehäuse ist 42cm hoch und 30x30cm^2 breit und hoch. Der Mittelhochtöner bekam ein 10x10x10 Kubikzentimergehäuse (1L) spendiert. Alles wurde mit Teppich ausgekleidet und lecker bedämpft. Für den FR2.5 wurde die - bereits eingeklebte! - Schallwand rückwärtig angefräst ...

Die Position des FR2.5 auf der Schallwand wurde über einen "diffraction calculator" ermittelt. Es sollte um 1kHz eine interferenzbedingte Überhöhung stattfinden, um den Klirrfaktor zu vermindern. Im Gegenzug wurde eine kleine Senke um 3kHz gern in Kauf genommen. Dadurch würde die Box eher zurückgelehnt tönen, statt nach vorne weg. Der RS225 musste dem Kleinen nahkommen, so gut es eben ging. Die Messergebnisse entsprechen der Simulation ganz gut.

Weiche:

In der Eile wurde die kleine Box einfach an das vorhandene Lautsprechermanagment-System Behringer Ultracurve 2496 gehangen.

Die Überhöhung des FR2.5 durch die Schallwand (s/o) wurde wieder abgesenkt, womit sich dann ein glatter Verlauf zwischen 200Hz und 10kHz einstellt, die maximal 3dB tiefe Senke zwischen 2.5kHz und 4kHz ausgenommen.

Der RS225 brauchte eine 4dB tiefe Absenkung um 800Hz - wohl auch wegen der Schallwand. Die Resonanzen der Metallmembran des RS225 wurden nur soweit abgesenkt, dass sie sich auf dem Pegel des Mittelton befinden - der Tiefmitteltöner spielt damit bis 10kHz fast linear durch.

Mit Auswertung des Klirrverlaufs über Pegel und Frequenz ist für den RS225 bestätigt, dass er bei 1.5kHz schon mindestens 10dB abgesenkt sein sollte. Der FR2.5 läuft bis etwa 600Hz herunter munter mit, das heisst Klirr K2/K3 kleiner 0.3% bei 90dB. Ab 750Hz steigt der Klirr aber flach an, sodass die Übernahmefrequenz auf 750Hz gelegt wurde. Die hervorragenden Eigenschaften des RS225 sollten durch den Hochtöner nicht ausgehebelt werden.

Für die Übernahme waren dann noch folgende Bedingungen einzuhalten:

- Dämpfung des Tiefmitteltöners bei 1500Hz mindestens 10dB
- keine wesentlichen Interferenzen wegen des asymmetrischen Mittelhochtöners links/rechts
- gleichmäßiger Frequenzgang eher nach oben statt nach unten

Nach Versuchen mit 12dB Linkwitz/Riley und Besselfiltern, wurde es dann doch eine 18dB-Butterworth mit inverser Phase auf der Trennfrequenz.

Ergebnis:

- Vertikale Abstrahlung
Neben einem ziemlich ausgewogenen Frequenzgang auf Achse zeigt die Box in vertikaler Richtung Oben keine destruktiven Interferenzen. Es kommt nicht zu der sonst bei Mehrwegern so oft bedauerten Einkerbung (Stimmwiedergabe). Grund ist die Kombination aus Weichenauslegung und geringem Treiberabstand. Die eher harmlose Einkerbung zeigt nach unten, und ist nur 3dB tief.

- Horizontale Abstrahlung
In Richtung "kurzer" Seite nimmt der Schalldruck bis 90° Winkel ab etwa 600Hz gleichmäßig und vergleichsweise stark ab. In Richtung "langer" Seite ist die Schalldruckabnahme über Winkel unregelmäßig. Bis 45° bleibt der Schalldruck auf hohem Niveau erhalten. Über 45° tun sich aber Senken auf, die das Bild eintrüben. Die Box wird sich leicht unten stehend, die lange Seite nach innen am besten in den Raum integrieren.

- Tiefton
Die Tieftonwiedergabe ist laut Messung im Raum trotz des geschlossenen Gehäuses durchaus kräftig. Das ist aus der Simulation mit dem "diffraction calculator" bereits bekannt gewesen - roomgain. Bei mir muss ein speziell positionierter Subwoofer in Gegenphase dafür sorgen, dass der Bereich unter 60Hz nicht überhand nimmt, was bei hohen Lautstärken dann doch stören würde.

- Verzerrungen
Klirr gibt es nicht, auch die Intermodulationen sind trotz des geschlossenen Gehäuses aussergewöhnlich niedrig. Als Referenz für mein Schätzeisen liegen hier mehrere "amtliche" JBL-Treiber mit sehr gut bekannten Eigenschaften. Die kleine Box zeigt keine Schwächen, und liegt damit weitab von anderem HIFI-Material, das hierselbst schon messtechnisch versagt hatte.

- Probleme
Die Interferenzen der Hochtöners oberhalb 14kHz sind mächtig. Offenbar hat der Hersteller zum Zwecke der Basswiedergabe auf ein sonst bei Metallkalotten ja übliches Phasenplättchen verzichtet. Versuche mit verschiedenem "Zeugs" vor der Membran haben gezeigt, dass hier Verbesserungen durchaus im Rahmen des Machbaren liegen. Ich selbst bin allerdings seit mindestens meinem 17ten Jahr oberhalb 14kHz stocktaub, also was solls ...

Das Gehäuse ist nicht optimal. Die Idee war aber doch, genau dieses noch zu verwerten, statt dasselbe wegzuwerfen. Bei einem Neubau würde die Box eher hoch ausfallen, vieleicht 90cm, würde ebenso 30cm breit sein, aber nur 15cm tief. Damit könnte das Gehäuse näher an eine Raumwand rücken, und die übliche destruktive Interferenz um 100Hz würde entfallen. Ausserdem könnte es bei dieser Länge als praktisch resonanzfreies Labyrinth (s/a Visaton) aufgebaut werden. Nicht zuletzt würde es schicker aussehen.

Eine Box wie diese braucht sicher eine Frequenzweiche aus Spule/Wiederstand/Kondensator. Möglich ist das bestimmt, denn die Korrekturen sind wie oben beschrieben gering. Aber weil ich bislang keinen Abnehmer habe, lohnt der Aufwand nicht.

Kommentare?

Sollte man nicht mal mehr mit diesen neuen Breitbändern konstruieren? Ein Hochtöner ab 600Hz ist doch mal was! Leider ist der aussergewöhnlich billige und zugleich süpergute RS225 wegen Mangels daran untergegangen.

ps, ein anderes Projekt mit Dayton RS225, welches die hervorragneden Eigenschaften des Treibers bestätigt:

Dayton vs. Scan Speak


[Beitrag von kristallkind am 25. Dez 2010, 21:38 bearbeitet]
ton-feile
Inventar
#2 erstellt: 26. Dez 2010, 16:28
Hallo kristallkind,

Interessanter Thread.
Gibt es mit dem kubischen Gehäuse des MHTs keine Probleme? Da sollte sich doch um 1,7kHz eine Stehwelle ausbilden.

Kannst Du Deine Messungen noch posten?

Gruß
Rainer


[Beitrag von ton-feile am 26. Dez 2010, 16:43 bearbeitet]
kristallkind
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 26. Dez 2010, 17:34

ton-feile schrieb:
Hallo kristallkind,

Interessanter Thread.
Gibt es mit dem kubischen Gehäuse des MHTs keine Probleme? Da sollte sich doch um 1,7kHz eine Stehwelle ausbilden.

Kannst Du Deine Messungen noch posten?

Gruß
Rainer


Bin grad dabei ...

Einzelfrequenzgänge mit Korrekturen und Filter:





(der Hochtöner ist durchweg bereits im Pegel angepasst)

Summenfrequenzgang:

... verloren!?

Horizontale Abstrahlung (0, 30, 60, 90):

- kurze Seite



- lange Seite



Vertikale Abstrahlung (0, 30, 60, 90!!!):

- nach oben



- nach unten



Verzerrungen (bei > 90dB, in 1m Abstand in einem 45qm-Raum) (ohne baffle step Korrektur):



- Blendet man den Bereich > 14kHz gedanklich aus, verhält sich der kleine Breitbänder vortrefflich.

- Wegen der tiefen Trennfrequenz ist die Einkerbung, respektive Ausbildung von Absrahlkeulen aus Interferenz unbedeutend.

- Weniger die Kistenresonanzen, als vielmehr die Interferenzen über die Schallwand prägen das Bild.

Die kurze Seite soll deswegen nach aussen zeigen, weil sie insgesamt gleichmäßger, und gedämpfter abstrahlt. Gewöhnlich wird dann die benachbarte Raumwand gleichmäßiger und leiser bestrahlt. Die klangbeitragenden ersten Reflektionen sind nicht zu stark verfärbt. Die lange Seite der Box strahlt an die weiter entfernte, gegenüberliegende Wand. Die Reflektionen kommen über einen weiteren Weg und womöglich (wenn eingewinkelt) erst nach mehreren Banden an.

Die Kisten hören sich wie ein Koax an - eine sehr genau definierte "Bühne". Keine Phantomschallquelle spukt herum. Allerdings ist die Lokalisierung um ein Gran diffus. Es stört nicht, fällt aber gegenüber einer Kiste mit Waveguide doch schon auf.

Die Detailiertheit des Klangs überrascht in diesem Zusammenhang gelegentlich. Ich denke das ist ein Ergebnis der stark verminderten Intermodulationsverzerrungen. Zum Beispiel auf dem Soundtrack von "Who Killed The Bambi", Sid Vicious singt "The Final Curtain" - seine Stimme zittert und taumelt, wobei jedesmal die Konzentration zu spüren ist, mit der er dann mal absichtlich falsch singt ...

Noch Fragen?

edit1: peinliche Irrtümer beim horizontalen Abstrahlen ausgebügelt, jetzt stimmen die Grafen.

edit2: Die Klirrspitze im K2 bei 1.3kHz ist ein Artefakt der Soundkarte, die bei 2.6kHz leise fiept. Mit Rücksicht auf die liebe Weihnachtsgesellschaft konnte ich keine mehrfachen Durchgänge ausführen, sodass eine ganze Menge anderer Schmutz in der Messung ungefiltert durchschlägt. Viel interessanter sind ja doch die Intermodulationsverzerrungen. Die nochmals zu messen und darzustellen wird mir aber zu aufwändig. "Offiziell" bin ich beim Weihnachtsmann eh nur zum Aufräumen entschuldigt ... nötig ist es.

Bis dann


[Beitrag von kristallkind am 26. Dez 2010, 20:22 bearbeitet]
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