Was genau bedeutet Großsignalfestigkeit im Zusammenhang mit Lautsprecherboxen?

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wp48
Stammgast
#1 erstellt: 26. Jul 2018, 08:59
Hi,

ich stoße im Zusammenhang mit Lautsprecherboxen immer wieder mal auf den Begriff Großsignalfestigkeit, z.B. hier:

"Zur klanglichen Klasse gesellt sich eine erstaunliche Großsignalfestigkeit, die einem so zierlichen Lautsprecher natürlich nur dank der speziellen akustischen Situation ... gelingen kann." (Timmermanns zur Wave in Wall 182)

Das suggeriert mir lediglich gewisse diffuse Vorstellungen. Nun wollte ich es endlich mal genau wissen, doch Google weist bei diesem Begriff immer nur auf Funktechnik hin, was mir nicht wirklich weiterhilft. Ich würde mich also sehr freuen, wenn mir jemand die Frage beantworten könnte.

Gruß
Wolfgang
Black-Devil
Gesperrt
#2 erstellt: 26. Jul 2018, 12:17
Hallo Wolfgang,

ich würde eine hohe Großsignalfestigkeit mit der Kombination Pegelfestigkeit und Belastbarkeit gleichsetzen. Es soll also deutlich machen, dass der Lautsprecher lauter kann und höher belastbar ist, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.
wp48
Stammgast
#3 erstellt: 26. Jul 2018, 17:53
Hallo Oli,

vielen Dank für die Aufklärung! Jetzt ist meine Vorstellung, was dieser Begriff bedeuten mag, schon etwas weniger diffus. Lediglich „weniger diffus“ deshalb, weil das von mir zitierte Zitat (ja Leute, es ist heiß heute ) ja auch nur eine relative Aussage ist, da ohne jeglichen Bezug außer dem auf die vermutete Erwartungshaltung des Hörers, die ihrerseits auch eine unbekannte Größe ist...

Lässt sich eigentlich aus irgendwelchen Daten einer Box auf deren Maximalpegel schließen oder ihn sogar berechnen? Allenthalben zu findende Aussagen wie „...mehr braucht eh kein Mensch“ oder „...wenn man es mit der Lautstärke nicht übertreibt“ nerven mich mit zunehmendem Alter immer mehr (ich warte mit wachsender Ungeduld auf das Einsetzen der Gelassenheit ).

Gruß
Wolfgang
Böötman
Inventar
#4 erstellt: 26. Jul 2018, 18:22
Theoretischer Maximalpegel = Lautsprecherwirkungsgrad bei einem Watt zzgl. der zugeführten bzw. maximal zuführbaren Verstärkerleistung in dB.
Big_Määääc
Inventar
#5 erstellt: 26. Jul 2018, 23:14
für mich eine WerbePhrase

benutzt hervorstechende Synonyme.
also nichts konkretes, klingt aber wertig
holger63
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 27. Jul 2018, 00:25
In Timmis Tests bezieht er sich unter diesem Begriff ja meist auf geringen Klirr trotz hoher Ansteuerung. Je höher ein Chassis angesteuert werden kann, also je mehr Leistung es verträgt, ohne dabei zu sehr zu klirren, um so höher ist dann die Großsignalfestigkeit.
Macht natürlich nur Sinn, wenn da eine Vergleichbarkeit gegeben ist, was ja bei Timmi wohl so ist.

Gruß,
Holger
Black-Devil
Gesperrt
#7 erstellt: 27. Jul 2018, 11:35

wp48 (Beitrag #3) schrieb:

Lässt sich eigentlich aus irgendwelchen Daten einer Box auf deren Maximalpegel schließen oder ihn sogar berechnen?


Ja, kann man durchaus! Aber eben nur, wenn man eine Frequenz mit angibt. Im Bass erreichen Chassis idR deutlich früher die maximale Auslenkungsgrenze als die Belastbarkeitsgrenze. Ventilierte Gehäuse haben einen höheren Wirkungsgrad als geschlossene - was sich unter der Abstimmfrequenz allerdings wieder ändert.
Es ist also nicht so einfach, eine Angabe zum Maximalpegel zu machen. Ohne dabei die Frequenz zu nennen wäre es sogar ziemlich unseriös...

Und deshalb verwendet Timmi eben auch solche Formulierungen. Da kann man sich dann schon ungefähr vorstellen, wie laut die Boxen spielen können.
wp48
Stammgast
#8 erstellt: 27. Jul 2018, 12:30
Nun ja, hin und wieder findet man eine Herstellerangabe zum Maximalpegel, aber doch wohl eher im PA-Bereich, wo dessen Höhe offenbar ein Werbeargument ist. Und wenn ich als Hersteller eine fertig entwickelte Box anbiete, kann ich ja wohl sagen, wie laut die kann, egal ob das Max sich auf maximale Auslenkungsgrenze oder die Belastbarkeitsgrenze oder sonstwas bezieht, denn der limitierende Faktor sollte ja bekannt sein. Aber dann müsste wohl so einiges Andere allgemeinverbindlich vereinbart sein, z.B. der Klirr etc. pp., und zwar weltweit. Und ob das allgemein hilfreich wäre, wage ich auch zu bezweifeln, weiß ich doch noch nicht mal selbst, wie viele dB ich in meinem Musikzimmer vertrage bzw. meiner Frau zumuten kann. Wenn ich meinen Flügel voll ausspiele, ist mir das in meinem Raum selbst schon zu laut...

Wie dem auch sei – meine Eingangsfrage ist beantwortet. Großsignalfestigkeit im Zusammenhang mit Lautsprecherboxen bedeutet also, dass eine Box „ziemlich“ laut spielen kann, ohne deshalb schlecht zu klingen. Das ist wohl auch noch alles relativ, aber immerhin habe ich jetzt eine ein wenig konkretere Vorstellung davon, was Timmi so ungefähr meint...

Vielen Dank an alle, die sich trotz des heißen Wetters redlich Mühe gegeben haben.

Gruß
Wolfgang


[Beitrag von wp48 am 27. Jul 2018, 12:32 bearbeitet]
bizarre
Inventar
#9 erstellt: 27. Jul 2018, 13:10
Was Timmi konkret meint : verglichen mit einer freistehenden Box ermöglicht der Wandeinbau 3dB mehr max. Pegel..... ( da kein "Bafflestep" )

LG, Manfred
Big_Määääc
Inventar
#10 erstellt: 27. Jul 2018, 14:23
das ließt sich jetzt aber "erstaunlich" unspektakulär

WOW
Black-Devil
Gesperrt
#11 erstellt: 27. Jul 2018, 16:49

wp48 (Beitrag #8) schrieb:
Und wenn ich als Hersteller eine fertig entwickelte Box anbiete, kann ich ja wohl sagen, wie laut die kann, egal ob das Max sich auf maximale Auslenkungsgrenze oder die Belastbarkeitsgrenze oder sonstwas bezieht, denn der limitierende Faktor sollte ja bekannt sein.

Eben das geht nicht bzw. eben nur auf definierte Frequenzen bezogen.
Nur mal als Beispiel:
Box A kann bei 1000Hz vielleicht 115dB liefern, bei 30Hz aber nur noch 80dB.
Box B kann bei 1000Hz dagegen nur 108dB, bei 30Hz aber 100dB liefern.
Welche ist nun lauter und wie laut ist sie nun genau?
wp48
Stammgast
#12 erstellt: 27. Jul 2018, 18:51
Nach meinem Verständnis ist Box B lauter, vorausgesetzt sie kann über den gesamten nutzbaren Frequenzgang mindestens 100 dB liefern. Dann sind 100 dB also die Begrenzung.

Box A kann partiell zwar lauter, läuft aber, wenn sie über 80 dB spielt, auf den gesamten Frequenzgang bezogen „aus dem Ruder“. Dann sind 80 dB die Begrenzung. Nützt also im Sinne einer ausgewogenen Wiedergabe überhaupt nichts, dass sie hier und da noch lauter kann. Da müsste man z.B. den -3 dB-Punkt berücksichtigen.

Aber ich bin in der Materie nicht wirklich firm, also lasse ich mich gerne belehren.

Gruß
Wolfgang
Black-Devil
Gesperrt
#13 erstellt: 28. Jul 2018, 12:18
Genau das ist das Problem. Stelle ich zur Box A noch einen Sub dazu, ist diese wieder erheblich lauter.

Einzige einigermaßen vernünftige Angabe wäre also sowas wie "von 30-20000Hz mindestens 100dB Maximalpegel"
Bei der anderen Box würde dann dran stehen "von 70-20000Hz mindestens 108dB Maximalpegel"

Und ich wette, 50% der Kunden würden die Box mit 108dB als lauter einstufen.

Dazu kommt noch, dass wenn diese beiden fiktiven Boxen in etwa die gleiche Größe haben, Box A eine deutlich höheren Wirkungsgrad aufweisen würde. Box B würde erst mal vielleicht die 8fache Leistung benötigen, um genauso laut zu spielen wie Box A.

Da 98% der Leute diese Zusammenhänge nicht wirklich nachvollziehen können, macht eine solche Pegel-Angabe also wirklich wenig Sinn. Zumal die Hersteller ja heute schon bei Wirkungsgrad oder Belastbarkeit gerne irgendwelche Märchenangaben in die Prospekte drucken - und das nicht nur im Billigstsektor. Die Wirkungsgradangaben von Klipsch zum Beispiel sind fast durch die Bank geschummelt...
Böötman
Inventar
#14 erstellt: 28. Jul 2018, 13:21
Greif dir Beispielsweise ein PA Subchassis das mit 100 dB Wirkungsgrad angegeben ist. An sich kann es das, wenn auch nur bei beispielsweise 500 Hz und somit weit außerhalb seines eigentlichen Einsatzgebietes. Fakt ist 100 dB sind angegeben, nur kannst Du das nicht umsetzen.
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