Teufel L330FR, aus Front und Rear wird FullRange

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Klosterbruder
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Mrz 2022, 23:35
Hallo zusammen,

ich möchte euch an einem kleinen „Umbauprojekt“ teilhaben lassen. Das Projekt ist nun leider schon ein halbes Jahr her und ich versuche einfach mal, alles trotz nicht ganz optimaler Dokumentation niederzuschreiben.

Der Titel sagt eigentlich schon alles, aber fangen wir von vorne an.

Mein Schwager kam mit der Frage zu mir, ob ich ihm eine angemessene Beschallungsanlage für seinen Essbereich bauen könnte. Pegel sei nicht notwendig, aber es solle schon „vollwertig“ klingen. Haken an der Sache, Platz ist Mangelware und es stehen nur zwei Ecken zur Verfügung und auch diese Stellfläche ist wegen angrenzender Türen und Fenster begrenzt.

Die ersten Konzepte mit hölzernen Gehäusen waren nicht zielführend, da einfach zu wenig Volumen übrig blieb. Um mehr Volumen zu bekommen, mussten die Wände dünner werden, also konzentrierte ich mich auf Säulenlautsprecher mit Strangpressprofilen, in der Hoffnung, dass die verbauten Komponenten direkt für einen Umbau geeignet waren. Die Stellfläche von 10x17cm lies maximal eine Säule mit einer 10cm Bestückung zu und so organisierte ich mir diverse optisch ansprechende Säulen verschiedener Hersteller. Puhh, was man da geboten bekommt, wenn man mal reinschaut und die Chassis vermisst bzw. sich die Weichen anschaut ist abenteuerlich und man stellt sich wirklich die Frage, warum das Zeug teilweise so viel Geld kostet.
Ein Teufel L330C Center, genauer dessen verbauten Chassis, versprachen trotz einiger Frage/Unklarheiten, geeignete Kandidaten zu werden. Die Wahl viel also voller Hoffnung auf ein Paar Teufel L330FR Säulenlautsprecher. Die sind halt einfach schick, die Größe passt und mit den aus dem Center ermittelten TSP und überschlagenen 9l Gesamtvolumen der Säulen sollte sich etwas machen lassen.

Also wurde erst mal Bestandaufnahme durchgeführt.
Die Säulen klingen absolut identich zum Center und erwartungsgemäß fehlt auch der Bass, da dieser ja vom Subwoofer beigesteuert wird.
Auch die Messung schaut identisch zum Center (vertikal aufgestellt) aus.

Teufel_L330FCR
Messung des Centers vertikal

Ein Blick ins Innere gibt Aufschluss. 2/3 der Säule sind nur Zierde und werden nicht genutzt.
Hinter dem letzten Tieftöner sitzt ein Schaumstoffpfropfen, alles dicht verklebt. Somit haben Säulen (FR) und Satelliten/Center (FCR) das gleiche Volumen und identische akustische Eigenschaften.

IMG_20211214_194146

Bei der Schraubenlänge war sich Teufel wohl nicht ganz einig, da wurde scheinbar genommen was gerade da war. Drei Schrauben sind lang und haben einen etwas größeren Durchmesser, alle anderen sind kurz.

IMG_20211214_194246

Verbaut sind insgesamt vier 80mm Tiefmitteltöner, von denen zwei im Tiefmittelton und zwei im reinen Tieftonbereich spielen. Es handelt sich also um eine 2,5-Wege Box.
Die Qualität der Tiefmitteltöner ist überraschend gut. Weich aufgehangen, großer Hub und großer Ferritmagnet. Aber auch hier wieder, unterschiedliche Tieftöner bei gleicher Teilenummer. Drei der insgesamt acht TMT hatten hinterlüftete Zentriespinnen, die anderen fünf müssen ohne auskommen.

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Aber Ferritmagnet? Nanu, habe ich in einem Artikel eines Hifi-Magazins nicht irgendwas von „platzsparenden Neodymmagneten“ gelesen? Und hinten auf der Box steht ja auch videoshielded!
Nun muss man dazu sagen, dass ich das im Vorfeld doch bei so mancher Teufelbox gesehen habe. Verbaut ist oft nicht das, womit geworden wird. Auch der Center hatte schon keine Neodymmagnete.
In diesem Fall bin ich sogar recht froh darüber. Dazu aber später mehr.

Die 25mm Hochtonkalotte mit Textilmembran ist mit einem Neodymmagneten ausgestattet. Der Impedanzgang ist sehr glatt, was auf Ferrofluid im Luftspalt schließen lässt. Die Resonanzfrequenz liegt bei etwa 1500Hz. Insgesamt macht sie einen wertigen Eindruck.

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Die Frequenzweiche ist solide aufgebaut, da gibt es nix zu meckern. Klassische 2,5-Wege Weiche 2. Ordnung. Im Hochpass MKP-Kondenstor und Luftspule, in den Tiefpässen Kernspulen und Elektrolykondensatoren. Trennfrequenz liegen bei etwa 800Hz und 4000Hz. Schade finde ich immer bei solchen Weichen, dass die Bauteile komplett verklebt sind. Was aber dem „Nurhörer“ egal ist und nur den „Selbstbauer“ interessiert.

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Ansonsten befindet sich in der Box noch ein Hauch von Dämmwatte ala zerzupftes Wattebällchen.

Also ran ans Werk und erstmal die TSP gemessen.
Vom Center und den ersten Simulationen mit AJHorn wusste ich schon, dass die TMT so nicht wirklich brauchbar waren. Die elektrische Güte lag im Schnitt bei knapp 1,1.
Und genau hier kommt meine Freude über die Ferritmagneten ins Spiel. Diese bieten die Möglichkeit, die TSP etwas zu steuern, heißt mittels Kompensationsmagneten die Werte Richtung „gut“ zu drücken.

IMG_20211218_133522IMG_20211218_132636

Als Kompesationsmagnete kamen 60x25x10mm Y35 Ferritmagnete zum Einsatz.

TSP_ohne_KMTSP

Mit den ermittelten TSP und den exakten Gehäuseabmessungen war nach einigen Simulationen ein zufriedenstellendes Ergebnis gefunden. Jedoch mussten zwei der Chassis weichen, da vier Chassis zu viel für das verfügbare Volumen waren.

AJHorn001AJHorn002

Aufgrund der Säulenlänge und der Resonanzfrequenz der Chassis, wurde aus dem geschlossenen Gehäuse eine TQWT. Das war es auch schon zur Theorie, auf zur Praxis


[Beitrag von Klosterbruder am 17. Mrz 2022, 21:52 bearbeitet]
Klosterbruder
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 17. Mrz 2022, 00:01
Die Gehäuse zu zerlegen ist nur etwas für jemanden mit starken Nerven, die Gitter sitzen bombenfest!
Hat man diese erstmal runter, wird es einfacher. Die Säulen sind mit einem schwarzen Filz belegt. Der ist recht lieblos aufgebracht, man sieht es durch das schwarze Lochgitter aber zum Glück nicht.

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Deckel und Boden sind geschraubt und mit Schaumstoff abgedichtet. Am Boden aus Stahl wird der Glasfuß verschraubt. Dafür gibt es auch richtige Maschinenschrauben.

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Ansonsten bestehen die Gehäuse aus 2mm starkem Aluminium, sind eloxiert und sind in den Bereichen verstärkt, in denen die Komponenten verschraubt werden.

Zuerst musste der besagte Schaumstoffpfropfen raus.

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Dann folgte die Filzmatte, da es diese beim Bohren der Bassreflexöffnung so oder so zerrissen hätte.

IMG_20211215_190311

Da die Front wieder schwarz werden sollte, habe ich selbstklebendes 90mm breites Zellkautschukband besorgt.

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Die Löcher für die BR Rohre wurden mittels Stufenbohrer eingebracht, als BR Rohre habe ich Visaton BR 6.8 verwendet und entsprechend gekürzt. Etwas mehr Durchmesser wäre mir lieber gewesen, aber gerade bei so kleinen Rohren hat man nur wenig Auswahl.
Da die Frequenzweichen original hinter den Chassis sitzen, mussten sich diese aufgrund der Kompensationsmagnete eine neue Position suchen.

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Der nächste Kraftakt war das Entfernen der teuflischen Klebereste. Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Dosen Klebstoffentfernen dafür draufgegangen sind

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es geht weiter...


[Beitrag von Klosterbruder am 17. Mrz 2022, 21:55 bearbeitet]
Klosterbruder
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 17. Mrz 2022, 00:31
Für den Umbau wollte ich nach Möglichkeit keine neue Weiche bauen.
Die Hoffnung war doch groß, dass Teufel ihr Handwerk gut gemacht haben. Naja

Leider habe ich vergessen Messungen der einzelnen Wege aufzuzeichnen, daher aus der Erinnerung.
Der Hochton passt, der Tiefton passt auch halbwegs, der Tiefmittelton trennt leider viel zu flach und da die 80mm TMT sogar solide bis 20kHz spielen und am Ende einen kleinen Dipp haben (es sind sehr gute kleine Breitbänder) versauen die leider den Hochtonbereich, was man in der Messung des Centers bzw. der originalen FR sehen/erahnen kann.

Ziel war nun, mit nur geringen Anpassungen der Weiche, eine neue Abstimmung zu erzeugen. Idealerweise musste nur die Reihenspule bei gleichem Parallelzweig geändert werden. Da es sich nun nur noch um ein 2-Wege system handelte, konnte ich mir aussuchen, ob ich den TT- oder den TMT- Zweig verwenden wollte.

Alles quick and dirty zusammengebaut und probiert. Schnell war ermittelt, dass durch Ersetzen der 0,33mH Spule des TMT-Zweigs durch eine 1mH Spule eine sehr gute und nahzu symmetrische Filterung erreicht wurde. Ein weiterer Vorteil der Kompensationsmagneten, die Empfindlichkeit der Chassis wurde etwas erhöht, wodurch sie besser zum Hochtonpegel passen, der nun nicht mehr durch das zu flache Filter des TMT Zweigs im Pegel herabgezogen wird.

RUEBENNASE_004
Messung auf Achse mit originalem Glasteller an der Wand

RUEBENNASE_005
Messung unter 30° mit originalem Glasteller an der Wand

Es war Zeit alles wieder zusammenzubauen. Weichen neu verkabeln, Gehäuse aufbereiten etc.
Hier kommen nun einige Bilder

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Bedämpft wurde das Ganze relativ stark am Anfang und am Ende der Line, die Mitte ist ohne Dämpfungsmaterial. Um die beiden Chassisöffnung zu verschießen, musste ich erstmal auf gedruckte Deckel zurückgreifen, welche mittlerweile durch 2mm Aludeckel ersetzt wurden.

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Leider ließ sich das Fenster mit den Originalen Glasfüßen nicht öffnen. Mittlerweile stehen die Säulen auf neuen Füßen näher im Eck und sowohl Tür als auch Fenster lassen sich problemlos öffnen.


[Beitrag von Klosterbruder am 17. Mrz 2022, 21:58 bearbeitet]
Klosterbruder
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 17. Mrz 2022, 00:41
Wie klingt das nun?

Vor der Übergabe musste natürlich ausgiebig getestet werden. Es war der 23.12.2021 etwa 23Uhr und die Säulen sollten als Geschenk am 24. den Besitzer wechseln.
Der erste Lauf im Stereobetrieb sorgte für offene Münder. Es war unerwartet was aus den schlanken Säulen für Klang kam. Meine Frau fragte mich nur verwundert, ob die Säulen oder unsere großen Lautsprecher laufen.
Der Klang war und ist immer noch, sehr ausgewogen und mit einem Bassfundament, welches man den zierlichen Chassis nicht zugetraut hätte. Selbst gehobener Pegel ist kein Problem und meine Befürchtungen, dass die etwas zu kleinen BR Rohre Strömungsgeräusche verurschachen würden, blieben unbegründet.
Es war dann kurz nach 05:00 also ich mich losreißen konnte und ins Bett gegangen bin

Und vielen lieben Dank an meine Frau für ihre unendliche Geduld und ruhige Hand beim Verkleben des neuen Frontschaumstoffes!

Viele Grüße
Stefan


[Beitrag von Klosterbruder am 17. Mrz 2022, 22:08 bearbeitet]
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