Verstärker zu schwach? Lautsprecherschaden?

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Stefan240185
Stammgast
#1 erstellt: 08. Jan 2017, 13:40
Hi @ all,

ich möchte mein Heimkino modernisieren. Folgendes Equipment ist bereits gegeben:

Arcam AVR550
5 x KEF LS50 (diese werden von dem Arcam angesteuert)
NAD C245BEE Endstufe

Es geht nun um die NAD C245BEE Endstufe. Diese bringt eine Mindestdauerleistung von 4 x 35 Watt Sinus (4 Ohm Impendanz) und eine dynamische Leistung von 85 Watt laut Hersteller.

Mit dieser Endstufe wollte ich nun die Deckenlautsprecher verbinden um Atmos bzw. DTS-X zu verwirklichen. Hierfür wollte ich mir 4 x die KEF CI200RR-THX (4 Ohm) holen diese Deckenlautsprecher haben eine "empfohlene Verstärkerleistung" von 10 - 190 Watt laut Hersteller.

Ich habe mich nun mit einem unterhalten der ebenfalls die KEF CI200RR-THX betreibt und derjenige meinte, dass die Endstufe zu schwach sei und diese einen Schaden an den Lautsprechern verursachen würde.

Also habe ich nun nachgelesen, bin aber nun total verunsichert, da ich vieles von "Clipping" gelesen habe aber andere wiederum meinten, dass 1 Watt schon für rund 85 dB ausreichen würden. Widerspricht sich das nicht?

Andererseits frage ich mich wo ist der "Mehrgewinn" an so einer NAD Endstufe mit einer Breite von 43 cm wenn die kleinen "Schächtelchen" von SMSL mehr Leistung haben und zudem viel günstiger sind? Oder betreibt NAD "Understatement" mit den 35 Watt? Oder ist es einfach nur der "teure Name"?

Naja wie dem auch sei, ich wäre froh wenn mich jemand in Bezug auf den möglichen Lautsprecherschaden durch zu wenig Leistung seitens des NAD beruhigen könne?!? Oder was meint Ihr zu der ganzen Sache?

Vielen herzlichen Dank vorab für die Antworten...

Gruß

Stefan
müllkramer
Stammgast
#2 erstellt: 09. Jan 2017, 10:14
man hat niemals zuviel verstärkerleistung...eher killt man seine schallwandler mit zu schwachbrüstigen verstärkern als mit kraftvollen stromlieferanten.

mal laienhaft gesprochen..die lautsprecher sind verbraucher einer angelieferten (strom-)leistung.wenn also der betreiber der anlage richtig am knopf dreht und die chassis der lautsprecher das tun,wofür sie gedacht sind-also luft bewegen und dazu auf kontinuierliche versorgung angewiesen sind,dann kann ein leistungsarmer verstärker in die knie gehen,weil er mit dem momentanen verbrauch nicht mehr nachkommt.dabei verschluckt er sich quasi,kommt in´s stottern und am ende könnte ein schaden entstehen.hochtöner mögen das ganz und gar nicht und rauchen gerne mal ab.

35 watt konsequent und über das gesamte spektrum an abgerufener lautstärke abgegeben,reichen zum betrieb der kef sicherlich aus. es sei denn,diese lautsprecher gehen mit ihrer impedanz in die knie und geraten in den bereich eines..sagen wir kurzschlusses.

infinity kappa waren da sehr kritisch und benötigten kleinkraftwerke zum sicheren betrieb und waren der natürliche gegner schwacher verstärker. schwach im sinne von einbrüchen bezüglich ihrer konstanten leistungsabgabe.

so...solange du nicht mördermässige pegel hörst oder deine bude von innen vermittels schall entkernen willst,sollte der nad keine gefahr für die deckentröten darstellen.

mit einem normalen gehör bekommt man schon mit,wenn der verstärker an seine grenzen kommt und um gnade winselt.
pragmatiker
Administrator
#3 erstellt: 09. Jan 2017, 12:29
Kurz und knapp:

Kritisch wird es, wenn der Verstärker in die Begrenzung ("Clipping") geht. Warum? Nun, beim Clipping entstehen neben der Grundfrequenz (die z.B. für den Tief- oder den Mitteltöner gedacht war) auch noch zahlreiche und leistungsstarke Oberwellen, die dann beim Hochtöner landen. Und Hochtöner vertragen VIEL, VIEL weniger Leistung als die gesamte Box - es gibt durchaus Kalottenhochtöner, die sind bei längerer Belastung mit 15[W] oder so bereits im Reich der ewigen Jagdgründe.

Die Menge an Hochtönern, die durch strengen "Vollgas"-Partyeinsatz von nicht hinreichend potenten Heimverstärkern "gehimmelt" wurde, sind Legende.

Also: Wenn mit den 4 * 35[W] so gehört wird, daß der Verstärker auf keinen Fall übersteuert wird und in die Begrenzung geht, ist alles gut - dann reicht dieser Verstärker aus. Sind hin und wieder Pegelorgien größeren Ausmaßes geplant, dann sollte im Sinne langfristig intakter Hochtöner ein leistungsfähigerer Verstärker her.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 09. Jan 2017, 12:29 bearbeitet]
Stefan240185
Stammgast
#4 erstellt: 10. Jan 2017, 00:09
Hallo,

Danke für die bisherigen beiden Antworten. Ich habe mich selber nochmal reingelesen und habe folgende Daten gefunden:

Die Deckenlautsprecher KEF CI200RR-THX haben eine "Empfindlichkeit" von 90 dB (2,83 V / 1 Meter). Die Hauptlautsprecher KEF LS50 haben eine "Empfindlichkeit" von 85 dB (2,83 V / 1 Meter).
Das bedeutet, dass die CI200RR-THX eine Lautstärke bei einem Meter Entfernung von 90 dB pro Watt ausgeben. Pro 3dB mehr würden die doppelte Wattanzahl in Anspruch genommen werden. Das wären 105 dB bei 32 Watt. Mindestdauerleistung der NAD beträgt 35 Watt. Dazu habe ich gelesen, dass bei einer Verdopplung des Hörabstandes der Pegel um ca. 6 dB fällt. 1 Meter = 105 dB, 2 Meter = 99 dB, 4 Meter = 93 dB usw. Da mein Hörplatz von Deckenlautsprecher zu Ohrhöhe ca. 3 Meter beträgt, müsse man die 105 dB auf ca. 96 dB anpassen.

Bei den LS50 sieht es wie folgt aus:
Lautstärke bei einem Meter Entfernung = 85 dB pro Watt. Arcam AVR schafft ca. 100 Watt bei 5 Lautsprechern mit 4 Ohm = ca. ebenso 105dB. Durch die Entfernung wäre man auch wieder bei ca. 96 dB.


Ich hatte heute Abend auf mein iPhone mal eine Dezibel App herunter geladen und mit meiner Marantz Consolette geprüft wie laut jeweils gespielt wird. Ich möchte behaupten, dass ich mit ca. 80 dB am Hörbereich sehr gut auskomme.

Man kann also sagen, dass der schwächere Verstärker durch eine höhere Empfindlichkeit des Lautsprechers den stärkeren Verstärker mit schwächerer Empfindlichkeit der LS50 wieder auffängt oder? Ich wollte in dem Zusammenhang noch fragen, was der AVR mit dem anderen Verstärker macht? Dieser regelt ja normal die Deckenlautsprecher da diese höher abgestimmt sind herunter auf die Lautstärke der normalen Lautsprecher?!?!? Wirkt sich diese Anpassung wenigstens auch auf die Wattzahl aus? Sprich nicht, dass der AVR den Deckenlautsprecher herunter regelt auch auf 85 dB und ab dort dann 1 Watt für 85dB benötigt und somit anstatt auf 96 dB lediglich auf 91dB kommt?

Würde es den Lautsprechern etwas ausmachen, wenn man für kurze Zeit bei lauten Filmgeräuschen (Explosionen) kurzfristig über diese Grenzen kommen würde?

Bleibt das "Clipping" im Endeffekt hinfällig wenn ich bereits am AVR lediglich relativ normale Pegel fahre und kommen so an dem NAD Verstärker lediglich "normale" Frequenzen an oder kommen dennoch Frequenzen an die die Lautsprecher insbesondere Hochtöner beschädigen könne?

Ich glaube ich habe mir einfach zu viel "Angst" einreden lassen/eingelesen. Wenn ich wohl normale und keine extreme Pegel fahre, dürfte vermutlich den Hochtönern nichts geschehen.

Vielen herzlichen Dank wenn mir noch jemand vielleicht zu den Fragen was schreiben könne...

Einen schönen Abend noch...

Gruss

Stefan
Jazzy
Inventar
#5 erstellt: 10. Jan 2017, 21:00
Für kurzzeitige Effekte macht dein Amp ja 85Watt locker,also alles grün.
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 10. Jan 2017, 21:06
Wenn die Hochtöner in den jeweiligen Lautsprechern 35[W] Dauerleistung mitmachen (--> Hersteller löchern), dann ist (auch bei Clipping) sowieso alles im grünen Bereich.

Grüße

Herbert
Mickey_Mouse
Inventar
#7 erstellt: 11. Jan 2017, 19:56

Stefan240185 (Beitrag #4) schrieb:
Würde es den Lautsprechern etwas ausmachen, wenn man für kurze Zeit bei lauten Filmgeräuschen (Explosionen) kurzfristig über diese Grenzen kommen würde?

Bleibt das "Clipping" im Endeffekt hinfällig wenn ich bereits am AVR lediglich relativ normale Pegel fahre und kommen so an dem NAD Verstärker lediglich "normale" Frequenzen an oder kommen dennoch Frequenzen an die die Lautsprecher insbesondere Hochtöner beschädigen könne?

deine Rechnungen stimmen nicht ganz, aber überschlägig passt das schon.
bei den Kef handelt es sich um 4Ohm LS (Minimum 3,2Ohm) und das bedeutet, dass bei 2,83V nicht 1 sondern 2W "verbraucht" werden.
die 6dB pro Verdoppelung der Entfernung gelten für das Freifeld, in einem "geschlossenen" Raum fällt der Abfall geringer aus.
das gleicht sich also teilweise wieder aus.

solange du "innerhalb des verfügbaren Spannungsbereichs" bleibst gibt es auch kein Clipping, keine Beeinträchtigung des Klangs und keine Gefahr!
HIER gibt es neben der Erklärung auch ein sehr schönes Bild.
Erst wenn das Ausgangssignal die Versorgungsspannung überschreiten soll, wird es eben dort abgeschnitten und der resultierende "Stumpf" statt eines sauberen Sinus hat halt Oberwellen -> mehr Hochton!

du brauchst vor Clipping aber nicht so große Angst haben!

im allerschlimmsten Fall muss der HT bei einem 35W Sinus Verstärker 72W aushalten, das ist aber ein rein theoretischer Wert!
nehmen wir 35W Sinus an 4Ohm, das entspricht 12V "effektiv" oder +/-17V Spitze-Spitze. Jetzt nehmen wir den absoluten Worst-Case an: es entsteht ein Rechteck-Signal von 5kHz (unterer Annahme, dass das schon "voll" im Bereich des Hochtöners liegt), dann sind das eben 72W!

wie gesagt, rein theoretisch und Praxis fremd. In der Praxis wird ein Bass-Impuls das Clipping auslösen. Nehmen wir mal 100Hz, darunter wird man ja den Subwoofer übernehmen lassen. Und den Extremfall, dass nur noch ein 100Hz Rechteck Signal übrig bleibt.
Dann entfallen weiterhin 35W auf die Sinus Grundschwingung (daran ändert sich ja nix), das Rechteck Signal "enthält" aber 72W -> 37W müssen auf Oberwellen entfallen (einfach Energieerhaltungssatz)!
aber diese Oberwellen nehmen mit der Frequenz ab! Der größte Anteil entfällt also auf 300Hz (bei der Fourier Analyse eines Rechteck-Signals tauchen nur ungeradzahlige Oberwellen auf), bei 500Hz ist schon deutlich weniger usw. Wenn wir bei Frequenzen ankommen die überhaupt an den HT gelangen (können, durch die Weiche), ist die Intensität auch schon so gering, dass der HT eigentlich sicher ist!
Closer
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 17. Jan 2017, 22:04

man hat niemals zuviel verstärkerleistung...eher killt man seine schallwandler mit zu schwachbrüstigen verstärkern als mit kraftvollen stromlieferanten.

mal laienhaft gesprochen..die lautsprecher sind verbraucher einer angelieferten (strom-)leistung.wenn also der betreiber der anlage richtig am knopf dreht und die chassis der lautsprecher das tun,wofür sie gedacht sind-also luft bewegen und dazu auf kontinuierliche versorgung angewiesen sind,dann kann ein leistungsarmer verstärker in die knie gehen,weil er mit dem momentanen verbrauch nicht mehr nachkommt.dabei verschluckt er sich quasi,kommt in´s stottern und am ende könnte ein schaden entstehen.hochtöner mögen das ganz und gar nicht und rauchen gerne mal ab.


Woher kommt bloß dieser Mythos das zu "Starke" Lautsprecher den Verstärker zerstören können.
Die Watt angabe bei einem Verstärker ist eine Leistungsangabe und bei Lautsprechern eine Belastungsangabe.
Sprich man kann auch 300W Boxen am 5W Verstärker betreiben ohne das was Kaputt geht.
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 19. Jan 2017, 11:28

Closer (Beitrag #8) schrieb:
Sprich man kann auch 300W Boxen am 5W Verstärker betreiben ohne das was Kaputt geht.

.....sollte aber in den 300[W] Boxen ein Superhochtöner mit 3[W] Belastbarkeit drin sein, dann kriegt man den ggf. auch mit einem 5[W] Verstärker kaputt. Das ist zwar ein extremes Beispiel, illustriert aber das generelle Problem: Die Belastbarkeit bei Komplettboxen wird meiner Kenntnis nach mit Rauschen gemessen - d.h. einer statistisch gleichmäßigen Verteilung ALLER Frequenzen. Konzentriert der Verstärker dagegen seine Leistung auf eine einzelne Frequenz, dann muß auch ein einzelnes Lautsprecherchassis diese Frequenz allein verarbeiten. Und die Belastbarkeit der Einzellautsprecherchassis in einer Lautsprecherbox nimmt vom Tieftöner zum Hochtöner hin sehr deutlich ab. Die Gesamtbelastbarkeit einer Lautsprecherbox entspricht dagegen in etwa der Summenbelastbarkeit der Einzellautsprecherchassis und liegt damit IMMER über der Belastbarkeit eines Einzellautsprecherchassis.

Diese Aussagen gelten selbstverständlich nur bei Mehrwegelautsprechern - bei Einwege- oder Breitbandlautsprecherboxen sehen die Dinge etwas anders aus.

Grüße

Herbert
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