Kopfhörerkauf - definierter Bass versus kräftiger Bass

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cabasa
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 09. Mrz 2006, 14:56
Habe mir vor kurzem einen "AKG 141 Studio" zum analytischen Hören gekauft und will jetzt noch einen zum "Schönhören", also zum Musik-Genuss, kaufen.
Von dem AKG wurde hier des öfteren gesagt, daß er zuwenig Bass habe. Dieser Meinung bin ich überhaupt nicht! Ich höre ihn an einem kräftigen Akai AM-49.
Der Bass kommt kräftig und vor allem definiert oder konturiert, aber seine tiefen Schwingungen legen sich nicht über das ganze Spektrum, sowie bei meinem uralten DT-770, und sowie ich es jetzt bei Saturn auch beim Sennheiser HD 555 und beim Philips SHP 895 gehört habe, die ich ansonsten toll finde!
Kurzum, seitdem ich den klaren, fest an seinem Platz sitzenden Bass beim AKG 141 studio gehört habe, möcht ich darauf nicht mehr verzichten! Ich habe dann bei Saturn noch den AKG 601 gehört, der bzgl. des Basses die gleiche Eigenschaft hatte, wie der 141, wenn auch dezenter. Kostet allerdings stolze 180 - 250 €.. Nun, nach meinem ganzen Roman, meine Fragen:
1. Welche Alternativen ( nur offen oder halb-offen) gibt es zum AKG 601?
2. Kann es sein, daß bestimmte Menschen den Mangel an physischem Druck des Basses, den nun mal jeder Kopfhörer gegenüber einer Box hat, durch dieses Wummern im Kopf ausgleichen wollen und das dann einen kräftigen Bass nennen (dies soll keine Polemik sein sondern eine ernst gemeinte Frage)?


[Beitrag von cabasa am 09. Mrz 2006, 16:34 bearbeitet]
cabasa
Schaut ab und zu mal vorbei
#2 erstellt: 09. Mrz 2006, 18:13
@m00hk00h

Du hast mir die entscheidende Antwort zu meinem DT770 --> Umbau gegeben.
Wäre schön, wenn Du mir auch diesmal helfen könntest:-)
The_figurehead
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 09. Mrz 2006, 20:54
1. Möglicherweise AKG K 501, K301 Xtra, DT880
2. Schade, soviel Zeit habe ich gerade nicht. Generell würde ich festhalten, dass es sehr geteilte Ansicht zur Bassqualität gibt und Quantität gelegentlich mit Qualität gleichgesetzt wird. Beides ist aber getrennt zu betrachten. Quantität ist nicht Qualität und Qualität nicht Quantität. Außerdem muss die Basswiedergabe im Gesamtkontext gesehen werden. Vielleicht später mehr.
Silent117
Inventar
#4 erstellt: 09. Mrz 2006, 23:29
@cabasa

hört sich so an als suchst du "trockenen" bass... Das müsste deinem bassgesuche doch ziemlich entsprechen... Ich denke da kann ich dir leider nicht helfen , aber evtl hilft meine wortwahl den anderen nen bisschen ^^
m00hk00h
Inventar
#5 erstellt: 09. Mrz 2006, 23:46
Hallo!
Also asl erstes muss ich dir sagen, dass ich den K141 für keinen guten Kopfhörer halte.
Ziemlich bassstark (wie du schon sagtest), was mir gar nicht gefällt. Sehr guter Kickbass zwar, aber von Bassdefinition habe ich nicht viel gemerkt (im Vergleich zum DT880 wohl auch sehr schwer!). Mitten und Höhen sind auf jeden Fall dem Bass hinterher und die doch eher wärmere Abstimmung des K141 macht ihn aus meiner Sicher keinen guten Analytikhörer sondern wäre für meine Begriffe bereits ein "Spaßhörer".

Das soll den KH nicht schlecht machen, hauptsache ist nunmal, dass er dir gefällt.

Hast du den K601 gegen den K141 im Wechsel gehört?
Unterscheiden sich beide nämlich arg in meinen Ohren, vor allem was den Bass angeht. Der K601 kommt dem schon sehr nahe, was ich als wirklich "analytisch" bezeichnen würde...

Worauf ich hinaus will ist, dass ich dir nicht helfen kann, einen "musikalischen" Hörer auszuwählen, da du meiner Ansicht nach mit dem K141 schon einen besitzt.

Sorry.

m00h
cabasa
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 10. Mrz 2006, 00:05
@the figurehead
Freue mich schon, wenn du mehr Zeit hast:-)

@Silent117
Deinem "trocken" kann ich mich voll anschließen! Das ist das Wort!

@m00hk00h
Ich bewege mich auf neuem Terrain, habe also noch nicht so richtige Meinungen...fass meine Fragen also nicht als Widerspruch auf, sonder als Lernenwollen:
1. Auch Du nennst den 141 bass-stark, im Gegensatz zu einigen anderen in diesem Forum?
2. Mir ist der 141er als linear empfohlen worden, und er wird angeblich in zahllosen Studios, besonders in den USA, zum Mischen und Produzieren verwendet. Wie passt das mit Deiner Argumentation zusammen?
3. Ich hab den 601 nicht im 1:1 Vergleich gehört. Außerdem war er an meinem tragbaren CD-Spieler zu leise. Hatte aber einen sehr guten Eindruck. Deinen vielgerühmten DT880 hör ich mir demnächst an!


Danke Euch allen bis hierhin


[Beitrag von cabasa am 10. Mrz 2006, 00:12 bearbeitet]
m00hk00h
Inventar
#7 erstellt: 10. Mrz 2006, 00:45

cabasa schrieb:
@Deinem "trocken" kann ich mich voll anschließen! Das ist das Wort!


Wenn du auf der Suche nach trockenem Bass bist, wird dich der DT880 nicht enttäuschen.


cabasa schrieb:

Ich bewege mich auf neuem Terrain, habe also noch nicht so richtige Meinungen...fass meine Fragen also nicht als Widerspruch auf, sonder als Lernenwollen:


Wir kochen doch auch nur mit Wasser.


cabasa schrieb:

1. Auch Du nennst den 141 bass-stark, im Gegensatz zu einigen anderen in diesem Forum?


Also ein Studienkollege hat das Teil als protablen Hörer. Ich habe ihn mir mal einen Nachmittag ausgeliehen und war von Anfang an wegen des doch recht präsenten Basses nicht gerade wirklich begeistert. Bin nunmal nicht der klassische "Bassfan" und reagiere daher schnell 'alergisch' auf zu viel Bass.


cabasa schrieb:
2. Mir ist der 141er als linear empfohlen worden, und er wird angeblich in zahllosen Studios, besonders in den USA, zum Mischen und Produzieren verwendet. Wie passt das mit Deiner Argumentation zusammen?


Verkaufsstrategie!
Linear spielt dieser KH relativ sicher nicht wirklich.
Und kaum ein Ingenieur mischt mit Kopfhörern ab. Dazu gibt es viel zu gute Monitor-Systeme, was ja sowieso sinnvoll ist, da CDs ja für den gebrauch mit Lautsprecher gemischt werden. Da wären KHs ja hinderlich...
Zum abhören werden die AKGs gern verwendet, vor allem auch der K240 und eben der K141. Aber nur weil die Studios ihn nutzen (hat mitlerweile auch was mit `Prestige' zu tun), heißt das nicht nicht, dass es gute Home-HiFi-Hörer sind. Aber zum Gesangsmonitor oder sowas habens die AKGs nicht gebracht, halboffene Bauweise verbietet sich einfach grundsätzlich...
Hier trifft man ganz oft Sony der Beyerdynamic. Und gerade die DT770 legen keinen wert auf linearität, obwohl sie in vielen Studios Anwendung finden!


cabasa schrieb:

3. Ich hab den 601 nicht im 1:1 Vergleich gehört. Außerdem war er an meinem tragbaren CD-Spieler zu leise. Hatte aber einen sehr guten Eindruck.


Ich denke dass er dir wohl schwergefallen ist, den K601 richtig einzuordnen, ohen den K141 dabei zu haben.
Das ist nicht persönlich gemeint, ist lediglich eine Beobachtung, dass das öfter vorkommt. Ich schließe mich da nicht aus!
Und der K601 ist ein sehr guter Hörer, keine Frage. Sollte auch den trockenen Bass haben, den du suchst.
Habe ihn aber auf Grund der überstarken Konkurenz seines großen Bruder schnell wieder beiseite gelegt, daher kann ich nichts mehr über das Klangbild sagen...

Hoffe das hilft dir!

m00h


[Beitrag von m00hk00h am 10. Mrz 2006, 13:35 bearbeitet]
Zero4life
Stammgast
#8 erstellt: 10. Mrz 2006, 00:51
Hi ,

also ich wollte mich hier eigentlich nicht einmischen , hab das aber zufällig mitbekommen und ich dachte einfach ich stell mal eine frage.
Da ich ja wenig ahnung über kopfhörer hab wollte ich eigentlich nur ein qualitätsbeurteilung von eurer seite haben .
Ich habe 2 verschieden kopfhörer 1x sony md 560(glaub ich)
und einmal technics RP-F350 , ich weiß ist beides nix besonders aber ich wollte einfach mal eure meinung wissen zu euren kopfhörern obs da große unterschiede gibt.
Die technics die ich hab sind extrem auf höhen ausgelegt was manchmal auch schon extrem ecklig ist - haben aber wenig bass.
Die sony (leider jetzt kaputt) aber wo die noch richtig funktioniert haben hatten die nach meiner meinung eine gute mischung aus mittel und hochtonbereich aber nicht zu extrem, dafür aber eine sehr starke basswiedergabe was ich persönlich recht gut fand.
Kann mir da jemand einen vergleich sagen , bzw hat jemand schon mal die gehört die ich aufgelistet habe?
Ob da ein großer unterschied besteht zu euren ?
vorallendingen im bassbereich.


mfg
-resu-
Inventar
#9 erstellt: 10. Mrz 2006, 11:36

Zero4life schrieb:
Hi ,

also ich wollte mich hier eigentlich nicht einmischen , hab das aber zufällig mitbekommen und ich dachte einfach ich stell mal eine frage.
Da ich ja wenig ahnung über kopfhörer hab wollte ich eigentlich nur ein qualitätsbeurteilung von eurer seite haben .
Ich habe 2 verschieden kopfhörer 1x sony md 560(glaub ich)
und einmal technics RP-F350 , ich weiß ist beides nix besonders aber ich wollte einfach mal eure meinung wissen zu euren kopfhörern obs da große unterschiede gibt.
Die technics die ich hab sind extrem auf höhen ausgelegt was manchmal auch schon extrem ecklig ist - haben aber wenig bass.
Die sony (leider jetzt kaputt) aber wo die noch richtig funktioniert haben hatten die nach meiner meinung eine gute mischung aus mittel und hochtonbereich aber nicht zu extrem, dafür aber eine sehr starke basswiedergabe was ich persönlich recht gut fand.
Kann mir da jemand einen vergleich sagen , bzw hat jemand schon mal die gehört die ich aufgelistet habe?
Ob da ein großer unterschied besteht zu euren ?
vorallendingen im bassbereich.


mfg



Hallo,
bei sowas bitte immer ein neuen Thread aufmachen - stört diesen hier weniger, und es schauen mehr Leute nach DEINEM Anliegen...

Ich befürchte, dass hier kaum jemand Technics KH probiert hat - nutz´ vielleicht mal die Forumsuche !?
Zu den Sony´s: Sony hat hier einen recht schlechten Ruf. Warum? Wegen dem "leider jetzt kaputt" zum Beispiel ...

Auch sonst bekommt man für das gleiche Geld "in der Regel" etwas besseres - bei Sony bezahlt man viel Name. Zudem hat Sony einen EXTREM schlechten Service...

Wenn dir Bass-starke KH gefallen, könntest du z.B. mal einen "Beyerdynamic DT-770" probehören ... die haben viel Bass, spielen aber sonst auch super auf. Sind zudem Qualität pur...

Gruss
Frank
cabasa
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 10. Mrz 2006, 17:52
@An alle
@mh00hk00h

Komme gerade aus dem HiFi-Fachgeschäft. Habe den DT880, den Sennheiser 600 (650 ?), und den Akg 601
an einem besseren Kopfhörerverstärker (leider....weil zuhause habe ich keinen) getestet. Die Entscheidung ist schwer.
Entweder ist es eine Geschmacksfrage auf hohem Niveau oder ich hab beschränkte Ohren. Ich hab 'ne leichte Präferenz
für den AKG, würde ihn paradoxerweise als gleichzeitig leicht und doch sehr direkt bezeichnen. Aber das sind schon
zu starke Worte für Nuancen.
Vom Tragekomfort ist der AKG für mich deutlich der beste, weil federleicht (hoffentlich halten die Gummis:-))

mh00hk00h schrieb

Und der K601 ist ein sehr guter Hörer, keine Frage. Sollte auch den trockenen Bass haben, den du suchst.
Habe ihn aber auf Grund der überstarken Konkurenz seines großen Bruder schnell wieder beiseite gelegt, daher kann ich nichts mehr über das Klangbild sagen...


Mit dem Bruder meinst Du wahrscheinlich den AKG 701. Laut Zeitschrift Audio stimmen zwischen 601 u. 701 fast alle (akustischen) Werte überein und der 601 soll das eindeutig bessere Preisleistungsverhältnis haben......? Und wo muß man beim 501 Abstriche machen?

Der Verkäufer nannte einen interessanten Aspekt zum AKG 141.
Ich würde den Bass wegen der kleinen, ohraufliegenden Muscheln so definiert und punktgenau hören. Bei Kopfhörern mit großen ohrumschließenden Muscheln, würde der so entstehende Innenraum die Bass-Frequenzen leichter verteilen. Kling irgendwie plausibel.
Was meint ihr und besonders mh00hk00h dazu?


[Beitrag von cabasa am 10. Mrz 2006, 18:05 bearbeitet]
Dake
Stammgast
#11 erstellt: 11. Mrz 2006, 00:08
Das ist definitiv richtig, was meine Erfahrung mit DT 990 und HD 25-1 zum Beispiel belegt. Der DT 990 hat einfach viel mehr Volumen und klingt irgendwie angenehmer und natürlicher- der Bass hat mehr Substanz und ist auch irgendwie detailreicher und nicht so aufdrinlich- auf einer großen Masse kann man ja auch mehr Details anbringen/erkennen als auf einer kleinen. So kann der 990 als ohrumschließender KH einen richtig schönen Tiefbass mit Subwoofercharakter produzieren. Der kleine HD 25-1 dagegen hat deutlich weniger Volumen, weniger Substanz und meiner Meinung nach weniger detailreichen und sauber definierten Bass. Auch lässt der Tiefbass eher zu wünschen übrig, wenn man auf den Subwoofercharakter steht. Dafür kickt das Teil wiederum mehr...der Bass ist also trockener und der KH scheint vielleicht auch schneller zu sein- so als würde man sich eben einfach die Kante geben und den Knallbass direkt ins Ohr blasen. Das ist bei einem großen KH meiner Meinung nach alles entspannter und nicht so anstrengend (wenn man nicht allergisch gegen viel Bass ist- wie m00h z.B.^^). Hier spielen natürlich auch die Soundcharaktere von DT 990 und HD 25-1 mit rein, aber ich kenne noch ein paar andere große, ohrumschließende und kleine, ohraufliegende KH's und ich habe mehrere auch bereits zu Hause gehabt bzw. habe sie noch und das lässt sich so verallgemeinert eigentlich schon sagen.
Naja das ist alles was mir spontan dazu einfällt, hoffe das hat dir etwas geholfen.

MfG,

Dake
tv-paule
Inventar
#12 erstellt: 11. Mrz 2006, 02:14

cabasa schrieb:


Mit dem Bruder meinst Du wahrscheinlich den AKG 701. Laut Zeitschrift Audio stimmen zwischen 601 u. 701 fast alle (akustischen) Werte überein und der 601 soll das eindeutig bessere Preisleistungsverhältnis haben......?


Hi,

der K701, der im Web z.Z. im Mittel so um die 320 Euro liegt, bietet für diesen Preis eine überragende Leistung.
Ich würde sogar behaupten, er ist z.Z. der Hörer mit dem besten P/L überhaupt, qualitativ ohnehin erhaben.
Und was die Audio geschrieben hat, dass hatte nun wirklich nichts mit Test zu tun.
Dann schon eher die Image Hifi, wo der K701 u.a. gegen den Beyer 880 und den Grado RS-1 getestet wurde und natürlich meine Aussage bestätigt wird.

Was den kleinen Bruder K601 betrifft, nun der ist rund ein Hunderter billiger und genauso rundum zu empfehlen, aber es ist kein K701, dort fehlt innerlich doch Einiges!

Das nur zur Anmerkung betr. bestem P/L zwischen K601 und K701.

mit Gruss
Paule
The_figurehead
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 13. Mrz 2006, 23:26
Der K 501 klingt extrem leichtfüssig, weiträumig, transparent, und luftig. Seine Bassreproduktion ist passend dazu federleicht, was manche Leute stört. Der K 501 wäre für mich unter den dynamischen Hörern bei Klassik und anderen Akustik-Instrument-lastigen Stilen allererste Wahl. Im Vergleich mit einem HD 600 und einem DT 931 fand ich den K 501 seinerzeit weitaus beeindruckender. Inwieweit sich 601 und 701 vom 501 absetzen können, kann ich leider nicht sagen.
m00hk00h
Inventar
#14 erstellt: 14. Mrz 2006, 00:25

The_figurehead schrieb:
Inwieweit sich 601 und 701 vom 501 absetzen können, kann ich leider nicht sagen.


Der K701 ist ein mehr als adäquater Nachfolger. Er macht alles was der K501 kann mit Leichtigkeit noch besser.
Zumindest an vernünftiger Verstärkung, was allerdings auch für den K501 empfehlenswert ist.

m00h
The_figurehead
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 16. Mrz 2006, 15:11
Wie von cabasa erhofft, hatte ich ein wenig Zeit. Ob das Ergebnis erfreulich ist, wird man sehen:

Konturierter Bass versus kräftiger Bass?

Zunächst hatte ich einen kurzen Exkurs zusammengedichtet über Hörgewohnheiten und darüber, welche Ansätze Kopfhörerhersteller verfolgen – und diesen Exkurs fallen gelassen. Der Exkurs über die Hörgewohnheiten bzw. woher diese kommen, wäre wohl ganz interessant gewesen, weil sich damit zumindest teilweise erklären lässt, warum wir Bässe auf die eine oder andere Weise hören wollen. Mindestens ebenso interessant ist aber die Bewertungsgrundlage, das heißt, auf welcher Basis werden Bässe bewertet. Daran schließt sich die Frage an, ob diese Basis überhaupt korrekt ist. Bei dieser Frage spielt dann auch wieder die Hörgewohnheit eine Rolle. Die klammere ich aber aus.

Wie lassen sich Bässe und generell Musikwiedergabe einigermaßen annähernd objektiv beurteilen? Bei HipHop müssen Bässe schön fett klingen, lautet beispielsweise eine oft gehörte Beurteilung bzw. „Qualitätsanforderung“. Das sagt aber nur etwas darüber aus, wie der Endverbraucher den Bass hören möchte, nichts aber darüber, wie er tatsächlich ist. Oder deutlicher ausgedrückt: Die Qualitätsaussage „Der Bass ist schön fett“ besagt zwar wie der Bass beim Endverbraucher ankommt, aber nichts über seinen klanglichen Ursprung und damit über die Qualität der Reproduktion. Die Problematik ist zunächst, dass bei elektronischer Musik in der Regel kein natürliches Instrument vorliegt. Nehmen wir als Beispiel die Bassgitarre (es geht ja schließlich um Bässe, wenngleich ich diese eingeschränkte Ebene sehr schnell verlassen werden). Die Bassgitarre als natürliches Instrument ist nur zu beurteilen, wenn die Saiten ohne elektrische Verstärkung angerissen werden. Was ich dann höre, ist das natürliche Instrument „elektronische Bassgitarre“. Schließe ich einen Verstärker an, höre bereits eine Kombination aus dem natürlichen Instrument „elektronische Bassgitarre“ und dem Verstärker, wobei unterschiedliche Verstärker unterschiedliche Klangprägungen haben können (unfaires, aber verdeutlichendes Extrembeispiel: ein ganz kleiner Marshall klingt anders als ein großer Marshall). Drehe ich dann noch ein wenig an der Tonkontrolle, höre ich eine Kombination aus Bassgitarre, Verstärker und zusätzlicher Frequenzgangänderung. Bei Aufnahmen geht die Gitarre über das Mischpult, an dem auch nach Herzenslust am Frequenzgang und an der Lautstärke gedreht werden kann und wird. Wollte man nun wissen, wie die Bassgitarre/der Bass klanglich gedacht war, müsste man neben dem Toningenieur gesessen und die Bassgitarre über die eingesetzten Lautsprecher oder Kopfhörer gehört haben. Es zeigt sich, dass elektronisch verstärkte Musikinstrumente als (Bass-)Referenzen kaum tauglich sind. Noch schlimmer sind künstlich erzeugte Töne. Einzige Referenzgröße sind hier nur noch die durch das Erzeugungsgerät vorgesehene Frequenz und die Lautstärke. Um die so erzeugten Töne beurteilen zu können, müssten aber eben diese Parameter bekannt sein und bei der Ausgabe über die eigenen Ausgabegeräte nachgemessen werden. Denn diese Parameter sind quasi das einzige „natürliche“ Abbild dieser Töne. Wobei noch die Frage wäre, ob diese Parameter gewollt waren, oder die durch den Abhörmonitor oder –kopfhörer im Studio gehörten Parameter.

Was als Referenz bleibt, sind natürliche, akustische Instrumente. Zwar klingt wohl kein Cello wirklich absolut gleich, aber sie haben dennoch alle einen unverwechselbaren Grundcharakter. Das gilt ebenso für Klaviere, Pianos, Violinen, Oboen etc.. Oder , um beim Thema zu bleiben, ebenso für Pauken und Kontrabässe. Im Prinzip ist der Vergleich der Reproduktion mit den natürlichen Instrumenten die beste Beurteilungsbasis, denn ich habe hier eine unveränderliche Größe, die ich nur einmal natura gehört haben muss, um sie später immer wieder in der Reproduktion beurteilen zu können. Bei künstlich erzeugten Tönen müsste ich hingegen jedes Mal das jeweilige Original (wobei die Frage ist, was das Original ist: das Instrument, das Instrument am Verstärker, das Instrument über das Mischpult?) mit der daraus entstehende Reproduktion vergleichen. Natürlich haben natürliche Instrumente in ihrem Gesamtklangeindruck ihre Tücken. Sie wirken auf einen mehr oder weniger natürlichen Raum, der ebenfalls einen Einfluss auf den Klangeindruck hat. Zusätzlich entscheidend ist, wie weit Instrument und Zuhörer/Mikrofon voneinander entfernt sind. Dies ist zugleich der Fingerzeig für den nächsten scheinbaren Detailteufel. Denn auch das natürliche Instrument wird aufgenommen, unterliegt also gegebenenfalls einer Veränderung. Die Veränderung ist hier jedoch nachvollziehbarer, da das Instrument einen festen Grundcharakter hat. Es zeigt daher also letztlich vielmehr, wie gut es bei einer Aufnahme gelungen ist, das Instrument bzw. ein Orchester aufnahmetechnisch einzufangen. Eine Erschwerung der Beurteilungskriterien ist dies aber dennoch, denn Fehler/Abweichungen können nun am Aufnahmeort, an der Aufnahme selbst oder am Reproduktionsgerät liegen. Aufschluss bringen hier notgedrungen erst zahlreiche Quervergleiche mit anderen Aufnahmen Wiedergabegerät. Findet sich beim langwierigen Abgleich von Aufnahmen und Wiedergabegeräten zur Findung von Referenzen dabei ein Wiedergabegerät, dass sich in diversen Durchgängen als weitgehend mustergültig erweist, kann mit diesem dann auch Musik beurteilt werden, die keine natürliche Referenz haben. Zwar lässt sich auch hier nicht unbedingt feststellen, ob das Endergebnis mit dem Mischpultergebnis übereinstimmt, aber ein fehlerarm wiedergebendes Gerät dokumentiert immerhin, was unter dem Strich bei den Bemühungen am Mischpult herausgekommen ist. Hier liegt aber die Crux vieler Beurteilungen: Das Gerät wird an der Musik gemessen. Natürlich ist dies möglich, jedoch nur mittels Referenzaufnahmen, die über viele Vergleiche mit anderen Aufnahmen und mit mehreren Geräten zu eruieren sind. In diesem Abgleichprozess lässt sich ein Referenzgerät ermitteln, an dem sich wiederum andere Aufnahmen beweisen müssen, die dann wiederum ihrerseits gegebenenfalls als Referenz dienen können. Das Finden erster Referenzen ist, so zeigt sich, ein sehr schwieriges und sehr wichtiges Unterfangen, dass allerdings nicht selten durch die persönliche Vorstellung, wie ein Instrument/Ton zu klingen hat, korrumpiert wird. Ausweg hier ist einzig das natürliche Instrument als allererste Referenz. Das Finden von Referenzen ist dabei der nie endende Vorgang, einzugehende Kompromisse immer weiter zu minimieren, da es schlicht keine perfekten Wiedergabeketten gibt und Kompromisse daher notgedrungen einzugehen sind.

Aus den genanten Gründen ist es problematisch, von Kopfhörern zu sprechen, die für ein bestimmtes Musikgenre geeignet sind. Man selbst verfällt zwar selbst immer wieder in diese Denkweise, aber streng genommen ist der Ansatz falsch und führt zu wenig wünschenswerten Teilreferenzen. Das Gerät, das sich bei der Wiedergabe natürlicher Instrumente in einem natürlichen Raum (der Raum ist hier Prinzip die einzige unbekannte Größe, allerdings nicht mit verheerenden Auswirkungen auf den Grundcharakter des Instruments, hätte er dies, wäre es keine Referenzaufnahme, sondern eine Aufnahme, deren Fehler mittels Referenzen nachvollziehbar werden) sich als das geeignete herausstellt, ist Referenz für alle weiteren Aufnahmen gleich welcher Musikrichtung. Das Gerät ist dann der Bewertungsmaßstab für die Musik, nicht umgekehrt.

Was heißt das nun alles? Die Frage nach kräftigem Bass versus konturiertem Bass stellt sich eigentlich nicht. Es gibt lediglich das Kriterium richtiger Bass oder falscher Bass.

Dies ist die vereinfachte Theorie der Musik-/Geräte-Beurteilung. Die Praxis ist noch weitaus komplizierter. Zu beachten ist zudem, dass auch das Quellgerät maßgeblichen Einfluss auf die Wiedergabe hat.

P.S. Noch kurz was zur Hörgewohnheit und Bässen. Es gibt durchaus Leute, die so sehr einen Dröhnbass (Bass plus Resonanzen, Wellenüberlagerung, etc.) gewöhnt sind, dass korrekt wiedergegebene tiefe Töne nicht als korrekt wiedergegeben erkannt werden.

P.P.S. Klar, dass das alles lediglich meine Sicht der Dinge ist. Einen Anspruch auf die absolute Wahrheit erhebe ich damit nicht. Letztlich soll jeder so Musik hören, wie er mag. Bewertungskriterien mal hin und wieder zu überdenken, kann ja trotzdem nicht schaden.

So, Zeit ist zu Ende.
m00hk00h
Inventar
#16 erstellt: 16. Mrz 2006, 15:35

The_figurehead schrieb:

Was heißt das nun alles? Die Frage nach kräftigem Bass versus konturiertem Bass stellt sich eigentlich nicht. Es gibt lediglich das Kriterium richtiger Bass oder falscher Bass.


"Eigentlich" ist ein Wort, das verboten gehört.
Es macht den Inhalt einen Satzen komplett zunichte, also stellt sich die Frage, oder stellt sie sich nicht
...nru als Hinweis.


The_figurehead schrieb:

Dies ist die vereinfachte Theorie der Musik-/Geräte-Beurteilung. Die Praxis ist noch weitaus komplizierter.


Hm. Also für mich ist die Praxis weitaus einfacher:
Kopfhörer aufsetzten und er gefällt oder eben nicht.


The_figurehead schrieb:

P.S. Noch kurz was zur Hörgewohnheit und Bässen. Es gibt durchaus Leute, die so sehr einen Dröhnbass (Bass plus Resonanzen, Wellenüberlagerung, etc.) gewöhnt sind, dass korrekt wiedergegebene tiefe Töne nicht als korrekt wiedergegeben erkannt werden.


Das ist eine Verurteilung. Da steckt, wahrscheinlich ungewollt, die Aussage hinter, dass Bassköpfe nicht in der Lage seien, den "richtigen" Bass zu erkennen.
Und hier treffen wir auf ein Gebiet, auf das es keine Antwort gibt, nämlich "subjektives Empfinden".
Darüber könnte man eine mindestens genauso lange Abhandlung schreiben, wie du es getan hast.
Aber leider hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass solch theoretische und grundsätzliche Diskusionen zu oft damit enden, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühl und seinen Account löscht...


The_figurehead schrieb:

P.P.S. Klar, dass das alles lediglich meine Sicht der Dinge ist. Einen Anspruch auf die absolute Wahrheit erhebe ich damit nicht. Letztlich soll jeder so Musik hören, wie er mag.


Da hast du völlig recht und ich danke dir für diese ausführliche Offenlegung deiner Sichtweise. Ist hochinteressant, wenn auch in der Realität oft ohne große Bewandnis.


The_figurehead schrieb:

Bewertungskriterien mal hin und wieder zu überdenken, kann ja trotzdem nicht schaden.


Die etablierten Bewertungskriterien scheinen mir völlig OK und ich fühle mich immer wieder durch den Erfolg dieser Sichtweise bestätigt.

Ach ja und für mich stellt sich die Frage "konturierter Bass oder kräftiger Bass?" nach wie vor.

m00h


[Beitrag von m00hk00h am 16. Mrz 2006, 15:38 bearbeitet]
The_figurehead
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 16. Mrz 2006, 16:45
"Eigentlich" berücksichtigt, dass sich die Frage konturierter Bass versus kräftiger Bass für andere durchaus stellt. "Eigentlich" klammert dies eben nicht aus, da andere halt andere Ansätze haben. Insofern ist das Wort bewusst eingesetzt worden. Es relativiert berechtigterweise die getroffene Aussage. Ansonsten würde ich einen Absolutheitsanspruch stellen, der in diesem Bereich wohl kaum möglich ist.

Die Aussage zum Dröhnbass wurde von mir sehr bewusst gewählt, ist aber keinesfalls eine Verurteilung von Bassköpfen. Dröhnbass hat rein gar nichts mit einer sauberen Basswiedergabe zu tun, denn der eigentliche Ton wird vollständig modifiziert, neu moduliert und überhöht. Das ist objektiv so. Probleme mit der Raumbeschallung drehen sich oft um eben diesen Kernbereich.
Bassköpfe sind zunächst einmal schlicht Leute mit einer spezifischen Vorliebe. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist unproblematisch, so lange niemand einen Absolutheitsanspruch auf seine Vorlieben erhebt. So etwas geschieht leider recht oft und führt dann in der Tat zu unnützen Streitereien.
Im Übrigen steht nirgendwo geschrieben, dass ein tiefer Bass ein schlechter Bass ist. Er sollte in der Reproduktion nur möglichst dem Original entsprechen.

Von der etablierten Vorgehensweise braucht man die von mir dargelegte Vorgehensweise nicht separieren, denn sie ist ein wesentlicher Teil der etablierten Vorgehensweise.

Dass Vorlieben am Ende eine gewichtige Rolle spielen, ist klar und soll auch so sein, denn wie schon gesagt: jeder soll so Musik hören wie er mag.


[Beitrag von The_figurehead am 16. Mrz 2006, 17:24 bearbeitet]
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