Musikbox mit PAM8403: Höhen zu scharf

pud3000 (Beitrag #1) schrieb:

Als LS verwende ich zwei FRS 7 von Visaton mit jeweils 4 Ohm.

Da ist auch schon das Problem.
Schauen wir uns den FRS 7 - 4 mal an, dann sehen wir sofort dass er oben rum nicht gerade der zurückhaltenste ist: Visaton FRS 7 - 4
Hier auch noch der Frequenzgang: *klick*

Ich würde am Quellgerät, ich vermute mal ein Smartphone, einfach mal bei 10kHz ein paar dB weg nehmen bevor ich eine Schaltung zusammen löte (was aber auch nicht sonderlich schwer wäre).

Danke für deinen Hinweis. Das hatte ich mir schon fast gedacht, dass es an den LS liegt. Da die Box ein Geschenk für jemanden sein soll der sich mit nem EQ nicht wirklich auskennt und vermutlich auch mal am Laptop o.ä. verwendet wird, wie wäre denn eine dem entsprechende Schaltung zu realisieren?

Hi,

du könntest/solltest mit einem Sperrkreis nach deinem Leistungsverstärker nachhelfen.
Hier mal ein paar Bildchen:


Hier sehen wir den Ist-Zustand im Vergleich mit dem, wie es sein könnte.
Gestrichelt ist deine derzeitige Box,
durchgezogen ist deine Box mit einem Filterglied.

Diese Simulation wurde mit BoxSim durchgeführt, Visaton's eigenes Simulationsprogramm.
Mit Visaton-eigenen Daten/Chassis funktioniert das recht gut, daher kann man sich darauf schon ein wenig verlassen.

Man sieht sehr deutlich den krassen Anstieg deiner Box bei 2,5kHz, da ist sie mal eben 6dB lauter, das ist schon echt heftig.
Das Filterglied zieht den Buckel bei 3,5kHz raus und nimmt dann generell noch etwas Pegel im Hochtonbereich weg.
Der leichte Anstieg auf 96dB bei 10kHz ist aber nicht verkehrt, da diese Chassis konstruktionsbedingt unter Winkel eh sehr früh "dicht machen" oben rum, sie verlieren dort sehr schnell Pegel.
So wie hier ist der Frequenzgang unter 30° Abhörwinkel linear bis 10kHz hoch. Das ist schon nicht verkehrt.


So sieht das Filterglied dazu aus.

Der 220µF Kondensator am Anfang sorgt für weniger Bass, ja, aber so richtiger Bass kommt da ja eh nicht raus, wie du sicher selber schon gehört hast ^^
Dafür steigt unten rum die Belastbarkeit etwas.
Den Kondensator brauchst du aber nicht zwingend.

Das Filterglied mit
- Widerstand 6,8 Ohm (5W)
- Luftspule 0,15mH 0,6 Ohm
- Kondensator 10µF 63V
zieht den Buckel um 3,5kHz runter, zu erkennnen an der Impedanzerhöhung bei dieser Frequenz.
Diese Schaltung solltest du auf jeden Fall mal verbauen.

Die Spule mit 0,15mH und 0,6 Ohm kurz vor dem Chassis senkt den Hochtonpegel allgemein etwas.
Ohne sie wird der Hochton nach wie vor sehr prägnant sein.

Alle teile bekommst du sehr günstig bei www.reichelt.de

Grüße, Malte

Herzlichen Dank für diese umfassende und sehr hilfreiche Antwort! Bei den Kondensatoren handelt es sich offenbar um bipolare?

Grüße, T.

Noch etwas,

ich hab jetzt mal bei Reichelt geschaut und bin mir nicht ganz sicher bei einigen Teilen.

Diese Luftspule 0,15mH - hat allerdings nur 0,4Ohm - ist dieser Wert kritisch?

Bei den von dir vorgeschlagenen Elkos muss es sich ja offenbar um bipolare handeln. Diese hier hätte ich jetzt genommen.

Und bei den Widerständen kann ich doch sicher auch die hier nehmen und nicht die teuren von Visaton selbst, oder?

Und nochmal vielen Dank für den Aufwand den du betrieben hast!

Hallo,
ja, die Kondensatoren sind bipolar

Die Luftspule VIS SP 4998 kannst du nehmen.
Beim Elko reicht auch der TON 10/63, ist aber eigentlich egal.
Der Widerstand 5W AXIAL 6,8 ist auch OK.

Kein Problem.
Wunder solltest du aber trotzdem nicht erwarten ^^ Es wird aber merklich besser werden
Für deine nächsten Boxen solltest du dir auch ein anderes Gesamtkonzept überlegen.
Nicht ohne Grund sind >90% der vernünftigen HiFi-Lautsprecher am Markt so gebaut, dass die Chassis übereinander angeordnet sind. Center-Lautsprecher mal ausgenommen (diese sind, so wie du sie kennst, eigentlich allesamt totale Fehlkonstruktionen ).
Liegen die Chassis so nah beieinander und strahlen in die gleiche Richtung, so wirst du wen ndu dich um die Box drehst starke Einbrüche im Mittel-Hochton feststellen. Dieser Effekt nennt sich Kammfilter-Effekt und ist auf Interferenzen zurückzuführen.

Die nächste Box also entweder
- mit nur einem Chassis bestücken (also vielleicht einen Kleinen Bretterhaufen oder eine "10 Öre" bauen)
- oder als Mehrwege-Box mit den Chassis übereinander bauen (z.B. Quintet oder auch CT 260)
- oder mit zwei Chassis bestücken, die dann aber von der Front zu den Seiten hin abgewinkelt sind (wie hier bei meinem Gerät Mini)



Grüße, Reference

Teile sind bestellt. Danke für die zusätzlichen Tipps. Mich würde auch noch interessieren wie du die Werte der R-C und L berechnet hast? Gibts diesbezüglich eine (für Nicht-Physiker verwendbare) Formel? Falls mir das wiedermal passiert und ich einen LS entzerren muss....

Grüße.

Formel Parallelschwingkreis:

f0 = 1 / ( 2 * PI * WURZEL(L * C) )
f0 = 1 / ( 2 * PI * WURZEL(0,15mH * 10µF) )
f0 = 1 / ( 2 * PI * WURZEL(0,00015H * 0,00001F) )
f0 = 1 / ( 2 * PI * WURZEL(0,0000000015) )
f0 = 1 / ( 2 * PI * 3,872e-5)
f0 = 1/ 0,00024327776
f0 = 4110 Hz

Der Impedanzanstieg ist im Bild ja auch sehr gut bei knapp 4kHz auszumachen:


Der Widerstand "bremst" die Wirkung des Filtergliedes einfach noch ein bisschen, ohne ihn würde der Frequenzgang an der Stelle einen massiven Einbruch erfahren (ein solches Filter nennt man dann Notch-Filter).

Wie das genau auszusehen hat bzw aussieht erkennt man halt sehr gut in den Simulationen von BoxSim, die aber nur mit Visaton-eigenen oder präzise importierten Chassis gut zu gebrauchen sind.