Antriebskonzepte bei portablen Cassettenspielern und Walkmans

Hallo,

ich habe viele Jahre Walkmans gesammelt und im Laufe der Zeit schon Einige besessen. Da ich 30 bin habe ich auch in meiner Kindheit und Jugend noch zeitgenössische Geräte gehabt, es waren immer Geräte aus der Mittelklasse, bis ich mir zu Weihnachten mit 13 oder 14 einen Sony Walkman DD 33 gewünscht habe, der damals noch verkauft wurde, diese überarbeitete Fassung des DD 30 kam glaube ich 1993 oder 94 auf den Markt und wurde dann beinah bis zum Ende der Cassette noch im aktuellen Sony Heft aufgeführt, genau so lange gab es den WM D6C in unveränderter Form, mittlerweile habe ich so ziemlich alle DD Versionen mindestens 1 Mal gehabt, bis auf den Boodoo Khan, aber den habe ich mal in der Hand gehalten und ihn auch angehört. Auch so einen AIWA HS-F07 habe ich mal gehabt, der aussieht wie der HS-P07 aus Zurück in die Zukunft aber zusätzlich eine Aufnahmefunktion hatte, das Problem bei dem Gerät war, dass die Capstane im Laufe der Zeit Spiel bekommen hatte, wodurch die Wiedergabe schwankte, ich habe das auch mit Distanzscheiben nie richtig in den Griff bekommen, entweder sie waren zu dünn oder zu dick, das Problem habe ich auch beim Walkman 7, ausserdem habe ich für den AIWA keinen passenden Riemen gefunden, mit fremden Riemen hat er immer geleiert, klanglich fand ich ihn aus der Erinnerung heraus ber sehr gut.

Der HS-P07 ist mittlerweile ein Kultobjekt und unbezahlbar, ich finde eigentlich dass das der schönste Portable überhaupt ist, leider wird sich mein Wunsch einen zu besitzen, der auch richtig funktioniert wohl nicht mehr erfüllen, denn 300 Euro und mehr ist er mir nicht wert. Einen AIWA HS P202 habe ich auch noch, die bekommt man günstig und die sind vom Antriebskonzept her so simpel aufgebaut und gut verarbeitet, klanglich hervorragend und mit den DDs (wenn man ein intaktes Idler hat) wohl die zuverlässigsten Ihrer Art. Einen HS PX997 hatte ich auch mal kurz, allerdings scheint bei sämtlichen Logic Walkmans von AIWA irgendwann die Elektronik zu spinnen, das Gerät hatte ich günstig über ebay Kleinanzeigen gekauft, der Verkäufer hatte es als funktionsfähig angeboten und sich dann nicht mehr gemeldet. Optisch gefällt mir das für die "Ära der hässlichsten Geräte aller Zeiten" eigentlich ziemlich gut.

DC2 und DD9 hatte ich ebenfalls. Der DD9 hatte irgendwann einen Schaden in der Elektronik und der DC2 hat beim Spulen immer vorzeitig angehalten, da die Laufwerksregelung dort anders gesteuert wird, als beim DD war eine Reparatur nicht möglich und ich habe das Gerät irgendwann an Jemanden abgegeben, den die eingeschränkte Spulfunktion nicht gestört hat. Im Moment besitze ich noch einen funktionierenden Ur DD, einen Walkman 7, einen D6C und noch so ein Ding mit Dolby C, auch von Sony, der hat eine ganz merkwürdige Bezeichnung, auch hier war was mit der Mechanik irreparabel kaputt. Vor 2 oder 3 Jahren hat es mich mal wieder gepackt und ich habe mir so ein Endzeit Ultra Flach Ding von Panasonic gekauft, es ist wohl der letzte von Panasonic in Japan gefertigte Portable "RQ SX75", ich habe das Gerät fast im Neuzustand inklusive der Originalverpackung.

Nachdem ich aber im Internet 2 mal ein Ersatzriemenset gekauft habe, wo der eine Riemen immer durchrutschte und das Teil schon im ruhigen Betrieb unerträglich leierte habe ich es irgendwann eingemottet.

Neulich waren 2 Kunststudenten bei mir, die ein Projekt mit Cassetten machen, beim Wühlen auf dem Dachboden um Ihnen die Klassiker zu zeigen ist mir der Panasonic wieder in die Hände gefallen, dieses Mal habe ich einfach einen minmal strafferen Riemen aus einem Armbanduhren Set genommen, der eigentlich eine Gummidichtung ist und siehe da - nach ewigen Jahren in meinem Besitz läuft das Ding endlich wieder wie es soll.

Bei meinem ersten Versuch das Gerät zu reparieren habe ich mehrere Leichen anderer Panasonic Geräte gekauft, weil ich erst den Verdacht hatte, dass die Mechanik einen Defekt hat, dabei ist mir aufgefallen, dass Alle Panasonic Geräte mit elektronischem Laufwerk ab etwa Anfang oder Mitte der 90er (wenn nicht noch früher), exakt die selbe Mechanik haben, eigentlich wird aussen immer nur die Optik und die Beschaffenheit des Gehäuses verändert, dazu kommen dann Features wie XBS, Blank Skip und Pausensuchlauf wahlweise mit mehreren Titeln oder nur Einen vor oder zurück, Repeat, Dolby B oder Fernbedienung mit LCD Display. Dazu wird dann oft das Anti Rolling beworben, von dem ich keine Ahnung hab, wie das eigentlich funktionieren soll. Der Knaller ist das teilweise echt nervige Feature der automatischen Bandseitenerkennung, das mich anfangs total verwirrt hat. Mittels eines Mikroschalters, der gegen die Cassette auf der Höhe einer Gehäuseschraube drückt erkennt der Walkman mit welcher Seite die Cassette eingelegt ist und identifiziert so die erste Seite. Legt man die Cassette mit der ersten Seite nach hinten ein wird trotzdem die A Seite gespielt indem das Gerät erst in Rückwärtsrichtung läuft und im Display steht dann auch "Side A", dumm nur, dass Deutsche Cassetten die Schrauben auf der zweiten Seite haben. Natürlich kann man die Cassette mit der Reverse Taste umdrehen, aber wenn man nur ein bestimmtes Lied hören will und die Cassette dementsprechend einlegt kann das echt stressen. Nur wenn die Cassette keine Schrauben hat, wird immer die vordere Seite als erstes gespielt.

Das Antriebskonzept ist eigentlich ein Rückschritt auf ganzer Linie und zu diesem Zeitpunkt schien es nur noch 2 Antriebe zu geben. Bei Panasonic haben alle Full Logic Geräte 2 Riemen, der eine Capstan wird direkt vom Motor angetrieben und der erste Capstan bewegt dann mit einem Riemen den zweiten wodurch die Gleichlaufwerte zumindest beim Abspielen der einen Seite sogar bei Nichtbewegen des Gerätes für mich fast unerträglich sind, wenn man nicht gerade Hip Hop oder Minimal hört.

Auch bei den späten AIWAs hat sich scheinbar dieses Doppelriemen Konzept durchgesetzt, nur die Sony WM EX haben noch einen einzelnen Riemen, wobei die Capstane dort gegeneinander laufen. Die Gleichlaufschwankungen sind bei diesen 1 Riemen Geräten besser und in beide Richtungen gleich.

Ich frage mich teilweise echt, wie wir damals so Musik hören konnten, im Laufen ist das kaum möglich, wenn man schnell zur Bahn muss oder damit joggen will ist das eigentlich kaum möglich, ältere Walkmans - selbst der TPS L2 laufen viel ruhiger und sind auch lang nicht so empfindlich gegen Erschütterungen. Der DD ist natürlich Allem überlegen.

Warum ich das hier schreibe?

Naja ich finds ein Bisschen merkwürdig, dass es nur eine Reihe von Sony gegeben hat, die dieses Scheibenantriebssystem hatte und meine auch mal gelesen zu haben, dass auf einem 80er Jahre Modell von Panasonic ebenfalls "Direct Drive" stand, mich würde interessieren wie dieser Direct Drive aussah und ob der dem Sony überlegen war, verglichen mit diesen Doppelriemen Walkmans ist es jedenfalls der Wahnsinn wie krass man bei Popmusik den DD schütteln kann, ohne dass man überhaupt merklich was hört.

Vielleicht kann mich ja mal Jemand aufklären welche Walkmans die besten "Anti Rolling" Konzepte hatten, ob es andere riemenlose Konzepte gab die ähnlich gut oder besser als die DDs und der D6C waren, wie die mit "Anti Rolling" gekennzeichneten Geräten überhaupt besser funktionieren sollten, wie die ohne usw...

Scheinbar war es am Ende wichtiger eine künstliche Vielfalt durch unterschiedliche Designs aber mit immer gleicher Technik zu generieren, naja robust sind die Dinger ja Alle und auch gut verarbeitet, der Klang an sich geht gerade bei den späteren Geräten meistens auch vollkommen klar, aber was nützt es, wenn es so leiert, dass es höchstens für Hörspiele taugt?

Der Panasonic spult übrigens irre schnell. Das hört sich an wie so ein Super Drive Videorecorder, der geht langsam los und wenn er auf glatter Oberfläche liegt bewegt er sich dabei sogar und wird immer schneller, die Akku Anzeige geht während des Spulvorgangs einmal komplett in die Knie (der Akku ist neu), bei der normalen Wiedergabe erholt er sich dann wieder und zeigt dann wieder Alle 4 Striche an), das finde ich ganz cool, negativ finde ich was das Spulen angeht z.B. den DD9. Eigentlich konnte ich den nie leiden, ein richtiger DD war das ja gar nicht mehr und gespult hat er als würde man die Cassette von Hand aufwickeln. Am Ende ging es dann scheinbar nur noch um möglichst lange Akku Laufzeiten, Ökonomie und elektronische Spielereien als um Sound und sicheren Bandtransport...

LG, Tobi