Womit Stehwellen bedämpfen?

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cwurst
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 05. Sep 2012, 15:23
Hallo,

in meinen neuen Stand-LS (Bassreflex), die ich zurzeit plane, möchte ich unten im Gehäuse einen 25 bis 30 cm starken Bass-Sumpf aus Dämpfungsmaterial anlegen. Zur Verfügung hätte ich Mineralwolle vom Dachausbau und Basotect. Was eignet sich besser, um Stehwellen zu dämpfen? Und: Beides vergrößert virtuell das Volumen, richtig?

Die Mineralwolle würde ich übrigens mit Sonofil umtackern, damit keine Fasern in die Raumluft geraten.

Danke schon mal für eure Kommentare.

Die cwurst
Cpt._Baseballbatboy
Inventar
#2 erstellt: 05. Sep 2012, 23:18
Moin,

ein Basssumpf ist kompletter Unsinn. Stehende Wellen müssen im Schnellemaximum bedämpft werden, und das ist ziemlich sicher nirgendwo in der Nähe der Wand.

Nimm Mineralwolle oder Basotect, pack es an die richtigen Stellen (ergeben sich durch einfache Mathematik) und sei glücklich.

Cpt.
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 06. Sep 2012, 00:02
Alternativ kann man eine Helmholtz-Absorberkammer bauen.
cwurst
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 06. Sep 2012, 07:53

Cpt._Baseballbatboy schrieb:
ein Basssumpf ist kompletter Unsinn.

So? Dann schau mal hier:
http://www.hifi-selb...schiedenes&Itemid=70
Zitat daraus: "5 Glaswollematten (Gesamtdicke 25 cm, d.h. > 1/4 der Gehäusehöhe) am Boden des Gehäuses "belasten" das Chassis nicht (höchstes Qmc und höchstes Fc) aber entschärfen die stehenden Wellen fast perfekt."

Aber da du es ja scheinbar besser weißt: Sag mir doch bitte, wie ich die richtige Platzierung berechne. Mathematik fand ich noch nie einfach, meine Stärken liegen leider woanders.

Zum IHA: Schlecht zu ermitteln und (laut HiFi-Selbstbau) weniger wirksam als ein GW-Sumpf. Habe hier auch Threads gelesen, die in dieselbe Richtung gehen.

Ist das nun alles Blödsinn, oder wie?
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 06. Sep 2012, 14:41
Nein, ist kein kompletter Unsinn. Es gibt viele Methoden, um zum gleichen Ziel zu kommen. Timmermännchen propagiert die internen Helmholtzabsorber und er hat damit in einem Punkt einfach recht: das läßt sich sehr einfach nachbauen, da gibt's dann keine Nachbauunsicherheiten "Ich bekomme Material xy nicht, kann ich auch zy nehmen?". Es ist vollkommen klar, daß ein Baßsumpf über alles gesehen effektiver ist, weil er nicht nur bei einer Frequenz arbeitet sondern in einem breiten Frequenzband. Bei einer starken, störenden Stehwelle kann aber ein Absorber manchmal die bessere Lösung sein. Der Nachteil davon ist aber, daß der Absorber eben immer nur auf einer Frequenz arbeitet. Den Baßsumpf kann man in einigen Bauformen nicht oder nur sehr schlecht einsetzen, also etwa im Horn, Transmssionline, TQWT. Was mir aber garnicht gefällt ist, die stark reizende Glaswolle in ventilierte Gehäuse einzubauen.

Wie gesagt, es gibt auch noch andere Methoden, um stehende Wellen in den Griff zu bekommen. Eine Methode wäre z.B. nicht parallele Gehäusewände. Am besten sind da Rundungen, schräge Boden/Deckel gehen auch zum Teil, so kann sich die Stehwelle nicht bilden.

Die stehenden Wellen kann man berechnen, z.B.

http://www.fairaudio...welle-raummoden.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Stehwelle
holly65
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 06. Sep 2012, 15:46
Moin,

der Sumpf hat ein Problem - man kann vorab die virtuelle Volumenvergrößerung nur schätzen.
Ich hatte schon mal den Fall eines um ca. 30% vergrößerten Volumens.
Vom Sumpf bin ich mittlerweile komplett weg da es für mich eine bessere Möglichkeit gibt.

Die Berechnung der Stehwelle (Längsreso) im Gehäuse bringt nur einen groben Anhalt
da in die Box eingebrachtes Dämmaterial die Reso verschiebt.
Rechnerisch (340 (m/s) / 2 x 0,582 (m)) läge die Längsreso im Nordpol Baß Teil bei 292Hz.
Gemessen habe ich die Reso bei ca. 233Hz.

Ein berechneter Resonator greift relativ sicher daneben und es bleiben nur Impedanzmessungen um einen Resonator richtig zu dimensionieren.

Neben Timmis Helmholtz Resonator gibt es den (imho einfacher zu handhabenden) 1/4 Wellen Resonator von ton-feile.
Ab hier und folgende:
http://www.hifi-foru...d=22246&postID=16#16
Im Nordpol Baß Teil habe ich das sehr erfolgreich eingesetzt:
http://www.hifi-foru...22765&postID=501#501

grüsse

Karsten
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 06. Sep 2012, 17:07
Danke für den Tip und die Links. Das ist für mich auch sehr viel ansprechender als die Absorberkammern - vor allem, weil man es auch notfalls nachträglich machen kann bzw. auch wieder rückgängig, das ist bei der Absorberkammer nur mit Volumenverlust (Öffnung zu) oder sehr viel Bröselkram zu machen. Es zeigt auch mal wieder, daß es für das gleiche Problem wirklich sehr unterschiedliche Lösungen gibt.
cwurst
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 06. Sep 2012, 18:25
Jesses, da hab ich ja ein Fass aufgemacht. Frag zehn Leute und du bekommst elf Antworten
Aber wie so oft im Leben führt auch in diesem Fall nicht nur ein Weg nach Rom. Soviel hab ich zumindest gelernt.

Danke für die Links. Ist ja hochinteressant, der Röhrenresonator. Aber für mich mangels Messgerätepark leider keine Option. Werde besser mit "losem" Absorptionsmaterial experimentieren und auf meine Ohren hören.

Wie ich bei Visaton (etwas verwundert) gelesen habe, würde auch ein BR-Rohr am unteren Ende einer LS-Säule die Entstehung von Stehwellen bremsen, in Tateinheit mit einer lockeren gleichmäßigen Füllung des Gehäuses mit Poly-Wolle. Nun habe ich aber noch aus einigen HH-Heften im Kopf, dass man das BR-Rohr dort gerade NICHT einbauen sollte, da sich dann das Schalldruckmaximum am Gehäuseboden akustisch negativ auswirken würde, sondern besser in der Gehäusemitte. Die Frequenzschriebe bei Visaton zeigen aber in meinen Augen leichte Vorteile für das unten liegende Rohr, und Visaton tendiert in seinem Fazit auch dahin.

Was ist denn davon zu halten?

Und nochmal meine Frage nach dem Absorptionsmaterial, nur etwas anders gestellt:
Verhält sich Basotect genauso wie Mineralwolle? Falls ja, würde ich natürlich aus gesundheitlichen Gründen lieber Basotect nehmen ...
holly65
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 06. Sep 2012, 19:04
Moin,

mit BR Port im Druck- und Schnellemaximum habe ich ein wenig experimentiert.
Hat Beides Vor und Nachteile........
Im Druckmaximum hast du mehr Baßpegel und die Längsreso dringt stärker durch den Port.
Im Schnellemaximum hast du weniger Basspegel und die Längsreso dringt abgeschwächt aus dem Port.

Subjektiv (gehört) hat mir der Port im Schnellemaximum deutlich besser gefallen.


cwurst schrieb:

Verhält sich Basotect genauso wie Mineralwolle? Falls ja, würde ich natürlich aus gesundheitlichen Gründen lieber Basotect nehmen ...

Dazu kann ich nur sagen das Basotect in entsprechender Dicke gut im Sumpf wirkt.
Such mal bitte im DIY Forum - da hat Christoph G. eine Messreihe mit Basotect aufgrund eines Tips von mir gemacht.

Sonofil an der falschen Stelle eingesetzt killt übrigens Bassenergie...........bei mir kommt das nur noch in speziellen Fällen zum Einsatz.

grüsse

Karsten
bizarre
Inventar
#10 erstellt: 06. Sep 2012, 21:49
[quote="holly65"
Sonofil an der falschen Stelle eingesetzt killt übrigens Bassenergie...........bei mir kommt das nur noch in speziellen Fällen zum Einsatz.
grüsse
Karsten[/quote]

Hmm,
das gilt doch wohl für jegliche Art von Absorbern, oder?
cwurst
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 07. Sep 2012, 11:00
Moin holly,
danke für die Hinweise. Sonofil wird bei mir auch nicht reinkommen, da ich noch so viel MW und Basotect habe und das verbrauchen will.

Dann werde ich abwägen:
a) Port Mitte > Tiefbass etwas per DSP boosten (wird ein Vollaktivsystem)
b) Port unten > Überhöhung per PEQ akustisch entschärfen

Habe mal zwei denkbare Varianten skizziert. Das graue Rechteck ist der Port von der Seite, umrahmt von entsprechend zugeschnittenen Basotect-Platten (rosa). Die Seitenwände, freie Stellen der Front und den oberen Deckel wollte ich mit Damping 10 auskleiden. Die Versteifungsbretter sind natürlich großzügig durchbrochen.

port_mittig port_unten
Der TMT-Treiber wird übrigens ein 12-Zoll-PA-Chassis sein, dessen Pegel naturgemäß zu höheren Frequenzen ansteigt. Rechnerisch dürfte bei ca. 180 Hz eine Stehwelle auftreten.

Was meint ihr, könnte das so was werden oder ist das Käse? Klar, dass man das letztlich nur am fertigen LS beurteilen kann. Aber für eine ganz ungefähre Prognose wäre ich schon dankbar.

Cpt._Baseballbatboy
Inventar
#12 erstellt: 07. Sep 2012, 12:21
Moin,


cwurst schrieb:

Cpt._Baseballbatboy schrieb:
ein Basssumpf ist kompletter Unsinn.

So? Dann schau mal hier:
http://www.hifi-selb...schiedenes&Itemid=70
Zitat daraus: "5 Glaswollematten (Gesamtdicke 25 cm, d.h. > 1/4 der Gehäusehöhe) am Boden des Gehäuses "belasten" das Chassis nicht (höchstes Qmc und höchstes Fc) aber entschärfen die stehenden Wellen fast perfekt."


ich habe den entscheidenden Punkt mal fett gemacht.

Was ist wohl ökonomischer: 5 Glaswollematten unten ins Gehäuse stopfen, oder 2 Glaswollematten, davon 1 auf halber Höhe, 1 auf 1/4? Das zeigt der Artikel übrigens auch (Messung C15), da fehlt dann nur die 2 Bedämpfung auf 1/4.

Wenn das Chassis selber auf halber Höhe sitzt, kannst Du das ganze sogar noch weiter reduzieren. Dann braucht es den auf 1/2 nicht mehr (zwingend).

Cpt.
holly65
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 07. Sep 2012, 12:57
Moin,

ich habe das Thema mit Christophs Basotect Versuchen mal rausgesucht.
Ab Seite 2:
http://www.diy-hifi-...3581e05555618&t=2611

Anhand deiner Skizzen kann ich nicht sagen obs Käse ist oder nicht - ich mess da einfach drübber.
Weil grau ist alle Theorie .......... in dem Zusammenhang erinnere ich mich dunkel an ein Thema hier im HF
wo ein Bastler Basotect im "Schnellebereich" eingebracht hat - die Messungen haben keinerlei Wirkung gegen die Längsreso gezeigt.

Huh, du schreibst das du keine Messgeräte (Mikro ? , Impedanz Mess Schalte ? )hast und die Kiste aktiv entzerren möchtest...........

Das Verhalten im Baß solltest du im Zusammenhang mit der Raumakustik betrachten und behandeln - im Baß dominiert der Hörraum.
Die Gehäuse Stehwelle wirkt sich im Frequenzgang (jeh nach Größe der Box) im Grundton / Mittelton aus.

@bizarre, du hast Recht - habe mich da zu unpräzise ausgedrückt.
Was ich meine sieht man ansatzweise im hier von mir verlinkten Thema in Beitrag 42.
Da kommt Polyesterwatte insgesamt (auf das Problem bezogen) nicht besonders gut weg.

grüsse

Karsten
HiFi-Selbstbau
Inventar
#14 erstellt: 07. Sep 2012, 14:23
Hi Cpt. Baseball,


Was ist wohl ökonomischer: 5 Glaswollematten (Messung C13) unten ins Gehäuse stopfen, oder 2 Glaswollematten, davon 1 auf halber Höhe, 1 auf 1/4? Das zeigt der Artikel übrigens auch (Messung C15), da fehlt dann nur die 2 Bedämpfung auf 1/4.




Die Messung C15 hatte 2 Glaswollematten in der Mitte (statt der von Dir empfohlenen 1 Matte) und keine Matte auf 1/4 der Höhe (da wäre eine Verbesserung bei ca. 400 Hz zu erwarten gewesen).

Trotz der 2 Matten ist C15 um 200 Hz deutlich schlechter als C13, da ein Schnellemaximum eben nicht nur 3mm "breit" ist sondern ca. 1/6 Wellenlänge (weswegen wir schon 2 Glaswollematten genommen haben und nicht nur eine).

Das Problem mit der Glaswolle ist auch, dass die Fasern frei rumfliegen und z.B. in den Luftspalt von modernen Chassis mit frei liegender Schwingspule gelangen können. Daher decken wir den akustischen Sumpf mit einer Lage Noppenschaumstoff ab. Bei mittig angeordneten Glaswollematten wären schon 2 Platten Noppenschaumstoff nötig um diesen Effekt zu erreichen (das zum Thema "ökonomisch"). Glaswolle ist übrigens deutlich preiswerter als Schaumstoff und wirkt bei gleicher Dicke besser, da die Glaswolle einen höheren (= besser angepassten) Strömungswiderstand hat.

Bei Bassreflexboxen mit BR-Rohren geht das mit den mittig angeordneten Glaswollematten gar nicht mehr, da würde der BR-Effekt zusammen brechen wenn das BR-Rohr auf der "anderen" Seite der Glaswollematten liegt. Wenn das BR-Rohr auf derselben Seite liegt kommt unnötig viel Mittelton aus dem BR-Rohr raus. Der akustische Sumpf ist da deutlich "pflegeleichter" und fehlertoleranter.

Gruß Pico
cwurst
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 07. Sep 2012, 15:29
Dank an Pico. Ich dachte schon, ich kann nicht mehr Sinn erfassend lesen ...

@ holly:
Interessanter Thread von Christoph. Jetzt bin ich natürlich schwer hin- und hergerissen zwischen Wollesumpf im Keller und Plattenbau in der Mitte. Muss ich wohl beides mal ausprobieren.
Und ja, ich entzerre tatsächlich ohne Messung. Das hat bei meinen jetzigen LS auch hingehauen: Ripol-Subs mit Fullrange-OB plus Hochton-Rückstrahler. Recht komplexe Sache, bei der ich viel über das Zusammenspiel von Bass und Raum gelernt habe. Hab noch nie auf dem Papier gesehen, was ich höre, aber es klingt für mich großartig. Ich gebe aber gern zu, dass das Einpegeln und Entzerren mit Sinustönen und Ohren allein ziemlich fummelig war. Und wieder sein wird, aber ich trau mir das schon zu

Ich versuche mal, Picos, hollys und Christophs Erkenntnisse für BR-Gehäuse zusammenzukriegen:
- Ein Sumpf funktioniert am besten mit Glaswolle, die Absorption in der Gehäusemitte auch mit offenporigem Material. Beides kann Stehwellen deutlich reduzieren.
- Für gleichen Absorptionsgrad ist bei Basotect mehr Material nötig.
- Da der GW-Sumpf breitbandiger absorbiert, kommen trotz mittigem Port nicht viele Mitteltonanteile raus. Nachteil wäre evtl. weniger Tiefbassausbeute durch hohe Port-Platzierung.
- Da Basotect die Resonatorfunktion nicht hemmt, darf der Port für stärkeren Tiefbass überm Gehäuseboden und durchaus auch unterhalb einer mittigen Basotect-Schicht liegen. Nachteile: mehr Mittelton-Murks aus dem Port und stärkere Störung durch Druckmaximum am Rohreingang.

Richtig?


[Beitrag von cwurst am 07. Sep 2012, 15:36 bearbeitet]
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 07. Sep 2012, 15:41

HiFi-Selbstbau schrieb:
Das Problem mit der Glaswolle ist auch, dass die Fasern frei rumfliegen und z.B. in den Luftspalt von modernen Chassis mit frei liegender Schwingspule gelangen können.


Das kann auch bei älteren Chassis passieren, es gibt schon 30 Jahre Chassis, die unter der Dustcap eingestanzte Löcher im Konus hat und auch durch Polkernborhungen kann möglicherweise etwas eindringen. Sogar die Zentrierspinne kann teilweise die Fasern durchlassen. Aus dem Grund hatten in den 60er und 70er Jahren geschlossene Lautsprecher mit Mineralwolledämpfung öfters ein Tuch um die Tieftöner.


HiFi-Selbstbau schrieb:
Daher decken wir den akustischen Sumpf mit einer Lage Noppenschaumstoff ab. Bei mittig angeordneten Glaswollematten wären schon 2 Platten Noppenschaumstoff nötig um diesen Effekt zu erreichen (das zum Thema "ökonomisch").


Mir wären die gesundheitlichen Aspekte sehr viel wichtiger. Die Glaswolle ist stark reizend und in ventilierten Lautsprechern ist nicht die Frage, ob sondern wann die Fasern ihren Weg nach draußen finden. Den Sumpf am unteren Ende (wo es nur einen Weg für die Fasern gibt, nach oben), weg von der Öffnung auf der Oberseite, also so wie Ihr das gemacht habt, halte ich da sicher noch für das praktikabelste Lösung. Eine Reflexöffnung in der Nähe vom Sumpf ist dagegen sicher das schlechteste, was man machen kann, weil im Port und seiner Umgebung die höchsten Luftgeschwindigkeiten erreicht werden und Fasern da regelrecht losgerissen und rauskatapultiert werden.
holly65
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 07. Sep 2012, 16:56
Hi cwurst,

mit Erfahrung geht das auch ohne Messtechnik - ist halt deutlich schwieriger...........besonders die Fehlersuche wenns irgendwo nicht klingt.
Ich kenne eine Box die ein Konzertmeister per Gehör entwickelt hat, später wurde nachgemessen und es hat tatsächlich perfekt gepasst.
Das ist imho die große Ausnahme.

Bei Glaswolle und Basotect muß man beachten das B. selektiv und GW breitbandiger arbeitet.

Ich würde mich überwiegend an die Empfehlung von Pico halten.
Den Sumpf testweise abwechselnd mit Glaswolle und Basotect schichten und in der Nähe / hinter dem Port Noppenschaum einsetzen (MT aus dem Port).
Das wäre imho aber nur "kriegsentscheidend" wenn der Port nach vorn geht.

Bei meinen Gehäusen kleide ich die Wände gern komplett mit Noppe aus.
Vermutlich ist das nicht unbedingt notwendig - negative Effekte konnte ich bisher nicht feststellen.

Die Volumenvergrößerung ist vorab schwierig abzuschätzen...........ich rechne grob mit ca. 20%.

Tuch um die Tieftöner kenne ich von damals ebenfalls.
Ich hatte auch mal 8 Zoll B&W Chassis aus 1983 hier - filigraner Gusskorb, frei liegende Schwingspule, Polkernbohrung........alle "modernen" Gimmicks halt.

grüsse

Karsten
cwurst
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 07. Sep 2012, 18:31

holly65 schrieb:
mit Erfahrung geht das auch ohne Messtechnik - ist halt deutlich schwieriger.....

... aber man lernt um so besser, die Flöhe husten zu hören

Ok, also Sumpf in angemessener Stärke. Werde 2 Lagen Mineralwolle mit je 12 cm in Sonofil verpacken und sie nach oben mit einer Platte Basotect zusätzlich "abdichten". Dann hat der Sumpf gut ein Drittel der Gehäuse-Innenhöhe und es sollten auch keine Fasern mehr entweichen. Hinter den TMT kommen 2 bis 3 Platten Basotect auf die Rückwand.
Angeregt durch die Hornresonatorbox, mit der Pico & Co. ihre Testreihe gemacht haben, dachte ich mir nun, den BR-Port ganz nach oben auf die Rückwand zu setzen. Da im Obergeschoss eine Magnetostatenflunder sitzen wird, passt das. Dann ist der Port weitestmöglich von der Mineralwolle weg und ich kann vllt. noch etwas Tiefbass rauskitzeln. Druckmaximum ist ja auch oben.

Einwände?
Cpt._Baseballbatboy
Inventar
#19 erstellt: 07. Sep 2012, 21:56
Moin,


HiFi-Selbstbau schrieb:
Trotz der 2 Matten ist C15 um 200 Hz deutlich schlechter als C13


ich sehe da nichts schlechtes, sondern nur mehr Wirkungsgrad. Impedanzmessung dazu fehlt leider (oder übersehe ich die?).


da ein Schnellemaximum eben nicht nur 3mm "breit" ist sondern ca. 1/6 Wellenlänge (weswegen wir schon 2 Glaswollematten genommen haben und nicht nur eine).


Wie dick sind Eure Glaswollematten? 3 mm? Außerdem ist nicht die Dicke entscheidend, sondern die frequenzabhängige Dämpfung pro Dicke. Die Breite des Schnellemaximums ist dabei unerheblich.

Die Matte auf 1/4 hätte im übrigen auch bei 200 Hz auch bedämpft.


Das Problem mit der Glaswolle ist auch, dass die Fasern frei rumfliegen und z.B. in den Luftspalt von modernen Chassis mit frei liegender Schwingspule gelangen können. Daher decken wir den akustischen Sumpf mit einer Lage Noppenschaumstoff ab.


Wenn man davor wirklich Angst hat, dann nimmt man feinmaschiges Gewebe. Gardinenstoff zum Beispiel oder ein altes Kopfkissen.
Oder eben Basotect. Hat bessere Dämpfungseigenschaften und fasert nicht. Einziger Nachteil ist die Brüchigkeit, dadurch ist es manchmal etwas schwerer zu verarbeiten.


Bei Bassreflexboxen mit BR-Rohren geht das mit den mittig angeordneten Glaswollematten gar nicht mehr, da würde der BR-Effekt zusammen brechen wenn das BR-Rohr auf der "anderen" Seite der Glaswollematten liegt.


Nein. Erst wenn das Rohr bzw. die nähere Peripherie voll ist, funktioniert BR nicht mehr. Weil da die Schnelle so hoch ist.


Wenn das BR-Rohr auf derselben Seite liegt kommt unnötig viel Mittelton aus dem BR-Rohr raus. Der akustische Sumpf ist da deutlich "pflegeleichter" und fehlertoleranter.


Das Problem gibt es beim Sumpf auch, wenn das Rohr auf der ungedämpften Seite ist.

Cpt.
HiFi-Selbstbau
Inventar
#20 erstellt: 13. Sep 2012, 13:00
Hi Cpt. Baseballbatboy,


ich sehe da nichts schlechtes, sondern nur mehr Wirkungsgrad. Impedanzmessung dazu fehlt leider (oder übersehe ich die?).

Der höhere Wirkungsgrad ist eine nicht gut genug bedämpfte stehende Welle im Gehäuse. Das hätte man aus dem Vergleich mit der stärkeren Bedämpfung (c13) leicht schließen können - auch ohne Impedanzmessung. Den zustand 15 habe ich komischerweise nicht als Impedanzmessung vorliegen, wohl aber die "Nachbarzustände" die auch als "Beweis" dienen können, das C13 der "korrekte" Zustand mit maximal absorbierter stehender Welle ist:




Außerdem ist nicht die Dicke entscheidend, sondern die frequenzabhängige Dämpfung pro Dicke. Die Breite des Schnellemaximums ist dabei unerheblich.

Das sehe ich anders. Wenn man den längenspezifischen Strömungswiderstand zu groß macht wird nicht mehr absorbiert sondern reflektiert, da der Impedanzsprung zu groß wird. Dann wäre die unterste stehende Welle zwar auch weg - aber auch das halbe Volumen ;-)
Darum braucht man ein Material mit nicht allzu hohem längenspezifischen Strömungswiderstand (Glaswolle liegt da sehr günstig, Basotect z.B. hat einen zu geringen längenspezifischen Strömungswiderstand) UND die entsprechende Wegstrecke um über das Schnellemaximum hinweg INTEGRIERT eine deutlich Wirkung zu erzielen.


Das Problem gibt es beim Sumpf auch, wenn das Rohr auf der ungedämpften Seite ist.

Wenn man es schlecht macht hast Du recht. Aber lass uns ein Gedankenexperiment machen:
- die Box ist 80 cm hoch (innen, netto)
- es wird ein 20er Bass verbaut
- bei 8 cm Absorption in der Mitte + 4 cm Abdeckung aus Basotect oder Noppenschaumstoff bleiben 34 cm übrig -> ein 7 cm durchmessendes BR-Rohr auf der Rückseite kann dem rückseitigen Direktschall des Chassis kaum entgehen (maximaler Winkel bei 30 cm Gehäusetiefe arctan(20.5/30)=34.3°; 20.5cm = 34 cm - 20cm/2 - 7cm/2)
- bei 20 cm akustischem Sumpf unten + 4 cm Abdeckung) bleiben 56 cm übrig -> ein 7 cm durchmessendes BR-Rohr auf der Rückseite kann dem rückseitigen Direktschall des Chassis besser entgehen (maximaler Winkel bei 30 cm Gehäusetiefe arctan(42.5/30)=54.8°)
Durch den größeren möglichen Platzierungsbereich 56 gegenüber 34 cm habe ich definitiv einen größeren Gestaltungsspielraum und kann auch "sanfte" Umlenkungen zwischen Bass und BR-Rohr platzieren.

Gruß Pico
cr
Inventar
#21 erstellt: 31. Mai 2013, 12:10
Was ist mit Verbundschaumstoff (Schwerschaum) wie zB aixfoam sh7? (120g/L).
Dämpft in etwa wie Steinwolle bei 125 Hz. Oder ist der Strömungswiderstand so groß, dass man das Volumen verliert (kann aber eigentlich nicht sein, denn in diesem Fall würde es reflektieren statt dämpfen, was den techn. Spez. widerspräche).
Ich frage mich, wieso so ein Schaumstoff nie ein Thema ist, sondern immer nur Basotect....?
HiFi-Selbstbau
Inventar
#22 erstellt: 06. Jun 2013, 14:08
Hi cr,

das Material ist eigentlich egal, es sollte halt "nur" einen "guten" Strömungswiderstand haben: nicht zu gering (wie Sonofill) und nicht zu viel (wie Weichfaserplatte). Basotect und Schaumstoff liegen auf der "geringen" Seite, bei Mineralwolle passt es mit am besten.

Der Strömungswiderstand ist zur Kennzeichnung aber nur dann ausreichend wenn von einem homogenen Material ausgegangen werden kann. Schwerschaum ist bei 120 g/L offenbar 12% massives Material und 88% Luft (Basotect wiegt 10g/L und hat nur 1% massives Material und 99% Luft). Eine Lochblech mit 88% Lochanteil (Material und Luft maximal separiert) hätte nicht viel Absorption -> es kommt auf die Struktur des Schwerschaums an (mittlere Größe der Schaumzellen, Dicke und Durchlässigkeit der Wände etc.)

Gruß Pico
cr
Inventar
#23 erstellt: 06. Jun 2013, 16:39
Die Absorption scheint ja bei manchem Schwerschaum recht gut zu sein, wenn man zB den Werten zum aixfoam sh7 Glauben schenkt (bei 125 Hz wie Steinwolle) . Leider erfährt man den Stömungswiderstand nicht. In einem anderen Forum gab es dazu bereits eine elendslange Diskussion ohne Ergebnis, ob nämlich die Box (geschlossen) mit so was überdämpft werden kann (wenn sie zB zu 70% damit füllt), sei es, dass die Absorption wieder geringer wird, sei es dass sich das Volumen zu verkleinern beginnt.
Praktisch gesehen frage ich mich halt, ob dieses Material nicht für den Lautsprecherbau empfohlen wird, weil es nicht funktioniert, oder weil es zuviel wiegt oder zu teuer ist? Irgendeinen Haken muss es ja geben.

Mit den beiden Größen Absorptingrad und Strömungswiderstand wäre ein Material ausreichend beschrieben? Oder muss man noch mehr dazu wissen?
HiFi-Selbstbau
Inventar
#24 erstellt: 06. Jun 2013, 20:37
Hi cr,

eigentlich reicht der Absorptinsgrad (um den geht es ja), der Strömungswiderstand ist nur ein INDIKATOR wenn der Absorptionsgrad nicht angegeben ist.

Leider kann man sehr viel Schindluder mit dem Absorptionsgrad treiben. Ein Schwerschaum mit etwas Wandabstand im Kundtschen Rohr kann z.B. ein Plattenschwinger werden und bei der sich dann ausbildenden Resonanznfrequenz (z.B. 125 Hz) sehr hohe Absorptionswerte annehmen. BREITBANDIG betrachtet ist er dann aber eben NICHT so gut wie Mineralwolle.

Messungen aus verschiedenen Hallräumen kann man eigentlich gar nicht trauen wenn man sich die Reihenuntersuchungen anschaut. Außerdem gibt es da Absorptionsgrade > 100%, d.h. es wird mehr absorbiert als überhaupt eingeleitet wird - so etwas ist mir immer suspekt.

Da puste ich lieber durch Materialiein und sage mir: ohne StrömungsWIDERSTAND und der damit verbundenen Reibung beim Durchströmen kann auch keine Energie ABSORBIERT werden. So entlarvt man z.B. Sonofill sehr schnell als völlig ungeeignet für tiefe Frequenzen.

Gruß Pico


[Beitrag von HiFi-Selbstbau am 06. Jun 2013, 20:37 bearbeitet]
cr
Inventar
#25 erstellt: 06. Jun 2013, 22:48

Außerdem gibt es da Absorptionsgrade > 100%, d.h. es wird mehr absorbiert als überhaupt eingeleitet wird - so etwas ist mir immer suspekt.

Das hat mich auch erstaunt, ist aber physiskalisch schlüssig erklärt gewesen und dürfte in der Tat möglich sein, auch wenns komisch aussieht.
Durchpusten mit Widerstand dreier Frottee-Handtücher soll gut sein (habe ich wo gelesen, ev. sogar bei dir).
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 07. Jun 2013, 17:21

HiFi-Selbstbau (Beitrag #24) schrieb:
Außerdem gibt es da Absorptionsgrade > 100%, d.h. es wird mehr absorbiert als überhaupt eingeleitet wird - so etwas ist mir immer suspekt.


Eine Absorptin von 100% bedeutet, daß sämtliche, also ALLES Schallenergie in Wärme umgewandelt wird. Wird mehr Wärme erzeugt, hast Er ein Perpetuum Mobile, einen Energiegenerator! Der Nobelpreis ist ihm also sicher!
#Dosenfutter#
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 08. Jun 2013, 02:37
Ich hab mir das nochmal angeschaut. Es ist dort nicht von einer Absorption von über 100% die Rede sondern es wird ein Material quasi als Referenz angenommen und der Absorptionsgrad der anderen dazu in % angegeben. Daß so auch mehr als 100% zustande kommen, ist deswegen möglich und auch legitim.
HiFi-Selbstbau
Inventar
#28 erstellt: 10. Jun 2013, 10:33
Hi #Dosenfutter#,

ich weiß zwar nicht was Du Dir angeschaut hast, aber Fakt ist dass fast alle Hersteller (ISOVER, G+H etc.) bei ihren Materialien Absorptionsgrade > 100% nach DIN/ISO angeben.

Der Grund ist, dass zwar z.B. 12 m² Material im Hallraum eingebracht wurden, durch die Kanteneffekte etc. aber eigentlich ein paar % dazugeschlagen werden müssten.

Die Absorption wird ja durch einen Vergleich der Nachhallzeiten des leeren Raumes (ohne Absorptionsmaterial) mit der Nachhallzeit des "vollen" Raumes (mit Absorptionsmaterial) ermittelt. Dabei macht man sich die Gesetze der statistischen Raumakustik zu nutze. Dummerweise verletzt man genau diese Gesetze, indem man das Absorptionsmaterial konzentriert an einer Stelle anbringt. All das führt zu diesen physikalisch eigentlich unsinnigen Werten von über 100% Absorption.

Da die anderen das aber auch nicht korrigieren und es auch keine Norm gibt die das vorschreibt wird freudig weiter physikalischer Unsinn verzapft . . .

Gruß Pico
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