Polung der Chassis

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Rufus49
Stammgast
#1 erstellt: 09. Dez 2016, 18:01
Bei üblichen 2-Wege Boxen sind Tiefmitteltöner u. Hochtöner i.d.R. gleichphasig gepolt angeschlossen.
Entscheidend ist natürlich ein gleichmäßiger Frequenzgang im Übernahmebereich ohne Einbruch.
In wenigen Fällen ist aber auch eine andere Polung (gegenphasig) zumindest vom Frequenzgang günstiger.

Jetzt meine eigentliche Frage:
Irgendwo habe ich gelesen, dass bei gleichphasiger Polung von Mitteltöner u. Hochtöner eine bessere räumliche Staffelung bzw. räumliche Darstellung des Klangbildes resultiert.
Mitteltöner u. Hochtöner sind ja maßgeblich für die räumliche Abbildung verantwortlich.

Oft werden sogar andere Filter vor dem Hochtöner eingesetzt (18 dB statt 12 dB) um eine gleichphasige Polung zu ermöglichen. Ist an dieser Sache tatsächlich was dran, dass Boxen mit gleichphasiger Ankopplung "räumlicher" klingen?

Rufus


[Beitrag von Rufus49 am 09. Dez 2016, 18:01 bearbeitet]
Viper780
Inventar
#2 erstellt: 09. Dez 2016, 19:21
Hallo Rufus

Nein das ist Blödsinn - es hängt von den Filtern (und etwas der Trennfrequenz) ab ob sich die Phase dreht und somit eins der Chassis verpolt werden muss oder eben nicht.

unterschiedliche Flankensteilheit nimmt man aus verschiedensten Gründen.
Aus Kostengründen will man meist so flach als nur möglich trennen -> weniger und "kleinere" Bauteile nötig. Jetzt gibt es aber Gründe warum man ein Chassis recht steil trennen muss (nahe an der Resonanzfrequenz, Klirr, irgend eine Membranreso,...). Wenn aber der Partner hier unauffällig ist oder man im Übernahmebereich sogar den zusätzlichen Pegel benötigt trennt man diesen dann flacher.

Für die Räumlicheabbildung ist der sogenannte Präsenzbereich wichtig. Je nach Konzept und Chassis kann dieser auch nur vom MT übernommen werden.
Warum etwas Räumlich klingt haben wir hier http://www.hifi-foru..._id=104&thread=30146 erörtert.
Da gehts vorallem um den indirekten Schall
Big_Määääc
Inventar
#3 erstellt: 10. Dez 2016, 01:19
wichtig sind symetrische akustische Flanke, der Einzeltreiber

und eine gute, zeitrichtige Impulseantwort,
nicht nur elektrisch verursacht,
auch bedingt durch die Einbaulage der einzelnen Treiber,
woraus sich unter Winkel dann mal ganz schnell das Ideal einstellt.

drum sind Omnistrahler manchmal auch so gut,
wenn nicht der Aufstellungsraum dazwischen funkt
Rufus49
Stammgast
#4 erstellt: 10. Dez 2016, 18:02
So, ich habe jetzt mal beide Varianten ausprobiert.
Mit verpoltem Hochtöner ist bei mir der Frequenzgang im Übernahmebereich gleichmäßiger, das wäre von der Phasenlage also die "richtigere" Schaltung - klingt auch sehr ausgewogen.

Schalte ich Hochtöner u. Mitteltöner auf gleiche Polung, ist kaum ein Unterschied hörbar (messbar im Frequenzgang schon, dieser wird schlechter!).

Was mir bei gleichphasiger Polung allerdings auffällt, ist eine minimal bessere Mittenortung, d.h. bei guten Aufnahmen kommt die Stimme des Solosängers etwas deutlicher aus der Mitte zwischen den Boxen. Das sind aber wirklich nur Nuancen im Klangbild, was einer unbeteiligten Person vermutlich gar nicht auffallen würde.

Im Endeffekt ist es wahrscheinlich schon so, dass man auf eine saubere Phasenlage im Übernahmebereich achten muss, einen gleichmäßen Frequenzgang braucht, unabhängig davon, ob die Polung der Chassis gedreht werden muss oder nicht.

Rufus


[Beitrag von Rufus49 am 10. Dez 2016, 18:06 bearbeitet]
ehemals_Mwf
Inventar
#5 erstellt: 10. Dez 2016, 19:59
Hi,
Rufus49 (Beitrag #4) schrieb:
... Mit verpoltem Hochtöner ist bei mir der Frequenzgang im Übernahmebereich gleichmäßiger, das wäre von der Phasenlage also die "richtigere" Schaltung - klingt auch sehr ausgewogen.
...


Darf man fragen, um welche LS es sich handelt
evtl. sogar mit Messungen zu beiden Polungen ?


btw:
Interessant ist es, Messungen auch etwas oberhalb u. unterhalb der Mitte zwischen
-- übereinander angeordneten, nicht-koaxialen Teil- --
LS zu machen.
Dabei zeigt sich, dass im Übergangsbereich die Abstrahlkeule in Abhängigkeit von der Polung, aka Phasendifferenz,
unterschiedlich gerichtet ist,
je nach Polung und je nach Charakteristik der Filter,
wobei nicht nur die elektrischen Filter, sondern auch die zusätzlich wirksamen akustisch-mechanischen Filter der Teil-LS in den Blick zu nehmen sind,
also das Gesamtfilter (*).

Gruss,
Michael

----------------------------
(*) = durch Einzelmessungen der Zweige incl. Phase zu identifizieren.
Es reicht eben nicht -- und erschwert das Verständnis -- lediglich im Schaltplan das Filter als z.B. 12 dB/Okt. zu identifizieren.
Rückwärtig geschlossene Hochtöner stellen lehrbuchartig Filter 2. Ordnung (12 dB/Okt.) dar, mit z.B. Resonanzfrequenz 1000 Hz (= typ.1 -2 Okt. unterhalb der gewünschten Übergangsfrequenz, Pegel dort entsprechend Qt) und einer Phasendrehung von +90° bei 1 kHz, und noch ca. +30° bei 2.5 kHz.
Ähnlich beim TMT, meist durch Konusmembran-Offset nach hinten verstärkt (z.B. 2 cm = -50° bei 2.5 kHz),
sodass durch mechanisch-akustische Chassisbandbegrenzungen und Offsets ohne weiteres 50 - 200° Phasendifferenz zwischen den Einzelzweigen auftreten können, die bei alleiniger Betrachtung der elektrischen Filter zu widersprüchlichen Schlüssen bez. notwendiger /sinnvoller Verpolung (= 180°) führen.


[Beitrag von ehemals_Mwf am 11. Dez 2016, 15:07 bearbeitet]
Rufus49
Stammgast
#6 erstellt: 10. Dez 2016, 23:45
@Mwf

btw: Interessant ist es, Messungen auch etwas oberhalb u. unterhalb der Mitte zwischen
-- übereinander angeordneten, nicht-koaxialen Teil- -- LS zu machen.


Bei dem LS wird im Tiefmittelton ein Visaton AL170 (10 l geschlossen), darüber ein Mivoc Magnetostat (KFT 130 M) eingesetzt, beide mit 12 dB bei ca. 2.500 Hz getrennt.

Mir ist schon klar, dass jede Positionsänderung des Messmikrofons zu einem etwas anderem Bild im Frequenzgang führt, gerade dort im Frequenzgang, bei dem sich beide Chassis überschneiden.
Ich messe genau auf Zwischenhöhe zwischen Mittel- u. Hochtöner mit ca. 60 cm Abstand.

Rufus
ehemals_Mwf
Inventar
#7 erstellt: 12. Dez 2016, 13:21

Rufus49 (Beitrag #6) schrieb:
... Ich messe genau auf Zwischenhöhe zwischen Mittel- u. Hochtöner mit ca. 60 cm Abstand. ...

Erkenntnisse zur Phasendifferenz bzw. Kippen der Abstrahlkeule im Übergangsbereich lassen sich auch ohne Änderung der Mikrophonposition dadurch gewinnen, dass die Messungen in beiden Polungsvarianten miteinander, sowie mit den Einzelzweigen verglichen werden.

Je größer der Unterschied bei fx und je deutlicher die Summenkurve durchweg über den Einzelmessungen liegt (bis +6 dB bei fx), desto näher am Ideal (= Abstrahlung gerade nach vorne) die Verhältnisse.
Theoretisch erfolgt im Verpolungsfall vollkommene Auslöschung des Summensignals bei fx. Unter Reflektions-freien Meßbedingungen sind schmalbandig bis > -20 dB möglich.
Bei 60 cm Mess-Entfernung im Wohnraum und nicht-gefensterter Messung sind schon -10 dB o.K.

Bei Unzufriedenheit mit dem Klang sowie geringeren Differenzwerten und teilweisem Sacken der Summenkurve unter die Einzelzweige beginnt dann echte Entwicklungsarbeit.
Simulationsprogramme können helfen, den notwendigen Vorrat an Weichenbauteilen in Grenzen zu halten :

-- Steilheit einer oder beider Weichenzweige vergrößern oder verkleinern, je nachdem, welche Polungsvariante angestrebt wird.

-- Grenzfrequenzen der Teilfilter (ein wenig) auseinanderziehen bzw. überlappen.

-- dabei muss oft der Einstieg in nicht-Lehrbuch-gemäße elektrische Filter mit Dämpfungswiderständen (z.B. 0.47 - 2.2 Ohm) in Reihe zu den Parallelgliedern oder Parallelwiderständen (z.B. 10 - 47 Ohm) zu den Seriengliedern erfolgen,
mit dem Ziel, die Phasendrehung auf Werte zwischen die Stufungen 45-90-135-180° (bei fx im Einzelzweig) bzw. 90-180-270-360° (Differenz zwischen den Zweigen) zu bringen
oder akustischen Offset (Tiefenversatz) auszugleichen.


---------------------------
Es sei erwähnt dass erfahrene Entwickler Phasendifferenzen zwischen den Zweigen bewusst dazu nutzen, die Abstrahlkeule um fx zu kippen,
also nach oben oder unten bei übereinander bzw. nach innen oder außen (Stereo) bei nebeneinander angeordneten Treibern.


[Beitrag von ehemals_Mwf am 12. Dez 2016, 13:48 bearbeitet]
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