Problem in neuer Wohnung

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bionicaudio
Stammgast
#1 erstellt: 24. Jan 2014, 01:07
Hi!

Ich bin gerade am Umziehen in eine neue Wohnung und dort wurde die Verkabelung vom Vormieter gemacht.

Insgesamt gibt es 3 Steckdosen für TV/Internet/Radio. An der Stelle an der das Kabel des Betreibers in meine Wohnung kommt , gibt es einen 2-fach Verteiler mit Aufschrift " Stodiek VT-02 und auf beiden Ausgängen "3.7db".

Das dritte Kabel für die Steckdosen hängt lose in der viereckigen" Unterputzdose" ( geschätzt 10x10cmx4) . Es fehlt also an einem 3-fach Verteiler.

Der Kabeltechniker half mir beim Umzug des Internets in die neue Wohnung , stellte aber fest , dass die Dose wohl zu klein ist für einen 3-fach Verteiler. ( Der jetzige ist diagonal drinnen). Die Kabel sind sehr steif und alle "gerade" angeschlossen. Darüber hinaus haben alle Kabel ca.10cm Überlänge.

Bisher funktioniert das Internet einwandfrei und auch HD Fernsehen , laut Techniker ist das Signal gut.
Der betreiber fühlt sich aber nicht für solche Probleme zuständig (verständlicherweise) und so muss ich mir selbst behelfen.


Würde es mir helfen einen 3-fach Verteiler und 4x 90 Grad F-Stecker Adapter zu kaufen?
Würde das die Signalqualität bedeutend verringern?
Welchen Verteiler muss ich da kaufen ?

Beste Grüße aus Österreich
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 24. Jan 2014, 12:19
Ein 3-fach-Verteiler hat mindestens 2-3 dB mehr Dämpfung als ein 2-fach-Verteiler (ca. 6 dB statt 3.7 dB). Es würde also an allen 3 Anschlüssen zu einer Signaldämpfung von mindestens etwa 2-3 dB kommen. Wenn die Pegel derzeit alle deutlich im grünen Bereich sind, macht das vermutlich für Digital-TV und Digital-Radio (via DVB-C) gar nichts, denn der Spielraum, in dem es sicher funktioniert, ist groß. Bei UKW kann es zu einer Empfangsverschlechterung (es rauscht etwas mehr bei Kulturprogrammen mit leisen Stellen) oder auch zu einer Empfangsverbesserung (es zwitschert und zischelt weniger) kommen, je nachdem, welchen Eingangspegel der verwendete UKW-Tuner gutwillig verträgt. Manche mögen weniger und freuen sich, wenn man ihnen etwas weniger anbietet. Mein Tuner will z.B. 65 dBµV am vollbelegten Kabel, der meiner Eltern nur etwa 55 dBµV, darüber zischelt er.

Problematisch ist das Kabelmodem. Dessen Uplink wird normalerweise eingemessen und läuft nur dann störungsfrei, wenn die Pegel eingehalten werden. An Installationen mit Kabelmodem hat zumindest in Deutschland niemand außer dem Netzbetreiber herumzufummeln. Auch ist bei Steckermontagen zu beachten, nur Class A-Stecker zu verwenden und anständig zu montieren. Selbst das Drehmoment für das Anziehen der Überwurfmutter am Stecker ist zu beachten.

Daß die Kabel steif sind, ist so bei Koaxkabeln. Es ist auch ein minimaler Biegeradius einzuhalten, sonst überdehnt man die Außenseite der Biegung und Schirmfolien / Schirmgeflecht reißen auf. Danach hat man ein Kabelleck (Hochfrequenz tritt aus) und auch in Gegenrichtung eine Eindringstelle für äußere Störungen. Die nennt man beim Kabel-Internet "Ingress" und mit etwas Pech zerschießt man damit auch den Nachbarn das Internet. Wird die Störungsursache dann in der eigenen Wohnung gefunden, kann das teuer werden. Außerdem können geknickte Kabel Stoßstellen für das Signal bilden, da sich mit den mechanischen Parametern auch die Hochfrequenzparameter ändern. Das sorgt für Reflexionen, die die Empfangsqualität beeinträchtigen.

Vielleicht hilft Dir eine andere Bauform des Verteilers, mit der Kabelführung besser hinzukommen. Es gibt Verteiler, bei denen alle 3 Ausgänge auf einer Längsseite untergebracht sind und es gibt welche, die oben und unten je 2 Buchsen haben, also einen Ausgang auch auf der Seite, auf der ein Eingang liegt.

Verwenden könntest Du z.B. einen Kathrein EBC 03. Der ebenfalls bei Kathrein erhältliche EBC 13 ginge formal auch, hat aber Gleichspannungsdurchlaß für Satanlagen (würde nicht stören), jedoch deutlich höhere Dämpfung und fällt deshalb raus. Andere Verteiler mit "Class A"-Aufdruck und "nachweisbarer" Herkunft gehen auch, wenn ihre Dämpfung um 6 dB liegt.

Wenn sich herausstellen sollte, daß das Kabelmodem danach nicht mehr so richtig spielt, könnte man evtl. die Modem-Dose gegen eine mit niedrigerer Auskoppeldämpfung des Modemanschlusses wechseln. Hinter einen Verteiler gehören stets Durchgangsdosen oder die seltenen Enddosen, nie aber Stichdosen. Durchgangsdosen gibt es in Abstufungen bei der Auskoppeldämpfung. Kannst Du uns verraten, welche Dosentypen bei Dir im Einsatz sind (Deckel abschrauben, Beschriftung auf Dosenkörper ablesen)? Das würde helfen, die Verkabelung überhaupt erstmal zu verstehen.


[Beitrag von Radiowaves am 24. Jan 2014, 12:25 bearbeitet]
bionicaudio
Stammgast
#3 erstellt: 24. Jan 2014, 20:54
Hi!

Danke erstmal für deinen ausführlichen und informativen Beitrag.

Ich werde am Wochenende mal alle Dosen abschrauben und die Informationen hier reinschreiben.

Meine aber , dass ich Kathrein ESM 40 drin habe.

Vielleicht ein Bild der Unterputzdose schießen , das wär sicher von Vorteil.

Lg Rainer
Radiowaves
Inventar
#4 erstellt: 25. Jan 2014, 00:09
Die ESM 40 wäre aber hinter einem Verteiler schon falsch. Die verfehlt die vorgeschriebene Entkopplung komplett. Etwa 4 dB in der Dose, mehr ist da nicht. Ein 2-fach-Verteiler entkoppelt irgendwas um 22 dB, zusammen also etwa 22 + 4 + 4 + bissl Kabel. Zu wenig. Wenns läuft: Glück gehabt.

Schauen wir mal.
bionicaudio
Stammgast
#5 erstellt: 27. Jan 2014, 03:22
Hi!

Also ich hab jetzt Fotos geschossen von der Sachlage

Ersteinmal die Unterputzdose samt Kabelsalat und Verteiler
IMG_20140126_222313241

Dann gehen drei seperate Kabel in die jeweiligen Räume ( Esszimmer , Schlafzimmer , Wohnzimmer) .SZ ist derzeit ncht angeschlossen,

Die Dosen im Esszimmer und Wohnzimmer sind diese hier :
IMG_20140126_222333245

Also ESM 40 mit 4db.

Im Schlafzimmer gibt es diese hier :
IMG_20140126_222509901IMG_20140126_222517498

In meiner Kiste habe ich noch eine Dose gefunden , vielleicht ist die ja hilfreich :
IMG_20140126_222601156

Soweit ich das sehe sind nirgends Abschlusswiderstände drinnen.

Kabellängen kann ich leider nur schätzen.

Von Verteiler zu Wohnzimmer ca. 7 Meter.
Von Verteiler zu Schlafzimmer ca. 10 Meter.
Von Verteiler zu Esszimmer ca. 13 Meter.

Auf den Kabelenden steht leider keine Kennung bezüglich Schirmungsmaß.

Danke im Vorraus schonmal für die Beratung.
Kenne mich leider nicht aus mit der Verkabelung obwohl ich schon etwas in die Thematik reingelesen habe.

Lg Rainer


[Beitrag von bionicaudio am 27. Jan 2014, 03:24 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#6 erstellt: 27. Jan 2014, 14:39
Hallo Rainer,

besten Dank!

Soweit ich das überblicke, bleibt es formal bei einer totalen Fehlkonfiguration der Verkabelung. Die ESM40 mit ihren 4 dB Anschlußdämpfung ist eine Stichdose und darf nur an den Stichausgängen eines Abzweigers betrieben werden, denn nur dort erfolgt eine ausreichend große Entkopplung des Stranges zu dieser Dose vom restlichen Netz. Die Dose selbst bietet, wenn nix angeschlossen ist, auch keinerlei Schutz vor Reflexionen am Kabelende, die Reflexionen laufen deshalb auf dem Kabel zurück und müssen an der Abzweigestelle ausreichend bedämpft werden, sonst dringen sie in andere Stränge ein und machen dort Welligkeit in den Pegeln. Ein Verteiler mit seinen 22 dB Entkopplung der beiden Abgänge voneinander tut das nicht, gefordert werden 42 dB Entkopplung, real hast Du 4 dB (Dose Esszimmer) + 2 dB (10 m Kabel) + 22 dB (Entkopplung im Verteiler) + 2 dB (10 m Kabel) + 4 dB (Dose Wohnzimmer) = 34 dB und verfehlst die Entkopplung um 8 dB.

Das alles wird nicht besser, wenn Du nun mit einem 3-fach-Verteiler den Strang zum Schlafzimmer einbindest.

Die Schlafzimmerdose EDU 2402 könnte der Benamung nach (EDU statt GEDU) ebenfalls eine Stichdose sein mit 4 dB Auskoppeldämpfung (es fehlt auch eine Klemmschraube am Kabelausgang, also vermutlich keine Durchgangsdose, sondern nur eine Stichdose) und möglicherweise ist sie wegen ihres Alters gefiltert, so daß die unteren Sonderkanäle (113 MHz, 121 MHz) nicht auf der TV-Seite rauskommen, was heute auch sehr schlecht ist, da viele Netze dort mit TV belegt sind.

Deine Ersatzdose GAD 247 ist ebenso eine Stichdose mit den unteren Sonderkanälen nicht auf dem TV-Auslass, dafür laut Datenblatt mit nur 1 dB Dämpfung, was nur durch Filtern von TV und Radio geht. Nix gekonnt (noch 3 dB weniger Entkopplung zwischen den Teilnehmern), außer daß die Dose sauberer aussieht.

Eine saubere Lösung sähe aus meiner Sicht so aus: 2-fach-Verteiler weg und dafür einen 3-fach-Abzweiger einbauen, dessen Stammausgang mit nem 75-Ohm-Widerstand abgeschlossen wird. Dabei einen Abzweiger wählen, der zwischen den Stichausgängen mit mindestens 32 dB entkoppelt. Da fehlt mir gerade die Marktübersicht, aber Raceroad, KuNi oder Dipol werden schon zu Hilfe kommen.

Edit: Braun Telecom XT 3-12e wäre so einer (hier auf Seite 4 unten). Der entkoppelt die Stichausgänge voneinander mit > 38 dB. Damit bist Du auf der sicheren Seite, kommen ja noch Dosen- und Kabeldämpfung dazu.

Der Haken daran: mit dieser Lösung fehlen Dir dann im Gegensatz zu jetzt etwa 8 - 16 dB Pegel, je nach genutztem Abzweiger. Da kann Digitalfernsehen noch funktionieren, muß aber nicht. Und das Kabelmodem funkt vermutlich zu schwach und es muß neu eingemessen werden. Einfach nen Abzweiger rein geht also vermutlich erstmal schief, da muß im Keller Verstärkung und Rückkanal neu eingestellt werden. Wehe, wenn da andere im Haus eine vergleichbare Murksinstallation haben und die darauf aufbaut, daß alles so bleibt, wie es ist. Man könnte denen dann zwar ein Dämpfungsglied einbauen, aber der Murks bleibt.

Rein aus Neugier: wie sieht die Verteilung im Keller (?) aus? Ist da etwas zu erkennen oder versteckt sich das alles in einem verschlossenen Schrank?

Und wenn Du mich fragst: wenns geht und Du die Dose im Schlafzimmer nicht brauchst, dann freu Dich, daß es geht und lass es so. Es ist vermutlich nicht einfach nur mit einem neuen Verteiler oder Abzweiger getan, wenns richtig werden soll. Mich würde nicht wundern, wenn wir im Keller dann feststellen, daß es keinen Potentialausgleich für die Kabelschirme gibt und der wiederum einen Elektriker...


[Beitrag von Radiowaves am 27. Jan 2014, 14:57 bearbeitet]
Dipol
Inventar
#7 erstellt: 27. Jan 2014, 16:09

Radiowaves (Beitrag #6) schrieb:
Eine saubere Lösung sähe aus meiner Sicht so aus: 2-fach-Verteiler weg und dafür einen 3-fach-Abzweiger einbauen, dessen Stammausgang mit nem 75-Ohm-Widerstand abgeschlossen wird.

Pegeltechnisch günstiger wäre ein Zweifachabzweiger dessen Stammausgang für den dritten Strang mit Durchgangsdose(n) und/oder terminierter echter Enddose genutzt wird.

Radiowaves (Beitrag #6) schrieb:
Wehe, wenn da andere im Haus eine vergleichbare Murksinstallation haben und die darauf aufbaut, daß alles so bleibt, wie es ist. Man könnte denen dann zwar ein Dämpfungsglied einbauen, aber der Murks bleibt.
...
Mich würde nicht wundern, wenn wir im Keller dann feststellen, daß es keinen Potentialausgleich für die Kabelschirme gibt und der wiederum einen Elektriker...

FAZIT:
Antennentechnik ist nicht annähernd so einfach wie sich das Laien vorstellen und auch nur wenige Elektrofachkräfte besitzen die antennentechnische Kompetenz eines Radiowaves oder raceroad. An der Anlage ist ein Antennenspezi mit Messequipment gefragt.
Radiowaves
Inventar
#8 erstellt: 27. Jan 2014, 17:01

Dipol (Beitrag #7) schrieb:
[Pegeltechnisch günstiger wäre ein Zweifachabzweiger dessen Stammausgang für den dritten Strang mit Durchgangsdose(n) und/oder terminierter echter Enddose genutzt wird.

Stimmt, den Stammausgang eines Abzweigers kann man ja auch noch verwursten. Nebeneffekt u.U.: 4 statt 5 "Zitzen" am Abzweiger und damit vielleicht etwas mehr Handlungsspielraum in der Unterputzdose durch kompakteren Abzweiger.

Da würde ich dann die derzeit nicht eingebundene Schlafzimmer-Verkabelung an den Stammausgang nehmen und dort die lumpige Dose gegen eine Durchgangsdose mit passender Auskoppeldämpfung ersetzen und einen Abschlußwiderstand reinklemmen. Damit könnten die ESM40 an den 2 Stichausgängen verbleiben, die sehen ja noch gut aus.


@Dipol

Haben die ESM40 eigentlich einen Schutz vor Ingress, wenn kein Modem angeschlossen ist? Oder können da an allen offen betriebenen Modemanschlüssen Störungen rein?
KuNiRider
Inventar
#9 erstellt: 27. Jan 2014, 20:15
Der STA 0386-10 ist ein 3fach-Abzweiger mit nur 10dB Abzweigdämpfung, dazu ein F-Abschlusswiderstand für den Stammausgang und 1...4 F-Winkeladapter, dann hat man auch ne Chance dass man ihn noch in die Wand bekommt.
Alternativ und 1,5dB sparsamer, den STA 0286-8 2fach-Abzweiger mit 8,5dB und 4dB im Durchgang, die ESM 40 an dessen Tabs und an den Stamm das kürzeste Kabel mit einer MM-Durchgangsdose 9..10dB und Abschlusswiderstand. Auch hier hilft ein F-Winkeladapter bei der Montage
bionicaudio
Stammgast
#10 erstellt: 27. Jan 2014, 20:34
Hi!

Vielen Dank erstmal für die zahlreichen Antworten.

Mir war nicht ansatzweise bewusst wie kompliziert das sein kann. Leider bekommt man vom Kabelbetreiber in der Hinsicht keinerlei Hilfe.

Als ich umzog , kam nur einmal der Techniker und hat nachgemessen ob das Signal passt mit seinem Gerät und schon war er wieder weg. Das da anscheinend falsche Dosen drinnen sind , war dem egal.

Er hatte ein durchaus größeres Messgerät dabei das den Frequenzgang aufzeigte , Da kam eine halbwegs grade Linie im oberen Bereich heraus ( hab ich aber nur von Weitem gesehen)

Man könnte beim Betreiber jemand bestellen dafür , aber 88€/h + Anfahrt schrecken mich dann doch sehr ab.

Im Keller des Hauses ist zwar in großes Kasterl des Betreibers , das ist jedoch bis auf eine Kabeldurchführung komplett leer.

( Da hat der Techniker mit mir kurz reingeschaut). Im ersten Stock wo ich jetzt wohne gibt es eine "Wartungsluke" unterputz mit ca 30x30 cm. Da sind mMn die Verteiler fürs ganze Haus drinnen. Da kann ich gern noch ein Foto nachschießen.

Ich muss gestehen , dass ich mit den bisherigen Infos doch überfordert bin - in etwa so als ob ein Rentner ohne Pc Erfahrung einen Pc kaufen müsste

Ich bräuchte daher sozusagen eine Einkaufsliste , handwerklich bin ich nicht ganz unbegabt.

Vielen Dank

Lg Rainer
Dipol
Inventar
#11 erstellt: 27. Jan 2014, 21:39

Radiowaves (Beitrag #8) schrieb:
@Dipol

Haben die ESM40 eigentlich einen Schutz vor Ingress, wenn kein Modem angeschlossen ist? Oder können da an allen offen betriebenen Modemanschlüssen Störungen rein?

Anbei das Schaltschema einer ESM 30, die ESM 40 dürfte ähnlich strukturiert sein. Ingress kann über jeden offenen HF-Anschluss eindringen, RK-Frequenzen können durch den Hochpass aber nur vom Modemanschluss gestört werden. Einen Fall wo es erforderlich war einen ungenutzten Modemanschluss mit einem Abschlusswiderstand hf-dicht zu machen habe ich noch nicht erlebt.

Modemdose ESM 30

2006 hatte man bei meiner Dibkom-Zertifizierung vor Ingress im RK-Bereich noch erheblich mehr Bammel. Wenn ich aber an die inkompetenten Installationen denke wo Telefon und Internet sogar in 60 Ohm Altnetze eingespeist wurden, verträgt das System anscheinend mehr als früher gedacht.
Radiowaves
Inventar
#12 erstellt: 27. Jan 2014, 23:46
Hallo Rainer,

ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich Dir hier mehr Konfusion und Aufwand bringe, als vermutlich für eine irgendwie funktionierende Installation nötig. Ich kenne das Problem auch aus meinem einstigen Job: manches funktionierte auch "irgendwie", dann wurde freilich erwartet, daß man es auch nur "irgendwie" macht und nicht komplett richtig. Oft gings gut, nicht immer. Manchmal gings nur solange noch unbemerkt gut, wie keine Erweiterungen erfolgten, die formal möglich gewesen wären, aber nur dann, wenns von Anfang an richtig gemacht worden wäre. Genau diesen Fall haben wir hier.

Eigentlich wäre alles ganz einfach - wenn die gesamte Hausinstallation von Anfang an (und ohne die Lebenszeit der Mieter zu verschwenden) ordentlich geplant und installiert worden wäre. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hätte man dann tatsächlich nur einen anderen Abzweiger (bei Stichdosen wie der ESM40) oder einen anderen Verteiler (bei Durchgangsdosen) gebraucht und alles wäre gegangen. Beim Abzweiger recht sicher, beim Verteiler hätte es passieren können, daß der Pegel im Keller angehoben werden muß oder das Modem neu eingemessen. Um das zu umgehen, hätte man eventuell auch andere Dosen verbauen können - damit wirds auch nur an anderer Stelle teurer.

Aber so, wie sich die Realität bei euch im Haus zeigt, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder man akzeptiert, daß das alles Gefrickel ist und rein zufällig noch im Toleranzbereich dessen, was problemlose Funktion gewährleistet und frickelt günstig weiter. Oder Du versuchst, die Installation auf "sauber" umzubiegen.

Dabei verliert man aber immer Pegel, egal wie man es macht. Auch bei der Einfachlösung unter Ignoranz der grundlegenden Fehler verlierst Du ja Pegel - wenn ich Energie statt auf 2 Dosen künftig auf 3 Dosen aufteile, muß zwingend an jeder Dose weniger ankommen, wenn die bisherige Lösung (2-fach-Verteiler) schon die "energieeffizienteste" Lösung war. Mit weniger als 3.5 dB hat noch niemand TV-Signale 1:1 passiv auf zwei Dosen verteilt: 3 dB ist exakt "halbe-halbe", 3.5 dB sind halt geringe technisch begründete Verluste zusätzlich. 1/3 (bei drei Dosen) wäre 4.8 dB Dämpfung, technisch kommt man real bei etwa 6 dB raus, also etwa 2.5 dB mehr Dämpfung als bisher.


"Lösung" 1: weiterfrickeln und hoffen (und am Ende gehts dann doch gut...)

Du kannst das immer noch versuchen, Du setzt im schlimmsten Fall nur wenige EUR in den Sand. Der schon erwähnte Kathrein EBC03 wäre ein solcher Kandidat, der Wisi DM 03 B ebenfalls. Welche Bauform paßt besser zu der rechteckigen Verteilerdose?

Pegelverlust zu bisher: etwa 2.5 - 3 dB. Entkopplung verfehlt (Beeinflussung der an unterschiedlichen Dosen angeschlossenen Geräte untereinander möglich, weiterhin Reflexionen auf den leitungen mit dem Risiko von Signalstörungen. Wie bisher.


Lösung 2: versuchen, konsequent richtig zu machen (und am Ende gehts nicht wegen "irgendwas"...)

Dabei wird aus dem Verteiler ein 2-fach-Abzweiger (weil sonst die vorhandenen Dosen nicht elektrisch sauber dazu passen und durch Reflexionen den Empfang beeinträchtigen können, bislang aber offenbar auch nicht getan haben) und die beiden ESM40 bleiben an den beiden Stichausgängen des Abzweigers und eine neue dritte Dose kommt hinzu, die aber eine Durchgangsdose niedriger Auskoppeldämpfung und mit Widerstand abgeschlossen sein muß, die kommt an den Stammausgang des neuen Abzweigers.

Oder aus den Stichdosen ESM40 werden neue Durchgangsdosen mit Endwiderstand (weil was anderes nicht zu einem Verteiler paßt, in diesem Fall entstehen wegen der Abschlußwiderstände an den Dosen keine Reflexionen und die Entkopplung wird in den Dosen gemacht) und eine dritte solche wird ebenfalls neu gekauft. Der vorhandene Verteiler wäre dann trotzdem zu klein (2 statt 3 Ausgänge), also müßte man den auch noch neu kaufen. Dann lieber nur einen Abzweiger kaufen und die Dosen so lassen, wie sie sind, weils mit Abzweiger richtig wird.

Der von KuNi empfohlene 2-fach-Abzweiger STA 0286-8 verfehlt aus meiner Sicht ebenfalls knapp die Entkopplung zwischen den Dosen (28 dB + 2 x 4 dB in den ESM40 + ca. 2 x 2 dB in den Kabeln zu den Dosen = 40 dB), was mich gerade etwas irritiert. Abzweiger + Stichdosen = Entkopplung verfehlt? Ist dieser Abzweiger von Anfang an für sehr lange Kabel gedacht, die ihrerseits durch die Dämpfung noch paar dB Entkopplung drauflegen? Habe ich da einen Denkfehler, @ KuNi?

Den Datenblättern nach knapp normgerecht in der Entkopplung: Axing BAB 2-08. Etwa 8 dB Dämpfung auf den beiden Stichausgängen ist das Minimum, was man mit Abzweigern erreichen kann. Ergibt insgesamt etwa 4 dB mehr Dämpfung als bisher. Die Entkopplung der Stichausgänge untereinander beträgt 30 dB, mit zwei ESM40 und Kabeln damit knapp 42 dB - knapp normgerecht.

Wiederum technisch gleichwertig (8.5 dB Dämpfung, 30 dB Entkopplung) ist der Kathrein EAD 01.

Wer mehr Entkopplung will, erkauft sich das fast immer mit höherer Dämpfung. Der Axing BAB 2-10 hat > 35 dB Entkopplung, das reicht sicher unter allen Bedingungen. Der Preis dafür: 10 dB Abzweigedämpfung an den Ausgängen für die beiden ESM40, mit der Dose damit 14 dB. Das sind etwa 6 dB mehr als bisher mit dem zweifach-Verteiler - nur ein Viertel der bisherigen Leistung an jeder Dose. TV geht damit gewiß, aber Internet muß vermutlich neu eingemessen werden.

Knapp erreicht würde die Entkopplung auch mit dem Wisi DM 31 C - aber diese 2 dB mehr Entkopplung, die der gegenüber dem von KuNi empfohlenen Delta hat, sind jetzt auch nur auf dem Papier entscheidend. Wenn der Wisi geht, dürfte auch der Delta vom KuNi gehen, und der hat noch 1.5 dB weniger Pegeldämpfung (...da dürfte auch der Unterschied in der Entkopplung herkommen...). Und bei 10 dB Dämpfung am Abzweig entkoppelt der 10er Axing besser.

Wesentlich höhere Entkopplung bei moderater Dämpfung gibt Braun Telecom für den XT2-10e an: 10.5 dB Dämpfung bei > 36 dB Entkopplung zwischen den Stichausgängen. Leider ist dieser Abzweiger nicht so ein Wald-und-Wiesen-Teil, daß man ihn an jeder Ecke fände. Schade.

Auch KuNis Vorschlag "STA 0286-8 2fach-Abzweiger mit 8,5dB und 4dB im Durchgang, die ESM 40 an dessen Tabs und an den Stamm das kürzeste Kabel mit einer MM-Durchgangsdose 9..10dB und Abschlusswiderstand" bringt an den vorhandenen ESM40 statt bisher etwa 8 dB Dämpfung nun 14 dB und an der dritten (neuen) Dose genausoviel - kann man drehen und wenden wie man will. Essenz: es wäre schön, hätten wir etwa 6 dB mehr Pegel und den Modem-Rückweg auf 6 dB höhere Verstärkung eingemessen. Haben wir aber nicht.


Thema Winkeladapter: die billigsten kosten im Pack etwa 30 Cent das Stück und nicht wenige Kunden schreiben, die Dinger wären Schrott, hätten keinen Durchgang oder Kurzschluß. Das muß man bei so einem simplen Teil erst mal schaffen. Finger weg! Für den vierfachen Preis scheints besser zu funktionieren, dann kommt ab 2 EUR Markenware, z.B. der Wisi DM 53, nichtmal bei dem steht die Rückflußdämpfung dabei. Ebenfalls zuverlässige Qualität ohne Risiko eines getrennten Innenleiters kauft man mit dem Kathrein EMU 02 - zum satten Preis und die Kathrein-Seite verschweigt ebenfalls die Rückflußdämpfung.


Thema neue dritte Dose: mit der Frickellösung (Verteiler) wäre es letztlich "konsequent", eine zum Verteiler genausowenig passende dritte Dose zu beschaffen wie die beiden ESM40 sind. Also z.B. eine weitere ESM40. Mit der sauberen Lösung (Abzweiger) wären die beiden vorhandenen ESM40 an dessen Stichausgänge ("Tap") anzuschließen und an den Stammausgang ("Out") eine Durchgangsdose niedriger Auskoppeldämpfung, z.B. eine Kathrein ESM42 mit einzubauendem Abschlußwiderstand oder eine Axing BSD 963-11, die den Abschlußwiderstand gleich drin hat. Genau das gleiche gilt für die Wisi DD 09 M 0650 - die braucht auch keinen Abschlußwiderstand.

Aber fotografiere doch bitte noch mal den großen Verteilerkasten im Haus, wo alles rausgeht. Wäre sehr interessant.


[Beitrag von Radiowaves am 27. Jan 2014, 23:55 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#13 erstellt: 27. Jan 2014, 23:52

Dipol (Beitrag #11) schrieb:
Anbei das Schaltschema einer ESM 30, die ESM 40 dürfte ähnlich strukturiert sein.


Danke! Also doch nur ein RK-Sperrfilter vor TV- und Radioausgang. Irgendwie glaube ich mich an eine Dosenbeschreibung zu erinnern, bei der hervorgehoben wurde, daß der Modem-Anschluß geblockt wäre, wenn kein Kabel drinsteckt. Das las sich so, als wäre der F-Anschluß abgeschaltet, wenn nix angeschlossen wäre. Bloß wo war das und erinnere ich mich richtig?

Wegen der unerwartet hohen Störfestigkeit: da hat der KNB bei meinen Eltern ja doch noch ne Chance...


[Beitrag von Radiowaves am 27. Jan 2014, 23:53 bearbeitet]
KuNiRider
Inventar
#14 erstellt: 28. Jan 2014, 00:53
Die Marken-Verteilbausteine haben alle die selben Werte, nämlich die, die die Physik und der Kostenrahmen vorgeben. Die größere Varianz liegt bei den Messungen und Angaben Da kann man zwischen min / max / typisch - wählen und dass noch im gunstigeren oder im ungünstigeren Frequenzbereich. Daher findet man 2-fach-Verteiler mit 3,2 ... 4,5dB
Die Entkopplung einer Breitband-Stichdose ist höher als ihre Dämpfung, sie ist technisch ein Zweifachverteiler und Modemdosen ähneln manchmal einem Dreifachverteiler, dadurch erreicht man auch mit den 8,5er Tabs noch die richtige Entkopplung, auch wenn man 'nur' 28dB für den Abzweiger angibt

Was wir noch garnicht erwähnt haben
An Anlagen mit aktivem Rückkanal, wie sie hier vorliegt, darf man eigentlich selber garnix verändern!
Radiowaves
Inventar
#15 erstellt: 28. Jan 2014, 01:08
Danke KuNi!

Das mit der Entkopplung der Breitband-Stichdosen schaue ich mir nochmal an. Beide Auslässe dürften etwa 22 dB voneinander entkoppelt sein, wie ein typischer zweifach-Verteiler. Wie es mit der Entkopplung Auslass -> Doseneingang aussieht, das müßte doch dann die Anschlussdämpfung sein, oder? Also um die 4 dB bei Doppel-Breitbanddosen.

Uns ging es hier doch um die Entkopplung zwischen zwei Dosen und nicht innerhalb einer Dose. Selbst Richtkoppler-Durchgangsdosen mit nach außen hoher Entkopplung sind intern ja mitunter nur 22 dB entkoppelt, wenn dem einen Richtkoppler ein Verteiler folgt. Gegenbeispiel: Kathrein ESE 10, Doppel-Richtkoppler, faktisch ein 2-fach-Abzweiger in Dosenform. Hat dann auch intern fett hohe Entkopplung.



KuNiRider (Beitrag #14) schrieb:

Was wir noch garnicht erwähnt haben
An Anlagen mit aktivem Rückkanal, wie sie hier vorliegt, darf man eigentlich selber garnix verändern! :angel


Doch, ganz zu Beginn. Ist nur etwas untergegangen.


Radiowaves (Beitrag #2) schrieb:
An Installationen mit Kabelmodem hat zumindest in Deutschland niemand außer dem Netzbetreiber herumzufummeln.


Wie das in Österreich ist, weiß ich nicht. Zumindest die Physik ist dort die gleiche.
KuNiRider
Inventar
#16 erstellt: 28. Jan 2014, 01:29
Ein normaler Verteiler hat im Rückwärtsbetrieb (Sammelfeld) ca. 1dB mehr als vorwärts - außer es ist einer der sehr seltenen und viel teureren Ringkoppler. Mit diesem zusätzlichem Dezibelchen ist man dann beim 8,5Tap innerhalb der Messtoleranz oder sagen wir: gut genug, dass es keine Störungen gibt
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