Kenwood KR-7070 - Fragen zur Reparatur

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W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 27. Jun 2016, 21:09
Beim Herumklicken in der Bucht bin ich über einen Kenwood KR-7070 gestolpert und konnte einfach nicht widerstehen ;-) Wer dass Gerät nicht kennt .. Baujahr ca. 1970, 2 x 65W RMS, 18Kg.

Als das Paket ankam kam auch die Ernüchterung: saumäßig verpackt, Frontglas gebrochen, Stereodekoder springt nicht an, automatischer Suchlauf ohne Funktion, Basteleien an der Elektronik.

Probleme gibt's reichlich, ich fange mal mit Fragen zur Endstufe an:

Die Endstufentransistoren sollen laut Schaltung 4 x 2SC898 sein. Tatsächlich sind 4 x 2N3055(!) verbaut.
Das macht mich etwas nervös, weil UCE max wohl nur 70V beträgt. Jeweils zwei Transistoren hängen
übereinander, dazwischen ist über ein C der Lautsprecherausgang. Über beiden Transistoren liegen 100V.

Frage: sehe ich das richtig: wenn z.B. der untere durchsteuert liegen über dem oberen eventuell mehr als 70V.
Also, große Boxen, richtig aufdrehen und BANG ?
--

2SC898 (100V, 7A) sind anscheinend nicht mehr erhältlich. In einem US Forum wurde MJ21194G (250V, 15A) als Ersatztype genannt, anscheinend bei Mouser erhältlich.

Frage: wie ist die Expertenmeinung dazu, bzw. welcher andere Typ wird empfohlen?
--

a

Bausatz für eine Frontscheibe ...

b

Gruß,
Wilhelm
Broesel02
Inventar
#2 erstellt: 28. Jun 2016, 08:42
Der vorgeschlagen MJ21194G erscheint mir für diese Anwendung ein gute Wahl. Auf alle Fälle viel besser passend als der im Momente verbaute 2N3055.
Ich gehe davon aus das du die übrigen Teile wie Kondensatoren und Widerstände auch erneuerst. Wie wirst du das gebrochene Frontglas ersetzen? Plexi- oder Acryl mit schwarzer Folie abgedeckt?

Richard
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 28. Jun 2016, 22:59
Was den Austausch von Kondensatoren und Widerständen angeht gibt es wohl zwei Glaubensrichtungen ;-)

Meine Einstellung dazu ist ..
- wenn etwas funktioniert dann fummel ohne Not nicht dran rum.

- die alten Platinen sind aus Pertinax. Auch mit einem temperaturgeregelten Lötkolben kommen da ruck zuck die Leiterbahnen hoch. Jeder Lötvorgang belastet die Platine, oft braucht es auch Kraft die Pins aus dem Loch zu kriegen.

- ich habe exemplarisch die Elkos auf der Unterseite auf Kapazität und ESR untersucht. ALLE haben vernünftige Werte, die Kapazität ist meist höher als angegeben und die ESR Werte sind alle im grünen Bereich. Da ist kein Elko der "dicke Backen" macht oder leckt.

Man mus sich auch darüber im Klaren sein, dass dieses Schätzchen soviel Misshandlung erfahren hat, dass es nie ein teures Sammlerstück wird. Also bleiben die Elkos und Widerstände drin.
---

Eine neue Frontplatte aus Plexi kann man machen, nur was ist mit den Beschriftungen? Ich habe da eine Idee als Plan B, aber einstweilen will ich das Originalglas erhalten.

Mit etwas Geduld und Epoxykleber sieht die Sache inzwischen so aus:


image

Anschließend kommt um den Bereich mit den Bruchstellen d-c-fix. Hier nun alles provisorisch zusammengesteckt ...

image

Jetzt auch mit neuen Skalenlampen ..

image

Zunächst werde ich es mal so lassen. Ein kleines Stück sehr dünnes, gebürstetes Alublech wäre auch noch eine Alternative.
---

Morgen werde ich mir mal die automatische Abstimmung ansehen.

Wilhelm


[Beitrag von W.Schroeder am 28. Jun 2016, 23:00 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#4 erstellt: 28. Jun 2016, 23:14
Super (Not)Lösung! Wer es nicht weis, der wird es nicht sehen und andere müssen wohl 2x schauen
Broesel02
Inventar
#5 erstellt: 29. Jun 2016, 07:26
Respekt!
das sieht wirklich schon wieder sehr gut aus.

Richard
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 30. Jun 2016, 19:55
So, die motorgetriebene Abstimmung funktioniert auch wieder, außer natürlich in "Stereo Only" Stellung
weil der Stereodekoder nicht anspringt. Das Problem war rein mechanisch. Auf der Motorachse sitzt ein
Schneckenrad und die Rillen waren mit knochenhartem alten Fett gefüllt.
---

Ein Blick auf die Endstufe offenbart auch unschöne Dinge ...

g

h

2SC680 und 2SA566 sind die Treiber, und anscheinend Komplementärtransistoren.
Auf hifiengine habe ich einen Schaltplan gefunden, leider kein SM.
Da stehen aber für die Treiber ganz andere Typen drin, 2SC484Y und 2SA484Y,
mit bescheidenen 0,8W. Da hat Kenwood vielleicht selbst eingesehen
dass man damit nicht weit kommt.

Der grüne Dreibeiner auf der anderen Seite ist ein BD244B, der schwarze ein BD241B.
So ganz komplementär scheinen die mir nicht zu sein. Die Stromverstärkung ist
wohl unterschiedlich und auch sehr bescheiden.

Was mich zunächst einmal stört ist die Asymmetrie. Ich möchte gern auf beiden Seite
die gleiche Bestückung haben, aber 2SC680/2SA566 sind wohl nicht zu bekommen.

Anscheinend ist dieses Pärchen auch bei Marantz verbaut. In einem entsprechenden
Forum wurde MJE15032 / MJE15033 als Ersatz angegeben.
Ist das eine gute Wahl?

Wilhelm


[Beitrag von W.Schroeder am 30. Jun 2016, 19:57 bearbeitet]
hf500
Moderator
#7 erstellt: 30. Jun 2016, 22:14
Moin,
meine Liste nennt mir als Vergleichstype fuer 2SC680 BU408 und fuer 2SA566 2SA1011.
Schon die Originaltransistoren haben nicht aehnliche Grunddaten, gemeinsam ist ihnen, dass sie eine ziemlich hohe Spannungsfestigkeit haben.
So, wie es aussieht, duerften die MJEs hier die beste Wahl sein. Hoch Spannungsfest (250V), hoher Kollektorstrom (8A), genuegend hohe Stromverstaerkung (50 @0,5A) und 30MHz Grenzfrequenz. Die auf die Schnelle gefundenen Daten sehen aus, als waeren sie fuer diesen Verstaerker (fast) sogar als Endtransistoren geeignet ;-)

Mache doch mal ein Bild von dem Suchlaufantrieb, interessiert mich.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 30. Jun 2016, 22:16 bearbeitet]
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 01. Jul 2016, 20:01
Ich habe mich für die MJEs entschieden und sie heute bestellt.

Heute sind die MJ21194G Endstufentransistoren angekommen und schon eingebaut.
Kein Knall beim Einschalten und bislang auch keine Rauchzeichen.
Die Welt ist schön :-D
---

Bild von dem Suchlaufantrieb? Ok, mach ich.

Es gibt nicht viele Receiver mit automatischer Abstimmung, aber der KR-7070 war wohl auch
das Top-Modell von 1970. Zur Veranschaulichung habe ich mal eins von diesen todlangweiligen
Videos gemacht :-)

https://youtu.be/AOGqajHNxc4

In dem Blechkästchen vor der Schwungmasse befindet sich eine clevere Mechanik mit der der
Motor und gleichzeitig auch der Abstimmknopf die Seilrolle drehen kann, ohne sich gegenseitig
ins Gehege zu kommen. Kernstück ist ein Planetengetriebe. Der Motor dreht das Sonnenrad
in der Mitte und der Abstimmknopf den äußeren Zahnkranz. Die Planetenräder treiben über
die nach oben herausragende Achse die weiße Seilrolle.

73
Wilhelm
(dl5yec)


[Beitrag von W.Schroeder am 01. Jul 2016, 20:57 bearbeitet]
hf500
Moderator
#9 erstellt: 01. Jul 2016, 21:04
Moin,
sieh an, noch einer mit Rufzeichen ;-)

Das Filmchen will bei mir nicht. Der Browser meckert, dass er das "vulnerable" Flash-Plugin gestartet haben will, danach heisst es "Error".

So ein Getriebe habe ich in aehnlicher Form auch schon woanders gesehen, beim Blaupunkt "Koeln" mit motorischem Suchlauf.

73
Peter
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 01. Jul 2016, 21:08
Flash-Plugin updaten oder rauswerfen. Ich hab hier keins und youtube läuft einwandfrei.


[Beitrag von W.Schroeder am 01. Jul 2016, 21:11 bearbeitet]
hf500
Moderator
#11 erstellt: 01. Jul 2016, 22:58
Moin,
mein Browser (Seamonkey 2.40, Linux x86-64) hasst Flash, ist auch mit dem aktuellen Plugin nicht zufrieden :-) K.A. warum YT das mir unbedingt als Flash ausliefern will.
Was solls, es gibt ja auch noch youtube-dl...

Hat der Suchlaufantrieb noch einen Stopmagneten oder wird der Motor "blockiert", indem er kurzgeschlossen wird?
Edit: Ach ja,


Jeweils zwei Transistoren hängen
übereinander, dazwischen ist über ein C der Lautsprecherausgang. Über beiden Transistoren liegen 100V.


Die Endstufenschaltung, die du da hast, nennt sich "quasikomplementaere Gegentaktendstufe", hier mit Auskoppelkondensator fuer den Lautsprecher und einfacher (unsymmetrischer) Betriebsspannung. Die war bis etwa Mitte der 70er weit verbreitet und wurde durch Komplementaerendstufen abgeloest, als es zuverlaessig gelang, Leistungstransistoren als Komplementaerpaar herzustellen. Kennzeichen der quasikomplementaeren Endstufe ist, dass beide Endtransistoren vom gleichen Zonentyp (PNP/NPN) sind und sich das PNP-NPN Komplementaerpaar in der Treiberstufe befindet.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 01. Jul 2016, 23:12 bearbeitet]
gst
Inventar
#12 erstellt: 02. Jul 2016, 20:08
Quasi-Komplementär-ja, gab es dann nicht kurze Zeit später den BDX 18, der komplementär zum 2N 3055 war? Wie dem auch sei, die 2N 3055 hatten eine maximale UCE von 60 Volt und alles darüber als Betriebsspannung war im Prinzip böse. Die MJ21194G sind sicher gut - hoffentlich sind die Gegenkopplungen nicht auf die geringere Transitfrequenz von den 2SC898 optimiert...
gst
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 03. Jul 2016, 16:50
Gestern sind die MJE15032/15033 Treibertransistoren gekommen. Eingebaut, 'vorsichtig' eingeschaltet und ... alles ok. Wieder keine Rauchzeichen. Dann habe ich mal eine halbe Stunde mit wachsender Lautstärke probiert ob die Endstufe nun thermisch stabil ist. Ich habe so eine kleines Messgerät in Pistolenform zur berührungslosen Temperaturmessung. Zum Test habe ich hier nur ein Paar 50W Lautsprecher, konnte nur etwa bis zur Hälfte aufdrehen.

Wen es interessiert, die Schaltung für das Gerät findet man hier: Schematic

Es ist nur ein Blatt, aber in hervorragender Auflösung. Die Endstufe ist unten rechts.

Die Kühlkörpertemperatur ging hoch bis ca. 55 Grad, direkt auf den MJ21194G habe ich erstaunlicherweise auch nicht mehr gemessen. Die alten 2N3055 waren 'trocken' montiert, den neuen Transistoren habe ich Wärmeleitpaste spendiert.

Den neuen Treibern geht es wohl auch gut, sie werden nur handwarm. Nur die 2SC627 Vortreiber haben anscheinend Stress. Auf dem Foto oben sind das die Transistoren mit den quadratischen Kühlkörpern. Hier messe ich knapp 60 Grad, und frage mich nun, ob ich da was unternehmen muss. Mit den alten Transistoren war das aber auch nicht anders, und immerhin haben sie schon 45 Jahre durchgehalten

Die Spannung über den Endtransistoren beträgt 95V, wenn ich aufdrehe sehe ich max. 4Vpp ripple auf dem scope. Die Ausgangsspannung liegt schön in der Mitte bei ca. 48V. Unter meinen Testbedingungen sehe ich ca. 30Vpp am Ausgang. Da ist also noch genug 'Elbogenfreiheit'.
--

Im Gegensatz zu anderen Endstufen kann man hier nichts einstellen. Wegen des Ausgangselkos braucht man keinen Offsetabgleich, aber was ist mit der Einstellung des Ruhestroms? In den oberen Ecken der Platine kann man je drei freie Löcher sehen. Hier waren wohl Trimmer vorgesehen, sind aber nicht bestückt. Auf der einen Seite messe ich 76mA, auf der anderen 43mA. In der Schaltung steht 20~100mA, also liegen die Werte wohl im grünen Bereich. Trotzdem kommt mir die fehlende Einstellmöglichkeit merkwürdig vor. R24/R26 sind parallel geschaltet, ich denke sie bestimmen den Arbeitspunkt des Vortreibers Q6. Der nicht vorhandene Trimmer liegt parallel zu diesen Widerständen.

Wilhelm
hf500
Moderator
#14 erstellt: 03. Jul 2016, 20:57

W.Schroeder (Beitrag #13) schrieb:
Eingebaut, 'vorsichtig' eingeschaltet und ... alles ok.


Moin,
Glueck gehabt ;-) Man sollte eine Gluehlampe vorschalten, bei diesem Geraet 60 oder 75W. Wenn dann alles friedlich bleibt, kann man dann auch eine 100W-Lampe nehmen. Meine Erfahung mit quasikomplementaeren Endstufen sieht so aus, dass sie gerne auf ausgemessenen Paaren in Treiber- und Endstufe bestehen. Da moechte man nicht unbedingt gleich den maximalmoeglichen Strom drauf geben. Anscheinend ist diese Schaltung gutmuetig, habe ich auch so beim Beomaster 3000 erlebt. Philips hat Anfang der 70er bei einem Geraet auf einen irrwitzig hohen Ruhestrom von 400mA zurueckgegriffen, um der Transistorausmesserei zu entgehen...

Die Temperaturen sehen so normal aus, bei dem Vortreiber muss man bedenken, dass er in Klasse A laeuft und natuerlich auch den Steuerstrom fuer die Treiberstufe zu liefern hat. 60°C ist noch tolerabel, Siliziumhalbleiter ertragen eine Sperrschichttemperatur von 120-150°C, da sind also noch Reserven.

Einstellmoeglichkeiten: Auch mit Koppelkondensatoren gibt es bei vielen Endstufen einen "Offsetabgleich", bei dem am Ausgang auf die halbe Betriebsspannung oder bei hoher Aussteuerung unter Last auf symmetrische Begrenzung der Ausgangsspannung eingestellt wird. Dass der Ruhestromabgleich fehlt, ist schon seltsam, anscheinend haben sie damals festgestellt, dass man sich den zumindest in der Produktion schenken kann, wenn man mit der Toleranz grosszuegig umgeht und weiss, wie sich die Transistoren so verhalten.
Persoenlich wuerde ich sehen wollen, ob man den Ruhestrom auf etwa 30mA bringen kann, damit das Geraet nicht unnoetig herumheizt (Fuer den o.g. Philips war eine Ruheaufnahme von etwa 75W normal, das glaubte ich erst nach einem Blick ins Schaltbild ;-) Dabei war das nur ein etwa 2x 25W Geraet....)

Der Brummanteil der Betriebsspannung ist so ok.da habe ich schon Schlimmeres gesehen, ohne dass es auffaellt. Die Gegenkopplung macht es moeglich.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 03. Jul 2016, 20:59 bearbeitet]
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#15 erstellt: 08. Jul 2016, 22:19
Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen die Endstufe so zu lassen wie sie ist.
Sie hat die 2N3055 verkraftet (zwei Paare von verschiedenen Herstellern) und die
alten BDxxx Transistoren als Treiber. Ebenso die neuen MJ21194Gs und MJE Treiber.
Ich habe sie inzwischen etliche Stunden laufen lassen und nichts Negatives bemerkt.
Wenn etwas funktioniert dann soll man nicht daran herum fummeln.
---

Ich habe inzwischen ein Service Manual bekommen und kann nun endlich an den
Abgleich des Tuners gehen. Zum Üben bin ich mit dem AM Teil angefangen.
Ich dachte mir, wenn das nichts wird kann ich auch ohne leben. Hat aber gut funktioniert.

Für die Ferritkerne stellt sich die Frage nach dem Abgleichwerkzeug. Im web gibt es
warnende Fotos von gebrochenen Kernen, also ja keinen Schrauberzieher nehmen.
Hier ist nun mein selbstgefriemeltes "Besteck":

k

Für die großen Kerne habe ich einen 8mm Holzdübel zurecht geschnitzt. Ein Kern war deutlich dünner, mit einem
sechseckigen Loch in der Mitte. In der Küche habe ich den Holzpin gefunden. Das Ende zu einem einigermaßen
gleichmäßigen Sechseck zu schneiden war gar nicht so einfach. In der Anwendung hat es dann aber erstaunlich gut
geklappt.

Für den AM Empfang musste ich erst mal alle möglichen Störquellen suchen und abschalten. Den PC, den WLAN Router, das Netzteil für das Internet Radio usw. Die mit Abstand brutalsten Störer im Haus sind zwei Devolo Powerline Adapter, also Netzwerk über das Stromnetz. Unglaublich breitbandig bis weit in den Kurzwellenbereich hinein.

Nachdem einigermaßen Ruhe eingekehrt war zeigte sich der AM Empfang merklich besser als vorher.
Das macht Mut, morgen ist der FM Tuner dran, und der MPX Dekoder.

Wilhelm

p.s.: hier noch eine Mitternachts-Impression: HiFi aus Stahl :-)

l
Lennart777
Inventar
#16 erstellt: 09. Jul 2016, 08:24
Übrigens: die Sechskant-Ferritkerne der japanischen Geräte haben eine Schlüsselweite von 1,95mm. Man bekommt wundervolle Stellschlüssel aus Keramik bei der Firma Bernstein unter der Best.Nr. 1-861, die mit dem Schlitz haben Best.Nr. 1-858. Mit diesen beiden kann man über 90% aller Abgleicharbeiten an Tunern (wenn Sie aus Fernost kommen!) erledigen.

Viel Erfolg für den KR-7070. Dieser Receiver lohnt den Aufwand durchaus!

Grüße
Lennart


[Beitrag von Lennart777 am 09. Jul 2016, 08:25 bearbeitet]
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#17 erstellt: 10. Jul 2016, 17:30
@Lennart777
Vielen Dank für die Info. Ich bin ein "Werkzeugjunkie" und kaufe manchmal auch Teile die ich nur einmal brauche ;-)
Dumm nur das ich es inzwischen eigentlich nicht mehr brauche. Es sein denn auf ebay kommt wieder ein Reciever
vorbei, so ab 80W Sinus und 15kg, dann setzt so langsam die Vernunft aus :-D
---

Und weiter geht es mit dem Abgleich des FM Tuners. Man beginnt wie üblich mit der ZF. Dazu braucht man hier ein 10,7MHz Signal am ZF Eingang. Dort befindet sich in diesem Fall sogar ein Quarzfilter(!). Kenwood hat es bei diesem Modell wohl wirklich ernst gemeint.

Es gab zunächst nicht viel nachzustimmen, nur der Demodulatorkreis L4 lag um einiges daneben. Das ist ein Filter mit zwei Kernen, einen erreicht man von oben, den anderen von unten. An der Unterseite ist hier ein kleines Abschirmblech angelötet, und eine Ecke davon ist verdächtig hochgebogen, Bastleralarm. Da hatte wohl jemand blind herumgeschraubt. Vpp am Ausgang ist jetzt gut ein Drittel höher, leider immer noch kein Stereoempfang.

Ansich wird nun das Frontend abgeglichen, da sah ich aber keinerlei Handlungsbedarf. Die Eingangsempfindlichkeit des Tuners ist nämlich erstklassig! Eine 30cm Prüfstrippe am Eingang, und ich bekomme alle Sender rein die hier normalerweise zu empfangen sind. Rauschfrei. Ok, in Mono, aber immerhin. Am Oszillator habe ich dann doch ein wenig gedreht, es hat mich gestört dass der Skalenzeiger etwa 500kHz neben der empfangenen Frequenz stand.

Nun aber zum Stereodekoder. Hier braucht man nun ein Stereo-Signal ohne Modulation, sonst sieht man nur ein ziemliches Durcheinander. Die Luxusvariante ist ein Stereocoder.

Laut SM soll man sich den Testpunkt D vornehmen. Vielleicht liegt da ein Gleichspannungspegel, mit dem Scope habe ich jedenfalls nichts Sinnstiftendes gesehen. Also habe ich mir den Kollektor des zweiten Transistors gesucht. Hier bin ich hinter dem ersten Filter, und der Transistor sollte Rückwirkungen der Messpitze verhindern. Gute Idee, ich sehe eine wunderbar saubere 19kHz Schwingung, den Pilotton. Jetzt kommt wieder der Holzdübel zum Einsatz, und siehe da, der Abgleich von L1 bringt eine deutliche Erhöhung der Amplitude, und mit einem Mal geht die Stereolampe an! Hurra, Sekt für alle! Dann zum Kollektor des dritten Transistors. Hier kann man L2 und auch L3 abstimmen. Die Operation war ein voller Erfolg. Alle Sender sind auch bei Stereoempfang subjektiv rauschfrei.

Der nächste Test: Anschluß des Receivers ans Kabelnetz. Auch damit kommt der Tuner problemlos klar, und die automatische Abstimmung erweist sich als ungemein praktisch. Es gibt gut zwei Dutzend Sender im Kabel und man kann auf Tastendruck einfach zum nächsten hoppen.

Wilhelm

m
Lennart777
Inventar
#18 erstellt: 11. Jul 2016, 08:49
Glückwunsch - das hat sich doch gelohnt! So ein KR-7070 ist schon ein sehr feines Gerät.

Grüße
Lennart
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#19 erstellt: 11. Jul 2016, 18:41
Die elektrischen Arbeiten betrachte ich einstweilen als abgeschlossen. Alles ist schön sauber, Frontplatte mit alter Zahnbürste und äußerster Vorsicht gereinigt um nur ja nicht die Beschriftungen zu gefährden. Die sind sehr schön erhalten, ein Grund dafür mag sein dass die Beschriftungen und Linien geprägt sind und nicht bloß aufgedruckt. Der Rahmen ist anscheinend aus 2mm Aludruckguss, die untere Platte ist gebürstetes 3mm Alublech. Ich habe die Front mal zum Spaß auf eine Waage gelegt: ca. 1Kg. Mit Glas kommen nochmal ca. 200g dazu.

Es ist erstaunlich wie viel Dreck sich auf der Front und vor allem in den Rillen der Drehknöpfe ansammelt.
Noch erstaunlicher ist das Gefühl wenn alles sauber und wieder zusammengebaut ist und man das Gerät dann bewusst anfasst.
Ohne Schmutz hat sich die gefühlte Wertigkeit des Receivers verdoppelt ;-)

Jetzt sieht das Schätzchen richtig gut aus:

n

... bis auf dieses Problem:

o

Einer der kleinen schwarzen Knöpfe fehlt.

p

q

Durchmesser ca. 8,8mm, Länge 12,6mm

Hat jemand eine Idee wo man so einen Knopf auftreiben könnte?

Wilhelm


[Beitrag von W.Schroeder am 11. Jul 2016, 22:22 bearbeitet]
gst
Inventar
#20 erstellt: 15. Jul 2016, 18:40

Hat jemand eine Idee wo man so einen Knopf auftreiben könnte?

wäre das nicht etwas für einen 3-D Drucker?

gst
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#21 erstellt: 15. Jul 2016, 22:20
Die Form bekommt man wohl auf verschiedene Weise hin.
Das Problem ist der glänzende "Ring" an der Vorderseite.
gst
Inventar
#22 erstellt: 16. Jul 2016, 21:59

Das Problem ist der glänzende "Ring" an der Vorderseite.


das Übrige, das schwarz bleiben soll, abkleben und dann entweder mit Leitsilber, Nagellack in silber oder Felgenspray etwas Schimmerndes vollbrigen.
Meinen Glückwunsch für den erfolgreichen Abgleich!
gst
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#23 erstellt: 21. Jul 2016, 17:07
Das Leben hat mich eine Weile vom Basteln abgehalten, aber nun geht es weiter.

Einen Originalknopf habe ich nicht auftreiben können. Ich habe auch nicht wirklich damit
gerechnet. Der KR-7070 scheint doch wohl etwas exotisch zu sein.

Also habe ich mich bei Hornbach umgesehen und kam mit einem 8mm Alu-Rundstab
nach Hause. Dass sind zwar 0,8mm zu wenig, aber wer hat schon ein geeichtes Auge.

Erster Schritt: ein ca. 12,5mm langes Stück abtrennen. Das habe ich mit einer Dekupiersäge
gemacht.

r

Zweiter Schritt: ein 4mm Loch bohren.

s

Hier habe ich den Knopf in spe einmal probeweise angebracht.

t
Das sieht schon ganz vielversprechend aus.

Dritter Schritt: Knopf schwarz machen. Ich habe ihn auf zwei Zahnstocher gesteckt und von allen Seiten angesprüht.

u

Vierter Schritt: den Knopf ganz vorsichtig, mit dickem Papier dazwischen, in die Bohrmaschine spannen
und eine flache Schlüsselfeile im geeigneten Winkel an die Außenkante halten.

So sieht es im Vergleich aus:

v

Damit ist die Arbeit an diesem Receiver für mich erst einmal abgeschlossen.
Wenn ich an den Zustand denke in dem ich ihn erhalten habe dann bin ich durchaus zufrieden mit dem Ergebnis.

Wilhelm
hf500
Moderator
#24 erstellt: 21. Jul 2016, 17:55

W.Schroeder (Beitrag #23) schrieb:

Vierter Schritt: den Knopf ganz vorsichtig, mit dickem Papier dazwischen, in die Bohrmaschine spannen
und eine flache Schlüsselfeile im geeigneten Winkel an die Außenkante halten.


Moin,
ein Vorgang, den man "Anfasen" nennt ;-)
Dafuer, dass das Alles ohne Drehmaschine gemacht wurde, sieht es ganz ordentlich aus.

73
Peter
Rabia_sorda
Inventar
#25 erstellt: 21. Jul 2016, 23:47
Wie geil is das denn!!!

wamamebo
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 22. Jul 2016, 00:50
Herzlichen Glückwunsch !!!

Den Thread verfolge ich schon eine ganze Weile und bin begeistert.

Mit ein bischen Überlegung, bischen Einfallsreichtum und mechanischem Geschick - Problem gelöst !!

Super !!!! Und ich schließe mich dem "Vorredner" an !!!

Und viel Spass mit dem "neuen" Kenwood !!!!

mit besten Grüßen vom platten Land

Christian
W.Schroeder
Schaut ab und zu mal vorbei
#27 erstellt: 22. Jul 2016, 12:37
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kommentatoren für die sachdienlichen Hinweise
und die aufmunternden Anmerkungen bedanken.

Der Receiver läuft nun schon seit vielen Stunden ohne Probleme. Ich habe ihn auch als
Verstärker für ein Keyboard eingesetzt, wobei er eine sehr gute Figur macht.

Falls es noch neue Entwicklungen geben sollte werde ich hier berichten.
Ich habe bei anderen Kenwood Receivern so schicke Seitenteile aus Holz gesehen.
Vielleicht lässt sich da was machen ...

Wilhelm
Lennart777
Inventar
#28 erstellt: 24. Jul 2016, 15:25
Auch von professioneller Seite: Chapeau für die Ausführung dieser Arbeiten!
Mit Geduld, Geschick und einem Grundschatz an Wissen kann man so etwas sehr gut in den Griff bekommen.
Gratulation! Da haben wir doch sehr gerne mit der Manual-Kopie geholfen!

Grüße
Lennart
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