220 Volt Gerät mit 230 Volt betrieben.

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h-hannah
Stammgast
#1 erstellt: 13. Nov 2019, 19:51
Hallo,
als Technik-Unwissender folgende Frage: Etliche Verstärker aus den 70er und 80ern sind Geräte für 220 Volt, werden aber, insofern sie bis heute bertrieben werden, seit 30 Jahren mit 230 Volt betrieben. Ist das für das Netzteil egal, da wir ohnehin ständig mit Spannungsunterschieden zu tun haben, oder liegt hier eine Sollbruchsteller für viele Klassiker der70er und 80er?
Danke und Gruß
Mechwerkandi
Inventar
#2 erstellt: 13. Nov 2019, 20:02

h-hannah (Beitrag #1) schrieb:

Ist das für das Netzteil egal, da wir ohnehin ständig mit Spannungsunterschieden zu tun haben, …

Yo. Ist völlig wurscht.
GrauerWolf65j
Neuling
#3 erstellt: 13. Nov 2019, 20:56
Ich schließe mich meinem Vorredner an.
Bepone
Inventar
#4 erstellt: 14. Nov 2019, 16:21
Ich auch, sofern die Frage tatsächlich auf das “Netzteil“ reduziert wird.
Da die heruntertransformierten Spannungen aber im gleichen Zuge dauerhaft um einige Prozent steigen, ist das der Lebensdauer so mancher Bauteile nicht zuträglich. Besonders, wenn sie von der Spannungsfestigkeit her bereits “auf Kante genäht“ waren.

Wenn es eine Möglichkeit gibt, das Gerät auf 240V Umzustellen, dann sollte das aus den genannten Gründen getan werden.

Gruß
Benjamin
hf500
Moderator
#5 erstellt: 15. Nov 2019, 22:42
Moin,
man sollte mal stichprobenhaft ueber einen Zeitraum (ein-zwei Wochen) zu unterschiedlichen Zeiten mal nachmessen, wie hoch die Netzspannung tatsaechlich ist.
Ein 220V-Geraet musste schon immer mit 230V klarkommen koennen, diese Spannung lieferten die Trafos fuer die Niederspannungsnetze (also 220/380V, heute 230/400V).
Bei dauerhaft an der 240V-Gerenze und ohne Umschaltmoeglichkeit kommt es darauf an. Ein gutgebautes Geraet steckt das weg. Die Elkos haben dann genug Spannungsreserve, die Leistungshalbleiter in den Regelnetzteilen werden gut gekuehlt und der Netztrafo ist nicht so knapp bemessen, dass er an der Saettigungsgrenze steht.
Findet man in Geraeten unter hoher belasteten Bauteilen dunkel verfaerbte Platinen, ist die Kuehlung eigentlich schon immer knapp gewesen und man sollte sich darum kuemmern.

73
Peter
CHICKENMILK
Inventar
#6 erstellt: 18. Nov 2019, 12:43
Ich habe viele alte Geräte der 70er und 80er.
Viele davon ohne Umschaltung von 220V auf 230V oder gar 240V.

In den meisten Fällen kein Problem.
Sollte das Gerät einen Umschalter haben, dann auf 240V stellen.

Ein paar wenige Geräte sind jedoch trotzdem betroffen und mussten modifiziert werden.
Oftmals hatte der Trafo jedoch einen Anschluss für 240V vorgesehen und somit musste die Trafo-Primärseite nur auf einen anderen Pin umgelötet werden. Hinweise dafür findet man direkt am Trafo, oder in der Service-Manual des Gerätes (z.B. Philips CD-207).

In manchen Verstärkern waren die Siebelkos zu erneuern ( z.B. Onkyo M-504, Wangine WPA-120), da diese zu sehr am Spannungs-Limit betrieben wurden.

Direkte Ausfälle durch die Erhöhung von 220V auf 230V hatte ich jedoch keine.
gmjwtech
Stammgast
#7 erstellt: 20. Feb 2021, 16:15
Einen schönen guten Tag,


viele der älteren 220V Geräte haben eine Vorbereitung für den Export, so z.B. auch für den entsprechenden Anschluss
in GB und AU, mit den dort erforderlichen 240V.

Ist es in Hinblick unserer in DE und den meissten EU Ländern anfallenden 230V dann tendenziell besser, das Gerät
eher auf 220V - wie hier oben beschrieben - zu belassen oder eher auf 240V, entsprechend GB/AU, hochzustellen?

Also das Gerät dauerhaft entweder unter der Einstellung mit

240V im Verhältnis zu 230V, das Gerät mit -10V weniger auszulastung,

oder mit

220V im Verhältnis zu 230V, das Gerät mit +10V mehr zu belasten bzw. überlasten?



Was ist nach den Reglen der elektischen Energie auf die Dauer schädlicher für den Betrieb bzw. für die Bauteile?

Was ist günstiger für die Signalverarbeitung, also letztlich besser für den Klang?



Meine besten Dank im voraus!


[Beitrag von gmjwtech am 20. Feb 2021, 16:27 bearbeitet]
sealpin
Inventar
#8 erstellt: 20. Feb 2021, 16:21
wie vorher schon geschrieben, es kann der Haltbarkeit der Bauteile dienen, wenn Du auf 240Volt stellst.
Mechwerkandi
Inventar
#9 erstellt: 20. Feb 2021, 16:23

gmjwtech (Beitrag #7) schrieb:

in GB und AU mit den dort erforderlichen 240V.
Also entweder -10V oder +10V im Verhältnis zur erforderlichen 230V Wechselspannung?

Unerheblich wg. ohnehin schwankender Netzspannung, in Altbauten oft noch mehr.
Aber Vorsicht:
In GB und AU ist Linksverkehr!
Da ist die Phase auf der anderen Seite!!


[Beitrag von Mechwerkandi am 20. Feb 2021, 16:24 bearbeitet]
gmjwtech
Stammgast
#10 erstellt: 20. Feb 2021, 16:31

Da ist die Phase auf der anderen Seite!



... und wow ... die Antwort kommt hier sogar in Echtzeit .. meinen besten Dank!


[Beitrag von gmjwtech am 20. Feb 2021, 16:38 bearbeitet]
gmjwtech
Stammgast
#11 erstellt: 20. Feb 2021, 16:40

es kann der Haltbarkeit der Bauteile dienen, wenn Du auf 240Volt stellst.



Also im Sinne der Eingangsfrage, welche Einstellung von beiden vorteilhafter ist, ist davon auszugehen, dass
- wenn überhaupt von Belang -, die Unterlastung vorteilhafter ist.


[Beitrag von gmjwtech am 20. Feb 2021, 16:41 bearbeitet]
Seimalanders
Stammgast
#12 erstellt: 20. Feb 2021, 17:04

Mechwerkandi (Beitrag #9) schrieb:

Unerheblich wg. ohnehin schwankender Netzspannung, in Altbauten oft noch mehr.


Das ist nicht unerheblich, wie auch viele der Vorredner meinen.
Man muss es ja so sehen: Früher gab es auch schon Netzschwankungen.
Wenn also früher 220 V +10 V vertragen wurden, heißt das nicht, dass das gleiche Gerät heute 230 V +10 V verträgt.

Und es hat nichts mit Altbauten zu tun.
Netzschwankungen haben etwas mit der Qualität und Auslastung des öffentlichen Netzes, also von der Uhrzeit (z.B. weniger Produktionsauslastung benachbarter Firmen), evtl. fehlender Blindstromkompensation und auch EVU-seitig mit dem Zu- und Wegschalten von gekauftem Strom zu tun.
Mechwerkandi
Inventar
#13 erstellt: 20. Feb 2021, 18:15

Seimalanders (Beitrag #12) schrieb:

Und es hat nichts mit Altbauten zu tun.

Leider ja.
Es gibt haufenweise Bestandsinstallationen, in den die Steigeleitung 1-phasig geführt ist.
Wenn da in der Küche der Backofen läuft, bleibt für den TV 200V und die Wama gleich ganz aus.
Mechwerkandi
Inventar
#14 erstellt: 20. Feb 2021, 18:21

Seimalanders (Beitrag #12) schrieb:

Wenn also früher 220 V +10 V vertragen wurden, heißt das nicht, dass das gleiche Gerät heute 230 V +10 V verträgt.

Nenne ein Gerät, das nachweislich an der höheren Versorgungsspannung gestorben ist und bei dem ein Vorschaden sicher ausgeschlossen werden kann.

OT:
Als die Prüfstellen damals anfingen, anlässlich der Abgasuntersuchung von Dieselmotoren die Abregeldrehzahl zu testen, haben reihenweise selbsternannte "Fachleute" vor 1000den krepierender Motoren gewarnt. Und, was war? Nix.
Ist die Technik ok, kann er das problemlos ab.
gmjwtech
Stammgast
#15 erstellt: 20. Feb 2021, 18:30
Jedenfalls frage ich mich, ob für das leichte Grundsummen des Trafos womöglich auf die höhere Netzspannung zurückzuführen ist oder ob dazu aller Wahrscheinlichkeit eher andere Gründe eine Rolle spielen dürften. Das Grundsummen kommt eindeutig vom Verstärker-Trafo.


[Beitrag von gmjwtech am 20. Feb 2021, 18:31 bearbeitet]
Mechwerkandi
Inventar
#16 erstellt: 20. Feb 2021, 18:37

gmjwtech (Beitrag #15) schrieb:
Jedenfalls frage ich mich, ob für das leichte Grundsummen des Trafos womöglich auf die höhere Netzspannung zurückzuführen ist

Nö.

gmjwtech (Beitrag #15) schrieb:

ob dazu aller Wahrscheinlichkeit eher andere Gründe eine Rolle spielen dürften.

Nicht eher, sicher.
gmjwtech
Stammgast
#17 erstellt: 20. Feb 2021, 20:13

eher, sicher.


und was wäre da der sichere Grund?
DB
Inventar
#18 erstellt: 21. Feb 2021, 12:18
Nun, die Erfahrungen sind verschieden. Wenn ein Wahlschalter für die Netzspannung vorhanden ist, sollte man den schon auf 240V stellen. Zumindest sollte man mal nachmessen, was im Gerät so los ist.

In manchen Geräten sind die Elkos grenzwertig ausgelegt, so daß es zu Überschreitungen von deren Nennsspannung kommen kann. Hatte ich mal bei Philips.

Dann hatte ich mal einen Receiver (Proton D940), eigentlich ein recht hochwertiges Exemplar, dessen Netztrafo mit 230V deutlich hörbar brummte. Mit dem Stelltrafo nachgeprüft war bis etwa 225V Ruhe, bei höherer Spannung kam das Brummen. Ersatztrafo wickeln lassen und Ruhe war.

Bei Röhrengeräten muß man etwas genauer nachsehen, hier ist der ausschlaggebenden Punkt, in welcher Schaltstellung die Heizspannung am Nächsten an ihrem Nennwert ist.


MfG
DB
Mechwerkandi
Inventar
#19 erstellt: 21. Feb 2021, 14:47

DB (Beitrag #18) schrieb:

Mit dem Stelltrafo nachgeprüft war bis etwa 225V Ruhe, bei höherer Spannung kam das Brummen. Ersatztrafo wickeln lassen und Ruhe war.

Das ist die immer wiederkehrende Geschichte von Ursache und Wirkung.
Wenn du Kopfschmerzen hast, ist das keine Krankheit, sondern ein Symptom.

Du hast nie gefragt, warum der Trafo eigentlich gebrummt hat.
Die Ursache dafür ist rein mechanisch. Im Trafo entstehen systembedingt elektro-magnetische Wechselfelder, schwerpunktmäßig auf der Netzfrequenz.
Die Trafobestandteile sind entweder ferromagnetisch (Kern) oder diamagnetisch (Kupfer).
In dem beschriebenen Umfeld entstehen Schwingungen (oft lose Wicklungsteile) die sich fallweise auf gekoppelte Konstruktionselemente übertragen und die Schwingung hörbar machen.
In einer Dynacord-Vertragswerkstatt hier in Hamburg habe ich noch in den 80er Jahren in der Ecke eine Vorrichtung gesehen, mit deren Hilfe Trafos in einem Bad von schmelzflüssigem Irgendwas getränkt wurden.
Der einzige Grund dafür war die Verhinderung von hörbaren Schwingungen.

Du hast einen Ersatztrafo herstellen lassen, der war von besserer Qualität, das Brummen war weg.
Du hast die Ursache naheliegend auf die Betriebsspannung geschoben.

Aus einem medizinischen Lehrbuch:
"Wenn Du Hufgetrappel hörst, denke auch an Zebras."
DB
Inventar
#20 erstellt: 21. Feb 2021, 15:29
Der originale Trafo war auch mit Vergußmasse getränkt. Was noch auffiel, war bei höherer Spannung (>225V) eine vergleichsweise hohe Stromaufnahme.
Mechwerkandi
Inventar
#21 erstellt: 21. Feb 2021, 16:10
Im Leerlauf?
Das ist interessant.
Zwar sollte ja nach U/R I über die Spannung zunehmen, aber im Verhältnis.
Vorstellbar wären hier noch unbekannte Einflüsse, die über die beschriebenen Wechselwirkungen die Impedanz verringern.
Ich habe mal gelesen, das K&H bei 100V Übertragern durch eine spezielle Wicklungstechnik diese Einflüsse verringert hat, meine ich zu erinnern.
Jetzt wird es aber wirklich theoretisch...
DB
Inventar
#22 erstellt: 21. Feb 2021, 17:21
Insgesamt gesehen war der originale (R-Core) Trafo für das was er können sollte, ziemlich klein. Der Ersatzbau als konventioneller EI-Kernschnitt paßte gerade so hinein. Wird wohl ein Sättigungsproblem gewesen sein.
DerTechnikTester
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 12. Mrz 2022, 11:11
Hi zusammen,

gut das ich diese Beiträge gefunden habe. Ich bin leicht verunsichert, was die Aussage einiger „Experten“ angeht.

Ich habe mir eine P200 und M200 geholt, die scheinbar noch im guten Orginalzustand sein sollen. Jetzt will ich diese überprüfen lassen und ggf. notwendige Stellen nachlöten lassen.

Da hieß es denn aber auch, die Elkos (?) sollten gleich mit getauscht werden. Die vertragen auf Dauer nicht die 230+ V.

Habe ich da was falsch verstanden? Bin schon fast auf der Suche nach einem Netztraffo, der gleichbleibend 220V liefert.
CarlM.
Inventar
#24 erstellt: 12. Mrz 2022, 13:46
Zunächst einmal wäre es schön, wenn Du Gerätebezeichnungen korrekt angibst. Dieses Rätselraten ist immer nervig. Ich vermute also, dass es sich um Onkyo P200 und Onkyo M200 (baugleich Onkyo M5090) handelt?

Dazu gibt es hier einen sehr kompetenten Beitrag:
www.good-old-hifi.de...n-und-wieder-mal-vor

Es macht auch wenig Sinn, ab heute nun ein Vorschaltgerät zu verwenden. Ggf. sind die Schäden ja bereits im Gerät feststellbar.
Ebenso ist nicht auszuschließen, dass der Verkauf genau aus diesen Gründen erfolgte. Schließlich sind die großen Siebelkos inzwischen schlecht erhältlich und auch teuer. Gute Werkstätten sind auch nicht leicht zu finden.

Und last-not-least: ein gebrauchtes Gerät schließt man nicht einfach so an, sondern nutzt Vorschaltgeräte zur Minimierung von Schäden im Falle eines Defekts. Der Anteil der über Plattformen verkauften Geräte, die sich im Nachhinein als defekt herausstellen, wird aus meiner Sicht immer größer. Deshalb frage ich mich auch, weshalb Personen, die nicht selbst eine Revision durchführen können, sich nicht ein Gerät aus dem Fachhandel inklusive der gesetzlichen Gewährleistung kaufen.


[Beitrag von CarlM. am 12. Mrz 2022, 13:47 bearbeitet]
DerTechnikTester
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 13. Mrz 2022, 01:14
Lieber Carl,

Du hast natürlich recht: es handelt sich um die Geräte Onkyo M200 und P200.

Da ich immer gerne viel lese bevor ich schreibe, hatte ich den von Dir angesprochenen Artikel gelesen. Auch andere bezüglich Reparatur und Anfälligkeiten. Daher ja meine Frage.

Mir wird technisch manchmal zu viel miteinander vermischt. Für mich hast du zwei Themen angesprochen:
a) den Beitrag von Lennart Kahn
b) auf was ist beim Kauf von alten HiFi Geräten zu achten

Was mir immer noch fehlt:
Kann ich die beiden Onkyos im unbeschädigten original Zustand gefahrlos nutzen? Laut Artikel „NEIN“. Also daher meine ursprüngliche Frage. Die Netzspannung scheint also bei meinen Geräten doch „schwerwiegende“ Auswirkungen zu haben? Das Vorschaltgerät von dem Du auch schreibst, scheint ja eine Lösung zu sein? So etwas, wie der von mir angefragte Netztraffo?

Was die anderen Themen angeht, hätte ich nicht gedacht, das hier der richtige Ort dafür ist. Leider ist der Onkyo Stammtisch eingeschlafen, aber dort würde ich diese Fragen wohl stellen nach
- Vorgehen beim Kauf (einen Fachhandel habe ich bisher nicht entdecken können)
- Wie teste ich als Laie ein Gerät (genauer: wie stelle ich fest, ob da Ton rauskommt ohne das ich was kaputt mache?)
- woran erkenne ich eine kompetente Werkstatt
usw.
DerTechnikTester
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 25. Apr 2022, 21:43
So, jetzt habe ich mich etwas schlauer gemacht und wie bei allen technischen Fragen gibt es die unterschiedlichsten Meinungen/Fakten/Aussagen.

Als technischer Laie und praktischer Anwender fasse ich es so zusammen:

a) die geänderte Spannungsstärke sollte durch den Netzschalter kompensiert werden, damit nur der Strom und die Spannung ins Gerät kommen, die auch benötigt werden. nicht weniger aber auch nicht mehr.

b) bei den Onkyo Geräten von mir ist es so, dass die Siebelkos auch bei einer Spannung von 220 V dazu neigen, auszulaufen. Die +/- 230 V beschleunigen das nicht, ein vorgeschalteter Netztraffo verhindert es auch nicht.

c) auch ein Laie kann erkennen, ob Elkos schon ausgelaufen sind. Dafür ist es hilfreich, das Gerät aufzuschrauben. Wenn man es von unten sieht, sollte man sich gut überlegen, ob es nicht besser ist, ein anderes Gerät zu kaufen.

d) auch ein HiFi-Fachmann kann nicht erkennen, ob ein Elko kurz vor dem Auslaufen ist.

ich hoffe, damit habe ich dem ein oder anderen bei ähnlichen Fragen geholfen.
Broesel02
Inventar
#27 erstellt: 26. Apr 2022, 00:19
Ich nehme an daß der User "Der TechnikTester" den technischen Hintergrund nicht verstanden hat. Anders kann ich mir diesen Thread nicht erklären
Richard


[Beitrag von Broesel02 am 26. Apr 2022, 16:43 bearbeitet]
Lennart777
Inventar
#28 erstellt: 26. Apr 2022, 09:22
@DerTechnikTester

a) ein Netzschalter verbindet das Gerät mit dem Stromnetz - nicht mehr und auch nicht weniger. Er reguliert überhaupt nichts.

b) Die Siebelkos bei der M-5090 bzw. M-200 (baugleich) sind mit 90V Nennspannung eigentlich ausreichend bemessen, wenn auch knapp. Die Betriebsspannung liegt bei rund 80V, wenn 220V am Netzkabel anliegen, bei 230V verschiebt sich das dann gefährlich nahe an die 90V-Marke, so dass nach Jahren der Elko dann ausläuft. Dies ist bei rund 80% aller dieser Endstufen der Fall. Diese Elkos sind mittlerweile schwierig zu ersetzen. Bis vor kurzem haben wir noch 27.000µF/100V in der absolut passenden Größe als Ersatz verwendet - diese Elkos von United Chemicon werden leider nicht mehr hergestellt. Wir weichen seither auf 22.000µF 100V von Epcos aus, die zwar weniger Kapazität (aber noch völlig ausreichend!) haben, dafür aber die korrekte Farbe (schwarz), die 27.000µF waren blau, was sofort auffiel, da man das durch das Lochblech oben sofort sieht. Es ist also nicht richtig, dass das Auslaufen der Siebelkos ohnehin passiert wäre, ohne die Spannungserhöhung würden vermutlich nur 10% aller dieser Endstufen neue Siebelekos benötigen.

c) Klar kann man sofort erkennen, ob die Elkos ausgelaufen sind oder nicht, sofern man weiß, wo man hinschauen muss. Aber eine andere Endstufe statt dessen kaufen, macht nur dann Sinn, wenn die "andere" bereits neue (100V-) Elkos an Bord hat, also zuvor richtig überholt wurde.

d) Auch ein Fachmann kann das nicht, wenn er aber fit in seinem Job ist, weiß er, an welcher Stelle er Elkos austauscht, weil diese gefährdet sind, kapazitäslos oder schlimmeres zu werden drohen. Wir wechseln z.B. alle Elkos aus, die 16V oder noch kleinere Nennspannung haben, weil die von Hause aus gefährdet sind (nach 30-40 Jahren Betrieb).

Grüße
Lennart
DerTechnikTester
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 26. Apr 2022, 23:33
Ich finde es gut, wenn dieses Thema endlich weiter gelöst wird. Und als Laie ist mir ein sprachlicher Fauxpas entglitten: Es ist natürlich das Netzteil gemeint und nicht der Netzschalter

Zu a)
So weit ich das mitbekommen habe, reguliert das Netzteil schon einiges. Zum Beispiel kann aus Wechselstrom Gleichstrom werden, und auch Volt und Stromstärke, die ins Innere der Geräte gelangen, können beeinflusst werden.

(Korrigiert mich sprachlich/fachlich ruhig, wenn euch die Formulierungen nicht fachlich genau genug sind. Ich bin seit fast 30 Jahren damit beschäftigt, Fachchinesisch für Laien wie ich einer bin, umzudeuten, auch wenn die Exaktheit darunter leidet.)

Jetzt wurde mir von verschiedenen „Technikern“ gesagt, das die erhöhte Spannung von mehr als 220V eben nicht ins Geräte Innere gelangen sollen. Dies gilt generell. Wenn das bei den Onkyo Geräten anders ist…dann glaube ich eher Lennart. So weit ich das mitbekommen habe, sind er und Armin die unangefochtenen HiFi-Experten No1.

Zu b)
Jetzt komme ich zu meinem eigentlichem Thema, warum ich hier überhaupt geschrieben/gefragt habe:
Natürlich habe ich mehrfach gelesen, dass die Elkos eher häufig auslaufen. NUR, manche wechseln sie aus Prinzip aus (80% sind eine Menge), manche nicht. Was also tun?

Da mein Vertrauen mittlerweile Richtung Familie Kahn geht, meine Frage in eure Richtung:
Kann ein Vorschaltgerät (wie auch immer es korrekt heißen mag?) einen geregelten Betrieb von 220V ermöglichen und das überhäufte Auslaufen verhindern? Und wenn ja, was lohnt es sich zu kaufen?

(Ja, ich habe es gelesen. Die Elkos sollten noch nichts abbekommen haben und und und…Eine 100% Gewährleistung habe ich nicht. Ich glaube ja, Ihr tauscht die Elkos „aus Prinzip“, damit es nah rankommt an die 100%. Also: NICHT BÖS GEMEINT MEINE UNFACHLICHEN ÄUSSERUNGEN. Ich finde im IT-Bereich aber immerhin recht unübliche, dafür oft dauerhafte Lösungen. Vielleicht gelingt es mir ja auch im HiFi Bereich.)
Lennart777
Inventar
#30 erstellt: 27. Apr 2022, 09:06
zu a) - um es mal eindeutig zu erklären: das "Netzteil" in einem Hifi-Gerät unterteilt sich in zwei Bereiche: das geregelte und das ungeregelte Netzteil.

Zentrales Bauteil ist der Transformator. Dieser besteht aus Kupferspulen und einem Kern. Dabei bewirkt das Verhältnis der Windungsanzahl der Spule, die an der Netzspannung liegt (also an 220, bzw. 235V - allgemein als Primärspule bezeichnet) zu der Spule die die Wechselspannung in das Gerät überträgt (allgemein als Sekundärspule bezeichnet). Dieses Verhältnis bestimmt die Höhe der Spannung in Inneren des Gerätes. Wird nun die Netzspannung von 220V auf ca. 235V erhöht, dann erhöht sich die Spannung im Gerät zwangsläufig um den gleichen Faktor, denn das Windungsverhältnis im Trafo hat sich nicht verändert. Beträgt die Spannung auf der Sekundärseite beispielweise bei 55 Volt (sofern die Spannung auf der Primärseite 220V beträgt!), so erhöht sich diese auf rund 59V, wenn die Netzspannung nun rund 235V beträgt. Nach dem Trafo kommt ein Gleichrichter zum Einsatz, dieser wandelt die Wechselspannung in Gleichspannung um. Dadurch erhöht sich die Spannung um den Faktor 1,41 (=Wurzel 2), wovon man noch den "Eigenverbrauch" des Gleichrichters (ca. 1,4V) abziehen muss, so dass man auf eine Gleichspannung von rund 82 Volt kommt. Bei den zuvor angenommenen 55V lägen hinter dem Gleichrichter nur rund 76V an. Diese Gleichspannung ist übrigens genau jene, die an den großen Siebelkos, um die es in der Diskussion geht, anliegen. Das ist bei ungeregelten Spannungen in Hifi-Geräten so, die dafür da sind, die Endstufen mit Spannung und Strom zu versorgen. Diese kann man sofort erkennen bei einem Blick in einm geöffnetes Gerät, denn es sind mit Abstand die größten Kondensatoren darin, manchmal so groß wie eine Cola-Getränkedose - und es sind meist zwei oder vier davon vorhanden. Zwei bei Geräten mit gemeinsamer Stromversorgung (das sind die allermeisten) oder vier bei Geräten mit Doppel-Mono-Netzteilen, die getrennte Netzteil für die recht und linke Endstufe haben (das sind nur wenige, recht teure Geräte). Ganz wenige Geräte haben gar acht Kondensatoren (z.B. Onkyo M-5570 und M-5590), da sind aber immer zwei Kondensatoren parallel geschaltet - sind also in Wirllichkeit nur vier Kondensatoren.

Dann gibt es noch geregelte Netzteile, die in den Hifi-Geräten zur Versorgung von Vorverstärkung, Tunerteil, Phonovorverstärker und weiteren Features wie Anzeigen, Schutzschaltung und vieles mehr dienen. Diese funktionieren komplizierter, denn nach dem Gleichrichter folgen noch Sieblelko (kleiner als die großen von den ungeregelten Netzteilen), und dann zur Stabilisierung ein Längstransistor, der an seinem Eingang (Basis) eine Zenerdiode erhält, und dadurch dafür sorgt, dass am Ausgang (Emitter) stets exakt die Spannung anliegt, die da liegen soll (wird von der Zenerdiode vorgegeben). Da bewirkt die Netzspannungsänderung von 220 auf 235 V tatsächlich nichts - die geregelte Spannung bleibt exakt gleich.

Soweit die Erklärung zum Netzschalter, ähhh Netzteil.

Grüße
Lennart


[Beitrag von Lennart777 am 27. Apr 2022, 09:06 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#31 erstellt: 29. Apr 2022, 22:36
Lennart, danke für deine ausführlichen Erklärungen. Ich möchte noch ein Kleinigkeit zu den geregelten Netzteilen hinzufügen. Diese Schaltungen kommen ja in vielen hochwertigen Geräten in der Spannungsverstärkung vor, also auch bei diesen Onkyo Geräten.

Ich betrachte mal eine Spannungverstärkung einer Vorstufe. Da wird mit dem Trafo eine Spannung von +/- 61V für den Regler erzeugt der daraus +/- 48,5V für die einzelnen Stufen im Vorverstärker erzeugt. Der Stromverbrauch an 220V ist etwa 24W
Wenn man die 24W auf 48,5V und 12,5V am Regler im "Dreisprung" verteilt wird am Regler also 4,9W in Wärme umgesetzt. Darauf sind Kühlkörper und Luftzirkulation ausgelegt

Wenn ich an das gleich Gerät nun 240V Netzseitig anlege steigt der Stromverbrauch auf etwa 29W an
Der Trafo gibt jetzt aber schon +/- 66,5V aus. Am Regler müssen jetzt also nicht 12,5V sondern 18V in Wärme umgesetzt werden. Als Energie am Regler müssen nun die bisherigen 4,9W + (29W-24W) 5W Leistung vernichtet werden, also 9,9W. Mehr als die doppelte Energie!. Das schaffen die Kühlkörper und die Luftzirkulation meistens nicht mehr. In Folge nimmt der Verschleiss durch Hitze überproportional zu mit allen negativen Folgen für das Gerät

Wenn es technisch geht sollte man daher auf alle Fälle die Spannung auf 240V umstellen um solche Überlastungen zu vermeiden

Richard
DerTechnikTester
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 01. Mai 2022, 23:23
Lieben Dank ihr beide, für die diesmal sehr ausführlichen selbst für mich verständlichen Ausführungen/Erklärungen.



Es ist echt schön, wenn sich jemand Zeit nimmt und geduldig/fachlich kompetent antwortet. Denn so ist das mögliche (wahrscheinliche) Auslaufen nachvollziehbar. Auch ist mehr jetzt klarer, warum sowohl Vor- als auch Endstufe doch recht „warm“ werden.

Danke

DTT

P.S. @Richard: Kann es sein, dass in deinem letzten Satz 220V an Stelle von 240V gemeint sind?


[Beitrag von DerTechnikTester am 01. Mai 2022, 23:27 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#33 erstellt: 02. Mai 2022, 11:58
Umstellen auf 240V: Hier ist die Prmärseite des Netzztrafos gemeint die auf 240V umgestellt werden sollte. Dadurch sind dann die Spannungen sekundärseitig, also hinter dem Trafo, auch bei 240V so hoch wie sie vorher bei 220V waren.

Richard
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