Schubert: Sinfonie Nr. 8 "Die Unvollendete"

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 20. Apr 2004, 13:16
Liebe Schubertfreunde in diesem Forum,

Wir könnten beispielsweise jetzt darüber diskutieren, welch Nummer für die "Unvollendete" nur wirklich korrekt ist, aber das wäre IMO müssig. Mehrheitlich weisen ihr CD-Einspielungen nach wie vor die Nr 8 zu, einer Praxis, der ich mich anschließe.

Über diese Sinfonie worde schon viel geschrieben, vor allem viel Unwahres, etwa daß Schubert wegen seines frühen Todes die Sinfonie nicht vollenden konnte. Das ist einfach nicht richtig, denn die beiden vorhandenen Sätze stammen aus dem Jahre 1822. Schubert ließ das Werk also jahrelang "in der Schublade". Es war übrigens jahrelang verschollen, bzw wusste man nichts von dessen Existent.Erst 1865 (!!!) taucht die Partitur bei Schuberts Freund Anselm Hüttenbrenner auf.
Hiezu sollte man wissen daß vom dritten Satz Skizzen bestehen und daß ein vierter Satz fehlt.
Schubert selbst übersandte 1823 die zwei Sätze an den Steiermärkischen Musikverein in Graz und bezeichnete den "Torso" als Sinfonie.
Persönlich sehe ich nichtr eine, warum eine Sinfonie unbedingt 4 Sätzt haben muß. Wenngleich in der "Klassik" üblich, gibt es doch etliche Werke die mit dieser Regel brechen. Mir ist nie etwas abgegangen.
Dennoch wurden immer wieder Ergänzungsversuche unternommen.
Brian Newbould stellte beispielsweise an Hand der Notizen
zum dritten Satz eine brauchbare Rekonstruktion her, und ich muß sagen, daß es sich hier um sehr lieblichen Schubert handelt, oder aber auch sehr lieblichen Newbould ?
Anders schaut das schon mit dem vierten Satz aus. Da gibt es keine einzige Note. Newbould löst daß Problem in der Weise, daß er die Theorie aufstellt, das Zwischenspiel aus Rosamunde, wäre wahrscheinlich ursprünglich als 4. Satz dieser Sinfonie geplant worden. Spätestens hier kann ich ihm allerdings nicht mehr folgen.

Die Rekonstruktion ist übrigens auf folgender CD zu hören:

Franz SCHUBERT
Sinfonien Nr 5, 8, und 9

Orchestra of the Age of Enlightment
Sir Charles Mackeras
Virgin Veritas

Doppel CD zum Sonderpreis.

Und jetzt können jene, die sich durch undere Spezialthemen der letzten Tage ein wenig benachteiligt gefühlt haben, so richtig loslegen mit Plattenempfehlungen, aber auch Nachfragen etc...


Gruß
aus Wien

Alfred
embe
Stammgast
#2 erstellt: 20. Apr 2004, 15:48
Hi,
meine Favoriten der Unvollendeten:
Klemperer mit den Wienern auf DGG, knorrig, tiefründig und doch wunderschön, erstaunlich guter Klang trotz live, 1968?
Szell mit den Cleveländern, der Gegenpol zum Otto, ultrapräzise, fast schon kammermusikalisch, blind hätt ich auf Norrington oder Mackerras getippt. Auch noch guter Klang. Sony.
Kleiber mit den Wienern, alles wunderbar im Lot hier, auch der Klang.
Harnoncourt mit dem Concertgebouw O., Teldec, sehr akzentuiert, man hört Dinge die bei den Andern untergehen, sehr guter Klang.
Zu den Originalklänglern,
Mackerras mit dem Orchestra Age of ... bei Virgin, man hört hier auch jedes Detail, es klingt aber nicht ausgedörrt oder dünn. Super Klang.
Goodman mit der Hanover Band, etwas hemdsärmelig, ruppig, aber nicht übel, nur der Klang ist arg verhallt.
Bevorzugt höre ich die vollendeten Sätze der Unvollendeten.
Denke mir der Schubert wollte das so, die Zeit war damals noch nicht reif für symphonische Dichtungen und da hat er sich nicht getraut
das zu veröffentlichen. Zweisätzige Symphonien waren halt damals nicht in.
Gruß
embe
Susanna
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 20. Apr 2004, 19:17
Hallo,

embe:
Bevorzugt höre ich die vollendeten Sätze der Unvollendeten.
Denke mir der Schubert wollte das so, die Zeit war damals noch nicht reif für symphonische Dichtungen und da hat er sich nicht getraut
das zu veröffentlichen. Zweisätzige Symphonien waren halt damals nicht in.

Über die Gründe der Nichtveröffentlichung ist man sich bis heute nicht sicher. Von der Anlage her, meine ich, ist das Werk keine symphonische Dichtung. Man hat Skizzen zu einem Scherzo gefunden, welche eindeutig der 8. zugeordnet werden, es kann also sein, daß Schubert eine konventionelle drei-oder viersätzige Sinfonie schreiben wollte, auch hier kennt man nicht die Gründe, es nicht zu tun.
Meine einzige Aufnahme der vollendeten Unvollendeten ist die mit dem PO London unter Karajan. Bessere (die hier schon genannt wurden, z. B. Kleiber) leihe ich mir ab und zu aus.

Gruß,
Susanna
Norbert2
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 21. Apr 2004, 00:21
Bei Schuberts 8. halte ich es wie bei Bruckners 9.: Wahre Meisterwerke müssen nicht zwingend vollendet worden sein.

Meine Empfehlungen:
Otto Klemperer-Philharmonia Orchestra, 1964 EMI 7 63854 2 (zusammen mit der 9.)
Sehr schnelle Tempi mit 13:35 (trotz aller Wiederholungen) und 11:31, ungewöhnlich aggressiv und "rauh" der 1. satz, auch der 2. "badet nicht gerade im Schönklang".

Otto Klemperer-Sinfonieorch. des Bayer. Rdfs, Livemitschnitt vom 01.04.66 EMI 5 66868 2 (zusammen mit Mendelssohns 3.)
Etwas "konventioneller" als die o.g. Aufnahme, klingt aber besser und ist mit 14:25 und 11:23 immer noch angenehm schnell.

Carlo Maria Giulini-Sinf.orch BR, 1995, Sony SK 66 833 (mit Schuberts 4.)
"Getragene Tempi" mit 16:30 und 13:00, aber Giulini versteht es wie kaum ein anderer, die Spannungsbögen aufrecht zu erhalten.

Gruß aus der Nähe von Hamburg,

Norbert
Hilda
Stammgast
#5 erstellt: 21. Apr 2004, 11:33
Hallo,

meine Empfehlungen Szell und Kleiber hat ja embe schon vorweggenommen

Hinzufügen möchte ich noch Blomstedt mit den Dresdnern (habe ich eigentlich schon mal erzählt, daß ich ein faible für diese Kombination habe??? )

Auch sehr schon und gekoppelt mit einer guten Neunten ist die Aufnahme von Wand mit dem WDR RSO.


Gruss
Klaus
Cliowa
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 21. Apr 2004, 16:32
Ich finde ebenfalls, dass die Unvollendete den anderen in keiner Weise unterlegen ist. Es ist eine wunderbare Symphonie! In meinen Augen übertrifft sie sogar die grosse 9., da sie einfach spezieller ist.
Sicher auch nicht schlecht als Aufnahme: Günter Wand/Berliner Philharmoniker.
Grüsse...Cliowa
WoodyAllen
Neuling
#7 erstellt: 21. Apr 2004, 18:56
Hallo zusammen,

die "Unvollendete" ist einer meiner Lieblinge, was vielleicht auch damit zusammenhängen mag, dass diese Sinfonie einer der ersten klassischen Stücke überhaupt war, von der ich mir eine Aufnahme kaufte. Die Aufnahme von damals bevorzuge ich noch heute, es ist die Live-Einspielung von Bernstein mit dem Concertgebouw Orkest (DGG). Ich würde sie nicht als perfekt bezeichnen, aber so herrlich emotional vermittelt habe ich diese Musik vielleicht nur bei Furtwängler bisher gehört.

Im übrigen finde ich es aufschlußreich, dass niemand wirklich den "Rest" vermisst (was mir genauso geht). Vielleicht war Schubert selbst über die bereits in 2 Sätzen erreichte Geschlossenheit so überrascht, dass er sich fragte, wie es denn nun eigentlich weitergehen sollte und die Sache erstmal aufschob ;-)

Grüße
Sven

PS: Das Forum hier gefällt mir gut, wenngleich ich eigentlich nur ein Problem mit einem quiekenden Kassettenrekorder hatte und per Google so auf das Forum stieß ;-) Wenn's recht ist, schau ich mal wieder vorbei :-)
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 21. Apr 2004, 19:11
@WoodyAllen

Sven schrieb:


PS: Das Forum hier gefällt mir gut, wenngleich ich eigentlich nur ein Problem mit einem quiekenden Kassettenrekorder hatte und per Google so auf das Forum stieß ;-) Wenn's recht ist, schau ich mal wieder vorbei :-)


Da sieht man, wozu quiekende Kassettenrekorder gut sein können
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Gruß
aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 21. Apr 2004, 19:12 bearbeitet]
peet_g
Stammgast
#9 erstellt: 05. Jun 2004, 06:50
Empfehlenswert sind Aufnahmen mit E.Kleiber (1935), Beecham (1937), Mengelberg (1942), Walter (1947), Toscanini (1950), Krips (1950), Furtwängler (1950, 1952), Scherchen (1951), Cluytens (1960), Böhm (1966), Sanderling (?), Kletzki (?), Mravinski (1978), Giulini (1978), C.Kleiber (1979), Abbado (1987), Solti (1985).

Darüber kann man ein Buch schreiben...
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 05. Jun 2004, 10:01
peet_g schrieb:


Darüber kann man ein Buch schreiben...


Das wird ja hier gar nicht verlangt.

Wäre ja schon hübsch wenn sich irgend jemand über die Carlos Kleiber Aufnahme eine wenig ausließe. (DGG The Originals)

Ich habe etliche Versionen der "Unvollendesten"
Die Frage ist, ob Kleibers Aufnahme eine ist, die sozusagen obligat in jeder Sammlung sein sollte, bzw wie dei Aufnahmetechnik ist.

Auch die Mravinsky Aufnahme wäre interessant, wenn sie einigermaßen technisch akzeptabel ist, wenn man sie derzeit überhaupt bekommt....

Gruß
aus Wien
Alfred
peet_g
Stammgast
#11 erstellt: 05. Jun 2004, 14:36
Carlos Kleibers Variante ist eine sehr gute, wenn auch nicht perfekte Arbeit, es gibt auch einen beeindruckenden Film dazu. Warum nicht perfekt? Weil die Ausarbeitung des zweiten Satzes im Vergleich zu der des ersten Satzes nicht so detailliert ist.

Ich habe Mrawinskis Aufnahme in guter Erinnerung, sie ist sehr emotional und dazu noch sehr genau, gehört zu den besten. Ich habe sie nie als eine CD gesehen.
sirene
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 06. Dez 2006, 14:03
peet-g empfiehlt die Aufnahme von Paul Kletzki.
Ich gestehe, ich kannte bis gestern den Dirigenten NICHT.Bei einem Trödler habe ich, außer ca. 40 weiteren LP,
gekauft:
SCHUBERT "Unfinished" Symphony / Incidental Music To "Rosamunde" Paul Kletzki, Royal Ph. O. / EMI Great Britain STEREOPHONIC ASD 296 frühe 60er ?
Hülle ( Michelangelo- Madonna u. Kind ) und LP fast neu.

Dies ist doch die erwähnte Einspielung ? Ein "Schatz" ?

Ottmar


[Beitrag von sirene am 06. Dez 2006, 14:06 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 06. Dez 2006, 14:06

sirene schrieb:
peet-g empfiehlt die Aufnahme von Paul Kletzki.
Ich gestehe, ich kannte bis gestern den Dirigenten NICHT.Bei einem Trödler habe ich, außer ca. 40 weiteren LP,
gekauft:
SCHUBERT "Unfinished" Symphony / Incidental Music To "Rosamunde" Paul Kletzki, Royal Ph. O. / EMI Great Britain STEREOPHONIC ASD 296
Hülle ( Michelangelo- Madonna u. Kind ) und LP fast neu.

Dies ist doch die erwähnte Einspielung ?

Ottmar

Die hier etwa?:
http://www.popsike.com/php/detaildata.php?itemnr=4879926486


Wenn ja, Glückwunsch zum Mega-Schnäppchen!

Grüße

Hüb'
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 06. Dez 2006, 14:08
Ein "Schatz" im Sinne von wertvoll nur, wenn Hülle und LP-Label wie auf dem Foto aussehen.
sirene
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 06. Dez 2006, 14:15
Genau so, auch die Innenhülle !
Mit SCHATZ meinte ich die Aufnahme, aber auch den Wert der LP.

Gruß aus Berlin, Ottmar


[Beitrag von sirene am 06. Dez 2006, 14:17 bearbeitet]
Blau_Bär
Stammgast
#16 erstellt: 15. Dez 2008, 23:04
Hallo liebe Schubertfreunde!

Ich habe von der 8. und 9. eine Aufnahme der Deutschen Grammophon (4D-Serie) mit der Staatskapelle Dresden und Giuseppe Sinopoli.

http://shop.klassika...nzeige.rt?prid=97165

Mir gefällt der "warme, großartige Klang" der Staatkapelle Dresden. (Andere Meinungen willkommen)

Die Aufnahmequalität ist zudem excellent. Eigentlich ist sie meine (heimliche) Refenzaufnahme zum Anlagentest - auch wenn ich einmal die Gelegenheit habe, absolute Weltspitzeanlagen zu testen.

Viele Grüße
Jörg
Moritz_H.
Stammgast
#17 erstellt: 16. Dez 2008, 09:31

Blau_Bär schrieb:
Ich habe von der 8. und 9. eine Aufnahme der Deutschen Grammophon (4D-Serie) mit der Staatskapelle Dresden und Giuseppe Sinopoli.
Mir gefällt der "warme, großartige Klang" der Staatskapelle Dresden … Die Aufnahmequalität ist zudem excellent. Eigentlich ist sie meine (heimliche) Referenzaufnahme …


Meine auch: und zwar klanglich.
Aber - Mackerras Aufnahme auf Virgin Classics bzw. Telarc gehört ebenfalls unbedingt dazu - interpretatorisch kaum zu toppen!
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