Verdi: La Traviata GA DG

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A.Stephen
Neuling
#1 erstellt: 20. Okt 2005, 00:12
Eine Bootleg Version

Die Aufnahme dieser Traviata ist schlecht, sehr schlecht Eine Schande, dass sie von der renommierten Deutschen Grammophon stammt, für einen Preis zwischen 30 und 40 Euro vertrieben wird und nicht als Billigpressung in der Klassikecke eines Drogeriediscounters für maximal 6 Euro.
Eines Vorweg, die negativen Kommentare vorgehender Hobbykritiker müssen sich auf den Fernsehmitschnitt der Uraufführung in Salzburg beziehen, und ich muss den meisten widersprechen. Die Aufführung war grandios, die Protagonisten Villàzon, Netrebko und Hampson, als auch die Wiener Philharmoniker großartig. Nicht umsonst werden diese zu den besten Sängern gezählt, welche sich gegenwärtig auf den Opernbühnen dieser Zeit bewegen. Auch der Chor und das minimalistische Bühnenbild und die eher moderne „Kostümierung“ konnten überzeugen. Die Kritik an der Netrebko wirkt auf die Dauer ein wenig fad, es wird wohl kaum jemanden geben der die Callas live gesehen hat, und die Aufnahmequalität hat sich nun mal in den letzten fünfzig Jahren dramatisch verändert, will heißen eine analog aufgenommene Traviata Aufnahme aus den fünfziger Jahren wird immer anders klingen als eine zeitgenössische Digitalaufnahme, egal wer da gerade singt. Dass Anna Netrebko nun mal sehr gut aussieht (was sich wieder relativiert, wenn man sie mal abgeschminkt gesehen hat) und neben einer wirklich wunderschönen Stimme auch eine absolut fesselnd charismatische Bühnenpräsenz besitzt (was genauso auf Rolando Villàzon oder auch Joseph Calleja in Puccinis „La Boheme“ zutrifft) ist wohl kaum als Makel anzusehen (Magdalena Kozena oder Anne Sophie Mutter sind auch nicht gerade unattraktiv). Die bourgeoise Elite von klassischen Opernconnoisseurs fürchtet wohl eher den „Sell-Out“ einer der letzten der Kulturindustrie resistenten Kunstform, zu Recht, aber völlig unnötig, da auch eine Riege von trendy und modischen Erscheinungen nicht dafür sorgen werden, dass sich Schmalgeister für die Oper begeistern können. Es geht aber um das Überleben der Kunstform, und so wirbt die Branche um die Gunst neuer jüngerer Opernbesucher, mit Erfolg. Und das ist gut so!
Die Kritik richtet sich bei dieser Aufnahme weniger an die Künstler, sondern ganz stark an die Deutsche Grammophon, die mit solch einem Dilettantenwerk riskiert ihren guten Ruf zu verlieren. Die Aufnahme klingt zeitweise, als ob sie von einem Besucher in den ersten Reihen illegal mitgeschnitten wurde. Bei populärer Musik spricht man dabei von „Bootleg Versionen“. „…im Gegensatz zur öffentlichen Meinung weisen viele Bootlegs eine sehr gute bis exzellente Soundqualität auf“ kann man bei Wikipedia (www.wikipedia.de) unter dem Begriff nachlesen. Diese Aufnahme trifft aber eher genau die öffentliche Meinung. Die dynamischen Verhältnisse zwischen Gesang und Orchester sind teilweise extrem unharmonisch. An einigen Stellen nimmt man die Philharmoniker kaum wahr, so dass man den Eindruck erhält die Sänger würden ihre Passagen ohne musikalische Unterstützung auf der Bühne proben, an anderen Stellen wiederum ist es so laut, dass der Gesang vollkommen übertönt wird. Zudem hört man häufig das trappeln der Schritte der Akteure auf der Bühne. Dann wiederum hat man den Eindruck, dass ein wilder Sturm auf der Bühne herrscht, bzw. der Opernbesucher das Mikrofon an seinem Reverskragen für die Bootlegaufnahme richtet. Gemessen am Preis der CD und dem Status der Künstler ist dies eine grobe Unverschämtheit, dem Käufer aber genauso den Künstlern gegenüber. Die Qualität der Sänger kann aber auch diese Aufnahme nicht verbergen. Ohne diese wäre die CD wirklich gar nichts wert.
Fazit: Drei Sterne, jeweils einen für Netrebko, Villàzon und Hampson. Das Logo der Deutschen Grammophon ist für diese CD nicht als Gütesiegel anzusehen.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 20. Okt 2005, 06:00
Hi und willkommen im Forum!

Meinst Du diese Traviata hier:



Lieben Gruß

Frank


[Beitrag von Hüb' am 20. Okt 2005, 06:01 bearbeitet]
A.Stephen
Neuling
#3 erstellt: 20. Okt 2005, 09:00
@ Frank

Ja, um genau diese Aufnahme handelt es sich.
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