Palestrina - Missa Papae Marcelli - ein Fuß in der Tür zur Musik der Renaissance?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 14. Sep 2014, 16:39
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Ich hörte gerade heute mal wieder die Missa Papae Marcelli in dieser Aufnahme - eine wirklich wunderschöne Musik. Das Kyrie mochte ich immer schon sehr gerne. Die anderen Sätze wollen mir nicht immer so prägnant erscheinen, aber schön sind auch sie, so finde ich das Ende des Glorias und Credos auch sehr faszinierend, auch den Beginn des Sanktus. So will ich vielleicht dieses Werk in nächster Zeit immer mal wieder hören. Es ist ja eines der berühmtesten Werke der Renaissance und hier sollte ich einfach mal wirklich genau hinein hören.

Denn bin ich wirklich nicht "Rennaissance affin"? Das wird sich vielleicht doch noch mal heraus stellen. Vielleicht sollte ich auf die Renaissance einfach nur so zu gehen, wie ich auf Werke anderer Epochen zugegangen bin. Mein Gott, bevor ich Bruckner wirklich zu schätzen gelernt habe, habe ich mir Sachen wie den 1. Satz von Bruckens 7. zwanzig mal angehört, mit Notizen gemacht. Deshalb sage ich: Heute "fliegt mir Musik der Romantik zu", aber was ich dabei vergesse, ist, wie lange Zeit es brauchte, mich sozusagen in die ganze musikalische Rhetorik dieser Epoche hinein zu hören.

Deshalb sage ich: Die Renaissance könnte doch etwas für mich sein, aber ich muß mich diesem Feld wirklich mal ganz langsam und immer wieder nähern, mit der Langsamkeit, die auch wirklich angebracht ist. Und morgen höre ich dieses wunderschöne Werk noch mal.

Gruß
Martin
FabianJ
Inventar
#2 erstellt: 15. Sep 2014, 00:18
Sich erst einmal langsam an diese Art von Musik heranzutasten ist ein sehr guter Ansatz. Wenn man gerade erst begonnen hat sich mit Vokalpolyphonie zu beschäftigen könnte es einem diese Musik sonst noch verleiden, wenn man sich allzu sehr dazu zwingt sie immer wieder zu hören. Ich begann ja auch erst vor einigen Jahren damit, mich mit dieser Musik auseinanderzusetzen und weiß aus eigener Erfahrung, dass man viele kleinere Details zunächst nicht so richtig wahrzunehmen vermag. So kann einem so manches ziemlich raffinierte Stück zunächst monoton erscheinen, weil man noch kein Ohr dafür hat.

Gut, das ist bei anderer Musik wie z. b. die der Wiener Klassik prinzipiell auch nicht anders. Auch da muss man sich erst hineinhören. Aber anders als die Musik späterer Epochen, bei welcher man etwa durch Filmmusik oder auch das Hintergrundgedudel von Werbespots schon ein wenig vorbelastet ist, begegnet einem die Vokalpolyphonie der Renaissance im Alltag ja so gut wie nie.

Auch wenn ich in den paar Jahren Beschäftigung mit dieser Art von Musik schon eine Vorliebe für den einen oder anderen Komponisten entwickelt habe, so tue ich mich mit Palestrina immer noch schwer. Die Missa „Papae Marcelli" habe ich in zwei Aufnahmen und zumindest bei einer davon würde ich, aufgrund ihrer Aufnahmen von Werken anderer Meister aus dieser Epoche, mal unterstellen, dass das Ensemble weiß wie man dieses Werk wirkungsvoll zum klingen bringt. Dennoch vermag mich dieses Werk nicht so recht mitzureißen, was im Übrigen auch für die paar Motetten gilt, die ich von Palestrina kenne.

Bei seinem Zeitgenossen Orlando di Lasso ist das ganz anders. Dessen Musik wirkt auf mich weniger asketisch, aber dafür emotionaler und farbiger. Ich muss wohl auch erst ein Ohr für Palestrinas Musik entwickeln und ich höre mir deshalb gelegentlich immer mal ein Stück von ihm an.

Als ein anderer guter Startpunkt für diese Art von Musik erscheint mir auch die Musik von Josquin Desprez. Nicht ohne Grund ist er einer der beliebtesten Renaissance-Komponisten. (War er schon zu Lebzeiten!) Ich denke, dass auch Menschen die sonst nichts mit dieser Art von Musik am Hut haben etwa von seinem Klagelied „Nymphes des bois" emotional mitgerissen werden. Auch auf YouTube gibt es eine tolle Aufnahme dieses Stücks. Sofern du 5 Minuten deiner Zeit opfern magst, kannst du dir diese ja mal anhören.

Aber gut, ich will dir nichts vorschreiben. Du wirst selbst am besten entscheiden können in welche Tempo und auf welchen Wegen du dir diese Musikwelt erschließt. Für mich hat sich die Beschäftigung damit jedenfalls gelohnt und ich entdecke da immer wieder Mal etwas Neues was mich zu begeistern weiß.

Mit freundlichem Gruß
Fabian


[Beitrag von FabianJ am 15. Sep 2014, 00:23 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 15. Sep 2014, 10:44
Hallo Fabian,

danke für Deine Hinweise. Ich habe in der Tat noch zwei, drei CDs mit Renaissancemusik. Dieses Stück auf Youtube werde ich mir aber auf jeden Fall mal anhören. Wiegesagt, sich langsam heran zu tasten erscheint mir nicht verkehrt. Heute werde ich mir diese "berühmte" Messe von Palestrina aber noch mal anhören.

Orlando di Lasso und Josquin Desprez sind mir als Namen selbstverständlich bekannt. Ich habe sie auch auf den beiden Renaissance Samplern. Gut, aber vorläufig habe ich etwas bei Palestrina Feuer gefangen. Jeder geht seinen eigenen Weg!

Aber danke!

Gruß
Martin
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 15. Sep 2014, 20:20
Hallo Fabian,

übrigens habe ich mir den Josquin Desprez mittlerweile mal angehört - aber ich muß Dich enttäuschen, mir sagt die Musik nicht viel. Aber danke für Deinen Link. Übrigens hörte ich auch den Palestrina heute noch mal. Komischerweise, ist das Feuer, daß ich gestern fing, heute wieder erloschen. Nun gut, heute ist Montag, vielleicht sollte man eine solche Musik auch nur am Sonntag hören.

Gruß
Martin
FabianJ
Inventar
#5 erstellt: 15. Sep 2014, 21:34
Aber immerhin wurde bei dir das Feuer entfacht, bei mir ging es bei Palestrina über ein paar Funken nicht hinaus.

Man muss eine solche Messe nicht unbedingt am Stück hören, denn auch zur Entstehungszeit wurden diese kaum je am Stück aufgeführt. Die einzelnen Sätze wurden vielmehr in einen Gottesdienst eingebaut und über diesen verteilt. Das dürfte auch ein Grund sein, warum auf vielen CDs mit Messevertonungen aus dieser Zeit zwischen den einzelnen Sätzen gerne mal eine Motette, ein gregorianischer Choral oder ein kurzes Instrumentalstück eingeschoben wird. Nebenbei bringt das auch noch ein wenig Abwechslung ins Programm.

Vielleicht sagt dir diese Musik in kleineren Portiönchen ja eher zu. Wenn du statt einer ganzen Messe mal nur ein Kyrie oder ein Credo anhörst. Ich tendiere zwar auch meist dazu ein Werk am Stück anzuhören, aber ab und zu sind ein paar Einzelsätze auch ganz schön. So höre ich mir z. B. das Agnus Dei auf Jean Richaforts Totenmesse auch gerne mal einzeln an.

Ich habe allerdings auch Tage an denen ich an dieser Musik keinen gefallen finden kann, aber bei mir ist das auch bei jeder anderen Musikrichtung hin und wieder der Fall.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
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