Reviews Rundreise Audeze LCD 2 Classic

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Blechdackel
Inventar
#1 erstellt: 22. Sep 2025, 14:49
Hier werden die Reivews zum Audeze LCD 2 Classic veröffentlicht.
*rael*
Inventar
#2 erstellt: 28. Sep 2025, 20:12
Dann will ich mal:

Erstmal geht ein ganz besonderer Dank an Heiko für die Organisation der Rundreise und dass ich teilnehmen durfte und natürlich an Mega Audio, die den Audeze LCD-2 Classic zur Verfügung gestellt haben. Viel Erfahrung hatte ich mit der Marke Audeze bisher noch nicht. Außer dem MM-100, den ich im Rahmen einer Rundreise mal testen konnte, hatte ich bisher nur mal auf einer Messe kurz in den MM–500 reingehört. Umso gespannter war ich.

Verpackung und Zubehör:

Der LCD-2 Classic wird in einem auf den ersten Blick recht klobig wirkenden Transportkoffer geliefert, der mit Schaumstoff ausgelegt ist und den Kopfhörer perfekt schützt. Bei genauerem Hinschauen ist die Größe des Transportkoffers allerdings durchaus gerechtfertigt, da der LCD-2 Classic recht üppig dimensioniert ist, was Durchmesser der Earcups und auch Dicke der Earpads angeht. Ich persönlich mag solche Transportkoffer, auch wenn die Anzahl der Fälle, in denen man sie tatsächlich benötigt wahrscheinlich an einer Hand abzählbar sind, hat man doch die Gewissheit, dass der Kopfhörer beim Transport optimal geschützt ist. Zum beiliegenden Kabel mit 6,5 mm Anschluss kann ich leider wenig sagen. Da der LCD-2 Classic über Mini-XLR Anschlüsse verfügt, konnte ich problemlos das 4,4 mm Pentaconn-Kabel von meinem Meze Empyrean II nutzen.

Verarbeitung und Komfort

Die Verarbeitung würde ich insgesamt als gut bis sehr gut bezeichnen. Der Kopfhörer macht einen sehr stabilen Eindruck. Auf den ersten Blick hat er mich etwas an den Fiio FT5 erinnert. Ein Punkt ist mir negativ aufgefallen, und zwar die Verstellung des Kopfbandes. Diese finde ich recht hakelig und man ist schnell mal eine Stufe zu weit gerutscht. Hat man aber die richtige Einstellung gefunden, sitzt der LCD-2 Classic trotz seines hohen Gewichts, gut auf dem Kopf. Der Anpressdruck könnte für meinen Geschmack ein klein wenig geringer sein. Aber die Gewichtsverteilung ist insgesamt sehr gut ausgeglichen zwischen Kopf und Ohren. Hierzu tragen sowohl das sehr weiche Kopfband als auch die ebenfalls sehr weichen und üppig dimensionierten Earpads bei. Deren Öffnung ist zwar deutlich kleiner als beispielsweise die der eiförmigen Earpads der Hifiman-Kopfhörer, dennoch finde ich das hier nicht störend, da die Earpads halt super weich sind.

Klang

Als Quelle diente Apple Music überwiegend in Lossless, verstärkt wurde der LCD-2 Classic stationär via Luxsin X9 und mobil kam der DAP FiiO M21 zum Einsatz. Der Kopfhörer ist insgesamt recht leicht anzutreiben. Einem direkten Einsatz am Smartphone oder Laptop dürfte nichts im Wege stehen.

„Out of the box“ hat mich der Klang des LCD-2 Classic etwas zwiespältig zurückgelassen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich der Kopfhörer beim ersten Hören etwas hallig anhörte und Gesangsstimmen zu stark im Vordergrund standen. Von der tonalen Abstimmung her würde ich ihn als leicht dunkel und warm einordnen. Hab dann verschiedene EQ–Einstellungen getestet und bin schließlich bei oratory1990 hängengeblieben. Mit EQ hat der LCD-2 Classic für mich deutlich hinzu gewonnen. Die Basswiedergabe ist sehr präsent, ohne aufdringlich zu wirken. Dabei spielt der Bass nicht nur ordentlich tief, sondern immer auch detailliert genug ohne die Mitten zu verfärben. Schön nachzuhören beispielsweise bei „Dreamer“ von The Blaze vom Album „Jungle“ ab Minute 1:50. Auch der Mittenbereich hat mich (nach EQ) überzeugt. Gesangstimmen und akustische Instrumente werden detailliert und natürlich wiedergegeben und hinterlassen einen sehr angenehmen Höreindruck. Auch im Höhenbereich leistet sich der LCD-2 Classic keinerlei Schwäche. Die Höhendarstellung ist klar und präzise, ohne dass etwas schrill klingt oder ausgeprägte Sibilanten zu hören wären.

Von der Bühnendarstellung her, würde ich den LCD-2 Classic eher auf der intimeren Seite sehen. Ein Arya Organic liefert da deutlich mehr Weite. Das ist aber keineswegs als Kritik gemeint. Instrumente lassen sich klar und deutlich orten. Die Klangwiedergabe ist insgesamt sehr detailliert, auch wenn der LCD-2 Classic da an den Empyrean II nicht ganz rankommt. Der LCD-2 Classic ist auch mit Sicherheit nicht als Kopfhörer konzipiert, mit dem man die Musik unterm Mikroskop analysiert. Ich sehe ihn eher als relaxten Kopfhörer, der zum entspannten Musikhören einlädt, ohne dass man dabei auf jedes Detail achten möchte. Insgesamt hat mir der Kopfhörer bei allen gehörten Musik-Genres durch die Bank gefallen. Auch längeres Hören führte trotz des hohen Gewichts zu keinerlei Ermüdungserscheinungen. Lediglich meine Ohren wurden bei längeren Hörsessions etwas warm. Im Vergleich zum FiiO FT7, den ich vor kurzem im Rahmen einer Rundreise auch mal hier hatte, würde ich dem LCD-2 Classic den Vorzug geben.
entertain_me
Stammgast
#3 erstellt: 09. Okt 2025, 08:02
Vielen Dank für die Organisation der Rundreise! Der LCD2 hat mich sehr interessiert, weil ich bisher nie einen Audeze in der Sammlung hatte und gespannt war, wie er klingt. Leider sind wir keine Freunde geworden, wehalb mein Rundreise Review nur kurz ausfallen wird.

Der LCD 2C ist mit großem Materialaufwand gebaut und verpackt, Es gibt einen massiven Transportkoffer mit Schaumstoffeinlagen, der KH ist mit mini XLR Kabelanschlüssen, Neutrik Stecker am Kabel, fetten Leder Ohrpolstern, viel Metall ausgestattet. Für das hohe Gewicht ist der Tragekomfort gut. Es gibt Kopfhörer die leichter und bequemer sind. Die Größenverstellung vom Kopfband hält hoffentlich lange durch.

Für den Hörtest starte ich mit "Depeche Mode - Behind the Wheel" weil das eigentlich immer gut klingt. Der LCD kann hier seine Stärken ausspielen, entpannter aber klarer Klang, knackiger Bass. Bei weiteren Songs fallen schnell die etwas grellen Mitten auf. Der Hochton ist so dunkel, das er gelegentlich Instrumente verliert. Bei einigen wenigen Aufnahmen (Inxs - Need you tonight) kommt außerdem eine ziemliche Schärfe im Hochton zum Vorschein. Meistens fällt das nicht weiter auf weil der Kofhörer so dunkel klingt. Für Popmusik geht er, Jazz und Klassik treffen nicht meinen Geschmack.
deccatree
Stammgast
#4 erstellt: 12. Okt 2025, 15:46
Der Hörer wurde gerade eingepackt, deshalb hier mein Eindrücke:
Schon bei den ersten Klängen aus dem Hörer verstehe ich, warum sich dieser so großer Beliebtheit erfreut! Ich hatte bislang immer einen Bogen um diesen Hersteller gemacht. Aber dazu später mehr und immer wieder spannend wie unterschiedlich die Einschätzung unter den Rundreiseteilmńehmern ist.

Die Verpackung ist schon amtlich! Das Köfferchen verschafft Ihrer Gravität eine ordentliche Behausung. Das ist in dieser Preislage in der Form doch eher selten, aber ein Pfund planare Technik will sicher transportiert werden. Das Kabel erinnert mich an die gezopfte Dutzendware aus den Chinashops, relativ dünn aber schön konfektioniert, mit einem ¼ Zoll-Stecker der massiveren Art versehen. Mikrofonie konnte ich in keiner Weise feststellen. Das ist sehr erfreulich. Die Verarbeitung und Ausführung finde ich insgesamt standesgemäß sehr gut gemacht. Obwohl die Konstruktion für mich zunächst ziemlich ähnlich wie bei Hifiman aussieht, wirkt sie doch spürbar belastbarer und professioneller gemacht. Die Polster machen fast meiner Echtledercouch Konkurrenz, so fett sind die! Und so weich und kuschelig! Sie lassen meinen Ohren gerade genug Raum, ein klein wenig mehr würde ich begrüßen. Der LCD-2 sitzt stramm, aber noch angenehm an meinem Kopf. Das Gewicht ist spürbar, noch gut auszuhalten

Beim Hörtest verwendete ich den Monoprice Monolith THX 887, der bislang jeden Hörer antreiben konnte den ich besitze, inkl. manch hochohmigem Teil. Der Wirkungsgrad ist OK und stellt sicher keinen dem Hörer angemessenen Amp vor Probleme. Bei Verstärkungsstufe zwei erreiche in 12-Uhr-Stellung eine angenehme Review-Lautstärke. Da der Hörer der Klangquelle mit entspannten 70 Ohm widersteht, folgte noch ein kurzer Durchgang an meinem modifizierten OTL Little Dot Mk.2. Das least significant device in der Kette ist ein Topping E30 mit AKM 4493 Chips.

Grundsätzlich höre ich ohne EQing und möchte die Hörer und deren Interaktion mit der unterschiedlichen Elektronik ungefiltert wahrnehmen. Gespeist wird die Kette von einem PC mit Linux, Audacious als Mediaplayer und flacs von einem NAS.

Was bringt ein Skip durch die Playlist zu Ohren?

Zunächst ein Klangbild, das mir, wie oben schon erwähnt, vom ersten Moment zusagt. Ich gehe davon aus, dass der Hörer auch schon weich gespielt wurde. Bei der Abschirmung würde ich den Hörer aber eher nicht als komplett offen bezeichnen.

Subbass
Gerne höre ich schon mal Orgelmusik aus den verschiedenen Epochen. Tipp hierzu: Delos CD3075, eine sehr schöne Live-Aufnahme, die sowohl den Mangel an Fundament als auch eine Übertreibung aufgedecken würde. Der Audeze findet für meinen Geschmack den Mittelweg, ebenso bei großer Symphnonik wie Telarc CD80270, Feuervogel-Suite. Die große Trommel wird gespürt!

Midbass
DJ Tiesto im Delerium? Macht er mit, was geliefert wird, wird wiedergegeben. Mit Druck, schönem Punch und wunderbar definiert. Hier macht er Laune ohne zu übertreiben, konturiert und satt, ohne ein Bassmonster zu sein. Schön langzeittauglich. Effortless wie ein Planar im Bass sein soll.

Untere Mitten
Der Frequenzgang zeigt hier eine gerade Linie und so klingt es auch. Im Niveau weder angehoben noch abgesenkt, ist dieser Bereich IMHO für den Charakter des Hörers zu einem großen Teil verantwortlich, Stichwort „V-Shaped“ oder „Badewanne“. Beides trifft nicht zu. Selbst bei kräftigem Fundament im Mix werden breite Synthi-Teppiche nicht verwaschen. Zum Glück noch ein Hörer der sich nicht an harman heranpinkelt.

Obere Mitten
Hier wird's meist buckelig im Frequenzgang, Gehörgangresonanzen können hier bei unterschiedlichen Hörern ganz entgegengesetzte Klangeindrücke erzeugen. Ich habe bei meinen Ohren ziemlich unterschiedliche Anatomien im Außenohr. Bei einige Hörern die ich hier hatte gab es genau in diesem Feld für mich unangenehme Anhebungen. Da genügen ein paar dB um es lästig zu machen. Der Audeze ist nicht lästig! Bei Kammermusik fehlt den Instrumenten jedoch ein wenig Definition und Körper.

Präsenz
Dieser Eindruck setzt sich hier generell fort. Wie der Name des Bereiches schon sagt, hier zeigt sich ein anderer Teil des Charakters. Percussion (Tico Tico, Paco d’Riveira, Chesky Records) kann hier verhunzt werden. Der LCD-2C stellt sich lässig und mühelos der Herausforderung, ein Beyer-Peak fehlt ebenfalls.

Höhen
Dem Hörer wird nachgesagt dunkel abgestimmt zu sein. Ist das so? Ihm fehlt definitiv nix. Er ist exakt, nicht immer ganz sanft, verzischt aber nix, sehr angenehm, linear. Ach ja, eine Ausgeburt an Detailreichtum ist er nicht, was evtl. dem etwas ausgeglicheneren Höhengehalt folgt.

Luftigkeit
Ich würde sie als gut bezeichnen, alle Details sind gut durchhörbar sind, jedoch nichts wegen dem sich der Audeze aufdrängen würde. Er präsentiert eher eine sehr homogene und kompakte Darstellung, dem sich folgender Eindruck anschließt:

Raumeindruck - Bühne
Unterschiede bei den Aufnahmeräumen oder erzeugten Klangräumen sind ohne Probleme umgehend wahrzunehmen. Der Hörer neigt eher zu einer Im-Kopf-Darstellung. Die Tiefenstaffelung ist gut, aber nichts zum Jubeln. In der Horizontale ist eine höchst präzise Ortung möglich. Sehr schön!

Und im Vergleich zu einem anderen Hörer? Der Dan Clark Aeon 2 Open klingt im direkten Vergleich präsenter, aber dennoch nicht anfällig für nervige Sibilanten. Insgesamt bietet er gegenüber diesem Audeze eine deutlich luftigere leichtfüssigere Präsentation mit exzellenter Feindynamik aber weniger Grobdynamik. Mehr Fundament hat der Audeze zweifellos, klingt insgesamt kompakter.

Was macht der Audeze am kleinen Röhrenverstärker Little Dot Mk.2? Was sich nun einstellte, ist für mich die eigentliche Sensation dieses Tests! Nahezu in jedem Bereich gefiel mir der Audeze nun besser! Insbesondere aber bei der Luftigkeit und Bühne bei schönem Detailreichtum legt er zu. Keine dumpfen Höhen oder verwaschene Bässe (was man Röhren so nachsagt), nein, alles super definiert. Lautstärke überaus ausreichend, mehr als auf 10 Uhr war nicht auszuhalten. Ich bin begeistert! Nie hätte ich das erwartet! Ein weiterer Quercheck mit meinem Mission 787 verlief unauffällig.

Fazit:
Könnte ich mit dem Hörer glücklich werden? Definitv! Gefällt mir besser als der Fostex 808 oder der Fiio FT7. Er erinnert mich im Klangbild aus der Distanz insgesamt an den Hifiman HE560. Dass er sich er am kleinen Röhrenverstärker so gut macht, ist noch schöner. Im Vergleich zu meiner persönlichen Referenz von DCA bin ich am Schwanken. Die Klangbilder sind schon unterschiedlich. Die Darstellung differiert so stark, dass manche einer von viel besser oder schlechter sprechen würde und einen Klassenunterschied postulieren würde. Das mache ich nicht. Der DCA klingt einfach offen, schwebend, mühelos mit knorrigem tiefen Fundament, Audeze erdig, stämmig und doch feinzeichnend, ohne Verfärbungen. Hochklassig finde ich den Audeze definitiv! Gibt es einen Hörer der beides kann und bezahlbar ist? Ich bitte um einen Tipp!
Könnte ich den Hörer empfehlen? Ja, definitiv! Er hat für mich keine wirklichen Schwächen und ist hochwertig verarbeitet. Er klingt einfach gut!
Wieder ein Reisender, den ich nur ungern weitergebe, und hoffe, dass er nicht auf eine Odyssee geht ;-)

Vielen Dank an Heiko und Mega Audio für die Orga und Ermöglichung der Rundreise! Ich schätze das sehr!
hazel-itv
Inventar
#5 erstellt: 03. Nov 2025, 20:18
Zunächst vielen Dank an Blechdackel für die Organisation der Rundreise!

Mein Review zum LCD 2 Classic wird diesmal recht kurz ausfallen. Das liegt zum einen an der wenigen Zeit, die ich leider nur mit ihm verbringen konnte, denn DHL hatte wohl irgendwelche Probleme, der LCD kam erst Donnerstag Abend an, hören konnte ich ihn dann aus privaten Gründen nur kurz am Freitag und dann etwas am Wochenende.

Zum anderen habe ich sowieso ein Problem, diesen Hörer objektiv zu bewerten. Das liegt daran, dass ich den "normalen" LCD2 irgendwann im letzten Jahrzehnt eine ganze Weile besessen habe. Damals war der LCD2 für mich einer der besten Kopfhörer, die ich bis dahin gehört hatte und ich denke heute noch gerne an ganze Abende zurück, die ich mit ihm verbracht habe.
Für viele (auch für mich) war er der Einstieg in die (Klang-) Welt der Planartechnik, die Audeze zwar nicht erfunden, aber mit der LCD-Serie in den 2000ern in den Massenmarkt gebracht hat. Die Classic-Version habe ich damals ebenfalls (allerdings recht kurz) hier gehabt.

Umso mehr war ich gespannt, wie er heute für mich klingt.

Beim 1. Aufsetzen kam sofort der Wiedererkennungseffekt: Wirklich nicht leicht, aber superbequem. Das Gewicht wird ordentlich verteilt. Außerdem wirken die Audezes auf mich immer als wären sie für die Ewigkeit gebaut, massiv und doch edel.

Das 1. Hören war dann tatschlich etwas ernüchternd. Der früher von mir so gelobte Bass kam mir zurückhaltender vor, als ich das Erinnerung hatte. Das gleiche galt noch mehr für die Höhen. Der Hörer gehört definitiv eher auf die dunkle Seite der Macht. Ich erinnerte mich jetzt auch, was ich beim „normalen“ LCD2 besser fand, dieser ist nämlich in der aktuellen Version mit den Fazor-Elementen etwas offener nach oben im Frequenzspektrum. So wirken beim Classic auch Stimmen manchmal etwas belegt. Trotzdem nahmen mich (wie schon damals) die Mitten sofort wieder für ihn ein. Besonders Rock und Metal mit verzerrten Gitarren sind einfach klasse!

Auch damals regelte ich meine Hörer schon etwas mit EQ nach und wenn man dem LCD einen leichten Basshelf verpasst und die beiden Dips in den Höhen bei ca. 4Khz und 9Khz etwas ausbügelt, dann macht der Hörer nach wie vor richtig Spaß! Der Bass ist sehr durchhörbar und konturiert. Ich ertappte mich dabei, wie ich ohne großes Wechseln z.B. auf meinen HE1000SE (natürlich viel heller, offener und weiter) einfach nur Musik hörte.

Die Bühne ist relativ intim, vor allem in der Breite, besitzt aber eine schöne Tiefe, wodurch die Instrumentenseperation auf einem wirklich guten Niveau ist. Männliche Stimmen stehen durch einen Buckel bei 600 bis 900 Hz sehr im Vordergrund, was aber auch zu der angesprochenen, für mich sehr ansprechenden Mittenwiedergabe führt.

Mit dem Meze105Silva, den ich gerade hier habe, ist er auch nur bedingt zu vergleichen, dieser ist deutlich klarer und stärker in den Höhen, bietet aber nicht diese magischen Mitten, die der LCD hat.

Alles in allem war es toll, ihn mal wieder zu hören und ich bin tatsächlich ins Überlegen gekommen, mir den LCD irgendwann (bei einem guten Angebot) noch einmal zu kaufen, dann aber den normalen LCD2, der für meine Ohren doch die bessere Wahl ist.
RunWithOne
Inventar
#6 erstellt: 09. Nov 2025, 14:20
Den Audeze LCD 2C konnte ich vor vielen Jahren schon mal hören. Meine damalige Quelle war der Astell&Kern AK 70, der leider am Ende doch nicht genug Power hatte, um den Hörer adäquat anzutreiben. Aufgrund dieser Tatsache hatte mich damals für den Focal Elear entschieden, den ich noch heute besitze. Umso mehr freue ich mich, dass Heiko und Media Audio es möglich gemacht haben, diesen Hörer nochmal auf einer Rundreise zu hören. Natürlich war ich bin gespannt ob der 2C ein Kaufkandidat ist.

Zu Verpackung und Zubehör habt ihr sicher in den oben stehen Rewies bereits ausreichend gelesen. Daher nur die Anmerkung das aktuell ein Kabel mit XLR Anschluss beiliegt. Dazu gibt es Adapter auf 3,6 und 6,3 mm. Das Gewicht des Hörers ist relativ hoch, drückt aber in entspannter Hörposition nicht merklich. Die Polster sind weich und geschmeidig. Trotzdem erkennt mich meine Frau damit als „Teletubbie“

Grundsätzlich waren meine Erinnerungen an den Klang des Hörers richtig. Damals klang er für mich jedoch etwas wärmer, was mit der anderen Abstimmung des AK70 und sicher auch seiner geringeren Leistung zu tun hat. Um den Klang beurteilen zu können, habe ich mich diesmal nicht nur durch meine Reviewplaylist, sondern quer durch die Jahrzehnte gehört.

Der Bass ist hervorragend straff federnd, sauber, nüchtern und trocken. Was will man mehr? Bis 800Hz ist der Classic ziemlich genauso abgestimmt, wie ich es gern mag. Ist im Prinzip verläuft die Frequenzantwort, abgesehen von einem Tiefbassabfall, bis dahin linear.
Leider gefallen mir die Mitten weniger gut. Da fehlt es planartypisch ein wenig an Notengewicht. Auch ist je nach Quelle und Material meist eine gewisse Härte zu hören. Zuerst hatte ich gehofft das Problem mit dem EQ lösen zu können. Das war mir jedoch nicht vollständig möglich. Eine Abschwächung konnte ich erreichen, allerdings ließ sich das Problem nicht zufriedenstellend eliminieren und war je nach Quelle mehr oder weniger gut hörbar. Letztlich hat es, bei allen anderen Qualitäten des Hörers, den Hörspaß eingeschränkt.
Die Höhen gefielen trotz des Mittenproblems sehr gut und tragen auf ihre Art zur luftigen Spielweise, mit sehr guter Separation, des Audeze LCD 2 Classic bei. Sie sind frei von Sibilanten, nichts zischt und nirgends scheppern irgendwelche Hi Hat’s.

Wäre da nicht das „Härteproblem“ in den Mitten, welches mir den Genuss von Gitarrenriffs ordentlich vermiest hat, wäre der Hörer durchaus eine perfekte Ergänzung meiner Sammlung.

Einige kurze Vergleiche erleichtern sicher die Einordnung.

Der bereits erwähnte Elear ist immer noch eine hervorragender Dynamiker, dem ich ebenfalls ein wenig EQ gönne. Aber auch ohne diese Anpassung lässt er ein schönes Bassgrollen hören. Problematisch ist eigentlich nur sein 6kHz Peak mit der vorangehenden Senke. Gleicht man dies aus und nimmt ihm um 210Hz noch etwas Energie (wie heute viele Hörer abgestimmt sind), macht er wirklich Spaß. Nicht nur das, er spielt dann sehr ausgeglichen. Das Bass ist nicht so straff und die Bühne etwas kleiner als beim 2C. Aber die Mitten klingen hervorragend. Noten haben grundsätzlich Gewichr. Der Hörer spielt sehr musikalisch. Oft kommt er mit sogar dynamischer als der Clear OG vor, dem ebenfalls eine Absenkung in den unteren Mitten gut tut.
Dafür bedarf es am Clear keiner weiteren EQ Eingriffe. Er ist immer noch der beste Dynamiker, den ich bisher höheren durfte. Das Klangbild ist ansonsten gar nicht so weit weg vom Audeze. Der Bass ist natürlich weniger trocken. Eine gute Quelle hält den Clear aber an der kurzen Leine. Die Mitten sind dafür fließend und geschmeidig ohne zu verwaschen.
Ich habe alle Hörer intensiver mit dem Dream Theater Album 2013 verglichen. Songs wie The Looking Glass, The Enemy Inside oder Enigma Machine eignen sich dafür hervorragend. Wenn ich einen Sieger ausmachen müsste, ist es am Ende doch der Clear OG. Er spielt einfach ein bisschen musikalischer. Keyboard Passagen erklingen weicher und der Sound schwebt durch den Raum. Der Bass grollt leicht warm dahin. Da spielt der Audeze leider steriler. Insgesamt würde ich sogar sagen, der LCD2 klingt hier ganz leicht gepresst. Der Clear besitzt einfach eine größeren Leichtfüßigkeit.
Bei diesen Vergleichen stellte sich heraus, das die Abstimmung des V850 dem Audeze besser bekommt, als die des V222. Fried Reim hatte mir vor Jahren in einem Telefonat bestätigt, das beide KHV subtil anders abgestimmt sind.

Das Heddphone TWO sehe ich ebenfalls in allen Punkten vor dem LCD 2. Gitarrenriffs sind damit immer noch ein Ohrgasmus. Insbesondere seine flüssige und härtefreie Spielart in den Mitten und Höhen verzaubert mich jedes Mal. Den Bass kann man per EQ auf das gleiche Niveau heben.

Der FiiO FT1 pro spielt trotz seines Planartreibers frei von Härte. Dafür kann er, genau wie das Heddphone, etwas mehr Frische vertragen. Da hilft in jedem Fall eine parametrischer EQ. Dann macht er seinen Job jedoch ähnlich gut wie der 2C. Jedoch mit der Einschränkung einer kleineren Bühne und etwas schlechterer Separation.

Letztlich sind alles hier genannten Kopfhörer hervorragend im Sinne von hochwertigem HiFi. Vielleicht habt ihr meine persönlich Reihenfolge herausgelesen?

Heddphone TWO - Focal Clear - Focal Elear - FiiO FT1 pro - Audeze LCD 2C.

Trotzdem kommt man mit jedem Hörer unwahrscheinlich schnell in die Musik, ganz ohne auf den Frequenzgang oder irgendwelche exotischen Peaks achten zu müssen. Auch wenn die Frequenzantwoten jeweils individuell verschieden sind, kann ich letztlich alle genannten KH empfehlen. Es ist keine Effekte haschende Abstimmung dabei. Alle Hörer klingen auf ihre Art phantastisch. Je nach Musik, Quelle und, nicht zu vergessen, Tagesform ist mal der eine oder andere Hörer temporär vorn. Der Eindruck hält genau so lange bis man beim nächsten Hörer „angekommen“ ist.
Der Audeze bleibt ein besseres Abschneiden, vielleicht so gar Platz 1 oder 2 aufgrund des „Härteproblems“ verwehrt.

Wieder einmal habe ich bemerkt, das ich grundsätzlich bin ich mit dem Thema durch bin. Vielleicht höre ich noch in das einen oder andere hochgelobte Modells rein. Aber grundsätzlich such ich nicht mehr, sondern höre schon
Fotoingo
Stammgast
#7 erstellt: 11. Nov 2025, 10:51
Review LCD 2 Classic.

Für viele ist er ein alter Bekannter, für mich ist er neu. Der LCD 2 Classic hat ja einen schon fast legendären Ruf, deshalb ist es besonders spannend, ihn jetzt mal hören zu können. Vielen Dank für die Organisation der Rundreise.

Nun aber zum Hörer. Wie gesagt, er betritt die Bühne schon mit einigen Erwartungen, die er durch die vielen Reviews schürt.



Tadellose Verarbeitung und ein markantes Design fallen mir als erstes ins Auge. Die Waben an den Hörmuscheln zeigen ziemlich schnell, dass es sich um einen Planaren Hörer handelt.



Auf dem Kopf fällt mir als erstes der besonders bequeme Sitz des Hörers auf. Die wirklich großen Ohrpolster sind sehr weich, so dass sie sich an die Form der Ohren hervorragend anpassen können und auch das Gewicht des Hörers einen vergessen lässt.



Und durch die feine Rastung ist er auch sehr genau an die Kopfform einstellbar. An den Rasten sieht man auch die hochwertige und sehr gut durchdachte Verarbeitung des Hörers.



Das Kabel ist nicht zu dick, schön elastisch und wird wird mit einem Klick am Hörer verriegelt. Es hat jeweils einen kleinen Knopf zum entriegeln und wirkt dadurch ebenfalls sehr solide.



Zum Klang kann ich eigentlich nur hinzufügen, dass er natürlich völlig anders als mein over ear Hörer, der Stax SR404 Signature, klingt. Er hat deutlich mehr Bass der auch mehr Volumen hat und einen großen Spaßfaktor besitzt. Etwas präziser ist Bass beim Stax, der aber durch seinen Treiber sehr viel schlanker wirkt.

Überrascht habe mich die Mitten des LCD 2 Classic. Sie klingen luftig, weiträumig, detailliert, mit einer sehr schönen Textur und auch präzise gestaffelt. Neben den Bässen ist das für mich das Highlight des Hörers.

Die oberen Mitten können allerdings etwas viel Energie haben, bei einigen Songs neigen sie leicht zur Schärfe. Das kann man aber mit einem Equalizer sehr schnell in den Griff bekommen.

Die Höhen sind relativ zurückhaltend, es ist sicher kein Hörer für Trebleheads.

Durch die sehr gut gelungenen Mitten klingt der Hörer für mich allerdings auch nicht zu dunkel.

Was auch noch erwähnenswert ist, der Hörer ist relativ anspruchslos, was die Quelle betrifft. Er lässt sich sehr gut mit einem Dongle betreiben. Wobei ich den helleren KA17 dem Röhrenamp vorziehe, da er in den Höhen und Mitten noch etwas gewinnt.

Insgesamt ist der Audeze sehr hochwertig verarbeitet, hat Bässe, die einen mitnehmen und herausragende Mitten, die jede Form von Stimmen und Instrumenten detailliert und präzise wiedergeben können.
Ein wirklich toller Hörer, der mit ein wenig Equalizer Einsatz und durch seine hervorragende Passform sicher viele Freunde hat und noch finden wird. Mich hat er jedenfalls überzeugt und wäre eine schöne Ergänzung zu meinem elektrostatischen Stax.


[Beitrag von Fotoingo am 11. Nov 2025, 23:35 bearbeitet]
*rael*
Inventar
#8 erstellt: 11. Nov 2025, 15:52
Tolle Fotos.
Fotoingo
Stammgast
#9 erstellt: 11. Nov 2025, 16:21
Toller Hörer . Aber dank dir.
RobN
Inventar
#10 erstellt: 12. Nov 2025, 10:29
Die Fotos sind wirklich super
Fotoingo
Stammgast
#11 erstellt: 12. Nov 2025, 10:38
Danke dir, aber ich muß ehrlich sagen, in euren umfangreichen und wirklich fundierten Reviews steckt viel mehr Hirnschmalz und Zeit (die ich momentan leider nicht so habe). Machen Spaß zu lesen und ich kann sie auch gut nachvollziehen .
RobN
Inventar
#12 erstellt: Gestern, 23:05
Vorab: mein Dank gilt Heiko und Mega Audio dafür, diese Rundreise überhaupt zu ermöglichen!

Erster Eindruck, Lieferumfang und Verpackung:
Bei der Verpackung wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: der LCD-2 Classic kommt standardmäßig in einem stabilen Metallkoffer samt Tragegriff, in welchem er passgenau im weichem Stoffbett seinen Platz findet. Ein derart wertiges und stabiles Case habe ich bisher selten bei einem Kopfhörer gesehen, genau genommen eigentlich nur bei meinem eigenen LCD-2 Closed Back. Ansonsten befindet sich noch ein verdrilltes, angenehm dünnes und verdrehungsfreies Kabel mit kopfhörerseitigen Mini-XLR-Anschlüssen und 6,3mm Klinkenstecker im Lieferumfang.

Verarbeitung/Tragekomfort:
Auch die Verarbeitung macht einen wertigen und robusten Eindruck, wie eigentlich immer bei Audeze. Viel Metall, sichtbare und robust wirkende Schraubverbindungen, stabile Gestänge mit einer leider etwas schwergängigen Größenverstellung. Auch das kenne ich natürlich von seinem identisch konstruierten geschlossenen Bruder. Die Ohrmuscheln nehmen das typische Design der LCD-Serie mit ihrem Gitter in Form eines stilisieren "A" auf. Im Gegensatz zu seinem Urahnen bestehen sie hier aber nicht aus Holz, sondern aus schlichtem schwarzen Metall, was ihm mit den auch hier wieder sichtbaren Schrauben einen technischen und industriellen Charme verleiht - mir gefällt es sehr gut.

Der Tragekomfort ist angesichts des doch recht hohen Gewichts einwandfrei. Dazu tragen neben dem breiten unterhalb des Federstahlbügels aufgehängten Kopfband auch die üppigen, sehr dicken und weichen, Polster bei. Irgendwo habe ich mal den Begriff "Ohrensofas" gelesen, der passt hier tatsächlich ganz gut - man hat beim Aufsetzen ein ähnliches das Gefühl, als wenn man in einem weichen Ledersessel versinkt.

Überraschenderweise sitzt der Classic bei mir einen Tick schlechter als der Closed Back, obwohl dieser sogar noch schwerer ist. Erklären kann ich mir das nur damit, dass bei meinem wohl die Polster mittlerweile schon etwas weichgetragen sind. Zusätzlich ist mir aber auch aufgefallen, dass die Polster der geschlossenen Variante noch etwas dicker sind, besonders gut sichtbar von vorne. Trotzdem gibt es am Komfort wenig zu mäkeln und er gehört für mich weiterhin zu den bequemsten Schwergewichten.

Klang:
Den originalen LCD-2 habe ich nur einmal vor vielen Jahren im Rahmen einer CanJam gehört, damals war er mir deutlich zu dunkel und "gemütlich" abgestimmt. Ich war daher im Vorfeld sehr gespannt, wie sich die aktuelle Version schlägt.

Beginnen wir mit dem Bass: dieser ist gar nicht groß angehoben, reicht aber ohne abzufallen seht tief und kann bei Bedarf absolut mächtig und mit Nachdruck aufspielen. Trotzdem bleibt er dabei stets sauber, konturiert und druckvoll. Er kann viel Impact bei Bassdrums oder Synthiebässen bieten, verliert aber auch bei schnellen Attacken nicht die Kontrolle oder fängt gar an, in den Mitten herumzumatschen. Nichts dröhnt oder nervt - super! Das ist der Audeze-Bass, wie ich ihn in Erinnerung hatte und für den die LCD-Reihe meiner Ansicht nach absolut zu Recht berühmt ist.

Nahtlos daran schließen sich die Mitten an. Auch diese sind insgesamt sehr präsent, wenn auch leicht auf der dunklen Seite. Stimmen sind überwiegend sehr natürlich und gefallen mir in der Regel wirklich gut, besonders Männerstimmen. Bei einigen tiefen Stimmen (etwa Laibach oder Geoff Castellucci) empfinde die Dunkelheit und Fülle schon teilweise als etwas zu viel des Guten, es wird aber nie störend oder unangenehm. Ein etwas gemischteres Bild ergibt sich für mich dagegen bei Frauenstimmen. Oftmals auch sehr gut, können sie je nach Tonlage aber auch entweder schon mal ein wenig substanzlos bzw. dünn wirken, während auf der anderen Seite eine Anhebung irgendwo in den oberen Mitten sie manchmal zu forsch mit leichter Tendenz zu anstrengend klingen lässt. Das selbe gilt auch teilweise für E-Gitarren, auch wenn diese dadurch eine schöne Präsenz bekommen.

Die Höhen sind, abgesehen von einer leichten Anhebung recht weit oben, die für ein wenig Frische sorgt, insgesamt doch eher auf der leicht zurückhaltenden Seite. Damit serviert der LCD-2 Classic die Details zwar nicht gerade auf einem Silbertablett, objektiv gesehen fehlt es aber eigentlich an nichts, sie sind auf einem guten klassenüblichen Niveau. Leider klingen Hi-Hats und Ähnliches dann aber doch manchmal etwas zu belegt für meinen Geschmack.

Die Räumlichkeit ist gut, für einen offenen Kopfhörer aber nicht überragend. Generell hat man schon beim Aufsetzen - vielleicht auch den dicken Lederschluffen geschuldet - eher das Gefühl, einen halboffenen Kopfhörer zu tragen. Die Bühne ist auch eher etwas intimer und mehr in die Tiefe gestaffelt als in die Breite, die räumliche Ortung und Trennung der einzelnen Instrumente sind aber trotzdem sehr gut.

Klang insgesamt: und bei unterschiedlichen Genres:
Sehr gut gefällt mir der Audeze für elektronische Musik wie Synthpop oder andere Electronica. Hier punktet er mit dem tollen Bass und den guten Mitten, auch die Höhen sind fast immer gut ausbalanciert. Synthie-Teppiche lassen sich schön aufdröseln ohne zu matschen, Stimmen sind präsent und natürlich und es fällt mir schwer, ernsthafte Kritikpunkte zu finden.

Auch bei ruhigem Pop oder Singer/Songwriter gefällt er mir wirklich gut. Auch hier sind die Höhen meist ausreichend dosiert und bleiben immer entspannt. Was mir hier auffällt, sind die schon erwähnten Frauenstimmen - eine Jennifer Warnes oder Agnes Obel etwa klingen doch ein wenig dünner bzw. substanzloser, als sie eigentlich singen, während etwa Florence + The Machine etwas über Gebühr in die Gehörgänge schneiden. Insgesamt aber trotzdem eine gute Performance.

Ein gemischtes Bild ergibt sich bei Rock und insbesondere Metal. Auch hier fällt als erstes wieder positiv der grandiose Bassbereich auf, der allen Bassläufen druckvoll und präzise folgt, auch wenn es mal etwas heftiger zur Sache geht. Zum Thema E-Gitarren habe ich ja schon oben etwas geschrieben, hier gibt es je nach Aufnahme solche und solche: grundsätzlich sehr schön präsent, können sie leider manchmal auch schon an der Grenze zum Anstrengenden kratzen. Was mir hier aber vor allem als Manko auffällt, sind die doch teilweise etwas zu zurückhaltenden Höhen. Auch wenn viele genau dafür den LCD 2 für Rock und Metal lieben, lässt es ihn für meinen Geschmack oft ein wenig zu matt klingen und dadurch an Attacke und (gewünschter) Aggressivität vermissen.

Die genannten Negativpunkte - abgesehen von der leichten Schärfe in den oberen Mitten - fallen aber vor allem beim direkten Vergleich mit bzw. Wechsel von anderen Hörern auf. Insgesamt, und wenn man das Gehör erstmal darauf geeicht hat, ist der LCD-2 Classic durchaus einer dieser Kopfhörer, mit denen man sich stundenlang und vor allem sehr entspannt quer durch die Musiksammlung aller Genres hören kann, ohne dass etwas ernsthaft stört.

Zum Schluss noch ein paar Worte im Vergleich zu meinen vorhandenen Kopfhörern:

Insbesondere sehr gespannt war ich auf den Vergleich mit seinem geschlossenen Bruder LCD 2 Closed-Back, den ich seit einigen Jahren besitze und für bestimmte Musikrichtungen sehr mag, der aber auch nicht frei von Kritik ist: Im Bass sind sich beide sehr ähnlich, der geschlossene wirkt tatsächlich manchmal sogar einen Tick zurückhaltender. Das mag aber vielleicht auch an der Abstimmung oberhalb liegen. denn hier sind die oberen Mitten noch etwas stärker angehoben, was sie dementsprechend noch etwas schärfer bzw. forscher klingen lässt. Dennoch stechen die "kritischen" Stimmen teilweise weniger hervor, was sicher auch mit an der Abstimmung der Höhen liegt. Denn auch diese sind insgesamt etwas mehr vorhanden, bei ziemlich identischen Details, was ihn im Vergleich ein gutes Stück weniger warm und belegt klingen lässt und für mehr Attacke/Aggressivität etwa bei Metal und co. sorgt. Die Bühne und Räumlichkeit sind interessanterweise sehr ähnlich, hier hat man kaum das Gefühl, einen geschlossenen Kopfhörer zu tragen.

Zweiter Kandidat ist mein schon etwas geliebter Hifiman HE500, der bisher noch in jeder Rundreise für meinen Geschmack mithalten oder gar als Sieger hervorgehen konnte. Im Vergleich hat dieser etwas weniger Impact im Bass, der aber ähnlich tiefreichend und dafür noch etwas trockener und schneller ist. Die Mitten sind nach wie vor die größte Stärke und haben auch eine recht betonte Präsenz, klingen aber nochmals natürlicher und nie aufdringlich. Insgesamt klingt der Hifiman aber schon relativ mittenbetont im Vergleich, obwohl die Höhen mengenmäßig minimal mehr bieten als beim LCD 2 Classic - aber weniger als der Closed-Back. Auch der HE500 kann manchmal bei Metal etwas zu brav klingen, schafft den Spagat aber meist etwas besser. Dazu ist die Bühne breiter und er klingt etwas luftiger als der Audeze. Insgesamt bleibt er auch hier somit wieder mein persönlicher Favorit, auch wenn leider der Tragekomfort "dank" harter Polster mit relativ kleinen Ausschnitten und weniger gepolstertem Kopfbügel deutlich schlechter ist.

An dieser Stelle sollte last but not least ursprünglich mein betagter Stax SR-303 stehen, den ich für seine Luftigkeit und weiträumige Bühne liebe und gerne in dem Punkt vergleiche. Allerdings habe ich den dann doch nur kurz herangezogen, da kurz vor Ende der Testwoche noch ein Neuzugang in Form des Sennheiser HD 800 S eingetrudelt ist, der ihn in all diesen Bereichen locker an die Wand spielt und daher nun stattdessen antreten darf. Tatsächlich ist mir ein Vergleich hier recht sehr schwer gefallen, da die Unterschiede doch recht krass ausfallen. Der HD 800 S bietet im Vergleich zum Hifiman einen nochmals schlankeren, aber auch nochmals kontrollierteren Bass. Mitten allgemein und Stimmen generell sind sehr natürlich, die gesamte Abstimmung ist deutlich heller ohne zu nerven und es gibt einfach so sehr viel mehr Details in den Höhen. Auch die Bühne ist erheblich viel größer, aber dafür ist er ja nun auch bekannt wie kaum ein Zweiter. Der Wechsel zwischen den beiden verlangt dem Gehör einiges ab, so unterschiedlich wie die beiden abgestimmt sind.

Fazit:
Der LCD 2 Classic ist insgesamt ein toller und komfortabler Kopfhörer mit grandiosem Bass und sehr entspanntem Sound, der mir für eine Vielzahl an Musikrichtungen gut gefällt und den man als Freund einer insgesamt eher warm-entspannten Abstimmung unbedingt mal gehört haben sollte.

Für alle, die bis hierhin durchgehalten haben, zum guten Schluss noch ein paar Bilder des Audeze und im Vergleich zu den anderen Hörern:













[Beitrag von RobN am 19. Nov 2025, 23:07 bearbeitet]
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