Wie soll man sich da entscheiden? Oder: ich weiß nicht was ich will

Meiner Erfahrung nach würde ich dir eher zum bequemeren raten.
Die Klangunterschiede hört man nur im direkten Vergleich. Ich gewöhne mich eher an einen anderen Klang (vorrausgesetzt er stösst mich nicht ab), als an unbequemlichkeit.

Wie gesagt.....ich gehe von mir aus.

Was die grundsätzliche Abwägung angeht, ist ungenügender Tragekomfort für mich ein Ausschlusskriterium. Kompromisse beim Klang sind da leichter hinzunehmen. Wobei es natürlich auch davon abhängt, wie lange man den Hörer so auf dem Kopf hat.

Wie ist es denn überhaupt zu der Vorauswahl gekommen?

Bei einem Budget von bis zu 100€ und einem indoor Einsatz wäre mein erster Gedanke ein AKG K612. Der hat allerdings die typischen, großen Muscheln, ist dafür aber offen. Ob es trotzdem zu warm ist oder auf die Brille drückt, wäre auszuprobieren.

Die Vorauswahl verlief mehr oder weniger nach Gefühl. Ich wusste nur das ich mein altes Headset ersetzen wollte, als ich mich dann etwas eingelesen habe fühlte ich mich dann doch etwas erschlagen von der Artenvielfalt. Um zu wissen was ich denn nun will müsste ich erstmal rumprobieren, dachte ich. Mein altes Headset habe ich damals einfach auf Empfehlung gekauft und gut.

Da ich bei Media Markt einen Gutschein gewonnen hatte wollte ich ursprünglich dort einen Kaufen. leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu viel Theorie Wissen im Kopf um einfach den zu nehmen der mir spontan am besten gefällt. Bei Kameras habe ich bereits gelernt das man die nehmen sollte die einen vom Gerät her die meiste Freude macht weil man sie sonst nicht benutzt. Beim Kopfhörer muss diese Einsicht wohl noch kommen.

Was ich mich allerdings Frage ist ob diese Unentschlossenheit wohl bedeuten könnte das ich sie eigentlich beide nicht möchte. Frage mich auch wieso es im Gaming Bereich durchaus welche mit Stoffbezug gibt, im normalen Audio Bereich dagegen (gefühlt) nur welche aus Kunst oder maximal echtem Leder.

Was denken sich Hersteller dabei? "ach die setzen die Kopfhörer eh nur für ein zwei Lieder auf"?


Sehe den Vorteil eines offenen Kopfhörers irgendwie nicht. Welchen Vorteil soll der gegenüber richtigen Lautsprechern haben wenn sowieso jeder hört was man selber hört? Für mich kommt deshalb nur ein geschlossener in Frage da auch meine Wohnung recht Hellhörig ist und ich an einer Hauptverkehrststraße wohne.

Ob ich mich auf Hausgebrauch beschränken werde weis ich so noch nicht. Manchmal nutzt man das neue ja erst wenn man es denn hat. Hätte auch nie gedacht das ich mal ne Freisprecheinrichtung im Auto brauche, jetzt wo ich sie habe wird sie auch genutzt. Von brauchen kann trotzdem nicht die Rede sein.

Geschlossene haben oft (Kunst)Lederpolster, weil das luftdichter abschliesst und somit zur Isolation beiträgt. Offene Kopfhörer sind meist angenehmer zu tragen, da es nicht so schnell warm drunter wird. Desweiteren haben sie idR eine größere Bühne/Räumlichkeit. Und das Telefon zB zu hören wäre auch nicht verkehrt. Ein Kopfhörer, auch wenn er offen ist, ist immernoch was Anderes als eine Anlage ;). Im gleichen Raum kann es natürlich schon störend für Andere sein...

Ein Geschlossener mit Velourpolstern und (meiner Meinung nach) hohem Tragekomfort wäre der Beyerdynamic DT770 oder besser Custom Studio. Die liegen aber etwas über dem Budget...

Den Beyerdynamic DT770 hatte ich ganz zu anfang im Auge. War mir dann nur nicht sicher ob die 80ohm für nen Laptop zu stemmen sind. Wenn er mich sonst umhauen würde könnte ich das Budget etwas aufstocken. Dafür müsste er mich dann auch wirklich begeistern, nicht nur gut sein.

Aber mal was anderes noch dazu... habe mich zwischenzeitlich auch gefragt ob das eigentlich so gut ist wenn man die Gehörgänge dauerhaft im Feuchtwarmen Klima hält?!

Ich bin ein sehr empfindlicher Menschen, vor allem was meine Ohren (überdurchschnittlich große Segelohren) und die Passform von Kopfhörern angeht. Um den perfekten Kopfhörer zu finden, habe ich schon eine Menge Hersteller ausprobiert: Sony, Sennheiser, Bose, Audio Technica, Shure, Bowers & Wilkins, Bang & Olufsen und viele mehr.

Momentan habe ich zwei Kopfhörer - einen halboffenen und einen geschlossenen. Was sie vereint ist der einzige Hersteller, der Kopfhörer herstellt, die ich ohne Schmerzen auch mal acht Stunden am Stück tragen kann: Beyerdynamic. Sowohl der DT 880 (250 Ohm) als auch der Custom Studio (80 Ohm) sind unglaublich bequem und sitzen dank den silbernen Polstern aus Velours himmlisch weich auf den Ohren.

Den DT 770 Pro (32 Ohm) hatte ich auch schon mal daheim, allerdings konnten mich hier die schwarzen Polster aus Kunstleder nicht wirklich überzeugen. Sonst fand ich den Kopfhörer aber rundum gelungen und sehr bequem zu tragen. Auch klanglich konnte er mich überzeugen: Der Klang ist detailliert, sauber aufgelöst und für einen geschlossenen Kopfhörer sehr räumlich. Im direkten Vergleich fand ich den Custom Studio wegen des abnehmbaren Kabels für unterwegs praktischer. Für daheim hätte ich mich wahrscheinlich für den DT 770 mit 80 Ohm entschieden, der mit den berühmten silbernen Polstern daherkommt. Du müsstest dein Budget zwar um 18€ aufstocken, hättest dafür aber einen hochwertigen Kopfhörer mit sehr guten Tragekomfort, unvergleichbar guter Reparierbarkeit und Ersatzteilversorgung und gutem Klang.

Bezüglich der 80 Ohm: Mein Custom Studio hat ebenfalls 80 Ohm Impedanz, was weder für mein Handy (Oneplus 5T), mein Notebook (ThinkPad X1 Yoga) noch meinen Desktop-PC (Soundchip: Realtek ALC892) auch nur den Hauch einer Herausforderung darstellt. Es werden mehr als ausreichende Lautstärken erreicht, die Klangqualität ist gut und die Verwendung meines Kopfhörerverstärkers (Sabaj D3) bringt bei diesem Kopfhörer nur einen minimalsten klanglichen Gewinn. Beim DT 770 würde ich mir daher auch keine Gedanken machen - das sollte dein Laptop schon stemmen können.

Wenn du auf wirklich auf "Nummer Sicher" gehen möchtest, kannst du irgendwann noch einen kleinen Kopfhörerverstärker (evtl. sogar mit integriertem DAC) kaufen, der dann auf jeden Fall mehr als genug Leistung für jede Art von Kopfhörer haben sollte. Empfehlenswert sind hier FX-Audio DAC-X6, Sabaj PHA2 (ohne DAC), Sabaj D3 (mit DAC), Fiio EK10 (mit DAC) und Schiit Fulla 2 (mit DAC). Notwendig sein sollte das aber nicht, wenn du nicht gerade die letzten 0.5% Klangqualität aus den Kopfhörern herauskitzeln möchtest. Ich nutze meinen Sabaj D3 hauptsächlich, weil ich die Lautstärke gerne über ein physisches Drehrad einstelle und meine Onboard-Soundkarte nach fast acht Jahren nicht mehr das gelbe vom Ei ist, was die Digital-Analog-Wandlung betrifft.

Unter dem Strich sollte man aber sagen können: Der DT 770 (80 Ohm) dürfte sowohl klanglich als auch in Sachen Tragekomfort ein ganzes Stück besser sein, als die beiden oben genannten Kopfhörer aus deiner Auswahl. Nicht umsonst wird der DT 770 als zeitloser Klassiker angesehen und in etlichen Tonstudios dieser Welt verwendet. Das wäre mir einen Aufpreis von nicht mal 20€ auf jeden Fall wert.

klasse das man sich hier nicht nur die Zeit nimmt recht lange Threads zu lesen, sondern sie auch ebenso lang und ausführlich zu beantworten =)

Dachte mir mittlerweile auch das diese Kunstleder Dinger nichts für mich sind. habe mir nun den dt770 pro in 80Ohm bestellt. Wobei ich nebenher auch über einen halboffenen dt 880 nachdenke.

Meine bevorzugte Musikrichtung ist ja Klassik, nebenher gerne was Rockiges wie die Toten Hosen oder Nightwish, auch Amon Amarth muss ab und an mal sein. Würdet ihr mir anhand dessen eher zum 770er oder mehr zum 880er raten?

Ich versuche zu helfen, wo ich helfen kann. Den Großteil meines Wissens über Kopfhörer habe ich hier aus dem Forum. Hätte ich hier nicht so viel gelernt, hätte ich vielleicht zu irgendeiner normalen "Kaufhausmarke" gegriffen und wäre damit nie wirklich glücklich geworden.

Die Frage nach dem richtigen Kopfhörer für deinen Musikgeschmack ist allerdings gar nicht mal so einfach. Prinzipiell gilt bei Klassik: Je offener der Kopfhörer, desto schöner klingt das Orchester. Hier würde ich den DT 880 (vor allem mit 250 Ohm und Kopfhörerverstärker) vorziehen. Bei Rock würde ich dagegen eher den geschlossenen DT 770 vorziehen. Ich selbst nutze meinen DT 880 für Klassik, Jazz und akustische Musik. Den Custom Studio (der dem DT 770 sehr ähnlich ist) nutze ich dagegen für Rock, Hip Hop und Elektro.

Allerdings kann man den DT 770 natürlich auch für Klassik verwenden und den DT 880 für Rock. Beim DT 770 leidet die Bühne ein wenig bei klassischer Musik, beim DT 880 dafür der Bass bei kräftigeren Rocknummern. Im Vergleich zu dem, was du gegenwärtig verwendest, sollten aber sowohl DT 770 als auch DT 880 eine wahre Offenbarung sein. Mir zumindest ging es ähnlich: Ich habe damals von einem SteelSeries Headset auf den DT 880 gewechselt. Manche Lieder haben so sehr an Detailreichtum gewonnen, dass ich anfangs dachte, ich würde eine andere Version hören. Das war allerdings nicht nur bei Klassik, sondern auch bei Rock und Hip Hop so - du brauchst dir also eigentlich keine Gedanken zu machen. Sowohl mit dem DT 770 als auch dem DT 880 solltest du viel Spaß haben.

Nochmal zum Thema Tragekomfort: Wenn ich mich für einen Kopfhörer entscheiden müsste, den ich die nächsten 24 Stunden durchgehend tragen muss, würde meine Wahl auf ein (halb-)offenes Modell fallen. Ich finde die "Belüftung" der Ohren durch die offenen Seitenwände einfach unglaublich angenehm und bekomme dadurch deutlich langsamer warme und müde Ohren. Bei Beyerdynamic bedeutet das für mich: Den Custom Studio muss ich nach knapp sechs bis acht Stunden (im Sommer) absetzen, beim DT 880 halte ich auch gut und gerne mal zwölf bis vierzehn Stunden aus, ohne dass es anstrengend wird. Das ist aber beides nur Jammern auf sehr hohem Niveau. Zum Vergleich: Den Audio Technica AR5BT habe ich eine Viertel Stunde ertragen, beim Ultrasone Performance 880 waren es immerhin 30 Minuten, bevor ich das Gefühl hätte, meine Hirnrinde würde explodieren.

Noch ein kleiner Tipp zum DT 770 Pro: Hierbei handelt es sich um ein Pro-Modell, das einen höheren Anpressdruck als die Edition-Modelle von DT 880 und DT 990 hat. Mir war dieser Druck (beim Custom Studio identisch) auf Dauer ein wenig zu viel des Guten - hier kommt der Kopfbügel aus Federstahl ins Spiel. Man kann den Kopfhörer einfach ein wenig "aufbiegen" und dadurch den Druck auf den Ohren nach eigenen Vorlieben verändern. Dabei muss man sich einfach langsam vorarbeiten und Stück für Stück schauen, ab wann es bequem wird. Allerdings muss man nicht extrem vorsichtig sein. Damit der Kopfhörer zu weit wird, braucht es schon ganz schön Druck in den Oberarmen.

Mein Custom Studio wurde selbst dadurch nicht zu weit, dass ich den Metallbügel für 30 Sekunden gerade auf den Tisch gedrückt habe. Alternativ kann man den Kopfhörer auch für einige Tage über einen Schuhkarton/Bücherstapel/Lautsprecher/etc. spannen, der ungefähr die Breite des eigenen Kopfes hat. Mir hat das allerdings zu lange gedauert - daher habe ich ihn auch kurz und schmerzlos aufgebogen. Dieses Vorgehen empfiehlt übrigens auch Beyerdynamic selbst, sodass man davon ausgehen kann, dass diese Verringerung der Anpresskraft den Kopfhörern nicht schadet.

Ich bin gespannt, wie dir der DT 770 gefallen wird. Du könntest natürlich auch noch den DT 880 und den DT 990 als Vergleich bestellen und ausgiebig probehören. Dann könntest du dir ein eigenes Bild von den klanglichen Unterschieden machen und dich für den optimalen Kopfhörer für deine Bedürfnisse entscheiden. Ich jedenfalls gebe weder meinen DT 880 noch meinen Custom Studio wieder her - ich bin voll und ganz überzeugt.

Kleiner Nachtrag: So angefixt, wie ich von dem Hersteller Beyerdynamic bin, werde ich in Zukunft wahrscheinlich auch noch einen DT 770 mit 80 Ohm kaufen - vor allem, weil der Preis von 118€ echt verlockend ist und es sich bei dem DT 770 um einen echten Klassiker handelt, den man eigentlich in seiner Sammlung haben muss, wenn man sich für Kopfhörer interessiert. Außerdem ist der Custom Studio (für mich) eher für unterwegs gedacht. Für zuhause würden mir die drei Meter Kabel und das etwas leichtere Gehäuse des DT 770 Pro als Ergänzung gut passen. Umso gespannter bin ich auf dein Feedback, wenn er dann mal bei dir eintrifft.

Hat sich eigentlich bei den Polstern der BD Standardmodelle etwas geändert?
Mein letzter BD war ein DT990 pro und nach 1 Jahr Nutzung waren die Polster platt und das hatte auf den Klang einen nicht unerheblichen Einfluss.

Meine letzten EDT990V Polster hatte ich vor ca. 3 Jahren gekauft und sind obwohl ich den DT880 kaum noch nutze, auch schon wieder recht platt. Ich habe mir die Dinger damals nahezu jährlich gekauft. Die sind mir generell auch etwas zuu weich, sodass meine Ohren nach einiger Zeit die Treiberabdeckung berühren... Ich habe Schnürsenkel druntergelegt um sie etwas anzuheben

Bei den Geschlossenen habe ich kein Problem mit den Polstern, da die EDT770V ja fester sind, sich kaum stauchen und mit der Zeit auch nicht platt werden.

Bisher konnte ich weder bei den geschlossenen noch bei den offenen Kopfhörern von Beyerdynamic ein Einsinken der Polster beobachten. Allerdings sei auch erwähnt, dass ich meine Kopfhörer mit vergleichsweise geringem Anpressdruck trage und daher logischerweise auch der Druck auf die Polster nicht sonderlich groß sein sollte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Polster des Custom Studio, der direkt aus der Packung doch ein wenig fester auf die Schläfen drückt, einigermaßen schnell platt werden könnten.

Allerdings hat man ja immer die Möglichkeit die Polster auszutauschen, wenn man mit ihrem Zustand nicht mehr zufrieden ist. Im Maximalfall führt das zu Kosten von rund 20€ im Jahr, wenn man seine Polster wirklich Jahr für Jahr austauschen möchte. Selbst das sollte noch im Rahmen des Erträglichen liegen - so sehe ich es zumindest, wenn ich einen Kopfhörer täglich nutze.

Moped85 (Beitrag #1) schrieb:

... Preislich sollen es maximal 100€ sein. Vor mir liegen nun ein Sony WH-H800 mit Bluetooth (on ear) ....

Den Sony WH-H800 gibt es in der Tat teils für unter 90€ aber primär sehe ich diesen für den mobilen Einsatz.

Soooo…

habe mich lange nicht so auf ein packet von DHL gefreut, bei jedem Klappern und Rascheln habe ich ausm Fenster geguckt bis es dann endlich der Paketbote war


Muss sagen das der Beyerdynamic Dt770 Pro auch nicht perfekt ist. Die Ohrpolster könnten z.b etwas kleiner bzw. in Ohrform sein. Dennoch macht er mir einfach Spaß, und darauf kommt es wohl an. Tatsächlich könnte ich den auch ohne Musik aufsetzen =)


Hatte im gleichen Paket noch den Sony MDR-1A der einen kräftigeren Bass liefert. Im gaming schon gabz geil, beim Musik hören dafür zu viel des guten. Für Hip Hop oder Techno Fans könnte es vllt. gut passen.

Eines muss man den Kopfhörern von Beyerdynamic wirklich lassen: Die Ohrpolster sind alles andere als klein. Gerade für Menschen wie mich, die große und dazu auch noch abstehende Ohren haben, sind diese überdimensionierten Ohrpolster ein wahrer Segen. Egal welche Kopfhörer ich probiert habe, die Polster in "Ohrform" haben immer dazu geführt, dass mir nach höchstens 60 Minuten die Ohren geschmerzt haben. Bei Beyerdynamic ist das dank der riesigen Polster zum Glück nicht der Fall. Für 98% der Käufer ist das wahrscheinlich egal, die restlichen 2% sind aber dankbar, dass wenigstens ein Hersteller an ihre Riesenohren denkt.

Die Frage aller Fragen ist nun: Wie entscheidest du dich schlussendlich? Wird es der DT 770, oder bekommt der MDR-1A wegen des Basses den Vorzug? Und wie findest du den Tragekomfort der beiden Modelle im Vergleich, kann der Sony mithalten?