SAT-Anlage, 8x Multischalter und UKW - wie richtig verkabeln, welche Dosen?

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Aladdin_Sane
Stammgast
#1 erstellt: 31. Mai 2015, 12:38
Hallo Leute!

Wir haben eine Kathrein-Anlage mit 2 LNB, eine gute alte Hirschmann-Antenne aus den 80ern (für TV und UKW) und einen Kathrein EXR2908 Multischalter. Jetzt sind im ganzen Haus (sternförmig vom Multischalter zu den zukünftigen Endpunkten) Kabel verlegt, und ich wüsste gern die richtigen Dosen die man dazu braucht. Ich habe bei Kathrein gesehen, dass es alle möglichen Dosentypen mit jeweils nochmal unterschiedlichen Dämpfungen gibt.

Ich hätte gerne jeweils die typischen 3er-Dosen mit SAT/TV/Radio.

Eine kurze Recherche sagt mir, ich brauche also sog. Stichdosen bzw. Einzelanschlussdosen. Was wären dann in diesem Fall die richtigen?

Weiterhin kommt erschwerend hinzu, dass wir uns jetzt (wo alles liegt und auch schon zum größten Teil zugebaut ist) noch überlegt haben, dass wir in einem weiteren Raum gerne einen Antennenanschluss für UKW-Radio hätten. Im Nachbarraum endet eine Antennenleitung (wird auch an dieser Stelle nur für UKW-Radio genutzt), kann man das Antennenkabel hier dann a) durchschleifen oder b) unterverteilen?
Was wären dann die richtigen Dosen?

Und noch eine Sache - lässt dieser EXR2908 den UKW-Antennenempfang gut durch (den Daten nach ja, aber was wie ist das "in Wirklichkeit")? Und macht der Einsatz eines Antennenverstärkers irgendwo Sinn, wenn ja, wo?


Danke und viele Grüße,
Benedikt
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 31. Mai 2015, 23:35
Dosen mit Sat / TV / Radio am Multischalter: 30 dB Entkopplung zwischen einzelnen Sat-Anschlüssen ist gefordert, der EXR2908 alleine bietet schon 25 dB Entkopplung zwischen den Teilnehmern. Die restlichen 5 dB besorgen tatsächlich die Einzel- oder Stichdosen mit ihren wenigen dB Dämpfung zu den Ausgängen. Genaugenommen verfehlt das die Entkopplung im terrestrischen Bereich (DVB-T, DAB, UKW), aber irgendwie hat das noch niemanden gestört. Um die UKW-Entkopplung zu erreichen, wäre bei diesem Multischalter der Einsatz von Dosen mit mindestens ca. 8 dB Anschlussdämpfung nötig.

Eine gängige und geeignete Dose für Direktanschluß an den Multischalter wäre z.B. die Axing SSD 5-00 (Foto ist retuschiert, bei der Dose gehts nur rein und nicht wieder raus). Falls Du einen Fall hast, in dem zwei Kabel (Twin-Receiver) in einer Unterputzdose ankommen, wäre die Axing SSD7-00 ein geeigneter Kandidat. Beide Dosen dämpfen die Signale nur noch minimalst. Zusammen mit der Kabeldämpfung werden die Entkopplungen gerade so erreicht im Sat-Bereich. Im terrestrischen Bereich werden sie verfehlt. Dumm bei diesen Dosen ist, daß UKW und DAB aus getrennten Ausgängen kämen, da UKW und TV-Ausgänge gefiltert sind auf ihre angestammten Frequenzbereiche. Viele UKW/DAB-Kombi-Empfänger haben aber nur einen Antenneneingang für beide Tuner.

Deshalb schau Dir mal die Kathrein ESD30 nebst Abdeckplatte ESZ53 an. Die ESD30 bietet zwei gleichwertige terrestrische Anschlüsse, so daß man auch UKW und DAB gemeinsam aus einem Ausgang ziehen könnte. Die Entkopplung zwischen 2 Dosen im terrestrischen Bereich wird auch etwas besser.

Das UKW-Radio in dem Raum ohne Dose kann z.B. bequem am zweiten terrestrischen Anschluß der ESD30 des Nebenraumes angeschlossen werden - die Ausgänge sind identisch und gehen auch 2 mal für UKW. Nur die Entkopplung paßt wieder nicht - aber das ist bei fast allen Dosen zwischen den eigenen Ausgängen so. Sind nur Verteiler drin, mehr als 22 dB Entkopplung werden da kaum sein. Ist aber wirklich üblich so. Am besten ein selbstgebautes Anschlußkabel mit Winkelbuchse nutzen, da eines der beiden Anschlußkabel sowieso zwei Buchsen benötigt, da es in einer TV-Buchse an der Dose steckt. http://www.antennenland.net/IECf-56-51-Self-Install_1

Hier die anderen Stecker dieser Serie:
http://www.antennenland.net/IECM-56-51-Self-Install_1
http://www.antennenland.net/IECf-56-51-Self-Install
http://www.antennenland.net/IECM-56-51-Self-Install

Eine "Unterputz-Durchschleifung" wäre nicht wirklich möglich, da in Deiner Installation Sat nicht mehrere Receiver an einem Kabel duldet, was damit aber prinzipiell möglich würde. Man könnte an den beiden Dosen an einem Kabel zwei Receiver betreiben und sich wundern, warum da was nicht geht...

Das beidseitige Benutzen für UKW geht nicht mit der Axing-Dose, da deren Ausgänge getrennt für UKW und TV sind.


Ob der EXR2908 den UKW-Empfang gut "durchläßt", kann ich nur anhand des Datenblattes sagen: er dämpft offenbar den unteren terrestrischen Bereich mit etwa 13 dB, also recht stark. Ist eine passive Terrestrik. Die ESD30-Dosen dämpfen nochmal mit 4 dB an den terrestrischen Ausgängen, sind zusammen schon 17 dB. Die Kabel bis zu den Dosen sind bei UKW mit auch noch etwa 0,6 dB auf 10 Meter dabei. Zusammen also von Multischalter-Eingang bis Antennendose vielleicht 18 dB Dämpfung.

UKW-Tuner fühlen sich je nach Fabrikat und Aufwand im Eingangsteil bei etwa 55 bis 70 dBµV am wohlsten. Nehmen wir mal 65 dBµV Signalpegel an - dann müßten am Multischalter 65 + 18 = 83 dBµV reingeschoben werden. In Berlin City braucht man dazu nichtmal eine Antenne. Auf dem flachen Land, vielleicht 20 km von einem sichtbaren UKW-Großsender mit 100 kW entfernt, reicht dafür vermutlich ein Ringdipol oder eine kleine 3-Element-Antenne. Bei schwierigeren Empfangssituationen reicht nichtmal eine große UKW-Antenne. Dann müßte man eventuell rauscharm (!!!) vorverstärken.

Für diese Entscheidung: was ist das für eine Hirschmann-Antenne (Foto?), wenn sie UKW und TV können soll? Eigentlich sind das ja getrennte Frequenzbereiche (TV in sich ist auch nochmal je nach Band deutlich unterschiedlich) und erfordert unterschiedliche Antennen. Und dann kannst Du mal nach Deiner regionalen Empfangssituation schauen:

http://fmscan.org -> "Frequencies For Any Location (complete prediction 65 - 108 MHz)" -> Ort mittels Google Maps präzise auswählen -> "OK" ->"Generate"

Es kommen 2 Tabellen. Die obere listet alle theoretisch irgendwie eventuell möglichen Empfänge, basierend auf einer Datenbank aller Senderstandorte (Hobbyprojekt!!!) und einem einfachen Geländemodell. Die Angabe erfolgt mit aufsteigenden UKW-Frequenzen. Die untere Tabelle ist die interessante: sie listet alle Programme der Empfangsstärke nach. Die Spalte "dBµV" ist wichtig: Was haben die 10 oder 15 besten Programme für Pegel (die Angaben sind ohnehin nur grobe Anhaltspunkte)? Und was sagt die Spalte "azi"? Die gibt den Winkel an, unter der die Programme empfangen werden an Deinem Standort. 0° - Norden, 90° - Osten, 180° - Süden, 270° - Westen. Kommen alle gut empfangbaren Programme aus nahezu einer Richtung, ists gut für eine Richtantenne. Kommen sie wild verstreut, wirds eklig.

Anhand der dBµV-Werte schauen wir dann, ob ein Verstärker nötig sein könnte. Kaufen und einbauen würde ich ihn aber erst, wenn sich die Notwendigkeit tatsächlich real herausstellt.
Aladdin_Sane
Stammgast
#3 erstellt: 03. Jun 2015, 22:43
Vielen Dank für diese wirklich fantastische und ausführliche Antwort!

Ich habe mich jetzt für die ESD30-Dosen entschieden, und für die 2x UKW-Durchschleif-Situation für 2x ESD64.


Viele Grüße,
Benedikt
Radiowaves
Inventar
#4 erstellt: 04. Jun 2015, 11:01
Die ESD64 dämpft UKW um 10 dB. Die zweite ESD64 dämpft dann mitsamt Durchgangsdämpfung der ersten ESD64 um 12 dB. Alle anderen Dosen (ESD30) dämpfen UKW um 4 dB. Du hast also 6 - 8 dB mehr Dämpfung auf diesen Anschlüssen, damit hast Du die Wahl, UKW für alle ESD30 oder für die beiden ESD64 einzupegeln, aber nicht für beide Dosentypen.

Auf die Schnelle fällt mir auch nichts eleganteres ein. Ich war davon ausgegangen, daß Du bereit wärst, ab dem Raum mit der vorgesehen Dose "aufputz fliegend" weiterzugehen. Dann hätte ich wirklich ESD30 nebst außen aufgestecktem Kabel direkt zum Empfänger im Nachbarraum vorgeschlagen, da hätte alles besser gepaßt.

Mach bitte trotz der etwas außergewöhnlichen Installation auf die zweite ESD64 einen Abschlußwiderstand drauf. Am besten einen mit DC-Block, auch wenns eigentlich nicht nötig sein sollte. Man weiß nie...
Aladdin_Sane
Stammgast
#5 erstellt: 06. Jun 2015, 11:40
Oh, ok - das hatte ich in der Form nicht bedacht. Ich wollte vermeiden, von der ersten UKW-Dose Y-mässig zu verteilen und dann mit einem Zweig durch die Wand weiterzugehen.

Eine Möglichkeit wäre also, UKW an die ESD64 einzupegeln, oder durchgängig ESD30 zu verwenden, und einmal "irregulär" weiterzugehen?

Gäbe es denn eine Alternative zur ESD64, die besser zu den sonst verwendeten ESD30 passen würde? Es gibt nämlich zwei Stellen wo *vielleicht* neben SAT auch mal UKW genutzt würde.


Danke und viele Grüße,
Benedikt
Radiowaves
Inventar
#6 erstellt: 06. Jun 2015, 13:38
Ich war davon ausgegangen, daß zum neu hinzugekommenen Raum keine Unterputz-Verkabelung liegt. Dann wäre die externe Weitergabe von einem der beiden IEC-Anschlüsse der ESD30 in den nachabrraum eine elegante Lösung - und technisch formal sauber. Wenn freilich Unterputzkabel liegt, ist das nicht so schön.

Ich bin zugegebenermaßen erstmal am Ende. Vielleicht findet sich hier ja noch einer der echten Profis ein und kennt einen Weg, das zu verwirklichen. Durchgangsdosen mit deutlich wneiger als 10 dB UKW-Dämpfung sind mir nicht bekannt.

Du kannst UKW sowieso nicht so richtig "einpegeln", wenn es terrestrischer Empfang ist. Die Programme kommen je nach Empfangssituation sowieso unterschiedlich stark an. Vielleicht läßt sich sowieso ein Komprimiß einpegeln, die ESD30 haben dann auf UKW etwas mehr Pegel. Sollte dann mal dort ein Radio ran, kann, wenn das dem Radio zuviel Pegel ist, ein einstellbarer abschwächer vorgeschaltet werden. Der Sat-Ausgang ist davon erstmal nicht betroffen, der geht erst über 900 MHz los.

Durchgängig ESD30 geht nicht, weils Dosen ohne interne Weiterleitung sind. Reihenschaltung ist nicht möglich.
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