Frage an die Schwarmintelligenz zum Aufbau des RDS-Datenblocks

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Nixals'nDraht
Stammgast
#1 erstellt: 21. Nov 2015, 20:07
@all:

Wir betreiben zu Hause zum Rundfunkhören einen T+A Tuner (820M). Der Tuner verfügt über eine eingebaute Uhr und kann auch so programmiert werden, dass er zu einer bestimmten Uhrzeit einschaltet. Zudem ist er RDS-fähig, und so einstellbar, dass er seine Uhrzeit mit der Clockzeit des RDS-Signals synchronisiert. So ist er auch eingestellt, weil die Ganggenauigkeit der Uhrzeit über die interne Taktung, was auch eine mögliche Einstellung ist, sehr zu wünschen übrig lässt und die Uhr schon innerhalb kurzer Zeit merklich „vorrennt“ und die angezeigte Uhrzeit der realen Zeit voraus ist. Der Tuner hängt am Kabelnetz von Kabel Deutschland im Kabelnetz der Stadt GÖ.

Die beschriebene Uhrzeitsynchronisation funktionierte bis vor einigen Monaten. Bis wann genau, kann ich nicht festmachen. Vielleicht ist es auch schon fast ein Jahr. Jedenfalls ist es so, dass bei Betrieb am Kabelnetz die Zeitsynchronisation nicht mehr funktioniert, was sich so bemerkbar macht, dass die Uhr voreilt. Zunächst dachte ich, der Tuner sei in diesem Bauteilebereich defekt, bis ich dann zum Gegencheck eine terrestrische Antenne angeschlossen und den Empfänger auf einen der am Ort empfangbaren Sender, der RDS mitsendet, abgestimmt habe. Und siehe da: Die Uhrzeitsynchronisation funktionierte. Dieses Verhalten konnte ich mit weiteren terrestrischen Sendern, die ebenfalls mit RDS Datenblock senden, bestätigen. Doch zurück am Kabel von Kabel Deutschland funktioniert das nicht. Bei keiner der im Kabel verfügbaren Empfangsfrequenzen wird die Uhrzeit synchronisiert, während RDS-Text fehlerfrei angezeigt wird.

Eine Anfrage dazu beim Hersteller T+A brachte als Ergebnis, dass der Tuner in Ordnung sei (ich habe es auch nicht anders erwartet). Eine Anfrage bei der Sendetechnik einer der ARD Anstalten brachte als Ergebnis, dass sie RDS standardkonform senden. Klar: Der Tuner synchronisiert ja auch – wie er soll – seine Uhrzeit aus dem RDS Signal.
Eine Anfrage bei Kabel Deutschland wird dort im Kreis weitergereicht. Dazu gehen bei uns Anrufe ein von Kabel Deutschland Call Center Mitarbeitern, die ihren Fragen- und Antwortenkatalog am Telefon abarbeiten aber erkennbar keine tiefergehende Ahnung von der Materie haben.

Fragen:
Wie setzt sich der RDS Datenblock zusammen?
Gibt es einen Standard, wie der RDS Datenblock aufgebaut sein soll, was an erster, zweiter, dritter Stelle und so weiter zu stehen hat, damit ein Empfänger das „aufdröseln“ kann?
Oder gibt es Steuerzeichen, an denen sich ein RDS Empfänger orientiert?
Sind die terrestrischen (ARD)Datenblöcke standardkonform (wovon ich eigentlich ausgehe, weil: ...Wir sind in Deutschland, dem Land der Normen und Standards...)?
Unterscheiden sich die RDS Datenblöcke von Kabel Deutschland zumindest an dieser für die Uhrzeitsynchronisation entscheidenden Stelle von den terrestrisch ausgebreiteten RDS Datenblöcken?
Kann jemand die (unterschiedlichen) RDS Datenblöcke aufdröseln und hier als Text zur verfügung stellen?

Vielen Dank Im Voraus für fundierte Antworten

R.
Nixals'nDraht
Stammgast
#2 erstellt: 22. Nov 2015, 00:24
hmmh?
Nixals'nDraht
Stammgast
#3 erstellt: 22. Nov 2015, 14:32
Na?
Passat
Inventar
#4 erstellt: 22. Nov 2015, 20:36
Bei RDS sind nur 2 Dinge verpflichtend:
PI und PS
PI = interne Programmkennung
PS = angezeigter Sendername

Alles Andere ist optional.

RDS kann extrem viele Dienste und kein Tuner kann alle Dienste entschlüsseln.

Eine Auswahl, was es noch an RDS-Diensten gibt:
- CT = Uhrzeit
- RT = Radiotext
- AF = Liste von Alternativfrequenzen des gleichen Senders
- TP = Kennung für Programme, die Verkehrsfunk senden
- TA = Kennung, die nur aktiv ist, wenn gerade eine Verkehrsfunksendung läuft
- M/S = Sprache/Musik-Kennung
- PTY = Programmtyp (Pop, Rock, Nachrichten etc.)
- EON = Kennung, welche anderen Sender der gleichen Kette Verkehrsfunk senden (Sender ohne Verkehrsfunk schalten dann bei Verkehrsfunkmeldungen auf den anderen Sender um und nach Ende der Verkehrsfunksendung wieder zurück)
- TMC = Datenkanal, auf dem Verkehrsmeldungen übertragen werden. Wird von nahezu allen Navigatiosgeräten ausgewertet

RDS ist natürlich genormt und zwar in der DIN EN 62106.
RDS wird in jeweils 4 Datenblöcken á 26 bit (16 Datenbits und 10 Prüfbits) übertragen.

Grüße
Roman
Radiowaves
Inventar
#5 erstellt: 23. Nov 2015, 22:44
Es kann sein, daß die tolle kabel Deutschland inzwischen auch die ortsüblichen UKW-Programme nicht mehr direkt auf die Kabelfrequenz umsetzt, sondern als Zwischenschritt in (digitale) Tondatenströme) umsetzt und damit einen digitalen UKW-Modulator füttert. Du kannst das herausfinden, wenn Du zwei klassische UKW-Radios (ohne digitale Signalverarbeitung, der T+A dürfte UKW analog verarbeiten) mal parallel betreibst: den T+A am Kabel, ein tragbares Radio älteren Baujahres an der Teleskopantenne. Beide mit einem ortsüblichen Programm, z.B. NDR 2 von 94,1 Nikolausberg oder FFN von 102,8 Bovenden.. Spielen die zeitgleich? Oder hängt der T+A hinterher? Tut er letzteres, ist das ein Indiz für eine digitale Neugenerierung des UKW-Signals. Dabei hat man wohl das RDS-CT weggelassen. Ob das die Dividende erhöht bei diesem Kabelverein?

Das digitale Neugenerieren von UKW hat einen entscheidenden Vorteil: man hat keine Dreckeffekte unterhalb oder oberhalb des umgesetzten Programms, bei der konventionellen analogen Direkt-Umsetzung auf die Kabelfrequenz kann was mit durchrutschen, was die Belegungsplanung komplizierter macht.

Oder mal ein Radio nehmen, das RDS-CT anzeigt. Sony-Tuner können das teilweise. Da siehst Du, ob die Uhrzeit noch übertragen wird.

Wie Passat schrieb, ist nur PI verpflichtend. Das weist das Programm inklusive eventueller Regionalisierungen eindeutig aus. NDR 2 hat z.B. D382, FFN hat D388, der DLF hat D210, das Stadtradio Göttingen hat 1088. Wird der PI-Code nicht übertragen, ist es völlig offen, was das Radio aus RDS macht. Ich kenne einen Onkyo, der hängt sich dann auf, wenn man Radiotext anzeigen lassen will. Und ein Sony ST-S361 zeigt dann erst "Kein EON", um danach beleidigt auf "________" umzuschalten.

Bissl Hintergrund zu RDS:
http://www.2wcom.com...mpany/RDS_Basics.pdf
http://www.interacti...067_RDS_Standard.pdf

Den brauchst Du eher nicht, ich halte den Fall für recht klar: kein CT mehr im Kabelnetz.

Es gibt RDS-Analysetools, meist eingebaut in FM-Meßempfängern, mit denen man auch Spitzenhub und Multiplexleistung angezeigt bekommt. Z.B.:
http://pira.cz/fm_broadcast_analyzer/ oder http://mediaengineering.com/Pics/FM-SPY-Datasheet.pdf

Hier kannst Du sowas online testen, die Programme sind durchschaltbar und anhörbar. Auf der Karteikarte MPX findest Du oben die Hubstatistik und unten nach einer Minute beginnend die MPX-Leistung. In Deutschland dürfte oben nie >75 kHz sein und unten nie >0 dBr. Ja, in Bulgarien fühlt man sich daran offenbar nicht gebunden. http://demo.devabroadcast.com:3201/main.shtm


[Beitrag von Radiowaves am 23. Nov 2015, 22:48 bearbeitet]
Nixals'nDraht
Stammgast
#6 erstellt: 24. Nov 2015, 20:00
Hallo Passatwind und Radiowelle und alle Mitleser:

Es funzt wieder!

Die Netztechnik von Kabel Deutschland aus Frankfurt hat sich bei mir zurückgemeldet und sich für den Hinweis zum fehlenden RDS Clock Signal bedankt. Sie haben den Fehler korrigiert und die Uhrzeitsynchronisation funktioniere wieder, was ich heute nach Gegencheck bestätigen kann.

Es sind hier in GÖ, wie Radiowelle schrieb, tatsächlich aus digitalen Daten modulierte UKW Signale im BK- Netz (also hören wir hier mp3-UKW)

Und ganz herzlichen Dank an Passat und Radiowaves für die fundierten Infos zum vertiefenden Verständnis von RDS.

Roland
Radiowaves
Inventar
#7 erstellt: 25. Nov 2015, 01:37
Das ging aber schnell!

Vermutlich ist es MP2-UKW, aber das tut ja nix zur Sache. Es wäre aber mal spannend, die Bitrate dieses Verteilnetzes herauszufinden. Kabel BW tut das wohl auch seit Jahren schon so: an strategischen Empfangsstellen holen sie sich die ortsüblichen Programme aus der Luft, digitalisieren sie (inkl. RDS) und schicken sie über ihr Netzwerk in die Zentrale. Dort werden neue Pakete daraus gepackt und zurück ins Netz gesendet. In den lokalen Netzknoten erfolgt die Rückwandlung in UKW, dabei werden wieder nur die regional vorgesehenen Programme umgesetzt. Klingt super aufwendig, verschafft ihnen aber einige Vorteile.

Zum Empfangen, Konvertieren und Versenden der UKW-Programme als MP2 nimmt man u.U. sowas hier: http://www.qbit.de/Transcoders/Q565-FM-DVB-Transcoder::11.html . Die Bruchsaler Firma, die auch Technik für den Tunnelbau (!) entwickelt hat, hat für die ARD 2005 auch das Encoder- und Multiplexersystem für den DVB-Radiotransponder entwickelt. Jede Anstalt hat ein Rack mit Einschüben für die einzelnen Programme (MP2 oder AC3 pass-through), bildet einen Vormultiplex, schickt ihn über das ARD-Hybnet zum WDR nach Langenberg, dort wird aus den Vormultiplexen und ARD alpha sowie SR Fernsehen der Transportstrom des Transponders gemultiplext und dann hoch damit auf Astra. QBit ist also immer dabei, wenn wir ARD-Digitalradio über Satellit hören.
Passat
Inventar
#8 erstellt: 25. Nov 2015, 02:38
Ähmmm, Kabel BW gibt es nicht mehr!

Das ist jetzt auch namenstechnisch Unitymedia.

Grüße
Roman
Nixals'nDraht
Stammgast
#9 erstellt: 25. Nov 2015, 21:39
@ Radiowelle:

Schnell ging das nur am Schluss. Davor waren einige Tage mit Telefonaten mit mehr oder weniger kompetenten Call-Center Angestellten, die ihren Standard Fragen- und Anleitungskatalog an mir abzuarbeiten versuchten, einschließlich eines (nicht verlangten oder beauftragten) Serviceinsatzes vor Ort, bei dem der Servicetechniker mir weismachen wollte, dass mein Tuner ein Softwareupdate benötige...

Radiowaves, Du scheinst Dich aber auch wirklich gut auszukennen. Bist Du ein Fachi... ähem, Fachindianer?

Für die mp2 (oder mp sonstwas) basierte UKW Modulationsumsetzung wird anscheinend bei Kabel D nix mehr aus der Luft geholt. Es wird alles von den Radioanstalten per Datenleitung abgenommen und zentral von F/Main per Stream an die Kopfstationen in D weiterverteilt. So die Aussage der Netztechnik. Aus diesem Grund sind die Signale recht sauber und frei von Störungen, was sich zu analogen Zeiten vor allem bei schlechtem Wetter hörbar und bei Schneefall schon mal deutlich bemerkbar machte.
- Da wir hier in GÖ nicht immer von der Sonne verwöhnt werden, war das bei den an der ehemaligen analogen Kopfstation in Göttingen schwach einfallenden Sender von WDR und Deutschlandradio öfter der Fall. Da halfen auch keine Rohde & Schwarz Qualitätsempfänger...

Ich denke, den Thread kann man jetzt schließen. Nochmals Danke an alle.
Zum Schluss aber noch 10 Punkte für die Kabel D Netztechnik.



[Beitrag von Nixals'nDraht am 25. Nov 2015, 21:44 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#10 erstellt: 26. Nov 2015, 01:01
Fachidiot vielleicht, Fachindianer nicht. Rundfunk bei mir nur hobbymäßig, aber das einstmals bis zum Erbrechen.

Die Modulationszuführungen erfrage ich mal in nem anderen Forum, da sind Leute unterwegs, die hinter den Kulissen arbeiten. Vielleicht weiß da einer bescheid. Das generelle Abnehmen von Direktleitungen halte ich nach wie vor für nicht sehr realistisch. Dafür gibt es einige Gründe:

Die ARD liefert tatsächlich fast alle Radioprogramme (nämlich die, die auch via Satellit verbreitet werden) auch per Glasfaser an Kabelnetzbetreiber, die das wünschen und die notwendige Infrastruktur haben. Das sind Kabel Deutschland, Unitymedia, einst Kabel BW (heute ja auch Unitymedia), soweit ich weiß auch die Netcologne. Die Bereitstellung erfolgt über das "Kabelcompression Center" der ARD in Frankfurt beim hr. Man kann von dort diese Programme abnehmen und letztlich in die Regionen verteilen und dort in UKW umsetzen. Dabei fehlen aber Regionalisierungen. Im Falle MDR Thüringen z.B. ist auf Satellit nur die Erfurter Regionalisierung, nicht aber die Geraer, Suhler oder Heiligenstädter. Gleiches gilt für MDR Sachsen und auch für andere Anstalten (BR, NDR, ...). NDR 1 Niedersachsen hat z.B. die Regionalisierungen Braunschweig, Hannover, Hannover/Messejournal, Oldenburg, Lüneburg, Osnabrück. Auf Satellit dürfte die Hannover-Regionalisierung sein. Bei NDR 2 ist vermutlich die Hamburg-Regionalisierung auf Satellit, keine Ahnung. Auf diesem Wege kommt in Göttingen nicht die richtige Regio ins UKW-Kabel. Da muß es einen anderen Weg geben.

Ich versuche das mal zu ergründen.

Ach so, zu Deiner Signatur: http://we.tl/ZhmIm3oec1


[Beitrag von Radiowaves am 26. Nov 2015, 01:11 bearbeitet]
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