Linear-Antrieb? Noch nie gehört...

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Dualist
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 05. Okt 2004, 23:06
Hallo,

in einer Zeitschrift aus dem Jahre 1979 las ich kürzlich eine Anzeige von "Fisher", in der ein neu entwickelter Plattenspieler angepriesen wird:

"Fisher LINEAR-ANTRIEB
Das Vorbild der Laufwerke von morgen

Eine Fisher-Entwicklung: Die ersten Plattenspieler der Welt mit 120-poligem Linear-Antrieb. Dabei wird der Plattenteller zum Motor. Dieses völlig neue Antriebssystem erzielt Spitzenwerte: Gleichlaufschwankungen 0,03% (NAB), Rumpelabstand 70 dB."


Als Dualist sind mir die herkömmlichen Antriebe (Reibrad, Riemen und Direkt)natürlich bekannt, aber von diesem "Linear-Antrieb" las ich zum ersten mal.
Was ist davon zu halten? Wurde diese Entwicklung weiter verfolgt? Wurde sie auch von anderen Herstellern aufgegriffen?

Grüße,
Dualist
emt-fan
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 06. Okt 2004, 00:16
is nix anderes als ein Direktantrieb. Das heißt, der Teller sitzt auf der Motorachse. Je nach Konzept macht's einen schnellen Start mit guten Rumpel- und W&F-Werten möglich.

Gruß emt-fan
richi44
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 06. Okt 2004, 08:46

emt-fan schrieb:
is nix anderes als ein Direktantrieb. Das heißt, der Teller sitzt auf der Motorachse. Je nach Konzept macht's einen schnellen Start mit guten Rumpel- und W&F-Werten möglich.

Gruß emt-fan


Ganz so einfach ist es nicht. Die Tellerachse ist rein passiv, wie bei einem Plattenspieler mit Riemen oder Reibrad.
Der Trick ist, dass am Plattentellerrand eine art Tonband angebracht ist, das aber dauerhaft und kräftig magnetisiert ist. Mit einem Tonkopf wird diese Magnetspur abgetastet und beim Drehen entsteht aus den 120 Polen im Tonkopf eine Wechselspannung, deren Grösse und vor allem Frequenz ein Mass für die Drehzahl des Tellers ist. Dieses System wird in ähnlicher Form auch bei anderen Herstellern verwendet.
Unterschiedlich ist in dem Fall, dass zwei weitere "Tonkopfe" montiert sind, die aber nicht abtasten, sondern selbst von einer Elektronik ein magnetisches Wechselfeld erzeugen. Damit ziehen sie die Magnetspur an oder stossen sie ab und erzeugen so ein wanderndes Feld, das den Teller in Bewegung bringt. 2 Köpfe sind es, damit eine Laufrichtung vorgegeben werden kann (die Phase der beiden Köpfe ist um 90 Grad versetzt).
Das Prinzip wurde meines Wissens erstmals von Stratos angewendet, einem irischen Fabrikat.
Die erreichten Daten entsprechen jenen eines guten normalen Direktantriebs und sind nicht besser und nicht schlechter. Wo und wie die Tellerdrehzahl gemessen wird, spielt keine Rolle. Wichtig ist die genügend hohe Auflösung (Polzahl) und die Präzision für einen guten Gleichlauf. Das Rumpeln hängt einmal dabvon ab, ob der Motor auch ohne Teller konstant dreht oder ob er "hüpft" und ob die Tellerachse ein präzises, poliertes Lager hat und nicht nur in einem ausgestanzeten Loch herumeiert.
RealHendrik
Inventar
#4 erstellt: 06. Okt 2004, 08:50

is nix anderes als ein Direktantrieb. Das heißt, der Teller sitzt auf der Motorachse



FAST richtig. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um einen "Rotationsmotor", sondern eben um einen Linearmotor, also eine Technik, der der Magnetschwebebahn sehr ähnlich ist. Der Plattenteller sitzt also NICHT auf der Motorachse - einfach, weil der Motor keine Achse hat...

Die Antriebsspulen sitzen also ausserhalb des Mittelpunkts (übrigens kann deshalb das Lager unabhängig und sehr aufwendig konstruiert werden), und die "Spur" ist direkt am Teller angeflanscht, wenn nicht sogar direkt mit dem Teller gegossen. Der Teller ist also "direkt" der "Rotor" (sofern man bei einem Linearantrieb davon sprechen kann) des Motors.

An und für sich ein interessantes System, das wirklich gute Gleichlauf- und Rumpelwerte sowie schnelle Start- und Stopzeiten ermöglichen könnte. Allerdings halte ich die Entwicklung dieser Technik bei Fisher nicht unbedingt gut aufgehoben. (Wahrscheinlich war dieses Prinzip patentgeschützt, darum hat sich keiner mehr daran getraut. Und heutzutage interessiert sich dafür wohl niemand mehr...)

Gruss,

Hendrik


[Beitrag von RealHendrik am 06. Okt 2004, 08:51 bearbeitet]
Juergen
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 06. Okt 2004, 09:07
Hallo zusammen,

Wurde sie auch von anderen Herstellern aufgegriffen?

Ich meine mal gehört bzw. gelesen zu haben, dass der Tellerantrieb des Technics SL 1200 Mk 2 nach dem gleichen Prinzip funktioniert.
Man möge mich allerdings korrigieren, wenn ich falsch liege.
Oliver67
Inventar
#6 erstellt: 06. Okt 2004, 11:52
Linearantriebe, gab es auch bei einem B & O Plattenspieler: da hatte der Plattenteller (ganz normal gelagert) einen "Grat nach unten" und es gab auf ca. 10 cm Länge Spulen, links und rechts, in deren Spalt der "Grat" eintauchte. Also gar kein Motor im eigentlichen Sinn.

Die Antriebskraft war allerdings ziemlich gering, funktioniert zwar bestens, aber nicht mit Plattenbesen, dafür war der Antrieb zu schwach.

Und einen Japaner gab es auch mal mit so einem Antrieb, dort allerdings viel kräftiger.

Oliver
Passat
Inventar
#7 erstellt: 06. Okt 2004, 21:02
Auch von Onkyo hat es ein Gerät mit Linearmotor gegeben:
Das Laufwerk PX-100 M.

Bemerkenswert an dem Laufwerk sind die Gleichlaufwerte, die Onkyo angibt.

Ich habe noch nie bessere Werte als ca. 0,025% (bei quartzgeregelten Direktantrieben) in den Daten irgendeines Herstellers gelesen, der Onkyo soll 0,005% erreichen, also nur 20% des sonst üblichen Minimums.

Der Plattenteller besteht übrigens aus reinem Kupfer und ist 10 Kg schwer.
Das ganze Laufwerk wiegt 40 Kg.

Einen Scan der Prospektseite habe ich unter
http://portal1.parsimony.net/portal111/px-100m.jpg abgelegt.

Auf der Seite ist auch der Linearantrieb zu sehen.

Grüsse
Roman
Tommy_Angel
Inventar
#8 erstellt: 07. Okt 2004, 12:02
Und der Kenwood KD 550 ist ein solcher, und läuft bis auf den heutigen Tag ohne jede Wartung einwandfrei!
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