Onkyo TX-RZ1100 Rezension

Habe eine lange Rezension geschrieben, die ich den Onkyo Fans nicht vorenthalten möchte. Man findet ja kaum was im Internet. Ich komme vom Pioneer Lager. Viele schimpfen ja auf die neuen Onkyo Receiver. Ich bin zufrieden:

Auspacken:

Es ist halt schon ein schweres Gerät. Das merkt man auch beim Auspacken. Habe den Onkyo auf dem Sofa ausgepackt um eventuelle Schäden zu vermeiden. Schließlich muss ich noch alle Kappen aus den Lautsprecherterminal entfernen um später mit Bananensteckern arbeiten zu können. Empfehle ich übrigens jedem. Macht den Anschluss später um einiges einfacher. Der Onkyo ist sehr schwarz, empfindliche Teile, wie z.B. die aus massivem Alu gefertigte Frontklappe, sind extra gesichert mit Klebestreifen.

Lieferumfang:

Eigentlich das Übliche. Es gab keine Überraschungen. Beim Receiver ist ein hochwertig anmutendes Kaltgeräte-Stromkabel dabei, die relativ große Fernbedienung (im Vergleich zu meinen alten Onkyo), ein Satz Batterien für die Fernbedienung, ein Einmessmikrofon, AM- und FM-Antennen und Bedienungsanleitung.

Äußerer, qualitativer Eindruck:

Die Front sieht einwandfrei aus. Die Drehregler für z.B. Lautstärke, die Knöpfe für z.B. die direkte Quellenanwahl fallen qualitativ hochwertig aus. Die Anschlüsse hinten für Lautsprecher, Ein- und Ausgänge, sind Standard. Die Füße sehen aus, als wären sie aus Aluminium. Leider aber nur billiges Plastik. Auf diesen klebt jeweils ein Ring aus Kork. Das soll wohl Schwingungen dämpfen. Das Gehäuse an sich ist ebenfalls nichts Besonderes, es besteht aus Blech. Hier hätte ich mir ein wenig mehr erwartet, gerade von Onkyo. Aber die Konkurrenz macht es auch nicht besser.

Einrichtung:

Nachdem ich alle Kabel angeschlossen hatte schaltete ich den Onkyo zum ersten Mal ein. Ein angenehmes „klack“ konnte vernommen werden. Das Ersteinrichtungsmenü sieht ansprechend aus. Hochauflösende Grafiken, modern und verständlich. Es wird abgefragt, ob ich alle Kabel angeschlossen habe. Dann soll ich mir Lautsprechersystem aussuchen. In meinem Fall 5.2.4. Es wird sogar abgefragt, wo sich die Dolby-Lautsprecher befinden: Auf den Lautsprechern, also Dolby Enabled. Als Hight Lautsprecher, also wie bei Auro an der Wand über den Frontlautsprechern hängend in Richtung Hörer spielend. Als Deckenlautsprecher vorne bei den Frontlautsprechern oder eher in der Mitte des Raumes. Dasselbe bei den hinteren Atmos Lautsprechern. Nachdem man die Wahl seiner Lautsprecherkonfiguration getroffen hat, wird man aufgefordert das mitgelieferte Mikrofon einzustecken. Dann folgen verschiedene Testtöne (Laufzeitkorrektur, Pegel, Größe der Lautsprecher, EQ…). Nach der Einmessung soll man sich entscheiden, auf Welche Lautsprecher die Korrekturen angewendet werden sollen. Hier kann man die beiden Front-Lautsprecher ausnehmen, was ich als Vorteil erachte. Jetzt wird gefragt, ob man seine angeschlossenen Quellen überprüfen möchte. Es kann getestet werden ob Bild und Ton funktionieren. Die klangliche Einrichtung ist dann abgeschlossen, das Mikrofon soll entfernt werden. Jetzt kommen ein paar für mich uninteressante Einstellungen zu den Zonen, Internet-Radio usw. Das Netzwerk (WLAN) richte ich ein und lasse den Receiver auch gleich updaten. Das Update ging relativ flott (ca. 5 Minuten). Leider stand dann auf dem Display „Completed!“ aber sonst auch nichts. Jetzt steht der Nutzer da und weiß nicht was er machen soll. Ich habe einige Tasten auf der Fernbedienung ausprobiert und habe dann noch 5 Minuten gewartet. Vielleicht habe ich ja was übersehen oder überlesen. Habe den Receiver dann am Gerät selber aus- und wieder eingeschaltet. Jemand wie ich gibt sich mit den vom Receiver vorgegeben bzw. auch ermittelten Einstellungen nicht zufrieden. Also habe ich die Trennfrequenzen der Lautsprecher manuell angepasst. Front: Vollbereich, Surround: Vollbereich, Center ab 60Hz, Atmos ab 40Hz (was ich später noch bereuen werde…). Einen mehrbandigen EQ gibt es ebenfalls und 3 Speicherplätze für EQ-Einstellungen. Bei mir waren alle EQs auf Flat, also man konnte keine per Messmikro ermittelten Korrekturen vom Receiver sehen. Das fand ich komisch? Bedienerfehler? Auf jeden Fall habe ich mal keine Korrekturen vorgenommen. Hier fehlt mir die Grundlage (Mess-Equipment).

Erste Bilder / Töne:

Ich habe einen Full-HD Beamer. Der Onkyo muss hier also bildtechnisch nichts hochrechnen. Das Bild ist demnach bei mir wie gewohnt. Für die ersten Töne habe ich Musik laufen lassen. Hello von Adele kam hier gerade recht. Komisch … warum spielt er denn die Stimme über den Center ab?? Ist doch Stereo-Material und es stand auch Stereo im Display des Receivers. WOW, die Stimme löst sich so atemberaubend von den Frontlautsprechern, daß der Eindruck entsteht, als würde die Stimme direkt aus dem Center kommen. Wahnsinn, habe ich so noch nicht erlebt. Klasse! Also die Einmessung der Laufzeitkorrektur war ein voller Erfolg. Übrigens kann man die Entfernungen der einzelnen Lautsprecher zentimetergenau vornehmen. Die Stimme klar und deutlich auf einen festen Punkt fokussiert. Kein Rauschen war zu hören, auch bei höheren Lautstärken. Also probiere ich mal die verschiedenen Abspielmodi aus. Folgende Möglichkeiten gibt es: Stereo Musik nur aus den beiden Front-LS, Front-LS + Subwoofer, Surround (5.2), Atmos (5.2.4). Erstaunt hat mich der Surround-Modus. Denn es hört sich so an, als wäre es tatsächlich Surround und das aus einer Stereo –Quelle. Die Effekte aus den Surroundlautsprechern waren aber nicht, wie ich es gewohnt war, verwaschen und schlecht ortbar. Nein, es wurden einzelne Instrumente nach hinten verlagert, eindeutig hör- und ortbar. Nichts verwaschen oder undeutlich. Klasse! Denselben Effekt gab es auch später bei einem Film, den ich nur in Stereo habe. Jetzt kommt harte Kost: Roger Waters neueste Pink Floyd Dolby Atmos BluRay durfte zeigen, was das System kann. Die Stimme wieder glasklar, laut und deutlich zu vernehmen (das schaffte zum Beispiel mein Pioneer LX59 nicht). Sie löste sich quasi von den Lautsprechern ab, war eindeutig mittig zu orten und war klanglich eine Offenbarung. Surround- und Atmos-Effekte waren sehr präsent und hüllten einen ein wie eine warme Decke. Mir kamen fast die Tränen. Fesselnd und mitreißend spielten die Musiker auf. Ich nahm Klänge war, die ich davor nicht wahrgenommen habe. Der Sound war so raumfüllend, als würde man mitten in der Menschenmasse stehen. Ich stellte den Receiver lauter und lauter. Aber es kam einem nicht laut vor. Die Musik kam aus den Lautsprechern, als wäre es das normalste der Welt. Jetzt wurde es Zeit für Filme: Oblivion, Harry Potter 6 (die Gewitterszene am Anfang des Films) und dann leider auch Transformers 4. Im Intro krachte es gewaltig. Ich dachte mir fallen die Wände auseinander. Irgendwas war hier faul. Ich also, doof wie ich bin, zurückgespult und nach dem komischen Geräusch geschaut: Oh mein Gott, meine armen Atmos-Lautsprecher. Die Membrane der TMT haben ausgeschlagen wie verrückt. Es handelt sich hier um kleine, flache Magnat Lautsprecher, die ich an der Decke befestigt habe. Deckenhöhe 2,10m, da musste was sehr flaches her. Habe den Film schnell leise gedreht, aber es war schon zu spät. Die Trennfrequenz von 40Hz war wohl doch sehr optimistisch für die kleinen Lautsprecher. Allerdings hatte ich bisher nie Probleme (z.B. Pioneer LX 59). Einer meiner Atmos-Lautsprecher war hinüber; das war wohl eindeutig zu viel für den kleinen… Habe dann nochmals die Einstellungen überdacht :-( und die Trennfrequenz auf 100Hz erhöht. Habe immer wieder Transformers 4 laufen lassen und getestet ob die kleinen jetzt mithalten können. Wie schon erwähnt sind die Atmos-Effekte spektakulär. So habe ich das noch nie gehört.

Bedienerfreundlichkeit:

Das neue Bedienkonzept von Onkyo geht auf. Die wichtigsten Einstellungen (für mich) sind sofort per Klick auf die Fernbedienung erreichbar. Sehr intuitiv und Benutzerfreundlich. GUT gemacht Onkyo. Meinen Pioneer LX59 vermisse ich überhaupt nicht.

Pioneer / Onkyo:

Warum bin ich von Pioneer weg? Warum ein Onkyo? Bisher hatte ich nur Pioneer Receiver. Habe immer noch einen im Wohnzimmer. Im Heimkino habe ich klein angefangen und mich dann immer mehr gesteigert. Aber jedes Mal mit Pioneer Receivern. Auch Autoradios waren immer von Pioneer. Nun habe ich mir in den Keller einen Fitness-Raum gebaut. Und was gehört zu Fitness dazu?? Genau: MUSIK. Also habe ich im Internet nach einem günstigen Receiver geschaut und landete bei einem Onkyo 607. Beim ersten Probehören war ich begeistert, konnte es nicht glauben wir souverän und klanglich beeindruckend der 80€ Receiver sein Werk getan hat. Es musste an den günstigen Magnat Lautsprechern liegen. Die müssen besser sein als gedacht. Aber es hat mich nicht ruhen lassen. Also ging ich her und habe den LX59 (9.2) ersetzt durch den Onkyo 607 (7.2). WOW, hört sich klasse an. Viel Gefühl und Wärme im Klang. So wie ich das schon immer gesucht habe. Im Vergleich hört sich der LX59 an wie eine Tätowiermaschine. Ich mag eher den alten Röhren-Klang. Hatte sogar im Auto Röhrenverstärker im Einsatz. Sehr empfindlich bin ich bei den Zischlauten. Die „sssss“ waren schon immer mein Feind. Es hat ewig gedauert bis ich Lautsprecher gefunden habe, mit denen ich leben konnte. Dass jetzt aber ein 80€ Onkyo daher kommt und mich eines besseren belehrt, das hätte ich nicht gedacht. Nun wollte ich mir einen ONKYO kaufen. ONKYO groß geschrieben, weil Pioneer ja Onkyo aufgekauft hat und nun auch die lieb gewonnene Pioneer Digital-Verstärkertechnik in den neuen Onkyos verbaut wird. Also habe ich mir dann doch einen älteren Onkyo bestellt, wo noch die gute alte Onkyo-Technik verbaut ist. Das war dann der 1030. Habe nicht viel Geld, also musste ich den Receiver finanzieren (1549 €). Nach einer Woche dann die Horrorbotschaft: der 1030 ist nicht lieferbar. So ein Mist. Finanzierung schon durch und jetzt das. Der Internet-Shop hat mir dann angeboten den RZ1100 für denselben Preis zu schicken. Zu der Zeit kostete der RZ1100 noch 1899 Euro in dem Shop. Also gut dachte ich, besser als nix. Aber ich hatte schon Angst, da es ja die erste Serie ist wo Pioneer die Finger im Spiel hat. Dann kam der RZ1100 an und schon beim Auspacken war Pioneer allgegenwärtig. Die Frontplatte aus Alu – wie der Pioneer LX59. Das Einmessmikrofon dasselbe wie beim Pioneer LX59. Die Testtöne beim Einrichten des RZ1100 dieselben wie beim Pioneer LX59. Ich hatte echt kein gutes Gefühl. Aber Onkyo hat es wohl geschafft sich durchzusetzen und hat einen Welt-Klasse AV-Receiver auf den Markt gebracht, den ich wirklich nur jedem empfehlen kann. Meine gefürchteten Zischlaute („sss“, „tsss“, „dsch…“) sind in einer natürlichen Weise vorhanden, mit der ich sehr gut leben kann. Es ist nicht immer die Aufstellung der Lautsprecher schuld oder der Lautsprecher an sich. Manchmal sollte man auch den Verstärker mal wechseln. Was habe ich nicht alles probiert um diese Zischlaute weg zu bekommen. Den EQ gequält bis aufs Blut, Taschentücher vor die Hochtöner gehangen, Die Front-Lautsprecher (61kg pro Stück) weiter weg von der Wand gestellt, die Wände mit Schaumstoff behangen … Und jetzt habe ich den Onkyo und bin zufrieden. Im Vergleich zum Pioneer LX59 ist der RZ1100 in ALLEN Belangen besser einzustufen. Ich gebe volle 5 Sterne!