Kopfhörer- und Lautsprecherstereophonie

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AH.
Inventar
#1 erstellt: 21. Mai 2025, 15:18
Hallo,

Die Kopfhörerstereophonie bildet virtuelle Schallquellen und Lateralisation (eine Gerade zwischen den Ohren).

Die Lautsprecherstereophonie bildet Phantomschallquellen und Lokalisation (Simulationsebene).

Ein Kunstkopfmikrofon für Kopfhörer verhindert die Gerade zwischen den Ohren, das bildet jedoch nicht frequenzlineare Pegeldifferenzen (Trennkörperstereophonie), die laut Prof. Sengpiel schlecht für Lautsprecherstereophonie sind. Dazu der doppelte Gehörgangsdurchlauf.
Es gibt kaum Kunstkopfaufnahmen wie die Petit Messe Solenelle von Rossini (Tacet).

Ich habe nie für positive Rückreaktionen geschrieben. Eine schöne Diskussion über Kunstkopfaufnahmen oder Trennkörperstereophonie würde mich dennoch freuen.

Gruß

Andreas


[Beitrag von AH. am 21. Mai 2025, 15:44 bearbeitet]
kempi
Inventar
#2 erstellt: 21. Mai 2025, 19:04
Ich habe ein paar Aufnahmen mit den OKM-Mikrophonen gemacht. Es erstaunt mich immer wieder wie schnell ich ein Konzert in seiner ganzen Räumlichkeit erinnere, wenn ich es wieder mit Kopfhörern höre.


Ach ja, bei den OKM-Mikrophonen gibt es keinen doppelten Gehörgangsdurchlauf.


[Beitrag von kempi am 22. Mai 2025, 10:32 bearbeitet]
flexiJazzfan
Inventar
#3 erstellt: 22. Mai 2025, 14:43
Das trifft nur zu, wenn man zum Abhören In-Ear-Kopfhörer benutzt.
Es würde mich interessieren, wie sich Kopfbewegungen bei der Originalkopfaufnahme beim Abhören darstellen und wie der Bühneneindruck subjektiv dann ist.

Gruß
Rainer
kempi
Inventar
#4 erstellt: 22. Mai 2025, 22:29
Kopfdrehungen werden beim Hören zu Drehungen des Raums
flexiJazzfan
Inventar
#5 erstellt: 23. Mai 2025, 00:00
Ist das die Art der Konzerterinnerung, die du suchst ? Alles dreht sich?
Man merkt immer wieder wie kompromissbehaftet die Audiowiedergabe zu Hause ist - und trotzdem funktioniert.

Gruß
Rainer
net-explorer
Inventar
#6 erstellt: 23. Mai 2025, 06:30
Beim Heim-HiFi haben wir meines Erachtens wachsend eher ein Problem mit der schwindenden Kompromissbereitschaft.
Die Qualität ist, mal ganz ohne Emotion bewertet, meistens enorm gut für eine Reproduktion unter tendenziell ungünstigen Verhältnissen.
kempi
Inventar
#7 erstellt: 23. Mai 2025, 10:55

flexiJazzfan (Beitrag #5) schrieb:
Ist das die Art der Konzerterinnerung, die du suchst ? Alles dreht sich?

Was soll denn diese Frage
Ich höre aber auch keinen Jazz, bei dem man immer mit dem Kopf wackelt


[Beitrag von kempi am 23. Mai 2025, 10:56 bearbeitet]
net-explorer
Inventar
#8 erstellt: 23. Mai 2025, 16:57

kempi (Beitrag #7) schrieb:

flexiJazzfan (Beitrag #5) schrieb:
... Alles dreht sich?
Was soll denn diese Frage

Hört man live, findet normalerweise das Musikereignis frontal statt, weshalb STEREO üblicherweise auch frontal aufgebaut wird.
Bei klassischen Kunstkopfstereophonieaufnahmen war dieser auch entsprechend fix aufgestellt, bestenfalls bewegten sich die Schallereignisse um ihn herum.
Bei umgekehrter Vorgehensweise, wie beschrieben, dreht sich die Raumaufnahme mit dem beweglichen Kopf gegenüber dem Ort des Schallereignisses.
Das ist vergleichbar mit Karussellfahren, die Welt dreht sich!
AH.
Inventar
#9 erstellt: 04. Jun 2025, 14:41
Hallo,

normale Konzertbesucher bewegen den Kopf (fast) überhaupt nicht, zumindest bei Kunstmusik.

Gruß

Andreas
shabbel
Inventar
#10 erstellt: 04. Jun 2025, 23:23
Bei Lautsprecherstereophonie haben wir eine Illusion. Wir befinden uns ja gar nicht im Konzertsaal. Mit unseren Sinnen versuchen wir uns zu vergewissern, ob wir in unserer Wahrnehmung die Illusion verifizieren können. Wenn die Verifizierung erfolgreich ist, lebt in unserem Inneren das Konzertereignis auf.

Dazu würden wir unsere Wahrnehmung auf die einzelnen akustischen Eindrücke fokussieren. Bestimmte Instrumente, der Raumeindruck, die Klangfarben. Wir sind ganz Hörer eines Teileindruckes unter Zurücksetzung anderer Eindrücke. Jeder Musikkonsument hat seine eigene Herangehensweise und Wahrnehmung.

Da wir alle in der Subjektivität eingeschlossen sind, reagieren wir auf Wohlempfinden mit innerem Öffnen und auf Unangenehmlichkeiten mit inneren Ablehnungsreaktionen. Es sind gerade die Unannehmlichkeiten, die stören. Ich las zuletzt von einem Hardrockalbum, daß niemand hören kann, weil alle ein unangenehmes Schlagzeug wahrnehmen.

In Übertragung auf Stereophonieaufnahme sollte es deshalb ein Ziel sein, die Verifizierung der Hörillusion zu unterstützen. Der spätere Hörer sollte keine Enttäuschungen im Klangbild finden können, die ein inneres Verschliessen auslösen könnten.

Nun ist das Klangbild unglaublich komplex. Es gibt Mikrophone, die eine gewisse Klangfarbe haben. Nicht zu verwechseln mit Frequenzgang! Die akustische Oberflächenbeschaffenheit der Mikrophonmembran kann einem gewissen Instrument ähnlich sein, oder auch nicht. Ein Schlagzeugbecken kann sehr gut mit einer Titankalotte aufgenommen werden, weil die Metallkalotte des Schlagzeugbeckens akustisch ähnlich ist. Eine Stimme bräuchte eine sehr weiche Mikrophonmembran. Will man Stimme und Mikrophon gleichzeitig aufnehmen, muss ein Kompromiss gesucht werden.

Der Aufnahmetechniker kann nicht anders, als sich auf Erfahrungen zu berufen. Sobald sich in die Aufnahme Elemente einschleichen, die später bei der Verifizierung durch den Hörer als unangenehm empfunden werden können, hinkt die Sache. Die Reproduzierung des räumlichen Klangeindruckes im ursprünglichen Aufnahmeraum ist eine feine Sache. Sie ist aber in dem Moment sinnlos, wo sich Nachteile einschleichen, die später beim Hörer negativ ankommen könnten.

Ein befreundeter, verstorbener Studiotechniker hat besonders Wert auf das Abhören der Aufnahme gelegt. In seinem Studio standen drei Verstärkertypen zur Verfügung. Röhre, Transistor, Class-D. Die Lautsprecherauswahl reichte von modernen Dreiwegelautsprechern bis zu Klangfim Kinobeschallung. Der immense Aufwand war nötig, weil die spätere Hörsituation der fertigen Aufnahme simuliert werden sollte.

Rechts im Bild die Aktivlautsprecher aus der Leipziger Oper, 40-er Jahre. Einsatzbereit zum Abhören!
ZeeeM
Inventar
#11 erstellt: 05. Jun 2025, 03:32

kempi (Beitrag #4) schrieb:
Kopfdrehungen werden beim Hören zu Drehungen des Raums :)


Geometrisch.
In einer realen Situation besteht das Schallfeld aus mehr als nur die Quelle allein.
Ob du deinen Kopf drehst, oder nur die Quelle bewegst, das bekommt das Hirn mit.
In einem Anechoischen Raum sieht das anders aus.
DB
Inventar
#12 erstellt: 09. Jun 2025, 13:31

shabbel (Beitrag #10) schrieb:


Rechts im Bild die Aktivlautsprecher aus der Leipziger Oper, 40-er Jahre. Einsatzbereit zum Abhören!

Das sind Z130 von 1955.


[Beitrag von DB am 09. Jun 2025, 17:20 bearbeitet]
kempi
Inventar
#13 erstellt: 09. Jun 2025, 15:42

AH. (Beitrag #1) schrieb:
Es gibt kaum Kunstkopfaufnahmen wie die Petit Messe Solenelle von Rossini (Tacet).

Kunstkopfstereophonie wurde ja auch vornehmlich für Hörspiele eingesetzt.
Für ein besseres Verständnis empfehle ich https://youtu.be/BkjzciKh3CU?si=7kba3C3f7AkR-_k9
Da wird auch das Problem der fehlenden Vornelokalisation angesprochen. Das hat man dann zwar mit Diffusfeldentzerrung weitgehend gelöst, aber für Rundfunk oder Schallplatte war das nichts.


[Beitrag von kempi am 09. Jun 2025, 15:54 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#14 erstellt: 09. Jun 2025, 20:59

DB (Beitrag #12) schrieb:
Das sind Z130 von 1955.


Welcher Hersteller ist das denn?
kempi
Inventar
#15 erstellt: 09. Jun 2025, 21:52
Hallo,
die sind von Western Electric, heißen aber WE 13A.
Weitere Infos, klick https://junkyardjuke...adam-and-eve-of.html


[Beitrag von kempi am 10. Jun 2025, 08:18 bearbeitet]
flexiJazzfan
Inventar
#16 erstellt: 10. Jun 2025, 00:25
Diffusfeldentzerrung (Eichung der Mikrofone) ergibt eine bessere Lokalisierung ? Das hätte ich gerne erklärt.

Gruß
Rainer
kempi
Inventar
#17 erstellt: 10. Jun 2025, 08:05
Hallo Rainer,
es geht nicht nur um die Eichung von Mikrofonen sondern auch um die Diffusfeldentzerrung des Kopfhörers. Sie sorgt ja dafür, dass der Frequenzgang so angepasst wird, dass das Hörerlebnis dem natürlichen Hören in einem Raum mit vielen Reflexionen ähnelt – also einem diffusen Schallfeld, wie es bei Kunstkopfaufnahmen typisch ist.
Dazu gibt es die Empfehlung ITU-R BS.708 der Internationalen Fernmeldeunion. Die legt fest, dass Kopfhörer und Kunstkopfaufnahmen so entzerrt werden sollen, dass ihr Frequenzgang im diffusen Schallfeld möglichst linear ist.
Dadurch wird das Klangbild räumlicher und die Lokalisation von Schallquellen, insbesondere die Vorn-Hinten-Position, verbessert.
Ich habe einige Kunstkopfaufnahmen und höre die mit einem STAX SR-Lambda Pro mit Diffusfeld-Equalizer ED-1. Ich kann das oben beschriebene nachvollziehen.
DB
Inventar
#18 erstellt: 10. Jun 2025, 08:57

shabbel (Beitrag #14) schrieb:

DB (Beitrag #12) schrieb:
Das sind Z130 von 1955.


Welcher Hersteller ist das denn?

Die sind von RFZ. Der Verstärker hatte dank kombinierter Gegen-/Mitkopplung einen sehr niedrigen Innenwiderstand.
shabbel
Inventar
#19 erstellt: 10. Jun 2025, 09:36
Diffusfeld-Equalizer ED-1

Es steht da, dass die Kanäle gegeneinander verpolt werden.
shabbel
Inventar
#20 erstellt: 10. Jun 2025, 09:40

kempi (Beitrag #15) schrieb:
Hallo,
die sind von Western Electric, heißen aber WE 13A.


Du meinst die Hörner. Ich meine die Kleiderschränke. Ein anderes paar Hörner soll von Philips sein.
kempi
Inventar
#21 erstellt: 10. Jun 2025, 11:06

shabbel (Beitrag #19) schrieb:
Diffusfeld-Equalizer ED-1

Es steht da, dass die Kanäle gegeneinander verpolt werden.

Genau übersetzt steht da: „Die absolute Polarität wird mit dem Equalizer invertiert.“ Das ist etwas anderes.


[Beitrag von kempi am 10. Jun 2025, 11:07 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#22 erstellt: 10. Jun 2025, 14:45
Ja, was soll das denn heissen? Können die das nicht klarer formulieren?
kempi
Inventar
#23 erstellt: 10. Jun 2025, 20:50
Eigentlich ist das klar: Die Aussage „Die absolute Polarität wird mit dem Equalizer invertiert.“ bedeutet, dass das elektrische Audiosignal umgedreht wird. Das kann man auch bei einem Monolautsprecher machen und hat nichts damit zu tun, dass „die Kanäle gegeneinander verpolt werden“.
DB
Inventar
#24 erstellt: 11. Jun 2025, 11:05
... was aber egal ist, weil die Absolutphase nicht hörbar ist.
Ach so, noch was zu den Z130: da waren als Hauptverstärker der V74 und als Kommandoverstärker V43, später dann V274 / V248 drin.
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