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Netzstörungen

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AOE
Ist häufiger hier
#52 erstellt: 06. Feb 2015, 17:28
Servus

Sehen wir in den markierten Flanken deren Ausprägung?


Das wäre durchaus denkbar, wenn es sich um selbstregelnde, sogenannte 'intelligente' Trafos handeln würde. Diese sind aber noch sehr selten anzutreffen, da exorbitant teuer, und regeln deutlich feiner.

Üblicherweise werden (meist dreistufige) Transformatoren eingesetzt, die einmal manuell auf die gewünschte, früher meist höchste Unterspannung eingestellt wurden, damit am Ende einer langen Leitung die Einhaltung des zulässigen Spannungsfalls unter Last sicher gewährleistet werden konnte. Bei entsprechender Einspeiseleistung werden diese Trafos heute jedoch oft wieder heruntergeregelt, um 'Luft' nach oben zu bekommen.

Wahrscheinlicher ist in Deinem Fall aber die Zu- und Abschaltung großer Lasten. Dem zeitlichen Verlauf nach tippe ich bei den ersten beiden Flanken auf Speicherheizung(en). Ansonsten zeigt die Kurve eigentlich den Verlauf in Wohn- oder Mischgebieten mit der dafür typischen Abendsenke. Nur der steile Abfall am Vormittag ist hier etwas ungewöhnlich. Bei näherer Betrachtung / beserer Kenntnis des Netzes ließe sich aber auch dafür eine Erklärung finden.
Hörschnecke
Inventar
#53 erstellt: 07. Feb 2015, 00:41
Wenn ich Dich richtig verstehe, sind die Trafos hier also eher nicht "geregelt", sondern manuell auf eine von drei (oder mehr) Stufen fix eingestellt.

Die Flanken sollen also eher von der Schaltung großer Lasten stammen, wenn z.B. abends Speicherheizungen anspringen und die Netzspannung darunter einknickt (hier ist allerdings gasversorgtes Gebiet).

Wenn ich voraussetze, daß es soetwas, wie Deine "typische Abendsenke" gibt, dann fördert das natürlich die Neigung, auch an einem Folgetag dieses Muster in der Netzspannung wiedererkennen zu wollen

Folgenden Schnappschuß hatte ich drei Tage später gemacht und habe ich jetzt nochmal entsprechend eingefärbt:

Netzspannung-2015-02-05-Steilflanken

Danke für Deine Erläuterungen.
einmesser
Neuling
#54 erstellt: 14. Feb 2015, 10:40
Guten morgen,

die Flanken sollten durch das Stufen des Hochspannungstrafos im Umspannwerk kommen.
Da sollte eigentlich ein grosser Trafo stehen der die 110000 bzw. 220000 Volt auf Mittelspannung mit 30000 oder je nach Netzausbau auch auf 20000 Volt runtertransformiert.

Die Trafos ind in den den Umspannwerken sind in meisten deutschen Netzen die einzigen fernsteuerbaren Transformatoren.
Die Trafos in den Ortsnetzstationen die dann von 20 bzw 30kV auf 400 Volt transformieren sind im Normalfall nicht regelbar und haben vereinzelt noch Stufenschalter, die per Hand umschaltbar sind.


Die regelbaren Ortsnetztrafos sind noch sehr vereinzelt eingesetzt und dürften nur in Regionen zu finden sein, wo aufgrund hoher Einspeisung die Regelungspanne der Hochspannungtsatrafos nicht mehr ausreicht.


Solange das Spnnungsband von 207 bis 253 Volt eingehalten wird am Hausanschlusskasten, wird es schwer fallen den Versorger zu bewegen irgendwas umzubauen.
Hörschnecke
Inventar
#55 erstellt: 14. Feb 2015, 13:12

einmesser (Beitrag #54) schrieb:

die Flanken sollten durch das Stufen des Hochspannungstrafos im Umspannwerk kommen.


Scheint mir in der Tat eher überregionalen Ursprungs zu sein, da die steilen Flanken zwar häufig, aber eben doch nicht sehr regelmäßig erscheinen. Im lokalen Ortsnetz würde (ich zumindest) eher regelmäßigere Muster erwarten.

Der heutige Verlauf ist z.B. wieder ziemlich untypisch gewesen und von einer Abendsenke und "Nachtschaltungen" ist da diesmal wenig zu sehen:

Netzspannung-2015-02-14
AOE
Ist häufiger hier
#56 erstellt: 14. Feb 2015, 15:42
Servus

@einmesser

Soweit Alles richtig, bis auf einen Punkt:

Die Trafos ind in den den Umspannwerken sind in meisten deutschen Netzen die einzigen fernsteuerbaren Transformatoren.

Sie sind im Normalfall selbstregelnd. Eine manuelle Regelung per Fernwirkeinrichtung findet nur bei -sehr seltenen- Zusammenschaltungen statt.

Die Selbstregelung dient der Stabilisierung des ersten dem Niederspannungsnetz vorgeschalteten Mittelspannungsnetzes. Dies können 10.000 bis 30.000 V sein und es wird -möglichst- starr gefahren. Die Stufen sind daher deutlich feiner und in der Niederspannung praktisch nicht zu finden. Die Spannung im Niederspannungsnetz ist -bis auf wenige Ausnahmen, z.B. bei Störungen in übergeordneten Netzen- zu fast 100 % abhängig von der Last, sowohl negativer als positiver (Einspeisung).

Die von mir vermutete Last durch Speicherheizung ist z.B. stark abhängig von den Witterungsbedingungen und dem Ladezustand der Öfen. Im Sommer tauchen sie gar nicht auf.

Ansonsten gilt:

Bei näherer Betrachtung / beserer Kenntnis des Netzes ließe sich aber auch dafür eine Erklärung finden.

Sonst bleibt Vieles reine Spekulation. Bis auf die Dinge, die sich mit Sicherheit ausschließen lassen.


[Beitrag von AOE am 15. Feb 2015, 09:38 bearbeitet]
AOE
Ist häufiger hier
#57 erstellt: 15. Feb 2015, 00:12
Servus

Guckst Du hier:
800px-Lastprofil_VDEW_H0_Winter
Sehr schön ist an Wochentagen die typische Abendlastspitze zu erkennen, die bei der Spannung zur entsprechenden Senke führt. Aufgrund der veränderten Lebensabläufe ist die früher durchaus typische Mittagslastspitze nur noch an Sonntagen zu erkennen.

Und ich bleibe dabei, kommt es in der Nacht zu deutlichen Lastspitzen ist ausschließlich Speicherheizung dafür verantwortlich. Oft reicht dafür bereits eine Anlage, da die Lasten recht hoch sind.

einmesser (Beitrag #54) schrieb:
Die regelbaren Ortsnetztrafos sind noch sehr vereinzelt eingesetzt und dürften nur in Regionen zu finden sein, wo aufgrund hoher Einspeisung die Regelungspanne der Hochspannungtsatrafos nicht mehr ausreicht.

Das ist auch falsch, denn die regelbaren Ortsnetztrafos ändern gar nichts an der abzuführenden Last. In der Niederspannung geht es ausschließlich darum den Headroom nach oben zu erweitern, um weitere Anlagen an ein impedanzmäßig eigentlich schon 'ausgelutschtes' Netz anschließen zu können. Siehe dazu die maximal zulässige Spannungsanhebung von Einspeisern im Niederspannungsnetz, die damit deutlich überschritten werden kann, ohne das dafür das Niederspannungsnetz ausgebaut werden muss. Man vergleiche dazu auch die verlogene EON-Werbung .

Im vorgelagerten Mittelspannungsnetz addieren sich dann alle Einspeiselasten aus den Nieder- und Mittelspannungsnetzen an den Hochspannungstrafos in den Umspannwerken, was zu Spannungsanhebungen führt, die von der Regelung der Großtrafos nicht mehr ausgeglichen werden kann. Einige Netzbetreiber haben daher begonnen die starre Spannung grundsätzlich um einen fixen Wert abzusenken (z.B. von 10.400 V auf 10.000V oder 10.000 V auf 9.600 V), um auch hier weitere 'Luft nach oben' zu bekommen. Dies hat natürlich auch Auswikungen auf die Spannung beim Letztverbraucher, die dann ebenfalls entsprechend fällt. Erfolgt dann -in windstillen Nächten- auch keine Einspeisung, dann kann es an der letzten Steckdose spannungsmäßig schon mal bitter werden.


[Beitrag von AOE am 15. Feb 2015, 00:27 bearbeitet]
Hörschnecke
Inventar
#58 erstellt: 15. Feb 2015, 01:17

AOE (Beitrag #57) schrieb:

800px-Lastprofil_VDEW_H0_Winter
Sehr schön ist an Wochentagen die typische Abendlastspitze zu erkennen, die bei der Spannung zur entsprechenden Senke führt.


Deine gemittelte Verbrauchskurve für einen typischen Samstag läßt sich recht passabel mit den Spannungseinbrüchen morgens und abends bei mir in Einklang bringen (heute ist ja Samstag). Deiner Statistik nach (von wann?) ist die Lastspitze im Vergleich zu den Werktagen samstagmorgens etwas verschleppt und abends früher einsetzend. Spätestens zur besten Sendezeit sitzt Deutschland dann sediert im Sessel und der Stromverbrauch sinkt wieder ;).
Netzspannung-Minima-Samstag-2015-02-14


AOE schrieb:

Und ich bleibe dabei, kommt es in der Nacht zu deutlichen Lastspitzen ist ausschließlich Speicherheizung dafür verantwortlich. Oft reicht dafür bereits eine Anlage, da die Lasten recht hoch sind.


Wenn Speicherheizungen der Hauptverursacher für "Steilflanken" in unserem Niederspannungsnetz sein sollen - hast Du dafür eventuell auch noch einschlägiges Bildmaterial? Es müsste dann ja ein sehr häufig aufgezeichneter Effekt sein.

Danke für Deine Einlassungen.
AOE
Ist häufiger hier
#59 erstellt: 15. Feb 2015, 09:31
Servus

Standardlastprofile wurden ausschließlich zur Abrechnung für Stromvertriebe entwickelt. Da es bis vor kurzem praktisch keinen Vertrieb gab, der außerhalb seines ehemaligen Verteilnetzes entsprechende Speicherheizungs-Tarife angeboten hat, sind dazu scheinbar im Netz frei zugängliche Lastprofile kaum zu finden.

Mir liegen dazu jedoch eigene Messungen vor, die exakt mit Deinen übereinstimmen. Diese werde ich aber nicht veröffentlichen.


[Beitrag von AOE am 15. Feb 2015, 14:51 bearbeitet]
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