AGFA Cassetten und ihr weißer Staub.

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DOSORDIE
Inventar
#1 erstellt: 01. Sep 2012, 18:00
Hallo,

ich habe aus einer Wohnungsauflösung einen Haufen gepflegter, teilweise unbeschrifteter, aber bespielter Leercassetten mitgenommen. Größtenteils sind es BASF und AGFA Cassetten von Anfang der 70er bis Mitte der 80er, danach tauchen auch vereinzelt Sony, TDK etc. auf. Es sind Alles entweder Chromdioxid oder gehobene Ferrobänder.

Bei AGFA kennt man die Probleme ja. Die Superferro mit dem schwarzen Label und dem kleinen Cassettenfenster haben immer das Problem, dass ihre Abstandsfolien aufgequollen sind und deshalb zu Schwerläufigkeit führen, die Bänder an sich sind aber ausgezeichnet, das Gehäuse funktioniert mit anderen Folien auch wieder wunderbar. Mit Staub hab ich da kein Problem, klanglich sind sie nach dem kleinen Eingriff auch auf dem GX75 astrein, man kann sie sehr hoch aussteuern und sie liefern eine saubere Performance.

Stereochrom und Superchrom mit grauem und silbernen Label und großem Fenster haben zwar keine Gleichlaufprobleme, stauben aber, viel mehr habe ich eine Stereochrom, die im GX75 anscheinend kleben bleibt oder mit dem Doppelcapstan nicht zurrecht kommt. Am Anfang läuft sie ganz normal, im Laufe der Zeit fängt sie an zu leiern und hält schliesslich an.

Die Stereochrom bekomme ich eingemessen und die Exemplare die staubfrei funktionieren (ich hab mal gelesen, dass das Schimmel ist) klingen auch erstaunlich gut, man darf sie halt - ebenso wie die BASF Chromdioxid Bänder - nicht so laut aussteuern, wenn man darauf penibel achtet ist das Ergebnis hervorragend. So rauscharm, da braucht man nicht mal Dolby. Manche Chargen bekommen im Laufe der Jahre auch Löcher, es klingt so als ob man versehentlich auf die Aufnahmetaste eines mechanischen Laufwerks gekommen wäre - Musik > Plopp > ne halbe Sekunde Stille > Plopp > Musik - der Fehler liegt da aber nicht in der alten Aufnahme, das Loch scheint in der Magnetisierung zu sein, denn auch bei einer Neuaufnahme auf einem gut gepflegten Band erscheint dieser Ablauf an der selben Stelle wie vorher bereits per Hinterbandkontrolle...

Den "weißen Staub" bekomme ich bei einem Großteil der Bänder durch mehrmaliges Abspielen in einem alten Recorder, den ich nicht mehr brauche fast vollständig weg, sodass ich die Cassette danach wieder Verwenden kann, allerdings kriege ich das eine Exemplar in meinem GX75 nicht zum Laufen, in allen anderen Geräten läuft es und das GX75 ist auch wunderbar intakt, deshalb vermute ich ja, dass die Glasbeschichtung hier Schuld ist. Stauben tut sie jedenfalls nicht mehr, aber dafür scheinbar kleben... Ich würde sie gern Alle neu bespielen, macht Spass da Pop von Anfang der 80er drauf zu machen, das wirkt so authentisch, vor Allem weil sie unbeschriftet sind, man könnte auch einfach neues Band rein tun, aber es ist nunmal eine 60+6 bzw. 90+6 und um fast 4 Minuten länger pro Seite ist keine andere Cassette. Ich finde auch die Optik ganz gelungen, auf jeden Fall wesentlich schöner als die BASF Cassetten aus der Zeit.

LG, Tobi
H_Schütte
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 08. Okt 2012, 16:38
Der Staub könnte auch die abgeriebene Gasschicht deines GX-Kopfes sein. als ich einen GX Kopf eines gx75 nachgeschliffen hatte, kam es auch zu weisen Staub! Auch ist mir nicht so ganz klar, warum du so ein Schmirgelband deinem 75'er antust. Das Agfa Band sieht meist so matt aus, weil es einfach rauh ist.
DOSORDIE
Inventar
#3 erstellt: 08. Okt 2012, 17:27
Quark. Der Staub ist ja auch in anderen Recordern vorhanden, wenn ich die abspiele und auch dieses Band kann den GX Köpfen bei einmaligem Abspielen nix anhaben. Ich habe selbst bei fürchterlichsten Bändern noch nie Einschliffe in GX Köpfen erlebt und ich hatte schon mehrere AKAI Bandmaschinen und eben das GX75.

LG, Tobi
H_Schütte
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 24. Okt 2012, 16:43
Ich hatte letztens einen GX75mk2 gekauft, der hatte so einen extremen Einschliff an den Köpfen, dass mit 60'er Band kaum noch Band/Kopfkontakt vorhanden war. Der Recorder war für die Tonne, ein ausgebrannter Schrotthaufen. Nur gut, dass der Bucht Verkäufer (wenn auch widerwillig) den Müll zurück genommen hat.
DOSORDIE
Inventar
#5 erstellt: 24. Okt 2012, 20:51
Diese Erfahrungen kann ich wie gesagt nicht teilen. Ich habe eine GX 600, eine GX 747, im Flur steht noch eine Kaputte GX 210, ich hatte 2 GX 260 D und die haben Alle ihre Macken, aber selbst wenn ich damit die kaputtesten Bänder auf Erden abgespielt habe, habe ich weder eine Verschlechterung hören, sehen noch fühlen können. Nach dem Reinigen der Köpfe war Alles immer wieder gut, glatt und sauber.

Sowas habe ich eher mit weichen Köpfen in Kompaktanlagen gehabt, bei denen zu oft der Pausensuchlauf betätigt wurde. Um einen GX Kopf runter zu wirtschaften, muss das Deck ja quasi Tag und Nacht mit kaputten Bändern gefüttert worden sein, dann müssten aber auch die Capstanlager im Eimer sein.

Bist du dir sicher, dass es der Tonkopf war? Dass Bänder nicht mehr ordentlich bespielt werden können, kann bei einem Doppelcapstan viele Gründe haben, z.B. dass der Zug zwischen den beiden Andruckrollen nicht mehr stimmt, oder dass die eine Andruckrolle nicht mehr richtig greift (hatte ich beim GX75 schon, da gabs dann Azimuthprobleme und Leiern am Ende des Bandes).

Oft liegts aber auch (siehe AGFA Cassette^^) am Bandmaterial selbst, bei vielen Bändern vergeht das Bindemittel im Laufe der Jahre und die Magnetschicht blättert einfach ab oder fängt an zu kleben. Bänder die oft gespielt wurden, lassen sich zwar mit ihrer ursprünglichen Aufnahme noch gut wiedergeben, wenn man sie neu bespielt ist es aber oftmals so, dass sie sich nicht mehr richtig einmessen lassen und dann total dropoutlastig.

Ich kann mir das beim Besten Willen unter normalen Umständen nicht vorstellen. Ich habe von Studiomaschinen gehört, bei denen das der Fall war, die waren aber auch den ganzen Tag im Einsatz und das Band dreht sich darauf ein Bisschen schneller, Telefunken benutzte ja auch Glasköpfe in seinen M10 und M15 (so hießen die glaube ich). Unter normalen Bedingungen ist bei nem GX Kopf vielleicht ein sichtbarer Einschliff möglich - auch wenn ich noch nie einen gesehen hab und ich habe auch schon weichere Köpfe übelst gequält und sie haben es überlebt - aber den haben andere Köpfe nach den ersten 100 Betriebsstunden und klingen deshalb nicht gleich schlechter, selbst bis ein billiger Kopf aus einem Radiorecorder so runter ist, dass der Frequenzgang nicht mehr oberhalb 12 kHz kommt dauert es mehrere Jahre, auch wenn man jeden Tag hört und als Erstes merkt man das bei Kombiköpfen bei der Wiedergabe, während die Aufnahmen lange Zeit noch recht gut gelingen sollten.

AKAI hat die GX Köpfe mit über 100.000 Stunden ohne Abnutzung beworben, ich glaube es waren sogar 120.000, das waren aber die alten GX Köpfe, ich weiß nicht ob Super GX nochmal besser war, selbst wenn das Deck jeden Tag 24 Stunden mehrere Jahre am Stück mit Metallbändern gefüttert würde, müsste der Kopf immer noch neuwertig aussehen.

Mein Autorradio hat einen Hard Permalloy Kopf, ich kaufe immer mal wieder Autorradios auf Flohmärkten und selbst die ältesten, die bereits 25 Jahre alt sind, haben am Tonkopf keinen nennenswerten Einschliff, auch wenn sie mit Pausensuchlauf ausgestattet sind... Also sollte ein GX Kopf die einmalige Aufnahme eines staubenden AGFA Bandes eigentlich überleben, ohne gleich nen Schwächeanfall zu kriegen. Meine Köpfe sehen nach wie vor topp aus. Ich frage mich echt, was deinem GX75 zugestossen ist, dass da angeblich son Einschliff drin ist, wie gesagt, hab ich noch nie erlebt, vor Allem wenn du das schon mehrmals hattest.

Selbst wenn man Jemanden fragt wie armin777, der wahrscheinlich schon hunderte AKAI GX Decks in den Händen hatte, weil er die Geräte auch repariert, wird er dir sagen, dass der Ausfallgrund dieser Geräte eigentlich nie am Kopf liegt.

Übrigens gibts bei den GX75er Geräten einige Montagsserien bei denen die Einmesshilfe irgendwann nicht mehr richtig arbeitet, weil in der Elektronik was defekt ist, erst tauchen im Calibration Modus kaum noch Segmente auf und dann klingen die Aufnahmen total kaputt oder sind gar nicht mehr möglich. Bei vielen Geräten ist das schon in den ersten Monaten nach Verkauf aufgetreten. Mein Deck ist zum Glück nicht davon betroffen.

LG, Tobi
H_Schütte
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 26. Okt 2012, 05:42
Die Geschichte um den Cal-Schalter (Balken zappelt, oder steht im Keller) hatte ich bei beiden Geräten, einem GX 75 und bei einem GX75MK2. Tunerspray beseitigte die Wackelkontakte im Schalter.
Der Kombikopf war wirklich beim GX75mk2 extrem eingeschliffen, selbst im Feritsteg, der zwischen Aufnahme und Wiedergabekopf sitzt, war eine leicht zu ertastende Vertiefung. Auch brachten nerue Andruckrollen und Riemen keinen Duchbruch, obwohl nach dem Wechsel dieser Bauteile sich ein spürbarer Bandzug zwischen den Capstanwellen gebildet hatte, er reichte nicht für einen halbwegs brauchbaren Kopfkontakt. Selbige Bänder liefen perfekt auf dem GX75 (ohne MK2) ond um einiges perfekter in meinem Denon DRM-44HX
"physman"
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 21. Dez 2013, 13:07
Hallo. Ja, so einen misteriösen weißen Belag auf den Köpfen durfte ich auch schon runterputzen. Aber nicht nur bei einer AGFA Stereochrom sondern auch bei einer BASF Ferrochrom und einer Scotch Chrom. Ich weis auch nicht ob das Bindemittel ist oder was sonst. Das Band selber sieht jedenfalls unauffällig aus.
Gruß. Jörg
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