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Die Klassik stirbt?

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Hüb'
Moderator
#52 erstellt: 12. Aug 2015, 20:36
Alles klar, Johannes. Der Begriff passt somit wirklich an dieser Stelle nicht optimal.
Ansonsten: absolute Zustimmung.
Hörbert
Inventar
#53 erstellt: 12. Aug 2015, 20:38
Hallo!

@Kreisler_jun.

Das kann ich nur zu 100% unterschreiben, was bei solchen Privatiisierungen nur schwach- bis nichtprofitabler Strukturen zu erwarten ist zeigt sich beim öffentlichen Naheverkehr und beim Postwesen.

Auf noch mehr solchen Unsinn kann ich gut verzichten.

MFG Günther
cr
Inventar
#54 erstellt: 15. Aug 2015, 03:31
Nachdem erst vor ein paar Tagen das Klassik-Streaming-Portal IDAGIO ( http://futurezone.at...estartet/146.246.851 ) angekündigt wurde, legt nun auch der ORF nach

http://futurezone.at...schaffen/146.802.494


[Beitrag von cr am 15. Aug 2015, 03:35 bearbeitet]
dktr_faust
Inventar
#55 erstellt: 15. Aug 2015, 15:06

Kreisler_jun. (Beitrag #51) schrieb:

Seit dem Mittelalter wurde "klassische" Musik normalerweise öffentlich finanziert, die meiste Zeit von Kirche und Adel.


Das ist vielleicht ein Punkt den wir bei unseren Überlegungen (fälschlicherweise?) außen vor gelassen haben: Das, was wir heute als "Klassik" bezeichen war immer eine Musik für einen sehr begrenzten Personenkreis. Schon zu Zeiten Mozarts hat mit wenigen Ausnahmen die breite Masse ganz andere Musik gehört als er geschrieben hat.

@ cr: Interessant - danke! Lustig ist, dass bei Futurezone gleich mal der Alptraum Andre Rieu als Bild gewählt wurde

Grüße
Thomas133
Hat sich gelöscht
#56 erstellt: 16. Aug 2015, 01:29

dktr_faust (Beitrag #55) schrieb:

Kreisler_jun. (Beitrag #51) schrieb:

Seit dem Mittelalter wurde "klassische" Musik normalerweise öffentlich finanziert, die meiste Zeit von Kirche und Adel.


Das ist vielleicht ein Punkt den wir bei unseren Überlegungen (fälschlicherweise?) außen vor gelassen haben: Das, was wir heute als "Klassik" bezeichen war immer eine Musik für einen sehr begrenzten Personenkreis. Schon zu Zeiten Mozarts hat mit wenigen Ausnahmen die breite Masse ganz andere Musik gehört als er geschrieben hat.


Ganz außen vor gelassen wurde der Punkt nicht, ich bin zwar nicht speziell auf die Finanzierung eingegangen, hab hier aber schon zuvor geschrieben

"Den Vergleich zu Händels Zeiten kann man nicht ziehen, denn damals gab es ganz andere Möglichkeiten und mangelnde Alternativen...keine Popularmusik, keine Musikkonserven usw. und aus gewissen Quellen damaliger Zeiten weiß man auch dass es auch schon damals genug Leute gab die sich für die Kunst in der Musik nicht sonderlich interessierten - aber schon Mozart und Beethoven haben sich in gewissen Briefstellen über Leute die während eines Vortrags nicht den Mund halten konnten maßlos geärgert..."


aber bei so viel Text innerhalb einer Diskussion sei dir verziehen, wenn du nicht jeden Satz gründlich durchlesen willst oder zeitlich nicht kannst.

Ja, der Andre Rieu als Werbebotschafter der Klassik Ich bin mir sicher er gilt für viele Ahnungslose als einer der Top-Violinspieler der Klassikwelt...naja...solange man mich nicht dazu zwingt das Gleiche zu glauben.

Hüb'
Moderator
#57 erstellt: 17. Aug 2015, 09:22

dktr_faust (Beitrag #55) schrieb:
Schon zu Zeiten Mozarts hat mit wenigen Ausnahmen die breite Masse ganz andere Musik gehört als er geschrieben hat.

Die "breite Masse" dürfte - im heutigen Sinne - zu Mozarts Zeiten gar keine Musik gehört haben.
Musikkonsum, wie wir ihn heute kennen, wurde erste denkbar mit den Möglichkeiten zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Musik, ggf. flankiert und befeuert mit der Mobilisierung der Musikwiedergabe.

Was ich damit sagen will: die Frage hat sich aus der damaligen Perspektive nicht gestellt bzw. die darauf zu gebende Antwort ist nicht unbedingt mit musikalischen Präferenzen zu begründen.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 17. Aug 2015, 09:23 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#58 erstellt: 17. Aug 2015, 10:01
Hallo!

@Hüb'


....
Die "breite Masse" dürfte - im heutigen Sinne - zu Mozarts Zeiten gar keine Musik gehört haben........


Hm... ich weiß nicht, auch die Gebrüder Schrammel sind nicht aus dem Nichts entstanden sondern bauten auf einer schon vorhanden Strukur auf.

Ich würde eher davon ausgehen das es wie heute ein verhältnissmäßig breites Angebot an Unterhaltungsmusik respektive "Popmusik" gegeben hat und eine dünne Schicht von Kennern und Liebhabern von "Kunstmusik".

Das die damalige Unterhaltungsmusik nicht überliefert wurde wundert mich nicht, ausser einigen "Evergreens" ist ja auch von der Unterhaltungsmusik/Popmusik des 20. Jahrunderts nicht allzuviel übriggeblieben und selbst diese "Evergreens" werden zusammen mit ihren Liebhabern zum größten Teil wegsterben.

MFG Günther
Thomas133
Hat sich gelöscht
#59 erstellt: 17. Aug 2015, 20:42
Hallo Frank,
ich bin mir ziemlich sicher, dass auch damals die meisten Leute (wenn auch sicher nicht in einer Art Reizüberflutung wie es heute der Fall ist) zum. hin- und wieder Musik gehört haben. Es gab in einigen Wirtshäusern Musiker die Volksmusik und Tänze (Ländler, Märsche, Walzer,...) für das einfache Volk gespielt haben, auch große Komponisten haben sich manchmal in diese Abgründe gewagt und sich zum. davon inspirieren lassen. Außerdem muß man es auch relativieren...ich bin überzeugt davon, dass die anspruchsvolle Klassik trotzdem prozentuell mehr Hörer hatte (wenn auch in der Minderheit) wie heute, denn man darf nicht vergessen, dass ja durch den Umstand dass es damals keine Musikkonverven gab, viel mehr Menschen notgedrungenermaßen selbst Musik machen mußten - die Zahl der aktiven (insbes. Laien-) Musiker, lag damals sicher prozentuell viel höher als heute - und dadurch auch zwangsläufig ein besseres Verständnis dafür entwickelt wurde. Außerdem galten damals auch schon Formen wie zB die Divertimenti oder Serenaden als Unterhaltungsmusik für die breite Masse, während sowas heutzutage eindeutig zur ernsten Klassik zugeordnet wird. Ich denke deswegen, dass es vom heutigen Begriff des einfältigen Charts-Musikhörer, den selbst schon ein Diverdimenti überforderte, weniger gab, als es heute der Fall ist. Wahrscheinlich galten damals schon Diejenigen als Mainstream, die zwar Unterhaltungs-Klassik hörten aber mit anspruchsvolleren Gattungen wie Sinfonien, Konzerte, komplexere Kammermusik,...wenig anfangen konnten.
Hüb'
Moderator
#60 erstellt: 18. Aug 2015, 07:52
Hallo Thomas,

stimme Dir zu.
Allerdings geht mein Schluss aus Deiner Betrachtung eher in die Richtung, dass die Rezeption von Musik damals und heute überhaupt nicht mit einander vergleichbar ist. Wenn es bspw. zu Mozarts Zeiten nur Schlager, Volksmusik, "leichte" und "schwerere" Klassik gab, dann ist es ja sehr nachvollziehbar, dass es breitere Vorlieben für "Klassik" gab, als dies heute der Fall ist.

Musik heute, mit der Fassbarkeit als Konserve im Spannungsfeld zwischen vermarktbarem Produkt, Angebotsvielfalt und allzeitiger Verfügbarkeit - hat meiner Ansicht nach einen ganz anderen Stellenwert als damals.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Aug 2015, 08:48 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#61 erstellt: 18. Aug 2015, 09:56

Hüb' (Beitrag #60) schrieb:

Allerdings geht mein Schluss aus Deiner Betrachtung eher in die Richtung, dass die Rezeption von Musik damals und heute überhaupt nicht mit einander vergleichbar ist.

Das ist wohl kaum zu bestreiten. Deswegen ist es ja auch ziemlich unsinnig, z.B. darüber zu spekulieren, wie Mozart heute komponieren würde (also eher wie Rihm oder wie McCartney... ;)). Ab dem 19. Jhd. trennen sich "Unterhaltungsmusik" und "ernste Musik" zunehmend stärker voneinander, wobei es noch sehr lange enge Berührpunkte gibt, man nehme z.B. Johann Strauss' Operetten oder Brahms' "Liebesliederwalzer" u.a.
Und spätestens mit der Verbreitung von Schallplatte und Radio in den 1920er-30ern kommt dann die Dimension hinzu, die heute alles dominiert. Nämlich dass Musik normalerweise von Konserve (oder jedenfalls aus Distanz mittels Radio) rezipiert wird und dass über solche Massenmedien eine vorher kaum mögliche weltweite Verbreitung möglich ist.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#62 erstellt: 18. Aug 2015, 20:43

Kreisler_jun. (Beitrag #61) schrieb:

Das ist wohl kaum zu bestreiten. Deswegen ist es ja auch ziemlich unsinnig, z.B. darüber zu spekulieren, wie Mozart heute komponieren würde (also eher wie Rihm oder wie McCartney... ;)).


Das sind sowieso unsinnige Hypothesen, aber wenn ich dann von so manchen Pop und Rockmusiker wie Bohlen lese, die sich allen ernstes einbilden Mozart würde heutzutage die genau gleiche Musik wie sie machen (um sich damit indirekt auf die gleiche Stufe zu heben) dann wird mir echt übel. Es ist viel wahrscheinlicher dass sie es nicht machen würden, denn man darf auch nicht die Ansprüche und Lebensphilosophien der damaligen Komponisten ausser Acht lassen. Aber Leute wie Bohlen die von Klassik so viel Ahnung haben wie ein Atheist von der Bibel wissen natürlich nicht biographische Details wie zB Leopold an Sohn Mozart "Ich empfehle Dir, bei Deiner Arbeit nicht einzig und allein für das musikalische, sondern auch für das unmusikalische Publikum zu denken. Du weißt, es sind hundert unwissende gegen zehn wissende Kenner; vergiß also das sogenannte Populäre nicht, das auch die langen Ohren kitzelt." Worauf Sohn an Vater antwortet : [i]"Wegen des sogenannten Populären sorgen Sie nicht, denn in meiner Oper ist Musik für alle Gattungen von Leuten – ausgenommen für lange Ohren nicht."
Man weiß auch, dass Beethoven nicht gerade glücklich darüber war, dass Wellingtons Sieg populärer als alle zuvorgehenden Werke wurde. Wäre es ihm rein um den Erfolg gegangen hätte er bis an sein Lebensende an diesem Stil festhalten können, aber wie wir wissen war eher das Gegenteil der Fall, eine schwer zu erschliessende Hammerklaviersonate, späten Streichquartette die auch eher für Kenner angelegt waren, eine überlange Messe,... Sicher haben die großen Komponisten auch mal kleinere Werke komponiert, aber ich denke das war nur um auch hin- und wieder ihre wahren Ambitionen auch finanzieren zu können (und es sich zu leisten auch mal eine Zeit lang ohne Einkommen an großen Werken zu komponieren), für Klavier- und Kompositionsschüler, als auch einfach nur zum Zeitvertreib ohne das Resultat allzu ernst und kunstvoll zu betrachten. (und sie wollten auch nicht dadurch beurteilt werden, der sei schließlich ein "Lump" der ihn aufgrund solcher "Bagethellen" beurteile, soll Mozart einmal gesagt haben) Es spricht mehr dagegen als dafür, in einer anderen Zeit plötzlich alle Ambitionen und Ansprüche über Bord zu werfen.
Aber gut, ich will hier nicht so eine Diskussion lostreten, aber gewisse biographische Tatsachen sollten schon mit einfliessen, wenn man schon solche Überlegungen anstellt (und gerade Diejenigen die solche Sprüche machen, sind oft die Ahnungslosesten)


[Beitrag von Thomas133 am 18. Aug 2015, 20:46 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#63 erstellt: 20. Aug 2015, 07:56
Dafür, dass man diese Diskussion schon für beendet angesehen hatte, gehts hier aber munter weiter.
Nur den Kernpunkt mag hier keiner (mehr) so richtig aufgreifen, nämlich ob die klassische Musik
eine Zukunft in der breiten Masse hat oder ob die Vermittlung dieses durchaus komplexen Genres
immer schwieriger wird. Und wenn ja, wie man dem entgegenwirken kann.

Aber vielleicht ist genau dieser Punkt ja auch so einfach nicht zu beantworten oder hat sich indirekt auch schon
in vielen aufgegriffenen Punkten der Vergangenheit der klassischen Musik und ihrer bisherigen Rezeption
beantwortet.

Für mich festgehalten habe ich u.a.:
- CD Preise sind oftmals im Keller.
- Durch iTunes, Spotify & co. ist alles schnell und günstig verfügbar.
- Konzertpreise sind teilweise niedrig.
- Es gibt Kinderveranstaltungen und auch Crossoverprojekte in einigen Konzerthäusern.
- Kleiderordnung ist lockerer als früher.
- Die Klassik findet immer noch größtenteils im althergebrachten Kontext statt (Konzerthäuser, Kirchen, Opernhäuser)
- Sie findet gerade im TV eher auf den Spartensendern oder im Regionalfernsehen oder spät abends statt. Ansonsten sieht man
eher Künstler wie Garrett, Rieu und co. im TV, als "echte" Klassikstars.
- Aus der Historie der letzten 200 Jahre heraus hat sich das Bild dieser Musik gewandelt hin zu einem Ausdruck des Intellektes
und der Unabhängigkeit und weg vom Kommerz und dem Nutzfaktor, den sie noch im Barock hatte.
- Neue Musik ist zu oft schwer konsumierbar und schwer vermittelbar.
- Die Vermittlung von Klassik im schulischen Kontext ist nicht optimal.
- Die Labels versuchen Künstler teilweise wie Popstars zu verkaufen, was aber die Musik nicht leichter macht.

Womöglich ist das Problem ja gar kein Problem, was man sozusagen lösen kann, sondern eher eine logische Entwicklung
des stark veränderten Musikkonsums seit dem Existieren der Popmusik und vorallem seit der Veränderung der finanziellen
Verhältnisse der Musikindustrie seit Ende der 90er, also seitdem die Musikindustrie nicht mehr Millionen für Klassikprojekte
verbrenne kann, so wie früher.
Kreisler_jun.
Inventar
#64 erstellt: 20. Aug 2015, 11:51

Mr._Lovegrove (Beitrag #63) schrieb:
Dafür, dass man diese Diskussion schon für beendet angesehen hatte, gehts hier aber munter weiter.
Nur den Kernpunkt mag hier keiner (mehr) so richtig aufgreifen, nämlich ob die klassische Musik
eine Zukunft in der breiten Masse hat oder ob die Vermittlung dieses durchaus komplexen Genres
immer schwieriger wird. Und wenn ja, wie man dem entgegenwirken kann.

Naja, es scheint halt nach wie vor eine offene Frage, ob es überhaupt stimmt, dass "die breite Masse" jemals Klassik gehört hat, dass es "schwieriger" wird und selbst wenn ja, warum. Schnellschüsse sind offenbar problematisch, bevor man sich überhaupt im Klaren ist, was genau das Problem sein soll.


- Konzertpreise sind teilweise niedrig.
- Es gibt Kinderveranstaltungen und auch Crossoverprojekte in einigen Konzerthäusern.

Die Konzertpreise sind nahezu durchweg (wenn man die großen Festspiele oder Stars mal ausklammert) niedriger als bei "professioneller" Populärmusik und beinahe jede/s Oper/Konzerthaus bietet seit Jahr(zehnt)en Dinge wie Kinderkonzerte, Gesprächskonzerte, Freiluftkonzerte usw. an.


- Kleiderordnung ist lockerer als früher.

Eher: Es gibt praktisch kaum mehr eine Kleiderordnung. Ich finde es schon etwas seltsam, dass in Zeiten, in denen der überwiegende Anteil der Arbeitnehmer "white collar" jobs hat, es als "Kleiderordnung" empfunden wird, abends fürs Konzert ein sauberes gebügeltes Hemd anzuziehen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist man mit "smart casual" in einem Klassik-Konzert längst gut genug angezogen. Auch das gilt seit über 20 Jahren. Meines Wissens ist ölverschmierter Blaumann im Rockkonzert eher die Ausnahme


- Aus der Historie der letzten 200 Jahre heraus hat sich das Bild dieser Musik gewandelt hin zu einem Ausdruck des Intellektes und der Unabhängigkeit und weg vom Kommerz und dem Nutzfaktor, den sie noch im Barock hatte.

Vor 200 Jahren hatte Beethoven schon mehr als die Hälfte seiner Sinfonien komponiert und der Barock war seit zwei Generationen vorbei.
Das Problem bei solchen Aussagen ist, dass man Gegensätze, die selbst heute problematisch sind (dank Musikindustrie ist Klassik heute in vieler Hinsicht "kommerzieller" als im 18. Jhd.), auf Zeiten überträgt, in denen sie kaum einen Sinn ergeben. Beethoven und seine Musik waren "Ausdruck des Intellekts" und er war "unabhängig" bis zur Widerborstigkeit, aber natürlich hat er trotzdem versucht, damit Geld zu verdienen, häufig mit Erfolg. Händel ist ungeachtet zweier Pleiten mit den Opernunternehmen mit seiner Musik sehr wohlhabend geworden; das war aber kein Widerspruch dazu, dass seine Oratorien teils in Kooperation mit berühmten Dichtern/Intellektuellen entstanden, mit denen er teils auch persönlich befreundet war, und somit auch einen bestimmten Zeitgeist zum Ausdruck bringen.



Womöglich ist das Problem ja gar kein Problem, was man sozusagen lösen kann, sondern eher eine logische Entwicklung des stark veränderten Musikkonsums seit dem Existieren der Popmusik und vor allem seit der Veränderung der finanziellen Verhältnisse der Musikindustrie seit Ende der 90er, also seitdem die Musikindustrie nicht mehr Millionen für Klassikprojekte verbrennen kann, so wie früher.

Die Musikindustrie hat ja nicht mutwillig Millionen für Klassikprojekte "verbrannt", sondern bis in die 70er (oder sogar 80er) hat sich das für die Labels gelohnt und es sind einige klassische Musiker damit richtig reich geworden. "Verbrannt" klingt so, als seien Klassikschallplatten von Anfang an durch Populärmusk quersubventioniert worden. Das war meines Wissens die längste Zeit nicht der Fall. Dafür wesentlich war hauptsächlich ein längerer Atem, da sich Klassikprojekte normalerweise erst nach einigen Jahren lohnten. In den 1980ern ist man dann einerseits von übersteigerten Erwartungen, nicht nur was den Gewinn überhaupt, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sich dieser realisieren lassen würde, ausgegangen, andererseits hat das anscheinend vorübergehend wegen des CD-Booms beinahe funktioniert, bis dann der Katzenjammer eintrat.
(Die schiere Existenz der Populärmusik kann nicht allzu relevant sein, denn seit es überhaupt Tonträger gibt, gibt es Populärmusik.)

Insofern stimme ich zu, dass es vermutlich in vielen Hinsichten eine logische Entwicklung ist, freilich bedeutet das nicht alternativlos oder dass keine strategischen Fehler gemacht wurden. Selbst wenn ich den nachhaltigen Erfolg von popmusikähnlichen Marketingstrategien bezweifle, ist kaum zu bestreiten, dass, wenn man von vielleicht 20-30% Gelegenheitsklassikhörern und 5% "Intensivhörern" ausgeht, eigentlich noch ziemlich viele "da draußen" wären, die man als Hörer/Käufer erschließen könnte.

Was mich wundert, ist, warum beim Jazz viel weniger problematisiert wird, dass ein Genre, von dem größere Teile bis ca. 1960 breit wahrgenommen wurden (oder gar als Tanzmusik fungierten), das inzwischen aber zu einer Nische, kleiner als Klassik, geworden ist. Und hier scheint mir auch viel deutlicher als bei der Klassik, dass die Rock/Pop Musik den Jazz (dessen Avantgarde in den 60ern ähnlich komplex und schwer zugänglich wurde wie in der Klassik in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhds.) als Populärmusik verdrängt hat.
zuglufttier
Inventar
#65 erstellt: 20. Aug 2015, 12:31
Was ich bei der Klassik problematisch finde ist die Einstellung von vielen Fans. Viele sehen die Sache doch sehr dogmatisch und die Klassik wird über andere Musikstile hinweggehoben als ob sie irgendwas besonderes sei. Es gibt keine "echte" Musik, alles ist Kunst und auch elektronische Musik hat nicht weniger Gehalt als ein klassisches Stück von XY. Es wirkt alles sehr elitär, aber auch angestaubt und es scheint oft so, dass nicht jeder Klassik hören soll, sondern nur die, die sich mit der "wahren" Musik auskennen und sich damit richtig auseinander setzen. Irgendwo ist da einfach eine Barriere und das ist auch in den Köpfen der Menschen.

Das ist nun etwas überspitzt formuliert aber es trifft oft zu, finde ich. Dieses Image muss sich eben wandeln. Klassische Musik wurde früher oftmals nicht geschrieben, weil es besonders intellektuell sein sollte, sondern eher, um die Menschen zu unterhalten. Also einfache Popmusik; damals waren die Mittel andere und die Mode in der Musik auch eine andere und daher kam diese Musik dabei raus. Im Laufe der Zeit wurde das ganze dann halt immer komplexer, so dass man sich heute kaum noch einfach hinsetzen und ein Stück klassische Musik schreiben kann. Das ist in anderen Bereichen der Musik ein bisschen leichter

Ich selber habe auch noch nicht so recht den Zugang zu klassischer Musik gefunden aber das muss ja auch nicht. Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass die Anzahl der Hörer nicht abnimmt, sondern dass es sich um eine recht konstante Hörerschaft handelt. Ich tue mir Klassik eher in Form von "Crossover" an, wie z. B. auf Venetian Snares' "Rossz Csillag Alatt Született". Seine Musik ist aber auch nicht so ganz leicht zugänglich Ich scheue es auch nicht mich mal ne Stunde hinzusetzen und ein bisschen der Musik zu lauschen. Viele elektronische Musik bedarf auch der Aufmerksamkeit und ist kaum zum Hören nebenbei geeignet.

Nun... Was also tun, um die klassische Musik erfolgreicher zu machen? Nichts, einfach weitermachen. Vielleicht den Begriff klassische Musik vergessen... Wenn die Musik erfolgreicher werden soll, muss sie massenkompatibel werden. Und wenn etwas massenkompatibel ist, ist es eben so, dass fast jeder das halbwegs erträglich und manchmal gut findet. So ein Zeug will man sich ja auch nicht antun.
HaraldNorbert
Stammgast
#66 erstellt: 20. Aug 2015, 12:32
Warum wird eigentlich immer ein Gegensatz zwischen der "populären" Musik und der Klassik gesehen? Musik war schon immer bestimmten Moden unterworfen. Und ein Beethoven war zu seiner Zeit sicher ein populärer Künstler, der durchaus im Konflikt mit der damals üblichen "klassischen" Musik stand. Ebenso ist es mit dem Jazz. In den 50er und 60er Jahren war Jazz sehr populär, heute eben nicht mehr. Das kann man doch bei allen Musikstilen erleben. Wo sind die großen Big Bands á la Max Greger geblieben? Was wird man in 200 Jahren über Rockmusik sagen?
Das eigentliche Übel ist doch, dass die Musikindustrie sich immer stärker nur an aktuellen Trends orientiert, die kurzfristige Gewinne versprechen. Alles was da nicht reinpasst, wird in irgendwelche Nischen verschoben. Das betrifft eben nicht nur Klassik, sondern auch vieles Andere.
zuglufttier
Inventar
#67 erstellt: 20. Aug 2015, 12:34

HaraldNorbert (Beitrag #66) schrieb:
Warum wird eigentlich immer ein Gegensatz zwischen der "populären" Musik und der Klassik gesehen?

Da haben wir uns wohl überschnitten Es ist so wie mit dem Besitz einer besonders hochpreisigen Anlage: Besitzerstolz, Abgrenzung vom Pöpel
Hörbert
Inventar
#68 erstellt: 20. Aug 2015, 12:59
Hallo!


.......Warum wird eigentlich immer ein Gegensatz zwischen der "populären" Musik und der Klassik gesehen?......


Weil es die nun einmal gibt, die Grenzen können da durchaus fließend sein und weder das v erwendete Insrtrumentarium noch der Anspruch der Komponisten ist hier der entscheidente Punkt sonder zum einender Umstand das populäre Musik einen eindeutig weniger hohen Komplexitätsgerad aufzuweisen hat und zum anderen auf recht einfach und tradierte Formen aufbaut.

Auch ein Wiener Walzer von Johann Strauss oder der Gebrüder Schrammel war und ist nichts anderes als Popmusik.

Zudem ist Popmusik in der Regel Gebrauchsmusik die für einen bestimmten Zweck geschrieben/erstellt wurde und zwar auch zum Zuhören genutzt werden kann aber das ist in der Regel nicht ihr Hauptzweck.Die wohl bekannteste Form der Popmusik ist nicht umsonst die Tanzmusik und ihre Ableger.


.....Es ist so wie mit dem Besitz einer besonders hochpreisigen Anlage: Besitzerstolz, Abgrenzung vom Pöpel ..........


Wer so denkt hat m.E. schlicht und ergrteifend nichts begriffen, sowenig wie derjenige der auf jede andere Form der Musik herabblickt als die die er persönlich präferiert. Musik hört man einfach zum eigenen Genuß und da Geschmäcker verschieden sind hört der eine halt Stücke mit hochkomplexen Harmonienund der andere halt Stücke mit stark ausgeprägter Rhythmik u.s.w.


........Was wird man in 200 Jahren über Rockmusik sagen?........


M.E. ungefähr so viel wie heute über Ländler, Walzer oder Menuette, schon jetzt ist ein großer Teil der Pop-/Rockmusik von vor 30-40 Jahren in der Versenkung verschwunden, vom Rest wird noch ein guter Teil zusammen mit den ehemaligen Zeitgenossen dieser Musik ins Grab sinken, schau dich doch einmal um, kaum jemand aus der Generation der heutrigen Jugendlichen interessiert sich noch groß für diese Musik, -sie hat ihre eigene der das gleiche Schicksal bevorsteht.

Aber auch von der Neuen Musik (das ist die Art Musik die man als Nachfolgerin der alten Klassischen Musik bezeichnen könnte) wird nicht viel übrigbleiben denn auch hier wirkt der Filter der Zeit.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 20. Aug 2015, 14:15 bearbeitet]
zuglufttier
Inventar
#69 erstellt: 20. Aug 2015, 13:20

Hörbert (Beitrag #68) schrieb:

.....Es ist so wie mit dem Besitz einer besonders hochpreisigen Anlage: Besitzerstolz, Abgrenzung vom Pöpel ..........


Wer so denkt hat m.E. schlicht und ergrteifend nichts begriffen, sowenig wie derjenige der auf jede andere Form der Musik herabblickt als die die er persönlich präferiert. Musik hört man einfach zum eigenen Genuß und da Geschmäcker verschieden sind hört der eine halt Stücke mit hochkomplexen Harmonienund der andere halt Stücke mit stark ausgeprägter Rhythmik u.s.w.

So wirkt es oft auf mich! Ich sage aber auch nicht, dass jeder Klassikhörer auf andere Spielarten der Musik herabblickt. Aber dieses Verhalten, gerade das mit den Anlagen, ist hier im Forum oft vertreten. Zeitgleich mit der Meinung, wenn man keine Klassik hört, braucht man auch keine gute Anlage und wer keine Klassik hört, kann auch nicht den Klang von Lautsprechern beurteilen.

Wer sich den Schuh anzieht, nun ja

Komplexe Musik gibt es in allen Bereichen.

PS: In 100 Jahren kennt man sicher noch den Amen Break


[Beitrag von zuglufttier am 20. Aug 2015, 13:21 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#70 erstellt: 20. Aug 2015, 13:52
Hallo!

Nun ja,


........Zeitgleich mit der Meinung, wenn man keine Klassik hört, braucht man auch keine gute Anlage und wer keine Klassik hört, kann auch nicht den Klang von Lautsprechern beurteilen.........


Auch das ist eine Frage der Perspektive.

Eine einfache Wahrheit dahinter ist die das man bei klassischer Musik tonale Verfärbungen sehr genau hörst und gerade sehr viel günstige Lautsprecher schlicht und ergreifend gar nicht in derr Lage sind verfärbungsfrei wiederzugeben.


.....Komplexe Musik gibt es in allen Bereichen.........


Ich sagte ja schon daß die Grenzen fließend sind. Zudem wird gemeinhin wenn von klassischer Musik die Rede ist sich auf Werke bezogen die einige hundert Jahre alt sind, das ist dann Musik die vor allem zu ihrer Zeit sehr komplex war. Beethoven z.B. war für den Großteil seiner Zeitgenossen schlichtweg unverständlich und seine Tonkombinationen waren für viele seinerzeit wohl nicht mehr als chaotischer Lärm ohne Zusammenhang, -das gleiche erlebst du wenn du zeitgenössische Werke einem unbedaften Publikum vorspielst auch heute, in 200 Jahren wirken die Sachen dann so vertraut wie heute Beethoven falls sie die Zeiten überdauern wohlgemerkt-.

Im übrigen wirst du gerade bei der extremen High-End-Fraktion kaum klassische Werke in der Musiksammlung finden, hier sind nach meiner Erfahrung eher "Mädchen mit Gitarren", sehr konservativer Jazz, viel 30-40 Jahre alten Rock-Pop und eine ganze Reihe von Stücken die mehr auf bestimmten Effekten als auf musikalischer Substanz beruhen zu finden.

Nur weil die "Overtüre 1812 und "Wellingtons Sieg" von bekannten klassischen Komponisten stammen ist das noch lange keine typische klassische Musik, -auch hier sind wie gesagt die Grenzen fließend-.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 20. Aug 2015, 13:53 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#71 erstellt: 20. Aug 2015, 13:57

HaraldNorbert (Beitrag #66) schrieb:
Und ein Beethoven war zu seiner Zeit sicher ein populärer Künstler, der durchaus im Konflikt mit der damals üblichen "klassischen" Musik stand.

Ich weiß nicht genau, ob ich das richtig verstehe, aber so wie es klingt, ist es falsch. Beethovens Musik provozierte kontroverse Reaktionen, aber nicht weil er populär oder modisch ggü. einem "angestaubten klassischen Establishment" gewesen wäre. Im Gegenteil, Beethoven komponierte größtenteils radikal "elitär" und auch wenn sich seine Musik größtenteils relativ schnell durchsetzen konnte, erregte sie u.a. Anstoß, weil sie als zu schwierig galt (und in einer Zeit in der viele Musikliebhaber ihre Musik selber spielen mussten, oft rein technisch auch sehr schwierig war).

Und wieder: Man kann gar nicht genug aufpassen, wenn man in einem 200 Jahre alten Text zur Musik so etwas wie "populär" liest. Das ist mangels Radio und Tonträgern normalerweise nicht so gemeint, dass das halbe Land diese Musik hoch und runter trällert. Sondern eher: populär unter der relativ schmalen Ober- und Mittelschicht, die überhaupt Zugang zur Musik außer Kirche, Leierkastenmann und Kneipenfiedler hatte. Die allerpopulärsten Opernmelodien spielte irgendwann sicher auch der Kneipenfiedler.
Wenn Leopold Mozart den Wolfgang ermahnt hat, auch ans Populäre zu denken, dann meint er das großbürgerliche und adlige Publikum der Konzerte, nicht den "Mann auf der Straße". Beethoven und sogar Mozart waren mit etlichen Werken nicht populär genug, weil sie eher den winzigen Prozentsatz an ähnlich fortschrittlich eingestellten Musikern und Musikliebhabern im Blick hatten. Also ganz grob (und ohne Garantie für die Zahlen): Komponiert wurde eh nur für 10%, aber Beethoven richtete sich eher an 1 oder 0,1%.

"Amen Break" musste ich googeln...


[Beitrag von Kreisler_jun. am 20. Aug 2015, 13:58 bearbeitet]
zuglufttier
Inventar
#72 erstellt: 20. Aug 2015, 14:24

Hörbert (Beitrag #70) schrieb:
Im übrigen wirst du gerade bei der extremen High-End-Fraktion kaum klassische Werke in der Musiksammlung finden, hier sind nach meiner Erfahrung eher "Mädchen mit Gitarren", sehr konservativer Jazz, viel 30-40 Jahre alten Rock-Pop und eine ganze Reihe von Stücken die mehr auf bestimmten Effekten als auf musikalischer Substanz beruhen zu finden.

Dem kann ich zustimmen...

Kreisler_jun. (Beitrag #71) schrieb:
"Amen Break" musste ich googeln... ;)

Siehe auch hier: https://www.youtube.com/watch?v=5SaFTm2bcac

Ich glaube ja, dass es am sinnvollsten wäre den Begriff klassische Musik nicht mehr zu verwenden. Der ist einfach zu schwammig und kein Stück definiert, da gibt es einfach noch tausende Unterschubladen. Und irgendwie wird in diesem Thread auch mehr darüber diskutiert als darüber was am Schwinden der klassischen Musik dran ist.

Bisher wurden nur die Thesen aufgestellt, dass oftmals zu wenig an das Thema, von welchen Seiten auch immer, herangeführt wird und auch dass die klassische Musik es sehr schwer hat in einer Gesellschaft, die kurzlebig ist und von 30 Sekunden Katzenvideos dominiert wird. Ich stelle mal die Frage, was ist an klassischer Musik erhaltenswert? Wozu brauche ich das?

Edit:

Hörbert (Beitrag #70) schrieb:

.....Komplexe Musik gibt es in allen Bereichen.........


Ich sagte ja schon daß die Grenzen fließend sind. Zudem wird gemeinhin wenn von klassischer Musik die Rede ist sich auf Werke bezogen die einige hundert Jahre alt sind, das ist dann Musik die vor allem zu ihrer Zeit sehr komplex war. Beethoven z.B. war für den Großteil seiner Zeitgenossen schlichtweg unverständlich und seine Tonkombinationen waren für viele seinerzeit wohl nicht mehr als chaotischer Lärm ohne Zusammenhang, -das gleiche erlebst du wenn du zeitgenössische Werke einem unbedaften Publikum vorspielst auch heute, in 200 Jahren wirken die Sachen dann so vertraut wie heute Beethoven falls sie die Zeiten überdauern wohlgemerkt-.

Ich denke, ähnliche Reaktion treten auch bei Künstlern wie Autechre auf, die späteren Alben sind nicht gerade zugänglich! Mag ich aber trotzdem gerne, nur nicht immer...


[Beitrag von zuglufttier am 20. Aug 2015, 14:27 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#73 erstellt: 20. Aug 2015, 14:45
Hallo!



...... Ich stelle mal die Frage, was ist an klassischer Musik erhaltenswert?.......


Nun was ist an Kunst überhaupt erhaltenswert?

Wir können uns auch alle auf die billigste und platteste Unterhaltung beschränken und jedem dem dann die "Reality"-Shows und äzend langweiligen "Comedians" die dann noch im TV auftreten zum halse heraushängt sagen mehr brauchen wir nicht.

Filme brauchen wir auch nicht, -es gibt ja You-Tube-.

Neue oder alte Gemälde sind ebenfalls überflüssig,-es gibt ja Handys mit Kameras und unzählige Seiten auf dem Netz mit Amateurfotos-.

u.s.w.

Damit kannst du bestimt gut leben.

Aber halt nicht jeder.

Geschmäcker sind nun mal verschieden.

Nun mal im Ernst, -du hast es tatsächlich nicht begriffen-? Klassische Musik, wie Kunst überhaupt, -ja eigentlich wie jede Aufzeichnung vergangener Zeiten ist ein Aspekt des Kollektivgedächtnisses das uns davor bewahrt das Rad in jeder Generation neu zu erfinden.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 20. Aug 2015, 15:02 bearbeitet]
zuglufttier
Inventar
#74 erstellt: 20. Aug 2015, 15:31

Hörbert (Beitrag #73) schrieb:

...... Ich stelle mal die Frage, was ist an klassischer Musik erhaltenswert?.......

Nun was ist an Kunst überhaupt erhaltenswert?

Deine Frage ist besser formuliert Ich weiß nicht...


Hörbert (Beitrag #73) schrieb:
Damit kannst du bestimt gut leben.

Klar, Hauptsache RTL läuft. Entschuldige, RTL II!
Hörbert
Inventar
#75 erstellt: 20. Aug 2015, 15:36
Hallo!

Na also,geht doch.

Aber eigentlich ist ja das gesamte TV auch überflüssig, -und natürlich das Netz, ach was, wozu noch elektrischer Strom? Ab in die Höle und zurück zur Natur. Das Steinbeil läßt grüßen.

MFG Günther
Bloody332
Stammgast
#76 erstellt: 20. Aug 2015, 16:03

zuglufttier (Beitrag #74) schrieb:

Hörbert (Beitrag #73) schrieb:

...... Ich stelle mal die Frage, was ist an klassischer Musik erhaltenswert?.......

Nun was ist an Kunst überhaupt erhaltenswert?

Deine Frage ist besser formuliert Ich weiß nicht...


Es muss ich doch nur einer hinstellen und sagen "Das ist Kunst!". Alle anderen, die das Werk nicht verstehen, werden zustimmen "Muss wohl Kunst sein." Ich bin bekennender Kunstbanause, meine Antwort wäre "Was für eine Rohstoffverschwendung."

Bestes Beispiel: Vanessa Mae, vor 15 Jahren gefeiert, heute schaufelt Lindsey Stirling, David Dingsbums und Co. Kohle mit Violine spielen.

Klassik stirbt nicht. Ja, sie ist vielleicht ein wenig angestaubt, bis der nächste Top-Ten-Hit kommt, wo der Künstler gesteht, bei Tschaikowsky, Chopin, Vivaldi, .... geklaut zu haben. Dann wird´s wieder cool. - Daher nicht überdramatisieren.
HaraldNorbert
Stammgast
#77 erstellt: 20. Aug 2015, 16:45
Irgendwie lese ich zwischen den Zeilen doch wieder heraus, populäre Musik wäre einfach so das platte Dahingedudel, nur Klassik wäre wahre Kunst. Genau das ist das Problem! Warum stellen sich die Klassikliebhaber selbst so elitär dar? Es gibt inzwischen Klassik Open Air Konzerte, die auch von jungem, nicht elitären Publikum besucht werden. Ich persönlich höre sehr gern klassische Musik (nicht Alles, zugegeben), Aber ich höre auch Country-Musik (was wohl so ziemlich das Gegenteil ist).
Auch das Argument der Komplexität kann ich so nicht stehen lassen. Ich bin mir sicher, auch moderne Musik kann sehr komplex sein. Ziehen wir doch mal Parallelen in der Malerei: Will jemand bestreiten, dass Andy Warhol ein Künstler von bleibender Bedeutung ist? Andererseits sind seine Werke im Vergleich zu einem Albrecht Dürer oder Rembrandt doch ziemlich "einfach gestrickt".
Was will ich damit sagen? Musik ist Kunst in unterschiedlicher Ausprägung und Klassische Musik hat keine Sonderstellung.
HaraldNorbert
Stammgast
#78 erstellt: 20. Aug 2015, 16:50
@Hörbert: "Zudem ist Popmusik in der Regel Gebrauchsmusik die für einen bestimmten Zweck geschrieben/erstellt wurde und zwar auch zum Zuhören genutzt werden kann aber das ist in der Regel nicht ihr Hauptzweck."
Ich behaupte mal, auch die klassische Musik wurde als "Gebrauchsmusik" für einen bestimmten Zweck geschrieben. Vielleicht als geistliche Musik für die Kirche, vielleicht um die künstlerische Ader des jeweiligen Fürsten zu beweisen, oder um auf prunkvollen Festen die Gäste zu begeistern.
Auch klassische Musik wurde nie aus Selbstzweck geschrieben.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#79 erstellt: 20. Aug 2015, 17:06
Die Diskussion läuft jetzt aber langsam auf "Klassikhörer gegen Nicht-Klassikhörer" hianus, wogegen von den
Nicht-Klassikhörern wiederholt immer die gleichen Vorurteile und Klischees hervorgeholt werden.
Eins kann ich bezeugen und ich glaube ich spreche da für die Mehrheit der Klassikhörer - mir ist es sowas von egal
wieviele Leute (solange es zum. so viele sind um den Klassikbetrieb aufrecht zu erhalten, können gerne aber auch Alle sein )
und überhaupt welche Leute Klassik mögen, ob es von Person xy verstanden oder den persönlichen Geschmacksnerv anspricht...
Jeder soll das hören was er für richtig empfindet und weder der Popular- noch der Klassikhörer über den jeweils Anderen die Nase rümpfen, das wäre auch höchst intolerant und inakzeptabel. (ich höre übrigens selbst manchmal Pop- Rockmusik und viele andere Klassikhörer auch, wären sie tatsächlich im Elfenbeinturm wie sich manche Nicht-Klassikhörer einbilden, würden sie sich sicher nicht auf diese Stufe herablassen wollen)
Nicht destotrotz ist es eine Tatsache dass es unterschiedliche Merkmale gibt (von den berühmten öfter erwähnten schwimmenden Grenzen...Crossover, leichte Klassik usw. mal abgesehen) - das ist jetzt nichts daherfantsiertes oder künstlich gezogenes weil sich die Einen von den Anderen künstlich abgrenzen wollen, sondern ist einfach nur durch Fakten (die ich hier schon in einem meiner hier ersten Beiträge erwähnt habe) belegbar. Die einfach zu negieren hilft sicher Niemandem weiter.
@ Bloody332, zuglufttier, Harald Norbert
Mich würde von Euch interessieren, warum ihr eigentlich keine Klassik hört? Also sicher nicht vorwurfsvoll gemeint sondern einfach nur aus Neugier und weil es für diese Diskussion viel förderlicher wäre, als einfach nur Vorurteile von sich zu geben. An was liegt es konkret, dass ihr mit Klassik nicht warm werdet? Die Länge, zu wenige Wiederholungen, kein moderner Gesang, nicht groovig genug,...? Beschreibt mal eure persönlichen Empfindungen wenn ihr Klassik hört, dann kommen wir vielleicht dem Problem schon näher warum viele andere Leute nicht mit Klassik so richtig warm werden.
gruß
HaraldNorbert
Stammgast
#80 erstellt: 20. Aug 2015, 17:20
Wie ich schon schrieb - ich höre Klassik gern (mit gewissen Einschränkungen, mit Schönberg kann ich z.B. nichts anfangen); ich höre Klassik, wenn ich allein bin, zum Genießen oder auch entspannen, ich höre Klassik manchmal beim Autofahren, ich gehe sehr selten zu einem klassischen Konzert. Wie bei der populären Musik habe ich auch bei Klassik bestimmte Lieblingskomponisten, und auch Komponisten, die ich nicht so mag. Meine Favoriten sind unter Anderem Mozart, Beethoven, Bach, aber auch Richard Wagner. Mit "Neuer Musik" kann ich nicht so viel anfangen, da fehlt mir der Draht.
Ich gehe aber fast nie zu einem klassischen Konzert, habe da einfach negative Erfahrungen gemacht (zu großer Anteil an Stücken, die mir nicht gefallen, teilweise die schon genannte spießige, elitäre Atmosphäre). Experimente wie "Klassik Open Air" oder "Klassik im Park" finde ich gut. Es ist genau das, was ich meine. Die "Klassiker" sollten sich selbst nicht so elitär sehen. Warum kann ich nicht 2 Stunden Klassik auf dem Berliner Gendarmenmarkt hören und hinterher trotzdem von einem Straßenmusiker auf dem Alex begeistert sein? Musik ist etwas Sinnliches, und da ist es egal, ob hoch kompliziert oder simpel. Es muss mich ansprechen. Und mich spricht "Per Gynt" ebenso an, "I Walk The Line".
zuglufttier
Inventar
#81 erstellt: 20. Aug 2015, 17:37

Thomas133 (Beitrag #79) schrieb:
@ Bloody332, zuglufttier, Harald Norbert
Mich würde von Euch interessieren, warum ihr eigentlich keine Klassik hört? Also sicher nicht vorwurfsvoll gemeint sondern einfach nur aus Neugier und weil es für diese Diskussion viel förderlicher wäre, als einfach nur Vorurteile von sich zu geben. An was liegt es konkret, dass ihr mit Klassik nicht warm werdet? Die Länge, zu wenige Wiederholungen, kein moderner Gesang, nicht groovig genug,...? Beschreibt mal eure persönlichen Empfindungen wenn ihr Klassik hört, dann kommen wir vielleicht dem Problem schon näher warum viele andere Leute nicht mit Klassik so richtig warm werden.
gruß

Ich bin ein Kind der 80er und auch wenn ich mich durchaus dagegen gesträubt habe, vermutlich aufgrund des Technos in den 90ern, bin ich doch bei der elektronischen Musik zu Hause. Zuvor habe ich gerne Punk und Rock gehört. Das ist nun alles in diverse Richtungen gegangen, so dass ich das alles nicht mehr so genau klassifizieren kann. Ich höre allerdings auch nahezu null normale Popmusik wie sie im Radio läuft.

Lange Stücke sind bei elektronischer Musik an der Tagesordnung und Stimmen braucht es oftmals auch gar nicht. Ich höre dann im Normalfall auch ein Album durch und nicht immer nur einzelne Musikstücke. Wenn ich etwas hören möchte, was musikalisch nicht ganz anspruchslos ist, muss ich nicht zwangsläufig auf Klassik zurückgreifen. Ob es sich um echtes Instrument handelt, ist mir dabei mittlerweile (war nicht immer so) egal.

Klassische Musik höre ich mir nur recht selten bewusst an. In Filmen und Videospielen ist sie natürlich mittlerweile stark vertreten. Wobei das wahrscheinlich zu 90% alles aus dem Computer kommt, aus schönen Samples, die im Studio zusammengeklickt wurden Später dann vielleicht nochmal live eingespielt. Tja, und so ist das eben. Bewusst höre kaum klassische Musik, obwohl ich schon hier und da meine Berührungspunkte hatte.
Hörbert
Inventar
#82 erstellt: 20. Aug 2015, 17:58
Hallo!


......Irgendwie lese ich zwischen den Zeilen doch wieder heraus, populäre Musik wäre einfach so das platte Dahingedudel, nur Klassik wäre wahre Kunst.........


Ich würde mal zwischen deinen Zeilen lesen das du schlicht und ergreifend dein Vorurteil bestätigt haben willst.


...... Warum stellen sich die Klassikliebhaber selbst so elitär dar?.......


Dito, den Klassikhörer gibt es sowenig wie den Pophörer, du wirst zumindestens bei Tonträgerusern, -und die triffst du hier in der Regel-, (was sollte ein ausgesprochener Konzertgänger mit Küchenradio als Ausrüstung auch in einem HiFi-Forum zu suchen haben?) immer auf Hörer treffen die beides in Unterschiedlichen Maße hören und sei es auf der einem Seite gerade mal der "Bolero" oder die "Carmina-Burana" um zwei gängige Beispiele zu nennen die sich des öfteren in ausgesprochenen Rock-Popsammlungen finden lassen und auf der anderen Seite wirst du genau so z.B Sachen wie "Brothers in Arms" oder die "Rumors" im Regal des Klassikhörers finden können selbst wenn beide Seiten Mühe haben könnten sich daran zu erinnern woher der Tonträger überhaupt stammt oder wann er das letzte Mal erklungen ist.

Was soll überhaupt elitär daran sein Musik nach dem eigenen Gusto zu hören?


.......auch die klassische Musik wurde als "Gebrauchsmusik" für einen bestimmten Zweck geschrieben.........


Nun halt zum dritten Male, die Grenzen sind hier fließend.


.......Auch klassische Musik wurde nie aus Selbstzweck geschrieben..........


Ich denke mal nicht das dir der Begriff der "absoluten Musik " vertraut ist, falls er dich interessiert kannst du gerne auf dem Netz drüber nachlesen, aber eine weitere Erklärung würde hier den Rahmen sprengen, bleiben wir also bei den fließenden Grenzen.


........Vielleicht als geistliche Musik für die Kirche.........


Das ist wiederum ein ganz anderes Blatt, Sakrale Musik, -die es ja genau so auch als Popmusik gibt- ist ein Thema für sich.


......Warum kann ich nicht 2 Stunden Klassik auf dem Berliner Gendarmenmarkt hören und hinterher trotzdem von einem Straßenmusiker auf dem Alex begeistert sein?.........


Das kannst du doch, es hindert dich ja niemand daran, das ist auch nichts anderes als wenn man z.B. diese beiden Tonträger hintereinander auflegt:

jpc.de

jpc.de

Die dir sicher beide gleich unbekannt sind und beide heute schon bei mir gelaufen sind.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 20. Aug 2015, 18:33 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#83 erstellt: 20. Aug 2015, 18:09

Kreisler_jun. (Beitrag #64) schrieb:

Die Musikindustrie hat ja nicht mutwillig Millionen für Klassikprojekte "verbrannt", sondern bis in die 70er (oder sogar 80er) hat sich das für die Labels gelohnt und es sind einige klassische Musiker damit richtig reich geworden. "Verbrannt" klingt so, als seien Klassikschallplatten von Anfang an durch Populärmusk quersubventioniert worden. Das war meines Wissens die längste Zeit nicht der Fall. Dafür wesentlich war hauptsächlich ein längerer Atem, da sich Klassikprojekte normalerweise erst nach einigen Jahren lohnten.

Nein, sie sind nicht von Anfang an quersubventioniert worden, aber es gab grade bei den Majors Klassikprojekte, die ohne das Geld aus der Popmusik gar nicht realisiert werden hätten können. Soltis "Ring" in Stereo z.B. Aber es gab auch genügend Platten, bei denen man Geld vernichtet hat. Bernsteins Aufnahmen seiner eigenen Werke war so ein Fall oder auch einige Opernaufnahmen. Nur konnten die Majorlabels in den goldenen Zeiten das oftmals durch den Geldregen der Popmusik kaschieren, der einfach so immens war, dass die Querfinanzierung solcher Klassikprojekte weniger ein Problem war. Geld vernichtet wurde trotzdem. Kurz bevor die CD kam, war die Musikindustrie ja faktisch schonmal am Boden und als das mp3 kam nochmal. Doch dieses Mal gab es kein Rettungsseil und - schwupp - lag der Dino da am Boden und durfte alle seine Schuppen abstoßen. Übrigens wunderbar beschrieben in Norman Lebrechts Buch "Ausgespielt: Aufstieg und Fall der Klassikindustrie".


Kreisler_jun. (Beitrag #64) schrieb:

(Die schiere Existenz der Populärmusik kann nicht allzu relevant sein, denn seit es überhaupt Tonträger gibt, gibt es Populärmusik.)

Das ist so nicht tragbar, da du die Begriflichkeit "populär" hier mit einem bestimmten Verbreitungsweg (Tonträger) gleichsetzt und damit unwideruflich verbindest. Selbst Walther von der Vogelweide und Guillaume Dufay waren in Ihrer Zeit Erschaffer und Verbreiter populärer Musik.
Bloody332
Stammgast
#84 erstellt: 20. Aug 2015, 18:29

Thomas133 (Beitrag #79) schrieb:

@ Bloody332, zuglufttier, Harald Norbert
Mich würde von Euch interessieren, .....


Nebenbei, ich habe keine Vorurteile gegen Klassik. - Im Gegenteil. Ohne die frühen Werke hätten wir vermutlich viele gute Lieder nie zu Ohren bekommen.

@Thomas: Keine Sorge, deine Frage habe ich nicht "vorwurfsvoll" verstanden.
Ich habe vor ~10 Jahren Tschaikowsky bewusster angehört, was ich nicht übel fand. Nur das Etwas hat gefehlt. Also habe ich die populärsten Mainstream-Kompos von Bach, Motzart und Beethoven angehört. Dabei ist es dann auch geblieben. Das als kurzer Rückblick. - Meine Antwort ist: ich weiß es nicht. Vermutlich liegt es daran, dass mein Wesen hektisch & unruhig ist und die ruhigen und langsamen Töne somit als langweilig empfinde. Eine CD lang still sitzen und der Musik lauschen? Fast undenkbar. Mir fehlt ..... der musikalische Druck.

Das die Disskusion sich zu "Klassikhörer gegen Nicht-Klassikhörer" entwickelt ist dein persönliches Empfinden. Ich habe es nicht empfunden, als wolle jemanden andere zur wahren Musikrichtung bekehren.

Die Frage war eigentlich: Stirbt Klassik? Meine Meinung: Nein, sie ist vielleicht etwas aus der "Mode" gekommen. Warum sollte sie aussterben? Klassik ist die Mutter der Musik und wird auch andere Musikrichtungen überleben.
zuglufttier
Inventar
#85 erstellt: 20. Aug 2015, 19:27
Was mich oft an klassischer Musik stört: Zuviel Geschnörkel und wenig konkret irgendwie... Schwierig zu beschreiben. Dann wiederum ist das Themengebiet auch einfach verdammt groß!
Hörbert
Inventar
#86 erstellt: 20. Aug 2015, 19:46
Hallo!


...... Zuviel Geschnörkel und wenig konkret irgendwie.......


Siehe es einmal so,du hast hier Musik aus etwa fünf Jahrhunderten vor dir, -und davon nur das was gut genug war die Zeiten zu überdauern.

Wahrscheinlich kennst du nur einen winzigen Ausschnitt von dem was es da eigentlich zu hören gibt und unglücklicherweise ausgrerechnet Zeug das dir nicht zusagt.

Hast du es z.B. schon einmal damit versucht?

jpc.de

M.E. hat hier die Musik gar keine Ähnlichkeit mit deiner Beschreibung, -bei der tippe ich eher auf so etwas-:

jpc.de

Diese beiden Beispiele liegen zugegebenermaßen sowohl zeitlich wie auch vom musikalischen Stil her sehr weit auseinander sollten aber verdeutlichen was ich eigentlich meine.

MFG Günther
Haiopai
Inventar
#87 erstellt: 20. Aug 2015, 19:52

Bloody332 (Beitrag #84) schrieb:
Klassik ist die Mutter der Musik und wird auch andere Musikrichtungen überleben.


Das ist so eine Aussage , die ich nicht nachvollziehen kann , Mutter der Musik , hört sich immer so an als ob es vorher nichts
nennenswertes gab .
Menschheitsgeschichtlich ist die Klassik aber alles andere als klassisch , im Gegenteil ein eher spätes musikalisches Gewächs
menschlicher Kreativität .

Trotzdem ein teils sehr schönes , bei dem ich im Gegensatz zu meiner Frau keinerlei Berührungsängste habe .
Es gibt auch derart viele klassische Melodien von absoluter Zeitlosigkeit , als das man einen Tod der Klassik nicht
fürchten braucht .

Mittlerweile gibt es ja auch mit Rage , Haggard und anderen Bands , die selbst Metal vortrefflich mit Klassik zu kombinieren verstehen,
ebensowenig wie der klassische Einschlag bei Filmmusik ja kaum zu leugnen ist und gerade über solche Kompositionen denke ich ,
bleibt die klassische Musik auch immer mehr oder weniger im Gespräch .
zuglufttier
Inventar
#88 erstellt: 20. Aug 2015, 21:08

Hörbert (Beitrag #86) schrieb:
Siehe es einmal so,du hast hier Musik aus etwa fünf Jahrhunderten vor dir, -und davon nur das was gut genug war die Zeiten zu überdauern.

Wahrscheinlich kennst du nur einen winzigen Ausschnitt von dem was es da eigentlich zu hören gibt und unglücklicherweise ausgrerechnet Zeug das dir nicht zusagt.

Hast du es z.B. schon einmal damit versucht?

jpc.de

Ne, auch nicht so wirklich, glaube ich... Ist ganz nett sich mal anzuschauen, denke ich. Aber hören würde ich sowas eher weniger.

Es stimmt schon, da gibt's verdammt viel zu entdecken. Aber auch viel Mist, würde ich sagen Ich kenne ja wirklich nur einen ganz kleinen Bruchteil.
Hörbert
Inventar
#89 erstellt: 20. Aug 2015, 21:21
Hallo!

War ja nur eines der unzähligen Beispiele was es da an Varianten gibt.

Das ist halt Geschmackssache und wenn du mit der Musik die du hörst vollauf zufrienen bist gibt es ja auch gar keinen Grund dich anderweitig umzusehen, schließlich gibt es da ja noch viel mehr vom gleichen.

Meine eigenen Interessen sind halt etwas breiter gefächert und so höre ich ca. 75% Klassik und neue Musik ca 15% Jazz und etwa 10% Rock-Pop.

MFG Günther
zuglufttier
Inventar
#90 erstellt: 20. Aug 2015, 21:35
Ich denke, ich höre noch ein bisschen breiter gefächert als du. Vermutlich höre ich genau das was du nie hörst und andersrum

Irgendwann werde ich mich der Klassik sicher nochmal nähern, bin ja erst zarte 33
Plasmatic
Inventar
#91 erstellt: 20. Aug 2015, 21:53
Klassische Musik ist nicht nur die Musik von Toten, sondern tote Musik. Es gibt keine Weiterentwicklung. Auch wenn der gemeine Klassikhörer auf seinem hohen Ross sitzend auf die vermeintlich 'primitiven' anderen Musikrichtungen herabsieht und sich als Mitglied der kulturellen Elite wähnt: Die Klassik stirbt!
dktr_faust
Inventar
#92 erstellt: 20. Aug 2015, 22:06
Das ist so mir einem Wort: Falsch.
Die Epoche, die wir heute als Klassik.bezeichnen ist vorbei, dennoch wird heute noch mit ähnlichem Einfallsreichtum "klassische" Musik geschrieben wie noch vor 100 oder 200 Jahren oder auch in anderen aktuellen Musikrichtungen...und damit spreche ich nicht von Crossover o.ä. oder von der sog. "Neuer Musik".

Grüße
Plasmatic
Inventar
#93 erstellt: 20. Aug 2015, 22:17

dktr_faust (Beitrag #92) schrieb:
dennoch wird heute noch mit ähnlichem Einfallsreichtum "klassische" Musik geschrieben wie noch vor 100 oder 200 Jahren oder auch in anderen aktuellen Musikrichtungen...und damit spreche ich nicht von Crossover o.ä. oder von der sog. "Neuer Musik".



Dafür hätte ich gern ein paar Beispiele [also ohne Stockhausen und Konsorten]...
spawnsen
Inventar
#94 erstellt: 20. Aug 2015, 22:17
Meine Güte, in diesem Thread ist ja ganz schön etwas los mittlerweile .

Der Fed sollte aber nicht in eine Diskussion "Klassik" vs. "Nicht-Klassik" abdriften. Dies ist auch unsinnig; letztlich liefe dies eben doch auf eine Diskussion über subjektive Ansichten und Geschmäcker hinaus, welche einfach zu nichts führen. Bei solchen "Versus-Diskussionen" fühle ich mich persönlich außerdem immer ganz unwohl, denn bei mir lief heute schon das neue Album von Saltatio Mortis, außerdem guter Power-Metal von Sabaton sowie die Storegards-Einspielungen der Sibelius-Sinfonien und ein Mozart Klarinettenkonzert mit Martin Fröst als Solist (ein Hochgenuss!). Ich breche also (nicht nur) in dieser Hinsicht mit jeglichem Musikhörer-Stereotyp, und bin dabei erst 31 liebes zuglufttier...


[Beitrag von spawnsen am 20. Aug 2015, 22:18 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#95 erstellt: 20. Aug 2015, 23:10

spawnsen (Beitrag #94) schrieb:
Dies ist auch unsinnig; letztlich liefe dies eben doch auf eine Diskussion über subjektive Ansichten und Geschmäcker hinaus, welche einfach zu nichts führen.


Vollste Zustimmung, der emotionale Zugang ist auf jeden Fall rein subjektiv. Darüber hinaus wäre es zwar rein vom Kompositionsaufwand - wenn man weiter ausholen möchte (was ich aber nicht will) - mit Tatsachen belegbar warum es mehr Know-How und Aufwand benötigt eine Beethoven-Sinfonie zu schreiben als einen 3-minütigen Chart-Song (und das nicht nur von der Länge her). Zum einen hat aber Beides auf seine Art seine Berechtigung zum Anderen kriegt man vielleicht wieder an den Kopf geworfen elitär zu sein, wobei es wie Günther geschrieben hat ja so ist das sich mein Geschmack nicht nach gesellschaftlichen Ansichten richtet, wenn mir zB die Schlümpfe gefallen würden dann wäre das halt auch so und könnte ich mit Klassik nichts anfangen dann würde ich sicher nicht aus irgendwelchem Image-Gründen zu einem Pseudo-Klassikanhänger werden. Man kann auch ruhig mal zugestehen dass man zu etwas keinen Zugung gefunden hat und nicht anderen dafür die Schuld zuschieben. Außerdem wird hier zuviel pauschaliert...auch im Pop/Rock-Bereich ist nicht jeder Song gleich - es ist ein Unterschied ob du einen Song von zB Modern Talking, Helene Fischer und dergleichen oder gewisse Songs von Tori Amos, Muse,... heranziehst und noch viel größer sind die Unterschiede in der Klassik aufgrund der verschiedensten Epochen, Gattungen und für welche Zwecke es komponiert wurde...auch ein Beethoven oder Mozart haben nicht gerade kunstvolle Kleinwerke geschrieben...von einigen WoO, Hess-Nummern Beethovens oder Tanzwerke Mozarts bin ich überhaupt nicht angetan und stellen sicher auch nicht den Gipfel in der Kompositionskunst dar. Es wird also aufs einfachste runterreduziert wenn man pauschal Klassik und Popularmusik vergleicht. Man könnte höchsten einen bestimmten Song gegen ein bestimmtes Werk aufgrund einer Analyse der jeweiligen Kompositionstechniken vergleichen, aber ich bin mir sicher so in die Tiefe wollen dann die Meisten hier doch nicht gehen, da ist es einfacher irgendwelche einfachen Pauschalurteile rauszuhauen. Und besser wir lassen dieses Thema auch ganz weil es nur Konfliktpotential zweier Lager aufweist...wobei aber zum Glück auch einige hier schreiben die in ihrem Musikgeschmack breit gefächert sind und das Ganze nicht so engstirnig sehen. Zumindest können wir uns hoffentlich darin einigen dass wir jedem seinen eigenen Musikgeschmack zugestehen und dann auch das Thema abhaken.
Kreisler_jun.
Inventar
#96 erstellt: 20. Aug 2015, 23:15

spawnsen (Beitrag #94) schrieb:
Meine Güte, in diesem Thread ist ja ganz schön etwas los mittlerweile .

Ja, ich frage mich auch schon, ob irgendwo die Sommerferien zu Ende sind oder ob sie jetzt in der Psychiatrie W-Lan eingerichtet haben
Thomas133
Hat sich gelöscht
#97 erstellt: 21. Aug 2015, 00:11

Kreisler_jun. (Beitrag #96) schrieb:

spawnsen (Beitrag #94) schrieb:
Meine Güte, in diesem Thread ist ja ganz schön etwas los mittlerweile .

Ja, ich frage mich auch schon, ob irgendwo die Sommerferien zu Ende sind oder ob sie jetzt in der Psychiatrie W-Lan eingerichtet haben :angel


Mit 11 Beiträgen innerhalb dieses Thread könnt Ihr (die mehrzählige Klassikgemeinschaft "Kreisler_jun.") oder Einer von Euch sicher Auskunft über die Zuverlässigkeit der W-Lan-Verbindung geben?


[Beitrag von Thomas133 am 21. Aug 2015, 00:13 bearbeitet]
TomBe*
Inventar
#98 erstellt: 21. Aug 2015, 00:26
Klassik wird nie sterben, denn es gibt keine Musik, die Gefühle/Emotionen besser ausdrücken bzw. auslösen kann...denn/und
Klassik ist überall!!!, da (wie einige folgerichtig erkannt haben) es kaum Filme gibt ohne klassische Einlagen/Elemente.
(es würde mich nicht wundern, wenn jetzt doch noch ein Depp daherkommt und fragt...."waruuumm?")

Wenn die Musikindustrie bzw. Marketing-Fuzzis da ansetzen würde, könnten völlig neue Produkte(?) entstehen.

Schluss, peng, N8

(PS: hatte ich schon erwähnt, dass Fließtext Augenkrebs erzeugt? )
dktr_faust
Inventar
#99 erstellt: 21. Aug 2015, 06:06
[quote="Plasmatic (Beitrag #93)"]
Dafür hätte ich gern ein paar Beispiele [also ohne Stockhausen und Konsorten]...[/quote]

Ich weiß zwar nicht, was Du unter "und Konsorten" verstehst (auch Stockhausen würde z.B. In die Gruppe der Komponisten am Grenzbereich zwischen Klassik und neuer Musik fallen - auch wenn mir z.B. seine Musik nicht gefällt) aber meine persönlichen "Lieblinge" unter den aktuell lebenden und im mittleren Alter stehenden sind Fazil Say, Flint Beppe* (nennt sich manchmal auch Berg) und Richard Blackford. Dann würde mir noch Tigran Mansurian (schon etwas älter) und Harrison Britwistle einfallen - gerade bei letzterem ist die Grenze zur neuen Musik fließend. Da er gerade 80 geworden aber immer noch sehr aktiv ist, wäre auch Arvo Pärt zu nennen.

Grüße

*auch wenn der manchmal zu sehr spätromantisch schreibt um ihn als sehr innovativ zu bezeichnen.


[Beitrag von dktr_faust am 21. Aug 2015, 06:07 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#100 erstellt: 21. Aug 2015, 08:10
Darf ich als Thread Ersteller (es sei mir erlaubt) mal wieder versuchen, den Thread auf seine ursprüngliche von
mir erdachte Linie zu bringen.
Es scheint mir doch für einige User leichter über das persönliche Für und Wieder von klassischer Musik
zu diskutieren, als darüber, wie man den Zugang zur klassischen Musik verbessern bzw. verändern kann.
Oder besser gesagt, ob die Thesen der Interviewteilnehmer der 3SAT Sendung so überhaupt haltbar sind.

Oder gibt es hier gar kein Problem? Immerhin scheinen die Dauerkonsumenten von Klassik im Schnitt
relativ alt zu sein und die jungen Hörer werden weniger.

Wenn aber nun z.B.Ticketpreise für Konzerte niedrig sind, es eben keinen Kleiderzwang gibt, die Konzerthäuser
Angebote für Kinder machen, und sogar Bayreuth Public Viewing macht, was ist dann da Problem?

Hat dann doch der Bildungsauftrag des Staates versagt? Und vorallem der der öffentlich rechtlichen TV/Radio-
Sender? Was läuft in den Schulen falsch, bzw. was kann man verbessern?

Ist dieses Thema überhaupt noch auf einer größeren Basis unters Volk zu kriegen oder haben sich der Konsum
von Musik und seine kommerzielle und wirtschaftliche Gewichtung so weit verschoben, dass hier eine breit
angelegte Kampagne jedweder Art unsinnig und wirtschaftlich schwachsinnig wäre?
Plasmatic
Inventar
#101 erstellt: 21. Aug 2015, 08:22
@mephisto-fan:
Na gut, meine provokante Äußerung bezog sich auf die ‘alten Meister', Beethoven, Mozart, Vivaldi und "Konsorten". Gibt es wirklich noch jemanden, der z.B. Beethovens Fünfte hören möchte? Wo würdest du Nikos Mamangakis einordnen?


[Beitrag von Plasmatic am 21. Aug 2015, 08:24 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#102 erstellt: 21. Aug 2015, 08:31

Plasmatic (Beitrag #101) schrieb:
@mephisto-fan:
Gibt es wirklich noch jemanden, der z.B. Beethovens Fünfte hören möchte?

Anscheinend so viele, dass mehrere hochrangige Orchester in den letzten Jahren Gesamteinspielungen aller
Sinfonien gemacht haben und damit (wie Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie als bestes Beispiel) in aller
Welt erfolgreich sind.
Und wenn ich mal wieder seine Tourmanagerin treffe, frage ich sie mal ein wenig über unser eigentlich Threadthema aus.
Die hat bestimmt ein paar interessante Einsichten parat.
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