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Die Klassik stirbt?

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Mr._Lovegrove
Inventar
#1 erstellt: 19. Jul 2015, 10:28
Gestern lief auf 3Sat Das Magazin Kulturpalast (hier der Link zur Sendung in der 3Sat Mediathek) mit dem Thema klassische Musik und deren Zukunft im Konzert- und Aufführungsbetrieb.
Es war sehr interessant und das Thema ist in meinen Augen ein sehr diskussionswürdiges. Schade nur, dass die meisten Interviewpartner Vertreter von alternativen Aufführungspraxen, Erneuerer oder auch "Feinde" des immer noch allgemein üblichen Aufführungsalltags waren (wie Chilly Gonzales z.B.) und keine PErson zu Wort kam, die eben noch fest in diesem Allltag verwurzelt ist.

Dennoch ist Handlungsbedarf da. Aber was in meinen Augen nicht passieren wird, ist, dass Menschen wie Max Richter durch ihre kastratenmäßige Beschneidung von großen Klassikwerken (in diesem Fall "Die vier Jahreszeiten" in einer Leichtkostverwurstung inkl. Daniel Hope Gedudel) die jüngeren wirklich massiv zur Klassik hinziehen werden. Es ist ja lobenswert, es so zu versuchen, aber dem Werk tut es nicht gut und jeder Hörer kriegt ein schier falschen Bild vom Werk und auch seinem Komponisten ud seinen historischen Bezügen. Wenn Richter 3/4 aller Noten weglässt, dann macht es das nicht besser und ich weiß auch nicht, ob barocke Musik dadurch an Faszination gewinnt und er mehr junge Menschen dazu bringt, sich Vivaldi zu kaufen.

Aber im Grunde genommen war der Tenor aller in der Sendung, dass die öffentliche Praxis, klassische Musik aufzuführen, mit all ihren gesellschaftlichen Einengungen und Verhaltensnormierungen sich einem jungen Publikum verschließt und dieses abschreckt. Ich möchte das auch gar nicht weiter austreten und nur stellvertretned für dieses Thema als Frage in den Raum stellen, warum man zur Hölle nach dem Ende eines Satzes einer Symphonie im Konzert nicht klatschen, jubeln oder auch buhen darf? Wer hat das erfunden......?

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.
Kreisler_jun.
Inventar
#2 erstellt: 19. Jul 2015, 11:11
Noch zur Zeit Mozarts wurde mitunter sogar während eines Satzes applaudiert. Bei Beethoven war da capo einzelner Sätze nicht unüblich (wobei mir nicht ganz klar ist, ob der Satz dann nach Abschluss der gesamten Sinfonie wiederholt wurde (was ich eher vermute) oder sofort "mittendrin").

In der Oper ist "Szenenapplaus" nach einzelnen Arien nach wie vor sehr üblich, manchmal sogar, wenn die Musik eigentlich sofort weitergeht.

Ich habe erhebliche Zweifel, dass die geringere Beliebtheit der Klassik bei jüngeren Leuten an den Normen eines klassischen Konzerts liegt. Zum einen sind zB die "Bekleidungsvorschriften" seit Jahrzehnten fast überall nicht mehr in Kraft. Bei den allermeisten klassischen Konzerten oder Opern ist legere Kleidung überhaupt kein Problem.
Dass man während der Musik ruhig ist und dass Applaus nicht spontan, sondern nur an üblichen Stellen gespendet wird, hängt m.E. schon damit zusammen, dass man inzwischen zu der Einsicht gelangt ist, dass es für die Konzentration von Musikern und Publikum so besser ist.
Auch hier kann ich mir nur schwer vorstellen, dass so eine relativ triviale Konvention der *entscheidende* Punkt sein sollte.
Zumal es seit Jahrzehnten Radio, relativ preiswerte Tonträger und inzwischen auch gratis youtube gibt, um sich mit Klassik bekannt zu machen. Schon seit vielen Jahren dürfte der Normalfall sein, dass man Klassik zuerst auf Konserve oder im Radio kennenlernt, nicht hauptsächlich im Konzert. Und das ist dank youtube, Internet-Radio und immer günstigeren Tonträgern eigentlich einfacher als je zuvor.

So etwas wie das Richtersche Vivaldi-Remake mag ich nicht beurteilen. Mir gefällt es nicht, aber ich will nicht ausschließen, dass es manche Hörer eher erreichen mag als das Original.

(NB ich habe die besagte Sendung (noch) nicht gesehen)
Hörbert
Inventar
#3 erstellt: 19. Jul 2015, 11:29
Hallo!

Nun ja, dem gegenüber steht eigentlich das zum einen der Absatz von Tonträgern mit klassischer Musik -ähnlich wie beim Jazz-, nicht nur stabil -sondern seit einigen Jahren sogar im Steigen begriffen ist-.

Das sich das Konzertpublikum eher aus Menschen mit höherem Altersdurchschnitt als z.B. bei einem Hip-Hop-Konzert zusammensetzt war eigentlich vor 30-40 Jahren auch nicht anders, möglicherweise hängt das mit den unterschiedlichen Aufmerksamkeitsspannen zusammen die in den verschiedenen Lebensaltern unterschiedlich ausfallen.

Es gibt im übrigen seit jeher Bestrebungen klassische Musik für jüngere Leute schmackhaft zu machen. Eine der neueren Kampangnen wird z.B. von Amazon gesponsert:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mozart_in_the_Jungle

Recht witzig gemacht, ich wqurde schon von einigen jüngeren Leuten in meinem Bekanntenkreis deswegen angesprochen die von mir Ratschläge haben wollten was in der klassischen Musik den Ausschnitten die in der Sitcom zu hören sind ähnlich sind.

MFG Günther
spawnsen
Inventar
#4 erstellt: 19. Jul 2015, 12:44
Hallo,

ein sehr spannendes Thema. Die allgemein heute geringere Identifikation und Auseinandersetzung mit Musik und bestimmten Musikstilen vieler Menschen erkläre ich mir stark durch den Wandel von Lebensbedingungen sowie durch das gestiegene Angebot von Medien- und Freizeitwelten sowie Unterhaltungsangeboten insgesamt. Insbesondere ist das meiner Einschätzung nach für „erklärungsbedürftige Musik“ wie Klassik relevant sowie für Musik, die nicht ganz so einfach zugänglich ist. Nicht unterschätzen sollte man imho hier den empirischen Zusammenhang, dass viele Personen zur Klassik kommen, indem sie selbst ein (klassisches) Instrument erlernen und spielen. Musikschulen, Schulorchester und Musikvereinen haben in den vergangenen Jahren teils arge Probleme „Nachwuchs“ zu akquirieren.

Weniger, weil das grundsätzliche Interesse fehlt sondern vielmehr, weil einfach viele andere Alternativen für die Freizeitbeschäftigungen zur Verfügung stehen. Bestrebungen von Künstlern wie Garrett oder Hope, die klassische Musik für ein jüngeres und nicht Klassik-affines Publikum schmackhaft zu machen, finde ich sehr lobenswert. Ich persönlich mag dieses poppige „Violinen-Gedüdel“ zwar nicht sonderlich, aber es eröffnet dieser Zielgruppe einen einfachen Zugang, so dass sich das Interesse an der Musik grundsätzlich entwickeln kann. Ich muss schon sagen: die Stimmung bei D. Garretts Konzert auf der Waldbühne in Berlin, zu welchem ich meine Eltern eingeladen habe, war wirklich ergreifend; das kann Spaß machen, kann faszinieren und etwa eine weitere Auseinandersetzung mit der Klassik begünstigen.

Dass sich die mehr oder wenige strengen Verhaltenskodizes und -normen bei der Aufführungspraxis von klassischer Musik in den letzten Jahren sukzessive gelöst haben, empfinde ich als sinnvoll. Ebenso dass sich viele Orchester mittlerweile darum bemühen, explizit auch jüngere Personen anzusprechen und das antiquierte, teils elitäre und prätentiöse Image klassischer Musik aufzulösen finde ich super.

Ich persönlich besuche vergleichsweise selten Live-Aufführungen. 90 Minuten emotionslos stillsitzen? Musik ist für mich Emotion, Musik ist Gefühl: da möchte man auch sich auch einmal bewegen, vielleicht mitsummen, gestikulieren oder was auch immer. Auf einem Konzert geht das natürlich nicht, weswegen ich dort meist nicht so viel Zugang zur Musik erhalte, als wenn ich zuhause für mich alleine höre. Ich frage mich, ob es eventuell Möglichkeiten gibt, Präsentation und Aufführungspraxis irgendwie "attraktiver", "rockiger", "peppiger" zu gestalten.

Gruß
Kai
dktr_faust
Inventar
#5 erstellt: 19. Jul 2015, 13:20

Kreisler_jun. (Beitrag #2) schrieb:
Ich habe erhebliche Zweifel, dass die geringere Beliebtheit der Klassik bei jüngeren Leuten an den Normen eines klassischen Konzerts liegt. Zum einen sind zB die "Bekleidungsvorschriften" seit Jahrzehnten fast überall nicht mehr in Kraft. Bei den allermeisten klassischen Konzerten oder Opern ist legere Kleidung überhaupt kein Problem.


Das sehe ich auch so. Ich würde sagen, dass ich sogar das Gegenteil wahrnehme: Wenn ich in die Semperoper gehe, dann sind gerade die "Jüngsten" (= die Schüler die gezwungen wurden mit der Klasse sich die Oper anzusehen) mit am besten gekleidet. (Bewusst) unpassende Kleidung sehe ich nur an ergrauten Mitfünfzigern.

Auch wenn es jetzt vielleicht provokant und bewusst überspitzt dargestellt ist (und ich ebenfalls die Sendung noch nicht gesehen habe): Ich denke das hauptsächliche Problem der "klassichen Musik" im weitesten Sinne liegt in den Erneuerern. Auch wenn ich hier mit meinem 34 zu den eher jüngeren gehöre, darf ich bei mir selbst schon auf eine verhältnismäßig lange Klassikerfahrung zurückblicken.... Wenn ich mir aber überlege, dass man mich mit 14 in einen Händelschen Julius Cäsar in dem selbiger als offen Homosexueller und der Pharao als Transvestit dargestellt wird gesetzt hätte bei dem die Hälfte der Musik vom Band kommt (wie in der Oper Köln erlebt) oder in Glanerts Caligula (samt Vergewaltigung auf der Bühne) geschleift hätte, dann wäre ich wahrscheinlich nicht so ein Opernfreund geworden wie ich es heute bin.

Wenn man Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Zugang zu einer anderen Musikform als der gewohnten verschaffen will, dann muss man es als Veranstalter auch leicht machen und hierfür bieten sich eben zum einen eher Mozart als Glanert an und zum anderen auch eher konservative (was ja nicht langweilig oder steif bedeuten soll!) als (pseudo-)revolutionäre Aufführungspraxis (ein Papageno mit Federn ist leichter zu verstehen als ein Caligual mit Siegesrunen).

Ähnlich sehe ich es auch mit neuer Musik oder aktueller Klassik (wie z.B. späten Werken von Shostakovich o.ä.): Das ist keine Möglichkeit um von den Charts geprägten Menschen eine anderen Musikrichtung schmackhaft zu machen.

Um jetzt Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich darf nicht nur Mainstream aufgeführt werden. Aber die Programmgestaltern sollten sich nach Möglichkeiten umsehen auf allen Bühnen ein an das Publikum angepasstes Programm zu erstellen (z.B. durch klar gekennzeichnete Aufführungsreihen und dazu passenden Angeboten) oder - gerade in größeren Städten - durch Zusammenarbeit mehrere Bühnen Programm für jeden Geschmack mit expliziten Einsteigerangeboten zu machen. Hier finde ich mangelt es an allen mir bekannten Bühnen an einem schlüssigen Konzept.

Grüße


[Beitrag von dktr_faust am 19. Jul 2015, 13:21 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#6 erstellt: 19. Jul 2015, 14:10
Na ja, eine staatlich subventionierte Bühne macht eben dann doch oft, was sie will.

Mich würde viel mehr eine empirische Studio interessieren, was die jüngeren Menschen selbst
zu diesem Thema sagen, ob ihnen klassische Musik überhaupt etwas sagt, ob sie welche hören, welche sie
hören und natürlich würde ich die These der arg strikten Verhaltenskodexe im klassischen Auführungsbetrieb
wirklich ein Grund sind, eben nicht in Konzerte zu gehen oder ab dieser Punkt ein Fehlgedanke ist.

Ich glaube viel eher, dass die jüngeren Hörer gar niacht erst Gedanken hegen, ins Konzert zu gehen, denn
da bin auch ich der Meinung, dass der Beginn der Leidenschaft zur Musik immer noch erst durch die Konserve
ausgelöst wird und nicht durch Konzertbesuche. Die Initialzündung, die jeder von uns beim ersten Mal erlebt hat, die
muß stattfinden.

Und an diesem Punkt haben die Plattenfirmen jahrzehntelang kaum bis gar nicht wirklich geeabeitet. Oder besser gesagt
sich nicht auf ein immer wieder veränderndes Musikkonsumverhalten eingestellt. Natürlich kann eine Beethovensymphonie nicht
wie eine Chartsscheibe vermarktet werden, aber, und so sagte der Pianist Tristano in der Sendung auch, so ein Vivaldi
ist durchaus ein Rocker! Und genau dieser Punkt war letztlich z.B. der Erfolg von Nigel Kennedys "Vier Jahreszeiten"- Einspielung. Der hat Vivaldi ohne Notenentfernung und Radikaltuning zum Hit gemacht. Die Musik hat dieses Potenzial, die Frage ist nur, wie man damit ein bis dato genrefremdes Publikum erreicht. Für die Plattenfirmen und Labels ist dann die nächste Frage, wie man dieses Publikum hält und weiter begeistern kann.

Alleine schon die Tatsache, dass Klassikalben bis heute nur in sehr engen Schienen vermarktet werden und sich auch optisch immer noch extrem konservativ präsentieren, zeugt davon, dass hier noch keine neuen Wege erforscht werden. Klar gibts da auch Ausnahmen. Die Deutsche Grammophon versucht da manchmal auszubrechen, Naive setzt auf Models auf den Covern und so mancher Release wirkt tatsächlich wie eine Popscheibe. Aber die weitere Durchvermarktung läßt da aus verschiedensten Gründen zu Wünschen übrig.

Wenn alle Beteiligten die Klassik wieder zu einer flächendeckend populären Musikform machen wollen, dann können "Künstler" wie David Garrett oder Linda Sterling nicht die Waffe sein, mit der man diesen Kampf gewinnt. Doch grade damit "schönen" die Firmen ihre Klassikverkaufszahlen. Dabei gibt es doch genug junge Künstler, die keinen Crossover machen, sondern sich ernsthaft ihrer Sache widmen und womöglich dennoch auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr Erfolg haben könnten, wenn die gesamre Vermarktungsstrategie stimmen würde. Einem Andreas Ottensamer wird es dahingehend nix nützen, wenn er sich am Freitag beim NDR zu Judith Rakers setzt und quatscht. Das guckt kein 18-jähriger.

Klassik ist uncool, wer Klassik hört, ist ein Streber oder Looser oder sonstwieein Freak. Dass diese Ansichten von Generation zu Generation weitergetragen werden, das ist doch der Punkt, den man angreifen muß. Warum ist Vivaldi uncool? Warum Bach? Warum Tschaikowsky?

Sicher spielen hier die schon spawnsen angesprochenen gesellschaftlichen Veränderungen eine große Rolle, aber wenn wir ehrlich sind, war es schon in den 70ern uncool, Bach zu hören. In den 70ern waren ja sogar ABBA teilweise uncool! Die Klassik, bzw. solch erklärungsbedürftige Musik muß ja auch erklärt werden. Einen Beat oder ein Gitarrenriff muß ich nicht erklären, das geht ins Blut, ist sofort da und bleibt für immer. Seit der populrmuskalischen Revolution des Rock'n'Roll lebt die Jugend in einer Welt der musikalischen Imbißkultur. Popmusik ist wie Hamburger. Es geht schnell, hat wenige Bestandteile und der Geschmack erschließt sich sofort in der Kompaktheit des Musikburgers.

Und da verhält sich eine Symphonie eben eher wie ein 5-Gänge Menü mit mehreren verschiedenen Rotweinen. Das man auch dafür wieder mehr Gourmets kriegen kann, davon bin ich überzeugt. Aber es gibt halt zur Zeit nicht nur immens mehr Burgerläden, als Gourmettempel, sondern die Gourmettempel wissen halt den Weg nicht, sie selbst zu Gourmetburgerläden zu machen. Viele wollen das auch nicht, halten an ihren Werten fest und verlangen von ihren Gästen, sich so zu benehmen, wie es schon lange war. Hier ist Musik konsumieren noch eine Bringschuld. Und das kann es nicht sein....
Kreisler_jun.
Inventar
#7 erstellt: 19. Jul 2015, 14:38
Wenn Kennedy vor 30 Jahren *allein durch eine ungewöhnliche Frisur* und das Image eines "Punk-Geigers", einen Hit landete, warum ist das anscheinend ohne große Folgen verpufft?
Warum haben Kennedy oder später die Verpoppungen von Vanessa Mae oder Bocelli oder heute Garrett nicht dazu geführt, dass Leute massenhaft Klassik hören? Noch stärker a la Popmusik vermarkten geht wohl kaum. Auch ernsthafte "Klassik-Stars" werden seit 20 oder mehr Jahren tendenziell wie Popstars vermarktet.

Könnte es vielleicht sein, dass diese Art Vermarktung gerade am "Markenkern" und den Alleinstellungsmerkmalen (um im Marketingsprech zu bleiben) der Klassik vorbeigeht? Und deswegen nur sehr begrenzt und höchstens vorübergehend Erfolg hat? Und dass der Ansatz, Klassik a la Pop zu präsentieren und zu vermarkten, eher das Gegenteil hervorruft, da Klassik, wenn man sie so betrachtet, meistens die "schlechtere Popmusik" bleiben wird?
Mr._Lovegrove
Inventar
#8 erstellt: 19. Jul 2015, 17:54

Kreisler_jun. (Beitrag #7) schrieb:
Wenn Kennedy vor 30 Jahren *allein durch eine ungewöhnliche Frisur* und das Image eines "Punk-Geigers", einen Hit landete, warum ist das anscheinend ohne große Folgen verpufft?

Es war ja nicht nur seine Frisur, sondern sein ganzes Auftreten, seine Art den Leuten zu zeigen, dass er eben aus dieser steifen, "alten" Welt der Frackträger ausgebrochen ist und somit den Leuten, die Klassik vorher kaum bis nicht hörten, viel näher kam; als einer von ihnen, der dann eben nicht Rock, sondern BArock spielt. Nur einer alleine kann es halt nicht richten

Kreisler_jun. (Beitrag #7) schrieb:

Warum haben Kennedy oder später die Verpoppungen von Vanessa Mae oder Bocelli oder heute Garrett nicht dazu geführt, dass Leute massenhaft Klassik hören?

Weil dieses System so nicht funtkionieren kann. Bocelli ist kein Künstler aus der Mitte der klassischen Szene, das ist ein Blinder, der ein wenig singen kann (und an gewichtigen Werken der Klassik grandios gescheitert ist). Gleiches gilt für Paul Potts. Und Vanessa Mae hat nachher Popmusik gemacht.
Ich wil damit sagen, dass das Leute sind, die zwar klassische Werke über den Tellerand des Klassikpublikums hinaus durchaus bekannt gemacht haben, aber auch diese Zielgruppe war und ist 40+! Diese Hörerschaft findet es faszinierend, wie toll da der Blinde und der Handyverkäufer mit dem Kneipenschlägereigebiss singen können, weil auch diese Hörerschaft noch nie vorher eine Verdi Oper gehört hat! KEIN klassisch bewanderter Hörer würde Potts oder Bocelli kaufen. Und da liegt der Kern des Problemes. Wenn man klassische Musik wieder dauerhaft im kommerziellen Betrieb etablieren will, bzw. die Besucher- und Käuferzahl massiv erhöhen will, muß man bei den ganz jungen anfangen. Das fängt doch schon mit der Tatsache an, wie schlecht es um die Musikbildung in der Schule bestellt ist. Wir reiten immer auf Goethe, Schiller, Dürrenmatt und unsere Literatenhistorie rum, machen Deutsch zum Prüfungspflichtfach an Gymnasien (was auch vollkommen OK ist), aber Musikbildung an Schulen ist grauenerregend organisiert und strukturiert! Und ich kenne Musiklehrer, ich weiß, wovon ich rede.

Und will man uns damit wirklich sagen, dass Bach, Telemann, Beethoven, Brahms, Liszt und Schubert weniger wert sind, als Goethe, Lessing und Schiller? Das eine liest man und versteht es nicht sofort und das andere hört man und versteht es nicht sofort. Kulturell sind beide gleich wertvoll....


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 19. Jul 2015, 18:03 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 20. Jul 2015, 08:52
Hallo zusammen,

das Thema kommt ja immer wieder hoch und stirbt dann wieder ab - die Klassik hingegen bleibt...

In meiner Wahrnehmung war die Größenordnung der Klassik-Hörerschaft immer vergleichsweise überschaubar. Alle Bestrebungen der Popularisierung haben nicht wirklich nachhaltig gewirkt, zumindest nicht im Sinne einer massenhaften Heranführung von Menschen an klassische Musik.
Die Produzenten - zumindest die Majorlabel - haben auch gar kein Interesse daran, dass aufzubrechen, denn sie denken vor allem betriebswirtschaftlich. Man würde den Hebel mittels Marketing massiv ansetzen müssen - das kostet. Da ist das Geld schneller mit Popularmusik verdient, die auch noch günstiger herzustellen ist (zumindest im Vergleich zu orchestraler Klassik). Den Indies fehlen die finanziellen Möglichkeiten, um hier überhaupt eine relevante Wahrnehmung zu erzielen.

Der Zugang zur Klassik kann meiner Ansicht nach vorwiegend über entsprechende Angebote und Kontaktmöglichkeiten im Kindesalter erfolgen (Schulen, Musikschulen, Kinder ins Konzert, Erlernen von Instrumenten...). Da ist dann zumindest ein Grundstein gelegt.

Das momentane Angebot klassischer Musik in Konzerten und auf Tonträgern halte ich übrigens für so niedrigschwellig, wie nie zuvor.
Konzertkarten - zumindest für Veranstaltungen der Hausorchester - sind in den günstigen Kategorien nicht teurer - häufig sogar günstiger - als entsprechende Tickets von Musikern aus dem Bereich der Pop-Musik. CDs sind via diverser Budgetlabel und Reihen im Preis in den vergangenen Jahren relativ gesehen sehr deutlich gesunken. Die Zugangsmöglichkeiten via Radio, YouTube diverser kostenfreier Streamingmöglichkeiten sind zudem gegeben.
Ob die Konventionen des Konzertbetriebs wirklich abschrecken? Das NIcht-Klatschen nach einzelnen Sätzen - ist das so wichtig? Mit Blick auf den Dresscode: das bleibt doch nun wirklich jedem selbst überlassen. Ich persönlich habe noch in keinem Konzert im Anzug gesessen und wenn sich jemand an meiner Kleidung stören mag, so ist das wahrlich nicht mein Problem...

Mal ein paar Daten & Infos:

http://www.koerber-s...assischer-musik.html

http://www.walcker-s...Klassikpublikums.pdf

Hier mal einige Erhebungen aus dem Netz von "Statista":

statistic_id171218_umfrage-in-deutschland-zum-interesse-an-klassischer-musik-bis-2015

statistic_id28121_altersstruktur-der-kaeufer-von-klassischer-musik-bis-2014

statistic_id170269_anteile-der-musikrichtungen-am-umsatz-der-musikindustrie-2014

Wirklich spannend wären sicherlich längere Zeiträume umfassende Zeitreihen.

VG
Frank


[Beitrag von Hüb' am 20. Jul 2015, 09:27 bearbeitet]
dktr_faust
Inventar
#10 erstellt: 20. Jul 2015, 09:52

Mr._Lovegrove (Beitrag #6) schrieb:

Und an diesem Punkt haben die Plattenfirmen jahrzehntelang kaum bis gar nicht wirklich geeabeitet.


Erwartest Du da nicht ein bisserl viel von den Firmen: Diese sind Wirtschaftsunternehmen und deren Aufgabe ist es nicht die Konsumgewohnheiten der Menschen zu verändern sondern diese zu bedienen.

Solche "Erziehungsaufgaben" liegen beim Volk bzw. beim Staat und das wird sich auch nicht ändern.


Mr._Lovegrove (Beitrag #6) schrieb:
Klassik ist uncool, wer Klassik hört, ist ein Streber oder Looser oder sonstwieein Freak. Dass diese Ansichten von Generation zu Generation weitergetragen werden, das ist doch der Punkt, den man angreifen muß. Warum ist Vivaldi uncool? Warum Bach? Warum Tschaikowsky?


Klar. Weil sie in der Schule (wie öde ) oder von den älteren Verwandten (diese Spießer haben doch keine Ahnung ) gehört und propagiert wird. Wenn man in der Schule anfinge HipHop und Co. als hohe Kunstmusik zu verkaufen bzw. die Kids dazu zwingen würde drüber Arbeiten zu schreiben, dann wären das auch schnell out.

Grüße
Kreisler_jun.
Inventar
#11 erstellt: 20. Jul 2015, 10:06
Ja. Man benötigte solche Statistiken über mindestens 40 Jahre oder mehr. Zwar ist der Anteil Klassik meines Wissens durch Dinge, die wir kaum zur Klassik i.e.S. zählen (wie Bocelli), aufgebläht, aber er wäre wohl auch korrigiert immer noch deutlich größer als Jazz.
Wird beim Jazz eigentlich auch alle paar Jahre der endgültige Tod verkündigt? Meinem Eindruck nach war Jazz (jedenfalls einige Stilformen) von den 1920ern bis Anfang/Mitte der 1960er sehr verbreitet populär, aber seit dem Aufkommen der modernen Pop/Rockmusik und dem "Abdrehen" einiger Spielarten des Free Jazz usw. ist es eine kleine Nische geworden.

Dagegen ist Klassik meines Wissens langfristig auf einem niedrigen Niveau stabil. Es gab sicher einige Verzerrungen, besonders aufgrund des CD-Booms in den späten 1980ern, von dem die Klassik wohl stärker profitiert hatte. Aber wenn man als Vergleichspunkt für Einbruch/Stagnation ab ca. 2000 nicht den Trend von 1985-95, sondern von 1970-95 nimmt (oder gar versucht, den CD-Boom als Ausreißer zu behandeln), vermute ich, dass das eher eine Rückkehr zur Normalität als ein Einbruch gewesen ist.

"Verpoppung" von Klassik gibt es seit den 1960ern oder 70ern. Ebenso gab es schon lange vorher einzelne Stars, die wie Popstars auftraten.
Tatsächlich ist der gefeierte Starsänger eine Erfindung des 18., der Starvirtuose spätestens eine des 19. Jhds.: die Operndiva gab es lange, bevor es moderne Popmusik gab.
All das ändert aber nichts daran, dass in der Zeit der Massenmedien die Anpassung in Starkult, Marketing und auch die Poparrangements letztlich nicht dazu geführt haben, dass Klassik sehr viel populärer geworden wäre.
Hüb'
Moderator
#12 erstellt: 20. Jul 2015, 10:14
Vielleicht gibt es auch einfach so etwas wie ein "natürlich begrenztes Potenzial", eine beschränkte Anzahl von Menschen, die mit dieser Art von Musik überhaupt erreichbar ist?

Thomas133
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 20. Jul 2015, 13:21

Hüb' (Beitrag #12) schrieb:
Vielleicht gibt es auch einfach so etwas wie ein "natürlich begrenztes Potenzial", eine beschränkte Anzahl von Menschen, die mit dieser Art von Musik überhaupt erreichbar ist?


Ich denke schon, denn man darf bzgl. zur Relation unseres heutigen Zeitgeistes und den üblichen Gewohnheiten nicht vergessen dass Klassik mit Popularmusik im Regelfall nicht sonderlich viel gemeinsam hat und es gewisse relativ selten vorkommende Grundveraussetzungen und Gegebenheiten
bedarf, damit der heutige Mensch auch mit der klassischen Musik vertraut wird. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, es fängt ja schon mal damit an dass heutzutage von vielen Menschen Musik nur als eine Art Hintergrunds-Geräuschteppich (bei der beruflichen oder Haushaltstätigkeit, beim Einkaufen, in Lokalitäten,...) angesehn wird, etwas das man nicht viel Aufmerksamkeit schenken will und wohl leider auch nicht kann wenn man das seit jeher so gewohnt ist. Sollte sie bei der breiten Masse trotzdem Aufmerksamkeit erzeugen, greift man meist auf plumpe Mittel wie einen aufdringlich, tanzbaren Rhythmus zu dem sich oftmals eine recht einfältig,simple sich ständig wiederholenden Melodie gesellt. Dazu kommt die seit Kindheit übliche Konditionierung dass ein Musikstück kaum über 3 Minunten hinausgehen sollte, sowie das üblich, bewährte Strophe-Refrain-Strophe-Refrain (mit eventuell Einleitung und Brücke) Muster vorweisen sollte. Es müßten somit schon mehrere Faktoren zusammenkommen damit sich ein Mensch der Zeit seines Lebens nur so eine Musik gewohnt ist, mit einer regelrecht komplett anderen Philosophie der Musikgestaltung des Werkes für sich sowie auch Musikwahrnehmung des Hörers auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. Die größte und bedeutenste Hürde bleibt dabei schon mal das konzentrierte zuhören für sich, denn die Musik als Hintergrundbegleitung für Alltagstätigkeiten zu verwenden mag ja beim simplen Aufbau von Popularmusik ja noch funktionieren, bei Klassik geht dabei aber im Regelfall so viel verloren dass gerade die Vorzüge dieser Musik dabei völlig untergehn. Des weiteren sind einige auch sicher mit dem höhren emotionalen Tiefgang auch überfordert und es braucht nicht nur Offenheit und Neugier um sich auch mit völlig anderen Konzepten zu befassen, sondern auch Geduld, ein Schlüsselerlebnis und gewisse weitere charakterliche Grundvoraussetzungen (wie zB dass man ein nicht sonderlich ausgeprägtes oberflächliches Gemüt haben sollte) Das sind auch die Gründe warum die meist jämmerlichen "Anwerbungs"-Versuche der großen Labels, mehr Leute der breiten Masse in das Boot der Klassik zu holen, nicht viel bewirken. Sie versuchen dass ja natürlich indem sie erstmal bestimmte Werke mit besonders ausgeprägten Ohrwurmthemen heranziehen, diese dann oft dazu auch noch zu kürzen (alle Sätze einer Sinfonie, eines Konzerts oder einer Sonate gehen schon mal garnicht...im schlimmsten Fall wird dann sogar selbst da das Nebenthema oder die Durchführung weggelassen, also verstümmelt und aus dem Kontext gerissen) und in manchen Fällen sich den Gewohnheiten der Mainstream-Hörer mittels hinzugefügtem Schlagzeug und/oder E-Gitarren und dergleichen anzubiedern...Resultat...das hat natürlich nicht mehr viel mit Klassik zu tun und insofern das Manchen tatsächlich gefallen hat und neugierig werden, wird das erste richtige Erlebniss wo man mit der eigentlichen klassischen Musik in Berührung kommt, ziemlich ernüchternd ausfallen.
Klassik ist nunmal nicht Musik für Jeden, genauso wie auch nicht komplexe Sachbücher oder Literatur von großen Schriftstellern, oder herausfordernde Kochrezepte im Slow-Food-Bereich usw. für jeden zugänglich sind bzw. damit glücklich werden können. Sterben wird sie denk ich nicht, denn ich denke mal dass es immer eine Minderheit geben wird, dessen Individuen die Voraussetzungen erfüllen um den Draht zu dieser Musik zu finden...inwieweit es aber (immer) genug sein werden um den Klassikbetrieb auf Dauer so aufrecht zu erhalten wie er momentan vorzufinden ist, ist natürlich eine andere Frage und kann man schwer beantworten.
Kreisler_jun.
Inventar
#14 erstellt: 20. Jul 2015, 16:14
Sicher wird man nicht *alle* erreichen. Aber ich denke schon, dass man zum einen mehr als die 20-25%, die nach der Balkengraphik oben zumindest gelegentlich gerne Klassik hören, erreichen könnte, und zum anderen, dass man von diesen gut 20% einen größeren Teil als bislang zu intensiveren Klassikhörern machen könnte.

(Wenn ich zB bedenke, dass "ganz normale Leute", nicht nur Kunsthistoriker oder Hobbymaler, sich nicht nur vor den Uffizien, sondern auch bei Sonderaustellungen in deutschen Kunstmuseen zwei oder mehr Stunden die Beine in den Bauch stehen, bevor sie überhaupt in die Austellung reinkommen, um bildende Kunstwerke betrachten zu können, sehe ich nicht ganz ein, warum klassische Musik selbst bei den heutigen "gebildeten Ständen" und der akademischen Jugend ein exotisches Nischendasein fristet.)

Denn der Klassik-Marktanteil bei Tonträgern liegt (selbst durch "leichte Klassik" und "Crossover" aufgebläht) noch klar unter den gut 8%, die angeblich sehr gerne Klassik hören und weit unter den 20-25%, die gelegentlich gerne Klassik hören.

Da muss noch Potential sein, wobei eben im Zeitalter von Internetradio und youtube sich gewiss nicht alle Hörer in Intensivkäufer wandeln werden.

Ich sehe es aber wie Thomas, dass typische "Verpoppungen" von Klassik oft genau die Aspekte schwächen, in denen die Stärke der klassischen Musik besteht, und es daher kein Wunder ist, wenn der partielle Erfolg solcher Angebote nicht zu einem breiteren Interesse an Klassik i.e.S. führt.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 20. Jul 2015, 19:50
@ Kreisler John

Das Problem liegt wohl wie du ja dann auch am Ende deines Beitrags geschrieben wird, dass das Mainstream-Publikum schon mal kaum
mit Klassik in Berührung kommt und wenn dann in einer Weise die nicht so dafür geeignet ist um Klassik halbwegs adäquat zu vermitteln. Ich fürchte aber ebenso, dass die hier schon angesprochenen Vorurteile, vielleicht teils auch Berührungsängste aber manchmal auch einfach nicht das Verlangen sich auch mal mit etwas Neuem zu beschäftigen bzw. den Horizont zu erweitern, viele schon Abstand von der Klassik nehmen läßt. Inwieweit hier noch Potential vorhanden ist bleibt natürlich hypothetisch, aber festverwurzelte Gewohnheiten die schon seit Geburt an im Elternhaus geprägt wurden, lassen sich im späteren Alter nicht mehr so leicht korrigieren...dabei ist "lassen" nicht unbedingt das richtige Wort, die Wahrheit liegt dann wohl eher in einer Grundbequemheit bei der man sich mit den alten Gewohnheiten zufrieden gibt und an potentielle Neuentdeckungen erst garnicht denkt... quasi Mensch das Gewohnheitstier, etwas dass sich in vielen Bereichen des Lebens zeigt. Ich merke diese Einstellung immer wieder in meinem menschlichen Umfeld, zumindest wenn es um so unterschiedliche Bereiche geht wie hier bei der Popularmusik und der Klassik. Die Gewohnheit darf man sowieso nicht unterschätzen, ich kenne auch Menschen in meinem Bekanntenkreis die haben schon so manches klassisches Werk gehört oder hören selten auch mal ein Konzert, Sonate oder Etüden und dergleichen zur Abwechslung bzw. Alternative, aber können dann doch nicht irgendeine tiefere Begeisterung dafür empfinden um sich weitergehend und öfters mit der Klassik auseinanderzusetzen.
Ich bin deswegen überzeugt, wenn es mehr Potential gibt, dann nur in der Form, dass man schon Kinder im Schulalter des öfteren mit der Klassik (bestenfalls in Konzertform weil es da natürlich am Besten vermittelt wird) in Berührung bringt und es dann jedem Kind frei steht ob es sich weiterhin mit dieser Musikrichtung beschäftigen möchte oder nicht, ohne jetzt zu pauschalieren fürchte ich dass ab einem gewissen Alter in den meisten Fällen der Zug schon abgefahren ist und Hörgewohnheiten sich so gefestigt haben dass diese dann bis zum Lebensende bleiben, auch wenn da natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen, aber dafür muss man nur eine Umfrage starten und ältere Leute fragen inwieweit sich ihr Musikgeschmack in den letzten Jahrzehnten geändert hat.


P.S.: Jetzt erst gemerkt, ich glaub mit dem letzten Satz hab ich meinen neuen Rekord aufgestellt einfach nicht einen Punkt reinhauen zu wollen...tja wohl auch meine spezielle Gewohnheit.


[Beitrag von Thomas133 am 20. Jul 2015, 19:53 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#16 erstellt: 21. Jul 2015, 07:59

dktr_faust (Beitrag #10) schrieb:

Erwartest Du da nicht ein bisserl viel von den Firmen: Diese sind Wirtschaftsunternehmen und deren Aufgabe ist es nicht die Konsumgewohnheiten der Menschen zu verändern sondern diese zu bedienen.
Solche "Erziehungsaufgaben" liegen beim Volk bzw. beim Staat und das wird sich auch nicht ändern.

Ich habe das auch gar nicht als "Erziehungsaufgabe" der Plattenfirmen in den Raum gestellt, sondern den Plattenfirmen schlicht und ergreifend vorgeworfen, die Vermarktungspotenziale von Klassik nicht ausgenutzt zu haben. Wie Norman Lebrecht in seinem Buch "Ausgespielt" so schön beschrieben hat, haben die Major Labels jahrzehntelang Millionen für teure Klassikproduktionen, Vorschüsse für Stars und Überheblichkeiten verbrannt, ohne langhaltig davon zu profitieren, weshalb es gerade der Klassikindustrie zu digitalen Zeitenwende extrem schlecht ging. Der Nebeneffekt war und ist, dass der Musikindustrie nun potenzielles Publikum wegbleibt, anstatt dass die Industrie selber dafür gesorgt hat, das es womöglich wächst.

Sicher ist das gerade bei einem komplexen Thema wie Klassik nicht so einfach und hier müssen viele an einem Strang ziehen, aber hier hat die Plattenindustrie sicher auch eine Verantwortung, denn sie verwaltet die gespeicherten Schätze unserer Kultur, bei ihr kauft man letztlich konserviertes Kulturgut, das nicht verloren gehen darf.
Industrie darf und muß Verantwortung zeigen. Und Nachhaltigkeit macht sich langfristig in stabilen Umsätzen bemerkbar.


dktr_faust (Beitrag #10) schrieb:

Klar. Weil sie in der Schule (wie öde ) oder von den älteren Verwandten (diese Spießer haben doch keine Ahnung ) gehört und propagiert wird. Wenn man in der Schule anfinge HipHop und Co. als hohe Kunstmusik zu verkaufen bzw. die Kids dazu zwingen würde drüber Arbeiten zu schreiben, dann wären das auch schnell out.

Glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr. dass das, wenn man es wirklich richtig anpackt, die Kids eher noch selbstbewußter machen würde, wenn die Schule hoheitlich ihre Jugendkultur und deren Styles bestätigen würde. Nicht alles, was Schule assimiliert, ist automatisch uncool, sonder kann sogar noch interessanter werden, wenn die Schule und ihr System hier eher als Filter und Verteiler agieren würde, denn als Bewerter.

Aber hier schweifen wir etwas zu sehr vom Thema ab.

Warum wird eigentlich immer darauf rumgeritten, dass man bei klassischer Musik zuhören muß? Zu Händels Zeiten mußte man das auch nicht. Seine Feuerwerksmusik war akustische Hintergrundmalerei. Oder die Tafelmusik, die war es auch. Ich glaube, wenn man an der Erfolgsschraube der Klassik drehen will, muß man auch diese Doktrin relativieren. Ein superbes Beispiel, dass Klassik auf einem Wege zu den Leuten kommt, bei dem eben nicht primär nur auf die Musik gehört wird, ist das Tanzprojekt der Flying Steps (der berühmtesten Breakdance Crew Deutschlands), die zu Bach tanzen. Und zwar nicht zu Elektroversionen oder so, nein, zu originaler, unverfälschter Bachmusik. So erreicht man ein junges Publikum.

Und wieso sollte es das primäre Ziel sein, dass man sich sofort mit der Intention klassischer Werken beschäftigen soll und zuhören soll? Viele klassische Werke haben keine Intention, sind als Hintergrundmusik konzipert oder als Übungsmusik oder wurden hunderte Male als Filmmusik verwendet, etc. Mit diesem Ansatz würde man das Pferd von hinten aufzäumen. Lasst die Leute doch erstmal die Schönheit der Klänge und Themen, der Melodien und Harmonien entdecken. Jeder kann dann selber entscheiden, wie weit er gehen will. Mag jetzt provokant klingen, aber es gibt halt klassiche Werke, denen würde ich getrost auch in einer absolut unverfälschten Form Hitpotenzial zusprechen. Mit denen muß man anfangen.
In der Schule, bei der Vermarktung, in anderen Education Projekten, etc.

Im Grunde genommen ist das Problem auch, dass es Menschen in der Klassikszene gibt, die Angst vor dem Ausverkauf ihrer hoheitlichen Kulturgüter haben und um die elitäre Stellung dieser Musik haben. Sie fürchten, dass bei einer kommerzielleren Vermarktung der Stellenwert der Musik wegfallen würde; dass eine Reduzierung von klassicher Musik auf die primäre Rezeption von leicht zugänglichen Melodien und Themen (so wie in der Popmusik) der Tiefgang der Musik ad absurdum geführt würde. Und das ist eine Arroganz und Überheblichkeit, die gegen die Tatsache, dass dies die einzige Form der Unterhaltungsmusik, die der europäische Kontinent bis Anfang des 19. Jahrhunderts kannte, spricht.
spawnsen
Inventar
#17 erstellt: 21. Jul 2015, 17:17

Mr._Lovegrove (Beitrag #16) schrieb:

Im Grunde genommen ist das Problem auch, dass es Menschen in der Klassikszene gibt, die Angst vor dem Ausverkauf ihrer hoheitlichen Kulturgüter haben und um die elitäre Stellung dieser Musik haben. Sie fürchten, dass bei einer kommerzielleren Vermarktung der Stellenwert der Musik wegfallen würde; dass eine Reduzierung von klassicher Musik auf die primäre Rezeption von leicht zugänglichen Melodien und Themen (so wie in der Popmusik) der Tiefgang der Musik ad absurdum geführt würde.


Dem kann ich beipflichten; dies deckt sich mit meinen Beobachtungen und meinen Einschätzungen.

Nicht nur auf Rezeptionsseite sind solche Ängste latent sondern v. a. auf Seiten der Musikschaffenden und -produzierenden selbst. Daniel Hope hat in einem Interview - auf ich glaube SWR 1 Leute (auch online zugänglich) - einmal sehr schön beschrieben, wie er von bestimmten Kreisen und von bestimmten Personen im Rahmen der Szene mittlerweile gemieden wird, weil er sich erlaubt hat, mit Jazz-Musikern zusammenzuarbeiten, Score- und Soundtrackmusik zu spielen oder sonst wie rumzukomponieren. Das wird teilweise wohl nicht allzu sehr wertgeschätzt.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 21. Jul 2015, 20:56

Mr._Lovegrove (Beitrag #16) schrieb:

Im Grunde genommen ist das Problem auch, dass es Menschen in der Klassikszene gibt, die Angst vor dem Ausverkauf ihrer hoheitlichen Kulturgüter haben und um die elitäre Stellung dieser Musik haben. Sie fürchten, dass bei einer kommerzielleren Vermarktung der Stellenwert der Musik wegfallen würde;


Da wird aber in diese Diskussion und manchen Aussagen ziemlich viel von dir hineininterpretiert und irgendwelche Thesen hinaufbeschworen die für mich aus der vorangegangenen Diskussion nicht herauszulesen sind.Was mich anbelangt hab ich diesbezüglich vor garnichts Angst, ich höre die Musik die mir gefällt ganz unabhängig davon wieviel und welchen Leuten sie noch gefällt. Warum sollte bei einer kommerzielleren Vermarktung der Stellenwert wegfallen wenn man die Musik so beläßt wie sie ist wird sie natürlich ihren Stellenwert immer behalten. Ich weiß ja nicht was dir so gefällt, wenn du David Garret oder Rondo Veneziano magst sei das dir und jedem anderen frei gestellt, aber wenn Klassikhörern so eine Musik nicht mehr gefällt und das nicht aus deinen unterstellten Gründen sondern weil ihnen die Musik tatsächlich ganz persönlich nicht gefällt, dann hat das nicht mit irgendwelchen elitären Ängsten zu tun.
Und was diese Pseudo-Klassik, oder sie wird offiziell auch Crossover genannt, anbelangt - man könnte diese Gattung durchaus auch positiv aus der Sicht eines Klassikhörer sehen wenn diese dann auch effizient mehr Leute für eine nähere, regelmäßige Beschäftigung mit klassischen Werken (also Sinfonien, Konzerte, Sonaten,...in voller Länge!) motivieren würde...tut sie aber bekanntlich in den seltensten Fällen. Warum wohl? Weil sie tatsächlich mit Klassik so viel gemeinsam hat? Es geht ja schließlich nicht darum unser Kulturgut in Zukunft so weiterzuentwickeln dass irgendwann mal die 9. nur noch aus Freude schöner Götterfunken besteht und Beethovens Klavierschaffen aus "Für Elise" aber mangels Interesse jegliche klassische Werke in voller Länge nicht mehr aufgeführt werden...das ist natürlich ein überspitztes Zukunfts-Szenario, soll aber nur andeuten dass Crossover allein den klassischen Werken nicht hilft und auch nicht dienlich ist. Wenn man die Komponisten als Spitzenköche betrachtet dann wäre ja auch jeder Koch beleidigt wenn er Gäste mit einem mehrgängigen Menü bekocht und diese sich aber nur damit begnügen den Hauptgang zu essen und da auch noch in eine feine Gourmet-Sosse Ketchup hineindrücken weil man diese intensiven Aromen einfach so seit Kind auf gewohnt ist. Wer würde da schon sagen, der Koch soll sich nicht so anstellen, soll er doch froh sein wenn überhaupt etwas davon gegessen wird. Das hat nichts mit elitär zu tun sondern man nimmt dem Ursprünglichen die Intention, das Gesamtkonzept und was übrigbleibt ist davon höchstens nur noch eine Ruine.


Warum wird eigentlich immer darauf rumgeritten, dass man bei klassischer Musik zuhören muß? Zu Händels Zeiten mußte man das auch nicht.


Müssen tut man natürlich nicht, ist ja schließlich kein Zwang. Aber ich weiß ja nicht inwiefern du dich mit klassischer Musik beschäftigst und was deine Hörgewohnheiten sind - ich persönlich habe das Gefühl bei oberflächlichem Zuhören bei den meisten Werken zu viel zu versäumen...ich habe da gar keinen Genuss dabei, weil ich genau weiß dass ich viele wichtige Aspekte dieser Musik dabei verloren gehn und nur ein Bruchteil bei mir ankommt. Ob das wirklich nur mir so geht? Kann ich mir schwer vorstellen. Den Vergleich zu Händels Zeiten kann man nicht ziehen, denn damals gab es ganz andere Möglichkeiten und mangelnde Alternativen...keine Popularmusik, keine Musikkonserven usw. und aus gewissen Quellen damaliger Zeiten weiß man auch dass es auch schon damals genug Leute gab die sich für die Kunst in der Musik nicht sonderlich interessierten - aber schon Mozart und Beethoven haben sich in gewissen Briefstellen über Leute die während eines Vortrags nicht den Mund halten konnten maßlos geärgert...im Sinne der Komponisten kann es also schon mal nicht sein und im Sinne einer adäquaten Aufnahme und Respekt des Urhebers sowie im Konzert den Vorführenden gegenüber auch nicht.


Und wieso sollte es das primäre Ziel sein, dass man sich sofort mit der Intention klassischer Werken beschäftigen soll und zuhören soll? Viele klassische Werke haben keine Intention, sind als Hintergrundmusik konzipert oder als Übungsmusik


Ich weiß ja nicht von was für klassischen Werken du schreibst, aber so eine scheint in meiner CD-Sammlung kaum vorhanden zu sein. Wer aber behauptet dass die Sinfonien, Instrumentalkonzerte und großen Kammermusikwerke der größeren Komponisten für HIntergrundmusik geeignet wären der ist nie zum wahren Kern dieser großartigen Werke vorgestossen bzw. unterstelle ich mal mangelende Beschäftigung damit. Und nein, man muß sich damit nicht intensiv beschäftigen, man muss garnichts...aber man sollte dann auch nicht behaupten es wäre diesen großen Werke genüge getan wenn man sie oberflächlich konsumiert - zum. habe ich dich so verstanden, bitte berichtigen wenn ich das falsch verstehe. Weil dann kann man im Gegenzug genauso behaupten, warum man unbedingt der Klassik den Anspruch abstreiten "muß"? Diese Argumentation hat ja auch einen sehr einseitig gefärbten Touch und es stellt sich die Frage was für eine Motivation dahinter steht - bist du eigentlich ein regelmäßiger Klassikhörer? Bitte ganz ehrlich, damit ich deine Argumente auch richtig einordnen kann.


[Beitrag von Thomas133 am 21. Jul 2015, 21:00 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#19 erstellt: 22. Jul 2015, 09:20
Obich regelmäßig Klassik höre? Nein das nicht (mehr). Seit geraumer Zeit fröne ich fast ausschließlich meiner Leidenschaft, dem Jazz. Aber ich habe mich nicht nur längere Zeit mit Barockmusik beschäftigt, sondern mich vorallem viel mit Interpreten und
Künstlern klassischer Musik auseinandergesetzt und natürlich stecken in meiner CD Sammlung nicht wenige Werke verschiedenster Art. Bartok, Reich, Glass, Dvorak, Beethoven, Strawinsky, Golijov, einiges an Barock und alter Musik, etc. Für mich sind Interpretation, Intention, Intonation und Intensität wahrlich keine Fremdworte, sondern Selbstverständlichkeiten beim aktiven zuhören. Und gerade die Auseinandersetzung mit den Meinungen und Ansichten von Musikern, Dirigenten und auch Rezensenten klassicher Werke zeitg immer wieder auf, wie tief in ein Werk hineingehorcht werden kann. Und doch ist dies kein Zwang.
Nur als Beispiel: Letztens lief ein Teil einer Serie im TV, die klassische Werke erklärt. 30 Minuten ging es um Bartoks "Concerto for Orchestra". Ich liebe dieses Werk, aber so wie es dort erklärt wurde, hatte ich es im Detail noch gar nicht betrachtet. Und dennoch habe ich auch vorher, ohne dieses Detailwissen um gewissen Themen und Gegenthemen, Intentionen und Reminissenzen etc., das Werk vollends genossen. Es bewegt mich einfach zutiefst und reißt mich mit. Und das hat es auch getan, ohne dass ich wußte, dass Bartok seiner Heimat in einigen Teilen gehuldigt hat usw.
Ich will da jetzt nicht von mich auf andere schließen, das ist in dieser Diskussion wenig angebracht, aber seien wir doch erhlich: Wie groß der Anteil der Klassikhörer (ich rede von denen, die regelmäßig Klassik hören), die sich so intensiv mit all den Werken auseinandersetzen, dass sie so aussagekräftig sein können? Manche genießen auch einfach nur die Schönheit des Werkes oder kaufen sich 128 Interpretationen von Tschaikowskys 1., weil sie wissen möchten,. welcher Pianist wie spielt.
Doch auch das ist nicht das Ansinnen dieser Diskussion, auch hier zäumen wir das Pferd wieder von hinten auf.

Und bei einem bin ich ja völlig bei dir, Thomas:
Pseudo Klassik, Crossover und radikale Abweichungen von der Werktreue sind auf keinen Fall die Lösung oder auch nur ein Teil davon. Rondo Veneziano, Garrett, Bocelli, auch James Last, MSSO, VSOP und all diese Leute waren und sind Musiker mit klassikfernem Publikum 40+. Die helfen uns nicht (obwohl ich einem wie Garrett eine Vorbildfunktion bei der Jugend durchaus zutrauen würde).

Ich sage ja, meine Aussage, dass es Klassikwerke gibt, die selbst in ihrer ureigenen Form Hitpotenzial haben, war provokant und vielleicht wurde sie auch falsch verstanden. Mir ging es bestimmt nicht darum, das Allegro aus dem Frühling der Vier Jahreszeiten als Single auszukoppeln oder es in den iTunes Song Charts auf die 1 zu hieven, ohne dieses Stück aus seinem Werkkontext zu reißen. Ich wollte damit eher sagen, dass es klassische Musik gibt (hier als Beispiel Vivaldi), sehr leicht zugänglich ist, die auch ohne Hintergrundkenntnisse "funktioniert" und sie somit in Projekten und Vermarktungsideen gut hineinpassen würde. Sicherlich auch in einem rein kommerziellen Kontext der Verkaufsförderung.
Dass das "Opfer" womöglich auch wäre, dass sich einige Hörer nur auf Teile der Werke stürzen würden, die ihnen gut gefallen (einzelne Sätze, einzelne Etüden, etc.), das ist wohl nicht zu verhindern. Aber diverse Sampler in der Vergangenheit der Klassiktonträger (ich erinnere nur ein Karajans erfolgreiche "Adagio" Reihe) zeugen davon, dass es verschiedene Ansätze geben muß, Klassik vermarkten zu dürfen.

Ach und mit den "Menschen in der Klassikszene" meine ich nicht Hörer, sondern Musiker, Dirigenten und Manager. Wie sehr z.B. wurden die Berliner Philharmoniker (auch von Simon Rattle) angefeindet und mit Spott überschüttet, als sie mit den Scorpions auf der Bühne standen? Übrigens der gleiche Rattle, der dieses Jahr mit den gleichen Berlinern auf der Berliner Waldbühne orchestrale Filmmusik und Scores aufgeführt hat (sic!). Was hat Nigel Kennedy abbekommen, als er Jazz spielte?
In Amerika ist es (schon aus wirtschaftlichen Aspekten) gang und gäbe, dass alle Orchester auch Dinge wie Filmmusikabende und Musicalabende machen. Ob das letztlich eine Basis sein kann, Menschen zu "richtigen" klassischen Werken zu bringen, sei dahingestellt. Aber zumindest kommen die Menschen in den Konzertsaal, um mal zu hören wie ein Orchester klingt.

Aber der letzte Weisheit Schluß ist das nicht! Man sieht ja den Trend, dass klassische Musiker auch mal in die Clubs und Discos gehen, um dort zu spielen oder wie Chily Gonzales Klassik mit einer Rockattitüde anpacken. Warum nicht mal eine ganze Clubtour mit einem Kammerensemble? Was spräche dagegen? Die selbstauferlegten Konventionen der Frackträger und Mäzenen der Szene? Der Aufschrei unter den Hardcore Anhängern?

Man sollte doch nicht darüber diskutieren, ob und inwiefern klassische Musik in ihrer vollen Intention beim Hörer ankommen muß, sonder wie man es schaffen kann, sie überhaupt zu einer größeren Hörerschaft zu bringen. Diese Diskussion um den Werteverlust bringt in meine Augen nichts. Solange man es schafft, die Werke ohne inhaltlichenVerlust und mit Wiedergabetreue weiterzubringen und wieder vermehrt die Jugend zu unserem kulturellen Erbe zu bringen, erledigt sich das mit den Werten und den Intentionen irgendwann von selbst.
cr
Inventar
#20 erstellt: 22. Jul 2015, 13:58
Am nächsten kommt der symph. Klassik noch die bombastische Musik mancher Filme, Herr der Ringe etc. Vielleicht sollte man über diese Schiene ansetzen. So haben sich ja zB die Erich Kunzel Filmmusikeinspielungen (Telarc) ganz gut verkauft.
Ansonsten: 80% der Bevölkerung werden Klassik nicht wirklich mögen, niemand erwartet zB, dass jeden Theaterstücke von Goethe und Schiller interessieren müssen oder Romane von Balzac und Zola (obwohl sich die ja relativ gut lesen).
Zudem sind inzwischen die großen Zugpferde alle tot: Karajan, Solti, Maazel, Giulini......................

Oper ist sowieso eine eigene Geschichte. Viele, die Klassik mögen, mögen Oper nicht (besonders, zB ich und viele meiner Bekannten), und viele, die Oper mögen, können mit einer Symphonie nichts anfangen, weil es ihnen nur um ein paar Arien und den Klamauk rundherum geht (wobei ich 90% aller Inszenierungen der letzten Jahre sowieso als Zumutung empfinde, wo sich nur der Regisseur wichtig macht und seine abstrusen Ideen ausleben zu müssen meint).

Auch wenn es bei mir schon ewig aus ist, dass ich in der Schule war. Der Musikunterricht bewirkt eher das Gegenteil, als dass man Interesse an Klassik bekommt. Ich habe mich mit 16 davon sogar abgemeldet...., obwohl ich damals schon einiges an Klassik (und Barockmusik) hörte...
Mr._Lovegrove
Inventar
#21 erstellt: 22. Jul 2015, 14:32

cr (Beitrag #20) schrieb:
Auch wenn es bei mir schon ewig aus ist, dass ich in der Schule war. Der Musikunterricht bewirkt eher das Gegenteil, als dass man Interesse an Klassik bekommt. Ich habe mich mit 16 davon sogar abgemeldet...., obwohl ich damals schon einiges an Klassik (und Barockmusik) hörte...

Willkommen im Club! Ich war damals schon auf Jazz und mußte meine Musiklehrerin in Sachen Cool Jazz belehren, was diese aber nicht anficht und meine Belehrung bestritt.
In Sachen Klassik war das aber nix besser, obwohl Themen wie "West Side Stoy" ja an sich sehr interessant sind, aber so dröge und uninspiriert wie eine Steuererklärung aufgearbeitet wurden.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 22. Jul 2015, 14:56

Mr._Lovegrove (Beitrag #19) schrieb:
Obich regelmäßig Klassik höre? Nein das nicht (mehr). Seit geraumer Zeit fröne ich fast ausschließlich meiner Leidenschaft, dem Jazz.


Bist du der Klassik etwa überdrüssig geworden


Für mich sind Interpretation, Intention, Intonation und Intensität wahrlich keine Fremdworte, sondern Selbstverständlichkeiten beim aktiven zuhören. Und gerade die Auseinandersetzung mit den Meinungen und Ansichten von Musikern, Dirigenten und auch Rezensenten klassicher Werke zeitg immer wieder auf, wie tief in ein Werk hineingehorcht werden kann. Und doch ist dies kein Zwang.
Nur als Beispiel: Letztens lief ein Teil einer Serie im TV, die klassische Werke erklärt. 30 Minuten ging es um Bartoks "Concerto for Orchestra". Ich liebe dieses Werk, aber so wie es dort erklärt wurde, hatte ich es im Detail noch gar nicht betrachtet. Und dennoch habe ich auch vorher, ohne dieses Detailwissen um gewissen Themen und Gegenthemen, Intentionen und Reminissenzen etc., das Werk vollends genossen.


So wie ich das verstehe beziehst du dich also auf Analysen von Werken? Ich verstand es nämlich so, dass du es für ausreichend hälst Klassik neben einer Tätigkeit zu hören - also zB einer Unterhaltung, Arbeit, Lernen,...und dergleichen. Wenn es um das analytische Hören geht dann stimme ich dir zu, denn ich halte allein den emotionalen Zugang schon für ausreichend und auch für den wichtigeren Teil. Wenn es aber um Zweiteres gehen würde, kann ich nicht mehr zustimmen denn aufgrund der stark reduzierten Aufmerksamkeit der Musik gegenüber kann man die meisten klassischen Werke nicht mehr so erfassen wie es nötig wäre um sich allein emotional ergreifen lassen zu können (und das würde sich auch wissenschaftlich beweisen lassen, dass das Gehirn des Menschen nicht fähig ist sich 2 Dingen auf einmal zu widmen und jeweils dieser Tätigkeiten auch noch so nachkommen kann als würde er sich nur einem in vollster Konzentration widmen...der Mythos von der Fähigkeit des Multi-Tasking wurde ja zwischenzeitlich längst in medizischen Versuchsreihen wiederlegt).


Dass das "Opfer" womöglich auch wäre, dass sich einige Hörer nur auf Teile der Werke stürzen würden, die ihnen gut gefallen (einzelne Sätze, einzelne Etüden, etc.), das ist wohl nicht zu verhindern. Aber diverse Sampler in der Vergangenheit der Klassiktonträger (ich erinnere nur ein Karajans erfolgreiche "Adagio" Reihe) zeugen davon, dass es verschiedene Ansätze geben muß, Klassik vermarkten zu dürfen.


Wie geschrieben, ist das alles völlig legitim und ich denke dass kann auch jedem Klassikhörer egal sein inwieweit hier Klassik in reduzierter, manchmal vielleicht auch verstümmelter Weise, angeboten und konsumiert wird. Jeder soll mit dem glücklich werden was er hinsichtlich seines Geschmackes als würdig und adäquat empfindet. Es ging aber mehr darum inwieweit gewisse Anbiederungen an das Mainstream-Publikum hilfreich sind um mehr Leute für die eigentliche Klassik begeistern zu können und hier scheinen wir ja, wie ich anhand deines letzten Beitrags herauslesen kann, ja nicht allzu weit weg in der Beurteilung dessen zu liegen. Deswegen war ja mein Gedanke, dass es im Prinzip nicht mehr viel bringt erwachsene Menschen, die seit ihrer Kindheit nichts anderes als die Charts hören, zu einer für sie komplett fremden musikalischen Welt anhand von aus dem Kontext gerissenen Ohrwurmthemen der Klassik zu der richtigen Klassik mit kompletten Sinfonien, Konzerten usw. zu führen. Vielleicht mag das ja in Ausnahmefällen gelingen, aber der sinnvollere Ansatz wäre schon Schulkinder regelmäßig mit dieser Musik in Berührung zu bringen. In diesem Alter kann man noch viel mehr bewirken da hier noch nicht festverwurzelte Gewohnheiten bestehen als bei Menschen die schon seit einigen Jahrzehnten nur die selbe(n) Musikrichtung(en) hören.


In Amerika ist es (schon aus wirtschaftlichen Aspekten) gang und gäbe, dass alle Orchester auch Dinge wie Filmmusikabende und Musicalabende machen. Ob das letztlich eine Basis sein kann, Menschen zu "richtigen" klassischen Werken zu bringen, sei dahingestellt. Aber zumindest kommen die Menschen in den Konzertsaal, um mal zu hören wie ein Orchester klingt.


Nicht nur in Amerika, auch hier in Wien veranstaltet zB das RSO Wien hin- und wieder Konzerte bei denen nur Filmmusik am Programm steht. Ich persönlich bin gegenüber gewisser Filmmusik auch offen eingestellt, sie ist wohl auch die Musikgattung die neben dem Jazz der Klassik am Nähesten liegt (klammert man die Instrumental-Pop-Kreationen in der Filmmusik mal aus) Aber soweit ich das auch im Internet mitbekommen habe gibt es hier auch meist den großen Teil der jeweiligen Anhänger die garnicht bis selten mal über den Tellerrand schaut - die Gemeinsamkeiten halten sich dann doch letztendlich in Grenzen und es bedarf auch hier eine gewisse Offenheit, Neugier, Unvoreingenommenheit und manchmal auch Ausdauer um sich mit der noch zunächst fremden Gattung zu beschäftigen und überhaupt auch mehreren Werken eine Chance zu geben. Die Wahrscheinlichkeit dass Filmmusik- und Jazz-Liebhaber das gelingt, ist aber sicherlich höher als bei Menschen die ihr ganzes Leben nur einfache Mainstream-Musik gehört haben, doch glaube ich nicht dass allein das Heranführen an Filmmusik Interesse an der Klassik wecken kann, es sei denn man bezieht sich auf klassisch inspirierte Filmmusik bei denen man auch deutlich auf die Inspirationsquelle hinweist.


Aber der letzte Weisheit Schluß ist das nicht! Man sieht ja den Trend, dass klassische Musiker auch mal in die Clubs und Discos gehen, um dort zu spielen oder wie Chily Gonzales Klassik mit einer Rockattitüde anpacken. Warum nicht mal eine ganze Clubtour mit einem Kammerensemble? Was spräche dagegen? Die selbstauferlegten Konventionen der Frackträger und Mäzenen der Szene? Der Aufschrei unter den Hardcore Anhängern?


Ohne jetzt ausschließen zu wollen, dass es auch solche Leute in der Klassikszene gibt, denke ich dass hier schon eher die Club- und Discotheken-Betreiber bzw. Veranstalter der größte Bremsklotz für solche Projekte wären. Das liegt doch irgendwie auf der Hand dass sie finanziell kein Risiko eingehen wollen. Überleg mal was passiert wenn in einer Disco wo immer Teenies hingehn um zu David Guetta, Tiesto, Paul van Dyk und wie sie alle heissen abzushaken, um dann am nächsten Wochenende die Ankündigung zu lesen mit zB 2 Streiquartetten Schostakowitsch oder Mozarts Posthornserenade "beglückt" zu werden. Und warum sollen die üblichen Verdächtigen an Klassikhörern hingehen wenn sie das gleiche auch in Konzertsälen hören können wo eine bessere Akustik, bessere Sitzplatzmöglichkeiten bestehen. Das ist doch illusorisch zu glauben, dass sowas nur im Ansatz funktionieren kann. Du kannst ja mal probeweise Club-Besitzer in deiner Nähe fragen was sie von so einer Idee halten würden, dann würdest du schon anhand deren Antworten merken wo das Problem tatsächlich liegt...nicht an den Interpreten oder Labels der Klassik-Szene. Vielleicht ist sowas noch in diversen gesitteten Jazz-Clubs möglich, aber meines Wissen finden da sowieso hin- und wieder mal solche Veranstaltungen statt (ich erinnere mich hier in Wien zB mal an eine Streichqartettversion von Mozarts Requiem in einem Jazz-Club) Hier wird man aber wohl auch nicht die "breite Masse" abholen, nehme ich stark an...aber wie geschrieben, das halte ich sowieso für schwer möglich.


Man sollte doch nicht darüber diskutieren, ob und inwiefern klassische Musik in ihrer vollen Intention beim Hörer ankommen muß, sonder wie man es schaffen kann, sie überhaupt zu einer größeren Hörerschaft zu bringen. Diese Diskussion um den Werteverlust bringt in meine Augen nichts. Solange man es schafft, die Werke ohne inhaltlichenVerlust und mit Wiedergabetreue weiterzubringen und wieder vermehrt die Jugend zu unserem kulturellen Erbe zu bringen, erledigt sich das mit den Werten und den Intentionen irgendwann von selbst.


Ich finde das Eine bedingt das Andere, nur wer auch die wahre Schönheit von etwas findet und entdeckt kann auch eine gewisse Leidenschaft dafür entwickeln - wie geschrieben ist dafür kein analytisches Hören notwendig, einfach diese Musik emotional für sich zu entdecken. Ein Werteverlust im Sinne einer Verstümmelung der Werke bringt aber kaum etwas - vielleicht in manchen Fällen eine Initialzündung, das kann schon sein. Aber oftmals ist es eher so, dass einem Mainstream-Hörer dem zB das Adagietto von Mahler gefällt noch lange nicht komplett diese 5. Sinfonie hören möchte und wenn er es versucht wahrscheinlich recht schnell damit überfordert ist. Deswegen werde ich bei meinem Standpunkt bleiben, dass für die allermeisten Erwachsenen der Zug schon abgefahren ist, hier lassen sich nur in unwesentlichen Quantitäten Leute zur Klassik bewegen. Und ehrlich gesagt ist mir das persönlich auch egal, solange es immer so viele sind dass der Klassikbetrieb so wie er jetzt ist, aufrecht erhalten bleibt. Ansonsten tut es ja der Musik selbst keinen Abbruch ob jetzt 5 Prozent oder 20 Prozent oder mehr Klassik hören.
gruß
Hüb'
Moderator
#23 erstellt: 22. Jul 2015, 14:58
@Thomas:

Ich muss immer grinsen, wenn ich Deine Beiträge lese (was ich gerne tue!), oh Meister des fehlenden Absatzes!
Thomas133
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 22. Jul 2015, 15:08

Hüb' (Beitrag #23) schrieb:
@Thomas:

Ich muss immer grinsen, wenn ich Deine Beiträge lese (was ich gerne tue!), oh Meister des fehlenden Absatzes! :D


Oder Meister der unfreiwilligen Komik Wenigstens irgendwo Meister als gar keiner Aber immerhin sind es im letzten Beitrag 5 Absätze!
Klassikliebhaber
Stammgast
#25 erstellt: 22. Jul 2015, 17:48
Puuh...ist ja viel zu lesen hier. :p

Wie hat man die Statistik überhaupt erstellt mit den Käufern und deren Alter????

Während Nigel Kennedy und Garrett wenigstens vernünftig spielen (Garrett hat sogar einen Weltrekord aufgestellt in Schnell-Spielen), spielt z.B. Vanessa Mae klassische Musik sehr grauenhaft.
Durch sie bin ich überhaupt zur "echten" klassischen Musik gekommen.
Erst mal durch ihre Version der Toccata....mir gefiel es, und habe dann das Original für mich entdeckt.
Dann aber der Knaller von ihr...ihr "Classical Album" fand ich sooooo schlecht (grauenhafte Intonation).
Man merkt, wenn sie klassische Stück live spielt, ist sie nicht soooo sicher.
Und dann entdeckte ich andere, bessere Musiker/innen.
So bringen diese Leute halt auch einen zur Klassik.
Allerdings sind diese Verpoppungen/Verjazzen ja eigentlich Eigennutz.
Das bringt ja einen nicht wirklich dazu, authentische klassische Musik zu hören, oder?

Das Problem mit der Jugend/Klassikszene usw.:
Für "arme" Leute ist die Klassik nicht so zugänglich.
Oper oder auch klassische Konzerte. Habt ihr euch mal die Preise angeschaut?
Von den Solo-Künstlern ganz zu schweigen.
Aber auch so Festivals wie z.B. Klavierfestival Ruhr.
Wenn man da eine berühmte Persönlichkeit sehen und hören möchte, muss man schon tief in die Tasche greifen. Das ist für jeden nicht machbar. Kinder und Jugendliche haben es da umso schwerer.

CDs kaufen bzw. herunterladen.
Während Mainstream-Pop Alben auch öfter mal im Angebot sind, sind CDs/LPs der Klassik eigentlich NIE im Angebot oder sehr selten!
Das ist SEHR schade! - Natürlich gibt es dann Ausnahmen wie Naxos (die waren früher mal auch wesentlich billiger) oder arte nova und wie sie alle heißen.
Aber wenn man halt DG(G) kaufen/hören möchte, vor allem eine Neuerscheinung, muss man auch relativ tief in die Tasche greifen. DVD/Blu rays Oper.....Preise schon mal gesehen? DER Wahnsinn!

Kennt hier jemand Igudesmann & Joo?
DAS ist mal eine Idee, um Leuten Klassik mit Witz näher zu bringen.
Allerdings braucht man da auch schon ein wenig Vorahnung von klassischer Musik.

Ist Klassik elitär?
In letzter Zeit engagieren sich Sinfoniker/Musiker in Schulen, bringen Kinder die Instrumente näher...
geben auch kostenlose Konzerte, um den Kindern/Schülern ein Feeling zu geben.
Smoking/Anzug muss man auch nicht mehr tragen. GUT!

Geklatsche/Applaus?
Bitte bei instrumentalen Stücken immer nur am Ende.

Übrigens: Für Klassik und Co. muss man schon Zeit haben/mitbringen.
Sinfonien/Konzerte/Oper sind ja nicht gerade kurz.
Wegen der Schnelllebigkeit (oh Mann...wirklich mit 3 L?) haben vielleicht nur die Rentner Zeit.

Oper: Wie sagte Richard Gere in "Pretty Woman"
"Leute die zum ersten mal in der Oper sind reagieren oft sehr überraschend. Entweder mögen sie die Oper, oder sie hassen sie. Wenn sie die Oper lieben, dann ist es für immer. Die andern - tun mir Leid. Denn die Musik wird nie ein Teil ihrer Seele werden."
Hüb'
Moderator
#26 erstellt: 22. Jul 2015, 17:57

Für "arme" Leute ist die Klassik nicht so zugänglich.

Da möchte ich widersprechen.
Die Eintrittspreise sind bei Veranstaltungen der "Hausensembles" in den günstigen Kategorien häufig sehr niedrig.

z. B.: ab 11 EUR im Normalpreis - da kostet mancher Kino-Besuch mehr.
Und wir reden hier von einem Spitzenorchester mit renommiertem Dirigenten plus Stargeiger...



[Beitrag von Hüb' am 22. Jul 2015, 17:58 bearbeitet]
cr
Inventar
#27 erstellt: 22. Jul 2015, 21:03
Klassik CDs kosten doch nix.
Allein die Brilliant Classics kosten wenige Euro/Stk und sind hochkarätige Aufnahmen von vor 20 Jahren usw
oder so Ausgaben wie 100 Meisterwerke der Klassik etc.

Bei Klassik ist es doch völlig egal, ob die Aufnahme von gestern oder von vor 20 Jahren ist; und ob das Werk nun Karajan, Solti oder Giulini dirigiert hat, ist für den Einsteiger auch belanglos. Wenn ich dagegen eine bestimmte Pop/Rock-CD will, kann ich nicht eine finden, die billig ist, sondern muss genau die eine kaufen, die wenn neu, 15 Euro kostet.
Mr._Lovegrove
Inventar
#28 erstellt: 23. Jul 2015, 08:02

Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Bist du der Klassik etwa überdrüssig geworden

Ja total, so eine Murksmusik. Und dann immer diese Geigen und Pauken. E-k-e-l-i-g!


Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Wenn es aber um Zweiteres gehen würde, kann ich nicht mehr zustimmen denn aufgrund der stark reduzierten Aufmerksamkeit der Musik gegenüber kann man die meisten klassischen Werke nicht mehr so erfassen wie es nötig wäre um sich allein emotional ergreifen lassen zu können.

Dagegen stelle ich mal, dass es ja Klassik Radiosender gibt. Und Radio ist ja im allgemeinen eine Sache, die zum großen Teil nebenher wahrgenommen wird. Also ich kann auch beim Bügeln oder Threads schreiben Bruckners 4. genießen. So funktioniert Radio ja auch.


Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Ohne jetzt ausschließen zu wollen, dass es auch solche Leute in der Klassikszene gibt, denke ich dass hier schon eher die Club- und Discotheken-Betreiber bzw. Veranstalter der größte Bremsklotz für solche Projekte wären.

Ja da magst du wiederum recht haben. Und die Clubtour- Geschichte würde in meinen Augen auch nur funktionieren, wenn man vorher schon den Weg für einen Erfolg geebnet hat. Sie wäre eine Folge aus erhöhter Grundaufmerksamkeit gegenüber Klassik bei der Jugend und den 30- Agern.


Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Hier wird man aber wohl auch nicht die "breite Masse" abholen, nehme ich stark an...aber wie geschrieben, das halte ich sowieso für schwer möglich.

Doch, wenn es die Folge aus o.g wäre.


Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Aber oftmals ist es eher so, dass einem Mainstream-Hörer dem zB das Adagietto von Mahler gefällt noch lange nicht komplett diese 5. Sinfonie hören möchte und wenn er es versucht wahrscheinlich recht schnell damit überfordert ist.
gruß

Was nicht ist, kann ja noch werden. Wir dürfen da niemanden bevormunden oder in das Klischee verfallen, Leute die keine Klassik hören, würden sie nicht verstehen.
Kreisler_jun.
Inventar
#29 erstellt: 23. Jul 2015, 11:31
Ich finde ebenfalls den Vorwurf, Klassik sei "teuer" unhaltbar. Nicht nur gibt es bei Klassik seit Jahrzehnten einen etablierten midprice und lowprice-Bereich, der bei den meisten bekannten Werken hervorragende Aufnahmen sehr günstig zur Verfügung stellt, inwzischen auch Superbilligboxen und regelmäßige 3 für 1 o.ä. Angebote bei sonst teuren CDs, sondern gerade für Schüler und Studenten gibt es auch weit mehr Möglichkeiten günstige Konzert- und Opernkarten zu erhalten als für Pop/Rock-Stars.

Dass die Formalitäten usw. auch schon seit vielen Jahren erheblich reduziert worden sind, wurde auch schon gesagt. Man kann das aber sogar umdrehen. Für manche besteht vielleicht gerade die Attraktivität zB der Oper auch im "Aufbrezeln". Seit etwa 30 Jahren sind ziemlich teure mehr oder weniger glamouröse Musicals ("Ersatz-Opern") sehr populär und niemand scheint sich über die oft exorbitanten Eintrittskartenpreise zu beschweren. Abiturienten haben zunehmend Gefallen an pompösen Abschlussbällen. Etwas exotischer: Es gibt anscheinend auch schon recht lange eine "Subkultur" schwuler Opernfreunde mit der "Diva" als glamouröser Kernfigur.
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Queen%27s_Throat

Wie auch immer; der Punkt ist, dass Tradition und Glamour der Oper auf manche erst recht attraktiv wirken, selbst wenn das in meinen Augen Äußerlichkeiten sind.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 23. Jul 2015, 14:46

Mr._Lovegrove (Beitrag #28) schrieb:

Ja da magst du wiederum recht haben. Und die Clubtour- Geschichte würde in meinen Augen auch nur funktionieren, wenn man vorher schon den Weg für einen Erfolg geebnet hat. Sie wäre eine Folge aus erhöhter Grundaufmerksamkeit gegenüber Klassik bei der Jugend und den 30- Agern.


Da dreht sich die Diskussion natürlich im Kreis, wenn die hier durchgenommenen Anwerbungsversuche nicht funktionieren dann können sie auch nicht für eine erhöhte Grundaufmerksamkeit für andere Anwerbungsversuche dienen - also nicht um nur verschwindend geringe Mengen zu erreichen sondern um regelrecht einen Hype auszuösen, der aber aus den von mir schon erwähnten Gründen bei eingefleischten Mainstreamhörern nie da sein kann (und ich möchte mich natürlich nicht ständig gebetsmühlenartig wiederholen die Zahlen belegen es und sie werden auch in absehbarer Zukunft mit Sicherheit nicht wesentlich besser (und gäbe es ein Mittel, die Labels hätten es schon aus kommerziellen Interessen umgesetzt, dem kann man sich sicher sein)


Dagegen stelle ich mal, dass es ja Klassik Radiosender gibt. Und Radio ist ja im allgemeinen eine Sache, die zum großen Teil nebenher wahrgenommen wird.


Insofern ich schon in den Klassikforen gelesen habe, habe ich das Gefühl dass es in keiner Musikrichtung so viele Hörer wie in der Klassik gibt, die Radio nur höchstens sporadisch benutzen, sondern im überwiegenden Teil auf der Anlage oder über mp3-Player hören. Ich höre auch sehr sehr selten Radio und wenn dann eher um Konzerte aufzunehmen und auf der HD zu speichern. Und der Marktanteil der Klassik Radiosender ist ja jetzt auch nicht so rosig...war nicht Bayern Klassik kurz vor der Auflösung? Ist glaub ich nicht allzu lange her wo das im Raum stand.



Thomas133 (Beitrag #22) schrieb:

Hier wird man aber wohl auch nicht die "breite Masse" abholen, nehme ich stark an...aber wie geschrieben, das halte ich sowieso für schwer möglich.

Doch, wenn es die Folge aus o.g wäre.


Du bist nicht zufällig ein Realitätsverweigerer, der seine eigene Welt zusammenfantasiert? Sorry aber ich klinke mich jedenfalls aus dieser Diskussion raus, weil ich möchte mich schon an den Fakten und Tatsachen halten, nicht nach Wunschdenken und persönlichen Theorien...soll nicht böse sein, aber etwas naiv angehaucht sind.


Wir dürfen da niemanden bevormunden oder in das Klischee verfallen, Leute die keine Klassik hören, würden sie nicht verstehen.


Ich will sicher Niemanden bevormunden oder in Klischees verfallen - ich habe geschrieben dass es durchaus Ausnahmen geben kann. Wenn aber deine These funktionieren würde, indem man den Leuten nur gewisse Auszüge von Klassikweren unter die Nase reiben bräuchte, dann müßte die Klassik wesentlich populärer als der 6,5 % Marktanteil sein (und davon ist schon ein großer Teil Crossover) denn in Filmen und in der Werbung wird sie ja nicht selten eingesetzt und diese erreichen auch ständig das Mainstream-Publikum. Und ich hab auch schon zuvor geschrieben warum das so ist (möchte mich wiederum nicht wiederholen, es ist von meiner Seite alles gesagt, wenn man mein Geschriebenes nicht nachvollziehen kann dann ist es schade aber kann man auch nichts machen )

Nichts für ungut, ich lass dir natürlich deine Meinung - ich bin kein Mensch der Andere missionieren möchte. Aber da ich das Gefühl habe dass ich mich jetzt nur noch im Kreis drehe und deine Argumente immer wieder wiederholt werden obwohl sie gegen manche Tatsachen nicht haltbar sind, belass ichs dabei...wenn es wieder was Neues zu sagen gibt schreibe ich gerne aber ich möchte mich nicht ständig wiederholen, das langweilt mich und alle anderen Leser hier (selbst Hüb bekommt dann wahrscheinlich den einen oder anderen spontanen Schnarcher) Zumindest haben wir ein paar wenige Punkte gefunden wo wir ähnlich denken, das sollten wir zuletzt als positiven Lichtblick in Erinnerung behalten.
Klassikliebhaber
Stammgast
#31 erstellt: 26. Jul 2015, 22:05
Ok...Köln ist jetzt leider nicht so um die Ecke.
Natürlich ein Superpreis!

Zu den CDs: Neuerscheinungen und "berühmte" bzw. angesagte Künstler....deren CDs werden eigentlich nie billiger.
Die Neuerscheinungen an sich sind auch ziemlich teuer.

Brilliant Classics hab ich mal außen vor gelassen. Sogar noch vor Naxos.
Die sind für den Einstieg okay....oder wenn man etwas spielt...und es selbst mal hören möchte....

Ich wundere mich eigentlich, dass fast überall Rabatte angeboten werden für ALG II oder sogar ALG I Empfänger, aber bei Konzerten leider gar nicht.

Schade auch. Für Jugendliche unter 25 Jahren gibt es immer mehr Rabatte.
Leider bin ich über 25 (auch wenn ich wie 17 aussehe).
Martin2
Inventar
#32 erstellt: 07. Aug 2015, 07:28
Ich denke, nicht jeder wird für klassische Musik zu gewinnen sein, nicht jeder hat diese Musikalität. Im übrigen muß ich aber sagen, daß mich dieses Thema vielleicht vor einigen Jahren noch sehr interessiert hat, es mich heute aber einfach nicht mehr im geringsten interessiert. Das heißt, ich mache kein Geheimnis daraus, welche Musik ich schätze, welche Bücher ich lese, oder was sonst meine kulturellen Aktivitäten sind. Aber ich bin kein Missionar in diesen Dingen. Deshalb stehe ich heute auf dem Standpunkt, das letzlich jeder für selber verantwortlich ist. Das heißt, man macht immer wieder die Erfahrung, daß Menschen aus purer Ignoranz Dinge versäumen, die ihr Leben bereichern könnten und das betrifft nun wirklich nicht nur klassische Musik sondern auch viele andere Dinge, aber ich bin nicht der Vormund anderer Leute und ich muß es auch einfach mal sagen, daß ich das Phänomen von Ignoranz, wie sie mir immer wieder begegnet - und noch mal gesagt, das betrifft nicht nur die klassische Musik - einfach leid bin. Also: Jeder ist für sich selber verantwortlich, so ist es und so soll es auch sein.
fuchs2
Stammgast
#33 erstellt: 10. Aug 2015, 00:16
Ja, vielleicht sollte man das so entspannt sehen, wie Martin. Es liest ja auch nicht jeder gute Bücher, es interessiert sich nicht jeder für Filme oder bereist interessante Länder ganz individualistisch und selbstorganisiert.
Vielleicht ist es mit Klassik und Pop ein Verhältnis wie Mainstream zu Nische. Um sich Klassik zu erschließen, muss man erstmal eigeninitiativ einen Schritt auf die Klasik zumachen. Das muss man bei Chartmusik nicht, die bekommt, sofern man überhaupt Musik haben will, noch am ehesten "automatisch" aus Fernsehen oder Radio oder von irgendeiner SWR-3-Discoparty mit. Und es gibt eben viele Menschen, in deren Leben spielt Musik eine nicht so wichtige Rolle, denen reicht das. Die möchten sich gar nicht intensiver mit Musik beschäftigen, nicht mit niveauvollerer nicht-Charts Musik aus dem Popbereich, und schon gar nicht mit klassischer Musik.

Klassische Musik ist, bei allen Erleichterungen heute (online verfügbar, billige CDs, billige Konzertkarten, kein Dresscode mehr, Infos leicht recherchierbar etc.), "hochschwellige" Musik. Man kauft nicht einfach "das neue Album von XY", schiebt es in die Anlage und kann nach 2 mal Anhören sagen, ob es einem gefällt oder nicht. Man muss mehr Zeit investieren und das Musikhören stärker als Hobby verstehen als jemand, der eher "niedrigschwelliger" Chartsmusik den Vorzug gibt. Hört man klassische Musik, durchforstet man (meistens) nach eigenem Fahrplan die Vergangenheit. Höre ich Charts, kann ich mich auf das beschränken, was gerade rausgekommen ist.
Ich denke, so ungefähr ist das Verhältnis. Auch wenn ich jetzt nicht auf die vermutlich nicht allzukleine Gruppe der Musikfreunde eingegangen bin, für die Musik jenseits der Charts UND im Popbereich (ich zähle unter "Pop" mal jegliche Musik, die aktuell produziert und nach dem Schema "Künstler - neues Album" organisiert ist - und die so neu ist, dass das copyright noch nicht abgelaufen ist) eine sehr große Rolle spielt.

Also, Klassik macht Mehraufwand im Vergleich zu anderer Musik. Es setzt also ein "Mehr" an Interesse voraus. Warum jemandem nachtrauern, dessen Interesse nicht ausreicht, um sich mit Klassik zu beschäftigen? Die Gelegeneit steht doch jedem offen. Und ich glaube auch nicht, dass man denen, die keinen Zugang suchen, unterstellen kann, dass sie nicht wussten, dass es solche Musik gibt. Zusätzlich spielt vermutlich auch einfach die Mode eine große Rolle.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die "Überalterung" in den Konzertsäalen Ausdruck der Mode ist. Klassik ist halt gerade nicht "in". Mal sehen, wie es in 20 Jahren aussieht. Mode kommt. Mode geht.

Was ich nicht weiß: wie sieht es um die Aufführungspraxis aus? Gibt es genügend Nachwuchs in Orchestern? Kann die Fähigkeit, das "Kulturgut Klassik" zur Aufführug zu bringen, kontinuierlich weitergegeben werden? Aber auch wenn nicht- die Noten bleiben erhalten, und irgendwann wird sie wieder jemand auspacken, und dann wird es wieder Leute geben, die sich dafür interessieren oder die das sogar spielen und dirigieren wollen. Ich glaube aber gar nicht mal, dass es zu einer Phase des totalen Desinteresses kommen wird.

fuchs2


[Beitrag von fuchs2 am 10. Aug 2015, 00:26 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#34 erstellt: 10. Aug 2015, 09:30
Es gibt einen (erheblichen) Überschuss an Nachwuchs (Absolventen mit professionellen Ambitionen). Daran mangelt es ganz gewiss nicht.

Ich bin nach wie vor keineswegs sicher, dass das Interesse an Klassik deutlich niedriger ist als im langfristigen Mittel (also über 50 Jahre, nicht über 10).
Allerdings habe ich schon den Eindruck, dass Klassik früher (ca. 1950-80er) etwas präsenter war. Teilweise, weil es nicht so viel "Konkurrenz" an Freizeitangeboten gab, aber auch weil es viel weniger und dafür "gemischte" Fernseh- und Radioprogramme gegeben hat. Zwar hat das wohl kaum die Jugendlichen scharenweise zur Klassik gebracht, aber Anneliese Rothenberger hatte meiner Erinnerung nach in den 70ern eine TV-Show und ich kann mich noch daran erinnern, dass jemand wie Prey in den 1980ern in einer Samstagsabend-Show (wie Kulenkampff) ein klassisches Lied oder eine Arie dargeboten hat. Es gab mehr ein Kontinuum von Klassik/Oper, leichter Klassik/Operette, Musical, Chanson, Schlager/Volksmusik, keine so deutliche Trennung.

Und zumindest für einen Teil der Bildungsaufsteiger der Wirtschaftswunderzeit gehörte eine gewisse Schätzung der Hochkultur dazu. Das hat sich wohl erst um 1970 nach dem durchschlagenden Erfolg der angloamerikanischen Populärmusik und der "Skepsis" gegenüber allem Etabliert-Bürgerlichen geändert.
Leon_der_Profi_5080
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 11. Aug 2015, 21:54
Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck, was die Verkäufe anbelangt.
Es erscheinen immer mehr CD´s und verkaufen sich auch gut. Besonders Komponisten, die buchstäblich Jahrhunderte vernachlässigt wurden, erhalten CD´s. Kalkbrenner, Scharwenka, Woelfl, Cecile Chaminade, Louise Farrenc, Carl Filtsch etc. Vor ein paar Jahren gab es so gut wie keine Einspielungen über sie. Weltweit wird es immer Menschen geben, die sich für Klassische Musik interessieren werden. Und selbst wenn nicht, die meisten Stücke wurden bereits hervorragend aufgenommen. Das Problem betrifft wohl tatsächlich eher die Konzerte an sich.

Ich kenne zum Beispiel niemanden, der Klassische Musik hört.


[Beitrag von Leon_der_Profi_5080 am 11. Aug 2015, 21:57 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#36 erstellt: 12. Aug 2015, 09:57

und verkaufen sich auch gut

Was sich wie verkauft ist eine völlige Black-Box.
Die Gesamtgrößenordnung des Klassik-Absatzes ist wenig aussagekräftig, da - wie bereits diskutiert - die Trennung in den Zahlen mit Blick auf (umsatzträchtige) "Pseudo-Klassik" (Garrett, Rieu, Lotti, Crossover, Soundtracks (?)...) schwierig ist.

Ich würde dennoch davon ausgehen, dass sich selbst diese ganzen Nischenproduktionen irgendwie rechnen, sonst brächte man sie nicht auf den Markt.

Grüße
Frank
Wilke
Inventar
#37 erstellt: 12. Aug 2015, 10:45
ich bin mit 14 Jahren zur Klassik gekommen, da mich mein Freund, ein Organist, immer zu Orgelkonzerten geschleppt hat. Außerdem hatte ich mit ca. 17 oder 18 Jahren die Möglichkeit, über einen Nachhilfelehrer, der selbst in einer Jazzband spielte, den Jazz kennen zu lernen.

ich habe dann erst wieder mit ca. 40 Jahren den Weg zur Klassik gefunden, unter anderem durch dieses Forum, und durch die netten Teilnehmer, die mir immer wieder mit Ihren Vorschlägen weitergeholfen zu haben, mich in der Welt der Klassik zurecht zu finden. Mein besonderer dank geht da an Hüb, Kreissler jr und an Martin2!!!

Ein wichtiger Faktor für mich war auch der Musikunterricht in der Oberstufe. Da ich von Kunst überhaupt keine Ahnung hatte, habe ich Musik gewählt. Ich hatte einen Musiklehrer, der selber Klavier spielen konnte, und mir sind heute noch seine Ein- und Aufführungen zu Bartok, Schumann, Debussy und Beethoven im Gedächtnis. Bei ihm habe ich auch klassische Begriffe gelenrt.

Mühsam war es für mich nur, Partituren zu lesen, da ich keine Noten lesen konnte, und diese runden Dinger auöf den Strichen nur abgezählt habe...

Mein Vater, der dieses Jahr leider verstorben ist, hatte mich immer beeindruckt durch sein Fachwissen zu Oper, Operette. Damals gab es die Sendung "Erkennen Sie die Melodie". Ich glaube, dass besonders das frühkindliche Heranführen zu Klassik wichig ist. Außerdem ist es wahrscheinlich irgendwann "in" in Konzert zu gehen. Mein Cousin, der als "Halbstarker" nur Beatles und Rockmusik hörte, geht jetzt öfters in Konzert und hat selbst angefangen, Gitare zu spielen. Gruß Wilke
Hüb'
Moderator
#38 erstellt: 12. Aug 2015, 11:47
Danke für die Blumen, Ralf!
Dualplattenspieler
Inventar
#39 erstellt: 12. Aug 2015, 14:02
Den 3Sat Beitrag fand ich eher nichtssagend aber sei's drum.
Solange in Deutschland Kultusminister und -Senatoren die Zwangsverwaltung von Kulturgut als Hoheitliche Aufgabe halten wird sich strukturell nichts ändern (Pfründesicherung). Bei uns wird viel theoretisiert, budgetiert verplant anstatt angepackt. Der Versuch, die Menschen zur Musik zu bringen anstatt die Musik zu den Menschen. Gegenbeispiel U.S.A.: NYC Concerts in the Parks (z.B.The Met Recital Series (SummerStage)), jeden Tag irgendwo immer irgend etwas los und die Leute strömen in (kleinen und grossen) Massen und haben Spass.
Was hier über Subventionen passiert (die dümmste Form der künstlichen Lebensverlängerung) geschieht dort über Sponsoring. Vehikel und Nutzniesser ist stets die Musik und nie die Verwaltenden
Ausserdem habe ich den Eindruck, dass die Künstler dort (gilt auch und insbesondere für Jazz) viel geiler aufs musizieren sind, das mag jetzt mit dem Prinzip der Notwendigkeit des Lebensunterhaltes zu tun haben, verwundert mich dennoch, da ich annehmen darf, auch deutsche Künstler müssten essen
Dieser struggle wird übrigens in der Mozart in the Jungle Serie sehr nett dargestellt
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 12. Aug 2015, 14:36
Ohne Subventionierung wäre die deutsche Klassik-Landschaft bei weitem ärmer an Vielfalt.
Zudem können Subventionen durchaus zu Freiheiten führen, da die Aufführenden eben nicht "nur" Publikum und Sponsoren gefallen müssen.
Wer weiß, wie viel neue Musik zur Aufführung käme, wenn die Aufführungen sich zunehmend selbst tragen oder durch Sponsoren getragen werden müssten.

Und wenn ich an den gewerkschaftlichen Organisationsgrad klassischer Musiker in den USA denke, dann ist das Musikleben dort drüben nun auch nicht gerade so unbürokratisch und idealistisch geprägt, wie zumindest zwischen den Zeilen von Dir angedeutet.



[Beitrag von Hüb' am 12. Aug 2015, 14:44 bearbeitet]
Dualplattenspieler
Inventar
#41 erstellt: 12. Aug 2015, 15:12

Hüb' (Beitrag #40) schrieb:
Ohne Subventionierung wäre die deutsche Klassik-Landschaft bei weitem ärmer an Vielfalt.


:prost


Quod esset demonstrandum!


Zudem können Subventionen durchaus zu Freiheiten führen, da die Aufführenden eben nicht "nur" Publikum und Sponsoren gefallen müssen.

Sondern wem jetzt genau wenn nicht dem Zuhörer? Musik als Selbstzweck, der Künstler ernennt sich selbst zu eben diesem? I dont think so


Wer weiß, wie viel neue Musik zur Aufführung käme, wenn die Aufführungen sich zunehmend selbst tragen oder durch Sponsoren getragen werden müssten.

Stattdessen lassen wir Bürokraten entscheiden was künstlerisch wertvoll und zur Aufführung geeignet? Dieses Prinzip wurde bereits 1933 wenig erfolgversprechend angewandt.
Nur einmal so zum kurzen Nachdenken: in einer der bekanntesten Hallen Deutschlands (Laeiszhalle Hamburg / Großer Saal)
finden im gesamten Monat August lediglich 2 konzertante Veranstaltungen statt. Den Rest des Monats versandet das Budget im Nichtstun und blockiert kreatives Arbeiten oder - schlimmer noch - wird verwendet für Werbeveranstaltungen für das Elb-wenig-harmonie-projekt


Und wenn ich an den gewerkschaftlichen Organisationsgrad klassischer Musik in den USA denke, dann ist das Musikleben dort drüben nun auch nicht gerade so unbürokratisch und idealistisch geprägt, wie zumindest zwischen den Zeilen von Dir angedeutet. ;)


Was du glaubst zwischen meinen Zeilen gelesen zu haben, steht dort mitnichten! Das Netz der AFM ist Segen und Fluch zugleich und war nicht Teil meiner Aussage. Vielmehr die gegebene Möglichkeit einer Koexistenz der AFM mit dem freien Sponsoring. Die Studenten der Julliard sind immer heiss auf Events und diese werden durch das Sponsoring ermöglicht.
Kreisler_jun.
Inventar
#42 erstellt: 12. Aug 2015, 15:19
Der Begriff "Subventionierung" ist hier schlicht Nonsense. Subventionierung findet in der Landwirtschaft statt.

Kunst und Kultur gab und gibt es praktisch NIE ohne "Subventionierung", also ohne öffentliche Finanzierung und Förderung, jedenfalls keine klassische Musik. Und Steuerfreiheit für Spenden und Stiftungen ist auch eine Art öffentlicher Finanzierung.
Die USA sind, abgesehen von wenigen Großstädten, besonders an den Küsten, eine kulturelle Wüste, erst recht verglichen mit den meisten europäischen Ländern. Darüber braucht man gar nicht zu diskutieren. Wer die USA hier als Vorbild sieht, hat entweder keine Ahnung oder ist ein Feind klassischer Musik.
Hüb'
Moderator
#43 erstellt: 12. Aug 2015, 15:29
Hallo,

Musik als Selbstzweck

nein. Vielmehr die Möglichkeit zu Experimenten, ohne dass gesichert sein muss, dass Musik hinsichtlich ihrer Breitenwirkung einem Mainstream-Diktat folgt. Schau' Dir mal an, wie viele Uraufführungen neuer Musik durch deutsche (Radio-)Orchester erfolgt sind

Stattdessen lassen wir Bürokraten entscheiden was künstlerisch wertvoll und zur Aufführung geeignet?

Wo passiert das und welcher Form? Wen meinst Du eigentlich mit "Bürokraten"? Ich sehe vielmehr in D. viele Intendanten, die sich um ausgewogene Programme bemühen, nach künstlerischen Kriterien, die sie umfassend mit definieren.

Was du glaubst zwischen meinen Zeilen gelesen zu haben, steht dort mitnichten! Das Netz der AFM ist Segen und Fluch zugleich und war nicht Teil meiner Aussage. Vielmehr die gegebene Möglichkeit einer Koexistenz der AFM mit dem freien Sponsoring. Die Studenten der Julliard sind immer heiss auf Events und diese werden durch das Sponsoring ermöglicht.

Du schriebst:

Ausserdem habe ich den Eindruck, dass die Künstler dort (gilt auch und insbesondere für Jazz) viel geiler aufs musizieren sind

Ich hielt dagegen, dass das wohlmöglich nix mit Idealismus oder "wollen" zu tun haben könnte. "Kühlschrank muss voll" ist nicht zwingend leitend für hohe musikalische Qualität oder eine höhere Identifikation mit der Berufung des Musikers.

Kreisler_jun. (Beitrag #42) schrieb:
Der Begriff "Subventionierung" ist hier schlicht Nonsense. Subventionierung findet in der Landwirtschaft statt.

Hallo Johannes,

nach meinem Verständnis ist der Begriff universell anwendbar und jedenfalls nicht auf die Landwirtschaft beschränkt.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Aug 2015, 15:32 bearbeitet]
Dualplattenspieler
Inventar
#44 erstellt: 12. Aug 2015, 16:10

Hüb' (Beitrag #43) schrieb:
Wen meinst Du eigentlich mit "Bürokraten"? Ich sehe vielmehr in D. viele Intendanten, die sich um ausgewogene Programme bemühen, nach künstlerischen Kriterien, die sie umfassend mit definieren.

Der Intendant wird von den finanzierenden Kommunen oder Ländern eingesetzt, insofern:
a. hier hast Du deine Definition Bürokrat
b. hier hast Du die Limits der von dir propagierten künstlerischen Kriterien

@Kreisler: sortiere erst einmal die Begrifflichkeiten, danach befasst Du dich vielleicht einmal mit sog. deutscher Kulturwüste (ich empfehle den Focus auf Städte <200.000 EW) du Freund der Klassik

Ich nannte NYC als Beispiel für die Koexistenz von intendanzgesteuerten - und freiagierenden Initiativen, etwas was es hierzulande nicht gibt.
Nach Lesen der Beiträge hier, wird einem klarer warum das wohl so ist
Hüb'
Moderator
#45 erstellt: 12. Aug 2015, 16:24
Hallo Dualplattenspieler,

offen gestanden empfinde ich Deine Beiträge hier im Thema als zumindest latent aggressiv - liegt das nun an mir? ...
Und falls nein, warum ist das so bzw. muss das sein?

hier hast Du die Limits der von dir propagierten künstlerischen Kriterien

Das hier ein Eingriff in künstlerische Freiheiten erfolgt, ist zunächst nur eine Behauptung.
Fakt ist, dass wir in D. eine sehr große programmatische Freiheit und Vielfalt genießen dürfen.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Aug 2015, 16:24 bearbeitet]
Dualplattenspieler
Inventar
#46 erstellt: 12. Aug 2015, 16:42

Hüb' (Beitrag #45) schrieb:
Hallo Dualplattenspieler,

offen gestanden empfinde ich Deine Beiträge hier im Thema als zumindest latent aggressiv - liegt das nun an mir? ...
Und falls nein, warum ist das so bzw. muss das sein?

hier hast Du die Limits der von dir propagierten künstlerischen Kriterien

Das hier ein Eingriff in künstlerische Freiheiten erfolgt, ist zunächst nur eine Behauptung.
Fakt ist, dass wir in D. eine sehr große programmatische Freiheit und Vielfalt genießen dürfen.

Grüße
Frank
:prost


Ein evtl. als aggressiv zu bezeichnender Unterton entstand erst nach Einlassung des Herrn K.
aber solange Du hier bestimmst was Fakt und was aggressiv ist, ist die Welt ja i.O.
Komisch dass Du keinen Anstoss an den Leerzeiten der von mir genannten Halle nimmst. Zuviel programmatische Freiheit ist wohl schädlich, da begrenzen wir das Ganze auf 2 Veranstaltungen, panem et circensis in Apotherdosen
Hüb'
Moderator
#47 erstellt: 12. Aug 2015, 16:56
Sorry, aber ich verspüre wenig Lust, mit Dir auf dieser Ebene zu diskutieren.
Für solche Mitglieder ist mir meine Zeit mittlerweile zu schade...mea culpa....
Leon_der_Profi_5080
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 12. Aug 2015, 17:54

Hüb' (Beitrag #45) schrieb:

offen gestanden empfinde ich Deine Beiträge hier im Thema als zumindest latent aggressiv - liegt das nun an mir? ...
:prost


Latent?
dktr_faust
Inventar
#50 erstellt: 12. Aug 2015, 19:20
Ja...das latent würde ich auch vom ersten Post an streichen.....

Aber egal.... Die Kritik ist im Kern durchaus gerechtfertigt, liegt allerdings an grundsätzlich anderen Strukturen: In Deutschland im speziellen und in Europa im allgemeinen wird Kultur mehr als staatliche Aufgabe gesehen, in den USA eher als privatwirtschaftliche. Die Folge ist, dass sich Opernhäuser wie die erwähnte MET eben zu einem sehr großen Teil über die Spenden reicher Bürger (bei der MET 43% des Etats in der Saison 11/12) und ihre Tickets finanzieren (nur ein Beispiel für zwei Musikspielstätten mit internationaler Bedeutung: In der Semperoper liegen die Ticketpreise kommende Spielzeit für Elektra bei max. 102€, in der Met bei max 445$ (= heute 397€) - wird bereits als Problem für den Zugang für "Otto-Norma-Verbraucher" beschrieben). Daher sind US-amerikanische Einrichtungen schlicht gezwungen Veranstaltungen durchzuführen, die auch abseits vom Mainstream Besucherzahlen generieren.

Daher sind kulturelle Einrichtungen in den USA (wie z.B. die MET) bei schlechter Wirtschaftslage auch deutliche eher bedroht (klick) als in Europa.

Aus dem amerikanischen Modell jetzt abzuleiten, dass freie Wirtschaft immer besser da frei von Einflussnahme ist halte ich aber für falsch bzw. einen Wunschtraum. In beiden Finanzierungsmodellen gibt es genug Raum für Einflussnahmen - sowohl auf die Besetzung von Stellen als auch auf die Programmgestaltung. Ich möchte bezweifeln, dass es besser ist wenn ein Stiftungsrat oder reicher Einzelsponsor das Programm bestimmt als wenn es ein Stadtrat tut. In beiden Fällen ist die berufene Person ggf. dem Geldgeber verpflichtet.

Eine direkte Einflussnahme auf das Tagesgeschäft oder das Programm/die Inszenierung ist aber (zumindest offiziell - aber von diesen ganzen Verschwörungstheorien halte ich eh nichts) in Deutschland eher die Ausnahme: bei Orchesterleitern ist es z.B nahezu üblich das Programm frei zu bestimmen. Bei der reinen Stellenbesetzung hat in Deutschland der Träger hingegen oft ein Entscheidungsrecht (s. z.B. Beethovenorchester, bei der Sächsischen Staatskapelle aber im Gegensatz z.B. nicht). Ob allerdings die künstlerischen Fähigkeiten bei der Besetzung des Ex Sony-Managers Peter Gelb* so bedeutsam waren als er Artistic Director an der MET geworden ist, steht auch in den Sternen

Was die Programmvielfalt angeht ist das sicherlich nicht homogen verteilt, aber um einfach mal bei der MET zu bleiben....da kommt im nächsten Jahr nur 0815-Standard von Wiener Klassik bis Spätromantik - so sieht zumindest für mich Vielfalt nicht aus.


Nur einmal so zum kurzen Nachdenken: in einer der bekanntesten Hallen Deutschlands (Laeiszhalle Hamburg / Großer Saal)
finden im gesamten Monat August lediglich 2 konzertante Veranstaltungen statt.


Das ist natürlich populistisch ganz toll :), grad wenns um Hamburg und Musik geht. :prost. Sry, aber meinst Du das ernst :angel??

Ich hab mir jetzt mal spaßeshalber den Plan der Elbphilharmonie/Laeiszhalle heruntergeladen und für September bis November 2015 durchgeblättert: Der große Saal ist nahezu jeden Tag und dann teilweise doppelt bespielt - wenn ich raten soll, dann geht das die ganze Spielzeit so (wie auch in den anderen großen Häusern Deutschlands). Dazu kommen die Aufführungen im kleinen Saal und diverse (nicht-musikalische) Veranstaltungen in den anderen Räumlichkeiten.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, wann sollen Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden? Wann der "große Kundendienst" für die gesamte Technik bzw. das einrüsten evtl. notwendiger Technik für die kommende Spielzeit? Wann die Grundreinigung und ggf. Erneuerung der Sitze? Wann werden komplexe Proben im Saal (die nicht unter Zeitdruck stattfinden sollen) durchgeführt? Und und und..... Es ist also kaum wirtschaftliche möglich einen solchen Saal 12 Monate am Stück zu bespielen.

Dazu kommt: Die Orchester sind meist nicht so gut besetzt, dass der gesetzlich verankerte Urlaub der Mitarbeiter unter der Spielzeit komplett genommen werden kann --> es gibt in jedem großen Haus Orchesterferien. Last but not least sind solche Säle zum Großteil von den Anwohnern der Stadt besucht, die sind im August aber im Urlaub (diesjährige Sommerferien in Hamburg vom 16.07. bis 27.08.)

Grüße

* Er hat keine Qualifikationen als Opernintendant vorzuweisen, keine Ausbildung in dieser Richtung und war bei Sony Music vorrangig für die Einführung von Crossover wie Vangelis oder den Einkauf großer Namen verantwortlich - so klingt für mich kein Intendant der eine Oper auf vielfältige Musik hin aufstellt sondern für eine reine Ausrichtung auf Komerz.


[Beitrag von dktr_faust am 12. Aug 2015, 19:42 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#51 erstellt: 12. Aug 2015, 20:23
Ich gehe nicht auf jedes dumme Geschwätz von offensichtlich ahnungslosen Provokateuren ein.

Subvention bedeutet im üblichen Sprachgebrauch, dass privatwirtschaftliche Betriebe, die "eigentlich" "Marktgesetzen unterworfen sein sollten, aus öffentlichen Mitteln gestützt werden. (Das kann alle möglichen guten oder weniger guten Gründe haben.)

Wenn aber ein ganzer Bereich von vornherein nicht marktwirtschaftlich organisiert ist ODER seit je öffentlich finanziert, halte ich "Subventionen" für einen irreführenden Begriff. Das trifft m.E. zB auf Schulen, Universitäten, Museen u.a. in Deutschland zu. Die werden (außer einigen privaten (Hoch)schulen) nicht subventioniert, sondern seit eh und je öffentlich finanziert.

Seit dem Mittelalter wurde "klassische" Musik normalerweise öffentlich finanziert, die meiste Zeit von Kirche und Adel.
So etwas wie Musik "auf dem freien Markt" gab es nur in Teilbereichen. Z.B. waren Händels Opernunternehmen sehr prekär (er machte zweimal pleite, wenn ich recht erinnere), obwohl/weil? die Finanzierung hauptsächlich auf einer überschaubaren Zahl adliger Unterstützer beruhte.

Es ist jedenfalls absurd zu meinen, Kahlschlag und radikale Umstrukturierung würden plötzlich zu einem Wiedererstarken klassischer Musik führen. Soviel wie da kaputtgeschlagen würde, kann man in hundert Jahren nicht wiederaufbauen.

Damit ist für mich persönlich Ende der Diskussion, was irgendwelche libertären Hirngespinste betrifft...
Hüb'
Moderator
#52 erstellt: 12. Aug 2015, 20:36
Alles klar, Johannes. Der Begriff passt somit wirklich an dieser Stelle nicht optimal.
Ansonsten: absolute Zustimmung.
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