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Klassische "Hass-Objekte"

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LetztesBiestAmHimmel
Hat sich gelöscht
#101 erstellt: 28. Jul 2004, 18:21
Die genannte Lidl-CD dürfte schwerlich zu überbieten sein, aber bei der hiesigen Drogeriekette Rossmann gibts auch ein kultverdächtiges Objekt: Die "Putzmunter"-CD, die mit aus der Werbung 1000mal gehörten Hassstückchen von "La Gioconda" (Coppenrath&Wiese) bis "Der General" zum "Putzen wie der Wirbelwind" animieren soll.

Ich hoffe mal, die meinen nicht das Erbrochene, das es Wegzuputzen gilt... obwohl... interessantes Geschäftsmodell!


[Beitrag von LetztesBiestAmHimmel am 28. Jul 2004, 18:30 bearbeitet]
ph.s.
Inventar
#102 erstellt: 02. Okt 2004, 18:47
Ich halte es nicht aus, wenn man sich bei Beethovens Fünfter nur den Ersten Satz anhört. Das macht überhaupt keinen Sinn, weil man die Aussage dann überhaupt nicht nachvollziehen kann!!!
Philipp
sonnabend
Ist häufiger hier
#103 erstellt: 02. Okt 2004, 23:33
Ich habe mir einmal in Oberhausen - ja ganz richtig: Oberhausen! in der 17ten Reihe den Arsch platt gesessen. Nach ca. 35 Minuten bin ich eingeschlafen und erwachte mit einem ganz intensiven Geruch in der Nase und dachte: "wer isst denn hier eine Apfelsine" um zu erkennen, dass es eben Carmen war, vorne auf der Bühne, und das von der 17ten Reihe aus!!!

- Das wird die einzige Erinnerung sein, die mir von Oberhausen bleibt ...

... und so viel auch zum Thema "Carmen"


[Beitrag von sonnabend am 03. Okt 2004, 01:04 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#104 erstellt: 10. Nov 2004, 21:47
Interessant finde ich, dass Strauss genannt wird, da er mir auch als erster Komponist eingefallen ist - ich besitze dennoch einige Strauss-Aufnahmen.
Mich entnervt nur regelmäßig sein Zuckerbäckerstil, und vor allem, dass er sich regelmäßig damit schwer tut, endlich ein Ende zu finden.

Auf AL Webber wäre ich nicht gekommen, da ich seine Produkte eher als Gebrauchsmusik bezeichnen würde (vielleicht insofern doch ein Hassobjekt?). Jedenfalls würde ich nicht auf die Idee kommen, mir etwas aus seinem Repertoire anzuschaffen. Im Rundfunk wechsle ich ggfs. den Sender.

Grüße
hemmi
Ist häufiger hier
#105 erstellt: 11. Nov 2004, 00:35
Liebe Forianer,
ich werde jetzt wenigstens einige "Favoriten" outen:
Kreuzstabkantate von J.S. Bach
"Entführung aus dem Serail"; "Cosi van tutte" von W.A. Mozart
Die verkaufte Braut von B. Smetana

Wenn man nicht mehr sooo jung ist, fällt einem das Verdrängen und vergessen nicht mehr so schwer...

Liebe Grüße
Hemmi
vanrolf
Inventar
#106 erstellt: 11. Nov 2004, 12:33

Franz Liszt: Sinfonische Dichtung für Orchester Nr. 3
"Les Préludes"

Nichts gegen das Werk aber: Kann jemand das Stück noch unvorbelastet von historischen Assoziationen hören?


Hallo zusammen,

habe die Frage von Franz gerade erst gelesen, und da das Stück früher mal zu meinen Lieblingen gehörte, möchte ich was dazu sagen: Ich kannte es als Kind und habe erst mit etwa Anfang 20 vom Misbrauch der betreffenden Stelle durch die Nazis erfahren. Zugegeben, das hat mich eine Zeit lang irritiert, dann wars aber auch gut. Wenn ich es heute anhöre, dann denke ich schon an diese Entgleisung (milde ausgedrückt), kann es aber problemlos geniessen.
Weitaus mehr Probleme hatte ich da mit Wagner, was aufgrund seiner diversen politischen und sonstigen Aussagen ja auch kein Wunder ist. Ich habe fast 20 Jahre gebraucht, um ihn jetzt wieder ohne eine Beklemmung, die mir den Genuss vermiest, hören zu können. Tatsache.

Gruß Rolf
Susanna
Hat sich gelöscht
#107 erstellt: 11. Nov 2004, 22:06
Hallo,

mir geht das ähnlich, ich kann mich immer noch nicht ganz davon befreien, in Musik oder auch Literatur Werk und Person zu trennen. (Vielleicht muß ich das auch nicht.) Bei Liszt habe ich weniger Bedenken, weil er nun wirklich nichts dafür kann, dass seine Takte zur „Sondermeldungsfanfare“ wurden. Wagner kann ja im Grunde auch nichts für die zu seiner Zeit weit verbreitete antisemitistische Strömung, die er allerdings z. T. mittrug. Dadurch wurde der Missbrauch seiner Musik durch die Nazis eher legitimiert. Einen schalen Geschmack können auch W. Egk oder R. Strauss erzeugen….

Grüße,
Susanna
sonnabend
Ist häufiger hier
#108 erstellt: 12. Nov 2004, 00:11

Susanna schrieb:
Hallo,

[...]. Wagner kann ja im Grunde auch nichts für die zu seiner Zeit weit verbreitete antisemitistische Strömung, die er allerdings z. T. mittrug. [...]

Grüße,
Susanna


Das ist aber ein Widerspruch, denn wenn er sie mittrug, kann er auch etwas dafür - der Grund übrigends, warum sich Nietzsche von Wagner entfernte, war der Antisemitismus Wagners.

Thomas
AcomA
Stammgast
#109 erstellt: 01. Feb 2005, 02:42
hallo,

klassische hass-objekte existieren bei mir nicht. aber es gibt kompositionen die ich nur einmal hörte und dann nie wieder:

- john cages stücke für präpariertes klavier

- die meisten werke alfred schnittkes, die ich kenne

- mahlers werke bis auf die 1. und 4. sinfonie

- den finalsatz aus beethovens 9. sinfonie

- klavierkompositionen von charles ives

- viele der orchesterwerke richard strauss'


gruß, siamak
teleton
Inventar
#110 erstellt: 01. Feb 2005, 09:19
Hallo Susanna und AcomA,

da wäre ich aus meiner Sicht nie drauf gekommen Richard Strauß hier als Hassobjekt zu erwähnen.
Über diese Worte habe ich mich sehr gewundert:

Einen schalen Geschmack können auch W. Egk oder R. Strauss erzeugen….



- viele der orchesterwerke richard strauss'


Da hätte ich gerne gewußt um welche Werke es sich handelt ???!???
Hüb'
Moderator
#111 erstellt: 01. Feb 2005, 09:35

teleton schrieb:
Hallo Susanna und AcomA,

da wäre ich aus meiner Sicht nie drauf gekommen Richard Strauß hier als Hassobjekt zu erwähnen.
Über diese Worte habe ich mich sehr gewundert:

Einen schalen Geschmack können auch W. Egk oder R. Strauss erzeugen….



- viele der orchesterwerke richard strauss'


Da hätte ich gerne gewußt um welche Werke es sich handelt ???!???


Also ich kann die beiden da ganz gut verstehen. Strauss hat meiner Meinung nach gekonnt komponiert, doch was Emotionalität und unbedingten Ausdruckswillen angeht, bleibt er fast immer nur an der Oberfläche, liefert leicht klebrige Süßigkeiten (ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll). Alles auf kompositorisch höchstem Niveau - was die technische Seite angeht - natürlich. Showpieces der Instrumentierungskunst ohne tiefer gehende Substanz.
Den Zarathustra kann ich mir beispielsweise kaum noch anhören.
Meine Meinung. Vielleicht habe ich mich noch nicht ausreichend lange mit seiner Musik befasst. Nennt mir freundlicherweise Anspielstellen, die mir bei der Widerlegung meines (harten) Urteils helfen können.

Viele Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 01. Feb 2005, 21:24 bearbeitet]
Aristipp
Stammgast
#112 erstellt: 01. Feb 2005, 11:47

Hüb' schrieb:

Meine Meinung. Vielleicht habe ich mich noch nicht ausreichend lange mit seiner Musik befasst. Nennt mir freundlicherweise Anspielstellen, die mir bei der Widerlegung meines (harten) Urteils helfen können.


Nein, wieso denn, wenn ein Komponist schlecht ist, muss man das doch nicht widerlegen...

Wenn schon Strauß, dann doch lieber Strauss!
Marthaler
Ist häufiger hier
#113 erstellt: 01. Feb 2005, 12:59
Ja, Richard Strauss und Wagner - da ist und bleibt mir auch immer etwas mulmig zumute. Da hilft es auch nichts, sich die nötige Trennung zwischen Werk und Leben ins Gedächtnis zu rufen. Denn bei beiden meine ich vom "Leben" immer etwas mitzuhören.

Merkwürdigerweise geht es mir bei dem wütenden Antisemiten Louis-Ferdinand Céline anders. Wenn ich seine wunderbaren Romane lese ("Reise ans Ende der Nacht", noch besser: "Tod auf Kredit") vergesse ich seine Pamphlete.

Und doch: Wer vor der bittersüßen Hinfälligkeit von Strauss' "Letzten Lieder" nicht in die Knie geht, der muss schon ein grober Klotz sein ...

Freundlich grüßend
Marthaler
Liveniz
Hat sich gelöscht
#114 erstellt: 01. Feb 2005, 13:27
Man muß Antisemiten wie Wagner zugute halten, daß sie von den antisemitisch bemäntelten barbarischen Exzessen des 20. Jahrhunderts nichts geahnt haben.

Ein Künstler, der mit dem heutigen Wissen noch antisemitisch agitiert, gehört geächtet. Bei historischen Persönlichkeiten sollte man sich dagegen fragen, ob sie es nicht besser gewusst haben, bevor man sie vorschnell in eine Ecke stellt.
Susanna
Hat sich gelöscht
#115 erstellt: 01. Feb 2005, 13:51

teleton schrieb:
da wäre ich aus meiner Sicht nie drauf gekommen Richard Strauß hier als Hassobjekt zu erwähnen.

Hallo Wolfgang,

über die Frage Künstler und Politik gibt es einige wissenschaftliche Untersuchungen, deshalb lasse ich mich auch nicht weiter darüber aus. Wenn Du das hier schon mehrmals erwähnte Buch von Michael H. Kater, Die mißbrauchte Muse, liest, wird Dir klar, was ich meine.

Nochmal: Es geht mir nicht um die Musik, die man subjektiv beurteilen kann, es geht lediglich um die Rolle des Musikers in politischen Systemen oder - wie bei Wagner - in allgemeinen Zeitströmungen. Dies ist bekannt, und darüber muß man sich nicht streiten und ich will es auch nicht (mehr).:)

Grüße,
Susanna
AcomA
Stammgast
#116 erstellt: 01. Feb 2005, 14:19
hallo liebe musikfreunde,

meine persönliche auflistung von stücken bzw. komponisten bezog sich lediglich auf den musikalischen eindruck oder besser gesagt meinen höreindruck. z.b. richard strauss: ich mag diese ausschweifungen und süßlichen passagen im gewaltigen orchesterapparat nicht, wie z.b. im 'zarathustra' oder 'heldenleben'. ich mag aber werke aus seiner frühen schaffensperiode wie z.b. die burleske f. klavier u. orchester, die cello-sonate sowie die violinsonate. wiederum für eher harmlos halte ich seine solo-klavierkompositionen.

strauss war wohl doch kein antisemit im sinne der nazis ! er wurde zwar 1933 von goebbels zum leiter der reichsmusikkammer ernannt, quasi als international anerkanntes aushängeschild. er musste aber schon bald von diesem posten zurücktreten, da er seine zusammenarbeit mit dem jüdischen österreichischen schriftsteller stefan zweig nicht beenden wollte.


gruß, siamak
GiselherHH
Ist häufiger hier
#117 erstellt: 01. Feb 2005, 16:54
Hallo,

zwar stößt einiges an "klassischer Musik" bei mir auf Desinteresse (etwa das meiste aus dem Opernschaffen der Herren Donizetti und Bellini, der Großteil von Bachs Kantaten oder die Hervorbringungen eines Justus Frantz an Pult und Klavier), aber ich habe eigentlich nur ein wirkliches Haßobjekt, diese spezielle Aufnahme:

Tschaikowsky, 6.Sinfonie, New Yorker Philharmoniker, Leonard Bernstein (DG, 1987).

Tschaikowsky steht ja ohnehin in dem Ruf, seinem neurasthenischen Affen in den Sinfonien Zucker gegeben zu haben. Daher sollte man tunlichst diese schon reichlich auskomponierten Emotionen als Dirigent nicht noch toppen wollen. Doch Bernstein tut nicht nur das. Der in epischer Breite plattgewalzte Finalsatz gerät zu einem showmäßigen Suhlen in triefendem Selbstmitleid. Ekelerregend! Danach möchte man dem Komponisten nur noch den Gnadenschuß geben bzw., da der ja schon tot ist, langt man besser ins CD-Regal und greift sich einen Strawinsky (etwa "Apollon Musagète") als Magenbitter.

Grüße

GiselherHH
AcomA
Stammgast
#118 erstellt: 01. Feb 2005, 22:31
hallo GiselherHH,

ich empfehle dir die 6. tschaikowsky mit toscanini oder reiner. eine straffe, klassizistische herangehensweise. vielleicht kannst du es dann besser ertragen.

gruß, siamak
GiselherHH
Ist häufiger hier
#119 erstellt: 01. Feb 2005, 23:00
Hallo siamak,

die Toscanini-Aufnahme und auch die von Mravinsky und Markevitch habe ich. Meine Abneigung bezog sich weniger auf das Stück, sondern vielmehr auf das mir unerträgliche Dirigat Bernsteins.

Grüße

GiselherHH
peet_g
Stammgast
#120 erstellt: 02. Feb 2005, 01:21

AcomA schrieb:
er musste aber schon bald von diesem posten zurücktreten, da er seine zusammenarbeit mit dem jüdischen österreichischen schriftsteller stefan zweig nicht beenden wollte.


Hallo siamak,

so stimmt es leider nicht. R.Strauss hat eben die Zusammenarbeit mit S.Zweig beendet, und zwar auf eine peinliche Weise. Ausserdem zurücktreten mußte er von seinem Posten, weil seine spöttischen Bemerkungen in einem Brief an Zweig über Nazis Goebbels nicht gefielen...

Gruß
peet_g
Stammgast
#121 erstellt: 02. Feb 2005, 01:25
@ GiselherHH

Aus meiner Sicht ist die Interpretation Bernsteins anders zu verstehen - nämlich nicht als "showmäßiges Suhlen in triefendem Selbstmitleid", sondern als dargestelltes Sterben.

Sein ausgesprochen langsames Tempo in diesem Fall ist eine einmalige berechtigte Idee, ich würde es ernsthafter beurteilen und nicht an sich ablehnen.

Gruß
AcomA
Stammgast
#122 erstellt: 02. Feb 2005, 02:40
hallo peet g,

ich darf hier bitte mal zitieren !

strauss gelang es, goebbels' einverständnis und dann durch dessen vermittlung auch die erlaubnis hitlers zur fortsetzung der oper zu erhalten. doch je näher die dresdener uraufführung der 'schweigsamen frau' im juni 1935 rückte, desto mehr verstärkten die rosenberg-leute die attacken auf goebbels, der schließlich dem druck nachgab und strauss aufforderte, seine beziehung zu stefan zweig zu beenden. doch strauss wies dieses ansinnen unnachgiebig zurück und hielt vergrätzt in einer notiz fest: "aber es ist eine traurige zeit, in der ein künstler meines ranges ein bübchen von minister fragen muß, was er komponieren und aufführen lassen darf. ich gehöre halt auch zur nation der bedienten und kellner und beneide beinahe meinen rasseverfolgten stefan zweig."
goebbels sah aus taktischen gründen davon ab, die uraufführung der oper zu untersagen oder das werk überhaupt zu verbieten. jedoch ließ er, mißtrauisch geworden, den briefwechsel von strauss mit zweig durch die gestapo überwachen und war daher im bilde, daß strauss gar nicht daran dachte, seine zusammenarbeit mit zweig nach der premiere der 'schweigsamen frau' zu beenden, sondern weitere libretti von zweig haben wollte. im letzten dieser briefe, den die gestapo in dresden abfing und der durch den sächsischen gauleiter mutschmann an hitler weitergereicht wurde, servierte er dem regime seinen kopf auf dem tablett, indem er schrieb: "daß ich den präsidenten der reichsmusikkammer mime ? um gutes zu tun und größeres unglück zu verhüten. einfach aus künstlerischem pflichtbewußtsein !"
über die illoyalität von strauss aufs äußerste empört, zwang goebbels diesen zum rücktritt, der am 14. juli 1935 - wie in solchen fällen üblich - aus 'gesundheitlichen gründen' erfolgte.

quelle:

volker dahm: künstler als funktionäre. das propaganda-ministerium und die reichskulturkammer. aus: hans sarkowicz (hrsg.). hitlers künstler. die kultur im dienst des nationalsozialismus. insel verlag, frankfurt a.m. und leipzig (2004). s. 84-85.

1938 musste s. zweig österreich verlassen und gelangte über england nach brasilien, wo er und seine ehefrau 1941 sich das leben nahmen. also, hier ist tatsächlich ein aufrichtiges verhalten strauss' gegenüber s. zweig dokumentiert.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 02. Feb 2005, 02:41 bearbeitet]
peet_g
Stammgast
#123 erstellt: 02. Feb 2005, 13:35
@ AcomA

Du darfst gerne zitieren, dann aber komplett. Jetzt hast du nur eine Seite der Medaille presentiert.

Nimm doch Briefwechsel Strauss, Richard/ Zweig, Stefan: Briefwechsel. Hg. von Willi Schuh. Berlin, 1957, dann das Buch Gerhard Splitt
Richard Strauss 1933-1935. Ästhetik und Musikpolitik zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, Pfaffenweiler 1987.

Du wirst sehen, und wenn nicht, dann sag Bescheid.

Gruß
AcomA
Stammgast
#124 erstellt: 02. Feb 2005, 13:50
lieber peet g,

offensichtlich bist du richard strauss nicht sehr freundlich gesinnt. nur, in dieser art wird keine wissenschaftlich sachliche diskussion geführt (du wirst sehen, und wenn nicht, dann sag bescheid). ich habe den abschnitt über das problem strauss/zweig komplett aus der recht aktuellen quelle zitiert. deine quelle von 1957 befindet sich demnach nicht auf dem aktuellen stand der forschung !
überdies wäre es nicht schlecht gewesen, wenn du auch mal aus deinen quellen hier zitiert hättest. schließlich habe ich mir auch diese mühe gemacht !
peet_g
Stammgast
#125 erstellt: 02. Feb 2005, 18:51
@ AcomA

Du musst damit fertig werden, daß ich in die Diskussion erst dann einsteige, wenn ich an deiner Seite Vorkenntnisse erkenne.

"Briefwechsel" ist eine (wissenschaftliche) Quelle. Wenn du sie nicht kennst, kannst du an der Diskussion nicht viel mitmachen. Sie wird durch keinen späteren Artikel widerlegt. Im übrigen zählt in der Musikgeschichte das Datum der Publikation weniger als in den Naturwissenschaften. :-)
Im Gegenteil, wenn "dein" Autor sie einseitig interpretiert oder gar auslässt, ist sein Text im wissenschaftlichen Sinne problematisch.
Wenn du die grundlegende Arbeit von G.Splitt zum Thema R.Strauss in der Nazizeit nicht kennst, genauso. Wenn "dein" Autor sie ignoriert, ist das ein schlechtes Zeichen. Lass dir Zeit, die Diskussion kann warten. Wenn du nach der Lektüre bei deiner Meinung bleibst, dann bin ich gerne bereit, mit dir darüber zu diskutieren und gegebenenfalls zeigen, was dir entgangen ist. Diese Lektüre und somit eine gewisse Arbeit möchte ich dir nicht ersparen, umsomehr da du dich für dies Thema interessierst.

Wofür ich mich allerdings entschuldigen möchte, wäre deine Bitte ausgiebiege Zitate einzubringen: Ich besitze nicht alle Bücher, die ich gelesen habe. :-) Das tut mir echt leid. *g*

Gruß
AcomA
Stammgast
#126 erstellt: 02. Feb 2005, 22:33
hallo peet g,

also, deine art mir 'unwissendem' gegenüber zeigt schon einen gewissen grad an arroganz. und jetzt mal zur sache, wie du meiner aktuellen quelle entnehmen konntest, hatte r. strauss zumindest in der zeit, als er der präsident der reichsmusikkammer war, s. zweig nicht fallengelassen, sondern im gegenteil an ihm festgehalten und sich nicht gescheut, in seinen briefen sich deutlich regimekritisch zu äußern, so dass er dann zurücktreten musste. was danach passiert ist, weiß ich nicht, aber viele möglichkeiten an korrespondenz gab es ja dann offensichtlich nicht mehr. übrigens haben namhafte jüdische künstler, die mit r. strauss musizierten, keine hinweise für antisemitisches verhalten erkennen können (z.b. nathan milstein).


gruß, siamak
peet_g
Stammgast
#127 erstellt: 03. Feb 2005, 00:41
@ AcomA

Das stimmt nicht, wie ich schon sagte:
R.Strauss hat den S.Zweig "fallengelassen". Einzelheiten in den Quellen, auf die ich hingewiesen habe. "Deine" Quelle bringt nichts Neues.

Ausserdem wer redet hier über das antisemitische Verhalten in dem Fall Strauss-Zweig? Ich nicht. Bitte genauer lesen und nichts hineininterpretieren.

Beschäftige dich lieber mit Inhalten, dann wirst du bei mir nicht nach "Arroganz" suchen. :-)
AcomA
Stammgast
#128 erstellt: 03. Feb 2005, 22:59
hallo peet g,

überzeugen konntest du mich nicht. da ich kein spezialist in dieser sache bin und nicht noch mehr zeit in diese angelegenheit investieren möchte, genügt mir die recht sachliche und informative darstellung aus meinem buch, das u.a. auch deine quellen berücksichtigt. für mich ist diese diskussion daher nun auch beendet. aber wie eine 'beleidigte leberwurst' (mit einer portion sturheit und arroganz) klingst du schon.


gruß, siamak
peet_g
Stammgast
#129 erstellt: 04. Feb 2005, 01:07

AcomA schrieb:

überzeugen konntest du mich nicht.

Ich werde es mir nie verzeihen. *g*

Es hat mich gefreut, daß du dich für Quellenangaben bedankt hast und einen guten Willen, dich informieren zu lassen, gezeigt hast. *g*
AcomA
Stammgast
#130 erstellt: 06. Feb 2005, 23:27
hallo,

eigentlich wollte ich zum thema 'strauss - zweig' nicht weiter fortfahren. nun habe ich auf einer der seiten des orf gelesen, dass stefan zweig die zusammenarbeit mit richard strauss kündigte, obwohl strauss großes interesse an einer fortführung der kooperation hatte. hier der link:

http://oe1.orf.at/17999.html


gruß, siamak
peet_g
Stammgast
#131 erstellt: 07. Feb 2005, 11:14
Ja, ja, so richtig undankbar. Und sogar das Leben hat er sich genommen, wo er so mutige und aufmunternde Briefe von R.Strauss weiter bekommen können hätte! Diese Undankbarrrrkeit! Diese Sturrrheit!
AcomA
Stammgast
#132 erstellt: 07. Feb 2005, 15:31
hallo peet g,

also irgendwie musste ich jetzt ob deines beitrages lächeln. dir scheint diese sache ja doch eine herzensangelenheit zu sein. jetzt habe ich den entschluss gefasst, irgendwie an den kompletten briefwechsel heranzukommen !


gruß, siamak
Molteris
Ist häufiger hier
#133 erstellt: 24. Jun 2005, 02:55
Ich hoffe, ich wirke nicht aufdringlich, wenn ich diesen Thread wieder nach oben bringe, aber ich möchte darauf hinweisen, daß Florence Foster Jenkins noch zu toppen ist. Hörproben meines persönlichen Haßobjektes gibt es auf:

http://www.amazon.fr.../402-3044406-8208915

Nicht nur die Stimme, auch das Repertoire und die Aufnahme sind von einer schrecklichen Qualität und zeigen das "Klassikverständnis" um 1900 auf beeindruckende Weise.

Gruß,
Thomas
Holger_S.
Ist häufiger hier
#134 erstellt: 25. Jun 2005, 15:41
Ich habe dieses Thema auch gerade erst entdeckt. Es gibt auch einige an und für sich berühmte und anerkannte Sachen, die mir aus höchst subjektiven Gründen nicht zusagen. Mir fallen eigentlich drei große Schwerpunkte ein:

1. Gesang. Warum auch immer, mir geht Gesang ziemlich gegen den Strich. Das hat keinen rationalen Hintergrund, sondern ist einfach mein persönlicher Geschmack. Längere Gesangspassagen höre ich mir nie an, ich habe, soweit ich mich erinnere, höchstens fünf Opern in meiner CD-Sammlung. Naja, ich kenne auch Personen, die keine Kammermusik mögen, das kann wiederum ich nicht gut verstehen.

2. Bruckner. Tut mir leid, aber ich kann mit Bruckners Musik nichts anfangen. Ich habe schon mehrmals im Konzert seine Musik über mich ergehen lassen (müssen), und jedes Mal war ich froh, als es vorbei war.

3. "Moderne" (= atonale) Musik. Atonale Musik ist für mich Luft. Jetzt kommt aber die Pointe: schätzungsweise 70 % der Musik, die ich höre, wurde im 20. Jahrhundert komponiert. Das sind aber alles eher konservative Komponisten. Obwohl ich z.B. die Zweite Wiener Schule nicht anhören kann, sind einige meiner Lieblingswerke viel später, nämlich in den 1970er oder 1980er Jahren, komponiert worden.

Eine Ergänzung noch: religiös angehauchte Musik ist nichts für mich. (Daher höre ich eigentlich nie Orgelmusik. Ein einziges Orgelwerk, das mir gefällt, fällt mir spontan ein: Jongens Symphonie concertante.) Meine Abneigung gegen religiöse Musik kann ich allerdings begründen: ich bin von Geburt an völlig ohne Religion aufgewachsen und kann daher diese "Gefühlswelt" (oder wie auch immer...) schlicht nicht nachvollziehen.
Susanna
Hat sich gelöscht
#135 erstellt: 25. Jun 2005, 23:06

Holger_S. schrieb:
Meine Abneigung gegen religiöse Musik kann ich allerdings begründen: ich bin von Geburt an völlig ohne Religion aufgewachsen und kann daher diese "Gefühlswelt" (oder wie auch immer...) schlicht nicht nachvollziehen.

Hallo Holger,

den Tönen hört man aber doch nicht an, ob und daß sie "religiös" sind. Aber vielleicht meinst Du die in der abendländischen Musiktradition als religiös bezeichneten und so empfundenen Musikformen. Kann man, ohne, daß man es weiß, ein bestimmtes Werk einem religiösen Zweck zuordnen? Wenn die Musik mit einem frommen Text verbunden ist, sehe ich das ja noch ein. Es gibt aber z. B. Messen von Mozart, die könnten ohne die entspr. Texte gut und gern unter weltlichen Werken laufen. Auch Bach und Händel haben manches zunächst für einen geistlichen Zweck komponierte Werk mit einem weltlichen Text versehen, dann war es halt weltliche Musik.
Aber Deine Abneigung will ich Dir selbstverständlich nicht nehmen.

Gruß,
Susanna
Holger_S.
Ist häufiger hier
#136 erstellt: 26. Jun 2005, 08:26

Susanna schrieb:

den Tönen hört man aber doch nicht an, ob und daß sie "religiös" sind. Aber vielleicht meinst Du die in der abendländischen Musiktradition als religiös bezeichneten und so empfundenen Musikformen.


Hallo Susanna,
ich spielte mit meiner Aussage gar nicht mal so sehr auf die Messen und Oratorien von Bach, Mozart, Händel etc. an, sondern vielmehr auf gewisse Tendenzen in der Musik des 20. Jahrhunderts. Da gibt es einige Werke, die eben doch unverkennbar religiös klingen (weil sie zum Beispiel massiv choralartige Themen verwenden). Ich habe mal irgendwo die achte Sinfonie von Eschpai gehört, das ist z.B. in manchen Teilen so ein Werk. Oder die neunte Sinfonie des Münchners Kurt Graunke, der vor kurzen verstorben ist. Diese fängt z.B. mit den Tönen G-A-B-E für GlAuBE an. Das habe ich zwar im Beiheft gelesen, aber der religiöse Kontext wird auch in der Musik klar deutlich. (Diese CD sehe ich denn auch als einen meiner gravierendsten Fehleinkäufe an). Es gibt da noch eine Reihe anderer Werke, leider fallen die mir gerade nicht ein. Die meisten habe ich eben nur einmal gehört. Mit dieser "frömmelnden" Athmosphäre kann ich gar nichts anfangen.

Viele Grüße, Holger


[Beitrag von Holger_S. am 26. Jun 2005, 08:33 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#137 erstellt: 26. Jun 2005, 09:38
Hallo Holger!
Wenn ich dich recht verstehe meinst du gar keine Religiösen Werke sondern die Produkte von sogenannten religiösen "Überzeugungstätern" die mehr oder weniger penetrant ihre Weltanschauung in ihre Musik einbauen. In diesem Fall muß ich dir beipflichten, das kann einem den Musikgenuß schon ein wenig vergällen, (Gilt auch für ähnliche gelagerte Fälle wo statt Religiösen Politische Überzeugungen ins Spiel kommen) allerdings kannst du dan etwa 60 Prozent aller Werke aus Amerika nicht anhören. Mein Rat, keine Beipackzettel lesen (War nicht ganz ernst gemeint)
MFG Günther
Holger_S.
Ist häufiger hier
#138 erstellt: 26. Jun 2005, 11:33

Hörbert schrieb:
Wenn ich dich recht verstehe meinst du gar keine Religiösen Werke sondern die Produkte von sogenannten religiösen "Überzeugungstätern" die mehr oder weniger penetrant ihre Weltanschauung in ihre Musik einbauen.

Hallo Günther,
so kann man es sicher auch nennen!
Viele Grüße, Holger
sound67
Hat sich gelöscht
#139 erstellt: 26. Jun 2005, 12:10
Der Abneigung gegenüber Bruckner kann ich mich nur anschließen. Sie ist für mich ein typisches Zeugnis der teutonischen Tradition, dass man alles, was man in 40 Minuten sagen kann, auch in 80 Minuten sagen kann.

Gruß, Thomas
Susanna
Hat sich gelöscht
#140 erstellt: 26. Jun 2005, 19:29

Mit dieser "frömmelnden" Athmosphäre kann ich gar nichts anfangen.

Hallo Holger,

auch wenn ich die genannten Komponisten nicht kenne, kann ich Deine Argumente nachvollziehen und es verstehen, wenn Du mit solchen „Frömmeleien“ nichts am Hut hast.

Aber bitte nicht die Orgel schimpfen, dass sie fast nur „fromme“ Musik spielen muß. Sie kann nichts dafür, dass sie nun mal so gut für Kirchenräume geeignet ist!

Grüße,
Susanna
Hörbert
Inventar
#141 erstellt: 26. Jun 2005, 23:12
Hallo!
Na ja es gibt auch andere Musik für Orgel, z.B Ligeti, Hambraeus, David Krenek Schönberg u.s.w. aber auch Werke von Reger. Auch ausgesprochene "Kirchenmusik" zumal aus der Protestantischen Richtung kann absolut "Unreligiös" klingen (z.B. Orgelwerke von Brahms.) Während die von Holger erwähnten "Frömmlerwerke" nicht unbedingt etwas mit Kirchenmusik zu tun haben sondern gewissen konservatistischen Modetrends folgen.
MFG Günther
op111
Moderator
#142 erstellt: 28. Jun 2005, 10:28

Molteris schrieb:
Ich hoffe, ich wirke nicht aufdringlich, wenn ich diesen Thread wieder nach oben bringe, aber ich möchte darauf hinweisen, daß Florence Foster Jenkins noch zu toppen ist.


Hallo Thomas,
von aufdringlich kann keine Rede sein, im Gegenteil, zur Diskussion ist das Forum ja da.

Gruß
Franz
op111
Moderator
#143 erstellt: 28. Jun 2005, 10:41

Molteris schrieb:
Hörproben meines persönlichen Haßobjektes gibt es auf:
http://www.amazon.fr.../402-3044406-8208915
Nicht nur die Stimme, auch das Repertoire und die Aufnahme sind von einer schrecklichen Qualität und zeigen das "Klassikverständnis" um 1900 auf beeindruckende Weise.


Hallo Thomas,
mehr zu Alessandro Moreschi (* 1858 - † 1922 ) dem letzten Kastraten u.a. hier:

http://lexikon.freenet.de/Alessandro_Moreschi

http://www.tp4.rub.de/~ak/disc/amo/Index.html

http://mitglied.lycos.de/CarstenLudwigsen/stile/kastraten.htm

Ob man allerdings davon ausgehen kann, dass Moreschis eigenwilliger Stil repräsentativ für das ausgehende 19 Jhd. ist, bezweifle ich der Literatur folgend, er scheint eine exotische Ausnahmeerscheinung gewesen zu sein. Vergleichbares habe ich nämlich in hist. Aufnahmen anderer Sänger jener Epoche nicht gehört.

Die Aufnahmen, die ich von Moreschi bisher gehört habe, finde ich stilistisch ausgesprochen exotisch z.T. aus heutiger Sicht gar unfreiwillig komisch.
Ein Zeitdokument ist das allemal. Es zeigt auch, dass Countertenöre eine völlig andere Stimmfärbung haben.

Moreschi ist schon die Erwähnung in diesem Thread wert!

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 28. Jun 2005, 10:44 bearbeitet]
op111
Moderator
#145 erstellt: 16. Jul 2005, 09:57
(Ed. Anm: Bezieht sich auf das folgende Posting von Michèl)

Hallo Michèl,

danke für deinen streitbaren emotionalen Beitrag, du hast eine Art "Rundumschlag" nicht nur gegen klassische Haßobjekte unternommen.
- Schule
- Institutionen
- Rundfunk
- Mitschüler
- Interpreten (Karajan)
- CD Käufer

zuletzt bekommen dann auch einige Komponisten und deren Werke ihr Fett weg:

- Klassik (Mozart, der m.E. im Wesentlichen kaum Belangloskitsch geschrieben hat)
(Ob der Begriff "Kitsch" auf Musik jener Epoche überhaupt anwendbar ist, überlasse ich Musikwissenschaftlern)
Ich kenne nicht wenige Leuten denen es ähnlich ging/geht, der Zugang zur Wiener Klassik fällt heute offensichtlich schwer.
- Moderne (Stockhausen, ausgerechnet "Zyklus", m.E. noch eines der besseren eingängigen Werke, das auch von "Nicht-Klassikern" geschätzt wird)

Stoff für mehrere Threads.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 19. Jul 2005, 12:21 bearbeitet]
op111
Moderator
#162 erstellt: 19. Jul 2005, 12:11
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: "Langweilige Klassik im Musikunterricht?"

Die Diskussion des folgenden Beitrags hat sich zu einem anderen Thema gewandelt,
"Langweilige Klassik im Musikunterricht? "
hier auszugsweise das Posting soweit es sich auf das Thema Klassische "Hass-Objekte" bezieht.

Gruß
Franz


Nite_City schrieb:
Hallo,

es wurde ja schon öfters gesagt, dass man sich Stücke, die einem nicht gefallen nicht anhören muss.
DOCH, manchmal kann man dem nicht entfliehen! Und zwar spreche ich hier vom Musikunterricht in der Schule!
...
Klassische Musik - das waren nie packende Werke, das waren nie fesselnde Melodieläufe (wie z.B. das meiner Meinung nach grandiose und majestätische Leitmotiv aus Dvoràks 9. Symphonie) oder ähnliches, sondern was uns, sozusagen als "Quintessenz", der klassischen Musik aufgetischt wurde, bestand zu 95% aus Gedudel und Belanglosgklimper wie Mozarts "Nachtmusik". (Mozartfans mögen mir bitte verzeihen, aber das meiste, was ich von Mozart kenne ist in meinen Ohren selbstverliebter, verschnörkelter Kitsch)
...

So, um nun endlich zum eigentlichen Thema zurückzukommen:
Ich empfinde eine Abneigung gegen solche Werke, bei denen man das Gefühl hat, der Komponist wollte krampfhaft etwas neues, anderes Komponieren, ohne Rücksicht auf die Qualität. Diesen Eindruck hatte ich z.B. bei Stockhausen leider des öfteren. Sein "Zyklus für einen Schlagzeuger" ist z.B. in meinen Ohren ein solches Werk, auch wenn dies eher weniger in die Kategorie Klassik passt.

Auch empfinde ich eine gewisse Aneigung gegen die, ich nenne sie jetzt mal "Mainstream"-Klassik, also solche Werke, die auch jeder, der nicht die geringste Ahnung von Klassik hat kennt und die dann von vielen ohne Kritik und Zweifel als toll und mustergültig hingenommen wird. (O-Ton eines Freundes von mir: "Die Nummer 5 von Beethoven ist cool, der Rest Klassik ist Mist.")
Wahrscheinlich kommt diese Ansicht bei mir dadurch, dass ich es lächerlich finde, wenn Leute etwas gut finden, nur weil es die Meinung der anderen ist und weil sie nichts besseres kennen. Also Beispiel sei hier mal etwas aus der Jazzecke genannt: Ich kenne viele Leute, die sich die Alben von Norah Jones anhören und begeistert sind und dies für das Nonplusultra des Smoothjazz halten, aber dabei die Tatsache ignorieren, dass dies nur sozusagen die Spitze des Eisberges ist und dass es viel besseres in dieser Richtung gibt, was sie aber nie entdecken werden, da sie viel zu faul sind, sich mit diesem Gebiet tiefer auseinanderzusetzen.
Und dieses Phänomen habe ich auch schon in Bezug auf die Klassische Musik erlebt, wenn sich Leute irgendwelche CD-Sammlungen mit den angeblich schönsten Klassikmelodien kaufen (d.h. ein krudes Potpourri von Versatzstücke berühmter Werke, eingespielt vom Hinterzipfelsburger Festspielorchester) und dann denken, sie hätten das "beste" der Klassikwelt in den Händen.

Grüße,
Michèl


[Beitrag von op111 am 19. Jul 2005, 12:19 bearbeitet]
Nite_City
Stammgast
#163 erstellt: 25. Jul 2005, 10:50
Hallo,

danke, das ist eine gute Idee, schade, dass ich in den nächsten zwei Wochen wahrscheinlich nicht zum Mitdiskutieren kommen werde, da ich gerade im Urlaub bin und immerhin eine Woche suchen musste, um ein Internetcafé zu finden, aus dem ich gerade schreibe.

Grüße (diesmal vom Neusiedler See in Österreich),
Michèl
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#164 erstellt: 02. Jan 2009, 18:58
Dmitri Shostakovich hat ja auch Walzer gemacht. Das allein ist noch nicht schlimm, aber André Hollerieu vermag es beinahe, das Andenken an Shostakovich in den Schmutz zu ziehen! Blasphemie!

http://www.youtube.com/watch?v=LX1fiE0U1qA

Was ist das eigentlich für ein Typ? Aus der dritten Reihe der Violinen mit leichter Kost und Fönfrisur nach vorne in die erste Schwiegermütter-Reihe?

Fußball-Fan nach Rieu-Hörerlebnis:



[Beitrag von Gantz_Graf am 02. Jan 2009, 19:11 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#165 erstellt: 02. Jan 2009, 21:04
Nungut, Rieu ist ja dafür bekannt das er keinen Genierer kennt wenn es um kommerzielle Verwurstungen geht.
Es gibt glaub ich kaum einen bekannten Komponisten den er noch nicht verhunzt hätte - wer sich mal wirklich arg gruseln will
bitte hier wäre zB


Beethoven - Ode an die Freude

http://www.youtube.com/watch?v=2aQ8DUHMg7o

Also ehrlich gesagt, bei der Version... ich kann es verstehn wenn das Mainstream-Publikum einfach nicht zur Klassik finden will.
Beethovens Meinung wäre vielleicht
"...der entweder spizbube oder schwacher Mensch?!!!! unter beyden ist nicht viel Unterschied, sobald das geschieht, was nicht geschehen soll!!! bedauren sie mich, für solches Gesindel so viel aufgeopfert zu haben"

gruß
Thomas
Hüb'
Moderator
#166 erstellt: 02. Jan 2009, 21:50
Fies, dem BVB-Fan auch noch das Schalke-Shirt überzuziehen.
Pilotcutter
Administrator
#167 erstellt: 05. Jan 2009, 14:49
Ich habe den Thread jetzt nich vollends durchgelesen, aber auf dem aller-allerbesten Wege zum "klassischen Hass-Objekt" ist für mich diese schmalzige "Carmen-Fantasie". Ich konnte mir jüngst eine - oder die CD - des David Garrett anhören - und da war sie wieder, die Fantasie!
Ich habe eine Version auf der Carmen-Fantasie SACD von AS Mutter und das reicht mir. Ab jetzt mache ich einen Bogen um selbige. Hier ein Hörbeispiel


[Beitrag von Pilotcutter am 05. Jan 2009, 14:57 bearbeitet]
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#168 erstellt: 05. Jan 2009, 19:11
Garrett-Carmen ist ja abartig. Hört sich btw ein bißchen an wie eine leiernde Schellack-Platte. Mit dem modernen Rhytmus wirds kitschig.

BTW, beim Hollerieu-Andi und Shostakovich ist mir aufgefallen, in dem Moment in dem die Violinen ansetzen (0:38), nach seinem Meisterhaften Dirigat :D, seine Violine offensichtlich gar nicht oder höchstens als Begleitstimme zu hören ist (er streicht nur 3 Mal bei vier Tönen) - das können die Musiker unter Euch besser entscheiden.


Hüb' schrieb:
Fies, dem BVB-Fan auch noch das Schalke-Shirt überzuziehen. :D


Hüb, ich weiß, was Du meinst und stimme Dir vollends zu: Der Kotzschwall muß nicht Rieu geschuldet sein, tatsächlich ist es möglich und wahrscheinlich, dass er nach dem Anziehen blau-weißer Kluft erbrach.


[Beitrag von Gantz_Graf am 05. Jan 2009, 19:15 bearbeitet]
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