Kunstkopfaufnahmen - die Zukunft der Tonaufzeichnung?

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cyberhawk
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Aug 2008, 19:07
Ich habe auf youtube eine absolut geniale Kunstkopfaufnahme
gefunden, sie klingt erschreckend echt. Dabei benutze ich
am PC keine hochwertigen Kopfhörer und diese sind auch an
einer On-board Soundkarte angeschloßen!

Nun habe ich das Gefühl, dass im Bereich HiFi-Audio der
Fortschritt seehr schleppend ist, im Vergleich zu anderen
Bereichen der Technik (wie PC z.B.). Die CD-Rom ist schon
seit langem DAS Aufnahmemedium überhaupt, die LP bietet
auch schon Werte, die gut genug sind schlecht aufgenommene
CDs weit zu übertreffen, Cinch Anschlüße sind im HiFi
Bereich schon in den 70er Jahren (aber nicht vorher, oder?)
Standard geworden.

OK, es gibt SACD und Surround. Die scheinen es aber nicht
so richtig zu bringen, da Surround unverhältnissmäßig viel
Aufwand braucht und noch weniger sehr gute Quellen
vorhanden sind, als für Stereo. Sowieso nur wenige Quellen,
außer vielleicht Filme. Könnte also die Kunstkopfaufnahme
DER entscheidende Schritt nach vorne sein? Gibt es
überhaupt irgendwelche Kunstkopfaufnahmen von Musik und
nicht von irgendwelchen Geräuschen, wie auf youtube?

Holophonics


[Beitrag von cyberhawk am 25. Aug 2008, 19:07 bearbeitet]
kptools
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 25. Aug 2008, 19:23
Hallo,

Kunstkopfaufnahmen sind nichts Neues sondern eher ein alter Hut. Es gibt einige deutsche Bands aus der Krautrock-Ära (Anfang / Mitte der Siebziger z.B. Jane und Can) die damit experimentiert haben. Link

Grüsse aus OWL

kp
cyberhawk
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 25. Aug 2008, 20:40
Hm, sorry, wenn ich da was durcheinander gebracht habe. Wenn
das ein alter Hut ist, wieso wurden sie dann nicht
salonfähig? Ich kann irgendwie nur Vorteile erkennen, bin
momentan schwer begeistert .

Laut der Aussage aus Wikipedia ist die oben-unten
Lokalisation schwerer und Signale von vorne können leicht
mit denen von hinten vertauscht werden. Die Aufnahme aus
youtube, die ich verlinkt habe, bietet aber zumindest bei
meinem Ohr eine sehr genaue oben-unten Lokalisation und auch
eine ganz gute vorn-hinten Unterscheidung. Heißt das, ich
habe einfach zufälligerweise eine für Kunstkopfaufnahmen
passende Ohrmuschel?

Kannst du mir vielleicht genaue Bandnamen nennen, außer
denen aus dem Wiki-Artikel? Dann kann ich mir vielleicht
gezielt diese Aufnahmen kaufen, etwas bessere Kopfhörer
hätte ich ja schon.
Argon50
Inventar
#4 erstellt: 25. Aug 2008, 20:44
Hallo!

cyberhawk schrieb:
Hm, sorry, wenn ich da was durcheinander gebracht habe. Wenn
das ein alter Hut ist, wieso wurden sie dann nicht
salonfähig?


Wikipedia schrieb:
Kunstkopfaufnahmen mit diffusfeldentzerrtem Kunstkopf sind ausschließlich zur Wiedergabe über Kopfhörer geeignet. Bei einer Lautsprecherwiedergabe wirken sie verfärbt, eng und unnatürlich. Interaurale Signaldifferenzen (Ohrsignale) können eben keine Interchannel-Signaldifferenzen (Stereo-Lautsprechersignale) sein. Dieses sind zwei zu unterschiedliche Welten.
...
Lautsprecherwiedergabe

Die Lautsprecherwiedergabe ist eines der größten Probleme der Kunstkopfaufnahmen. Bei der Wiedergabe der Signale sollte darauf geachtet werden, dass beide Signale, also das der rechten Seite und das der linken Seite, völlig getrennt an den beiden Ohren ankommen. Das heißt genauer: Das linke Ohr darf nur Signale des linken Stereo-Kanals erhalten und das rechte nur Signale des rechten Kanals. Bei der Kopfhörerwiedergabe ist das selbstverständlich der Fall, jedoch bei einer normalen Stereo-Aufstellung der Lautsprecher nicht. Weiterhin kommt noch hinzu, dass die jeweiligen Nachhallzeiten des Abhörraumes zu den schon aufgenommenen hinzugefügt werden. Hiergegen kann man allerdings nicht viel tun.


Für das Problem der Kanaltrennung gibt es einen Lösungsvorschlag des Heinrich-Hertz-Instituts in Berlin und des Instituts für technische Akustik der TU Berlin. Hier werden, wie in der Skizze zu erkennen, vier Lautsprecher aufgestellt. Die jeweils gegenüberliegenden Lautsprecher „arbeiten zusammen“. Das heißt, die hinteren Lautsprecher sind jeweils phasengedreht, mit einem Filter bearbeitet (Höhenabsenkung) und jeweils so laufzeitverzögert, dass eine Auslöschung hervorgerufen wird. Es ist bei dieser Lautsprecheraufstellung notwendig, die richtige Hörposition einzuhalten.

Der zweite Lösungsvorschlag stammt vom 3. Physikalischen Institut in Göttingen. Hier wird jedes Ohr mit einem Lautsprecher beschallt. Man verwendet hier aber nicht mehr die übliche Stereo-Aufstellung der Lautsprecher, sondern die Lautsprecher werden neben dem Hörer positioniert. Es kommt zu Pegel- und Laufzeitunterschieden an den Ohren, und auch der Frequenzgang ist verändert. Alle Frequenzen, die im Bereich der Kopfgröße und kleiner liegen, werden am Kopf reflektiert und nicht mehr gebeugt. Die Signale, die immer noch am anderen Ohr ankommen, werden durch die entstandenen Laufzeitunterschiede phasenverschoben und dadurch möglicherweise ausgelöscht. Dieses Verfahren erfordert ebenfalls eine feste Einhaltung der Hörposition und ist noch dazu empfindlich gegen Kopfdrehungen. Kann ein Hörer nicht die optimale Hörposition einhalten und sitzt außerhalb, bekommt er immer noch eine der Stereo-Aufstellung ähnliche Klangübertragung, allerdings muss mit Klangfärbungen gerechnet werden.



Grüße,
Argon



[Beitrag von Argon50 am 25. Aug 2008, 20:46 bearbeitet]
cyberhawk
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 25. Aug 2008, 20:48
Nun ja, dann eben weg mit den Lautsprechern, wenn es gute
und viele Musikaufnahmen mit Kunstkopf gibt :). Wie viele
Probleme dadurch entfallen würden, auf Anhieb fallen mir da
Raumakustik und der hier im Forum oft besprochene WAF ein :D.
Argon50
Inventar
#6 erstellt: 25. Aug 2008, 20:50

cyberhawk schrieb:
Wie viele
Probleme dadurch entfallen würden, auf Anhieb fallen mir da
Raumakustik und der hier im Forum oft besprochene WAF ein :D.

Stimmt.

Das lästige unterhalten mit der Frau oder ungebetenem Besuch fällt auch weg.
Jeder bekommt einen Kopfhörer und gut ist's.


Irgendwie aber doch nur ne Lösung für chronische Singles.


Grüße,
Argon

kptools
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 26. Aug 2008, 05:01
Hallo,

alle relevanten Erscheinungen sind in den beiden Wikipediaartikeln aufgeführt.

Grüsse aus OWL

kp
timmkaki
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 03. Sep 2008, 18:04

cyberhawk schrieb:

...

Kannst du mir vielleicht genaue Bandnamen nennen, außer
denen aus dem Wiki-Artikel? Dann kann ich mir vielleicht
gezielt diese Aufnahmen kaufen, etwas bessere Kopfhörer
hätte ich ja schon.


Das mit KK=Asbach haben wir ja schon geklärt ...

Bekannterweise sitzt 'Sennheiser' (Hauptprotagonist der KK-Technik, da Mit-Marktführer bei Kopfhörern) in Wennebostel - nur 20 Km nördl. v. Hannover. In der Anfangszeit wurde daher besonders i.d. seinerzeit sehr aktiven Musikszene in + um Hannover immer wieder mal mit KK-Aufnahmen experimentiert. Besonders die "Bourbon Skiffle Company" legten 2 schöne Beispiele auf: "Die Rote LP" + "Die Eier-LP".
Hatten nicht auch die Skiffler von Leinemann (damals noch mit Böttcher, Bahrs, Salm, Seelenmeyer & Krüger) Anfang der 70er so eine LP gemacht?

Die BSC-LP's tauchen immer mal wieder beim großen Auktionshaus auf ...
Milo_Minderbinder
Inventar
#9 erstellt: 06. Okt 2008, 21:33
... möchte noch auf zwei Kunstkopfstereophonie-Aufnahmen hinweisen:

Zum einen hat Sennheiser auch einen Kunstkopf-Direktschnitt herausgebracht:

Sennheiser HiFi-Demonstration "unipolar 2000"
Donizetti: Sonate F-Dur für Flöte und Harfe / Martin, Mathieu
Bennet: All creatures now are merry minded / Der Niedersächsische Singkreis
Sennheiser 0105 540 (1977)





sowie das Live-Doppelalbum:

Lou Reed: Live Take No Prisoners
RCA XL 03066 (1978)





MfG - Milo


[Beitrag von Milo_Minderbinder am 06. Okt 2008, 21:37 bearbeitet]
wattkieker
Inventar
#10 erstellt: 07. Okt 2008, 22:37

Milo_Minderbinder schrieb:
möchte noch auf zwei Kunstkopfstereophonie-Aufnahmen hinweisen:

Zum einen hat Sennheiser auch einen Kunstkopf-Direktschnitt herausgebracht:


sowie das Live-Doppelalbum:

Lou Reed: Live Take No Prisoners
RCA XL 03066 (1978)





MfG - Milo


Danke für den Hinweis, die Platte hab ich schon seit vielen Jahren, aber das nie zur Kenntnis genommen. Auf der Rückseite steht allerdings der Hinweis:
3-D-Stereo Kunstkopfstereophonie
Curd
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 08. Okt 2008, 07:20

timmkaki schrieb:
Besonders die "Bourbon Skiffle Company" legten 2 schöne Beispiele auf: "Die Rote LP" + "Die Eier-LP".
Die BSC-LP's tauchen immer mal wieder beim großen Auktionshaus auf ...


Hallo,

da gibt es noch ein paar mehr von BSC

http://www.jokan.de/kunstkopf-musik.html

Besonders die "Grüne" von 1976 ist auf den Flohmärkten in und um Hannover häufig zu finden.

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