Crest CPX 2600 reparatur

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Noeo12
Neuling
#1 erstellt: 06. Jul 2014, 20:58
Guten Abend zusammen,
leider hat mein Crest CPX 2600 dieses Wochenende den Geist aufgegeben. Er hat gebrückt einen Subwoofer betrieben und gleich beide Endstufen sterben lassen. Heute Nachmittag habe ich dann die Endstufentransistoren sowie zwei MOSFETS, eine Diode und den Thyristor der Crowbar wieder ersetzt. Danach lief der Verstärker wie zu vor. (Jedenfalls dachte ich das zu dem Zeitpunkt)
Nach 20 Minuten wunderte ich mich über die immer weiter steigende Temperatur des Kühlkörpers von Kanal B, bis sich das "Ding" dann mit einem lauten Brummen wieder verabschiedete. Diesmal war jedoch nur der Kanal B betroffen. Nachdem ich dann schonwieder alles ersetzt hatte, trat dasselbe Problem mit der Wärmeentwicklung auf. Nur habe ich Ihn diesmal sofort wieder ausgeschaltet. An Kanal A ist hingegen alles „Kühl“. Vom Klang her scheint als wäre alles in Ordnung.

Nun Vermute ich, dass die Ruhestromeinstellung hinüber ist und die Transistoren somit zu viel Strom erhalten. Oder könnte die Schaltung, die Lastabhängig eine höhere Spannung durch die MOSFETS zuschaltet, einen Defekt haben?

Den Schaltplan, sowie ein Bild der getauschten Transistoren findet man hier:

Bild: Defekte

Schaltplan: Schaltplan

Leider kenne ich mich mit der Thematik noch nicht so sehr aus, da ich aus der Digitaltechnik komme und mit Verstärkern wenig zu tun habe. Gibt es eventuell Erfahrungsberichte bei der Reparatur dieses Verstärkers?

Über Tipps würde ich mich sehr freuen.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend!

PS. Messgeräte wie Multimeter, Oszi etc sind vorhanden.


MfG
Noeo12
Ultraschall
Inventar
#2 erstellt: 06. Jul 2014, 22:21
Hallo,
hast Du nach dem Austausch der Endstufentransistoren überhaupt einen Abgleich des Ruhestroms vorgenommen bzw. diesen mehrfach während der Erwärmungsphase gemessen?
Noeo12
Neuling
#3 erstellt: 27. Jul 2014, 20:08
Hallo,

tut mir leid, dass ich mich erst so spät wieder melde, zum glück habe ich nun Urlaub und wieder Zeit für eine tolle Endstufe.

Den Ruhestrom habe ich anfangs nicht gemessen, das habe ich nun nachgeholt und es ist folgendes rausgekommen:

Kanal A (funktionsfähig):
Q208 = 200µA
Q207 = 190µA
Diese Ströme verhalten sich auch nach 5min noch konstant.


Kanal B (defekt):
Q108 = 3mA -> schnell steigend
Q107 = 3mA -> schnell steigend
Das erklärt natürlich warum der Kühlkörper so heiß wird, wenn die Endstufe eine Zeit lang läuft. Die Ströme werden immer höher.


Nachdem ich dann den Bias-Regler mit seinem Schleifer bis zum Anschlag in die Richtung Pin 1 gedreht habe (minimale Spannung), war der Ruhestrom schon etwas besser:

Q108 = 210µA -> langsamer steigend
Q107 = 215µA -> langsamer steigend

Jedoch sind die Ströme immer noch nicht konstant und etwas höher als bei Kanal A!

Anschließend habe ich die UBE Spannungen der beiden Kanäle vergleichen. Bei Kanal A liegen diese im Bereich von 495->500mV (konstant), bei Kanal B von 550->560mV (langsam steigend).

Wenn ich das richtig verstehe, wird mittels der ZDioden CR215 und CR224 eine symmetrische Spannung von 15Volt erzeugt, an der die Dioden in Reihe liegen, welche für die Ruhestromerzeugung erforderlich sind. Diese +-15Volt sind auch vorhanden und verhalten sich konstant. (+15.02V, -14,89V)

Die Tatsache, dass der Ruhestrom bei Kanal B steigt und bei Kanal A ziemlich konstant bleibt macht mir etwas sorgen, da ich den Verstärker, wenn er im Einsatz ist, Stunden lang laufen lasse. Sollte ich einen Dauertest des Ruhestroms durchführen und schauen bis zu welchem Bereich dieser steigt?


[Beitrag von Noeo12 am 28. Jul 2014, 09:40 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#4 erstellt: 29. Jul 2014, 18:41
Deine Meßwerte für den Ruhestrom sind völlig daneben (falsch gemessen, vermute ich - richtig wäre Spannung über Emitterwiderling R244 messen und den Herrn Ohm bemühen), der Unterschied ist aber bedenklich. Prüfe die Diodenkette CR207..212 und das Ruhestrompoti nebst beteiligter Lötstellen. (Du kannst auch die Spannung über dem ganzen Kladderadatsch messen, sie sollte bei geschätzt 3,3-3,5 V liegen.) Die mit "HS" markierten Dioden müssen außerdem guten thermischen Kontakt zum Kühlkörper haben.


[Beitrag von audiophilanthrop am 29. Jul 2014, 18:44 bearbeitet]
Noeo12
Neuling
#5 erstellt: 29. Jul 2014, 20:46
Guten Abend und danke für die Antwort!

Gemessen hatte ich den Ruhestrom in Reihe zu den Emitterwiderständen. Beeinflusst der Innenwiderstand des MM, den Ruhestrom denn so stark, dass die Messungen total daneben sind? Im welchen Bereich sollte sich der Ruhestrom befinden? (So als Anhaltspunkt)

Morgen früh messe ich mal die Spannung an den Emitterwiderständen (dürfte so im µV-Bereich liegen oder?) und natürlich über dem Kladderadatsch. Der Tipp mit den Dioden am Kühlkörper ist gut! Das muss ich morgen auch unbedingt mal überprüfen, es ist möglich, dass ich da etwas geschlampt habe.
Noeo12
Neuling
#6 erstellt: 31. Jul 2014, 09:51
Guten Morgen zusammen,

nach dem ich die mit „HS“ gekennzeichneten Dioden, (es sind in Wirklichkeit nur zwei, die thermischen Kontakt mit dem Kühlkörper bekommen sollen) richtig mit dem Kühlkörper verbunden habe, war der Ruhestrom 5 Minuten lang deutlich langsamer gestiegen und danach für ca. 60 Minuten sogar konstant. Dabei habe ich alle 5 Minuten die Temperatur des Kühlkörpers geprüft, welche identisch mit der des Kanals A gewesen ist. (länger ging mein Test nicht)

Der Kladderadatsch hat wie von dir beschrieben am funktionierenden Kanal eine Spannung von 3,4Volt. (Dort steht der Trimmer fast in Mittelstellung). Und an Kanal B bei 3,1Volt (Trimmer am Anschlag für minimale Spannung)

Nun habe ich leider ein Problem mit der "richtigen" Ruhestrommessung. Wahrscheinlich lässt die mindere Qualität meines Unit-T "Chinamann-Multimeters" es nicht zu Spannungen im mV/µV-Bereich zu messen, denn das MM zeigt bei einer Spannungsmessung am Emitterwiderstand nur Nullen an. Da mir das MM sowieso nicht so wirklich gefällt, hole ich mir am Wochenende ein gebrauchtes Fluke Handmessgerät und werde mich anschließend nochmal mit hoffentlich richtigen Messwerten melden.
audiophilanthrop
Inventar
#7 erstellt: 31. Jul 2014, 20:07
3,1 vs. 3,4 V - da ist was faul. Die Ruhestromeinstellung ist offenbar OK, aber möglicherweise ist dahinter noch ein weiterer Transistor defekt und hat auf B-E annähernd Durchgang oder den Kontakt zum Kollektor verloren. Sobald du das andere Multi hast (BTW: mein UT-71C ist durchaus OK, die Bedienung ist halt nicht so der Knüller), bestimme mal die Ströme in allen 4 Ausgangstransistorpaaren und den zwei Emitterfolgerstufen davor nach "Variante Ohm". Du kannst die Transistoren auch stromlos grob mit dem Diodentest abklopfen, es sollten sich zwei pn-Übergänge mit korrektem Verhalten finden. Ganz gemein sind so Sachen wie nicht mehr gegebene Isolation vom Kühlkörper, kommt auch manchmal vor.


[Beitrag von audiophilanthrop am 31. Jul 2014, 20:17 bearbeitet]
Noeo12
Neuling
#8 erstellt: 05. Aug 2014, 15:54
Hallo audiophilanthrop,

nachdem das super Flukemessgerät heute Morgen bei mir bekommen war, habe ich mich natürlich sofort an die Ruhestrommessung gegeben und es sind mir sofort einige Dinge aufgefallen.

Das Flukemessgerät ist im Gegensatz zu meinem UT802 eindeutig besser. Beim direkten Vergleich zeigte das Fluke-MM eine Spannung von 3,3mV pro Emitterwiderstand an, das UT802 leider Garnichts.

3,3mV / 0,33R = 10mA -> Kommt das nun hin?

Und somit habe ich dann auch einen Fehler bei Kanal B gefunden. Ein Endtr. hatte einen Riss auf der Leiterbahn (Emitterseitig) und somit keine richtige Verbindung zu den anderen Jungs. Als ich diesen Fehler dann behoben- und den Ruhestrom auf 10mA eingestellt hatte, war nun auch die Spannung über dem Kladderadatsch annähernd gleich auf beiden Kanälen.

Kanal A 3,41V
Kanal B 3,42V

(Diese Spannungen hat auch das UnitT messen können )


Nun zum Verhalten der Ruheströme. Diese sind im Einschaltmoment bei ca. 4mA und steigen dann nach 2-3 Minuten auf 10mA an. Dort bleibt der Strom dann fast konstant. Auch ist mir aufgefallen, sobald man den Bias-Regler ein klein wenig höher dreht, steigt der Strom blitzschnell auf 30-40mA an. Aus Angst, dass sich der Regler noch bei einem Stoß verschiebt habe nun einen kleinen Klebepunkt an den Trimmer gemacht. Der Trimmer ist übrigens in Ordnung, habe ihn beim hoch und runter drehen durchgemessen, er bleibt linear.
audiophilanthrop
Inventar
#9 erstellt: 05. Aug 2014, 18:08
Sieht schon besser aus. Warum das UT802 das nicht gepackt hat, ist mir aber nicht klar, hätte es egentlich können müssen (die Spec sagt +/-0,1% +3 Digits bei einem 4,5-Stellen-Gerät, und der minimale Spannungsmeßbereich ist 200 mV).

Kanal A ist von der Bias-Einstellung her noch original? 10 mA pro Transistor kommt mir recht wenig vor (üblicherweise würde man eher 6-7 mV über dem Emitterwiderstand einstellen, das theoretische Optimum liegt bei etwa 13 mV) - andererseits ist das 'ne PA-Endstufe, und da ist im Zweifelsfall Robustheit wichtiger als minimale Übernahmeverzerrungen. Auf der höheren Spannung von +/-114 V würde sonst wahrscheinlich den 5200ern die SOA ausgehen (während sie vermutlich nur auf +/- 57 V betrieben annähernd kurzschlußfest wäre). Und sooo schlecht sind gesamt 40 mA bei 0,08 Ohm Re auch wieder nicht.
Noeo12
Neuling
#10 erstellt: 05. Aug 2014, 18:56
Ich glaube da stimmt was nicht mit dem Gerät, werde mal den Support anschreiben und nachfragen ob das so sein kann mit der Spannungsmessung. Die Sicherungen vom MM sind auch alle in Ordnung.

Naja an der Ruhestromeinstellung von Kanal A habe ich nicht rumgefummelt. Nur einen Endstufentransistor gewechselt. Es wäre natürlich kein Problem den Strom auf 20mA zu erhöhen.

Sollte ich die Übernahmeverzerrung mal mit dem Oszi messen? Irgendwo habe ich noch einen alten Stellwiderstand rumfliegen, den ich als „Lastdummy“ verwenden könnte und ein Funktionsgenerator ist auch vorhanden.
audiophilanthrop
Inventar
#11 erstellt: 05. Aug 2014, 21:14

Noeo12 (Beitrag #10) schrieb:

Sollte ich die Übernahmeverzerrung mal mit dem Oszi messen? Irgendwo habe ich noch einen alten Stellwiderstand rumfliegen, den ich als „Lastdummy“ verwenden könnte und ein Funktionsgenerator ist auch vorhanden.

Das klingt ehrlich gesagt zu lowtech. Ich gehe nicht davon aus, daß der Amp ohne weiteres Verzerrungen im Prozentbereich produzieren wird. Selbst wenn das Oszi ein DSO mit FFT-Funktion hist, so dürfte ihm die nötige Dynamik abgehen, und dem Funktionsgenerator die nötige Verzerrungsarmut. Mit einem schmalbandigen Bandfilter hinter dem FG und einem ebensolchen Notchfilter hoher Dämpfung vor dem Oszi könnte das was werden.
Meistens ist es am einfachsten, eine anständige Soundkarte mit schaltbarem externem Spannungsteiler für sowas zu nehmen, da muß man nur wegen der Masseführung im Aufbau aufpassen. Vorsicht bei Onboardeingängen, die gehen bei nennenswerter Übersteuerung schnell mal hops (und mit etwas Pech noch mehr dazu).

Übrigens scheint das eine von diesen "kopfstehenden" Schaltungen mit floatenden Versorgungsspannungen zu sein, wie sie bei leistungsstarken PA-Endstufen nicht unüblich sind. Die sind am Anfang recht verwirrend, weil sich normalerweise kein Mensch den Stromfluß klarmacht - von Ausgangsstufe durch Lautsprecher duch Siebelkos zur den Versorgungsspannungen zur Ausgangsstufe. Ist jeweils gleich, nur die Plazierung der Schaltungsmasse unterscheidet sich. Die Ausgangsstufe dient ja normalerweise als Spannungsfolger, hier aber macht sie gehörig Spannungsverstärkung, mit sehr wenig Spannungshub am Eingang. Deswegen reicht ein gewöhnlicher OP auch zur Ansteuerung. Weiterer Vorteil: Der Ausgang ist immer kondensatorgekoppelt (mit recht großzügigen Kapazitätswerten), DC-Schutzschaltung unnötig. Dafür braucht man halt kanalgetrennte Sekundärwicklungen und Siebkondensatoren.
Noeo12
Neuling
#12 erstellt: 06. Aug 2014, 11:26
Heute morgen habe ich mal ein paar Testlautsprecher angschlossen und mir das ganze mal angehört. Eine Verzerrung habe ich dabei jedenfalls nicht hören können. Natürlich war der Amp dabei nicht im Grenzbereich, wo er leider zuvor schon mal öfters gefahren wurde. (Jetzt im Nachhinein ist das keine gute Idee gewesen.)

Mir ist aufgefallen, dass der Verstärker eine Thyristor-Corwbar besitzt, die soweit ich es verstanden habe bei einer Gleichspannung den Thyristor leitend werden lässt und den Ausgang kurz schließt. Ist der Schutz dann für Spannungen die von "Extern" einwirken könnten gedacht?

Danke nochmal für deine Hilfe und für die Informationen!


[Beitrag von Noeo12 am 06. Aug 2014, 11:27 bearbeitet]
ruesselschorf
Inventar
#13 erstellt: 06. Aug 2014, 11:56
Hallo,

diese Art der LS-Schutzschaltung umgeht eventuelle Kontaktprobleme mit Relais. Der Crowbar TRIAC am Ausgang schützt aber nur die angeschlossenen LS vor Gleichspannung - der Verstärker ist dann leider schon kaputt
Oft überlebt auch der TRIAC so eine Notbremsung nicht, deshalb sollte man nach einer Endstufenreparatur auch den TRIAC prüfen.

Helmut
Noeo12
Neuling
#14 erstellt: 07. Aug 2014, 14:57
Mahlzeit,

der Triac ist anscheinend noch okay, habe Ihn ausgelötet und mittels kleiner Testschaltung überprüft:
http://www.hobby-bastelecke.de/halbleiter/triac_pruefen.htm

Heute werde ich den Amp mal an meine Boxen anschließen und ein paar Stündchen Musik damit hören. Mal sehen ob alles gut geht.


Vielen Dank für eure Hilfe!

- Noeo12
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