Unterscheidung zw. Luftschall vs. Körperschall = sinnlos?

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zfc
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 22. Feb 2021, 16:57
Hallo,

immer wieder wird hinsichtlich der Schallübertragun zw. Luft- und Körperschall unterschieden.

Z.B. wurde in diesem Forum die Frage erörtert, ob es von der Schallart (Luft- oder Körperschall) abhängt, ob ein moderates Brummen aus der Nachbarwohnung mit Bassabsorbern im Empfangsraum eliminiert werden kann, oder nicht.

Mittlerweile bin ich skeptisch, ob die Unterscheidung zwischen Luft- und Körperschall überhaupt Sinn macht, bzw. inwiefern.


Es ist doch so:

  1. Wenn ich Geräusche aus der Nachbarwohnung höre, ist die Schallübertragung zwischen den Wohnungen immer Körperschall, schon allein aus dem Grund, da keine Luft aus der Nachbarwohnung in meine Wohnung gelangen kann (außer, es ist ein Loch in der Wand).

  2. Wenn z.B. Musik aus der Nachbarwohnung in meine Wohnung gelangt, muss demnach immer Körperschall der Überträger sein, z.B. über die Wand, Bodenplatte o.ä. Auf die Wand, Bodenplatte kann innerhalb der Nachbarwohnung aus der Luft oder über den Boden (z.B. wenn die LS auf den Boden übertragen wird.

  3. Wenn dann der Schall "in" der Wand oder Bodenplatte ist, wechsel der Schall in meiner Wohnung wieder das Medium und geht in Luft über ("Luftschall").

  4. Wenn ich mir die Ohren zuhalte, höre ich nichts mehr, weil keine Luft (Luftschall) mehr in mein Ohr gelangt. Außer, es ist ganz lauter Schall oder ganz tieffrequenter Schall in hinreichender Lautstärke, dann wird der Schall meinen Körper (Haut, Blut, Fleisch)



Schall aus der Nachbarwohnung wird also immer über diesen Pfad den Weg in mein Ohre finden:


  1. Nachbarwohnung: Luftschall und/oder Körperschall auf Bauelemente (reiner Körperschall)

  2. Empfangsraum: Körperschall aus den Bauelementen auf Luft in meinem Raum

  3. Mein Ohr: Dort hin als reiner Luftschal aus Raumluft l, ggf. zusätzlich auch als "Körper"schall durch Fleisch und Blut



Die Sinnhaftigkeit bzw. der Zweck der Unterscheidung in Raum und Körperschall ist mir somit derzeit unklar.

Hat jemand Lust, es mir zu erklären, oder kennt eine gute Quelle wo ich es nachlesen kann (nicht allgemein erklärt, sondern speziell die in diesem Post angesprochenen Ungreimtheiten sollen aufgeklärt werdne).

Besten Dank und Grüße
zfc


[Beitrag von zfc am 22. Feb 2021, 17:05 bearbeitet]
imLaserBann
Inventar
#2 erstellt: 24. Feb 2021, 14:30
Mein Verständnis wäre da grundsätzlich ähnlich, ich habe die erwähnten Diskussionen aber auch nicht im Detail verfolgt. Außerdem bin ich kein Bauakustiker, sondern habe nur laienhafte Vorstellungen.

Ein herkömmlicher Bassabsorber wird wahrscheinlich immer nur den Luftschall im Empfängerraum absorbieren können.

Wenn dann der Schall "in" der Wand oder Bodenplatte ist, wechsel der Schall in meiner Wohnung wieder das Medium und geht in Luft über ("Luftschall").

Für die Grundfrage, ob sich das Brummen über Absorber eliminieren lässt, müsste der Absorber wohl am Besten zwischen dem Ohr und dem Ort, an dem der Schall wieder in die Luft wechselt, positioniert sein.
Dabei sehe ich zwei Probleme: erstens müsste der Absorber je nach Frequenz und Pegel des Brummtons evtl. sehr dick sein (>0,5 m?), damit man den Ton nicht mehr hört und zweitens wird man nicht genau wissen, wo der Schall wieder an die Luft übergeben wird.
Dabei könnte es ein großer Unterschied sein, ob der Ursprung z.B. ein Lautsprecher ist, der brummt. Dann würde ich tendenziell schon denken, dass der Schall wahrscheinlich grob aus Richtung des Aufstellorts des Lautsprechers kommt. Wenn der Ursprung jetzt aber das 15 m lange Heizungsrohr ist, das in der Wand schwingt, würde ich mir das eher wie eine riesige Gitarrensaite vorstellen, die auf der ganzen Länge schwingt, auch wenn sie nur an einem Ende angeschlagen wird.

Davon abgesehen könnte das Problem durch stehende Wellen im Raum (Raummoden) begünstigt sein, wenn es sich um einen niederfrequenten Brummton handelt. Wenn es bei gleichbleibender Frequenz brummt, hat man dann vielleicht sogar wieder bessere Chancen mit entsprechend positionierten Absorbern

Ansonsten habe ich hier schon häufiger gelesen, dass man sich zum Ausprobieren der Wirkung von Absorbern vorab Pakete mit Steinwolle aus dem Baumarkt, die noch eingeschweißt sind, z.B. in die Raumecken stapeln könnte.

Wenn man alle Raumecken deckenhoch füllen möchte, ist das natürlich trotzdem ein ziemlicher Aufwand.
zfc
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 20. Mrz 2021, 20:16

imLaserBann (Beitrag #2) schrieb:


Ein herkömmlicher Bassabsorber wird wahrscheinlich immer nur den Luftschall im Empfängerraum absorbieren können.


Mehr muss er ja auch nicht. Letzten Endes kann der Schall ja nur als Luftschall in mein Ohr gelangen, siehe EP.

Mir geht es ja speziell im Raummoden. Habe mir jetzt ein sehr interessantes Fachbuch bestellt [1].


[1]
https://www.amazon.d...id=1616260622&sr=8-1

Dort wird beschrieben, dass bei einem Raum von entsprechender Größe bei 55 Hz der Pegelunterschied durch Raummoden zw. Raummitte und Raumecke 40 dB betragen kann.

Das ist schon sehr viel und bestätigt auch meine Wahrnehmung, dass bei LF der Pegelunterschied zwischen Eck und Raummitte sehr groß sein kann.

Letzten Endes ist es ja so, wenn ich es richtig verstehe, dass sich der Pegelwert in den Raumecken dadurch aufschauckelt, dass die Schallwelle zwischen den Wänden immer wieder Hin und Her
reflektiert wird (ähnlich, wie wenn man zwei Spiegel genau gegenüber aufstellt) und somit sich Pegelwert in den Ecken "aufsummiert".

Theoretisch müsse man somit verhindern, dass die Schallwelle reflektiert werden kann um somit dieses Spiel zu unterbrechen? (Eben durch Aufstellen von Absorbern usw. in einem oder mehreren Raumrecken).




Für die Grundfrage, ob sich das Brummen über Absorber eliminieren lässt, müsste der Absorber wohl am Besten zwischen dem Ohr und dem Ort, an dem der Schall wieder in die Luft wechselt, positioniert sein.
Dabei sehe ich zwei Probleme: erstens müsste der Absorber je nach Frequenz und Pegel des Brummtons evtl. sehr dick sein (>0,5 m?), damit man den Ton nicht mehr hört und zweitens wird man nicht genau wissen, wo der Schall wieder an die Luft übergeben wird.


Einer der hauptsächlich betroffenen Räume ist das Wohnzimmer, wobei in der Raummitte der Pegel oft unter der Hörschwelle ist und in den Ecken am höchsten (allerdings ist der Pegel nicht in allen Ecken gleich hoch).

Das Problem besteht schon seit längerem und die Pegelhöhe wechselt immer mal. In den letzten Wochen war der Pegel recht leise und mir ist dadurch ein interessanter Zusammenhang aufgefallen:

Außerhalb des Wohnzimmers ist ein Stelle im Wohnungsflur am lautesten betroffen. Interessanterweise ist diese Stelle im Flur jedoch kein Raumeck, sondern mitten im Raum, genau unterhalb eines Holzbalkens!

Dadurch, dass der Lautstärkepegel in den letzten Wochen relativ niedrig war, konnte ich eine interessante Beobachtung machen:
Wenn im Flur und im Wz an der lautesten Stelle das Brummen nur recht leise ist, kann ich das Brummen im Wz mitunter unter die Hörschwelle runterdämmen, wenn ich die Tür zwischen Wz und FLur schließe.

Das ist mir bisher noch nie aufgefallen, weil bislang die Pegel immer so laut waren, dass Schließen oder Öffnen der Tür keinen oder kaum einen Unterschied gemacht hat.

Bin bisher noch nie auf die Idee gekommen, frage mich aber jetzt folgendes: Könnte es sein, dass die Schallwelle im Wz gar nicht direkt von obendrüber in das Wz kommt, sondern vom Flur in das Wz?

Dann könnten ansätze zur Behebung u.U. diese sein:

Absorber oder was auch immer nicht im Wz, sondern im Flur aufstellen (direkt unter den Holzbalken) wenn von dort von obendrüber die Schallwelle in die Wohnung gelangt.

Womöglich könnte eine schallisolierte Wz-Tür bereits helfen, die Schallwelle aus dem Wz draußen zu halten.

Was gegen meine Annahmen spricht:


In die anderen Zimmer gelangt häufig kein oder weniger Schall, obgleich auch von diesen Türen in den Flur gelangen (es ist nur ein ganz kleiner Flur).


[Beitrag von zfc am 20. Mrz 2021, 20:18 bearbeitet]
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