Autophon Swiss Endstufe - Was genau habe ich hier?

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Tonquelle
Neuling
#1 erstellt: 31. Jan 2013, 17:06
Hallo liebes Hi-Fi-Forum!

Ich bete zu den Göttern der Tontechnik dass mir hier jemand weiterhelfen kann mit einem Resultat meiner Kaufräusche:

1



Folgendes "weiß" ich bereits:
1. Vorne haben wir einen Kippschalter für Saft, einen Drehregler für Ausgabeleistung und vier LEDs: zwei Mal rot, zwei Mal grün. Die leuchten pro Box, scheinen also sozusagen eine Art Statusanzeige für rechten und linken Kanal zu sein. Wenn man das Ding verkabelt und anmacht gehen jedenfalls erst die roten LEDs an und nach einer Viertelsekunde oder so - zum Glück - bisher die grünen. Dann kommt der Bumms.

2. Hinten wird es etwas funky. Es gibt einen linken und einen rechten Kanal mit je drei Boxenkabelklemmen: 0V, 70V und 100V gelabelt. Funktionieren tut`s als regulärer Verstärker, wenn man die negativen (richtig oder? die schwarze Seite eben) Ausgänge der Boxen an 0V klemmt und die positiven an 70 Volt oder 100 Volt. Der Unterschied ist eine Größenordnung in Lautstärke.

3. Dann hätten wir da hinten noch eine rausdrehbare kleine Glasröhre die mir als 2 Ampere Sicherung von einem Elektrotechniker versichert wurde. Ausserdem einen dreipoligen Eingang für Stromkabel - eben wie beim Rechnernetzteil.

4. Der Eingang. Ja, der Eingang. Ich dachte beim Kauf erst, das sei XLR. Aber es ist fünfpolig und ich habe bisher in allen möglichen Läden bis auf bei Thomann kein vergleichbares Kabel gefunden wie das, welches diesen Ausgang bei meinem Gerät mitgeliefert in L/R Cinch umwandelt.


Weitere Spaßigkeiten:
- Das gesamte Teil wiegt laut Personenwage 35kg, hat vier massive Kupferspulen und sechs Passivkühler etwa so groß wie eine early-adopter-Riesen-Super-Gaming-Grafikkarte am PC.
- Die Firma "Autophon" gibt es seit den Sechzigern nicht mehr.
- Wenn man einfach Strom drauf gibt, mit Adapter einen Mp3 Player anschließt und abspielt, kann man Ton hören. Ohne Lautsprecher. Rein Resonanz des Geräts.
- Mehrfachstecker Betrieb no way, das Ding will seine eigene Steckdose, 2x Sicherungen rausgehauen vorher

Zum eigentlichen Ton: Der ist unerwarteterweise ziemlich geil. Neutral, sehr sogar, aber Lautstärke ist wirklich massiv, dynamisch bei allen möglichen Stücken (ausprobiert mit Miles Davis bis aktuellem Techno). Ich hatte 2x Quadral Tribun MK IV Phonologue mit iirc 150W/Speaker und 2x Konvex Irgendwas (80er Jahre Speaker aus Deutschland, 3 Wege, genau dasselbe in Grün nur 180W pro Speaker) plus nochmal Quadral 100W Würfelchen 2x dran hängen und einen Denon Amp als Sicherheit vorgeschaltet, der war auf keinerlei Verstärkung eingestellt, MacBook eines Freundes dran auf 1/10 Lautstärke und dann die Kiste hier eben angemacht und so wenig ich manuell hingekriegt habe aufgedreht. BAM, Zimmerlautstärke auf allen Speakern. Ich werde nicht so tun als ob ich db schätzen könnte aaaaaaber: mehr als ein Drittel und ich hätte mir ERNSTHAFT Sorgen um die Lautsprecher gemacht. Der Techno Track "Querstromzerspaner (LFO Remix)" von T.Raumschmiere hat die Tieftöner zu veritablen Massagegeräten gemacht. Wie gesagt: Denon aus, Macbook auf fast aus, nur die Kiste hier ein Drittel aufgedreht. Weiter hielt ich für destruktiv.

Ich habe extrem wenig für den Kasten bezahlt, das Altmetall ist sicher mehr wert. Mir geht es drum ob mir jemand erklären könnte was ich hier denn habe. Endstufe sagen Leute. Ja, die gibt es ja in einigen Formen. PA Bla sagen Leute. Davon habe ich keine Ahnung.

Die Tatsache dass das Ding gebaut ist als ob ein Atomangriff bevorstünde macht Veranstaltungstechnik nicht unglaubwürdig für mich. Aber so klein? Der Formfaktor ist circa 75% eines regulären Heimkinoverstärkers. Und dann ist da der Ton, der zumindest für mich Hi Fi Ansprüchen genügt und keinesfalls Ansagen auf Kreuzfahrtschiffen zugedacht ist. Was macht man mit sowas? Ich meine habe ich hier das letzte Teil einer Stereoanlage die ich mir bauen sollte und mache mich jetzt auf die Suche nach massiven Speakern, Vorverstärker und Kabelzeug? Oder ist das Ding die Steuerzentrale für die Beschallung in einem Club? Ich habe zero Ahnung.

Ich weiß nur dass ich extrem vorsichtig bin was Zeugs anschliessen angeht weil eben Kraftzwerg. Aber ich bin um jede Information / Aufklärung dankbar, liebe Fachkundigen

Liebe Grütze,
Tonquelle

edit: Was mich auch sehr interessieren würde ist, wenn sich das so sagen lässt, was ich für Equipment möchte, um da mal Messdaten zu kriegen die sich jemand von den Profis hier bei so einem Gerät ansehen würde. Ich meine ich habe im Moment einen unkonventionellen, für mein bisheriges HiFi Leben (Studentenjobs etc, vllt. 2k€ Anlage) monströsen Kasten und keinen Plan ob ich den irgendwo bei Freunden die Parties veranstalten vorbeibringen soll, ihn behalten und meine Anlage darauf abstimmen, ihn zurückbringen... Jo. Kein Plan. Insbesondere keinen Schalt-solchen, bevor jemand fragt. Ich kann die Tage bessere Fotos reinstellen (pendle zwischen Schweiz und Deutschland im Dreiländereck) aber sonst... Schulphysik sagt mir Oszillograph an Ausgang würde Interessantes ergeben, aber da habe ich leider Mädchen angestarrt statt zugehört. :/


[Beitrag von Tonquelle am 31. Jan 2013, 17:30 bearbeitet]
Detsi_Bell
Stammgast
#2 erstellt: 31. Jan 2013, 20:55
Hi!

Du hast keinen Adapter von DIN auf Cynch gefunden, aber Du kannst Signal mit einem Adapter einspeisen?

Das wird wohl eine 2-kanalige ELA-Endstufe sein, zumindest die Angabe 0-70V-100V deutet darauf hin. Das ganze nennt sich dann auch 100V-Technik, nach diesem Begriff kannst Du googeln und wirst seitenweise Ergebnisse bekommen.

Eingesetzt wird so etwas in Großinstallationen, mit dutzenden von Lautsprechern, verteilt über weite Entfernungen. Kaufhäuser, Sportstätten, große Kneipenanlagen, Kirchen, so in etwa. Dein Exemplar ist ziemlich eingeschränkt in seinen Möglichkeiten, eine reine Endstufe, sonst nix. Richtige Systeme haben massiv viele Möglichkeiten zur Linienwahl, Vorrangschaltungen für Notdurchsagen usw.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann hast Du normale Boxen an die 70V-Ausgänge gehängt und freust Dich nun, daß da anscheinend ein heftiger Sound rauskommt. Das wundert mich eigentlich nicht ... Vorsicht hast Du ja walten lassen, und das war gut so. Übrigens bitte die Endstufe nicht im Leerlauf, ohne Lautsprecher rappeln lassen, das kann zu Überschlägen an den Ausgangstrafos führen.

Ansonsten Glückwunsch zu diesem Kraftverstärker, so manch einer hätte sich früher so ein Ding zur Beschallung seines Dorffestes oder Weihnachtsmarktes gewünscht. Dieser hier sieht ein wenig nach engagiertem Selbstbau aus, aber diese Technik war mal sehr teuer. Klar, die Ausgangsübertrager in der Größenordnung von 100-120W kosten auch heute noch gutes Geld.

Wie hast Du es eigentlich geschafft, die Bilder spiegelverkehrt einzustellen?

Best: Detsi


[Beitrag von Detsi_Bell am 31. Jan 2013, 21:02 bearbeitet]
Tonquelle
Neuling
#3 erstellt: 31. Jan 2013, 23:46
Vielen Dank!

Ich bin sehr affin was elektronische Musik angeht, da werden viele Parties selbst gegeben, du sagst mir ja jetzt quasi das Ding wäre mit vorgeschaltetem Kontroll-Kasten (so wie der Denon in meinem Eröffnungsposting) und einer Reihe Boxen eine gute Möglichkeit, private Parties zu beschallen.

Darf ich dich da noch was fragen zu? Wie schalte ich denn Boxen "parallel"? Also ich meine wie hängt man da mehr als zwei paar Boxen ran? Das Boxenkabel aufsplitten?

So?

L: S => S => S => S =>
R: S => S => S => S =>

Oder
L: => (S S S S)
R: => (S S S S)

So?

Ich werde das Ding auf jeden Fall mal behalten, der Sound am einzelnen Speaker ist für mich echt gut. Hoffe ich blamiere mich da jetzt nicht.


[Beitrag von Tonquelle am 01. Feb 2013, 01:44 bearbeitet]
Detsi_Bell
Stammgast
#4 erstellt: 01. Feb 2013, 15:07

Tonquelle (Beitrag #3) schrieb:
Wie schalte ich denn Boxen "parallel"? Also ich meine wie hängt man da mehr als zwei paar Boxen ran?


Ich kann Dir nur nochmals empfehlen, Dir selbst ein paar Grundlagen anzulesen.

Nur soviel: Bei dieser Technik wird die Spannung für die Lautsprecher auf einen Nennwert von 100V hochtransformiert. Daher langen nun dünne Kabelquerschnitte, um die Leistung auch über weite Strecken zu transportieren. Jeder einzelne Verbraucher (Lautsprecher) hat selbst einen weiteren Übertrager (Trafo), mit dem er seine einstellbare, gewünschte Leistung aus diesem "Netz" herauszieht.

Es ist nicht vorgesehen, eine niederohmige Box direkt an der 70/100V-Leitung zu betreiben! Es geht natürlich, wie Du erfahren hast, aber es ist technischer Unfug.

Wenn Du Deine Boxen in Reihe schaltest, nicht parallel (!), dann kannst Du mit etwa 50Ohm am 70V-Ausgang 100W abnehmen. Das ist ein gängiger Wert für die Leistung von solchen Verstärkern. Das ist aber schon wieder Unfug.

Best: Detsi
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