Wer sammelt Mono-Hifi-Klassiker?

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TrueHighFidelity
Stammgast
#1 erstellt: 27. Okt 2021, 18:40
Auf ein Neues...

backtomono

Bei dem Wort "Hifi-Anlage" denkt heutzutage jeder an eine Stereo-Anlage, aber es gab ja einmal eine kurze Periode des Mono-Hifi (ca. 1948 bis 1958). Die Aufnahme- und Wiedergabetechnik machte damals einen enormen Sprung nach oben: Magnetbandtechnik, Vinyl-Schallplatten mit Mikrorillen (LPs und 7"-Singles), "full frequency range recordings", umschaltbare Entzerrerkennlinien, FM-Radio, Mehrwege-Lautsprecher, Bassreflex-Prinzip - all das enstand in diesem Zeitraum. Auch Plattenfirmen warben auf Schallplatten mit dem Begriff Hifi. Aber eben alles noch einkanalig. Stereo-Schallplatten kamen erst ab 1958 langsam auf den Markt, und Stereo-Rundfunk noch später.

Auch so ein Monster wie das Klipschorn wurde in den 1940er Jahren entwickelt und war damals selbstverständlich als Mono-Lautsprecher gedacht.

Hier gibt es ein Video der ersten Hifi-Anlage von Revox (nicht meine) von 1953, bestehend aus Plattenspieler Revox 60, Endstufe Revox 59 E und Vorstufe Revox 59 A - in Röhrentechnik und selbstverständlich noch in Mono:



Sammelt hier jemand von euch solche Mono-Hifi-Klassiker oder betreibt sogar eine komplette Mono-Kette? Oder betrachtet Ihr das als überflüssig, da man ja Mono-Aufnahmen auch auf einer Stereo-Anlage problemlos wiedergeben kann? Ist das dann überhaupt noch Hifi, wenn die Aufnahmen doch zur Wiedergabe über einen einzelnen Lautsprecher gedacht waren? Oder hört Ihr grundsätzlich keine Mono-Aufnahmen?

Ich finde oft Aufnahmen aus den 1950er Jahren, die für ihr Alter ziemlich gut klingen, und die auf einer Mono-Anlage wahrscheinlich sehr schön zur Geltung kommen würden. Ich könnte mir vorstellen, irgendwann mal (wenn Zeit, Geld und Platz vorhanden ist) nur aus Spaß an der Freude eine Mono-Anlage aufzubauen, nur für die alten Aufnahmen von damals.

Wie ist es mit euch?
Mechwerkandi
Inventar
#2 erstellt: 29. Okt 2021, 10:30
Plattenspieler mit Kulissenschaltung, echt spooky.
TrueHighFidelity
Stammgast
#3 erstellt: 29. Okt 2021, 15:52
Solide Technik halt.

Das Interesse scheint überschaubar zu sein. Ich erinnere mich auch an einen Umfragethread vor vielen Jahren, wo gefragt wurde, welches Hifi-Jahrzehnt die Forenmitglieder am interessantesten finden. Da lag der Schwerpunkt in den 1970er Jahren, nicht in den 1950ern. Leider finde ich den nicht mehr.
shabbel
Inventar
#4 erstellt: 30. Okt 2021, 19:56
Es handelt sich in dieser Ära um reine Röhrentechnik. Soweit ich weiss hat man zunächst im Konsumerbereich noch mit Profiröhren gearbeitet und erst dann auf die kleinen Bauformen umgestellt. Deshalb werden die frühen Musiktruhenflaggschiffe von Grundig hoch gehandelt.
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 31. Okt 2021, 16:15
Profiröhren? Was soll das sein? Es gab Röhren für Sendeanlagen, die kamen natürlich nicht in einem normalen Radio zum Einsatz. Dann gab es Röhren für hohe Leistungen, die wurden in sog. Kraftverstärkern für Kinos eingebaut. In den Geräten der 50er für den Konsumerbereich herrschten die EL 8. und EL 4.. Serien. Die Konstruktionen in Deutschland waren meistens sehr ähnlich und auch nicht besonders gut. Sie erfüllten in keinem Punkt die DIN 45500, waren zu schlapp (4 W bei 10% Klirr), der Frequenzgang machte eine wunderschöne Badewannenkurve und der Rauschspannungsabstand war kläglich. Natürlich gab es Geräte, die besser waren, aber nur in ganz geringer Menge. Wenn man Wert auf Hifi mono legt, kein Problem, man schiebt seine Lautsprecherboxen zusammen und dreht eine zur Seite und eine nach vorne und hört die Monoaufnahme. Dann ist es absolut Originalgetreu. Wer in die alten Monoradios hinenschaut gab es damals genau diese Anordnung. Nach vorn der Hauptlautsprecher und zur Seite zwei "Hoch"töner. Das nannte man dann 3 D Klang. Also aus einer Stereoanlage eine Monoanlage zu machen ist kein Problem, deshalb muss man keine Geräte aus den 50ern sammeln. Das Thema Hifi in der Frühzeit der Radioentwicklung ist aber natürlich spannend und wer Karajans Beethoven von 1963 kennt, weiß, dass das schon alles da war im Studio für uneingeschränkte HiFi Qualität. Es kostete nur soviel, dass ein normaler Mensch sich das nicht leisten konnte.
TrueHighFidelity
Stammgast
#6 erstellt: 31. Okt 2021, 18:04

Ingor (Beitrag #5) schrieb:
Wenn man Wert auf Hifi mono legt, kein Problem, man schiebt seine Lautsprecherboxen zusammen und dreht eine zur Seite und eine nach vorne und hört die Monoaufnahme. Dann ist es absolut Originalgetreu.

Na ja, die Lautsprecher waren halt schon anders damals und klangen auch anders. Ich habe solche alten Radio-Lautsprecher hier. Harte Aufhängung und offene Gehäuse verbaut heutzutage niemand mehr. (Warum eigentlich?)


Also aus einer Stereoanlage eine Monoanlage zu machen ist kein Problem, deshalb muss man keine Geräte aus den 50ern sammeln.

Man muss eigentlich überhaupt keine alten Geräte sammeln, denn alles, was die können, können auch moderne Geräte. Das Fass sollten wir im Hifi-Klassiker-Bereich nicht aufmachen. Das wäre wirklich Sammeln um des Sammelns willen, das ist mir schon klar.

Ich glaube, Einzelkomponenten-Hifi war damals auch eher in Amerika ein Thema als hier. Zum Beispiel sowas wie der Heathkit EA3-Verstärker und dazu passend der Heathkit FM4-Tuiner. Gab es sowas in Deutschland? Und Heathkit war auch eher ein Bausatzanbieter für Hifi-Freunde mit kleinerem Geldbeutel.


Das Thema Hifi in der Frühzeit der Radioentwicklung ist aber natürlich spannend und wer Karajans Beethoven von 1963 kennt, weiß, dass das schon alles da war im Studio für uneingeschränkte HiFi Qualität. Es kostete nur soviel, dass ein normaler Mensch sich das nicht leisten konnte.

Auf jeden Fall. Aufnahmeseitig gab es schon in den frühen 1930er Jahren Hifi bei RCA. Hat nur damals noch keiner zu schätzen gewusst.
laminin
Inventar
#7 erstellt: 31. Okt 2021, 18:16

Gab es sowas in Deutschland? Und Heathkit war auch eher ein Bausatzanbieter für Hifi-Freunde mit kleinerem Geldbeutel.

In Deutschland faellt mir da Radio RIM ein.
TrueHighFidelity
Stammgast
#8 erstellt: 31. Okt 2021, 20:06
Mal sehen... Ja, der Musikus M kommt den obigen Heathkits ziemlich nahe.

Dann gab es noch von Mullard das berühmte Buch "Tube Circuits for Audio Amplifiers" mit Bauanleitungen für Röhrenverstärker in allen Leistungsklassen, Mono und Stereo. Findet man auch im Internet, wen man sucht. Und offenbar wurden auch Geräte daraus als Bausätze und Fertiggeräte von der Firma Stern Radio Ltd angeboten.

Da fällt mir ein: Gab es in der DIN 45500 nicht sogar Spezifikationen für Mono-Hifi-Verstärker? Mindestens 1 x 10 Watt Ausgangsleistung, meine ich, im Gegensatz zu 2 x 6 Watt für Stereo-Verstärker.


[Beitrag von TrueHighFidelity am 31. Okt 2021, 20:19 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#9 erstellt: 31. Okt 2021, 21:14
In den 30 er Jahren schon Hifi? Nur für Live-Sendungen? Eine Aufzeichnung wäre ja nur mit Driektschnittplatten oder Lichtton möglich gewesen. Tonbandgeräte kamen erst nach dem Krieg in die USA:
TrueHighFidelity
Stammgast
#10 erstellt: 31. Okt 2021, 21:39
Natürlich kein Hifi im heutigen Sinne, aber RCA hat schon Anfang der 1930er einige extrem gut klingende Aufnahmen gemacht. Ein paar habe ich hier mal verlinkt:






Diese Aufnahmen sind von 1932, sind ihrer Zeit aber klanglich 10 Jahre voraus. Im Gegensatz zu üblichen Aufnahmen aus der Zeit, wo oft alles zu einem Klangbrei verwischt und einzelne Instrumente untergehen, sind diese Aufnahmen luftig und durchhörbar mit schönem Raumklang. Schlagzeugbecken klingen hier wie Becken und nicht wie Topfdeckel und auch die Snare kommt sehr differenziert durch. Sogar Akustikgitarre hört man raus.

Hat sich damals nicht durchgesetzt. Wahrscheinlich konnten die Leute mit ihren Koffergrammophonen die klanglichen Vorteile nicht wahrnehmen. Und außerdem war damals Weltwirtschaftskrise und für Schallplatten hatte sowieso keiner Geld übrig.

Mit was für einer Technik das genau aufgenommen wurde, weiß ich nicht. Bei der dritten hört man aber deutlich, dass mit zwei Mikrofonen aufgenommen wurde: Einem sehr guten für die Band und einem nicht so guten (wahrscheinlich älteren) für den Sänger.


[Beitrag von TrueHighFidelity am 31. Okt 2021, 21:40 bearbeitet]
DB
Inventar
#11 erstellt: 31. Okt 2021, 22:16

TrueHighFidelity (Beitrag #1) schrieb:
Sammelt hier jemand von euch solche Mono-Hifi-Klassiker oder betreibt sogar eine komplette Mono-Kette?

Naja, ich habe eine ganze Reihe Monogeräte, denen aber nicht explizit das Prädikat "Hifi" aufgeklebt wurde.
Ich höre auch vielfach die Musik in Mono per 3D-Radio, Damit bin ich dann nicht, wie bei Stereo mit dafür notwendig bündelnden Lautsprechern, auf eine mehr oder weniger exakt definierte Abhörposition angewiesen. Das 3D-Radio hat in alle Richtungen eine zufriedenstellende Wiedergabe.


MfG
DB
TrueHighFidelity
Stammgast
#12 erstellt: 01. Nov 2021, 02:57
Auch schön, aus Großbritannien:



Quad II Endstufe und Quad QC II Vorstufe.

Die Aufnahme, die da läuft, ist tatsächlich klanglich sehr schön: Maria Mucke - Glaube mir (1954). Sicher auch über ein 3D-Radio.


[Beitrag von TrueHighFidelity am 01. Nov 2021, 03:15 bearbeitet]
CxM
Stammgast
#13 erstellt: 02. Nov 2021, 10:12
Hi,

ich denke, man solte die Begriffe nicht vermischen.

Es gab sehr gut klingende Mono Geräte, die auch heute noch begeistern können - keine Frage.
Aber HiFi ist nach meiner Wahrnehmung ein Begriff, der erst später aufkam.
Und wenn man der Definition der unsäglichen DIN 45500 folgt, gibt es HiFi mit Mono gar nicht.
2x30 Watt an 4 oder 8 Ohm ist da die Mindestvoraussetzung.
Man kann natürlich zwei Stränge in Mono hinstellen, aber spätestens bei der Klangerzeung (Radio, Plattenspieler, Tonabnd, etc.) braucht man doch wieder ein Stereo Gerät.

Herausragende Komponenten gabe es ja auch schon recht früh
- Altec Lansing Lautsprecher (ab 1943)
- Quad Elektrostaten (ab 1954)
- JBL Metregon (ab 1960)
Und was damals so in Tonstudios und Kinosälen stand, war ja auch nicht von schlechten Eltern.

Wann der Begriff "High Fidelity" aufgekommen ist und wer ihn in die Welt getragen hat, wird man wohl nur noch schwer nachvollziehen können.
An der DIN 45500 wurde ja ab 1965 gearbeitet.
Muss also vorher schon was gegeben haben.

Ciao - Carsten
DB
Inventar
#14 erstellt: 02. Nov 2021, 11:14
M.M.n. tauchte der Begriff schon vor dem 2.WK auf, in einem Verkaufsprospekt von Zenith, E.H.Scott oder Crosley.
TrueHighFidelity
Stammgast
#15 erstellt: 02. Nov 2021, 17:55

CxM (Beitrag #13) schrieb:

Aber HiFi ist nach meiner Wahrnehmung ein Begriff, der erst später aufkam.
Und wenn man der Definition der unsäglichen DIN 45500 folgt, gibt es HiFi mit Mono gar nicht.

Schallplattenseitig wurde schon vor der Stereo-Ära mit dem Begriff geworben. Hier ein Beispiel von 1954:

bg1

bg2

bg3

Hier auf einer Schellackplatte von 1955:

vera lynn
Ingor
Inventar
#16 erstellt: 02. Nov 2021, 18:27
@CxM es waren nicht 2x 30 W, sondern nur 2 x 6 W und für Mono waren es 10 W. Das Stereo eine Grundvoraussetzung für HiFi ist, steht nicht in der Norm. Dort werden bestimmte Parameter für Stereo-Geräte festgelegt, aber Stereo ist keine Voraussetzung für Hifi in der Norm. Ansonsten gäbe es auch keine Definition für Mono-Verstärkerleistung. Die Norm ist auch keineswege unselig. Sie spiegelt den echten Bedarf für eine ganz gute Wiedergabe. Die Ansprüche waren für die damaligen Konsumgeräte nicht einfach zu erfüllen. Später wurde die Norm deutlich übertroffen.
TrueHighFidelity
Stammgast
#17 erstellt: 02. Nov 2021, 18:33
Ich nehme an, die Norm wurde später mal überarbeitet? 2 x 30 Watt scheinen mir für 1965 sehr viel.
DB
Inventar
#18 erstellt: 03. Nov 2021, 21:33
Gefunden: 1935


[Beitrag von DB am 03. Nov 2021, 21:34 bearbeitet]
TrueHighFidelity
Stammgast
#19 erstellt: 06. Jan 2022, 21:09
Ich habe da wieder was gefunden und kann es euch einfach nicht vorenthalten...


Knight 730 Mono Tube Tuner Amplifier (RESTORED)

Ist das nicht ein Leckerli? 1957 - kurz vor dem Ende der Mono-Hifi-Ära.

Nebenbei:
Hat sich hier jemand den Heathkit EA3 geholt, der neulich bei eBay drinstand? Ich habe noch überlegt, aber dann war es zu spät.
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