Sat-Schüssel selbst erden oder lieber vom Fachmann?

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Monsy
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 13. Mrz 2012, 21:06
Moinen!

Habe nun das halbe Forum schon durchsucht, bin aber nicht viel schlauer draus geworden.

Ich bin vor kurzem umgezogen und habe nun teilweise sehr schlechtes Bild bei meinem Kabelanschluss (siehe Thread im DVB-C Forum). Nun wollte ich eigentlich gerne auf SAT umsteigen, auch wenn seit heute Abend meine digitalen Kabelsender wieder gehen....
Habe mir heute allerdings schon eine Schüssel samt LNB bestellt und mein Vater soll mir beim anbringen helfen. Mein Vater hat schon viele Schüsseln angebracht und meinte, er habe noch nie eine geerdet und eigentlich müsse ich das nicht, die Schüssel und Elektrogeräte würden bei einem Einschlag eh kaputt gehen und wegen erhöhter Brandgefahr sollte ich dann doch auch lieber meine Bäume im Garten erden... Der Fernsehmann meinte natürlich das gegenteilige, aber es interessiert ihn auch nicht, wenn wir die ohne anbringen. Nur ohne Erdung würde er halt nichts daran machen, wie zB. exakt ausrichten. Situation: das Haus liegt an einem Hang, wenige Meter vom Haus stehen Bäume die das Haus einige Meter überragen. In ca. 30 - 50 Meter Entfernung stehen Mehrfamilienhäuser die bei weitem unser Haus überragen (quasi oben auf dem Hügel, der richtung Osten liegt. Nach Süden ist aber freie Sicht für die Schüssel).
Die Schüssel soll (wenn ich sie denn nun anbringe, abhängig ob Kabel weiterhin funktioniert) über das Hausdach quasi hinweggucken und an der Hauswand mit einem Rohr befästigt werden. Nun würde ich sie dann aber wohl doch lieber erden, wenn man das selbst machen kann.
Reicht es da aus, wenn ich einfach einen Erdpfahl in den Erdboden ramme und die Antenne dann damit verbinde? Ein Stück neben der Hausecke, wo die Schüssel dan hinkäme habe ich Rasenfläche, wo ich hoffe, so einen Pfahl reinzubekommen. Kann ich das Erdungskabel dann einfach die Hauswand runter und ca. 1 Meter über den Boden bis zur Rasenfläche legen, oder müsste man da spezielles noch beachten?
Habe gesehen, dass es bei Amazon verschiedene Sets dafür gibt, wo es Staberder von 1,5 - 2,5 Meter länge gibt. Müsste es der lange sein? Und es gibt Sets mit Potentialausgleichsschiene. Was ist das für eine Schiene? Die bräuchte ich doch, wenn ich es richtig verstanden habe, nur wenn ich zB. im Hauskeller so eine Erdung hätte, oder?
Ich möchte eigentlich darauf verzichten, eine Firma damit zu beauftragen, da ich denke, das würde richtig teuer werden?

Bei Gelegenheit könnte ich morgen auch Fotos machen, wenn erforderlich. Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!
ChrisBen
Inventar
#2 erstellt: 13. Mrz 2012, 22:00
Moin,
das mit der Erdung ist weniger ein Blitzschutz. Die Erdung dient dazu, damit sich im normalen Betrieb kein Potential (eine hohe Spannung) auf der Schirmung der Antennenkabel bildet. Je größer bzw. umfangreicher eine Antennenanlage ist, desto höher kann die Spannung werden.
Also wenn du nicht irgendwann mal beim Berühren der Sat-Wand-Steckdose einen elektrischen Schlag bekommen willst (ist mir leider schonmal passiert), solltest du tunlichst die Antennenanlage erden.

Die Details erzähl ich dir gleich.

Also, wenn du die Schüssel oberhalb des Dachs anbringen willst, mußt du sie mit einem 16mm² Kupferdraht erden, weil in einem solchen Fall die Erdung auch einen Blitzeinschlag überstehen muß. Es nutzt ja nichts, wenn der Erdungsdraht ansonsten im oder am Haus einen Brand verursacht. Würdest du die Schüssel vor die Wand unterhalb des Dachs hängen, würde ein 4mm² Erdungsdraht am Mast reichen.

Zusätzlich mußt du, wie oben beschrieben, die Schirmung der Antennenkabel erden. Hierzu verwendet man üblicherweise einen Erdungswinkel. Dieser Winkel enthält mehrere F-Stecker (gibt es bis 17 F-Stecker, janachdem wie wiele Kabel du benötigst. Hieran werden die Antennenkabel, die von der Schüssel kommen, angeschlossen. Dieser Erdungswinkel wird ebenfalls wieder mit 4mm² Kupferdraht geerdet.

Da bei mir die Schüssel an der Gibelwand vorm Dachboden hängt und dort auch die Antennenkabel verlaufen, habe ich einen Erdungsblock aufm Dachboden an die Wand gedübelt. An diesem Block hängen alle 4mm² und 16mm² Erdungsdrähte. Dieser Block ist über einen 16mm² Kupferdraht mit dem Haupterdungspunkt im Haus verbunden. Wenn du die Schüssel übers Dach montieren willst, brauchst für die Verbindung zum Haupterdungspunkt 16mm². Hängt die Schüssel mehr als 2m unterhalb der Dachkante, reicht auch hier ein 4mm² Kupferdraht zur Verbindung des Erdungsblocks mit mit dem Haupterdungspunkt des Hauses.

Der Haupterdungspunkt im Haus ist ein Erdungsblock, wo bereits ein dicker Erdungsdraht aus dem Sicherungskasten angeschlossen ist. Diese Klemmleiste befindet sich meistens irgendwo in der Nähe vom Sicherungskasten. Daher brauchst du keinen Staberder. Sobald du einen Sicherungskasten im Haus hast, der FI-Schutzschalter hat, muß eine ausreichende Erdung bereits vorhanden sein, an die du die Antennenanlage mit anschließen mußt.

--> http://www.kathrein.de/de/sat/tinfos/download/antenne_erden_blitzschutz.pdf


[Beitrag von ChrisBen am 13. Mrz 2012, 22:16 bearbeitet]
NOBBY278
Stammgast
#3 erstellt: 13. Mrz 2012, 22:32
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barsch,
Inventar
#4 erstellt: 13. Mrz 2012, 22:39

Hieran werden die Antennenkabel, die von der Schüssel kommen, angeschlossen.


und auch die,die vom MS abgehen.Also für einen 5/8 MS einen 13 Fach Erdungswinkel.(wenn Terr. mit zugeführt wird)
Dipol
Inventar
#5 erstellt: 13. Mrz 2012, 23:37

Monsy schrieb:
Mein Vater hat schon viele Schüsseln angebracht und meinte, er habe noch nie eine geerdet und eigentlich müsse ich das nicht, die Schüssel und Elektrogeräte würden bei einem Einschlag eh kaputt gehen und wegen erhöhter Brandgefahr sollte ich dann doch auch lieber meine Bäume im Garten erden...

Als Fachbauleiter ist man von vorgeblichen oder tatsächlichen Elektrofachkräften wegen Normunkenntnis zu Blitzschutz, Erdung und Potenzialausgleich eigentlich nicht mehr zu erschüttern. Der Herrn Papa hat sich mit seinem starken Tobak in die Riege total inkompetenter Fachkräfte eingereiht, so ein verantwortungsloses Dahergerede ist fachlicher Müll!

Die konventionelle Antennendirehterdung ist (noch) zulässig, neue Antennen sollen aber nur noch über getrennte Fangeinrichtungen geschützt werden.

Monsy schrieb:
Reicht es da aus, wenn ich einfach einen Erdpfahl in den Erdboden ramme und die Antenne dann damit verbinde? Ein Stück neben der Hausecke, wo die Schüssel dan hinkäme habe ich Rasenfläche, wo ich hoffe, so einen Pfahl reinzubekommen.

Separate Erder sind seit Jahren normwidrig, was sich aber auch noch nicht bis zum letzten Gebirgselektriker herum gesprochen hat. Und zwei 1,5 m lange oder einen 2,5 m langen Kreuzerder mit Schlegel ohne Beschädigung der Feuerverzinkung bis 0,5 m unter Grund einzutreiben, ist ein aussichtsloses Unterfangen.

ALTERNATIVE: V4A Edelstahl-Erdspieß mit 9 Meter Standardlänge von einer Blitzschutzfirma mit Vibrationshammer versenken lassen. Bei normalen Bodenverhältnissen ist das in 15 Minuten erledigt.

Monsy schrieb:
Ich möchte eigentlich darauf verzichten, eine Firma damit zu beauftragen, da ich denke, das würde richtig teuer werden?

Es muss noch nicht mal zu Personenschäden kommen oder worst case die Bude abgefackelt werden, dass es wesentlich teurer wird.

ChrisBen schrieb:
das mit der Erdung ist weniger ein Blitzschutz. Die Erdung dient dazu, damit sich im normalen Betrieb kein Potential (eine hohe Spannung) auf der Schirmung der Antennenkabel bildet.

Nicht erst seit separate Erdungsspieße für Blitzschutzanlagen normwidrig sind, bilden Blitzschutz, Erdung und Potenzialausgleich eine Einheit. Deswegen finden sich in der aktuellen Norm für Antennenerdungen, der DIN EN 60728-11/VDE 0855:2012-06, auch zahlreiche Verweise auf die Blitzschutznorm DIN EN 62305/VDE 0185-305.

Antennenerdung = Bestandteil des Äußeren Blitzschutz
Potenzialausgleich = Bestandteil des Inneren Blitzschutz

ChrisBen schrieb:
Der Haupterdungspunkt im Haus ist ein Erdungsblock, wo bereits ein dicker Erdungsdraht aus dem Sicherungskasten angeschlossen ist.

Das ist nach fachlichem Terminus kein Erdungsblock, sondern eine Haupterdungsschiene (HES, früher Potenzialausgleichsschiene (PAS) genannt. Das Stromnetz sollte daran mit einem Potenzialausgleichsleiter geerdet sein.

ChrisBen schrieb:
Daher brauchst du keinen Staberder. Sobald du einen Sicherungskasten im Haus hast, der FI-Schutzschalter hat, muß eine ausreichende Erdung bereits vorhanden sein, an die du die Antennenanlage mit anschließen mußt.

Damit allein ist es nicht getan! Jeder blitzstrombelastete Erdleiter muss einen Trennungsabstand nach EN 62305 zu allen anderen Kabeln einhalten und gefährliche Näherungen vermeiden, was gewöhnlich eine Innenableitung ausschließt. Und längst nicht jede Haupterdungsschiene ist für 100 kA blitzstromtragfähig.
ChrisBen
Inventar
#6 erstellt: 14. Mrz 2012, 11:54
Moin Dipol,
ich bin leider, was die Elektrik angeht versierter Laie. Also ein Semester E-Technik für Informatiker hat bei mir an der Uni reichen müssen. Daher maße ich mir auch nicht an, einem wirklich fachkundigen Elektriker das Wasser reichen zu können.

Aber wenn ich daran denke, daß wir vor ein paar Wochen, als wir von Kabel auf Satellit umgestiegen sind, den Monteur eines mittelständischen lokalen TV/Radio/Computer-Händlers zur Erstellung eines Angebots hier hatten, wurde mir anders. Er ließ die komplette Erdung mal eben komplett unter den Tisch fallen. Der Betrieb hat angeblich schon einige tausend Sat-Schüsseln installiert.

Jedenfalls meinte er nur, daß er die Erdung, die ich schonmal vom Keller in den Dachboden hochgezogen hatte, eh nicht brauchen würde.

Danach habe ich den Fachbetrieb dann Fachbetrieb sein lassen und die Schüssel selber an die Wand gehängt. Ich habe hier schon einige (vielleicht zwei dutzend) Sat-Anlagen gesehen, die von angeblichen Fachfirmen installiert wurden. Von diesen Anlagen war nicht ein geerdet.
Ok, ich finde die Erdung aller Antennenleitungen mittels Erdungswinkeln auch übertrieben, wenn Multischalter, Verstärker etc. an eine direkte Erdung angeschlossen zu sein. Gibt es solche Geräte nicht (z.B. weil die Receiver alle direkt an einem Quad-LNB hängen), kommt ein Erdungswinkel her. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung dazu nachdem ich als Kind schonmal an einer Antennendose einen Stromschlag kassiert habe.


[Beitrag von ChrisBen am 14. Mrz 2012, 12:00 bearbeitet]
Dipol
Inventar
#7 erstellt: 14. Mrz 2012, 13:01

ChrisBen schrieb:
Aber wenn ich daran denke, daß wir vor ein paar Wochen, als wir von Kabel auf Satellit umgestiegen sind, den Monteur eines mittelständischen lokalen TV/Radio/Computer-Händlers zur Erstellung eines Angebots hier hatten, wurde mir anders. Er ließ die komplette Erdung mal eben komplett unter den Tisch fallen. Der Betrieb hat angeblich schon einige tausend Sat-Schüsseln installiert.

In der Normenflut ist das alltägliche Normalität. Jeder im Installateurverzeichnis eingetragene Betrieb muss ein VDE-Auswahlabo haben, kaum einer kann es sich noch leisten. Und von den wenigen Installateuren die normkompetent sind hört man oft genug: Hätte ich die Erdung mit angeboten, hätte ich den Auftrag nicht bekommen.

Du bist nicht der erste User, der nach der Lektüre von Forenbeiträgen mehr über Blitzschutz, Erdung und Potenzialausgleich weiß als eine Elektro-Fachkraft und bei Antennenerdungen manchmal auch mehr als eine Blitzschutz-Fachkraft.

ChrisBen schrieb:
Jedenfalls meinte er nur, daß er die Erdung, die ich schonmal vom Keller in den Dachboden hochgezogen hatte, eh nicht brauchen würde.

Da könnte er sogar unbewusst recht haben, wenn der Erdleiter innen ohne Trennungsabstand geführt wurde. Den kann man dann aber als überdimensionierten Potenzialausgleichsleiter umwidmen. Einen außen ohne gefähliche Näherungen abgeführten Erdleiter erspart das aber nicht.

ChrisBen schrieb:
Ok, ich finde die Erdung aller Antennenleitungen mittels Erdungswinkeln auch übertrieben, wenn Multischalter, Verstärker etc. an eine direkte Erdung angeschlossen zu sein. Gibt es solche Geräte nicht (z.B. weil die Receiver alle direkt an einem Quad-LNB hängen), kommt ein Erdungswinkel her. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung dazu nachdem ich als Kind schonmal an einer Antennendose einen Stromschlag kassiert habe.

Dann stell dir mal vor, das wäre dir auf einem Steildach passiert. Dann nutze ich mal den Anlass für die Basics-Gebetsmühle:

  1. Konventionell direkt geerdete Antennen sind nicht mehr Stand der Technik. Nur mit einer getrennten Fangeinrichtung sind galvanische Eintragungen von Teilblitzströmen in die Kabel und angeschlossenen Endgeräte zu vermeiden.
  2. Bei Direkterdung darf der Potenzialausgleich ausschließlich "schleifenfrei" am Mast erfolgen.
  3. Blitzschutz ist Brandschutz! Deswegen ist ein erster mastnaher PA der Kabel zur Vermeidung von Überschlägen erforderlich.
  4. Auch der Erdleiter einer Antennenerdung muss gefährliche Näherungen zu allen anderen Kabeln vermeiden und -wie ein Blitzableiterdraht- einen Trennungsabstand nach EN 62305 einhalten.
  5. Der PA muss sicherheitstechnisch auch bei Komponentenausbau erhalten bleiben.
  6. Ist nur ein vereinfachter PA der Gehäuse von Multischaltern, Einkabelmatritzen oder Verstärkern ausgeführt, können Komponenten oder Endgeräte durch Aufschrauben eines F-Steckers (Mittelleiter bekommt zuerst Kontakt) zerstört werden.

Findest du jetzt weniger oder sogar mehr übertrieben?


[Beitrag von Dipol am 14. Mrz 2012, 13:03 bearbeitet]
KuNiRider
Inventar
#8 erstellt: 14. Mrz 2012, 18:15
... hmmm dass mit den Sicherheitsabständen in der Norm ist eine eigenartige Logig

- Sind da Umleitungsschilder für Blitze mit eingebaut?

-> Denn schließlich haben 9 paralelle Schirmgeflechte von vernünftigen Koaxkabeln etwas weniger DC-Widerstand als eine 16mm²-Cu-Leitung
Also würde ich als Blitz doch den kürzeren und leichteren Weg nehmen und/oder mich aufteilen

Echten 100% Blitzschutz gibt es imho nicht , egal welches Blitzschutzkonzept man anwendet und wenn jede Anlage wenigstens einen vernünftigen Potentialausgleich und eine einigermaßen sinnvolle Blitzschutzerdung hätte, wären wir im Punkt Sicherheit schon ein gewaltiges Stück weiter.
Das so viele Fachbetriebe nichtmal dies fertig bringen ist erbärmlich.
Dipol
Inventar
#9 erstellt: 14. Mrz 2012, 21:04

KuNiRider schrieb:
... hmmm dass mit den Sicherheitsabständen in der Norm ist eine eigenartige Logig

Überhaupt nicht. Das sind belegte Erkenntnisse der Hochspannungsphysik, die im Bau von Blitzschutzanlagen schon längst zum Standard gehören und für Antennen- oder Fotovoltaikanlagen in gleicher Weise anzuwenden sind.

Unbedingt Überschläge durch Einhaltung der Trennungsabstände vermeiden. Wo das nicht möglich ist, muss gebrückt werden.

KuNiRider schrieb:
- Sind da Umleitungsschilder für Blitze mit eingebaut?
-> Denn schließlich haben 9 paralelle Schirmgeflechte von vernünftigen Koaxkabeln etwas weniger DC-Widerstand als eine 16mm²-Cu-Leitung
Also würde ich als Blitz doch den kürzeren und leichteren Weg nehmen und/oder mich aufteilen :D

Gegenfragen: Soll er das und weshalb wohl ist für einen Erdleiter eine feindrähtige Ausführung untersagt?

Ein unter Beachtung der Trennungsabstände normgerecht außen abgeleiteter 16 mm² Cu Erdleiter hat allemal einen geringeren Widerstand als 4 bis 9 Koaxkabel die sich bei schleifenfreiem PA ja nur über die Endgeräte entladen können. Und während ein 16 mm² Cu-Draht 100 kA verträgt, kann niemand seinem Koaxabeln ernsthaft die thermische Belastung und die Durchschüsse zu den Mittelleitern zumuten wollen. Selbst ein Einschlag mit nur 20 kA kann irreparable Kabelschäden verursachen. Ich bin schon gespannt, wie nach so einem Ereignis die heutigen Alu-Billigkabel ausehen werden.

KuNiRider schrieb:
Echten 100% Blitzschutz gibt es imho nicht , egal welches Blitzschutzkonzept man anwendet ...

100 % Schutz sind nicht möglich. Aber mit einer normgerecht installierten getrennten Fangeinrichtung kann sich 100%tig gegen galvanische Blitzstromeintragungen schützen. Wer sich auch gegen induktive Blitzeinwirkungen absichern will, muss eben energetisch koordinierte Blitzstrom- und Überspannungs-Ableiter (Grobschutz - Mittelschutz - Feinschutz) vorsehen.

Blitzschutz muss wirtschaftlich sein, deshalb ist ja auch nach EN 62305 eine Berechnung unter Berücksichtigung der Blitzschutzzonen und Risikoklassen vorzumehmen. Leider hat das nicht mal jede Blitzschutzfachkraft intus.

KuNiRider schrieb:
.. und wenn jede Anlage wenigstens einen vernünftigen Potentialausgleich und eine einigermaßen sinnvolle Blitzschutzerdung hätte, wären wir im Punkt Sicherheit schon ein gewaltiges Stück weiter.
Das so viele Fachbetriebe nichtmal dies fertig bringen ist erbärmlich.images/smilies/insane.gif

Durch Klagen wird es ja leider nicht besser, nur Abnahmeverweigerung kann etwas bewirken.

Aber deswegen bitte doch kein Plädoyer für die konventionelle Antennendirekterdung. Bei allen Neuanlagen gehört heute eine getrennte Fangeinrichtung eingeplant.


[Beitrag von Dipol am 14. Mrz 2012, 21:06 bearbeitet]
NOBBY278
Stammgast
#10 erstellt: 14. Mrz 2012, 21:42

Dipol1 schrieb:
Unbedingt Überschläge durch Einhaltung der Trennungsabstände vermeiden. Wo das nicht möglich ist, muss gebrückt werden.

Ich lese hier interessehalber mit und danke dir für diese ausführlichen Infos.
Mir bleibt noch die Frage wie ich mir das mit dem Brücken vorstellen muss.
Dipol
Inventar
#11 erstellt: 14. Mrz 2012, 22:28

NOBBY278 schrieb:
Mir bleibt noch die Frage wie ich mir das mit dem Brücken vorstellen muss.

Wo nicht wie hier http://www.vdb.blitz...rter_blitzschutz.htm ein Isolierter Blitzschutz (= ganzes Gebäude) oder einzelne getrennte Fangeinrichtungen mit nach Blitzkugel- oder Schutzwinkel-Verfahren gemäß EN 62305 zu berechnenden Trennungsabstand möglich ist, bleibt nur noch die zweitbeste Lösung einer galvanischen Direkterdung. Die kann man evtl. mit Systemen wie z. B. DEHNcon-H umgehen, was aber seinen Preis hat.

Hier noch Links zu DEHN-Seminaren, die gewöhnlich nicht frei zugänglich sind sowie Videos:

www.czora.com/h66/BlitzschutzAntennen_0511.pdf
http://www.google.de...q4002wk2WP_g&cad=rja

http://www.youtube.com/watch?v=UDY1Qt0uSns&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=pBNUO7hxWh4


[Beitrag von Dipol am 14. Mrz 2012, 22:41 bearbeitet]
NOBBY278
Stammgast
#12 erstellt: 14. Mrz 2012, 23:16
Vielen Dank für diese wirklich hervorragenden Informationen und deine Bemühungen Licht in das Dunkel zu bringen.
Das hat meinen Wissensstand doch erheblich erweitert.
ChrisBen
Inventar
#13 erstellt: 14. Mrz 2012, 23:46

KuNiRider schrieb:
-> Denn schließlich haben 9 paralelle Schirmgeflechte von vernünftigen Koaxkabeln etwas weniger DC-Widerstand als eine 16mm²-Cu-Leitung
Also würde ich als Blitz doch den kürzeren und leichteren Weg nehmen und/oder mich aufteilen :D

Moin Kunirider,
ich bin zwar gelernter Informatiker und kein Antennentechniker, aber bei der IT-Netzwerktechnik heißt es nach VDE immer, daß der Potentialausgleich bzw. Erder einen Widerstand von 0,3 Ohm auf kompletter Länge nicht überschreiten darf. Zudem sind mindestens 6mm² bzw. bei längeren Strecken 10mm² Kupfer allein für den Potentialausgleich vorgeschrieben.
Da ich eh einen 19" Netzwerkschrank auf dem Dachboden hatte und noch einen Rest 16mm² Kupferdraht, habe ich dann gleich besagte 16mm² Kupfer verlegt, wo eigentlich nur 10mm² notwendig gewesen wären.

An dieser Erdung hängt jetzt die Satanlage (Wandhalterung + Multischalter + Verstärker für Terrestrik), Telefonanlage, Ethernet-Netzwerk-Wandschrank.

So, jetzt stell ich mal die Gegenfrage: Wer von euch hat seine Fritzbox daheim, an der ein paar Netzwerkkabel hängen, mit 6mm² Kupferdraht geerdet?
KuNiRider
Inventar
#14 erstellt: 15. Mrz 2012, 01:08
Mein Netzwerk haengt am Pot .....
Und Niemand hat behauptet, dass es in anderen Branchen besser ist!

Ein Koaxschirm eines guten Kabels wie dem Telass 110 hat nur 10Ohm/km und würde deine Vorschrift oft schon einzeln erfuellen
Dipol
Inventar
#15 erstellt: 15. Mrz 2012, 03:46

KuNiRider schrieb:
Ein Koaxschirm eines guten Kabels wie dem Telass 110 hat nur 10Ohm/km und würde deine Vorschrift oft schon einzeln erfuellen

Hier geht es aber um transiente Ströme die selbst einen 16 mm² Cu-Draht auf 800 Grad erhitzen können. Leider habe ich die EN 50117 nicht, da wäre der Grenzwert der thermischen Belastung interessant. Kann man aber beim DKE-Obmann klären.

DIN EN 60728-11/VDE 0855-1:2012-06

Seite 29
Tabelle 1 – Maximal zulässige Betriebsspannungen und maximal zulässige Ströme für Koaxialkabel in unterschiedlichen Kabelnetz-Einsatzbereichen

Hausinstallations- oder Teilnehmerkabel
Zulässige Höchstwerte der Betriebsspannung: 34 V eff ~ und 50 V =
Zulässiger Höchstwert des Stroms: 2 A Betrieb und 4 A Dauerkurzschluss

Seite 46
11.3.2 Erdungsleiter
Die folgenden Mittel sind speziell ausgeschlossen:
- Schutzerdungs- und/oder Neutralleiter der Stromversorgungsanlage;
- Der Kabelschirm (äußere Leiter) jedes beliebigen Koaxkabels.
roy_et
Stammgast
#16 erstellt: 15. Mrz 2012, 04:10
Schade das ich kein Foto davon reinstellen kann. Damals dachte ja noch niemand daran alles zu dokumentieren.

Also, kein Scherz jetzt. Die Satschüssel meiner Oma wurde vor einigen Jahren vom Blitz getroffen. Genauer gesagt, der Blitz schlug genau ins LNB ein. Es sah aus wie von einer Gewehrkugel getroffen. Der "Deckel" von dem LNB hatte mittig ein Loch. Der analoge Satreceiver war defekt. Das TV-Gerät wies glücklicherweise keinen Schaden auf. Weitere Geräte waren nicht angeschlossen.

Falls jemand ähnliches erlebt hat, wüsste ich gern mal was da so kaput gehen kann.


[Beitrag von roy_et am 15. Mrz 2012, 04:11 bearbeitet]
Dipol
Inventar
#17 erstellt: 15. Mrz 2012, 10:50

Dipol1 schrieb:
Leider habe ich die EN 50117 nicht, da wäre der Grenzwert der thermischen Belastung interessant. Kann man aber beim DKE-Obmann klären.

Die Klärung wird wegen einer Dienstreise etwas dauern.

EDIT: Es ging doch schneller als erwartet


EN 50117: Tabelle 4 – Prüfungen gegenüber Einflüssen aus der Umgebung

5.3.5 Klimawechsel TA = –40 °C; TB = +70 °C; t1 = 24 h, wenn in der Bauartspezifikation nicht anders festgelegt.

Anzahl der Zyklen: 3

Beeinflusste mechanische und elektrische Eigenschaften müssen mit den Anforderungen der entsprechenden Bauartspezifikation übereinstimmen.

Womit die Norm vorbehaltlich von Sonderbauarten von einer zulässigen thermischen Belastbarkeit von maximal 3 x täglich -40° bis +70° ausgeht.

roy_et schrieb:
Falls jemand ähnliches erlebt hat, wüsste ich gern mal was da so kaput gehen kann. :prost

Offenbar hast du nicht die Links zu den beiden DEHN-Seminarer in Beitrag 11 angeklickt. Da gibt es nette Bilder die deine Frage beantworten.


[Beitrag von Dipol am 15. Mrz 2012, 14:48 bearbeitet]
ChrisBen
Inventar
#18 erstellt: 15. Mrz 2012, 11:18

roy_et schrieb:
Falls jemand ähnliches erlebt hat, wüsste ich gern mal was da so kaput gehen kann. :prost


Moin,
bei uns ist mal der Blitz in die Telefonleitung, die im Garten verbuddelt ist, eingeschlagen. Wie tief hat die Post früher üblicherweise die Kabel verbuddelt? 1,5m tief?
Also der Blitz ist durch den Boden in das Kabel rein... und bei uns ist im Flur in den 1980ern das Telefon explodiert. Die Wand war entsprechend schwarz angekokelt.
Volterra
Inventar
#19 erstellt: 15. Mrz 2012, 20:15

roy_et schrieb:
Falls jemand ähnliches erlebt hat, wüsste ich gern mal was da so kaput gehen kann. :prost

Ist lange her.

Auf dem Dach gab es 4 terristische Antennen.
Drehbar via Rotor UKW und darunter UHF.

Alles selbst gemacht, obwohl ich als Freiberufler 3x mehr verdient hätte
als eine Handwerkerstunde des Fachbetriebs gekostet hätte.

Habe eben einen Antennenfimmel, so Frau Vorlterra schon damals und auch noch heute wegen Sat-Multiempfang.

Meine E. Firma riet damals dazu ein 16mm Kupferkabel vom Antennenmast in den Keller (PA) zu velegen.
Wurde gemacht.

Einige Jahre später schlug ein gewaltiger Blitz in die Antennanlage ein.
Das ganze Haus hat gebebt.

Der Blitz ist in den Keller gesaust und hat eine 10.000DM Telefonanlage völlig verschmort.

Der Gutachter der Versicherung hat den Schaden nur anerkannt, weil es dieses 16mm Kupferkabel gab.

@Dipol

Das hatte ich schon mal im DF Forum gepostet.
Klaus am See hatte aber Zweifel, dass der Blitz die Antenne direkt getroffen hat.

Aber egal.
Die Versicherung hat den Schaden übernommen und das zählte für mich.

Meine Satanlage ist nicht erdungspfichtig.
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