High End Swiss 2017 – mein kleiner Messebericht mit persönlichen Highlights

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Fux123
Stammgast
#1 erstellt: 05. Nov 2017, 20:23
Alle Jahre wieder im Herbst findet in Regensdorf bei Zürich die Schweizer Variante der High End-Messe statt. Veranstaltungsort ist das Mövenpick-Hotel, das Konferenz- und Gästezimmer als Vorführräume zur Verfügung stellt. Akustisch sind das nicht immer ideale Voraussetzungen, aber die haben wir zu Hause ja auch oft nicht.

In erster Linie interessierten mich Lautsprecher. Wo bekommt man schon die Gelegenheit, so viele unterschiedliche Lautsprechertypen in so kurzer Zeit zu hören? Verstärker und Elektronik aller Art waren natürlich auch reichlich vertreten, aber ich werde hier weder auf massivholzeingefasste Röhrenverstärker von barocken Ausmaßen noch auf schwergewichtige Kopfhörerverstärker eingehen, die man getrost als Heizung verwenden kann (der Winter naht ja bekanntlich).

Einige namhafte Vertreter der Branche waren nicht, wie in den Vorjahren, zugegen, aber ein gewisser Wechsel kann ja nicht schaden – so lernt man auch mal andere Anbieter kennen. Leider muss ich an dieser Stelle einfügen, dass so manche Präsentation, selbst von namhaften Marken, unangemessen war. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass der Musikgenuss mit abartig hohen Pegeln steigt. Manche Räume habe ich nach zwei Minuten fluchtartig verlassen, da es entweder zu laut oder in den Höhen zu aufdringlich (oder beides) war. Natürlich gab es auch gute Vorführungen wie z.B. die der neuen Focal Scala III Utopia Evo, angetrieben von einem Devialet. Wäre auch zu schade, eine Anlage für einen sechsstelligen Betrag nicht vernünftig zu Gehör zu bringen!

Gleich zu Beginn landete ich in benachbarten Räumen, in denen die Flächenstrahler von Martin Logan und Magnepan präsentiert wurden. Die kleinere MG .7 (Vollbereichsmagnetostat) hatte ich bis dato noch nicht gehört. Was soll ich sagen – umgehend war sie wieder da, meine Begeisterung für Flächenstrahler mit dem typisch transparenten und feinen Klang. Und das zu einem vertretbaren Preis von ca. CHF 2,800. Erstaunlicherweise waren die MG .7 nur etwa einen Meter von der mit einem Vorhang bedeckten Wand entfernt positioniert, was sich nicht nachteilig auf den Klang auswirkte. Fairerweise muss ich sagen, dass ich keinen Vergleich zu anderen Aufstellpositionen habe.

In einem kleineren Raum, in dem großformatige Elektronik präsentiert wurde, waren zwei recht zierliche Zweiwegler zu hören. Trotz der optischen Diskrepanz war ich sofort vom Klang begeistert und fragte den Elektronik-Präsentator nach dem Namen der Boxen. Ich war sicher nicht der Einzige mit dieser Frage, wie die Reaktion der anderen Besucher vermuten ließ. Es handelte sich um die limitierte Ausgabe Stone ART von Trenner & Friedl, deren eigentlicher Hörraum sich im Hoteluntergeschoss befand. Dort wurden ganz andere Kaliber in Kleiderschrankformat vorgestellt. Angesichts der akustischen Qualitäten der kleinen Stone ART könnte ich auf Standboxen fürs Wohnzimmer, das mit ca. 45 m2 noch nicht zu groß sein sollte, glatt verzichten.

Technisch beeindruckend sind auch die mit aufwändigem Keramikgehäuse versehenen kugelförmigen Lautsprechersysteme von Lumiks. Selbst die Subwoofer werden nach dieser Bauart hergestellt. Die Satelliten sind mit Breitbänder bestückt (Sat K1) oder verfügen über eine d’Appolito-Anordnung (Sat K2). Guter Klang wird ergänzt durch eine stylische Gesamterscheinung, hoher WAF ist so gut wie garantiert.

In Sachen Dynamik und (Bass)Präzision hat mich die Vorführung des dänischen Lautsprecherherstellers Scansonic beeindruckt. Beschallt wurde der Raum vom größten oder zweitgrößten Standlautsprecher, die allesamt schlank-elegante Gehäuse mit gebogenen Seitenwänden aufweisen. Die Drums kamen in dem Hörbeispiel so plötzlich und knackig, dass ich in ein kurzes Gespräch mit dem Präsentator suchte, um etwas mehr über diese Lautsprecher zu erfahren. Klar hat das ausgewählte Musikstück einen großen Einfluss auf das Hörerlebnis, aber so ist das ja immer beim Probehören.

Als Nächstes landete ich im Präsentationsraum für Geithain. Obwohl ich selbst ein Gewächs aus Westsachsen bin (dazu zählt das Vogtland nun mal), bot sich mir erstmalig auf der High End Swiss die Gelegenheit, diese in Studio- und HiFi-Kreisen etablierten Lautsprecher zu hören. Und ich wurde nicht enttäuscht: alle vertretenen Modelle waren aktiv und boten vom kleinsten bis zum größten Lautsprecher, einen ausgewogen-neutralen, nie nervigen Klang. Lobenswert war nach meinem Geschmack die Musikauswahl, hier waren sehr unterschiedliche Richtungen vertreten. Auch wurden die technischen Besonderheiten der einzelnen Modelle kurz und bündig erklärt und man konnte diese vergleichsweise hören. Wenn ich für meinen Hörraum neue Lautsprecher suchen würde kämen Geithain mit Sicherheit in die engere Wahl.

Nicht zuletzt möchte ich auf die in Basel ansässige Manufaktur Boenicke audio hinweisen, die kein Brachenneuling ist, wie ich zunächst vermutete. Zu Manufaktur-Preisen bekommt man außergewöhnliche und modern-stylisch aussehende Lautsprecher, deren Gehäuse aus Vollholz gefertigt wird. Verblüffend war die Vorführung des Modells W5, das den Konferenzraum von nicht unbeträchtlicher Größe beschallte und dabei noch eine gute akustische Figur machte. Die Meisten haben Böxlein dieser Größe neben dem PC-Monitor stehen.

So, das wärs von meiner Seite. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die diesjährige High End Swiss vermitteln.

Grüße
Fux

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gapigen
Inventar
#2 erstellt: 17. Nov 2017, 23:09
Vielen Dank für den interessanten Bericht.
Resonanzkörper
Neuling
#3 erstellt: 22. Nov 2017, 19:56
Interessanter Bericht - vielen Dank;
etwas fällt - zumindest mir - bei solchen Veranstaltungen doch immer wieder auf:
beim schlendern durch die Gänge vorbei an diversen Herstellern und Räumlichkeiten aus denen Musik erklingt, zieht es mich immer mal wieder wie magisch in eine Demo hinein- oft auch ohne, daß mir die gespielte Musik nun besonders zusagen, oder der Hersteller gefallen würde; einfach, weil mich die Darbietung ganz spontan anspricht...; genauso habe ich schon oft erlebt, daß man mit großer Erwartung in eine überfüllte Räumlichkeit eines Edelherstellers gekommen ist und schon nach wenigen Minuten Unbehagen ob des gespielten Programmes empfand - auch wenn die gespielte Musik eigentlich gefallen hat.
Kommt Euch so etwas irgendwie bekannt vor?
Fux123
Stammgast
#4 erstellt: 23. Nov 2017, 21:42
Hallo Resonanzkörper,

ja, das kommt mir bekannt vor. Es ist nicht immer einfach zu sagen, was einen in diesem Moment anspricht. Das kann der Klang sein, obwohl die Musikrichtung nicht dem persönlichen Geschmack entspricht (die Vielfalt bleibt bei solchen Demonstrationen leider oft auf der Strecke). Aber es können auch Faktoren sein, die man eher unbewusst wahrnimmt, z.B. optische Reize oder die Stimmung in einem Raum. Sogar Gerüche können dazu beitragen, die ja ziemlich in den Tiefen unseres Gehirns verarbeitet werden.

Fux
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