RIAA mit Transistoren

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richi44
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Okt 2012, 09:24
Nachdem ich vor einiger Zeit sowohl einen Entzerrverstärker in Röhrentechnik als auch einen mit Operationsverstärkern vorgestellt habe folgen nun zwei Modelle in diskreter Transistortechnik. Da stellt man sich sicher die Frage, was das soll?

Generell ist das Rauschen eines der Haupt-Kriterien bei einem Vorverstärker für so kleine Signale, immerhin haben wir es mit Spannungen von maximal etwa 10mV zu tun. Und wir erwarten einen Rauschabstand von besser als 60dB im Minimum!
Nun entsteht Rauschen (unter anderem) aus der Bewegung der Ladungsträger. Das bedeutet, dass es wärme-abhängig ist. Es bedeutet aber auch, dass es einmal eine direkte Rauschspannung gibt, andererseits aber auch einen Rauschstrom. Und es bedeutet weiterhin, dass wir dieses Rauschen in jedem Widerstand erzeugen, aber auch in jedem Halbleiter.

Betrachten wir das Rauschen eines bipolaren Transistors, so erzeugt er eine Rauschspannung, welche mit abnehmendem Kollektorstrom zunimmt. Er erzeugt aber auch einen Rauschstrom, der mit zunehmendem Kollektorstrom zunimmt. Und dieser Rauschstrom lässt am Ri des "Generators" eine Spannung entstehen. Das bedeutet also, dass wir letztlich eine Rauschspannung haben, welche einerseits vom Quellwiderstand (= Generator-Ri) und andererseits vom Kollektorstrom abhängig ist.
BC550
Das sieht dann wie oben aus. RG ist der Generatorwiderstand, Ic der Kollektorstrom (hier zwischen 10 Mikroampère und 1 Milliampère aufgetragen). Und links steht eine Angabe in dB. Betrachten wir die tiefste Kurve, so steht da RG 10k. Das bedeutet, dass der Quellwiderstand 10k wäre. Und dieser liefert wie bereits erwähnt ein Rauschen.
Das Rauschen eines Widerstandes ist ein fester Wert (Leistung) und nur abhänig von der Temperatur. Die feste Leistung bedeutet, dass Strom mal Spannung bei einer definierten Temperatur fest ist. Strom und Spannung sind nun aber vom Widerstandswert abhängig. Also können wir bei der obigen Kurvenschar feststellen, dass das Transistorrauschen je nach Kollektorstrom um einen bestimmten Faktor (in dB angegeben) höher ist als das Widerstandsrauschen. Oder anders gesagt: Wenn wir einen Quellwiderstand haben, so rauscht der. Und wenn wir den Transistor optimal anpassen, können wir das Rauschen um einen minimalen Faktor verschlechtern. Das wäre bei 10Mikroampère Ic und 10k RG etwa 0,2dB.
Wir könnten dies auch in eine reale Spannung umrechnen, denn 10k erzeugen rund 1.814 Mikrovolt Rauschen. Und der Transistor würde dies um einen Faktor von ungefähr 1.0233 verschlechtern (Rauschen erhöhen).

Betrachten wir die dritte Kurve von unten (RG 2k), so ist das Rauschminimum bei einem Kollektorstrom von 0.2mA, die Verschlechterung wäre dabei knapp über 1dB.
Allerdings wäre die Rauschspannung dieses Widerstandes nicht 1.814 Mikrovolt, sondern nur 811.44 Nanovolt. Obwohl also die Kurve der Kennlinienschar schlechter aussieht, ist das tatsächliche Rauschen besser.

Jetzt könnten wir theoretisieren bis zum Geht nicht mehr. Entscheidend ist, dass wir das Rauschen in der Praxis möglichst tief halten können. Und dies ist nicht ganz so einfach. Wir haben als Quellwiderstand nämlich einmal die genormten 47k, parallel dazu aber auch den Ri des Tonabnehmersystems und das ist alles andere als genormt. Und vor allem handelt es sich nicht um einen reinen Widerstand, sondern um eine Spule, deren Widerstand (richtiger: Impedanz) frequenzabhängig ist. Im Mittel kann man von 10k ausgehen. Das würde bedeuten, dass man einen Eingangstransistor mit einem Ruhestrom von 10 Mikroampère betreiben müsste.

Jetzt ein kleiner Gedankensprung: Warum die Erklärung und warum der diskrete Aufbau? Die Erklärung ist nötig um feststellen zu können, wie der Eingangstransistor betrieben werden müsste. Und der diskrete Aufbau ermöglicht das Wählen des Arbeitspunktes. Arbeiten wir mit einem Operationsverstärker, so ist der Arbeitspunkt des Eingangstransistors fest vorgegeben und damit auch der optimale Generatorwiderstand.
AD797
Beim AD797 zum Beispiel wäre der optimale RG 150 Ohm. Von diesem Wert sind wir einiges entfernt. Da nun aber das Transistor-Rauschen nicht alles ist, das Einfluss hat ist jede Schaltung ein Kompromiss.
Tatsache ist, dass selbst gut abgeschirmte Aufbauten HF-Einstrahlungen ermöglichen. Und wenn wir bei einem bipolaren Transistor (etwa dem BC550) mit einem winzigen Kollektorstrom arbeiten, so genügen kleinste Spannungen an der Basis, um den Transistor zu sperren. Sind also kleine HF-Signale vorhanden (Mittelwellen-Radiostationen), so reichen diese Signale aus, dass sie an der Basis demoduliert werden. Ich erinnere mich an Mikrofonverstärker wie auch an Entzerrerverstärker (letztere von Dual), die ungewollt frischfröhlich Radioempfang boten. Da müssten am Eingang umfangreiche Filter eingebaut werden, um diese Störungen zu unterdrücken.

Bauen wir also einen Vorverstärker mit bipolaren Transistoren, so müssten wir entweder mit einem kleinen Kollektorstrom arbeiten, was Radiostörungen verursachen kann, oder wir müssen mit einem höheren Rauschen leben. Verwenden wir den besagten AD797, so haben wir zwar das beste Rauschverhalten, aber nur, wenn wir eine tiefere Quellimpedanz hätten. In der Praxis ist das Rauschen etwa jenem eines guten Transistor-Verstärkers vergleichbar, allerdings ohne die Gefahr der Radio-Störungen.
Das Ideal (das es nicht gibt) wäre ein Eingangstransistor, der eine geringe Rauschspannung besitzt und gleichzeitig einen geringen Rauschstrom. Hier kann man sich Gedanken um FET machen.
http://www.datasheet...2/S/K/1/2SK170.shtml
Diese haben bei hohem Strom eine geringe Rauschspannung, gleichzeitig aber auch einen geringen Rauschstrom. Das bedeutet, dass die Rauschspannung nicht wesentlich ins Gewicht fällt, dass andererseits aber der Rauschstrom an der Eingangsimpedanz von 10k kein nennenswertes Rauschen erzeugt.
2SK170
Hier ist ersichtlich, dass sich das Rauschen zwischen 2k und 60k RG nicht messbar verschlechtert. Und dies gilt für einen ID von 1mA. Erhöht man den Strom weiter auf bis zu 4mA, so nimmt das Rauschen weiter ab.

Im Allgemeinen geht man davon aus, dass der FET ein höheres Rauschen hat als ein bipolarer Transistor. Wenn wir aber Spannung UND Strom betrachten, sind die Auswirkungen kleiner. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Ein FET, der wenig rauscht hat eine grössere Gate-Drain-Kapazität als einer, der stärker rauscht. Nun sollten wir aber darauf achten, dass die Lastkapazität des Systems nicht zu hoch wird, denn je nach Hersteller sind nur beschränkte Lastkapazitäten zulässig. Ist die Gate-Drain-Kapazität gross und die Drainspannung invers und verstärkt gegenüber dem Gate, so bildet sich die sog. Millerkapazität aus. Diese ist somit 1+Verstärkung mal CGD. Und wenn man zusätzlich versucht, die Rauschspannung zu reduzieren, indem man zwei solche Transistoren parallel betreibt, so verdoppelt sich die Kapazität. Um hier einigermassen gegensteuern zu können habe ich die Schaltung als Cascode aufgebaut. Dabei liegt ein bipolarer Transistor in Serie zu den FET und hält die Drainspannung "konstant". Damit kann sich die Millerkapazität nicht ausbilden und folglich bleibt die Lastkapazität für das System tief. Hier mal die erste Schaltung:
RIAAT
Diese ist für eine Speisung von +/-15V konzipiert. Die beiden FET arbeiten parallel mit je einem Strom von 4mA und einer Drainspannung von ca. 4V. Sie steuern mit ihrem Strom den BC550 an, dessen Basis auf 4.6V gehalten wird. Am Ra von 681 Ohm fällt die Tonspannung an, entsprechend verstärkt, während die Emitterspannung nahezu konstant ist. Damit wird die Eingangskapazität der ganzen Schaltung (CGD) tief gehalten. Und weil an der Source die Gegenkopplung angreift wird die Kapazität CGS weitestgehend kompensiert.
Die Verstärkung wird einerseits durch die Stromänderung der FET und deren Ra (681 Ohm) erzeugt, andererseits auch durch den BC560 mit seinem Ra von 3.01k (parallel die Entzerr-Zeitkonstanten). Nach Berechnung sollte die Leerlaufverstärkung bei gut 8000 liegen, während die Verstärkung bei 1kHz mit der Gegenkopplung bei etwa 40dB (100) berechnet ist.

Zu bemerken ist, dass bei dieser Schaltungsart die Bassentzerrung eingehalten werden kann, während die Zeitkonstante von 75 Mikrosekunden nicht vollständig arbeitet. Bei den höchsten Frequenzen sollte nämlich am Ausgang nichts mehr messbar sein, da aber die Höhendämpfung nur bis minimum Verstärkung 1 geht, ergeben sich da leichte messtechnische Abweichungen gegenüber dem Ideal. Dies ist aber nicht wirklich tragisch, denn es sind kaum Frequenzen über 16 bis 18kHz anzutreffen und in diesem Bereich ist die Abweichung noch "moderat". Bedenkt man, dass selbst ein Studio-Tonbandgerät (als "Master") bei 18kHz -3dB aufweise kann, so ist die Abweichung des Entzerrers von unter 1dB bei 18kHz wohl kaum ein Thema.

Die zweite Schaltung
RIAAg
ist für eine asymmetrische Speisung von +12V konzipiert. Der Eingangsteil ist im Grunde gleich wie bei der ersten Schaltung, nur sind die Bauteilwerte abweichend. Dies, weil der erste Teil (entsprechend der kompletten Schaltung der ersten Variante) nur eine Verstärkung von 30dB hat und weil zweitens die Speisung tiefer liegt.
Bei diesem Gerät ist nun die Höhendämpfung mit einem sauberen Tiefpass von 22,6k und 3.3n realisiert. Damit stimmt die Entzerrung auch noch oberhalb 20kHz.
Die letzten beiden Transistoren liefern eine Verstärkung von 20dB, sodass diese Schaltung eine höhere Ausgangsspannung liefert als Variante 1.

Zu erwähnen sind die beiden parallelen Eingangsbuchsen. Eine beitet den Anschluss des Plattenspielers, an der zweiten kann die nötige Lastkapazität in einen Cinch-Stecker eingelötet werden und kann so bei einem Wechsel des Systems problemlos angepasst werden.
Köter
Inventar
#2 erstellt: 25. Okt 2012, 10:32
Hi Richi!

Dein Erfahrungsschatz ist echt Beeindruckend! Hut Ab!
Auch schön, dass du es schaffst mit gängigen Bauteilen auszukommen.

Die zweite Schalung würde ich gern einmal Messtechnisch mit meiner OP-Schaltung vergleichen...


Gibt´s fertig aufgebaute Prototypen?


Weiter so,

Köter
richi44
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 25. Okt 2012, 11:47
Nein, das ist mein Problem. Ich habe zu viele Ideen und zu wenig Geld und Platz, alles aufzubauen. Aber man kann so einiges berechnen. Nehmen wir mal an, uns würde das Rauschen interessieren, so betrachten wir das Datenblatt. Da ist das Rauschen bezogen auf einen Widerstand von 1k angegeben. Das Rauschen eines 200 Ohm Widerstandes ist mir geläufig, nämlich -129.6dBU. Das Rausche eines 1k Widerstandes wäre demnach 564.6nV. Das kann man nachrechnen oder einfach mal glauben. Ich habs ausgerechnet.
Jetzt wird das Rauschen im Mittel um 0,5dB verschlechtert, das wäre dann ein Faktor von 1,06.
Nun haben wir aber 2 FET parallel, also ist deren Rauschspannung um Faktor 0.707 kleiner als nur bei einem. Das totale Rauschen wird sich somit bezogen auf einen Quellwiderstand von 1k um 0.341dB verschlechtern.

Und wir haben einen Quellwiderstand, der sich zwischen etwa 600 Ohm und etlichen k bewegt, wobei dieser nur an zwei Punkten rein real ist, nämlich bei 0Hz (Drahtwiderstand der Spule = 600 Ohm) und bei Unendlich (47k Eingangswiderstand des Verstärkers). Im eigentlich induktiven Bereich ist Rausch-Spannung und Rausch-Strom nicht in Phase, also entsteht keine Rauschleistung. Angenommen, die "leistungslose" Rauschspannung hätte keine Auswirkung, dann müssten wir jene Spannung berücksichtigen, die am reellen Widerstand (600 Ohm) entstehen. Und das wären letztlich 456 nV inkl dem FET-Rauschen.

Jetzt nehmen wir mal an, wir hätten ein durchschnittliches Tonabnehmersystem, welches eine Ausgangsspannung von 2.5mV bei 1kHz liefert. Das Rauschen wäre 456nV. Also ist der Fremdspannungsabstand 74.78dB. Nehmen wir nun an, das Rauschen der Quellimpedanz hätte Einfluss, so nimmt dieses Rauschen mit der Frequenz zu, weil auch die Impedanz zunimmt. Das Rauschen der FET bleibt aber weitgehend gleich. Also "verbessert" sich das Verhältnis zwischen Widerstandsrauschen (oder besser Impedanzrauschen) und FET-Rauschen. Kommt hinzu, dass durch die Entzerrung der Frequenzeinfluss auf das Rauschen weitgehend kompensiert wird.

Also, das Rauschen wird für ein MM-System auf einem ausgezeichneten Wert landen, der kaum zu überbieten ist (ausser mit gekühlten Bauteilen).

Jetzt können wir den Klirr betrachten. Dieser ist bei so geringen Eingangspegeln an den FET sehr gering. Und selbst wenn wir im Verstärker einen Klirr bekämen, so wird der im Verhältnis der gegengekoppelten Verstärkung kompensiert. Die Leerlaufverstärkung dürfte sich bei etwa 6000 im Eingangsteil bewegen, während die genutzte Verstärkung auf etwa 30 bei 1kHz und 300 bei 20Hz begrenzt ist. Der Klirr dürfte daher bei maximal rund 0.005% liegen. 0.005% entspricht einem Pegelabstand von -86dB und ist daher vom Verstärkerrauschen verdeckt. Und jenes ist vom Plattenrauschen weit verdrängt, denn dieses bewegt sich bei rund -60dB Und selbst bei lauten Stellen und lauten Systemen, also Ausgangsspannungen von 2V ist noch ein genügender Headroom gegeben.

Bliebe die Berechnung der Entzerrung. Damit die Rechnung stimmt (mit den vorgegebenen Zeitkonstanten) müsste die Leerlaufverstärkung unendlich sein. Da dem nicht so ist, muss der Widerstand der Tiefen-Entzerrung grösser gewählt werden. Dies lässt sich berechnen und diese Rechnung habe ich angewendet. Ohne diese Berechnung müssten die Widerstände für 318 Mikrosekunden und 3180 Mikrosekunden um Faktor 10 differieren. Bei mir ist der Unterschied nicht 10, sondern 10,493 und damit wird die Endlichkeit der Verstärkung kompensiert. Natürlich resultiert immer eine kleine Ungenauigkeit, diese liegt aber im Bereich unter 0,2dB. Und es ist kaum möglich, Kondensatoren mit Toleranz unter 5% zu finden. Folglich müssten diese ausgesucht werden oder man nimmt halt eine Abweichung von bis zu 0,5dB in kauf. Zumal die Systeme selbst weit grössere Abweichungen aufweisen, besonders mit Nadel-Nachbauten!

Wenn ich jetzt das Ding bauen würde, könnte ich die Richtigkeit meiner Berechnungen nachprüfen. Oder ich könnte die Genauigkeit der Messmittel überprüfen oder die Toleranz der verwendeten Bauteile. Irgendwann ist Schluss. Und ich bin nicht gewillt, Hörsitzungen mit solchen Verstärkern durchzuführen. Dafür, wie er klingt, ist in erster Linie die richtige Anpassung (kapazitive Last) des Systems verantwortlich! Und diese hat entsprechend vorgenommen zu werden. Wenn man Unterschiede an den Verstärkern hört, dann liegen Mängel und Fehlanpassungen vor und diese müssen ohnehin vorgängig beseitigt werden.
ESELman
Stammgast
#4 erstellt: 04. Nov 2012, 12:30
Hi,

bei den genannten FETs muss berücksichtigt werden, daß ihre Drainströme einer großen Streuung unterliegen können. Toshiba hatte daher schon einmal in 3 Stromklassen unterteilt. Die beliebteste dürfte die mittlere mit der Bezeichnung BL gewesen sein, deren Drainstrom zwischen 6 und 12mA spezifiziert war. Die Dimensionierung der Drain- und Sourcewiderstände hängt u.A. davon ab. Insbesondere die Sourcewiderstände müssen bei starken Schwankungen des Id gross gewählt werden, was aber rauschtechnisch negativ ist. Ideal wären möglichst kleine, oder ganz fehlende Sourcewiderstände. Die verlangen jedoch eng gematchte JFETs, wie z.B. den 2SK389, den dualen Bruder des 2SK170 oder den Nachbau von Linear Systems, den LSK389 (die den 2SK170 ebenfalls nachbauen unter der Bezeichnung LSK170).
Da die Toshibas mittlerweile obsolet sind, kann man auch getrost nach Alternativen suchen, seinen sie ebenfalls obsolet oder noch aktuell. Der 2SK170-Die und ähnliche wurde von TOS nicht nur im TO92-Gehäuse verbaut, sondern auch in anderen Gehäusen, z.B. als 2SK370 und sehr ähnlich als 2SK364 und 2SK366.
Grundsätzlich ist es positiv, wenn der JFET eine hohe Steilheit aufweist. Die TOS 2SK369 und 2SK371 weisen die nahezu doppelte Steilheit des 170ers, die 2SK363 und 2SK372 fast die 3-fache Steilheit auf. Daneben gibt es noch Alternativen anderer Hersteller. Hitachi/Renesas haben ebenfalls interessante Bauteile gebaut, z.B. den 2SK435. Oder Sanyo den dualen 2SK332, den 2SK932, den 2SK2394, oder den 2SK3557.
Die bekannteste Alternative zum 2SK170 dürfte aber der BF862 von NXP/Philips sein, der mehr den steileren 2SK369/371 ähnelt, kleinere Kapazitäten aufweist, schneller und fast identisch rauscharm ist und vor allem aktuell und günstig zu beziehen ist.

Der gewählte Arbeitspunkt der JFETs mit 4mA Id und 4V Uds könnte etwas knapp sein. JFETs mögen es klanglich gerne etwas heisser, sprich satter Drainstrom. Die BL-Typen können gut auf 6-8mA laufen. Damit man im Id/Uds Kennlinienfeld aus dem gekrümmten ´linken´ Bereich herauskommt, wäre dann ein höheres Uds zu wählen (Aussteuerbereich, Verlustleistung und Temperatur beachten, sodaß ausreichend Headroom bleibt und die Gate-Leckage klein bleibt).

Richi44, welchen Vorteil oder Grund siehst Du darin in der zweiten Schaltung das RIAA-Netzwerk aus dem Kollektor der zweiten Stufe und nicht aus dem Emitter der 3ten Stufe anzusteuern?
Müsste in der ersten Schaltung streng genommen nicht noch ein RC-Tiefpass vor dem Ausgang folgen? Die RIAA sieht ja einen stetig fallenden Amplitudengang vor. Die Verstärkung sollte mit steigender Frequenz gegen 0 streben, geht aber gegen 1.

jauu
DerESELman


[Beitrag von ESELman am 04. Nov 2012, 12:40 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 18. Nov 2012, 13:25
Zur Frage der Transistor-Wahl:
Da gibt es natürlich immer Alternativen. Und es stellt sich auch immer die Frage, ob es Schaltungen gibt, welche schon gebaut wurden und mit welchem Erfolg. Bei meinen Vorschlägen geht eine geprüfte Schaltung voraus, welche gute Resultate lieferte, deren Ursprung aber schon einige Jahre zurück liegt.

Zu den Fragen rund um die Entzerrung:
Bei der ersten Schaltung ist es richtig, dass die Entzerrung nicht eingehalten wird (wie bei den meisten handelsüblichen Schaltungen mit Entzerrung in der Gegenkopplung). Es ist richtig, dass die Verstärkung bei Frequenz unendlich bei 0 liegen muss, was hier nicht der Fall ist. Und es lässat sich berechnen, wie gross die Abweichung bei 20kHz wird, wenn wir von einer Verstärkung von z.B. 46dB bei 1kHz ausgehen. Bei 20kHz läge die Verstärkung dann ja bei rund 26dB. Das ergibt eine Abweichung von maximal etwa 0,2dB bei 20kHz gegenüber einer Minimalverstärkung von 0. Konkret ist die Abwewichung durch Bauteiltoleranzen und Systemtoleranzen um ein Mehrfaches grösser als die Abweichungen aus der Minimalverstärkung (ob 1 oder 0).

Bei der zweiten Variante mit Entzerrung ab dem zweiten Kollektor ist die dritte Zeitkonstante ausserhalb der Gegenkopplung und damit ist das Problem der Minimalverstärkung vom Tisch. Würde man die Gegenkopplung am eigentlichen Schaltungs-Ausgang abnehmen, so würde die Zeitkonstante 75 durch die Gegenkopplung "ausgehebelt". Das wäre also um ein vielfaches schlechter als die gewählte Variante. Kommt hinzu, dass ich so die ersten Stufen (4 Transistoren) mit einer eigenen Gegenkopplung und einer Verstärkung von 30dB (bei 1kHz, bezw. 50dB max.) konzipieren kann und der zweiten Stufe (Trans. 5 + 6) eine Verstärkung von maximal 20dB mit eigener Gegenkopplung verpasse. Darum ist auch diese Ausgangsstufe nicht als Emitterfolger gebaut, sondern als ganz normale Stufe in Emitterschaltung.
Viper780
Inventar
#6 erstellt: 06. Jan 2013, 04:28
Hat schon irgend wer mal eine der 2 Versionen aufgebaut?
Da bald ein Technics SL-QL15 bei mir eintrudelt benötige ich einen RIAA entzerrer bzw. Phonopreamp. ein diskreter Aufbau sagt mir persönlich sehr zu, sollte es hier aber nichts getestetes geben würd ich wohl zum "PlatINA" vom Köter greifen
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