Dickeres Gehäuse - Was habe ich theoretisch verändert?

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Sal
Inventar
#1 erstellt: 27. Okt 2007, 12:13
Hallo,
aus optischen Gründen habe ich meine 3A Audio Design Midi Master in ein neues Gehäuse aus 2,7 mm starker Eiche-Stableimplatte "gewandet" - war genauso teuer wie eine professionelle Lackierung oder Furnier auftragen zu lassen.
Die "Midi Master" ist übrigens eine 20 Liter 2-Wege Bassreflexbox aus der Zeit um 1990 herum, die Testmässig damals heftig abgeräumt hat, für DM2300, - das Paar.
Früher hockte 3A Audio Design in Antibes, heute werden die Boxen, im Grundpinzip/Design kaum verändert, unter dem Namen Reference 3A in Ontario gebaut.
Die Midi Master haben einen Vifa/Peerless Hochtöner D26TG-35/06 mit ca. 30mm Kalottendurchmesser,
der Mittel/Tieftöner ist eine Eigenentwicklung von 3A mit 18 cm Membranendurchmesser.
Als "Weiche" dient ein Kondensator.

Beim Umbau waren wir sehr vorsichtig:
Das neue Gehäuse wurde mit einem spaltfüllenden Spezialzement um das Originalgehäuse (19mm MDF) "herumgeklebt".
Die Gehäusedicke beträgt jetzt also satte 46 mm, 19 mm MDF + 27 mm Eiche.
Die Kanten des Gehäuses sind mit einem 22mm Fräser abgerundet.
Vorne besteht das Gehäuse jedoch aus 5mm dicken Eichenfurnier - Die Lautsprecher sind im Furnier eingelassen und wie vorher am Originalgehäuse verschraubt, so das sich das Innenvolumen der Box nicht verändert hat. Zusätzlich habe ich auf die Chassisöffnungen einen 0,5mm dicken Film aus Silikon aufgetragen, so dass die Chassis luftdicht abschliessen.

Jetzt meine Frage:
Die Box hat hinten ein Bassreflexrohr, dass sich durch den Umbau um etwa 20mm verlängert hat.
Wir haben zwar in die Eiche um das Bassreflexrohr herum eine trompetenförmige Öffnung gefräst, um die Länge des Rohres zu erhalten, aber die entstandene Fase/Rundung reicht nicht besonders tief.
Die genauen Masse des - in der Box nach oben geknickten - Bassreflexrohrs kenne ich nicht, der Durchmesser beträgt 60 mm.
Ich habe nun beim hören das Gefühl, dass der Bass sich "nach unten" verschoben hat und weniger Druck bringt.
Doch der Umbau hat sich so sehr in die Länge gezogen, fast 6 Wochen, so dass mich auch mein akustisches Gedächtnis trügen kann.
Wenn ich Pi mal Daumen die im Netz auffindbaren Onlinerechner bemühe, komme ich bei 2 cm mehr-weniger auf Werte um 6 hz - ist das vernachlässigbar?
Stimmt meine Beobachtung? Wer kann was dazu sagen?
Kann auch das zusätzliche Eichenghäuse für Klangänderungen gesorgt haben?

MfG,Sal
mufasa
Stammgast
#2 erstellt: 27. Okt 2007, 13:09
Hallo Sal,
durch die Aufdoppelung hast Du sicherlich eine gewisse Stabilisierung und zusätzliche Dämpfung des Gehäuses erreicht. 19mm-MDF ist aber normalerweise ausreichend für einen 18er TMT.
Warum hast Du nicht das BR-Rohr ausgebaut, bevor Du die neue Schicht aufgeleimt hast? Damit wärst Du solchen Unsicherheiten aus dem Weg gegangen. Ich glaube aber nicht, dass 2 cm einen Riesenunterschied machen. In dem "Handbuch der Lautsprechertechnik hat F. Hausdorf, Entwickler von Visaton, Versuche mit Fehlabstimmungen gemacht, die im Ergebnis relativ kleine Unterschiede brachten. Da wurden Rohrlängen von 6,5 und 13 cm verwendet. Einen gewissen Effekt auf die Abstimmung will ich deiner Modifikation nicht absprechen.
Einen Unterschied, der aber möglicherweise Auswirkungen haben kann, hast Du bislang nicht erwähnt. Du hast die Front um 5,4 cm verbreitert, was Einfluss auf die Weichenabstimmung des Hochtöners haben kann. Insbesondere die Reflexionen an den Kanten dürften sich verändert haben.
Genaues würde aber nur eine Messung mit den beiden unterschiedlichen Gehäusen aufzeigen.
Wenn Du so zufrieden bist, würde ich nichts ändern. Ansonsten würde ich das BR-Rohr schrittweise kürzen. Darüber hinaus kannst Du an den Seiten der Gehäuse Phasen anbringen, um die alte Breite annährend herzustellen. Die Wirkung dürfte allerdings eher psychologisch sein. Wie sagt man so schön: Versuch macht klug!
Viele Grüße
Wolfgang
detegg
Inventar
#3 erstellt: 27. Okt 2007, 13:33
Moin,

Wolfgang hat schon alles gesagt.

Ein Fehler von 20mm fällt bei einem langem BR-Rohr nicht ins Gewicht - die Daten des TMT streuen wesentlich größer.

Die Verbreiterung der Schallwand kann, muss aber nicht, wesentlichen Einfluß auf Abstrahlung/Bündelung nehmen. Normale Fasen (R<100mm !) nutzen hier allerdings wenig - Du musst damit leben, oder die Weiche modifizieren - geht ohne Messtechnik/Knowhow nicht.

Durch die Aufdoppelung des Gehäuses hast Du Wandreso´s nach oben verschoben - ob´s relevant anders klingt?

Tip: Fülle das BR-Rohr (vor dem Knick) mal mit Strohhalmen - hörst Du Unterschiede?

Gruß
Detlef
Sal
Inventar
#4 erstellt: 27. Okt 2007, 14:30
Hi Junx!
Wow, das waren aber rasche und detaillierte Antworten!
Vielen Dank!
Nun, das Rohr wollte ich nicht herausnehmen, die Gefahr war für mich zu groß, etwas zu beschädigen.
Dass die Resonanzfrequenz nach oben gewandert ist, kann gut sein, die Boxen klingen für mich "mittiger" als in meiner Erinnerung. Aber da schwanke ich noch zwischen aus Unsicherheit genährter Psychologie und wirklicher Hörerfahrung.
Ausserdem wurden noch weitere Faktoren verändert: Da beim Einbau der Hochtöner mir vom Magneten eine Schraube aus den Fingern gerupft wurde, und auf die Hochtonkalotte knallte (Stoffgewebe) gab es eine winzige Delle.
Sicherheithalber habe ich die Hochtöner paarweise getauscht, in Holland bei BMM Electronics gibt es zum Glück noch ein paar Vifa/Peerless 26TG-35/06, in Deutschland sind sie schon lange ausverkauftv. Die Hochtöner sind also noch nicht "eingespielt".
Zur Wandreflexion: Der gute Daniel Dehay hat die Vorderseite der Originalgehäuse mit Schaumstoff beklebt, das steht bei mir noch aus. Ich nehme dazu 3mm Moosgummi.
Wenn es damals wirklich etwas gebracht haben soll, ist der Effekt von im Augenblick fast 1,5 facher Vorderfläche ungedämpft sicherlich größer?
Ist die Schallwand Schallwand die ebene Fläche?
Ist sie in ihrter größe für Reflexionen oder Resonanzen wichtig? (Wahrscheinlich beides...)

Die Fläche der vorderen Schallwand wird noch durch einen Holzrahmen mit Stoffbespannung begrenzt (baue ich am wochenende).
Damit wird die Fläche wieder kleiner, oder lauert da ein Denkfehler? (Die anderen Flächen lasse ich mal ausser acht...)
Liebe Grüße,
Sal
detegg
Inventar
#5 erstellt: 27. Okt 2007, 14:57

Sal schrieb:
Ist sie in ihrter größe für Reflexionen oder Resonanzen wichtig? (Wahrscheinlich beides...)

... suche mal nach Bafflestep - Übergang von Kugel auf Halbraum-Abstrahlung, abhängig von Schallwandgeometrie. Hilfreiche Simulation mit EDGE von Tolvan (freeware)


Die Fläche der vorderen Schallwand wird noch durch einen Holzrahmen mit Stoffbespannung begrenzt (baue ich am wochenende).

... und dann suche nach Kantenreflexionen!! und ja, Moosgummi ist wichtig.

Gruß
Detlef
Sal
Inventar
#6 erstellt: 27. Okt 2007, 16:26
hallo detegg,
danke für die Tipps! Aber nun ja, ich habe einen Mac... Garantiert virenfrei aber dafür gibt es auch weniger "Nischenapplikationen", erst recht an Freeware...
LG,
Sal
Sal
Inventar
#7 erstellt: 29. Okt 2007, 16:42
Interessante Beobachtung...
Ich habe heute den Staubschutz (Rahmen mit Tuch) und den 3mm starken Moosgummi fertiggestellt. Die Moosgummiplatte kleidet die Lautsprecherseite praktisch vollkommen ein, mit passenen Aussparungen für Hoch/Tieftöner.
Ich habe den Moosgummi probehalber drangehalten - und gestaunt! Für mein Hörempfinden klangen die Boxen nun schlechter - es fehlte an den unteren Mitten (Stichwort "Wärme"), sie klangen "quäkiger", "körperloser" - obwohl unerwünschte Reflexionen gedämpft werden sollten!
Der Bespannstoff der Staubschutzgitter ist auch nicht so umwerfend, dämpft die Höhen, aber der Effekt ist nicht so stark wie mit dem Moosgummi.
Ich könnte die Boxen nun so lassen, aber leider ist die Kalotte des Tieftöners mit einem klebrigen Material getränkt, das zieht den Hausstaub...
Wie schaut es mit Metallgittern aus? Habt ihr mit anderen Bespannstoffen für den Staubschutz experimentiert? (Strumpfhose der Freundin/Frau)
Und weiss einer, was für eine Substanz das sein könnte, welche auf den Tieftonkalotten ist (schwarz, glänzend, klebrig - auch die Innenseite des Konus ist damit bestrichen)
MfG,
Sal
Sal
Inventar
#8 erstellt: 29. Okt 2007, 17:51
Nachtrag:
Scheint ein Bündelungseffekt zu sein, die Lautsprecher sind im Moosgummi "versenkt", da die Front ansonsten plan. Bei den Schnittresten lag noch ein Ring aus Moosgummi, als ich ihn zur Probe ranhielt gab es klanglich eine leichte Verfärbung...

Mfg,
Sal
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