Bassreflexgehäuse unabhängig von LS-Parametern?

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70er-Receiver-Fan
Stammgast
#1 erstellt: 09. Mai 2005, 14:51
Hallo

Ich beschäftige mich nach längerer Pause mal wieder mit einem Selbstbauprojekt. Dazu habe ich meine Selbstbauliteratur durchstöbert und bin in einem Heft von Electro-Voice aus dem Jahre ´85 auf folgende Aussage gestoßen:

Für ein und das selbe Chassis kann ich verschiedene BR-Gehäuse wählen, durch das Volumen + Abmessungen der Reflexöffnung ändert sich lediglich die untere Grenzfrequenz (kleine Box = höhere Frequenz, große Box = tiefere Frequenz). Es gibt also neben der berechneten Abstimmung von Chassis und Gehäuse auch noch andere Varianten. Volumen-Bandbreite: tlw 100 Liter Unterschied!

Nun könnte man ja den Weg auch umgekehrt gehen: Man nehme ein festgelegtes Gehäuse mit einer bestimmten unteren Grenzfrequenz und baue ein beliebiges Chassis ein.

Wenn bei der ersten Methode eine gewisse Bandbreite möglich ist, sollte doch auch die Zweite Methode zu einem akzeptablen Ergebnis führen? Man hat ja auch noch gewissen Spielraum in der Bedämpfung... Das "Optimum" wird man sicher nicht treffen, das scheint ja aber beim 1. Weg auch nicht so bedeutend zu sein.

Aus bereits gesammelter Erfahrung kann ich sagen, dass es auch funktioniert. Ich habe bei meinen alten Pioneer S-710 Boxen die Basschassis gegen Fremdchassis ausgetauscht, da bei den Pioneers die Sicken zerbröselt waren. Ohne irgendeine Veränderung am Gehäuse vorzunehmen, spielen sie ohne Abstriche einwandfrei (Die Weiche ist auch nicht aufwendig gestaltet, einfacher Tiefpass ohne Korrekturschaltungen). Oder wars ein Glückstreffer ?

Da ich für mein derzeitiges Projekt zwei alte Tieftöner aus den Sechzigern verwenden will für die ich keinerlei Daten habe (und ich auch nicht über die Messtechnik verfüge), käme mir das o.g. Verfahren sehr entgegen.

Was kann man davon halten?

Anmerkung: Es geht um eine kleine PA-Anlage, die LS sind hart aufgehängte 8", angepeiltes Volumen 20 - 25 Liter. Aber eigentlich geht es mir mehr um den grundsätzlichen Ansatz.

Bin gespannt auf eure Meinung und Tipps

Gruß RST
detegg
Inventar
#2 erstellt: 09. Mai 2005, 15:54

durch das Volumen + Abmessungen der Reflexöffnung ändert sich lediglich die untere Grenzfrequenz


Das ist leider ein Trugschluss. Die Kombination von Chassis- und Gehäusedaten ergibt ein schwingfähiges System mit eben einer charakteristischen unteren Grenzfrequenz fg und einem charakteristischen Ein-/Ausschwing-/Übertragungsverhalten, ausgedrückt durch die Gesamtgüte Qt dieses Systems.

Hier reicht die Spanne von Qt<0,5 (PA mit abfallendem Tiefsttonbereich) über Qt=0,707 (der theoretisch günstigsten Abstimmung) bis Qt>>1 (BoomBoom-Boxen a´la CAT).
Wenn eine Kombination, willkürlich zusammengestellt, auch noch gut klingt - so ist das m.E. ein Glücksfall!

Bei Deinen hart aufgehängten 8"-PA würde ich die Ansprüche aber etwas lockern. Diese Chassis haben oft keine wirkliche Tiefbasswiedergabe (fs), eine niedrige Treibergüte (Qtr), sind auf hohen Wirkungsgrad ausgelegt und spielen in nicht zu stark überbedämpften (kleinen) Gehäusen zufriedenstellend.

Probiere es doch einfach aus - die Sache mit der BR-Abstimmung kannst Du gehörmäßig mit einem verstellbaren BR-Rohr in den Griff bekommen.

Gruß - Detlef
lens2310
Inventar
#3 erstellt: 09. Mai 2005, 20:09
Natürlich kann man verschiedene Gehäuse und Abstimmungen wählen. Diese sind aber immer im Zusammenhang mit den TSP des Chassis errechnet worden, bzw muß man das passende Chassis dann suchen.
Ein Chassis ohne Daten in irgendeine Kiste zu setzen bedeutet aber immer Glückstreffer oder ein Fall für die Tonne.


[Beitrag von lens2310 am 09. Mai 2005, 20:10 bearbeitet]
70er-Receiver-Fan
Stammgast
#4 erstellt: 09. Mai 2005, 22:14
Also die beiden Meinungen waren bis Dato auch mein Kenntnisstand. Nach der Zusammen-würfel-Methode bekommt man echten "Conrad-Sound", hat aber nix mit guter Wiedergabe zu tun.

Was mich bei dem Electro-Voice-Heft stutzig gemacht hat, und ich muß zugeben das ich vergaß dies zu erwähnen, das auch unterschiedliche Chassis in exakt den gleichen Gehäusen die selben Ergebnisse erzielen sollen ?!? Ich muß mal die Parameter der LS noch genauer vergleichen, mag ja sein, das die in ihrer Güte alle dicht beieinander liegen. Und vielleicht spielt es bei den hartaufgehängten PA-Speakern wie sie EV vertreibt auch wirklich nicht die Rolle, weil man in dem Sektor auch vor Equalizern keine Angst hat.
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 10. Mai 2005, 09:52
Um 1985 gab es im Monacor-Katalog eine Tabelle, welche Lautsprecher mit welchem Volumen und welchen Bassreflexrohren gute Ergebnisse brächten. Wenn man die Seiten etwas studierte und nach den Gehäusedaten sortierte, konnte man feststellen, dass unterschiedliche Lautsprecher in gleichen Gehäusen gute Resultate lieferten.
Die ganze Tabelle war das Ergebnis von Versuchen. Die TSP waren zwar bekannt, aber die wenigsten konnten damit etwas anfangen. Es war also üblich, per Faustregel (30 cm = 100 Liter, 25 cm = 50 Liter usw.) Boxen zu bauen und zu schauen, was dabei heraus kam. Ebenso konnte man überalllesen, eine Bassreflexbox könne man nicht selber bauen, man wisse nie, ob sie auch klinge. Und selbst Studioausrüster wie Klein und Hummel baute eine "Bassreflexbox" mit drei kleinen Löchern an der Rückwand (die herrlich pfiffen wie ein Asthmatiker), welche mit Plastikstopfen verschlossen werden konnten, nach heutigem Verständnis ein absoluter Unsinn.
Es ist daher nicht unmöglich, dass letztlich der Höreindruck der Box mit unterschiedlichen Chassis immer etwa ähnlich ausfiel.
70er-Receiver-Fan
Stammgast
#6 erstellt: 10. Mai 2005, 20:56
Das zu der damaligen Zeit (vor 1985) die Lautsprecher-Theorie noch etwas weniger ausgetüftelt war als heute kann ich eigentlich nicht sagen. Das genannte EV-Heft enthält eine sehr detailierte Anleitung zur Berechnung von BR-Gehäusen, die ich intensiv genutzt habe und immer sehr gute Resultate lieferte. Sie ist für meine Begriffe deutlich besser nutzbar als die "groben" Diagramme zum Beispiel in den RPB Klinger-Bänden oder in den Visaton-Büchern. Naja die heutigen Programme sind da natürlich noch flexibler.

Auf der anderen Seite gab es ja aber auch solche Bauteile wie das Dynaudio Variovent, das einem ja jede Berechnung ersparen sollte...

Und wenn ich an so manchen Bauvorschlag von Lautsprecher-Teufel zurückdenke, fallen mir auch Boxen ein, bei denen in das gleiche Gehäuse unterschiedliche LS gesteckt wurden.

Letztlich zählt aber in erster Linie trotz aller Berechnung und Messtechnik der Höreindruck!

Inzwischen bin ich aber schwer am Grübeln, ob ich nicht doch mal das "Viech" ausprobieren soll. Wenn´s mit Greencones klappt, könnte es ja auch mit meinen alten Alnicos was werden (Wenn nicht, kann ich ja immernoch die Beymas besorgen...)
lens2310
Inventar
#7 erstellt: 12. Mai 2005, 17:58
Kommt immer drauf an, was man will. Um das Optimum zu erreichen kommt man um Berechnungen oder Simulationen nicht herum. Das Chassis mit unterschiedlichen Parametern in ein und demselben Gehäuse gleiche Ergebnisse liefern halt ich für ein Gerücht.
Vor 1970 ware die Lautsprecher wohl eher eine Frage von Versuch und Irrtum.
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