Schreibtisch - Open Baffle - Micro Graue Eminenz

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Wastler-0815
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 09. Feb 2024, 18:14
Hallo,

ich möchte gerne zum Thema Offene Schallwände etwas beitragen.
Nachdem ich mit meinen 2011 erbauten Grauen Eminenzen (aktiv betrieben als zwei- bzw. Dreiwegesysteme) sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, baute ich später die Kleinen Eminenzen, letztere rein passiv als Dreiwegekonstrukt mit Minimalaufwand.

Meine gewählte Form gefiel mir. Bis heute. Leider habe ich mittlerweile nicht mehr die finanziellen Mittel und auch aus wohntechnischen Aspekten kann ich keine 15Zöller mehr betreiben.

Offene Schallwände oder Open Baffles (OB) haben besondere Eigenschaften. Es sind Schnellewandler. Sie binden den Raum in die Musikreproduktion mit ein. Deshalb ist der Bass nicht am Lautesten, wenn die OB in den Raumecken stehen, sondern wenn die Schallwände sich Richtung Raum-Mitte befinden. Verkehrte Welt. Man muss das gehört haben.
Im Freifeld, also draußen, auf dem Bollerwagen (Fastnachtsrummel) funktioniert die Basswiedergabe daher nicht.
Diese Wiedergabesysteme sind für drinnen gedacht.
Nun haben wir ein System, welches keulenförmig abstrahlt. Nach vorne und nach hinten; seitlich löschen sich die Schaldruckwellen aus.
Interessante Sache. Bernd Timmermanns hat Diffusstrahler entwickelt, welche um 90 Grad gedreht auf Boxen stehen, um die Räumlichkeit zu verbessern...

Ich möchte hier auf die klassische Offene Schallwand eingehen, und in diesem Beitrag mag es um Breitbänder gehen.
Breitbänder in Offenen Schallwänden.
Weil das Prinzip des Breitbänders (BB), eine Abstrahlung von allen hörbaren Frequenzen des Spektrums nur schwierig zu errreichen ist und Schallwellen bestimmten physikalischen Gesetzen gehorchen, kann dies nur ein Kompromiss zur ultimativen Box sein.
Heisst: wir haben einen sweet spot, den "süßen Punkt", wo ein optimales Stereo-Erlebnis empfunden wird.
Oben schrieb ich im Thema, dass es um eine Schreibtisch - OB geht.
Aufgrund der geringen Hörentfernung fällt hier das Thema sweet spot komplett weg.
Offene Schallwände brauchen große Membranen - heißt es.
Nun kann ein 8Zöller im Nahfeld sicher 60 Hertz abstrahlen - wenn auch leise.

Ich hab mir hier einen guten Bekannten herausgepickt, den vielleicht noch jemand kennt.
Er wurde gebaut, als ich auf die Welt kam: 1965.

Es geht hier konkret um einen Philips oder Miniwatt AD 3800 M in der 5 Ohm - Variante und AlNiCo - Magnetsystem.

Dieser spielt gerade in Quick - and - dirty Schallwänden ohne Filter.
Allerdings habe ich an meinem S.m.s.l - Verstärkerlein die Höhen um 4 Stufen abgesenkt und die Bässe um 5 Stufen angehoben.
So ergibt sich für mich ein stimmiges Klangbild.
Was man sagen muss, ich habe die Cheap Trick 227 XT hier. Natürlich selbst gebaut. Beim Umschalten A/B fällt sofort der eklatante Pegelunterschied auf.

Die Philipse zeichnen ein holographisches Klangbild. Das schafft die CT227 nicht.

Eines der Vorteile der super leichten Papiersorten der 60er Jahre.
Dies sucht man heute vergebens.
Ich hatte schon den Audio Nirvana AN 10 CF hier, ausgiebig gehört. Ja, er kann das auch. Die Philipse aber wiegen etwa ein Zehntel und sind 50 Jahre älter. So what...

Nun aber habe ich eine Frage.
Hat jemand eine Schaltung parat, wie man die 3800er passiv in den Griff bekommt?
Gibt es einen Saugkreis um den Frequenzgang gerade zu biegen?

Ich melde mich bald mit Bildern.

Gruß
Jürgen
herr_der_ringe
Inventar
#2 erstellt: 11. Feb 2024, 16:07
schreibtisch-OB...gehe ich richtig in der annahme, daß hier ein PC oder läppi der zuspieler ist?
falls ja, gäbet es eine möglichkeit, den sperrkreis ohne passive bauteile aufzubauen
MBU
Inventar
#3 erstellt: 11. Feb 2024, 18:20
Ja - mit Equalizer APO gibt es einen kostenlosen DSP für Windows-Betriebssystem(e).
bizarre
Inventar
#4 erstellt: 11. Feb 2024, 21:44
Jo, es gibt noch genug Beispiele für aufwendige passive Entzerrung von BBs ( a la ShelvingFilter + Sperrkreis + Saugkreis + haumichblau ) , was aber heutzutage unverschämt geworden teuer ist, selbst ohne exotische Komponenten,,,
DSP kostet quasi nix ( OK, eine externe Soundkarte muß bei....). Dazu gibts nen ganzen Sack an weiteren Vorteilen , den möchte ich hier aber gar nicht erst aufdröseln...
Nur soviel : Kondensatoren im HT Bereich werden umso teurer, je geringer die "Verluste" sind.. Null Verlust geht gegen "unbezahlbar"..Jo. wo keine sind, gibts halt keine Verluste.. ( evtl. aber Totalverluste, wenn der HT mit vollem Baßpegel gequält wird . passiv ist solch ein Fehler eher selten..)


PS: Bin auch gerade an einem "No-baffle" für den Schreibtisch dran.. 2Wege- DSPaktiv natürlich.....
Wastler-0815
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 12. Feb 2024, 16:00
Hi all,

Danke für die klaren Worte.
Als Oldschool-Liebhaber bin ich natürlich mal von der klassischen passiven Variante ausgegangen.

Heute hab ich mein MiniDSP Messmikrofon IMIK-1 ausgepackt und die REW-Room EQ Software installiert, sogar mal erste Messungen durchgeführt.

Habe da einen Lautsprecher-Umschalter mit dem ich rucki zucki von Paar 1 zu 2 umschalten kann.

Sehr interessant.
Demnach hab ich eine Überhöhung um 10 dB zwischen 500 und 1000 Hz und einen Anstieg ab rund 2800 Hertz um bis zu 15 dB.

Nun muss ich noch mit der Mini DSP rumfuchteln um das zu bügeln. Hey, wie gesagt, sind mal erste Schritte.
Bilder folgen - ich bin noch nicht zum Einpflegen gekommen.

Gruß
Jürgen
MBU
Inventar
#6 erstellt: 12. Feb 2024, 17:42
Vielleicht is dieses howto für dich interessant: http://www.uibel.net/bauvor/bv_tutorials/rew/beschreibung.html
Wastler-0815
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 12. Feb 2024, 18:12
Hallo Michael,
Danke.
Bin gerade dabei.
Ja, so einfach ist es nicht.


Viele Grüße
Jürgen
Wastler-0815
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 19. Feb 2024, 13:00
Hallo Michael,
habe mich mal durch das Tutorial durchgearbeitet. Grundlegende Funktionen wie das Glätten der Messkurven oder das Generieren einer Equaliser Kurve sind mir nun vertraut. Wie aber bekomme ich meinen DSP 6 mini dazu, .mdat - Dateien, welche REW generiert, zu verwerten? Also wie korrigiere ich den Frequenzgang entsprechend den erfolgten Messungen? Mein DSP 6 mini liest wohl nur .MF - Dateien. Bin ich auf dem Holzweg?
Ist REW nicht mit dem DSP 6 mini kompatibel?
Gruß
Jürgen
MBU
Inventar
#9 erstellt: 19. Feb 2024, 14:29
Normalerweise wählt man in diesem REW-Fenster seinen DSP.

e_040

Dein Reckhorn-Teil ist dort nicht vorhanden. In diesem Fall würde ich "generic" anklicken und nach erfolgter Optimierung auf "EQ Filters". Dort siehst du die einzelnen Filter, kannst diese nach Frequenz sortieren lassen

e_120

und dann einfach in deiner DSP-Software eintippen.
Wastler-0815
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 23. Feb 2024, 14:38
Hallo Michael,
Danke.
Habe mich nun ausführlich mit dieser elektronischen Art der Klangmodulation beschäftigt.
Equaliser APO installiert, nettes Tool.
Und ja: es bringt eine deutliche Verbesserung des Frequenzganges, für meine Holz-Ohren "echter", näher am Original.
Und doch ist das alles nicht meins.
Es mag sein, dass mit mini dsp 2x4 und den dort gebotenen Möglichkeiten noch viel mehr möglich ist. Ich kann es aber nicht anwenden, da mein Reckhorn DSP 6 mini wider Erwarten keine Frequenzgänge laden kann.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch abraten davon, Teile wie den Philips AD 3800 M und Konsorten stand-alone in einer Open Baffle zu betreiben.
Dies hat ganz klare Gründe.
Selbst in einer Schreibtisch-Anwendung, wo der Hörabstand oft weniger als 50 cm beträgt, reicht die X-max der Speaker nicht aus, um selbst bei Zimmerlautstärke verzerrungsfreie Bässe zu generieren.
Ich habe es versucht und war oft am Limit - wenn man dann doch mal lauter hören will, knallen die Membranen. Das führt früher oder später zum Tod der Chassis und dies kann ich nicht empfehlen.
Natürlich bin ich mir bewusst darüber, dass es sich hier um Anhebungen von über 12 dB im Bassbereich handelt. Dafür aber sind diese Speaker nicht gemacht. Sie brauchen ein Koppelvolumen.
Bei meinen ersten Versuchen um 2014 hatte ich gute Erfahrungen mit Gehäusen um 50 Liter, die ventiliert waren, mit sehr kurzem Port von nur wenigen Zentimetern Länge bei rund 7 cm Durchmesser.
Ich werde daher dieses Kapitel schließen.
Philips AD 3800 M eignen sich meiner Meinung nicht für Stand-alone Open Baffles.
Jürgen
Wastler-0815
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 04. Apr 2024, 12:34
Hallo Leute,
das Thema hat mich weiter beschäftigt und ich habe mittels alten Philips-Experimentierkästen im Elektronikbereich, den EE 2050 und EE 2003 bzw. den enthaltenen Grundplatten, Federn und Haltebügeln auf einfache Art Schaltungen bilden können, die nur durch Einstecken der Bauteile gebildet werden. Die alten Hasen kennen diese Kästen sehr wahrscheinlich. Das hat den großen Vorteil, mal eben schnell ein Bauteil gegen ein anderes zu tauschen. So kam ich auf eine bislang recht akzeptable Abstimmung selbst in OB bei den oben genannten Philips AD 3800 M - immer noch mit der Einschränkung von eingeschränktem Pegel und begrenzter Tiefbassfähigkeit. Was ich aber sehr schätze ist die klare Stimmenwidergabe und diese herrliche Räumlichkeit: als würde der Raum aufklappen von geschlossenen oder auch BR-Boxen zu diesen Schnellewandlern. Schon stark.
Ich habe zwei Kreise verbaut: einen Sperrkreis mit 0,39 mH / 5,6 Ohm / 6,8 Microfarad und einen Saugkreis mit 50 Microfarad / 27 Ohm / 0,68 mH.
Ich habe diverse Bauteile gewechselt, gemessen, wieder gewechselt und nochmals gemessen. Erstanlich was der Wechsel nur eines Bauteiles ausmacht. Sehr lehrreich. Aber noch vor den Messungen, die nur Anhaltspunkte sein können, steht das Hörergebnis. Vergleicht man die Ergebnisse mit und ohne diese Schaltung im praktischen Vergleich, fällt auf, dass Details viel besser heraus gestellt werden. Ich habe den Philips AD 38xx bislang nur ohne Beschaltung in BR laufen gehabt und bin derzeit beim Bau einer einfachen BR-Behausung mit kurzem BR-Rohr und rund 20 Litern netto.
Wenn Interesse besteht, führe ich einen neuen Thread weiter, der die Eigenschaften des Speakers zeigt.
Gruß
Jürgen
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