Meine neuen Lautsprecher – Weltunikate

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ulibcn
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Jan 2007, 03:47
Hallo Leute,

Endlich ist es so weit: meine neuen Boxen sind da. Zwei Breitbandlautsprecher, Jordan JX 92S, verbaut in einem nach den Vorstellungen des Erbauers gefertigten Gehäuse. Ich kann die Dinger noch eingehender beschreiben, aber am besten seht ihr selber:


(Vorder- und Hinteransicht)


Zur Vorgeschichte:

Vor ungefähr einem Jahr sah ich in der Bucht ein Angebot von zwei Breitband-LS mit einem sehr ungewöhnlichen Design und einer sehr interessanten Beschreibung. Ich weiß, niemand preist ein Audio-Produkt mit dem Hinweis an, dass es klingt wie ein verendender Hund. Aber trotz aller gebotenen Vorsicht hatten die LS etwas, was mich bewog, ein wenig zu recherchieren. Danach dachte ich mir, bis 300€ gehe ich. Drei Tage und 330€ später hatte ich dann den Zuschlag.

Was ich allerdings vorläufig nicht hatte, waren die Boxen. Die waren nämlich gegen Selbstabholung feilgeboten, und da ich in Barcelona wohne, war das etwas schwierig mit dem Vorbeikommen. So vereinbarte ich mit dem Verkäufer, sie bei Freunden von mir zwischenzulagern. Gegen Jahresende konnte ich sie dann endlich abholen, und seit ein paar Wochen stehen meine nicht mehr ganz so neuen Boxen endlich bei mir, und das sieht so aus:



Und wie klingen sie?

Zunächst einmal etwas zur Anlage, mit der sie harmonieren müssen:

Vollverstärker TEAC A-1D
CD-Player TEAC A-1C
Plattenspieler Pro-Ject 2.9 Wood
Konkurrenz (sprich zu verdrängende Lautsprecher): Tannoy Sensys 1.

Ein Foto vom neuen Team:



Die ersten Eindrücke waren durchwachsen. Ich konnte zunächst kaum Unterschiede zu den Tannoys feststellen. Die Höhen empfand ich als etwas grell, das Klangbild als stark mittenbetont.
Das Bild änderte sich, als ich die Abstimmung meines Verstärkers änderte und die LS genau auf die Hörposition richtete. Ich hatte die Tannoys vorher immer mit etwas angehobenen Höhen gehört. Als ich die wegnahm und den Verstärker mal auf neutral stellte, mal die Bässe etwas anhob, fingen die Boxen plötzlich an zu punkten. Das Klangbild wurde runder, und ich war überrascht, wie weit runder die Boxen im Bass gingen. Hätte ich bei Einwege-LS wirklich nicht erwartet!

Außerdem bin ich mit einigen Eigenheiten der LS vertraut geworden. Und zwar fokalisieren diese Boxen ungemein stark, wahrscheinlich weil der Klang aus einer einzigen punktförmigen Quelle kommt. Selbst leichte Veränderungen in der Hörposition ergeben enorme Klangdifferenzen. Der Klang wird heller, wenn man sich nach vorne beugt, und "entspannter" wenn man sich zurücklehnt. Wenn man sich von links nach rechts durch den Raum bewegt, kann man förmlich durch den Klang "hindurchgehen" und verspürt bei jedem Schritt eine kleine Klangdifferenz.

Wie lebt es sich nun im Sweetspot?
Der erste Höhepunkt, nachdem ich die Boxen richtig angewinkelt und den Verstärker auf neutral gestellt hatte, war die neue CD von Lambchop. Das erste Stück dieser Scheibe ist schon beeindruckend: nach einem crescendoartig ansteigenden Geräusch-Intro ein zerlegter akustischer Gitarrenakkord, und plötzlich steht Kurt Wagners Stimme mitten im Raum. Die hypnotische Stimme dieses Songs wurde von den LS toll wiedergegeben.

Aber das können andere bestimmt auch, dachte ich. Als nächstes wollte ich die Räumlichkeit testen und legte "Jazz in the Pawnshop" ein. Und wieder war das Ergebnis positiv. Die Instrumente waren genau in ihrer Position erkennbar und die berühmte Live-Atmosphäre dieser Platte mit dem Gläserklirren und den Gesprächen im Hintergrund kam prima rüber.

Dagegen wollte sich bei Green Day und den Pixies keine rechte Freude einstellen. Bei Los Van Van (kubanische Salsa, komplex instrumentiert, tiefe Drums, hohe Bläser, viel Rhythmus) werden zwar die Instrumente gut gezeigt, aber leider auch die Grenzen der Boxen an den Rändern des Frequenzspektrums.

Alles in allem habe ich den Eindruck, dass es sich um sehr gute Lautsprecher handelt, die einige Dinge sehr gut können, aber auch einige Schwächen haben.
Unter den Stärken, möchte ich die unheimlich räumliche Präzision hervorheben. Vor allem bei mittenbetonten Stücken mit einer komplexen Instrumentierung ergibt sich ein sehr sattes, rundes Klangbild, in dem alle Instrumente sehr schön ortbar sind... eine breite, gut gestaffelte Bühne eben. Die Boxen haben einen sehr direkten Stil, der bei ruhigen melodiösen Stücken einen ungemeinen Charme entfalten kann.

Nun zu den Schwächen: Bewegte, höhenbetonte Stücke nerven schnell bei hohen Lautstärken. Ich denke, das liegt sowohl am direkten Charakter der Box als auch an der Auflösung der Höhen. Die Bässe sind wie gesagt überraschend tief, allerdings darf man bei einer solchen Membranfläche auch keine Wunder erwarten. Wenn ein Breitband-LS selbst in den Randbereichen des Frequenzspektrums einwandfrei auflösen würde, hätten Mehrwegboxen keinen Sinn mehr.

Noch ein Wort zur Optik: über Geschmäcker lässt sich nicht streiten, aber ich finde, dass die Lautsprecher prima aussehen und gut in den Raum passen. Meine Frau muss sich an die "Tutanchamun-Särge" erst noch gewöhnen.

Na, was sagt ihr?
Ciao for now

uli
Don-Pedro
Inventar
#2 erstellt: 14. Jan 2007, 11:30
Ich denke bei derartigen Lautsprechern mit nur einem kleinen Breitbänder als Treiber, kann man generell nicht erwarten, dass die LS alles können.

Ich persönlich hätte von den LS eine sehr gute Raumabbildung erwartet und einen eher runden Klang, da erfahrungsgemäß zu den Höhen hin der Schalldruck abfällt.

Netter Bericht.

Viel Spass noch mit Deinen Unikaten. Und lass Dir die LS nicht madig machen von Markenjüngern.

Gruß
ulibcn
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 14. Jan 2007, 23:23
Werd ich haben, danke!

Den Klang hast du auf den Punkt gebracht. So isses in etwa, nur dass der Bass überraschend gut kommt, aber natürlich immer in bestimmten Grenzen.
markusred
Inventar
#4 erstellt: 15. Jan 2007, 10:58
Hi Uli,

interessant ist bei den Boxen, dass auf der Rückseite jeweils eine Passivmembran anstelle einer BR-Öffnung ist. Optisch gefallen die mir gut.

Ganz aussagekräftig sind deine Klangbeschreibungen - auch wenn sie nett formuliert sind - nicht, denn bisher veränderst Du den Klang deiner Boxen mit der Klangregelung am Verstärker. Wie gut sich die jeweiligen Boxen machen kannst Du nur erfahren, wenn Du ohne Klangverbiegerei am Verstärker die Boxen hörst. Die beste Box ist dann die, welche ohne jedes Equalizing auskommt.
ulibcn
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 15. Jan 2007, 15:33
Hallo Markus,

in der Tat hab ich mich ein wenig unpräzise ausgedrückt.
Ich meinte, dass ich bei den vorher benutzten Tannoys die Höhen etwas angehoben hatte.
Mit diesen hab ich zwar auch ein wenig experimentiert, aber am Ende die Klangregelung auf Neutral gestellt.
Mit anderen Worten: alle gemachten Aussagen gelten für Höhen und Bass +- Null.

Übrigens ist die Passivmembran aus Balsaholz.
In diesem Zusammenhang noch ein Zitat des Boxenbauers:

"Diese [gemeint ist die Bassreflexkonstruktion] habe ich in der Form der Passivmembran realisiert. Dabei habe ich als Membranmaterial Balsaholz (Vorteil: sehr leicht, aber ultrastabil) verwendet und dessen Gewicht genau so dimensioniert, dass die Tuningfrequenz bei ca. 40 Hz liegt. Damit ergibt sich eine untere Grenzfrequenz (3 Dezibelabfall) von ca. 48 Hz. Das ist Rekord! Hab ich noch nicht woanders gesehen. Die Passivmembran sitzt exakt auf Achse mit dem Jordan-Chassis. Somit werden Taumelbewegungen, die entstehen können, wenn die Passivmembran irgendwo im Gehäuse sitzt, vermieden."

Schöne Grüsse

uli
dr.morton
Stammgast
#6 erstellt: 15. Jan 2007, 15:48
Irgenwie sehen die Teile aus wie Särge. Hat da jemand seine Kinder verbaut?
markusred
Inventar
#7 erstellt: 15. Jan 2007, 16:21

ulibcn schrieb:
Die Passivmembran sitzt exakt auf Achse mit dem Jordan-Chassis. Somit werden Taumelbewegungen, die entstehen können, wenn die Passivmembran irgendwo im Gehäuse sitzt, vermieden."

Hallo Uli,
alle Klarheiten mit der Klangregelung beseitig

Den zitierten Satz des Entwicklers würde ich nicht bestätigen, eher im Gegenteil. Ich ginge davon aus, dass die Passivmembran dann nicht "taumelt", solange sie über ihre gesamte Fläche unter identischen Druckverhältnissen steht. In diesem Sinne würde ich die Passivmembran exakt mittig auf der Seite plazieren und nicht zum Ende hin. Es gibt hierzu sicher fachlich treffender Kommentare, aber vielleicht weißt Du, was ich meine.
Don-Pedro
Inventar
#8 erstellt: 15. Jan 2007, 16:51
Ich nehme an, der Entwickler hatte sowas wie "Push-Push"-Anordnung im Auge, nur dass hier leider praktisch eine "Push-Pull"-Anordnung verbaut ist, was eigentlich evtl. Taumelbewegungen noch verstärken müsste, da sich eben beide Membran gegenphasig verhalten und durch die Rücken-an-Rücken Anordnung dann eben wieder gleichphasig (relativ zum Gehäuse) laufen.


[Beitrag von Don-Pedro am 15. Jan 2007, 16:53 bearbeitet]
ulibcn
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 15. Jan 2007, 22:17
@Dr. Morton:
Keine Ahnung, noch nicht aufgemacht. Wie klingen verbaute Kinder denn?

@Markus, Don Pedro:
da muss ich leider passen, da ich auf dem Gebiet der Akustik ein völliger Neuling bin. Das Zitat des Entwicklers hab ich einfach unkommentiert eingestellt, um die Idee hinter der Membran aus Entwicklersicht etwas näher zu beleuchten.

Aus meiner Sicht, wie gesagt, der eines totalen Ignoranten, finde ich die Anordnung logisch. Wenn man zugrundelegt, dass Taumeln eine unregelmäßige oder unkontrollierbare Bewegung ist, die mit Drehungen und Änderungen von Achsenlagen verbunden ist (Definition laut Wikipedia, aber ich denke da gibt's nicht viel zu diskutieren) dann müssten die Bewegungen der Membran dann am regelmässigsten sein, wenn ihr Mittelpunkt dem der LS-Membran genau gegenüber liegt. Und in diesem Zusammenhang sollte es auch unerheblich sein, ob die Bewegungen der Passivmembran durch Saug- oder Schubwirkung hervorgerufen werden, zumindest was das Taumeln betrifft.

Klangmässig kann ich sagen, dass ich vom Bass der LS angenehm überrascht war.

Ich habe auf jeden Fall diesen Thread an den Entwickler weitergegeben. Vielleicht liest er uns ja und kann etwas dazu sagen.

schöne Grüsse

uli
speakerdesigner
Neuling
#10 erstellt: 16. Jan 2007, 01:12
Hallo zusammen,
ich bin der Vater dieser Boxen mit dem meiner Meinung nach besten Breitbänder auf dem Markt.


OK, über die Taumelbewegungen einer Membran kann man sich natürlich theoretisch sehr lange auslassen.
Bringt aber wohl alles nichts wenn man nicht tatsächlich nachmisst. Ich bin beim Entwurf einfach logisch und aus der Sicht der Symmetrie herangegangen. Und das mit sehr gutem akustischem Erfolg. Die tiefe saubere Abstimmung ohne Bassüberhöhung sorgt für einen sehr konturierten ausgeglichenen Bass. Die Passivmembran im Allgemeinen hat auf jeden Fall den Vorteil, das man erstens kein ewig langes Bassreflexrohr (BR-Rohr) verbauen muß und damit auch kein Gehäusevolumen verschenken muß und zweitens den mittleren Tönen keinen direkten Austritt aus dem Gehäuse gewährt (ganz zu Schweigen von der störenden Resonanzfrequenz eines BR-Rohres).

Gruß
sd
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