Übersprechen?

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Django8
Inventar
#1 erstellt: 23. Dez 2004, 10:11
Wenn man z.B. trotz eingeschaltetem Tape-Monitor bei aufgedrehter Lautstärke die eingeschaltete Quelle leise hören kann, wird dies als "Übersprechen" bezeichnet, oder? Diesen "Effekt" konnte ich bisher bei allen Geräten – mal schwächer, mal stärker – feststellen. Wie kommt es dazu und warum ist es (offenbar) so schwierig, diesen Übersprecheffekt zu eliminieren?
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 23. Dez 2004, 11:37
Es ist Übersprechen. Bei Stereoverstärkern spricht man von Kanaltrennung oder Kanalübersprechen, auch Stereotrennung oder Stereo-Übersprechen. In deinem Fall ist es vergleichbar dem Eingangs- oder Quell-Übersprechen, wenn also beispielsweise bei Stellung Aux der Tuner leicht zu hören ist. Oder eben wie in Deinem Fall der Tape-Ein- und Ausgang durchspricht.
Das Übersprechen hat meist einen Grund, nämlich die Kapazität zwischen den beiden Signalwegen.
In einer Verstärkerschaltung verwendet man Koppelkondensatoren, um den Ton durchzulassen, allfällige Gleichspannung aber abzutrennen. Nun ist ein Kondensator aus zwei leitenden Platten oder Folien mit einer Isolation dazwischen aufgebaut. Je grösser die Platten, desto besser (niederohmiger) wird das Tonsignal übertragen, wobei generell die Höhen besser übertragen werden als die Tiefen.
(Ich beschreibe es "populärwissenschaftlich" und nicht technisch). Und je stärker dieses Signal nach dem Kondensator belastet wird, desto kleiner wird es.
Nun bilden beispielsweise Ein- und Ausgangsbuchse des Tapeanschlusses oder Leiterbahnen oder Drähte Kondensatoren. Es sind leitende Dinger, die gegeneinander isoliert sind. Also findet eine kapazitive Kopplung statt. Wenn jetzt der Tape-Eingang offen ist, also kein Gerät angeschlossen ist, so spricht der Tape-Ausgang in den Tape-Eingang. Je nach Anordnung (grössere oder kleinere Kapazität) und Eingangswiderstand der nachfolgenden Schaltung (Belastung) ist das Übersprechen stärker oder schwächer. Generell wirst Du feststellen, dass der Ton dünn und spitz klingt, weil praktisch nur Höhen übertragen werden.
Wenn Du jetzt das Tonbandgerät anschliesst, kann das Übersprechen schwächer werden, weil am Verstärkereingang nun nicht mehr nur der Eingangswiderstand das Übersprechsignal belastet, sondern auch der Ausgangswiderstand des Tonbandgerätes. Und wenn Du statt des Tonbandgerätes den Tape-Eingang kurzschliesst, so ist das Übersprechen weg (zumindest das, das von diesem Ort stammt).
So ganz am Rande: Es gibt noch Übersprechen durch induktive Kopplung und durch verseuchte Massen.
Übersprechen lässt sich kaum vermeiden. Man müsste einen Stereoverstärker auf zwei getrennten Platinen aufbauen, diese gegeneinander abschirmen und dürfte keine Stereoregler verwenden, um nicht Kopplungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Eingangsschaltungen (inkl. Tape in) müssten mit gegeneinander abgeschirmten Bauteilen in sogenannter Nullohmtechnik aufgebaut werden und die Umschaltung müsste vorzugsweise über Relais mit Kurzschluss der nicht verwendeten Eingänge gelöst werden. Diese Technik wird beispielsweise bei Studiomischpulten angewendet, wo ein nicht benutzter Eingang NICHTS in die Aufnahme einbringen darf. Aber das kostet seinen Preis.
omulki
Stammgast
#3 erstellt: 25. Dez 2004, 02:51
Hallo!

...Ich möchte dem gerne noch hinzufügen:

Es ist alles andere als schwierig, das in den Griff zu bekommen.
(Man arbeitet niederohmig, _ohne_ die geschilderten Kondensatoren im Signalweg, natürlich nur mit Relais, natürlich mit zwei Monoplatinen und natürlich legen die Eingangsrelais alles auf Null, was aus ist. Letzteres ist das Wichtigste und kostet nichts, fast jedes Relais schaltet sowieso "UM" und nicht "AN". Der zentrale Fehler bei den meisten Geräten ist die katastrophale interne Signalführung nebst zu hochohmiger Bauweise).

Wie aber schon sehr schön erklärt, hat das seinen Preis, weshalb Du diesen Effekt bei allen M*diaM*rkt Geräten finden kannst.

Grüße,

Oliver.
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