Crossfeed - hilfreich oder überflüssig?

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stravinsky
Inventar
#1 erstellt: 31. Jan 2024, 11:03
Hallo liebe Kopfhörer-Freunde,

zur Zeit beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema "Crossfeed" bei meinen Kopfhörern bzw. Music Player. Da gibt es ja eine Menge Möglichkeiten dieses "Von-vorne-hören" zu erreichen. Mich würde interessieren, ob das für euch ein Thema ist und welche Umsetzung ihr präferiert. Software oder Hardware?

Schon mal vielen Dank für eure Beiträge!

Marc
Basstian85
Inventar
#2 erstellt: 31. Jan 2024, 11:57
Crossfeed ist Geschmackssache und wurde hier schon öfters diskutiert - es gab sogar mal einen Thread mit Umfrage und die meisten mochten es nicht. Ich mags auch nicht, da es für mich die Bühne kleiner macht - mit "von Vorne" hat das für mich auch nicht viel zu tun, es fehlt ja auch der "Raum". Hatte mal in Foobar ein Plugin welches wohl auf einer älteren Version des MeierCrossfeeds basiert. Habe auch einen gemoddeten O2 mit (Meier) Crossfeed.

Habe schonmal gelesen, dass es bei sehr alter Musik Sinn macht, wo sämtliche Instrumente jeweils nur auf einem Kanal gemischt sind oder so Ähnlich.

Hatte letztens durch Zufall diesen Swissonic KHV gesehen, welcher auch Crossfeed mit einigen Einstellungen hat hier


[Beitrag von Basstian85 am 31. Jan 2024, 11:57 bearbeitet]
Pd-XIII
Inventar
#3 erstellt: 31. Jan 2024, 12:01
Hi Marc,

ich bin ziemlicher Fan von Crossfeed. Gut erklärt und demonstriert wird das im Video von SPL



Du kommst ja auch grob aus der Ecke, darum könntest du mal in Treppendorf beim großen T vorbei schauen und dir das in echt anhören.
Leider hat es bei mir bisher weder für SPL noch ADI gereicht, aber ich hab daheim drei mal die Schaltung von Jan Meier, einmal selbst gelötet nach Jans Schaltplan, im Daccord und im Corda Classic. Außerdem hab ich das Plugin in Fubar2000 aktiviert.
Beim Einschalten ist der Effekt erstmal gar nicht so auffällig wie anfangs erwartet. Allerdings finde ich das hören über längere Zeit deutlich angenehmer. Wenn man so nach 30min mal die Schaltung ausschaltet fällt der Unterschied schon merkbar auf.
Feiner Einstellbar wie bspw. beim Phonitor wäre für mich schon noch ein weiteres Ziel auf meiner Reise.


[Beitrag von Pd-XIII am 31. Jan 2024, 12:05 bearbeitet]
ParrotHH
Inventar
#4 erstellt: 31. Jan 2024, 12:29
Das Thema hatte mich auch mal interessiert, irgendwie ist es dann im Sande verlaufen. Offenbar war der Impact bei mir dann doch nicht so groß.

Um es auszuprobieren hatte ich jedenfalls auf dem PC über Equalizer APO einen Crossfeed-Filter aktiviert, und mir auch einen kleinen Filter gebastelt, den ich zwischen den Line-Out (m)eines Verstärkers und den KH-Verstärker hängen konnte. Die Schaltung dafür hatte ich hier gefunden, es gab aber keine Platinen mehr. Also habe ich schnell selbst eine gemacht. Kann man theoretisch dort bestellen und zu Hause bestücken, allerdings stelle ich gerade fest, dass denen bei Aisler jetzt auf einmal irgendwas fehlt.

Parrot


[Beitrag von ParrotHH am 31. Jan 2024, 13:50 bearbeitet]
d*moll
Stammgast
#5 erstellt: 31. Jan 2024, 12:47
ich habe sowohl Crossfeed von SPL (Phonitor) als auch von RME (ADI-2 Pro) getestet.

und sehe darin keinen Sinn (außer bei verhunzten alten Aufnahmen wo z.b. Gesang rechts und Gitrarre links auf dem Kanal sind - die sind anders gar nicht "genießbar").

Die Kanaltrennung wird mit Vorsatz kaputt gemacht und damit verwäscht die Rechts-Links-Trennung und damit auch die Ortung und Räumlichkeit und die Darstellung von Stereo-Effekten.

Für das räumliche Abmischen ist ganz eindeutig der Produzent / Mastering zuständig und nicht der Endkunde.

Ich bin also auch einer der sagt es klingt ganz schrecklich mit Crossfeed.
ParrotHH
Inventar
#6 erstellt: 31. Jan 2024, 13:20

d*moll (Beitrag #5) schrieb:
Die Kanaltrennung wird mit Vorsatz kaputt gemacht und damit verwäscht die Rechts-Links-Trennung und damit auch die Ortung und Räumlichkeit und die Darstellung von Stereo-Effekten.

Na ja, das Ding ist: wenn Du vor Lautsprechern sitzt und Dir das rechte Ohr zuhältst, hörst Du den linken Lautsprecher ja trotzdem noch. wo ist da dann Deine strikte "Rechts-Links-Trennung"?

Die räumliche Ortung wird im freien Feld auch gar nicht so sehr über Pegelunterschiede, sondern über Laufzeitunterschiede erzeugt. Alles nicht so einfach.

Parrot
stravinsky
Inventar
#7 erstellt: 31. Jan 2024, 13:39
Danke für eure Antworten!

Ich bin der Meinung, dass man sich auf Crossfeed echt längere Zeit einlassen muss. Bei Klassik empfinde ich den Effekt schon deutlich und für meine Ohren sehr natürlich. Gerade Opernsängerinnen sind herrlich auf einer Bühne zu verorten. Orchester klingen für mich ebenfalls "eher von vorne". Gerade höre ich das Powerage-Album von AC/DC und auch stimmt es für mich. Wenn ich Crossfeed deaktiviere, kommt mir das diffuse Klangbild falsch vor. Wie auch immer. Ich bin mittlerweile ein Crossfeed-Fan und bin überzeugt, dass die Gewöhnung einfach seine Zeit dauert.

Letzthin lag ich im Dunklen auf dem Bett und hörte über meinen Stax die 3. Sinfonie von Henryk Gorecki. Plötzlich wachte ich aus einem kleinen Nickerchen auf und war total erschrocken: Wer zum Teufel hat diese mannshohen Lautsprecher eingeschaltet?

Wie es sich für einen Hifi-Infizierten gehört bin ich grade auf der Suche nach der optimalen Lösung. Wenn ich sie gefunden habe, finde ich kurz darauf wieder was zum Verbessern

Meine derzeitigen Möglichkeiten sind:

USB Audio Player Pro - Preis spottbillig
Das ist eine Android-App, was gleichzeitig ein Vorteil als auch ein Nachteil ist. Mit einem genügsamen Kopfhörer reicht die Leistung des Smartphones durchaus; mit meinem derzeitigen Lieblingshörer Beyerdynamic DT 1990 Pro ist das aber schon grenzwertig, auch wenn ich nicht besonders laut höre. Der unschlagbare Vorteil ist halt die "immer und überall Verfügbarkeit". Stationär hänge ich einen JDS Lab Atom 2 hinter das Smartphone. Dann ist das kein Problem. Aber zum Mitnehmen wäre mir das zu blöd. Damit meine ich nicht den Gebrauch unterwegs, denn da benutze ich eh einen Bluetooth-KH von Sony mit eigener Verstärkung. Die App hat nur eine Einstellmöglichkeit: Crossfeed an oder aus. Im Gegensatz zu:

Sonarworks Reference for Headphones - Preis EUR 99,-
Diese Software kann im Gegensatz zu den zahlreichen Plugins auch als Standalone-Lösung fungieren. Halt eher umständlich beim entspannten Hören auf dem Sofa oder im Bett, weil ein Notebook oder ähnliches notwendig ist. Aber die Funktionen sind echt geil. Neben Crossfeed für Near Field, Mid Field und Far Field besitzt die Software EQ-Anpassungen für sehr viele Kopfhörer. BTW: das kann der USB Audio Player mit der Erweiterung Morphit von Toneboosters ebenfalls.

Foobar hab ich mir angeguckt, weil es Plugins nutzen kann. Aber ganz im Ernst: Der Player ist gruselig.
Am Mac gibt es auch noch den Eqmac, der in der Pro-Variante ebenfalls Plugins nutzen kann. Aber halt nur auf dem Mac.
Jan Meier ist ja eine Konifere und ich hab dort natürlich auch geguckt. Leider sprechen mich die Geräte so überhaupt nicht an.
SPL hat einiges mit Crossfeed im Programm. Schöne Geräte, aber für den privaten Nutzer schon sehr hochpreisig.
Danke Basstian85 für den Tipp mit Swissonic. Guck ich mir an.

Serges

Marc
Ghoster52
Inventar
#8 erstellt: 31. Jan 2024, 14:03
Also ich kann auf Crossfeed gern verzichten, aber die Schaltung von SPL ist einmalig,
filigran und für mich schon fast genial, da kommt das Meier CF (und RME) nicht mit.
Phonitor und T1 war mal mein perfektes Duett und CF war bei dieser Kombi immer an.
Leider bin ich ein Fan von Planare, deswegen hab ich das aufgegeben...

Crossfeed mischt ein bestimmtes Frequenzband zusammen, deswegen ist der Effekt nicht immer gleich.
Da meine Prioritäten nicht auf perfekte Kanaltrennung liegt, nutze ich was anderes, was ich aus der Jugendzeit
kenne, mein Favorit ist bei KH die Verstellung der Stereobasisbreite (Wide-Schaltung oder Plugin).
Kenne ich vom SKR 701 oder Color 40.
Mit meinen gerockboxter DAPs oder Pulse Effekts (Linux) kann ich da rumspielen und den hörbaren Raum
nach meinen Wünschen anpassen. Einige Smartphone Apps unterstützen diese Funktion auch.
(da wird der eine Kanal zeitverzögert in den anderen Kanal gemischt - grob erklärt)
Ich habe noch ein Nachbau aus dem Funkamateur der 80er mit A274 (glaub ich), die war auch regelbar.

Jeder wie er mag. wer will ein vorschreiben wie und was man hört, mir macht es so mehr Spaß!
RunWithOne
Inventar
#9 erstellt: 01. Feb 2024, 21:16
Mir geht es wie den meisten hier. Für die 98% meiner Musik macht es keinen Sinn. Manchmal klang es etwas "gefälliger" oder runder. Ist schon zu lange her das ich einen Meier Jazz ff hatte. Verschiedene Apps beherrschen ebenfalls CF. Aber es hat wie die meisten hier beschrieben haben, die Bühne bzw. Kanaltrennung verringert. Eigentlich ist es Unsinn. Da bemühen wir uns um beste Technik incl. guter Kanaltrennung und dann schleifen wir beidseitig Teile des einen Kanal in den anderen ein.
k.e.
Stammgast
#10 erstellt: 03. Feb 2024, 13:48
Ich benutze Crossfeed immer wenn es das Gerät unterstützt. Aktuell sind das bei mir SPL Phonitor XE, RME ADI-2/4 Pro und Mojo 2. Auf der leichtesten Einstellung merke ich deutlich wie einseitiger Druck nachlässt, ohne dass das Instrument auffällig anders platziert wird. Das hilft mir ungemein Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, die ich über Lautsprecher nicht hätte.

Wenn man aber von den niedrigen Stufen aufwärts geht, fällt die Instrumentenortung auseinander und das Klangbild wird etwas schwammiger. Vielleicht macht es eine andere Software besser?
RunWithOne
Inventar
#11 erstellt: 03. Feb 2024, 13:54
Guter Tipp das werde ich mal probieren. Der Corda Jazz hatte nur eine fixe Einstellung. Aber bei SW kann man es so dosieren wie von dir beschrieben,
sohndesmars
Inventar
#12 erstellt: 03. Feb 2024, 14:25
Warum gibt es Crossfeed? Weil Musik meistens für Lautsprecher abgemischt wurde. Wie hier schon bemerkt wurde, beimHören mit Lautsprechern gibt es keine strikte Trennung von links und rechts. Und es gibt die Reflexionen des Raumes. Beides fehlt beim Kopfhörerhören. So wollte es das Tonmischteam sicher nicht. Um mit Kopfhörern wirklichkeitsnah hören zu können, braucht es Kunstkopfaufnahmen.

Und wie hilft man sich, um beim Kopfhörerhören ansatzweise so zu hören wie über Lautsprecher? Man nutz Crossfeed.
Hilft das gegen das für viele unangenehme im Kopforten? Eher nicht. Und allein schon deshalb, weil das Auge mithört. Ein Witz? Nein. Ich sehe die Lautsprecher nicht vor mir beim Kopfhörerhören, also kann von vorne nichts kommen. Es ist nicht Jedem gegeben, Auge und Ohr genau zu trennen.
stravinsky
Inventar
#13 erstellt: 03. Feb 2024, 17:04
Ich hab gerade den Qudelix 5k am Austrian Audio dran hängen und bin geflasht! Tolles kleines Kästchen mit einer absolut geilen App (Android). Da lässt sich Crossfeed nach Wunsch mit einem Schieberegler dosieren. Fantastico!
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