Was versteht man unter "Microfonie"?

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stereo-leo
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 18. Apr 2006, 21:15
Hallo,

lese den Begriff "Microfonie" häufiger im Zusammenhang mit Röhren, als offenbar unangenehme Eigenschaft.

Was genau ist damit gemeint, und wie kommt es zustande?

Könnte eine eher dumme Frage sein, also entschuldigt im voraus...
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 18. Apr 2006, 21:52

stereo-leo schrieb:
Hallo,

lese den Begriff "Microfonie" häufiger im Zusammenhang mit Röhren, als offenbar unangenehme Eigenschaft.

Was genau ist damit gemeint, und wie kommt es zustande?

Könnte eine eher dumme Frage sein, also entschuldigt im voraus... :)


Servus Leo,

unter Mikrophonie versteht man die (unerwünschte) Eigenschaft von Röhren, mit ihrem Ausgangssignal auf äußere mechanische Einflüsse zu reagieren. Diese mechanischen Einflüsse können sowohl direkter Art (Klopfen gegen die Röhre) wie auch indirekter Art (Erschütterungen des Röhrensystems durch Schalldruck im tieffrequenten Bereich, Resonanzen etc.) sein. In beiden Fällen werden die Abstände der einzelnen Elektroden des Röhrensystems (insbesondere der von Haus aus sehr kleine Gitter-Kathodenabstand) zueinander dynamisch leicht verändert - und damit einher gehen veränderte Eigenschaften der Röhre (Steilheit etc.), welche sich als verändertes Ausgangssignal der Röhren äußern - und das kann als "Klingeln" etc. durchaus hörbar sein. Die Mikrophonieanfälligkeit nimmt tendenziell um so mehr zu, je kleiner die zu verarbeitenden Signalpegel sind - während Mikrophonie bei Endstufenröhren kein Thema sein sollte, müssen bei Mikrophon- oder Plattenspielervorstufen hiergegen schon besondere Maßnahmen getroffen werden. Hierzu zählen z.B. die Auswahl besonders mikrophoniearmer Röhren, die mechanische Entkopplung der Röhrenfassungen vom Chassis durch Gummidämpfer etc.

Grüße

Herbert
HiFi_Addicted
Inventar
#3 erstellt: 18. Apr 2006, 21:52
Die Schallwellen setzen das Innenleben der Röhre in Schwingung und erzeugen durch die Abstandsänderungen der Bauteile Verstärkungsfaktor Änderungen.... Videokameras mit Röhren sind auch betroffen.... Schön sieht man das zB auf den Live Aid DVDs da siet man die Musik in Streifen im Bild Damals haben die noch keine CCD Kameras verwendet...

MfG Christoph
stereo-leo
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 18. Apr 2006, 22:09
Wow, prima Erklärung Herbert (die versteh sogar ich!)...

Okay, dann nehme ich mal stark an, daß diese merkwürdigen Klangerscheinungen, die ich hier zunehmend mit meinem Cayin-Player erlebe, "Mikrophonie" sein könnten.

Da sind zwei 6922-Röhren drin (müßte mal gucken welche genau, aber werden wohl die üblichen China-Röhren sein, nehme ich an), die sich gerade in der Einspielphase befinden.
Also der Röhrentyp würde hinkommen, oder? (kleine Signalpegel).

Diese Röhren erweisen sich zunehmend als recht bass-stark, insbesondere im Tiefbass-Bereich, und das wird eindeutig unangenehm, also des Guten zuviel.

Eine meiner beiden Canton Karat L800-ls steht mit ihrem seitlich 31cm-Basstreiber ca 70cm vom Player entfernt.
Könnte dieser Umstand, verbunden mit dem zunehmenden Bassdruck diese Klangverzerrung hervorrufen? (Das Wort "klingeln" triffts eigentlich recht gut).

Da müssen wohl tatsächlich bessere Röhren her...

Welche sind denn für geringe Mikrophonie bekannt?
KSTR
Inventar
#5 erstellt: 18. Apr 2006, 22:49
Hallo stereo-leo

Idealerweise könnte man auf Mikrophonie empfindliche Amps u.Ä. so aufstellen, dass der einwirkende Schalldruck (vor allem auf das Chassis) sehr gering wird -- also nicht am Boden, nicht an der Wand und weit weg vom LS. Halte mal dein Ohr im Bereich des Gerätes wenn bassstarke Musik spielt, wenn es dann dort in verschiedenen Frequenzbereichen deutlich wummert und du eine Vibration des Chassis (oder worauf das Chassis steht!) mit der Fingerkuppe schon spüren kannst, wäre das kein Wunder, wenn es zu Auswirkungen auf den Klang kommt. Röhren werden durch ständige Vibration immer mikrophonischer, Vorstufen- und Endröhren aus rau behandelten Gitarren-Kombos habe manchmal 0.5mm Spiel des ganzen Systems, weil die Glimmerscheiben schon fast auseinandergefallen sind (die Krümel sieht man dann im Glaskolben rumliegen).

Die Empfindlichkeit der Röhren auf Erschütterung kannst du testen, indem man mit einem Bleistift leicht an die Röhren klopft, wenn das im LS deutlich zu hören ist, sind Probleme wahrscheinlich. Oft hilft schon eine Abschirmhülse mit Feder, die auf die Röhre drückt, damit wird ein Spiel der Kontakte im Röhrensockel (das prinzipbedingt vorhanden sein muss) schon mal ruhiggestellt.

Erst wenn diese Maßnahmen ausgereizt sind, würde ich mich nach speziell mikrophoniearmen Röhren umsehen.

Grüße, Klaus
stereo-leo
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 19. Apr 2006, 17:32
Danke für die Tips KSTR!

Kann weder am Rack noch am Player irgendwelche Vibrationen tasten.
Ein bißchen rätselhaft bleibt das alles schon, aber egal:
Sollen eh andere Röhren her, die China-Böller bringen einfach einen Tick zuviel Bass.

Dann sehen wir weiter!

Wieder etwas dazugelernt:
leo

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