Ausphasen: gleiche Spannung in beiden Steckerstellungen. Warum?

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phonotono
Neuling
#1 erstellt: 07. Jan 2008, 19:55
Hallo

mich würde interessieren wie das sein kann, dass ich beim ausphasen in beiden Stellungen die selbe Spannung habe. Da die Steckdose bei mir nicht geerdet ist, habe ich zwischen Heizkörper und Gehäuseschrauben gemessen. In beiden Fällen 3,5V.

...habe mit 200Vac Einstellung gemessen.

Hat jemand eine Idee?
Jogi42
Inventar
#2 erstellt: 09. Jan 2008, 19:03
Also meiner Meinung nach kann man ohne eine Erde in der Steckdose nichts ausphasen. Haben denn deine Geräte eine Erde am Stecker, dann sollte es aber auch deine Steckdose haben.
phonotono
Neuling
#3 erstellt: 09. Jan 2008, 23:40
Hallo Jörg,


das mit dem Heizkörper habe ich aus einem anderen Beitrag zum Thema Ausphasen. Die Stecker und Steckdose haben alle Erdungskontakte, nur ist der in der Steckdose (in der Wand ist nur ein 2-adriges Kabel verlegt) nicht angeschlossen.

Eigentlich müsste das auch mit dem Heizkörper funktionieren, da der geerdet ist. Und Erde ist gleich Erde. Oder liege ich da falsch?
Jogi42
Inventar
#4 erstellt: 10. Jan 2008, 00:04
Ich denke mal, du misst irgend einen Spannungsunterschied. Erde und Nulleiter sind so viel ich weiß vom Potential gleich, man kann auch mit dem Nulleiter eine Erde machen. Wenn aber deine Heizung hier keine Verbindung zu deinem Stromnetzt hat. Ich kann es dir leider nich 100%ig erklären. Vielleich lies es noch ein Fachmann durch
wiesonich
Stammgast
#5 erstellt: 10. Jan 2008, 21:32
Vom "Ausphasen" verstehe ich zwar nichts (habe mich damit noch nicht befasst) aber was den Neutralleiter und den Schutzleiter betrifft kann ich etwas beitragen:

So weit ich weis wird der Neutralleiter (N) und der Schutzleiter (PE) innerhalb einer Hausinstallation immer getrennt verlegt. Wo kein Schutzleiter vorhanden ist, handelt es sich entweder um eine besondere Netzform (dann dürfte die Steckdose keinen Schutzkontakt, also keine Spange aufweisen) oder es handelt sich um eine veraltete oder defekte Anlage, die von einem Fachmann zu überprüfen wäre. In keinem Fall darf der Schutzleiter nachträglich geschaffen werden, indem man in einer Schutzkontakt-Steckdose einfach die N-Klemme mit der PE-Klemme verbindet. Dieses Vorgehen nennt man "Nullung" und ist in Deutschland wohl verboten.

In einer Hausinstallation mit getrennt verlegtem Neutral- und Schutzleiter sind durchaus Spannungsunterschiede zwischen diesen Leitungen messbar. Der Grund dafür liegt darin, dass der Neutralleiter vom Nennstrom der angeschlossenen Verbraucher durchflossen wird, der Schutzleiter hingegen nicht. Über dem Neutralleiter entsteht somit ein Spannungsfall, der je nach Stromhunger der Verbraucher mehrere Volt annehmen kann. Das Potenzial des Neutralleiters liegt (gegen das Erdreich bzw. eine Heizung gemessen) also meist geringfügig höher als das Potenzial des Schutzleiters.

Wenn du keine 230 Volt zwischen dem spannungsführenden Kontakt der Steckdose und der Heizung messen kannst, müsste entweder deine Hausnstallation mangelhaft sein, oder dein Messgerät ist defekt oder es liegt ein Messfehler vor. Oder du lebst an einem Ort mit besonderer Netzform, ohne Verbindung zum Erdreich (unwahrscheinlich). Achtung! Bei dieser Messung kann ein eventuell im Sicherungskasten vorhandener FI-Schalter auslösen.

Edit:
Die Spannung zwischen Gerätegehäuse und Heizung müsste durch eine Kapazität im Gerät hervorgerufen werden. Entweder durch einen tatsächlich verbauten Kondensator oder das Gerät selbst wirkt kapazitiv. Wiederhole deine Messung noch einmal mit einem Messbereich, der die 3,5 Volt gerade noch abdeckt. Man sollte den Messbereich grundsätzlich so wählen, dass die gemessene Spannung nahe am oberen Ende des Messbereichs liegt. Das verbessert die Genauigkeit der Messung. Deine 3,5 Volt liegen am unteren Ende deines 200 Volt Mesbereichs. Das ist sehr ungenau. Ein 20 Volt Messbereich wäre schon brauchbar, 10 Volt wären noch besser, aber 5 oder gar 4 Volt wären wohl am Besten - falls vorhanden. Dann läge die Messspannung nahe am oberen Ende des Messbereichs, und geringe Spannungs-Unterschiede im Millivoltbereich ließen sich vermutlich ausfindig machen.


[Beitrag von wiesonich am 10. Jan 2008, 22:11 bearbeitet]
phonotono
Neuling
#6 erstellt: 10. Jan 2008, 22:25
Danke für den ausführlichen Beitrag. Als erstes stehe hier eine Verknüpfung zum Thema Ausphasen/Polung:

http://www.hifi-forum.de/viewthread-83-223.html

Ich habe zwischen Phase und Heizkörper 226V gemessen, also alles i.O.

Es handelt sich bei mir um ein veraltetes Netz denke ich. Das 2-adrige Kabel in der Steckdose ist aus massivem Aluminium , nicht aus Kupfer gedreht wie üblich.


Bei der Messung müsste eigentlich bei umgedrehtem Stecker eine andere Spannung als vor dem umdrehen raus kommen, wie in der Beschreibung oben. Bei mir will das aus irgendeinem Grund nicht funktionieren.


[Beitrag von phonotono am 10. Jan 2008, 22:26 bearbeitet]
_ES_
Administrator
#7 erstellt: 10. Jan 2008, 23:27
Am Gehäuse des Gerätes messen, kann nutzlos sein, wenn die Masse der Elektronik im Inneren nicht direkt damit verbunden ist.

Besser :

An der Cinchbuchsen-Masse messen, also am äusseren "Ring" der Buchse beim eingeschalteten Gerät, ohne jedwelche Verbindungen anderer Geräte..

Solltest Du die Messungen an einem Verstärker machen, achte darauf, das die Input-Schalter Stellung identisch mit der von Dir gewählten Buchse zum Messen ist..


wiesonich schrieb:
..dieser Messung kann ein eventuell im Sicherungskasten vorhandener FI-Schalter auslösen.


Bei seiner 2-Draht Installation wäre das Vorhandensein eines FI´s nutzlos..;)


[Beitrag von _ES_ am 10. Jan 2008, 23:38 bearbeitet]
Uwe_Mettmann
Inventar
#8 erstellt: 11. Jan 2008, 23:26

phonotono schrieb:
Da die Steckdose bei mir nicht geerdet ist,...

Hallo phonotono,

in Deutschland ist dies nicht zulässig und müsste umgehend in Ordnung gebracht werden.

In Deutschland muss bei Neuinstallationen der Schutzleiter immer separat geführt werden und auch an allen Steckdosen angeschlossen sein.

Früher gab es aber Installationen, bei denen die Stromkabel nur zwei Leiter hatten. Der eine war der Neutralleiter, der dann an den einen Pol der Steckdose ging und auch mit dem Schutzleiterkontakt verbunden war. Dies wurde dann Nullung genannt. Für solche Hausinstallationen gilt Bestandschutz, also können sie noch vorhanden sein.

Vielleicht ist das bei Dir so. Schaue doch noch mal genau nach. Wenn das Gerät einen Schukostecker hat, würde das auch die Spannung erklären, die Du gemessen hast, denn bei einer genullten Hausinstallation sind einige Volt zwischen Schutzleiterkontakt einer Steckdose und Heizung durchaus normal. Messe doch mal die Spannung direkt zwischen Steckdosen-Schutzleiterkontakt und Heizung. Du müsstest auch die 3,5 V messen.


Gruß

Uwe
wiesonich
Stammgast
#9 erstellt: 12. Jan 2008, 03:57

Random_Task schrieb:
Bei seiner 2-Draht Installation wäre das Vorhandensein eines FI´s nutzlos..;)


Gerade dann macht ein FI-Schalter Sinn und funktioniert auch wie er soll. Der FI-Schalter vergleicht die Höhe des Stromes, der über den Außenleiter (L) in die Elektroanlage hinein fließt, mit der Höhe des Stromes, der über den Neutralleiter (N) wieder aus der Anlage heraus fließt. Wenn die Differenz Null beträgt, ist alles ok und der FI bleibt ruhig. Ist die Differenz aber größer Null, dann kommt nicht alles zurück, was hinein geflossen ist. Ein Teil des Stromes fließt als Fehlerstrom an irgendeiner Stelle ins Erdreich, und der FI schaltet ab.
_ES_
Administrator
#10 erstellt: 13. Jan 2008, 14:23

Gerade dann macht ein FI-Schalter Sinn und funktioniert auch wie er soll.



http://leifi.physik....lter/fi_schalter.htm

Uh-Oh..das stimmt.
Da hat einer ja mal mächtig gepennt..
xenophilie
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 13. Jan 2008, 14:42
Bei einer sogenannten Klassischen Nullung ist der Schutzleiteranschluss an der Steckdose mittels Brücke mit dem Neutralleiter verbunden. Wenn man an einer solchen Steckdose ein Gerät anschließt, welches über einen separaten Schutzleiter in der Zuleitung verfügt, ist der Anschluss an einen FI fast völlig sinnlos. Bei einer Berührungsspannung am Gehäuse, welches sehr oft isoliert (Gummifüße, Teppichboden usw.) aufgestellt ist, ist die Abschaltung des RCD nicht vorhanden.

Gruß

Holger
wiesonich
Stammgast
#12 erstellt: 13. Jan 2008, 17:17
Das Gerätegehäuse läge in so einem Fall auf Nullpotential, also gegen das Erdreich praktisch spannunslos. Personen, die das Gehäuse anfassten, wären nicht gefährdet.
xenophilie
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 13. Jan 2008, 19:11

wiesonich schrieb:
Das Gerätegehäuse läge in so einem Fall auf Nullpotential, also gegen das Erdreich praktisch spannunslos. Personen, die das Gehäuse anfassten, wären nicht gefährdet.

Selbstverständlich liegt der Anschluss des Schutzleiters am Gehäuse auf Nullpotential, das ist doch völlig normal. Das spielt aber hierbei gar keine Rolle. Auch über das Gehäuse kann - bei einem Körperschluss - bevor die Klemmstelle des Schutzleiters erreicht wird, ein Ableitstrom führen. Dieser Ableitstrom ist unter anderem von der Berührungsspannung abhängig. Im groben muss man das Gehäuse dann als Widerstand betrachten. Wenn die Berührungsspannung hier einen Wert von über 65 V erreicht, wäre der Mensch sehr wohl gefährdet.

Gruß

Holger
Uwe_Mettmann
Inventar
#14 erstellt: 13. Jan 2008, 19:51

xenophilie schrieb:

Selbstverständlich liegt der Anschluss des Schutzleiters am Gehäuse auf Nullpotential, das ist doch völlig normal. Das spielt aber hierbei gar keine Rolle. Auch über das Gehäuse kann - bei einem Körperschluss - bevor die Klemmstelle des Schutzleiters erreicht wird, ein Ableitstrom führen. Dieser Ableitstrom ist unter anderem von der Berührungsspannung abhängig. Im groben muss man das Gehäuse dann als Widerstand betrachten. Wenn die Berührungsspannung hier einen Wert von über 65 V erreicht, wäre der Mensch sehr wohl gefährdet.

Hallo,

bei genullten Stromnetzen würde in diesem Fall meist die ganz normale Haussicherung auslösen, es sei denn, der Neutralleiter wäre z.B. wegen eines Kontaktfehlers sehr hochohmig. Wenn man aber schon solche Fehlermöglichkeiten betrachtet, dann ist es noch viel kritischern, wenn der Neutralleiter eine totale Unterbrechung hat. In diesem Fall würden die 230 V bereits auf den Gehäusen der Schutzklasse I Geräten liegen, ohne dass bei einem Gerät ein Körperschluss vorliegt.

Der Einsatz eines FI-Schutzschalter macht bei genullten Stromnetzen keinen Sinn, weil es zu häufigen Fehlauslösungen kommen würde. Beispielsweise sind ja die Gehäuse vieler Küchengeräte über die Wasserrohre auch mit Erde verbunden. Somit besteht eine Verbindung zwischen Neutralleiter und Erde, was zur Auslösung des FI führt, ohne dass irgendwo ein Fehler vorliegt.


Gruß

Uwe
xenophilie
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 13. Jan 2008, 23:10

Uwe_Mettmann schrieb:
bei genullten Stromnetzen würde in diesem Fall meist die ganz normale Haussicherung auslösen, es sei denn, der Neutralleiter wäre z.B. wegen eines Kontaktfehlers sehr hochohmig.



Das ist der springende Punkt. Die Sicherung löst eben nur bei einem höheren Nennstrom als der ihres eigener Nennwertes aus, was bedeuten würde, es liegt ein fast totaler Körperschluss zwischen Außenleiter und Neutralleiter vor. In diesem Fall würde man ja auch keinen FI benötigen. Aber die meisten Unfälle passieren eben nicht durch einen kompletten Körperschluss, sondern durch zu hohe Berührungsspannungen an den Gehäusen der Geräte, die durch Isolationsfehler oder anderer Defekte auftreten können. Diese Berührungsspannungen und der damit verbundene Ableitstrom lösen die Absicherung eben nicht aus. Und hier liegt die Gefahr für den Menschen.

Gruß

Holger
wiesonich
Stammgast
#16 erstellt: 13. Jan 2008, 23:41

xenophilie schrieb:
(...)Wenn die Berührungsspannung hier einen Wert von über 65 V erreicht, wäre der Mensch sehr wohl gefährdet.


Nicht mit einem FI.
xenophilie
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 13. Jan 2008, 23:51

wiesonich schrieb:
Nicht mit einem FI.


Der Sinn eines FI's liegt darin, solche gefährlichen Berührungsspannungen erst gar nicht auftreten zu lassen. Das kann er aber bei einer klassischen Nullung nicht.

Gruß

Holger
wiesonich
Stammgast
#18 erstellt: 14. Jan 2008, 00:33
Der Sinn eines FI-Schalters liegt nicht darin, die Entstehung von Berührungsspannungen zu verhindern, sondern darin, die Betriebsspannung abzuschalten, wenn ein unzulässig hoher Fehlertrom (FI) in das Erdreich abfließt. Ein FI-Schalter überwacht Sröme und nicht Spannungen. Sicherheitsschalter, die auf Fehlerspanungen (FU) reagieren, heißen FU-Schalter. Die bloße Existenz einer gefährlich hohen Berührungsspannung veranlasst einen FI noch nicht, die Spannung abzuschalten. Der FI-Schalter misst die Stromdifferenz zwischen Phase und Neutrallleiter. Das funktioniert auch bei klassischer Nullung.


[Beitrag von wiesonich am 14. Jan 2008, 00:39 bearbeitet]
Uwe_Mettmann
Inventar
#19 erstellt: 14. Jan 2008, 01:07

xenophilie schrieb:
Das ist der springende Punkt. Die Sicherung löst eben nur bei einem höheren Nennstrom als der ihres eigener Nennwertes aus, was bedeuten würde, es liegt ein fast totaler Körperschluss zwischen Außenleiter und Neutralleiter vor. In diesem Fall würde man ja auch keinen FI benötigen. Aber die meisten Unfälle passieren eben nicht durch einen kompletten Körperschluss, sondern durch zu hohe Berührungsspannungen an den Gehäusen der Geräte, die durch Isolationsfehler oder anderer Defekte auftreten können. Diese Berührungsspannungen und der damit verbundene Ableitstrom lösen die Absicherung eben nicht aus. Und hier liegt die Gefahr für den Menschen.

Hallo Holger,

bei Hausinstallationen ohne FI gibt es Anforderungen an den Schutzleiter- und Neutralleiterwiderstand. Wenn ich mich recht erinnere, darf er 1 Ohm nicht überschreiten. Bei einer intakten Hausinstallation kann bei einem Köperschluss am Gehäuse eines Gerätes mit Schutzleiter also keine berührungsgefährliche Spannung entstehen, ohne dass die Haussicherung auslöst. Was Du sagst ist richtig, wenn ein Fehler in der Hausinstallation vorliegt. Bei zu hohem Schutzleiter- oder zu hohem Neutralleiterwiderstand (bei Nullung) kann nicht nur eine zu hohe Berührungsspannung entstehen, sondern an der schlechten Kontaktstelle wird ja auch eine Leistung verbraten, so dass es auch zu einem Hausbrand kommen kann.

Was wiesonich zum FI geschrieben hat, ist korrekt. Der FI löst bei Berührungsspannung nur aus, wenn eine (wenn auch schlechte) Verbindung des Gerätegehäuses zum Schutzleiter oder zur Erde besteht. Ist dies nicht der Fall (z.B. bei einem Körperschluss eines schutzisolierten Gerätes) löst trotz hoher Berührungsspannung der FI nicht aus. Dies passiert erst, wenn das Gerät angefasst wird und der Ableitstrom den Auslösestrom des FI überschreitet.


Gruß

Uwe
xenophilie
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 14. Jan 2008, 12:53
Hallo Uwe, hallo wiesonich,

Ich habe mich bei den vorangegangenen Post's etwas umständlich ausgedrückt.

ich glaube bei der ganzen Geschichte haben wir/ich uns etwas verrannt und sind vom eigentlichen Thema abgekommen. Dennoch wollte ich ganz gerne das Thema FI erörtern.

Natürlich hast Du - wiesonich - mit der Aussage: ...die Betriebsspannung abzuschalten, wenn ein unzulässig hoher Fehlertrom (FI) in das Erdreich abfließt, recht.

Doch bei einem separaten Schutzleiter würde bei einem Fehler, bei dem Ableitstrom (Fehlerstrom)über das Gehäuse fließt, der FI schon vor einer möglichen gefährlichen Berührung abschalten. Bei einer klassischen Nullung und isoliert aufgestelltem Gerät eben nicht.

Wenn ich nun aber die nachfolgende Umschreibung der VDE richtig lese, bin ich mit der Aussage von Dir: Der Sinn eines FI-Schalters liegt nicht darin, die Entstehung von Berührungsspannungen zu verhindern, nicht ganz einverstanden. Denn es heißt, Schutz gegen elektrischen Schlag und nicht Schutz bei einem möglichen elektrischen Schlag.

Bei der Aussage von Dir, Uwe: Bei einer intakten Hausinstallation kann bei einem Köperschluss am Gehäuse eines Gerätes mit Schutzleiter also keine berührungsgefährliche Spannung entstehen, ohne dass die Haussicherung auslöst, muß doch ein totaler Körperschluss vorliegen. Es gibt doch aber auch Fehler innerhalb eines Betriebsmittels, die eine Berührungsspannung und den daraus resultierenden Ableitstrom
hervorrufen, der geringer ist, als der Nennstrom der Sicherung.

In der VDE 011-410 Kapitel 41 - Schutz gegen elektrischen Schlag - lese ich unter anderem:

In TN-Systemen ist unter anderem, die Verwendung folgender Schutzeinrichtungen anerkannt: RCD

Kapitel 413: Schutz gegen elektrischen Schlag unter Fehlbedingungen (Schutz bei indirektem Berühren oder Fehlerschutz).

Eine Schutzeinrichtung, die für den Schutz bei indirektem Berühren vorgesehen ist, muss automatisch die Stromversorgung des zu schützenden Stromkreises oder Betriebsmittels abschalten, damit im Fehlerfall zwischen einem aktiven Teil und einem Körper oder einem Schutzleiter des Stromkreises oder des Betriebsmittels eine zu erwartende Berührungsspannung nicht überschritten wird, die ausreicht, um das Risiko gefährlicher physiologischer Einwirkungen auf eine Person, die sich in Berührung mit gleichzeitig berührbaren leitfähigen Teilen befindet, zu verursachen.



Gruß

Holger


[Beitrag von xenophilie am 14. Jan 2008, 18:12 bearbeitet]
wiesonich
Stammgast
#21 erstellt: 15. Jan 2008, 01:14
Hallo Holger,

xenophilie schrieb:
Doch bei einem separaten Schutzleiter würde bei einem Fehler, bei dem Ableitstrom (Fehlerstrom)über das Gehäuse fließt, der FI schon vor einer möglichen gefährlichen Berührung abschalten. Bei einer klassischen Nullung und isoliert aufgestelltem Gerät eben nicht.


Ein Gerät mit Schutzkontaktstecker ist bei funktionierender Nullung nicht isoliert aufgestellt, ob es nun Gummifüße hat oder nicht. Es weist eine niederohmige Verbindung zum Erdreich auf und stellt keine Gefahr für Personen dar. Uwe hat das weiter oben erklärt.

xenophilie schrieb:
(...)es heißt, Schutz gegen elektrischen Schlag (...).


Ob nun fehlerhafte Nullung oder fehlerhafter Schutzleiter. Falls irgendwo, aus welchen Gründen auch immer, eine gefährliche Behrührungsspannung herrscht, lässt ein FI-Schalter einen elektrischen Schlag zunächst einmal geschehen! Er begrenz lediglich den Stromfluss auf eine bestimmte Stärke. Wobei die Auslösezeit noch von seiner Kennlinie abhängt.

Gruß
wiesonich
Uwe_Mettmann
Inventar
#22 erstellt: 15. Jan 2008, 01:53

xenophilie schrieb:
Bei der Aussage von Dir, Uwe: Bei einer intakten Hausinstallation kann bei einem Köperschluss am Gehäuse eines Gerätes mit Schutzleiter also keine berührungsgefährliche Spannung entstehen, ohne dass die Haussicherung auslöst, muß doch ein totaler Körperschluss vorliegen. Es gibt doch aber auch Fehler innerhalb eines Betriebsmittels, die eine Berührungsspannung und den daraus resultierenden Ableitstrom
hervorrufen, der geringer ist, als der Nennstrom der Sicherung.

Hallo Holger,

nein, es muss kein totaler Köperschluss vorliegen. Vorrausetzung ist natürlich, dass sowohl die Schutzleiterverbindung der Hausinstallation und auch die des Gerätes in Ordnung ist. Der Schutzleiterwiderstand der Hausinstallation muss (soweit ich es in Erinnerung habe) unterhalb von 1 Ohm liegen und bei dem Gerät dürfen es maximal 0,1 Ohm sein. Vielleicht kann der Schutzleiterwiderstand des Gerätes in der Praxis noch etwas höher sein, je nachdem, wie der Kontakt zur Steckdose ist, aber über 0,5 Ohm sind nicht zu erwarten. Somit kommen wir in Summe auf 1,5 Ohm. Der Spannungsabfall an diesem Widerstand ist nach dem ohmschen Gesetz die Berührungsspannung. Jetzt rechne mal aus, was für ein Strom fließen muss, damit eine gefährliche Spannung entstehen kann. Der ist so hoch, dass recht schnell die Sicherung auslöst.

Kommen wir zum FI-Schutzschalter. Dieser hat zwei Schutzfunktionen. Wenn die Schutzleiterverbindung nicht ganz in Ordnung und etwas hochohmig ist, so spielt das keine Rolle, denn bei einem Körperschluss löst der FI aus. Die zweite Schutzfunktion ist, wenn es einen Körperschluss bei Geräten gibt, die keinen Schutzleiter haben. Beim Anfassen solch eines Gerätes ist der Strom der fließen kann begrenzt, weil der FI bei einem höheren Wert abschaltet. So passiert einem meist nicht mehr als ein starker elektrischer Schlag.

Zu theoretisieren welche Schutzwirkung ein FI bei einem TN-C-Netz (genulltes Stromnetz) hat, bringt nichts, weil ein FI in einem TN-C-Netz gar nicht eingesetzt werden kann, da es zu ständigen Fehlauslösungen kommen würde. Ein FI vergleicht ja den Strom zwischen dem Außenleiter (Phase) und dem Neutralleiter (Null). Ist die Differenz größer als der Auslösewert des FI, so löst dieser aus. Bei einem TN-C-Netz wird für den Neutralleiter und Schutzleiter nur ein Leiter eingesetzt (PEN), welcher dann auch mit den Gehäusen und Gerätmassen von Schutzklasse I Geräten verbunden ist. Bekommt nun das Gehäuse solche eines Gerätes Erdkontakt, so gibt es außer dem PEN noch einen anderen Rückweg für den Strom. Somit ist der Strom durch den Außenleiter nicht mehr identisch mit dem Strom im Neutralleiter, wodurch dann der FI auslöst. Also, wird z.B. an einen Plasma- oder LCD-Fernseher (neuerdings sind viele Schutzklasse I) eine Antennenleitung angeschlossen, so löst der FI aus. Wird ein Geschirrspüler ans Wassernetz angeschlossen, so löst der FI aus. Du siehst, ein FI kann in einem TN-C-Netz nicht eingesetzt werden.

Noch etwas, was ich in einem Beitrag weiter oben schon erwähnt habe. Eine gefährliche Berührungsspannung aufgrund eines Gerätedefektes ist nicht größte Gefahr bei TN-C-Netzen. Viel gefährlicher und auch wahrscheinlicher ist eine Unterbrechung des PEN, z.B. weil sich in irgendeiner Verteilerdose sich eine Lüsterklemme gelöst hat. Dann liegt auf allen nachgeschalteten Geräte 230 V auf den Gehäusen. Wie kommt dies? Stellen wir uns mal vor, dass in eine Steckdose ein 1000 W Heißlüfter angeschlossen ist. Wenn dieser eingeschaltet ist, stellt er eine Last von ca. 50 Ohm dar. Im Normalfall fließt der Strom vom Außenleiter durch den Widerstand und dann zurück über den PEN. Ist nun dieser unterbrochen, so kann der Strom nicht mehr zurückfließen. Kein Stromfluss bedeutet aber kein Spannungsabfall am Widerstand und somit liegen die 230 V auf dem PEN. Der ist mit den Gehäusen der Schutzklasse I Geräten verbunden und somit liegen also die 230 V auf all diesen Gehäusen. Als maximaler Ableitstrom ist 4,3 A möglich. Die gleiche Situation ergibt sich auch bei anderen Geräte als einem Heizlüfter, nur ist der maximale Ableitstrom geringer.

Alleine eine gelöste Lüsterklemme, erzeugt also bei einem TN-C-Netz eine lebensgefährliche Situation.

Das ist dann auch der Hauptgrund, weshalb der separate Schutzleiter eingeführt wurde.


Gruß

Uwe
xenophilie
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 15. Jan 2008, 17:36
Wie schon geschrieben sind wir etwas vom ursprünglichen Thema abgewichen. Trozdem möchte ich mich bei Dir Uwe und wiesonich für die bisher sehr rege, gepflegte und dennoch informative Kommunikation, bezüglich der RCD's in diesem Thread bedanken. Das Thema habe ich jedoch noch nicht ganz abgeschlossen und würde mich - mit Eurem Einverständniss - nach etwas Input gerne wieder melden.

Grüße

Holger
WinfriedB
Inventar
#24 erstellt: 24. Jan 2008, 12:59

phonotono schrieb:

Es handelt sich bei mir um ein veraltetes Netz denke ich. Das 2-adrige Kabel in der Steckdose ist aus massivem Aluminium , nicht aus Kupfer gedreht wie üblich.



Bei Unterputz-Installationen werden grundsätzlich Massivleiter verwendet. Allerdings wohl kaum welche aus Alu, es könnte sein, daß es verzinnte Kupferleitungen sind, die schimmern auch hell.
WinfriedB
Inventar
#25 erstellt: 24. Jan 2008, 13:03

phonotono schrieb:
Hallo

mich würde interessieren wie das sein kann, dass ich beim ausphasen in beiden Stellungen die selbe Spannung habe. Da die Steckdose bei mir nicht geerdet ist, habe ich zwischen Heizkörper und Gehäuseschrauben gemessen. In beiden Fällen 3,5V.

...habe mit 200Vac Einstellung gemessen.

Hat jemand eine Idee?


Wahrscheinlich deswegen, weil meiner Ansicht nach die ganze Ausphaserei ziemlicher Humbug ist.

Bei SÄMTLICHEN Geräten der U-Elektronik (bis auf so manchen Fernseher) sind die Netzversorgungsleitungen (Phase und Nullleiter) NIRGENDWO direkt mit der Verstärkerschaltung verbunden. Sie sind immer galvanisch getrennt. Wenn auf dem Gehäuse irgendwelche Spannungen gegenüber der Erdung zu messen sind, so handelt es sich dabei um kapazitiv oder induktiv übertragene parasitäre Spannungen. Wie und wo die auftreten, ist mehr oder weniger Zufall.

Auch was man dann mit einem normalen DVM mißt, ist mehr Zufall, da diese bei verzerrten Sinussignalen häufig Hausnummern anzeigen.
xenophilie
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 04. Jun 2008, 16:05
Etwas spät aber immerhin, habe ich jetzt endlich die notwendige Zeit gefunden, mich um das Thema RCD bei klassischer Nullung, nochmals zu bemühen. Hierbei habe ich in in der DIN VDE 0100-460 (VDE 0100-460), Beiblatt 2 zur DIN VDE 0100 (VDE 100):1992-10 folgendes gefunden. Der Einsatz einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) ist, auch auf rein freiwilliger Basis, in TN-C-Netzen, nicht zulässig. Zu begründen ist das mit dem allgemeinen Verbot, den PEN-Leiter zu schalten. Bei Stromkreisen mit klassischer Nullung (TN-C-System) würde aber der PEN-Leiter mit der RCD mit geschaltet werden. Das allgemeine Verbot, den PEN-Leiter zu schalten, findet sich im Absatz 461.2.
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