HP8903B.oder.Gesten auf dem "Schrottplatz"

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-scope-
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 17. Feb 2013, 15:27
Gestern stolperte ich über einen teilweise geplünderten 8903B. Das "B" steht im Gegensatz zum älteren "A" für einen "echten" Differenzeingang und konfigurierbare Filterbänke.

Das Teil war über viele Jahre "DER" Distortion Analyzer von HP, ist natürlich mittlerweile etwas "obsolet"
Egal....Er hat keinen Lüfter und lässt sich bestimmt noch irgendwie nutzen. Z.B. als Kontrolleinrichtung bei Blindtests....Da geht ein Lüfter überhaupt nicht. Relativanzeige (dBr) ist möglich, was Pegelabgleiche komfortabel mach.



Es fehlten ein paar Tasten, die ich aber von einem Schlachtgerät (8656) entnehmen konnte.
Die Kiste ist optisch gut erhalten, hat aber leider die option 001 (rear inputs), was nicht so toll ist.



Die Füße (immer Mangelware) und die Netzelkos wurden sauber ausgebaut. Es würde mich also wundern, wenn das Ding nach einbau der Fehlteile sofort funktioniert. Da dürfte mehr zu machen sein .


Typisch HP der 80er.....Sowas wird heute praktisch nicht mehr gebaut.

Mal sehen ob ich den wieder "in specs" bekomme.....


[Beitrag von -scope- am 17. Feb 2013, 22:58 bearbeitet]
-scope-
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 17. Feb 2013, 20:06
So...jetzt bin ich schon ein gutes Stück weiter.

Nach Komplettierung des Motherboards mit den drei Elkos gab´s den ersten Einschalttest. Und der sah so aus:


Die CPU nebst Umfeld verhielt sich ausgesprochen "statisch" und auch am Quartz war nichts zu messen. Nachdem der Quartz (nebst Umfeld) als Fehler ausgeschlossen wurde, kam nurnoch die Fairchild F3850 CPU in Frage. Das ist eine absolute Vintage-CPU, die 1977 vorgestellt wurde. Getaktet wird sie hier mit 2 MHz.

Die CPU benötigt neben 5V Vdd zusätzlich 12V Vgg, und letztere waren nicht vorhanden.

Den 8903B gibt es in mehreren Hardwareversionen. Die frühen Modelle wurden mit einer 3850 CPU ausgeliefert, die späteren BE mit einer deutlich schnelleren Motorola 6809.

Dieser HP wurde anscheinend aus mehreren Geräten "zusammengesetzt". Die meisten Karten (samt Motherboard) stammen aus der neueren Variante, aber das Prozessorboard aus einer früheren.
Auf dem Motherboard fehlen daher alle Teile für die 12V Spannung, denn die braucht der 6809 nicht.
Im Wesentlichen ist das ein T03- 7812 den ich nicht da habe.....also wurd emal eben ein TO220 genommen (nur zum testen). Das werde ixch später ordentlich komplettieren.


Das war´s eigentlich schon. Danach ging die Kiste sofort. Es steht lediglich eine Kalibrierung an. Ausserdem müssen in den +/- 15V Rails die richtigen Elkos rein. Ich habe sie um 30% unterdimensioniert und daher etwas zu hohe Brummstörungen. Unter 0,01% THD&N (ungefiltert) geht er im loop bei 1KHz und 1V nicht.
Es müssen aber locker 0,005 drin sein.
Das wird also auch noch nachgeholt.

THD des Generators ist aber einwandfrei, so wie es sich für den 8903 gehört. knapp über 0,001% (K1-5)

Ein paar neue Schalter und Buchsen müssen auch noch rein, Füße besorgen, fertig.


[Beitrag von -scope- am 17. Feb 2013, 20:12 bearbeitet]
pelowski
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 18. Feb 2013, 12:12
Hallo scope,

auch wenn hier, wahrscheinlich mangels Fachkompetenz, niemand kommentiert, so
lese ich interessiert mit.
Was alles kann man damit messen?

Das höchste der Gefühle, womit ich - vor etlichen Jahren - gemesen habe,
war ein R&S UPA.

Grüße - Manfred
Hmeck
Inventar
#4 erstellt: 18. Feb 2013, 13:40
Nun gut, dann will ich mal kommentieren. Ich finde solche "Flaggschiffe" auch sehr beeindruckend. Sozusagen für xx Jahre Laufzeit und mit der Möglichkteit einer Instandseztung gebaut. Ganz im Gegensatz zu heutigen Geräten. Liefe mir sowas über den Weg, würde ich es erstens einem Freund hier (Funkamteur) und dann Euch anbieten.

Grüße, Hmeck
-scope-
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 18. Feb 2013, 18:21

Was alles kann man damit messen?


Für heutige Verhältnisse nicht ausgesprochen viel.
AC level (lin & log), DC level, SINAD bzw. THD&N in dB und %, Relativpegel dBr ....und die Frequenz

Ausserdem kann er sweepen, was -damals- aber nur mit einem anschliessbaren Stiftplotter erst richtig sinnvoll wurde.
Im Netz gibt es aber mittlerweile eine Software, die das Gerät samt sweeps & plots über HPIB an den PC anbindet und alles graphisch darstellt. Die ist nicht von HP, sondern "privat".

Die technischen Daten gibts detailliert hier:
http://cp.literature.agilent.com/litweb/pdf/5968-1390E.pdf

Im 1993 Katalog finde ich das Gerät "nackt" für 6700 $ . Die unschönen rear inputs (und dafür keine Frontausgänge) kosteten nochmal 115 $...


Das höchste der Gefühle, womit ich - vor etlichen Jahren - gemesen habe,
war ein R&S UPA.


Den UPA würde ich über dem 8903 ansiedeln. Wirklich hantieren möchte ich aber heute mit keinem der beiden, da analoge AP´s mittlerweile fast verschenkt werden. Ich hätte letzte Woche vier Stück "ab Stapel" (ungeprüft) für 1500 € mitnehmen können....Wenn ich denn noch welche haben wollte.
Einer davon war ohne Generator, die anderen sys 22A (also Standard analog domain) Es gibt Händler, die für EINEN dieser Sorte 1000 oder gar 1500 € sehen wollen. Sie werden vermutlich noch ewig auf Käufer warten.....
Auch UPL und UPD bekommt man mitlerweile nachgeschmissen (wenn man weiss wo)....Allerdings sogut wie nie mit den wirklich interessanten Optionen.
Die alten R&S Kisten haben aber oft Kinderkrankheiten, die man nicht mal eben so wie in diesem Beispiel beheben kann.
Trotzdem....So eine Kiste ist m.E. durch eine "Soundkarte" nicht zu ersetzen. Zwar ist die Karte flexibler und kann manche Messung höher auflösen, aber die Genauigkeit und die Tatsache, dass man sich um die Pegel keine Gedanken machen muss, wiegen das wieder auf. Eine Soundkarte gehört imo zusätzlich in´s Labor oder die Werkstatt, wenn man keinen "modernen" Audiomessplatz besitzt.



@Hmeck

Liefe mir sowas über den Weg, würde ich es erstens einem Freund hier (Funkamteur) und dann Euch anbieten.


Hättest du denn selber für sowas (oder Ähnliches) keine Verwendung ? Die Geräte werden in akzeptablem Zustand zwischen 400 und 600 $ gehandelt. (US Preise)


[Beitrag von -scope- am 20. Feb 2013, 00:48 bearbeitet]
-scope-
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 19. Feb 2013, 19:44
Eine Steuersoftware gibt´s hier:
http://www.pmillett.com/hp_8903_software.htm
Der Mann hat sich dafür offensichtlich eine gewisse Zeit genommen.

Mein 8903 ist nach gut 8 Arbeitsstunden fertig. Ob sich das gelohnt hat, frage ich mich lieber nicht.
Die Kalibrierung dauert zwar nur eine gute Stunde, aber die Ausgangsimpedanz meines Gerätes liess
sich nicht von 600 auf 50 Ohm umstellen.
Das lag daran, dass das eingebaute "Latchboard" nicht von diesem 8903B , sondern einerer älteren Variante stammt. Die alten Geräte hatten dafür noch einen Schalter, während die neuen das über eine Tastenkombination (also über die Software) steuern. Es mussten also noch ein paar Brücken gelegt werden...Bis das alles im SM gefunden war, vergingen gut 3 Stunden...

Mit geschaltetem Tiefpass (30KHz) erreicht er jetzt bei 1KHz & 1V Ausgangsspannung eine Klirrdämpfung von -93 dB
Ohne Filter sind es noch knapp -87 dB.


Ein neues HP-Schildchen gab´s auch noch. Nur die Füße werden aus den USA wohl eine Weile brauchen.


[Beitrag von -scope- am 20. Feb 2013, 00:56 bearbeitet]
pelowski
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 20. Feb 2013, 02:49

-scope- (Beitrag #6) schrieb:
... Ob sich das gelohnt hat, frage ich mich lieber nicht...

Naja, die Frage ist doch, was man unter "sich lohnen" versteht. Die Antwort wird von Mensch zu Mensch
unterschiedlich ausfallen.

...bei 1KHz & 1V Ausgangsspannung eine Klirrdämpfung von -93 dB...

Das sollten nach meiner Rechnung 0,0022% sein. Und ist für die allermeisten Messungen sicher ausreichend.

Grüße - Manfred
-scope-
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 21. Feb 2013, 01:49
Dass es bei diesen Größenordnungen nicht mehr um Hörbarkeit geht, muss in der Tat nicht lange ausdiskutiert werden.
Geht es um die Annäherung an eine messtechnische Perfektion, muss sich das Gerät aber schon bei den meisten Hochpegelvorstufen geschlagen geben. Die sind nämlich ebenso gut.
Es gibt mittlerweile auch viele Endverstärker, die solche WErte locker erreichen.

Man darf das Alter des Gerätes nunmal nicht vergessen. Für die Werkstatt ist er immer noch brauchbar und liefert vor allem -genaue- und vertrauenswürdige Ergebnisse....also genau das, was Soundkarten+ Software in den Händen der meisten "Hobbymesser" eben nicht tun.

Ein System one erreicht im Loop bei 1V/1 KHz und dem internen 22KHZ BW-Filter bereits
0,0004% THD &N . Ein System two rund 0,00015% (frisch kalibriert....versteht sich)


[Beitrag von -scope- am 21. Feb 2013, 01:50 bearbeitet]
Hmeck
Inventar
#9 erstellt: 21. Feb 2013, 19:35
Hi,

immer wieder interessant, Euer Thread, hat mich soeben auf die Seiten von Audio Precision und zu den Beschreibungen von System One und so weiter gebracht - staune immer wieder, was da so erreicht wird. Aber über die Sinnhaftigkeit, gelungene gestrige und vorgestrige Technik zu erhalten, in öffentlichen Museen ebenso wie privat, besteht für mich nicht der geringste Zweifel. Auch ist man mit der älteren Technik irgendwie näher an der Elektophysik, als wenn alles in einem undurchschaubaren Hard- und Software-Wirrwarr versteckt ist.

Habt Ihr schon mal versucht, eine Art Prinzip- oder Blockschaltbild mit Signalwegen und Schnittstellen Hard/Software für einen odinären PC-onboard-Sound zu bekommen? Vielleicht bin ich ja als reiner Amateur zu blöde dafür, obwohl es mich zuweilen brennend interessieren würde. (Und ich beim Soundchip-Hersteller tatsächlich was gefunden hatte, was aber ganz offensichtlich Blödsinn war bzw. meinen Fragen sozusagen aus dem Wege ging.)

Was mich selber betrifft, so gehe ich gerne den puren Bastler-Weg und versuche ganz minimalistisch was hinzubekommen. So ein olles Profi-Flaggschiff würde ich mir freilich auch hinstellen, wenn ich dafür Platz hätte.

Grüße, Hmeck
-scope-
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Feb 2013, 20:18

Habt Ihr schon mal versucht, eine Art Prinzip- oder Blockschaltbild mit Signalwegen und Schnittstellen Hard/Software für einen odinären PC-onboard-Sound zu bekommen?


Nein, sowas wird in der Regel nicht an "Jedermann" weitergegeben oder gar veröffentlicht. Die kompletten Manuals zum System one kann man aber mittlerweile kostenlos zum Download bekommen.
Am S1 kann man -fast- alles selbst reparieren. Es gibt lediglich einen PLD im Gerät, dessen Inhalt nicht veröffentlicht , und dessen Fuse gesetzt wurde. Auch die DSP-Seite ist nicht ganz ohne. alleine schon was die Beschaffbarkeit der Teile betrifft.

Solche Probleme kann man aber auch schon mit dem 8903 bekommen. Die Firmware habe ich schon vor Jahren auf einen Internetserver hochgeladen, auf dem man solche Sachen zum Glück bekommt....Zumindest ein paar davon. Auch den code diverser B-proms bekommt man da noch.

Einer davon:
http://www.ko4bb.com/

Da solche Teile bereits Ende der 70er verwendet wurden, muss man schon auf sehr alte "Knochen" zurückgreifen, wenn man davon befreit sein will....Mir sind Geräte aus den frühen 70ern zu alt...ich möchte sie nicht.


[Beitrag von -scope- am 21. Feb 2013, 23:33 bearbeitet]
mk0403069
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 04. Nov 2013, 10:54
Hallo,

Ich hoffe, der Thread ist noch nicht zu "kalt"....

Ich habe auch seit einigen Monaten einen HP8903B (gut gebraucht und neu kalibriert von Helmut Singer...)
Wunderschönes Gerät, trotz des Alters. Für die Bastelei an Röhrenverstärkern messtechnisch allemal noch High-End

Allerdings fehlte es mir immer an einer brauchbaren Software zum automatischen Messen und plotten.
Die hier verlinkte Software von Pete Millet verhielt sich bei mir leider auch nicht, wie sie sollte .
Das lag wohl hauptsächlich an meinem USB zu GPIB- Umsetzer von Prologix.
So einer hier:
GPIP-USB

Leider ist das keine "richtige" GPIB Karte im Sinne von Agilent...Nach näherer Betrachtung ist "das Ding" viel besser.
Also die .vxe von Pete laufen mit dem nicht so wirklich "geschmeidig" oder auch gleich gar nicht!
Außerdem ist die ganze Installiererei der VEE-Runtime und Schnittstellen-Library recht umständlich (und vor allem sehr umfangreich!).

ABER, Mit diesem Controller kann man ein GPIB-Gerät DIERKT über eine virtuelle serielle Schnittstelle ansprechen! Z.B. einfach die Steuerbefehle über ein Hyperterminal senden

Damit kann man dann selbst Software realisieren, ganz ohne VEE und Schnittstellen-Library!

Das habe ich dann an diesem verlängerten Wochenende auch glatt mal getan...Hier die ersten Ergebnisse:

Hammond_1630SEA_FrequenzgangHammond_1630SEA_THD

Sieht doch schon vielversprechend aus...und läuft nur mit Windows-Bordmitteln

Gruß, Matthias
-scope-
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 09. Nov 2013, 11:34
Hallo MK040...

Deine beiden plots tragen die Überschrift "HP9803B".
Man könnte beinahe davon ausgehen, dass damit das Gerät im loop gemeint ist. Allerdings wären die gemessenen Werte dann viel zu schlecht.
Steckte irgendein Röhrenverstärker "dazwischen" ? Power output 1W lässt darauf schliessen.

Mach doch mal beide Messungen mit dem HP alleine im loop.....dann vergleichen wir unsere Geräte mal


[Beitrag von -scope- am 09. Nov 2013, 11:36 bearbeitet]
mk0403069
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 09. Nov 2013, 13:37
Hallo -scope-,

Jep, klemmt 'ne Röhre zwischen...fand ich aber als Beispielmessungen "schöner" als die Loop-plots...

Diese dann hier:
THDN_loopFR_loop

Natürlich stimmt die angegebene Impedanz mit 600Ohm und somit die Leistung nicht...aber irgendwas mußte ich ja eintragen.

Gruß, Matthias
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