Denon POA 2400 und Ruhestrom

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Broesel02
Inventar

#1 erstellt: 12. Sep 2016, 10:36

Hallo in die Runde,
ich wollte euch mal meine Erfahrungen mit der Reparatur einer Denon POA 2400 schildern. Sie gehört einem gute Freund von mir. Die Katze ist hinter den Lautsprechern herumgelaufen und hat dabei wohl die Lautsprecher- Kabel so herausgezogen daß der Plus- Pol des rechten Kanales auf den Plus- Pol des rechten Kanales der im Bi- Amping Betrieb mitlaufenden Rotel RB 890 herunterfiel.
Ein kräftiger Lichtbogen beendet dann jäh die Musikwiedergabe, die Katze hat sich verkrochen

Bei der Rotel RB-890 waren alle 6 Endtreiber hinüber und ein paar Sicherungen, ich habe die vetrockneten Kondensatoren der Gegenkopplung auch gleich gewechselt und dann lief sie wieder.
Die Denon hatte ein wenig mehr:
Die vier Endtreiber Transistoren waren durch, die beiden Vorteiber, eine 5V Zenerdiode aus der Strombegrenzungsschaltung, natürlich die 8 Ampere Sicherung und die Treiber im Stromspiegel sowie deren Arbeitswiderstände zu negativen Spannung.
Ich habe das alles ersetzt und noch ein paar weitere Widerstände und Kondensatoren aus akustischen Gründen mehr erneuert. So sah die Platine dann nach der Reparatur aus:

Dann habe ich alles wieder zusammengesetzt

Die Prozedur zum Einstellen des Ruhestromes sagt aus:
Voltmeter am Testpunkt anschliessen
Ruhestrom auf 3 +/- 0,5 mV einregeln
Nach 3 Minten Erwärmung auf 5 +/- 1 mV einregeln
Dann einen 1 kHz Sinus mit 100 mV auf den Eingang geben
Den Pegel mit dem Pegelregler so einstellen daß man 2 Volt am Ausgang hat.
Jetzt den Ruhestrom mit dem zweiten Trimmpoti auf 50 +/- 5 mV einstellen
Nach 10 Minuten Erwärmung auf 60 +/- 5 mV einregeln

Das erschien mir alles etwas reichlich, ich habe auf 45 mV eingeregelt. Zuschrauben, abgeben, in Ruhe beim Kaffe ein wenig Musik hören bis es knallt

Nach 5 Minten Spielzeit bei leiser Lautstärke sind wieder alle 4 Endtreiber weggeflogen. Nein, keine NoName China Ware!
Was ist passiert?
Ich habe alles nochmal repariert, die 8 Ampere Sicherung wieder erneuert und mir mal den Thermogang angeschaut. Während der Erwämungsphase nimmt der Ruhestrom deutlich ab. Wenn man also den hohen Ruhestrom nach 10 Minuten einstellt hat der Ruhestromtransistor (TR518) den Ruhestrom schon ein weites Stück reduziert. Wenn man nun das Signal wieder reduziert nimmt der Ruhestrom wieder zu weil die Endstufe abkühlt! Wenn dann ein hoher Pegel auftritt ist der kurzfristige Ruhestrom viel zu hoch! Die "optical Class A " Schaltung übersteuert dann den Ruhestrom völlig. Denn bis der Ruhestromtransistor den Ruhestrom wieder herunterregelt sind die Endtreiber lange überlastet. Das erscheint mir nicht sehr paxisgerecht ausgelegt und ich kann nur vor dieser Zauberschaltung warnen.
Was habe ich gemacht? Den maximalen Ruhestrom mit kalter Endstufe eingestellt auf deutlich geringere 35 mV. Ich habe dann mehrfach über einige Stunden zwischen Leerlauf und Signal hin und hergeregelt und den Ruhestromverlauf überprüft.

Ich hoffe das die Endstufe nun wieder betriebssicher funktioniert.

Ach ja, die optical Bias Schaltung vom linken Kanal hat eine Fachwerkstatt bei einer Vorreparautur bereits stillgelegt. Ein Vergleich der Einstellung war also nicht möglich. Aber da bin ich nicht beteiligt

Richard

[Beitrag von Broesel02 am 12. Sep 2016, 13:01 bearbeitet]

Uwe_1965
Inventar

#2 erstellt: 05. Okt 2016, 07:52

Hallo Richard,

schönes Gerät. Bin ja froh, das es nicht nur bei mir so auf dem Tisch aussieht.
Aber was bedeutet

optical Class A

, ist das was besonderes, oder findet man das auch in anderen Geräten.

Gruß Uwe.

Broesel02
Inventar

#3 erstellt: 05. Okt 2016, 09:20

Bei diesen Geräten verwendet Denon eine Schaltung die den Ruhestrom regelt. Wenn kein Signal da ist wird der Ruhestrom niedrig gehalten um die Verlustleistung gering zu halten. Sobald die Schaltung ein Signal erkennt wird der Ruhestrom heraufgeregelt. Allerdings keinesfalls bis zu einem echten Class-A Bereich. Es ist nur ein leicht erhöhter Ruhestrom.Optical Class A heisst die Schaltung deshalb weil diese Regelung mit einem Opto- Koppler an der Basis des Ruhestromtransistors regelt.

Von der Sinnhaftigkeit dieses ganzen Zaubers bin ich aber nicht überzeugt. Das mag ja Marketingmäßig ganz nett sein aber akustisch ist das meiner Meinung nach überflüssig.

Richard

hf500
Moderator

#4 erstellt: 05. Okt 2016, 19:45

Broesel02 (Beitrag #3) schrieb:

aber akustisch ist das meiner Meinung nach überflüssig.

Moin,
vor allen Dingen auch technisch, besondes, wenn so eine Kunstschaltung die Betriebssicherheit herabsetzt. Eine solide Temperaturkompensation ist da weit zielfuehrender.

Andere Frage, was verstehst du unter "Endtreiber"?

73
Peter

Broesel02
Inventar

#5 erstellt: 05. Okt 2016, 21:33

Andere Frage, was verstehst du unter "Endtreiber"?

Sorry, die Endstufentransistoren

Richard

hf500
Moderator

#6 erstellt: 06. Okt 2016, 17:23

Moin,
ok. Denn per Definition sind Treiberstufen Verstaerkerstufen, die eine Steuerleistung an die nachfolgene Stufe abgeben. Einer Endstufe folgt natuerlich ausser der Last nichts mehr ;-)

73
Peter