Pioneer A-616 II verzerrt und ist auf KH sauber

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RJShark
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 27. Jan 2018, 01:00
Ich bin ratlos....
Ich habe einen sehr schicken A-616 bekommen. Er hat leider eine Macke: Auf einer Seite spielt er Musik nur verzerrt ab. Erstaunlicherweise ist auf dem Kopfhörer auf beiden Seiten das gewohnte tolle klare Klangbild zu hören.
Ich vermutete die Relais als Ursache und habe gleich beide ausgetauscht....Leider hat das keinen Erfolg gebracht. Es bleibt bei der verzerrten Wiedergabe.
Hat das vielleicht auch schon einmal jemand gehabt?
Freue mich auf Anregungen
Mickey_Mouse
Inventar
#2 erstellt: 27. Jan 2018, 01:29
also wenns die Relais nicht waren, dann bleibt da nicht mehr viel übrig...

der Ausschnitt aus dem Service Manual:


hast du vielleicht einen "doppelten Fehler", so in der Art:
a) ein Kanal verzerrt weil z.B. der Ruhestrom weg ist
b) der KH Stecker steckt "nur halb" in der Buchse und du hörst dort "Mono", natürlich nach Murphy gerade den "heilen Kanal".

ich gehe mal davon aus, dass man die LS und deren Verkabelung natürlich ausgeschlossen hat, bevor man anfängt Relais umzulöten...
Rabia_sorda
Inventar
#3 erstellt: 27. Jan 2018, 02:54
4 oder 8 Ohm (LS) sind natürlich etwas anderes als etwa 100 Ohm (KH). Evtl. "bricht" die Endstufe bei Niederohmigkeit ein.
RJShark
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 27. Jan 2018, 12:59
Ich hatte die Lautsprecher getestet. Auch die Kanäle getauscht....Liegt auch nicht am Eingangssignal und der Kopfhörerstecker steckt vollkommen. Auch ist Stereo zu hören ;-)

Was ich aber gerade erst beim Test mit einem Frequenzgenerator hörte ist, dass auch die Höhen- und Bassverstellung keinen Einfluss auf den Klang hat während sich die Balance einwandfrei regeln lässt....
Seimalanders
Stammgast
#5 erstellt: 04. Feb 2018, 11:45
Moin,
Wie Karsten schon erwähnte, klingt es ein wenig nach schwacher Stromversorgung.
Tritt die Verzerrung auf dem Kanal auch bei sehr leisen Lautstärken auf bzw. bricht der Bass verzerrt ein, wenn dieser nach einer basslosen Passage hinzukommt? Wie wirkt sich das Drücken der Loudness-Taste aus?
Das mit der Klanrgegelung ist seltsam, zumal (falls du die Tone Direct-Taste gedrückt hattest) beim Pioneer, im Gegensatz zu anderen Verstärkern, die Balance ebenfalls deaktiviert wird.

Gruß, Christoph
Seimalanders
Stammgast
#6 erstellt: 04. Feb 2018, 11:47
Achsojaganzvergessen ...
Passiert das sofort bei kaltem Verstärker?
Poetry2me
Inventar
#7 erstellt: 04. Feb 2018, 15:03
Ich bin da bei Rabia_sorda:
-- wenn viel Strom fließen muss (niederohmig, Lautsprecher), dann bricht das Signal zusammen
-- wenn wenig Strom fließen muss (hochohmig, Kopfhörer), dann kommt sauberes Signal.

Das deutet darauf hin, dass die Stromverstärkung der Endstufenschaltung ein Problem hat.

Hier beim Pioneer A-616 arbeiten nicht nur die großen Leistungstransistoren (links sind es Q1 und Q3), sondern auch die Treibertransistoren (Q133 und Q135) direkt auf den Ausgang.

Wenn also einer der Leistungstransistoren keinen Strom mehr liefern kann, dann funktioniert die Endstufe bei hochohmigen Lasten immer noch, kann aber keine Lautsprecher mehr mit Strom versorgen.

Ursache kann z.B. sein, dass ein Emitterwiderstand (R203 0,22 Ohm) Unterbrechung hat, oder dass ein Basis-Widerstand (R187 und R189) der Leistungstransistoren Unterbrechung hat. Natürlich kann auch der Leistungstransistor selbst defekt sein.

- Johannes
Poetry2me
Inventar
#8 erstellt: 04. Feb 2018, 15:39
Schaltplan des linken Leistungsverstärkers beim Pioneer A-616s:

Pioneer A-616 schematic detail left power amp

Anmerkung: Die Über-Alles-Gegenkopplung kommt separat von der Ausgangsplatine links am Anschluss LNF (left negative feedback) an.
Eine zweite, innere, Gegenkopplungsschleife ist ebenfalls wirksam. Sie kommt vom Ausgang der Spannungsverstärkung (=Eingang der Stromverstärkung) und wird abgegriffen zwischen den Basisanschlüssen von Q117 und Q119.
Das IC101 macht die Ruhestromeinstellung. Möglicherweise wird diese dynamisch angepasst. Eine Ruhestrom-Justierung muss hier nicht gemacht werden.


[Beitrag von Poetry2me am 04. Feb 2018, 16:28 bearbeitet]
RJShark
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 04. Feb 2018, 21:33
Hallo und guten Abend,
vielen Dank für die Tipps. Ich werde mich gleich mal ans prüfen machen....
RJShark
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 04. Feb 2018, 22:09
So....habe ganz schnell nochmal alles getestet....
Auch bei kaltem Verstärker tritt das auf....
Mit der Klangregelung muss ich revidieren. Da hatte ich wohl einen Frequenzgang "aufgelegt", der wirklich nur marginale Unterschiede brachte. Habe nochmal die Frequenzbänder hoch un runter getestet. Die Klangregelung funktioniert entgegen meiner o.g. Vermutung doch.
Es ist jedenfalls die linke Seite betroffen und die Widerstände R187 und R189 haben beide 4,8 Ohm (was ja korrekt ist).
Nun habe ich wohl Knöpfe auf den Augen.... ich finde doch den R203 nicht. Könnt Ihr mir einen Tipp geben? Stelle gerne ein Foto ein, wenn das hilft?!?
RJShark
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 05. Feb 2018, 01:24
ei ei jei....habe vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen. Es sind die beiden großen weißen Keramikwiderstände (R203 und R204). Beide weisen dieselben Widerstände aus. Scheinen also nicht die Quelle des Übels.... bleiben Q133 und Q135? Wie kann ich die denn messen? Das übersteigt mein Know-How
...und das von rechts nach links löten wollte ich als letzte Option bewahren....
Poetry2me
Inventar
#12 erstellt: 05. Feb 2018, 01:54
Wahrscheinlicher sind Q3 und Q5 (linker Kanal) bzw. Q2 und Q4 (rechter Kanal).

Mach Dich mal schlau, wie man Transistoren mit dem Multimeter (Dioden-Modus beim Widerstandsmessbereich) durchtesten kann.
Transistor auslöten bzw. zumindest zwei seiner Beinchen abheben. Dann die beiden Diodenstrecken im Transistor durchmessen.
RJShark
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 05. Feb 2018, 23:32
Habe mich dran gemacht. Wollte mal fragen, ob meine Methode valide ist:
Ich habe den Boden des Verstärkers abgeschraubt und jeweils mit dem Multimeter alle Kombinationen der "Beinchen" der Transistoren Q1, Q3, Q133 und Q135 gecheckt und mit dem jeweiligen "gegenüber" vergleichen. Ich habe die Transistoren nicht ausgelötet sondern erwartete bei einem der 4 Transistoren eine Abweichung im Verhalten des Multimeters. War aber exakt bei allen Kombinationen jeweils gleich. Kann ich damit die 4 "großen" Transistoren ausschließen? Hat vielleicht einer der kleineren Transistoren oder ein sonstiges Bauteil noch ähnliche Auswirkungen?!?
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 06. Feb 2018, 02:55
Du hast den Weg des geringsten Aufwandes gewählt, also kein Bauteil auslöten, keine Bewertung der gemessenen Werte, ausschließlich links und rechts vergleichen.
Mmmhhh... Du ahnst wohl selber, dass man damit nicht alles finden wird.

Ich würde wirklich empfehlen, die Bauteile der 6. Stufe (grün) alle auszulöten und einzeln zu prüfen.
Mir kommt die These schon schlüssig vor, dass die Stromverstärkung der letzten Stufe versagt.

Hier ein Schaltplan des linken Endverstärkers, bei dem ich die Stufen farblich gekennzeichnet habe:

Pioneer A-616 schematic detail left power amp stages marked


[Beitrag von Poetry2me am 06. Feb 2018, 08:58 bearbeitet]
RJShark
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 07. Feb 2018, 00:41
Vielen Dank für die farbige Unterlegung. Das wird sehr hilfreich sein. Ich werde mich dran machen und die Teile Stück für Stück zu prüfen. Ist es sinnvoll (sollte nicht in Stufe 6 der Defekt sein), danach die Stufen absteigend weiter zu checken?
Poetry2me
Inventar
#16 erstellt: 07. Feb 2018, 09:58
Dein Fehler hat mit unterschiedlichen Lasten zu tun.

Wenn wir davon ausgehen, dass es nicht an einem Kontakt zwischen Endstufenausgang und Lautsprecherklemme liegt, dann muss es wirklich die Stromverstärkung der Endstufe des betroffenen Kanals sein.

Damit kann der Fehler nur ab Stufe 3 (letzte Spannungsverstärkung und Ruhestromeinstellung für die Stromverstärkung) passieren und die Wahrscheinlichkeit nimmt von Stufe 6 an rückwärts ab, das heißt es ist in Stufe 4 schon deutlich unwahrscheinlicher.

Allerdings: Wenn ich an die Erfahrungen z.B. mit Kenwood Verstärkern der 1980er und 1990er Jahre denke, dann haben wir dort wie hier in Stufe 3 spezialisierte Ruhestrom-ICs gehabt, welche gerne mal defekt sind. Wenn Du Pech hast, sitzt der Fehler in dem IC. Aber wie gesagt wäre das vom Ausgang rückwärts in die Schaltung immer unwahrscheinlicher.

Eventuell bringt dich gezielter Komponententausch zwischen Kanälen weiter.

- Johannes
RJShark
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 09. Feb 2018, 16:06

Vielen Dank Johannes

Ich bin verblüfft: Er geht wieder ....
Also nachdem ich die Widerstände der Stufen 6,5,4 durchgemessen hatte (die alle okay waren), habe ich mich an das gezielte Tauschen der Komponenten zwischen den Kanälen gemacht.
Beim Tauschen in Stufe 5 (Q135 gegen Q136) habe ich nicht schlecht gestaunt. Pötzlich gingen beide Seiten einwandfrei ?!? Habe dann zurück getauscht und es blieb dabei. Das ganze Übel scheint eine "kalte" Lötstelle an Q135 gewesen zu sein. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Sollte ich nochmal in ähnliche Lage kommen, werde ich also erstmal die Infrage kommenden Komponenten (die ich Dank an dies hier vertretene echte Kompetenz !!!) auf solche Lötstellen hin testen.
Nochmals Dank für die Hilfe,
RJShark
Poetry2me
Inventar
#18 erstellt: 09. Feb 2018, 16:15
____GRATULATION____ zur gelungenen Reparatur

Freut mich dass der Pioneer wieder spielt.
Dass es eine kalte Lötstelle war, klingt erst mal plausibel. Beobachte es mal noch eine Zeit lang, ob es wiederkommt.
Jedenfalls weißt Du dann, wo Du Bauteile erneuern müsstest: In der Stromverstärkung Stufe 5


- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 09. Feb 2018, 16:17 bearbeitet]
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