Verstärker Rotel RA-931 - linker Kanal weg

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scotlandinsider
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Feb 2022, 21:10
Das Gerät hatte ich vor ein paar Monaten bekommen auch schon mit defektem linken Kanal. Als Ursache hatte ich eine defekte Feinsicherung 4A träge in der Nähe der Ausgangsbuchsen ausgemacht. Nachdem diese ersetzt war lief das Gerät eine ganze Weile einwandfrei. Vor ein paar Tagen stieg nun beim Einschalten wieder der linke Kanal aus. Diesmal ist es aber nicht die Sicherung.

Gibt es Erfahrungen zu diesem Modell, besondere Anfälligkeiten, typische Fehler etc?
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2022, 21:16
Dann hoffen wir mal, dass Deine Lautsprecher noch in Ordnung sind.
Die defekte Sicherung sollte die Lautsprecher schützen, wenn der Verstärker einen Defekt hat. Einer dieser Defekte äußert sich darin, dass die Endstufe zuviel Gleichspannung absondert. Das kann dann zum stillen Tod der Lautsprecher führen. Man hört nichts, aber die Schwingspulen werden zu Tauchsiedern.

Fazit:
Prüfe die Lautsprecher an einem anderen Verstärker oder messe mit einem Multimeter den Gleichstromwiderstand. Dieser sollte unter 10 Ohm betragen - soweit die Lautsprecher nicht selbst über Sicherungseinrichtungen (Sicherung oder Schutzelko) verfügen.

Dann den Verstärker mit Kopfhörern testen.
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 18. Feb 2022, 21:40
Da hängt ein Vermona L3402 dran und der misst die 8 Ohm die er haben soll. Auf dem Kopfhörerausgang fehlt der linke Kanal ebenfalls.
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 18. Feb 2022, 22:05
Okay.

Du hast ein Multimeter. Welche Kenntnisse hast Du, kannst Du Schaltpläne lesen ... ?

Das Service Manual gibt es zum kostenfreien Download im Netz.
https://elektrotanya.com/rotel_ra-931.pdf/download.html

Vorher sollest Du prüfen, was passiert, wenn unterschiedliche Eingänge (außer Phono) verwendet werden und wenn man z.B. den Balanceregler oder den TONE Direct-Modus betätigt.
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 18. Feb 2022, 22:15
Danke für den Link, das hilft weiter. Ich kann Schaltpläne lesen, habe einen Ausbildung im Bereich Elektrotechnik. Oszi, Trenntrafo etc. ist auch vorhanden. Ich kenne mich mit Reparaturen aus, nur halt bisher nicht im Hifi-Bereich.

Habe jetzt die Quelle mal an den CD-Eingang gesteckt (zuvor Aux) und da geht auch nur der linke Kanal.


[Beitrag von scotlandinsider am 18. Feb 2022, 22:18 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 18. Feb 2022, 22:26
Ich beginne nach der obligatorischen Sichtprüfung meistens - nach dem Entladen der Siebelkos über 500 Ohm 20W - mit Widerstandsmessungen an den Leistungstransistoren und den 0,22 Ohm-Emitterwiderständen.

Wenn das ohne Befund ist, Messungen unter Spannungen.
Wegen der defekten Sicherung würde ich als erstes die Spannung an den Lautsprecherbuchsen messen (Sollwert <100mVDC).

Bei diesen Geräten sind nahezu ausnahmslos zwischen Basis und Emitter ca. 0,6 VDC messbar. Man kann also Stufe für Stufe die Transistoren prüfen, bzw. ob diese korrekt angesteuert werden.

Man kann auch den Ruhestrom indirekt als Spannungsabfall über den 0.22 Ohm-Widerständen messen. Der sollte (geschätzt) 5 bis 10 mV betragen (siehe Testpunkte im Schaltplan). Bei Geräten mit guten Werten für den Ruhestrom ist die Endstufe selten defekt. Dann kann man sich eher der Klangregelung und den Schaltern zuwenden.

Last-not-least nutze ich häufig einen Signalverfolger, insbesondere, um defekte Koppel-Elkos aufzuspüren. Hier wäre dies eine Option, um am Ausgang des OPAmps IC501 zu prüfen.


[Beitrag von CarlM. am 18. Feb 2022, 22:35 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#7 erstellt: 18. Feb 2022, 22:44
Ich sehe gerade den Stützelko C605 bzw. C606. 100 µF 6,3V.
Diese Typen mit 16V und weniger sind häufig defekt. Gegen 100 µF 25V austauschen.


[Beitrag von CarlM. am 18. Feb 2022, 22:44 bearbeitet]
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 19. Feb 2022, 13:00
Vielen vielen Dank für den Rat. Ich habe C605 gerade mal gegen irgendeinen gebrauchten Kondensator 100u/25V den ich noch in der Kiste hatte getauscht und tätärätäh - der linke Kanal ist wieder da.

Bist du beruflich auf dem Gebiet unterwegs?
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 19. Feb 2022, 13:09
Herzlichen Glückwunsch!

Prima, manchmal ist die Problemlösung ganz einfach. Eventuell solltest Du nach anderen Elkos mit 16V und weniger Ausschau halten und diese vorsorglich austauschen.

HG
Carl

p.s.
Nein. Ich bin und war nicht gewerblich in diesem Bereich tätig.
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 19. Feb 2022, 13:19
Das werde ich mittelfristig in Angriff nehmen. Sollte man da bestimmte Kondensatoren verwenden oder geht irgendwas?

Ich hatte auch versucht die Kapazität mit meinem Digital-Multimeter (Neoteck DM4000 PRO) zu messen, aber da kam keine brauchbare Anzeige. Was nimmt man dafür am besten? Für ESR-Werte habe ich das ELV ESR 1.


[Beitrag von scotlandinsider am 19. Feb 2022, 13:42 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 19. Feb 2022, 13:51
Ich habe mir den Schaltplan noch einmal angesehen. Eigentlich gibt es außer diesem 6.3V-Elko nichts wirklich Problematisches.
Da sind nur noch 10 µF/50V und ein paar 100µF/25V. Ein wirklicher Grund zum Austausch besteht da nicht.
Im Signalweg gibt es auch kaum die Alternative "10µF-Folienkondensator". Ob das wirklich ein Qualitätsgewinn wäre sei dahin gestellt und preislich wie auch wegen der Bauform würde ich es so lassen.

Was bleibt ist also:
Eventuell Umstellen der Netzspannung auf 240 V~ (natürlich bei gezogenem Netzstecker)
1. Den 6.3V-Elko auch im anderen Kanal wechseln
2. Prüfung auf DC an den Lautsprecheranschlüssen
3. Überprüfung und ggf. Einstellen des Ruhestroms .
Die Prozedur und der korrekte Wert (4 mV) wird auf Seite 6 beschrieben.

Noch zu ESR:
Der ESR-Wert spielt hauptsächlich bei hohen Frequenzen wie sie z.B. in Schaltnetzteilen vorkommen, eine Rolle.
Wichtig(er) beim Elko-Kauf ist:
Kapazität wie angegeben (bestenfalls um den Betrag der Bauteil-Toleranz 20% erhöhen).
Spannungsfestigkeit bei 6.3V bis 16V mindestens 25V, ansonsten eventuell um eine oder zwei Stufen erhöhen.
Temperaturbereich vor allem in der Nähe von "Heizquellen" (Halbleiter, Lastwiderstände) 105°C
Beim Testen von vorhandenen Elkos: Kapazität und Leckstrom prüfen.

p.s.
Manches schreibe ich, obwohl es trivial ist. Es gibt immer auch (stille) Mitleser, für die es wichtig sein könnte.


[Beitrag von CarlM. am 19. Feb 2022, 13:53 bearbeitet]
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 22. Feb 2022, 14:04
Danke, werde ich alles mittelfristig nachholen. Aber eine andere Frage noch:

Im badcaps-Forum ist zu lesen, daß bei Verwendung von Elektrolyt-Kondensatoren mit einem Spannungsrating weit oberhalb der tatsächlichen Spannung (und langer Lagerung) vermehrt Leckströme auftreten. Es wird in einem solchen Fall empfohlen die Aluminiumoxidschicht zu regenerieren. Das hatte ich zuvor noch nie irgendwo gelesen. Wie verträgt sich das damit bei Verstärkern die Kondensatoren mit solchen für höhere Spannungen zu ersetzen.

https://badcaps.net/forum/showthread.php?t=50530
CarlM.
Inventar
#13 erstellt: 22. Feb 2022, 17:42
Das Thema "Alterung von Elektrolytkondensatoren" ist ein ziemlich komplexes Thema.
In einem Forum neigt man dazu, pauschale Empfehlungen abzugeben, obwohl man damit im Einzelfall daneben liegen kann.
Pauschale Aussagen sind schon aus zwei Gründen problematisch:
1. Je nach Hersteller können die gewählten Materalien - insbesondere die Elektrolyte - wie auch die Fertigungsmethoden unterschiedlich sein.
Teilweise hängt die Lebensdauer von Elkos auch von Additiven ab wie z.B. Chemikalien zur Unterdrückung bestimmter korrosiver Prozesse.
2. Wir ersetzen heute z.T. 40-50 Jahre Elkos und ersetzen sie durch neue Elkos. Aussagen, die für viele der "alten" Elkos zutreffen, sind hingegen heute nicht mehr (in dem Maße) gültig.

So ist es auch zunächst richtig, auf den Aspekt der Reformierung hinzuweisen. In dem verlinkten Beitrag wird auf das 3-4fache der Spannungsfestigkeit abgehoben. Wenn also hier im Forum empfohlen wird, z.B. 50 V-Elkos gegen 63 V-Typen zu ersetzen, wird dieser Bereich (Faktor 3-4) sicherlich nicht erreicht.
Es wird aber im Forum auch empfohlen, Werte von 16V und weniger gegen 25V-Typen zu ersetzen. Da würde man bei zu ersetzenden 6.3V- und 10V-Typen knapp in diesem Bereich liegen. Nun muss man aber zwei Punkte berücksichtigen:
1. Die für eine nennenswerte (Re-)Formierung notwendige Spannung muss auch tatsächlich im Schaltkreis erreicht werden. Dies ist zumindest dort, wo 6.3V-Typen eingesetzt werden, häufig garnicht der Fall. Dies mag dann auch einer der Gründe sein, weshalb Elkos mit geringer Spannnungsfestigkeit höhere Ausfallraten haben.
2. Es ist weitgehender Konsens, dass die Lebensdauer von Elkos steigt, wenn sie deutlich unter deren Spannungsfestigkeit betrieben werden.
Mit einem 25V-Elko ist dies sicherer zu erreichen als mit einem 6.3V- oder 10V-Elko.

Fazit:
Für den Hobbyelektroniker machen die im Forum geäußerten Empfehlungen in den weitaus meisten Fällen Sinn.
Es kann aber nicht schaden, sich mit den Zusammenhängen zu beschäftigen, weil in pauschalen Empfehlungen immer auch die Gefahr liegt, unzulässige Vereinfachungen vorzunehmen.


[Beitrag von CarlM. am 22. Feb 2022, 17:43 bearbeitet]
scotlandinsider
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 27. Feb 2022, 23:26
Heute ist der linke Kanal wieder ausgefallen. Und diesmal liess sich das nicht durch ersetzen von C605 beheben. Da scheint doch noch ein anderes Problem zu existieren.
CarlM.
Inventar
#15 erstellt: 27. Feb 2022, 23:39
Dann solltest Du vor allem nach schlechten Lötstellen und z.B. Kabelverbindungen Ausschau halten.
Es kommt häufiger vor, dass durch das Arbeiten an Platinen schlechte Verbindungen zunächst wieder hergestellt werden.

Vorgehensweise:
Man nehme einen nicht leitenden Stab (Holz, Plastik, ...) und drücke sowie klopfe damit gegen verdächtige Bauteile (und das sind meistens alle ... ).
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