Lohnt Reparatur Nakamichi RE-2?

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Falco1980
Neuling
#1 erstellt: 09. Sep 2010, 20:14
Hallo zusammen,

traurigerweise musste ich feststellen, dass mein Nakamichi RE-2 Receiver, der mich nun mein halbes Leben lang treu begleitet hat, nicht mehr richtig funktioniert.

Es ist immer nur der rechte Kanal zu hören. Links kommt nur noch sehr leise etwas. Wenn ich immer weiter aufdrehe kommt es manchmal vor, dass der linke Kanal auch kurz wieder funktioniert.An den Boxen bzw. Kabeln liegt es nicht, beides habe ich bereits erfolglos getauscht.

Nun stellt sich mir die Frage, ob die Reparatur eines 15 Jahre alten Receivers noch Sinn macht. Das hängt natürlich davon ab, was eine Reparatur kosten würde und was ich investieren müsste, um ein gleichwertiges neues Gerät zu kaufen, da die Nakamichi Geräte damals zum besten gehörten, was in dieser Preisklasse zu bekommen war.

Ich schätze mal, dass ich gleichwertiges nur bei Firmen wie NAD, Marantz etc. finden würde und die 1500 DM die er damals gekostet hat fast in Euro wieder hinblättern müsste, oder?

Falls eine Reparatur noch möglich wäre, wäre es dann nach 15 Jahren auch sinnvoll gleich die Potentiometer und Schalter im Ultraschallbad reinigen und die Elektrolytkondensatoren wechsel zu lassen?

Viele Grüße

Falco1980
hf500
Moderator
#2 erstellt: 09. Sep 2010, 21:42
Moin,
willkommen im Forum.
Die Frage "lohnt sich das?" stellt sich bei einem gerade mal 15 Jahre alten Geraet dieser Preisklasse nicht.
Natuerlich lohnt es sich, 15 Jahre sind kein Alter fuer so etwas.

Die Elkos muessen nicht getauscht werden, es sei denn, man findet defekte und die Potis/Schalter sind in Ordnung, wenn sie nicht krachen. Ansonsten reicht es meist, etwas Kontakt 61 hineinzuspruehen und sie einigemale zu betaetigen.
Die Arbeit mit Zerlegen und Ultraschall ist die vorletzte Verzweiflung bei fast ganz verschlissenen Teilen.

Wenn die Lautstaerke wiederkommt,wenn man kurz "voll aufreisst", dann ist fast immer das Lautsprecherrelais der Schuldige. Hier muessen die Kontakte gereinigt oder bei Misserfolg (oder Relais nicht zu oeffnen) das Relais getauscht werden.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 09. Sep 2010, 21:45 bearbeitet]
Falco1980
Neuling
#3 erstellt: 16. Sep 2010, 20:47
Hallo Peter,

vielen Dank für deinen fachkundigen Rat, er hat mich darin bestärkt meinen Nakamichi auf jeden Fall zu reparieren und nicht aufzugeben!

Da ich allerdings selbst keine Erfahrung im Lesen von Schaltplänen und Löten habe, habe ich den Receiver zu einer hier im Forum häufig genannten Hifi Werkstatt gebracht.

Diagnose:

  1. Starke Kontaktfehler an Reglern, Schaltern und Potis sind zu beseitigen.
  2. Die LS Relais müssen ersetzt werden
  3. Elkos sind zu ersetzen. Platinen dunkelgebrannt, nachlötarbeiten erforderich
  4. Die Ton Taste ist völlig eingedrückt (war mir nie aufgefallen)
  5. Neuabgleich.

Kostenpunkt: 220 EUR

Das ist natürlich um einiges mehr, als ich erwartet hatte. Nun bin ich etwas unsicher, ob ich die Reparatur dort durchführen lassen soll. Was mich auch etwas verunsichert hat ist, dass der Techniker am Tel zu mir meinte, dass sie den Ruhestrom des Gerätes reduzieren würden. Diesen hätte man nämlich bei den High-End Geräten damals absichtlich zu hoch gedreht, um perfekte Messwerte (Klirrfaktor etc.) zu erreichen. Allerdings wäre das schlecht für die Bauteile des Receivers und da das seiner Meinung nach in solchen Größenordnungen gar nicht hörbar ist, wäre eine Reduzierung des Ruhestroms ratsam und nur von Vorteil.

Ich bin zwar ein absoluter Laie was das betrifft, allerdings bin ich auch etwas skeptisch, denn irgendetwas müssen sich die Nakamichi Ingenieure ja auch damals dabei gedacht haben.

Außerdem hört sich das "Beseitigen der Kontaktfehler" stark nach Sprays an, bei denen sich ja auch bekanntlich die Geister scheiden (wobei ich das fairer Weise erst einmal in Erfahrung bringen sollte, wie hier vorgegangen wird)

Was meinst du dazu? Ist der Betrag OK für die aufgezählten Mängel? Ein Bekannter von mir, der früher einmal eine Ausbildung in Richtung Elekronik gemacht hatte, findet den Betrag nämlich zu hoch. Meinst du das lohnt sich und ich hab wenn es gut läuft wieder die nächsten 10 Jahre Freude an dem Gerät?

Viele Grüße

Falco1980
paga58
Inventar
#4 erstellt: 17. Sep 2010, 00:14
Erst mal: Ist das Gerät schon für 230V ausgelegt? Wenn nicht ist es kein Wunder, dass die Platine braun wird.

Zurückdrehen des Ruhestroms beseitigt das Problem nicht, sondern versteckt es etwas (wenn jemand weiß was er tut, wird der Klang nicht schlechter).

Schalter mit Spray zu behandeln ist noch ok. Bei Potis ist jedes Spray eine Verpfuschung (egal wie das Spray heißt und wer alles hier im Forum es empfiehlt). Tolerierbar bei Billiggeräten, weil eine Potiüberholung teuer ist, oder wenn die Potis sich nicht zerlegen lassen.

Mittel der Wahl sind neue Potis.

Der Rep. Preis ist in Ordnung, wenn die Potis ECHT repariert werden, sonst nicht (zumal nur defekte Elkos gewechselt werden sollten und nich verdächtige).

Gruß

Achim
bukongahelas
Inventar
#5 erstellt: 17. Sep 2010, 03:54
"Mittel der Wahl sind neue Potis."
Falls man für jahrzehntealte Geräte welche bekommt.
Theorie und Praxis.
bukongahelas
cmoss
Inventar
#6 erstellt: 19. Sep 2010, 19:01
Hallo,

ich kann mir nur schwer vorstellen, daß das Gerät bis jetzt funktioniert hat und dann auf einmal - die Ärzte würden sagen - multiples Organversagen aufweist.
Ich bin immer der Meinung, daß erstmal ganz gezielt der Fehler behoben werden sollte und man dann über den Rest sprechen kann.

Gruß
Claus
Falco1980
Neuling
#7 erstellt: 19. Sep 2010, 23:03
@paga58

Danke für deine Tipps. Ich habe nachgeschaut, mein RE-2 ist schon für 230V ausgelegt, es steht "Voltage: 230V ~" hinten drauf.

Leider habe ich noch keine Antwort von der Werkstatt, ob dort mit Sprays gearbeitet wird, oder die Potis richtig repariert bzw. ausgetauscht werden.

Viele Grüße

Falco1980
Falco1980
Neuling
#8 erstellt: 19. Sep 2010, 23:07
@cmoss

ja, das kommt mir auch etwas seltsam vor das plötzlich alles auf einmal kaputt sein soll. Ich werde wohl erst die Relais austauschen lassen, die sind wohl am ehesten defekt.

Viele Grüße

Faclo1980
hf500
Moderator
#9 erstellt: 19. Sep 2010, 23:23
Moin,
alle Potis, in die ich Kontakt 61 hineingesprueht habe, leben noch. Wer etwas paranoid ist, reinigt sie mit K61 und spuelt mit Kontakt WL aus. K61 kann aber in den Potis verbleiben.

Kontakt _60_ ist Gift fuer Potis und Schalter, wenn es _nicht_ wieder ausgewaschen wird, denn es ist sauer und erzeugt mit der Zeit Korrosion. K60 sollte nur bei hartnaeckigen Kontaktproblemen angewendet werden.

Keine Werkstatt zerlegt Potis, es ist eine Menge Arbeit mit einer guten Chance, ein Poti zu ruinieren.

@paga58,
braune Platinen sind kein Zeichen von 230V Netzspannung, denn das muss auch ein fuer 220V gebautes Geraet wegstecken koennen (Toleranz damals -6+10% vom Nennwert).
Unter warmen Bauteilen gebraeunte Platinen sind ein Zeichen gedankenloser Dimensionierung oder Montage. Bei vielen (jap.) Geraeten war z.B. die Rechnungsabteilung der Meinung, dass man Halbleiter mit Kuehlkoerpern aus Stahlblech genauso gut wie mit solchen aus Alu kuehlen kann. Das stimmt natuerlich nichtmal ansatzweise.

73
Peter
Falco1980
Neuling
#10 erstellt: 19. Sep 2010, 23:38
@all

Falls ich für die LS-Relais keine original Ersatzteile bekomme (wovon ich eigentlich bei einem 15 Jahre alten Gerät ausgehe), gibt es irgend welche besonders empfehlenswerte Typen oder Hersteller?

Viele Grüße

Falco 1980
paga58
Inventar
#11 erstellt: 19. Sep 2010, 23:43
AAAlso...

Auf Schleifbahnen von Potis hat NICHTS öliges etwas zu suchen. Andererseits sind in Potis Teile, die geschmiert gehören, sonst hats hinterher ein Scheißdrehgefühl. Beides richtig machen geht ohne Zerlegen nicht.

Dass Werkstätten Potis meistens nicht zerlegen, ist mir klar. Zeitaufwand je nach Zugänglichkeit und Potibauart 30min bis ein paar Stunden.
Deshalb ist Ersatz die 1.Wahl (und es gibt für etliche 20 Jahre alte Geräte noch Originale, halt nicht an jeder Ecke).

Will eine Werkstatt weder nach neuem Ersatz suchen noch richtig reparieren, sprüht sie halt (dauert dann 30 Sekunden). Dafür dann einen nennenswerten Betrag zu fordern, ist m.M. nach nicht in Ordnung.

Durch 5% Überspannung -230V- müssen Teile 10% mehr als die Leistung bei Nennspannung 220V vertragen (und die 230V dürfen 10% nach oben, also auf 253V abweichen -> 32% mehr Verlustleistung als bei 220V).
Knapp dimensionierte Konstruktionen verbrennen dann deutlich die Platine, großzügig berechnete halt nicht. Ich empfehle jedem, 220 V Geräte auf 240 V umzustellen. Das geht bei vielen per Drehschalter oder internem Umstecken - also ohne viel Mühe.

Gruß

Achim
cmoss
Inventar
#12 erstellt: 20. Sep 2010, 08:40
Hallo,

@Achim

Auf Schleifbahnen von Potis hat NICHTS öliges etwas zu suchen. Andererseits sind in Potis Teile, die geschmiert gehören, sonst hats hinterher ein Scheißdrehgefühl


also ich schmiere die Schleifbahnen mit Silikonfett von Dow-Chemicals oder aus dem Marine-Bereich und habe damit beste Erfahrungen gemacht. Allerdings kann man es bei einem nichtzerlegten Poti nur schwer mit einem Uhrmacherschraubendreher durch die Öffnungen applizieren.
Das, was Du mit dem Scheißdrehgefühl meinst,ist die Schmierung der Achse mit zähem Fett und das kriegst Du jedenfalls dort nur mit einer Komplettzerlegung rein.

@Falco:
Wenn Du die Ls-Relais nicht mehr bekommst, kannst Du jedes gute Relais mit gleicher Spannung und Belastbarkeit verwenden. Das sind keine besonders kritischen Bauteile. Allerdings würde ich vorher noch checken, ob das Signal VOR den Relais da ist.

Gruß
Claus


[Beitrag von cmoss am 20. Sep 2010, 08:41 bearbeitet]
Falco1980
Neuling
#13 erstellt: 20. Sep 2010, 15:57
@cmoss


Wenn Du die Ls-Relais nicht mehr bekommst, kannst Du jedes gute Relais mit gleicher Spannung und Belastbarkeit verwende


Das ich Ls-Relais gleicher Spannung und Belastbarkeit nehmen muss ist klar, die Frage war eigentlich eher, ob es generell eine besonders empfehlenswerte Serie oder einen besonders empfehlenswerten Hersteller gibt, wie z.B. bei Elkos die Panasonic FC Serie.

@all

Die Nachfrage bei der Hifi Werkstatt hat ergeben, dass die Potis nicht mechanisch gereinigt oder gegen neue ersetzt werden. Es würde ein Spray verwendet, dass schon älter und nicht mehr erhältlich wäre, sich aber über die Jahre hin immer bewährt hätte. Da sie davon eine größere Menge auf Vorrat haben, können sie es nach wie vor verwenden. Den Namen hat er zwar nicht genannt, aber ich gehe davon aus, dass er damit "Philips 390CCS" gemeint hat.

Wenn ich Paga58 richtig verstanden habe ist der veranschlagte Preis für eine "Spray Reparatur" auf jeden Fall zu hoch. Ich denke da hat er nicht ganz unrecht, denn auch wenn es das Philips 390CCS nicht mehr gibt, könnte ich mir einfach das identische Kontakt-Cleaner 390 für ein paar Euro besorgen und die Teile selbst einsprühen, es wäre der selbe Effekt (unabhängig davon, ob das Benutzen eines Sprays jetzt gut oder schlecht ist)

Vielen Dank nochmals für die vielen Meinungen und Ratschläge. Ich habe mich jetzt dazu entschlossen die Reparatur nicht durch die Werkstatt durchführen zu lassen.
Zum einen konnte ich selbst keine Probleme an Potis oder Reglern feststellen, zum anderen habe ich auch schon oft gelesen, dass der Austausch von Elkos nur aufgrund der Tatsache, dass Sie eine zusammengezogene Isolierung haben, auch nicht immer unbedingt sinnvoll ist. Letztendlich ist da noch die Sache mit dem Runterdrehen des Ruhestroms, der mich auch nicht so ganz überzeugen will.

Deshalb werde ich nun erst einmal Ersatz für meine LS-Relais besorgen und durch einen Bekannten der beruflich mit Elektronik zu tun hatte und deshalb geübt im Löten ist austauschen lassen. Ich denke das gezielte Tauschen ist wohl am sinnvollsten (wie auch schon von euch mehrfach empfohlen). Wenn der Fehler nach dem Austauschen der Relais immer noch auftritt, kann man ja weitere Maßnahmen ergreifen.

Viele Grüße

Falco1980
cmoss
Inventar
#14 erstellt: 20. Sep 2010, 16:22
Hallo,

@falco

die LS-Relais haben definitiv keinen Einfluß auf den Klang, da, wenn sie OK sind, der Übergangswiderstand vernachlässigbar klein ist. Die Frage ist eher eine mechanische, aber mit etwas Lötarbeit kann man sie fast immer anpassen.

Gruß
Claus


[Beitrag von cmoss am 20. Sep 2010, 16:44 bearbeitet]
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